'Lorania - die Auserwählte' von LadyDrakara

Titel

Lorania - die Auserwählte

Autor

LadyDrakara

Genre

Fantasy

***

Cover

Wirkung: Ist es ansprechend?

Ja, das Cover ist sehr ansprechend. Die Farben passen gut zueinander, es wirkt warm, angenehm und einladend. Mehr als es Blau- oder Grüntone tun würden, da ist es nämlich schwierig, einen ähnlich einladenden Effekt zu kreieren.

Allerdings stört der graue Streifen am linken Rand, der auch noch den unteren Bogen des Ls von Lorania hart abschneidet. Das sollte schöner gemacht werden.

Was (uns) auch noch negativ auffällt ist, dass man wieder einmal in ein Gesicht starrt. Ein Gesicht, mit dem man nichts verbindet. Wer dein Buch zum ersten Mal aufschlägt, der kennt Liv noch nicht. Der kann sich nichts unter ihr vorstellen. Für den ist es nur ein verträumtes Mädchen mit Gänseblumen in den Haaren. Aber positiv müssen wir sagen, dass es ein selten verwendetes Bild ist und außerdem kein pseudomelancholischer Ausdruck genutzt wurde.

Kontext: Passt es zum Titel und zur Geschichte?

Um gleich auf das Gesicht zurückzukommen: Liv kommt uns auch nicht wie eine derart ruhige Persönlichkeit vor, die mit Blumen im Haar auf einer Wiese liegt. Auch fanden wir keine Stelle, an der Gänseblumen eine Rolle gespielt hätten. Damit ist es zwar ein vergleichsweise ansehliches Bild, aber es hat wenig Bezug zum Inhalt. Sieht man von den roten Haaren ab, die das Mädchen auf dem Cover mit Liv teilt. Aber man sieht sie nicht als eine Person.

Der Fantasyaspekt ist mit der Schriftart und den glühenden Punkten gut aufgegriffen, allerdings lässt das verhältnismäßig junge Gesicht eher auf ein Jungedbuch schließen. Vielleicht solltest du dir einen anderen Aspekt deines Buches überlegen und diesen auf dem Cover platzieren. Zum Beispiel ein glühendes Amulett. Nur so als Idee.

Schrift: Kann man den Titel gut erkennen?

Die Schrift gefällt uns ausnehmend gut und sie passt auch zur Gestaltung des Covers, zum verträumten Ausdruck des Mädchens und der warmen, gemütlichen Atmosphäre. Man kann alles gut lesen, abgesehen vom Beginn deines Accounts und dem "by" der Autorennennumg. An der Stelle müssen wir noch einmal auf die Sache mit der multilingualen Gestaltung hinweisen. Es ist ein deutsches Buch. Erstens ist es vollkommen ok, nur den Autorennamen dort hinzuschreiben, ohne jeden Zusatz. Will man einen Zusatz dabeischreiben, dann wäre es, bei einem deutschen Buch, zielführend, das auch in der Zielsprache des Werks zu formulieren. Also "Geschrieben von ..."

Wir waren allerdings etwas erschrocken, als wir gesehen haben, dass der Covermaker ebenfalls genannt worden ist. Nichts gegen Nennung der Covergestalter, aber entweder, man schreibt ihn aufs Cover, oder man lässt es. Aber man macht kein Suchspiel daraus.

Der Titel

Kontext: Passt er zur Geschichte?

Liv ist eine Auserwählte, es geht um Lorania, das passt schon. Das lässt sich einfach nicht bestreiten und darüber braucht man im Grunde auch gar nicht zu diskutieren. Nur ist der Titel eben schon sehr wegweisend und der Kontext ist für jeden Blinden zu begreifen. Dazu kommen wir im nächste Teil.

Wirkung: Klingt er interessant und ansprechend?

Es ist eine "Und täglich grüßt das Murmeltier"-Wirkung. Wie viele Geschichten mit Auserwählten gibt es? Man könnte fast sagen, in so ziemlich jeder Fantasygeschichte gibt es einen Charakter mit einer mystischen Bestimmung, die nur er erfüllen kann. Wir verstehen, dass das Motiv seine Reize hat und dass Autoren damit arbeiten wollen. Gerade, weil es so oft auch in käuflichen Werken aufgegriffen wird, ist es natürlich sehr präsent und wir können begreifen, weshalb man sich einmal selbst daran versuchen möchte und dazu inspiriert wird. Aber bitte, schreibt das dann doch nicht direkt in den Titel rein! Weder Harry Potter, noch Die Tribute von Panem hatten einen solchen Untertitel und das aus gutem Grund.

