'POLAR BEAR' und 'MONSTER' von ElveasFanfictions
Titel
'POLAR BEAR' & 'MONSTER'
Autor
Genre
Fanfiction
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Punkte können wir keine vergeben, da sich die Vorgehensweise der beiden Geschichten grundlegend unterscheidet. Wenn, dann hätten wir zwei getrennte Bewertungen schreiben müssen. Und was zusammen angemeldet wird, wird zusammen bewertet.
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Cover
Wirkung: Ist es ansprechend?
Beide Cover sind recht ansprechend. Beim Cover von 'Monster' muss man allerdings dazu sagen, dass man leider sehr gut sieht, dass der gute Mann draufmontiert worden ist. Das Licht stimmt mit dem Hintergrund überhaupt nicht und so beißen sich die Schnittränder sehr. Das müsste noch einmal farblich angeglichen werden, damit das passt. Womöglich kann man auch mit einem Eiseffekt von den Rändern aus sein Abbild noch besser einarbeiten.
Bei Polar Bear dagegen sind die zwei Bären wunderbar in den Hintergrund eingearbeitet. Die pinke Schrift sticht dafür seltsam hervo, passt weder zum offiziellen Charakter des Kapitols noch zur Grausamkeit der Hungerspiele - und irgendwie auch nicht zum brutalen Schicksal der beiden Hauptcharaktere. Gleichzeitig wirkt sie zu grobschlächtig für eine tragische Romanze. Anziehend dürfte das Cover trotz und vor allem für Romantiker sein, denn die zwei sehen nicht gerade aus, als würden sie sich an die Kehle gehen wollen. Zumindest nicht aus Gründen der Aggressivität.
Ansonsten sind Grundgedanke und Teile der Umsetzung nicht schlecht. Die Zweiteilung des Titels Monster beispielsweise ist keine schlechte Idee. Auch, dass du mit der Autorenplatzierung spielst, sehen wir als positiv.
Kontext: Passt es zum Titel und zur Geschichte?
Beide Cover passen zur Geschichte, wobei das bei 'Monster' mehr der Fall ist. Loki ist einmal als Charakter abgedruckt, damit kann man nur bei jenen etwas falsch machen, die das für unheimlich einfallslos halten (Syd), einfach den Hauptcharakter abzudrucken. Dazu kommt aber noch der Eiszapfen und der kühle Hintergrund, der widerum sehr gut zu deinem OC in deiner Geschichte passt. Und auch zu Lokis aalglattem Wesen, wenn du dieses denn so beschrieben hättest.
Bei 'Polar Bear' passt die Darstellung des Eisbären zumindest auf Nanook, weniger jedoch auf die anderen Charaktere. Da kommen wir später beim Titel noch drauf zurück. Die Haltung der beiden Polarbären allerdings lässt ziemlich gut auf den Inhalt schließen und passt daher dann doch wieder zum Geschehen. Allerdings weniger zu den brutalen Hungerspielen als zu der Beziehung zwischen Nanook und Lux.
Schrift: Kann man den Titel gut erkennen?
Die Schrift ist in beiden Fällen gut erkennbar, wenn auch die Schrift für den Untertitel bei 'Polar Bear' sehr verschnörkelt ist und das Lesen daher vor allem in der Vorschau stark erschwert. Sonst lässt sich alles sehr gut lesen, da du auf eine entsprechende Größe, wie auch auf einen guten Kontrast geachtet hast.
Der Titel
Kontext: Passt er zur Geschichte?
Beide Titel haben einen starken Bezug zum Inhalt, auch wenn dieser nicht sofort ersichtlich wird. Der Titel 'Monster' passt auf den ersten Blick nicht zu Loki, da dieser eher ein Schelm als ein Monster ist, aber dafür passt er sehr gut zu deinem OC und dem Gespräch, das sich zwischen den beiden entspinnt. Der späte Bezug ist definitiv was für Leser, die nicht sofort in den ersten fünf Sätzen die Aufklärung haben wollen.