Such dir ein Motiv, das dein Buch einzigartig macht und arbeite das in den Titel ein. Mal ein schlechtes Beispiel, aber es ist ein wiederkehrendes Bild: "Lorania - Das magische Amulett" Gerade, wenn du vorhast, eine Reihe zu schreiben, solltest du da irgendwas finden, das ausgerechnet dieses eine Buch charakteresiert und dich von anderen Büchern unterscheidet, damit der Leser genau dieses eine Buch lesen will. Und nun los, such!

Der Klappentext

Äußere Form: Wie lang bzw. kurz ist er?

Die Länge des Klappentextes ist völlig in Ordnung. Aber kommen wir zu den anderen Formalitäten. Zum einen finden sich in dem doch sehr übersichtlichen Klappentext 13 Fehler. Dreizehn. Eins-Punkt-Drei. Umgerechnet auf geschätzt 150 Wörter fast 10%. ("Aber Zahlen und Zwölf schreibt man aus!" - Ja, außer in Sachtexten. Da sollen Zahlen (Fakten) ja auffallen.)

Dazu kommt noch, dass du das Wort König in gefühlt jedem Satz benutzt. Das ist so ein Kandidat für Auslassung oder Synonyme. Mal kann man es einfach mit "Er" oder "Der" kürzen, oder man ersetzt es mit "Monarch", "Herrscher" usw. Das stört schon beim Lesen. Wieder so ein "Und täglich grüßt das Murmeltier"-Effekt.

Inhalt: Verrät er zu viel oder zu wenig?

Was der Klappentext schon einmal vorwegnimmt, ist, dass die Enführung von Liv, um die sich die ersten vier Kapitel drehen, gelingen wird. Der Leser liest also die ersten vier Kapitel, mit dem Wissen, dass Liv ohnehin keine Chance hat - abgesehen davon, dass deine Protagonistin es dem Leser alle zehn Sätze um die Ohren haut, aber dazu kommen wir später.

Vielleicht solltest du den Klappentext so aufbauen, dass nicht klar wird, wie es zu dem Treffen zwischen Liv und dem Monarchen kam und nur, dass das Mädchen vor eine schwierige Entscheidung gestellt wird. So liest man von der Entführung, bringt sie aber nicht sofort in Zusammenhang mit dem Treffen der beiden und der Ausgang bleibt ungewiss.

Wirkung: Macht er neugierig?

Wie oben deutlich gemacht: Nein. Uns jedenfalls nicht. Es ist ein Zusammenspiel vieler Komponenten. Einmal dem Titel, der auf eine sehr breitgetretene Thematik (Choosen One) hindeutet und dann noch der Klappentext, ein junger Charakter gegen den Rest der Welt, der das Ganze noch einmal unterstreicht, wecken nicht unbedingt die Lust, das Buch aufzuschlagen und es zu verschlingen. Es gibt einfach nichts, was dich vom Rest abhebt, außer ein nettes Cover. Und das ist, um Neugier zu wecken, einfach zu wenig.

Tags

Deine Tags sind an und für sich sehr gut gewählt. Du sprichst Motive an, nach denen interessierte Leser suchen könnten. Gut, die Awards sind natürlich Pflicht, da wollen wir gar nichts gegen sagen. Allgemein gibt es bei diesem Punkt nichts Negatives zu erwähnen.

Storyaufbau

Einführung: (Fühlt man sich gut von dir abgeholt oder muss man sich eher in deine Geschichte hineinquälen?)

Du beginnst mit einem Prolog, der auch wirklich ein Prolog ist - bis auf die Tatsache, dass er dafür eigentlich zu lang ist. Sieht man davon einmal ab, vermuten wir, dass deine Intention folgende war: Du wolltest möglichst viel Spannung aufbauen, viele offene Fragen aufwerfen und bloß nicht zu viel zur Person verraten, geschweigedenn die Hintergründe offenbaren. Liegen wir damit richtig?

Dein Plan hat einen Haken. Eigentlich willst du so gut wie gar nichts verraten, schreibst aber trotzdem sehr viel Text darüber. Gerade dadurch, dass du viele Andeutungen reinbringst, aber selten konkret wirst, stiftest du weniger Spannung als Verwirrung. Man liest von einem Typen, dessen Namen man nicht kennt, der in einer Diskothek Mädchen irgendwas in ihre Getränke mischt, sie dann einfach in der Wallachei liegen lässt und verschwindet. Und man lernt, dass er diese Orte nicht leiden kann. Eigentlich war es das damit und das ließe sich in weit weniger Worten ohne konfuse Andeutungen verschriftlichen. Da dir ungünstige Andeutungen öfter unterlaufen, werden wir das nicht hier erläutern, sondern einige Zeilen weiter unten, unter dem Punkt "Dramaturgie". Da werden wir auch Beispiele aus dem Prolog nennen.