Dagegen ergibt sich der zweite Titel 'Polar Bear' sobald du die Bedeutung des Namens deines Protagonisten offenbars: Nanook - Eisbär. Allerdings bleibt das der einzige Bezug, denn auf den Inhalt und das Geschehen passt der Titel nur insofern, dass Nanook der Hauptcharakter und immer am Geschehen beteiligt ist. Das ist etwas schade. Zumal es sich um einen englischen Titel handelt, Nanook in der Geschichte selbst aber nicht Eisbär, sondern Teddybär gerufen wird, was den Bezug noch weiter schmälert.
Wirkung: Klingt er interessant und ansprechend?
'Monster' wie 'Polar Bear' lassen jetzt erst einmal wenig Vermutungen bezüglich des Inhaltes zu. Monster kann sich sowohl auf Loki beziehen, der von einigen sicherlich als Monster angesehen wird, aber Polar Bear lässt sich mit den Hungerspielen nur schwerlich in Verbindung bringen, wenn diese nicht in einer arktischen Arena stattfinden. Zudem ist 'Monster' ein sehr häufiger Titel, der sich nicht unbedingt von anderen abhebt - andererseits hat es einen Grund, weshalb er so oft verwendet wird, denn er klingt nicht schlecht und trifft eben manchmal zu, wie bei dir.
'Polar Bear' ist dagegen weit weniger geläufig, wirft eben die Frage auf, was ein Eisbär mit den Hungerspielen zutun hat, aber der Drang, eine Antwort auf diese Frage zu finden, ist eher gering. Während man sich bei 'Monster' noch fragt, was der Schelm jetzt wieder angestellt hat, stiftet Polar Bear bei uns mehr Verwirrung als Neugier.
Der Klappentext
Äußere Form: Wie lang bzw. kurz ist er?
Öhm, ja, kurz und knackig würd ich mal sagen, ne? Andererseits mögen wir persönlich solche Hinweise wie DL;DR nicht. Mag auch daran liegen, dass wir immer wieder gebeten werden, Geschichten zu lesen und dann auf diesen Hinweis stoßen. Erstens: Man weiß zu Beginn nicht einmal, ob man die Geschichte mag oder nicht. Das sieht man hinterher. Zweitens: Wir haben eine etwas eingeschränktere Wahl. Wir lesen es, weil wir euch einen Gefallen tun wollen. Der Hinweis wirkt auf uns dann immer etwas höhnisch.
Jedenfalls auf keinen Fall zu lang, für eine Kurzgeschichte passend kurz und orthografisch korrekt!
Inhalt: Verrät er zu viel oder zu wenig?
Beide Klappentexte nehmen recht viel vorweg. Einmal weisen sie darauf hin, egal wie die Geschichte beginnt, dass es sich um Romanzen handeln wird und dass es sich nicht um unerwiederte Liebe handeln wird. Das nimmt bei beiden Geschichten schon recht viel vorweg. Der Hinweis, dass einer der beiden am Ende bei 'Polar Bear' dran glauben muss oder dass Loki Maias Liebe erwidern wird, ist überflüssig. Lass dem Leser doch noch ein bisschen übrig, wovon er sich überraschen lassen kann.
Wirkung: Macht er neugierig?
Kommt drauf an. Der Romantiker, der einfach gerne herzerweichende Formulierungen liest, vielleicht. Derjenige, der den Plot erkunden möchte und sich gerne überraschen lässt, den wohl eher weniger, aufgrund des Foreshadowings.
Storyaufbau
Einführung: (Fühlt man sich gut von dir abgeholt oder muss man sich eher in deine Geschichte hineinquälen?)
Während du bei 'Monster' einen sehr schnellen und actiongeladenen Einstieg hast, der auch wenig von der Protagonistin enthüllt, steigst du bei 'Polar Bear' sehr langsam und behutsam ein. Entsprechend kamen wir uns bei 'Monster' auch ziemlich ins kalte Wasser geworfen vor, was zunächst nichts schlechtes sein muss, aber diese Geschichte ist vor allem für Fandomkenner etwas. Wer die Filme nicht kennt oder zumindest mit den Namen der nordischen Götter und dem Hintergrund etwas anfangen kann, der ist hoffnungslos verloren. Hineinquälen muss man sich zwar nicht, aber man sollte vorlaute Ich-Erzähler mögen, sonst geht der Lesegenuss flöten.
'Polar Bear' verzichtet auf die Ich-Perspektive und beschreibt erst einmal in aller Ruhe Nanook - bzw. seine Abneigung und die Bedeutung seines Namens. Man hat mehr Zeit, den Charakter kennenzulernen, wobei es bei 'Monster' mit zur Handlung gehört, dass Maia sich nicht schnell zu irgendwelchen Äußerungen über sich selbst hinreißen lässt. Insgesamt muss man diesbezüglich sagen, dass die Perspektiven andersherum viel besser gepasst hätten. Ein personaler Erzähler kann viel besser Dinge über die Figuren verschweigen und Nanooks innere Monologe hätten zur Ich-Perspektive besser gepasst als die zurückhaltende und abweisende Maia. Allerdings soll das nicht heißen, dass bei Nanook der personale Erzähler unpassend wäre.
Der rote Faden (Ist die Geschicht stimmig und verfügt über einen logischen Aufbau und ist somit nachvollziehbar? Fühlt man sich als Leser von dir abgeholt oder kommt man schwer in die Geschicht rein?)
Uff, das war ein Punkt, der uns etwas ins Seufzen gebracht hat. Man merkt, wo bei dir der Fokus liegt: Zwei Charaktere sollen zueinander finden. Punkt. Der Rest ist schmückendes Beiwerk. Irgendwo noch etwas Tragik, ein bisschen Action und am Ende dann das Geständnis der großen, innigen Liebe. Vermutlich liegt es daran, dass wir beim Rest öfter mal stutzten.
Fangen wir mit 'Monster' an. Weiblicher OC (=Own Charakter, eigens erdachter Charakter des Autors, der nicht im Original vorkommt) bricht einfach mal in das Gefängnis von Asgard ein. Wie ihr das gelungen ist, beschreibst du auch kaum. Es heißt, sie sei plötzlich einfach da gewesen. In Asgard. Wie ist sie überhaupt dahin gekommen? Man kommt nich 'einfach so' nach Asgard. Dazu kommt, dass sie einfach mal mir nichts, dir nichts ins Gefängnis reinspaziert, den Hochsicherheitstrakt kapert und jede Wache, die ihr in den Weg kommt, mit Elektroschocks niederstreckt. Anmerkung, für jene, die das zuhause ausprobieren wollen: Lasst es. Strom + menschlicher Körper ist nur in sehr, sehr engen Grenzen eine gute Idee. Wenn ihr darüber nachdenken könnt, ob es gerade eben eine gute Idee ist, das an euch zu testen, ist es eine schlechte Idee. Wer darüber nachdenken kann, wird gerade mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht an einem Kammerflimmern leiden - wer zuvor mit Strom gespielt hat, den kann dieses zweifelhafte Glück innerhalb des nächsten Tages ereilen. Davon einmal abgesehen, dass die Wachen also nicht in allen Fällen unbedingt einfach so wieder aufwachen werden, ist es das verdammte Gefängnis von Asgard! Wenn man da einfach so reinspazieren könnte, würde Loki da nicht festsitzen, sondern wäre schon gestern geflüchtet. Besondere Skills scheint Maia auch nicht zu besitzten, denn auf dem Rückweg wird sie ja plötzlich doch überrumpelt und wird von zwei einzelnen Wachen mitgeschleift, was im Hinblick auf ihren Einbruch sehr merkwürdig und inkonsequent rüberkommt.
Dann wird Loki nicht umsonst in Einzelhaft gehalten. Im Hochsicherheitstrakt. Warum sollte man eine einfache Einbrecherin, als welche Maia bezeichnet wird, in diesen Bereich bringen? Wir wissen es nicht. Wir wissen auch nicht, wer auf die tolle Idee kam, Leute im Hochsicherheitsbereich einfach mal ohne jede Rückfrage zu vergesellschaften. Wer weiß, ob die sich vertragen? Wer weiß, ob die sich womöglich bereits kennen? Und der Letzte, dem man ein Mittel zur Täuschung in die Hand drückt, und nichts anderes ist ein Mitinsasse, ist LOKI! Von der logischen Seite her betrachtet ist es nonsense. Klar, von der romantischen Seite aus gesehen, wäre die Geschichte ansonsten so nicht möglich gewesen. Obwohl es nicht einer gewissen Tragik entbehrt hätte, wenn Loki und Maia in gegenüberliegenden Zellen gesessen hätten und ihre tiefe Verbundenheit bemerkt hätten, einander aber nicht hätten nahe sein dürfen. Egal, zum nächsten Punkt.