Was das Genießen der Geschichte außerdem sehr erschwert, ist deine Grammatik. Nicht einmal so sehr die Rechtschreibung (s. weiter unten), sondern tatsächlich Satzstellung und seine Freunde. Gehen wir später drauf ein, aber wir mussten fast jeden dritten Satz zweimal lesen und haben in jedem Satz mindestens einen Fehler gefunden. So etwas schreckt massiv ab.

Dann ein Punkt, den wir eigentlich schon in unsere Bewertungsschablone als Textbaustein integrieren können. Autorenanmerkungen. Ihr wisst, dass wir die nicht mögen und selten für gerechtfertigt halten. In einem Fall finden wir sie nicht gerechtfertigt, da dort nichts anderes steht, als dass das der erste Teil der Geschichte ist (Ach, echt?!) und natürlich darf die obligatorische Rückmeldungsbitte nicht fehlen. Leute, Leser melden sich schon, wenn sie das wollen. Schreibt in euer Profil, dass ihr auf Feedback neugierig seid oder so, aber knallt es nicht unter JEDES Kapitel. Und lasst die Smileys weg. Und wenn, dann schreibt gefälligst orthografisch korrekt! Zumindest die drei Bettelsätzen - ja, so hart es klingt, aber nichts anderes ist es - sollte man fehlerfrei auf die Reihe kriegen, um seinen guten Willen zu bezeugen.

Gut, ist ja nur der Prolog. Zumindest war er nicht in der Ich-Perspektive geschrieben, sondern in der dritten Person, was uns persönlich das Lesen wieder um einen kleinen Punkt angenehmer gestaltet hat. Das erste Kapitel hat uns den Gefallen nicht mehr getan, denn du wechselst die Perspektive. Ab dem ersten Kapitel wird die Geschichte somit aus der Sicht der Protagonistin, Liv, erzählt. In der Ich-Perspektive. Und vermutlich im Präteritum. Man weiß es nicht. Wie auch im Prolog bist du, was die Zeiten anbelangt, höchst unsicher. Das erhöht die Akzeptanz des Leser, gegenüber einem solchen Umbruch, wie dem Wechsel des kompletten Settings inkl. Perspektive, nicht.

Dafür hast du eine weit übersichtlere Situation gewählt, um den Leser an die neue Situation zu gewöhnen. Eine belebte Straße, aber neben Liv ist niemand im Fokus, so dass man als Betrachter ein wenig Zeit bekommt, sie zu beobachten und ihren Gedanken zu folgen. Man erfährt, dass in den letzten Tagen einige Mädchen in Clubs betäubt worden waren (etwas, das leider ständig und überall passiert, daher wird man ja auch immer angehalten, seine Getränke bitte im Auge zu behalten) und hat somit auch direkt einen Bezug zum Prolog, was ein guter Schachzug ist. Das ist ein Kniff, den du auf jeden Fall behalten solltest. Sonst: Bau die Hürden für den Leser ab. Muss der Perspektivwechsel sein? Kannst du Andeutungen nicht streichen, wenn du sie ohnehin nicht aufgreifen willst? Willst du den Text nicht mal endlich formal überarbeiten?

Der rote Faden (Ist die Geschicht stimmig und verfügt über einen logischen Aufbau und ist somit nachvollziehbar? Fühlt man sich als Leser von dir abgeholt oder kommt man schwer in die Geschicht rein?)

Tja, der rote Faden. Wir können ihn bis zum fünften Kapitel bewerten. Nein, weiter haben wir nicht gelesen. Es war Arbeit genug und wir könnten allein damit schon ein Buch füllen. Wir haben uns neuerdings eine Wortgrenze gesetzt. Ab 8000 Wörtern Bewertung ist Schluss. Auch aus dem Grunde, weil dann genügend Tipps zusammengekommen sein müssten, dass der Autor erstmal dazu kommen muss, das einzuarbeiten.

Genug der Rechtfertigung von unserer Seite. Kommen wir zu den Fakten. Es geht darum, dass Liv eine Auserwählte ist. Oder die Tochter einer Verräterin. Das scheint wohl auf die Perspektive anzukommen. Jedenfalls trifft die junge Dame auf einen merkwürdigen Typen, der Mädchen in Discos betäubt und diese Masche auch bei ihr versucht, sie allerdings dagegen immun zu sein scheint. Daraufhin wird sie abends in ihrem Haus von einer fremden Truppe aus Hobbyninjas erwartet, die versuchen, sie zu entführen. Der Begriff Hobbyninjas fällt nicht, aber die Kämpfer scheinen übernatürliche Kräfte zu haben. Ihr wisst schon, Dinge herumfliegen lassen oder mental Einfluss auf Personen nehmen. So Nin-Jitsu-Kram eben. Liv versucht sich zu wehren, aber, wer bis hierher aufmerksam gelesen hat, wird wissen, wie das ausgeht.