Und zwar wollen wir auch etwas loben: Denn sowohl in den meisten Filmen als auch in den meisten epischen Heldengeschichten geht eines gerne unter: Die Zerstörung, die mit diesen tollen, epischen Schlachten einhergeht. Dass das mal jemand thematisiert ist großartig!
Allerdings waren wir auch bei 'Polar Bear' von der Story nicht sonderlich überzeugt, weil alles, jenseits der romantischen Gefühle, sehr stiefmütterlich rüberkam. Beispielsweise die Wunde von Katja. Angeblich soll sie nicht so tief gewesen sein, ließ sich allein mit Verbandsmaterial und Druck auf die Wunde zum Erliegen bringen, als wäre es nicht schlimmer als ein aufgeschlagenes Knie. Andererseits rührte diese Bauchwunde von einem Speer. Einem ... Speer. Den Katja sich herausgsezogen hat. Sprich: Er musste vorher gesteckt haben. Liebe Kinder: Wenn ein Speer, also so ein richtiger, in euch einfach so stecken bleibt, könnt ihr davon ausgehen, dass das eine ziemlich tiefe Wunde ist. Ansonsten hätte er euch nur gestreift oder ... wäre durch irgendeine höhere Macht vor euch abgebremst worden, weshalb er euch nur angekratzt hat. Oder ist an euren Adamatiumrippen abgeprallt - aber wenn ihr die Prozedur überlebt habt, habt ihr eh die Selbstheilungskräfte von Wolverin. Aber wenn etwas in euch drinsteckt: Lasst es da und sagt einem Erwachsenem Bescheid. Bitte. Macht es nicht wie im Film, zieht den Scheiß raus und sucht irgendein Shirt, was ihr da drauffrickeln könnt. Im Bezug auf die Geschichte: Wenn der Speer wirklich gesteckt hat, muss er bei dem Gewicht, den so ein Wurfspeer hat, einmal durchgegangen sein. Das hört nicht einfach auf zu bluten, nur weil man da ein T-Shirt draufhält. Und wenn es nicht mehr nach außen blutet, dann suppt es nach innen. Und das hört auch nicht einfach von alleine auf. Kurzum: Katja wäre verblutet, was den Vorteil gehabt hätte, dass sie nicht an einer Blutvergiftung langsam dahingesicht wäre. Das sind die beiden Optionen, die sie gehabt hätte.
Dann fragten wir uns, weshalb wegen des jungen, toten Tribut so ein Aufriss veranstalltet wird. Nicht, dass wir uns missverstehen: Ja, das ist tragisch, die Hungerspiele sind im Allgemeinen ein ziemlich grausames Gemetzel. Es sind Jugendliche, die auf einen Kampf um Leben und Tod aufeinandergehetzt und gezwungen werden, sogar gegen ihre eigenen Kammeraden vorzugehen. Das ist brutal. Ja. Aber einerseits kommen deine Charaktere sehr abgebrüht rüber - sind halt Karrieros - aber auf der anderen Seite regen sie sich plötzlich auf, wenn ein fremder Tribut umgebracht wird und wie gottundhimmeltragisch das doch sei. Den Eindruck hatten deine Charaktere vorher gar nicht hinterlassen, sich von so etwas von ihrem Sieg abbringen zu lassen. Wenn sich jemand dem Sinn und Zweck dieser Veranstaltung bewusst sind und damit im Reinen sind, dann sind das Karrierors, die ihr Leben auf nichts anderes hingearbeitet haben.
Solche Dinge haben es uns sehr erschwert, in die Geschichte reinzukommen.
Dramaturgie (Zeichnet sich eine Spannungskurve ab? Oder neigt man dazu den Inhalt deiner Geschichte einfach zu überfliegen?)
Gerade bei 'Polar Bear' fällt auf, dass du Zeitsprünge, die du drin hast, nicht vernünftig kennzeichnest. Da solltest du deutlicher werden, weil es sonst sehr unübersichtlich wird. Erst sind sie bei der Verkündung der Kandidaten und plötzlich stehen sie schon in der Arena. Gib dem Leser einen kurzen Hinweis, dass sich da etwas verändert.
Insgesamt ist die Handlungsdichte gerade in Polar Bear sehr, sehr hoch, wodurch es dann natürlich an Tiefe fehlt. Aber es handelt sich schließlich auch um OneShots. Nur ist die Frage, ob sich ein OneShot eignet, um so viel Informationen mit aufzunehmen. Andere Autoren haben bewiesen, dass man das durchaus machen kann, aber dann eben aufpassen muss, welche Szenen man aufgreift und welchen Fokus man setzt, um eben mit wenig Text eine große Wirkung hervorzurufen. Du hältst dich hier zu sehr mit Kleinigkeiten auf und versuchst alles gleichtief zu beschreiben, wobei dir dann bei den wirklich wichtigen Szenen Tiefe fehlt. So neigt man zum Überfliegen. Leider.
Genrebezug? (Passt der Titel zum Inhalt? Oder brichst du ganz bewusst und gekonnt mit den Vorgaben, um etwas Neues zu wagen?)
Fanfiction. Wat soll man dazu sagen? Ja, passt. Geht halt in einer Geschichte um Loki und in der anderen um die Tribute von Panem.
Charaktere
Charakterset: Sind sie authentisch?
Hier war wohl das größte Manko neben den logischen Zusammenhängen, die in unseren Augen verbessesrungswürdig waren. Fangen wir mit den Originalcharakteren an, bei denen wir nur Loki haben. Der Gott des Chaos. Der Listige. Ein Täuscher und Trickser. Er ist nicht wirklich böse, aber als gut würde ihn wohl auch niemand bezeichnen. Vor allem ist er eins: Ein Egoist, der alles für einen gelungenen Streich oder einen guten Spaß tun würde. Das ursprüngliche Original wurde deshalb von den Göttern Asgards verbannt, weil er den Tod eines Gottes für einen Streich absichtlich herbeigeführt hat. Dort ist er auch Vater des Todesgöttin Hel. Und auch in den Marvel Verfilmungen wir deutlich, dass Loki vor sehr wenig zurücksteckt, um seine eigenen Ziele zu verwirklichen. So, vor diesem Hintergrund ist die Darstellung Lokis, als reumütiges, missverstandenes Wesen, absolut falsch. Man darf in Fanfictions natürlich auch interpretieren oder Charaktere anders darstellen, aber man muss dann damit leben, dass diese Darstellung anderen missfällt. Und hier fällt Loki in unseren Augen völlig aus seiner Rolle. Manche seiner abgebrühten Kommentare passen noch ganz gut zu seinem Charakter, aber die Wendung zum Schluss ist nur so in Einklang zu bringen, dass er irgendwie seinen Vorteil daraus ziehen wollte, Maia rumzukriegen. Denn Loki tut nichts, ohne einen Vorteil davon zu haben und schreckt auch nicht davor ab, jeden und alles dafür zu manipulieren. Und es gefällt ihm, diese Macht zu haben! Hauptsache, er ist es, der zuletzt lacht. DAS ist für uns Loki. Nicht dieses von Selbstmitleid zerfressene Wesen, das mit Maia die Zelle teilt.
Kommen wir zu Maia, deinen OC. Sie hat eine spezielle Gabe, ihre Eltern wurden bei einem Angriff, an dem Loki maßgeblich beteiligt war, getötet und sie wurde stattdessen von einem Mentor aufgezogen, der sie hintergangen hat. Sie hat ihre Eltern, ihren Halt verloren und wurde letztlich auch von ihrer anderen Bezugsperson verraten und verkauft, wodurch sie beinahe hingerichtet worden wäre. Also, ja, man lernt sie schon ein bisschen kennen. Jetzt aber die Frage: Warum will sie ausgerechnet zu Loki, wenn nicht, um ihn zur Rede zu stellen? Was zieht sie zu Loki hin? Gehen wir vom Marvel-Universum aus, gibt es eine Menge anderer Typen, denen sie sich an die Brust schmeißen könnte. Da wäre zum Beispiel der Hulk. Woher weiß sie überhaupt, dass die zwei sich so ähnlich sind? Woher will sie wissen, dass Loki den Angriff nicht geplant und gewollt ausgeführt hat? Die wenigsten, die so etwas erleben, denken sich: "Och mei, der wollte meine Eltern sicher nicht töten. Der wollte nur spielen." Hä? Loki ist kein Hulk, der sich einfach nur nicht im Griff hat. Es gibt nach außen hin auch keinen Grund zu glauben, dass Loki diese Taten irgendwie bereuen würde oder der Leidtragende der Geschichte wäre. Er hat das eiskalt in Kauf genommen. Wie kam Maia also auf den Gedanken, dass Loki ebenso missverstanden, ungebliebt und einsam wäre, wie sie es ist? Dazu versteht man nicht, wie sie nach Asgard gekommen ist, warum sie mal eben alle Wachen außer Gefecht setzen kann, warum man sie zu Loki steckt und was sie an Loki so anziehend findet und wieso sie ihm nicht den Kopf abreißen will, sondern mehr nach Ähnlichkeiten sucht. Wir verstanden nicht einen ihrer Beweggründe.
Bei Nanook und Lux verhielt es sich nicht ganz so schlimm. Ja, Nanook ist aus dem zweiten Distrikt, natürlich ist die Teilnahme an den Spielen eine Ehre für ihn. Lux hat dazu noch ein ziemlich edles Motiv. Interessante Idee, jemandem aus dem ersten Distrikt tatsächlich mehr Charakter und Motive zu verleihen. Das war schön gemacht. Jetzt aber zu der Romanze zwischen den zweien. Nichts dagegen, dass sie zueinander finden, aber vor dem ersten Kuss gehen sie sich nur regelmäßig an und schenken sich keiner Beachtung - und wenn dann nur im Stillen. Worauf du als Autor einfach nicht eingehst: Was genau finden die zwei an sich? Warum ist Nanook Lux' Perfekt? Da sie bisher nicht viel miteinander geredet haben, kann es nur auf Äußerlichkeiten beruhen, oder auf der vielzitierten Liebe auf den Ersten Blick, dem zumindest einer aus der Jury nichts, absolut gar nichts, abgewinnen kann. Da solltest du noch etwas mehr drauf eingehen, um es nachvollziehbarer zu gestalten. Auch, um später den Verlust, den Lux erleidet, deutlicher zu machen. Je weniger nachvollziehbarer das Zusammenfinden ist, je weniger der Leser mitfühlt, desto weniger leidet er letztlich mit.
Charakterdesign: Kann man sich ein gutes Bild von ihnen machen? (nicht nur äußerlich, sondern auch was ihre Eigenschaften betrifft)
Durch die Handlungen und die Äußerungen der Charaktere bekommt man recht viel von ihnen mit. Äußerlich sparst du da zwar an den Beschreibungen, aber vom Innenleben erlebt man recht viel. Es ergibt nur nicht für jeden Leser einen Sinn. uns haben sich da zu viele Fragen aufgetan, die unbeantwortet blieben und dadurch wirkten die Figuren auf uns unberechenbar und auch gestellt. Sie waren dazu da, um zueinander zu finden. Einen anderen Grund für ihre Existenz konnten wir leider nicht entdecken. Natürlich ist es in einer, von dir erdachten Geschichte, dir selbst überlassen, wie du deine Charaktere gestalten willst und auf andere mögen sie auch ihre Wirkung haben. Uns persönlich hatten sie einfach noch nicht genug Tiefe, aber uns ist auch klar, das dies bei einem OneShot nicht so einfach ist.
Metaebene: Wie sind Dialoge und Emotionen beschrieben worden?
Die Metaebene kommt zu kurz, wenn es nicht gerade um romantische Gefühle geht und auch in dem Terraine könntest du noch etwas mehr ausholen. Gerade was Emotionen angeht. Und dabei meinen wir nicht das prickelnde Gefühl, wenn Lux und Nanook sich das erste Mal küssen, es geht darum, dass sich zwei Personen zueinander hingezogen fühlen, dass sie einander schätzen, achten und verdammt noch eins, lieben. Aber nicht einfach grundlos. Und selbst wenn die Charaktere diesen Grund nicht kennen und erkunden müssen, du als Autor solltest ihn kennen. Das kam für uns nicht rüber.
Schreibstil
Ausdruck: Gibt es viele Wortwiederholungen? Verfügst du über ein eher geringes oder über ein weitgefechertes Vokabular? Wie sieht es mit Bildern, Vergleichen oder Metaphern aus? Oder greifst du immer wieder dieselben hohlen Phrasen auf?
Deine Ausdrucksweise ist streckenweise wirklich gut. Du weißt, was du ausdrücken willst und beschreibst es meist recht treffsicher. Auch die Vergleiche oder Bilder, die du für Beschreibungen bemühst, schaffen eine gute Atmosphäre. Wir haben hier wirklich wenig zu bemängeln und sind rein formal von der Geschichte positiv überrascht gewesen.
Allerdings neigst du schnell zu Wortwiederholungen. Bei 'Monster' ist uns in den ersten Zeilen desöfteren das Wort Zellen untergekommen und auch für Namen solltest du dir Synonyme überlegen - das war bei deiner Panem-FF auffälliger.
Und dazu kommt, dass uns an zwei Stellen Worte aufgefallen sind, die recht kindlich wirkten und dadurch sehr deplaziert im Kontext wirkten. Da wäre einmal Lux, der meint, er könne seine Schwester wieder gesundmachen. Das Wort kennen wir sonst nur aus dem Janosch-Kontext (Tiger und Bär, "Ich mach dich gesund"). Der Andere Begriff war 'Verarztung'. "Nach dem Verarzten" hätten wir noch durchgehen lassen, aber 'Verarztung' war dann doch etwas heftig. Pass auf, dass dir solche Patzer nicht passieren und achte auf den Kontext, in dem deine Geschichte spielt. Hättest du einen sehr jungen Charakter gehabt, der das gesagt hätte, wäre das völlig in Ordnung gewesen.
Sonst sind uns keine hohlen Phrasen aufgefallen, die wir zu bemängeln hätten. Schön, hier auch mal wenig negatives ausführen zu müssen. Besonders herausgestochen ist allerdings auch nichts.
Äußere Form: Verwendest du Satzzeichen? Verwendest du sie richtig? Wie steht es um deine Rechtschreibung? Wie ist es mit der Grammatik? Nutzt du lange Bandwurmsätze, ungeachtet der entsprechenden Situation, oder weißt du damit zu spielen?
Was das Bild gestört hat, waren Tipp/Rechtschreibfehler. Als Beispiele hätten wir da "streilem" statt "sterilem", "Tod" statt "tot", "sie" statt "die", was in Hinblick auf den sonst fast fehlerfreien Text sehr auffällig war. Ein weiterer Manko war die Angewohnheit, Fragen nicht mit einem Fragezeichen zu beenden. So wie hier: "Wie spät ist es"
Ansonsten waren vereinzelte Fehler bei der Worttrennung drin, die aber eher anmuteten wie fehlende Leerzeichen und nicht, als wüsstest du nicht, dass sich die Worte auseinander schreiben.
Davon einmal abgesehen, und das wollen wir hier ausnehmend lobend erwähnen, haben wir keine nennenswerten Kommafehler oder sonstige Fehler der Zeichensetzung feststellen können. Grammatikalisch war das wirklich ausnehmend gut. Rein formal also eine echt super Leistung!
Der Gesamteindruck
Ja, formal hat uns die Geschichte wirklich überzeugt. Aber die Geschichten dahinter haben uns inhaltlich einfach nicht mitgerissen. Es wirkte auf uns einfach zu sehr übers Knie gebrochen und die Handlungen neben dem Zusammenkommen zweier Charaktere wirkten unausgereift und lieblos, worunter eben auch der Gesamteindruck litt. Lass dir mehr Zeit mit deinen Geschichten, beantworte die offenen Fragen deiner Erzählungen und versuch nicht auf Teufel komm raus Handlungen zu erzwingen, sondern setz dich hin und überlege, wie du es anstellst, diese Handlung logisch herbeizuführen. Sei dabei durchaus kritisch zu dir selbst! Hinterfrage dein Tun.
Letztlich bleibt aber auch zu sagen, dass es einige Leser gibt, denen deine Werke gefallen. Bedenke, dass eine Änderung deiner Vorgehensweise oder deines Stils denen nicht immer Gefallen muss. Was du also hiervon mitnimmst und berücksichtigst, liegt bei dir.
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