Im Allgemeinen ist das ja kein schlechter Subplot. Das kann so funktionieren, es hat auch Potenzial für Spannung und Action. Aber es sind immer mal wieder Kleinigkeiten, die logisch nicht schlüssig sind oder zumindest uns eine Erwähnung wert wären.

Fangen wir mal mit dem moralischen Zeigefinger an, um das schnell hinter uns zu bringen. Im Prolog kippt der fremde Kerl Mädchen etwas in ihr Getränk, woraufhin ihnen später schlecht und schwindelig wird und sie das Bewusstsein verlieren. Diese hilflosen Personen - ja, wer nicht mehr bei Bewusstsein ist, der gilt als hilflos, da sie sich ja nicht mehr selbst helfen können - lässt er dann irgendwo in einem Gebüsch am Straßenrand liegen. Wie genau, steht da nicht, aber gerade, wenn den Mädels auch noch vorher schlecht war, wäre es eine dumme Idee, sie rücklings irgendwo zu lagern. Warum? Naja, man kann auch im bewusstlosen Zustand erbrechen. Nur gibt es im Zweifel keine Automatismen, die verhindern, dass das Zeug dann einfach wieder der Schwerkraft folgt und fast dahin zurückfließt, wo es hergekommen ist. Nur leider nicht in den Magen, sondern in die Lunge. Was langfristig hässliche Folgen haben, aber auch schon recht kurzfristig mit Ersticken enden kann. Der Kerl riskiert also nicht nur wegen gefährlicher Körperverletzung (Medikamentengabe ohne Einwilligung ist genau das) und unterlassender Hilfeleistung, sondern wegen fahrlässiger Tötung oder gar Mord dranzukommen. Kommt drauf an, was für einen Tag der Richter gerade hat. Aber nun gut, vielleicht ist ihm das ja wirklich egal.

Dann stellte sich uns die ein oder andere weitere Frage: Zum Beispiel, wie eigentlich Schnee riecht. Irgendwo nimmt Liv Schnee in die Hand und saugt den Geruch von frischem Schnee an. Und wenn es nicht gerade gelber Schnee ist, dann riecht Schnee wie Wasser. Nach nix. Oder irren wir uns da?

Weiter im Text. Als Liv gegen eine Laterne rennt, beschreibst du, wie dramatisch der Zusammenstoß doch war. Erst zum Ablauf. Das Mädel ist kurz vorher stehengeblieben, stratzt dann wieder los und rennt voll gegen den Pfosten. So schnell kann sie also noch nicht unterwegs gewesen sein. Hatte ja kaum Zeit, Anlauf zu nehmen. Sie muss also echt doof aufgekommen sein, dass das gleich mit Nasenbluten endet. Aber gut, nehmen wir das einfach mal so hin. Warum bemerkt später niemand, dass sie starkes Nasenbluten gehabt hat? Sie hält sich ja später nichtmal ein Taschentuch vor die Nase, das sie kurz danach mühevoll hervorkramt. Wenn ihr Verletzungen euerer Figuren beschreibt, lasst die nicht einfach unter den Tisch fallen. Wer A sagt, muss auch B sagen. Und das heißt, dass zumindest innerhalb der Nase vorerst so ein dunkler, unansehlicher Blutrand bleibt, wenn man nicht penibel saubermacht (was auf offener Straße doof aussieht und direkt danach mit dem Tuch in der Nase prökeln meist nur zu mehr Nasenbluten führt) oder die Nase ohnehin läuft und der Schnodder das mit nach draußen schwämmt. Was, ihr seid gerade beim Essen? Tschuldige, da müsst ihr jetzt durch. Jedenfalls passiert es auch ganz gerne mal, gerade wenn man keinen Spiegel zu Hand hat, dass man Blutspuren im Gesicht nicht wegbekommt. Wenn das Zeug erstmal angetrockenet ist, kriegt man das mit einem trockenen Taschentuch nicht so leicht weg. Und das schmiert wie sau. Und Nasen bluten gerne mal doll, vor allem, wenn sie bluten, weil sie jemand gehauen hat. Ist ne Sauerei. In der Zeit, in der man kramt, geht auch schonmal was auf die Klamotten.

Dann, endlich kommt die junge Frau im Café an, setzt sich hin und sieht irgendwann einen Typen am Eingang, der sich später zu ihr gesellen wird. Du beschreibst vorher nicht, wie groß oder klein die Lokalität ist, daher ist es schwer einzuschätzen, wie weit Liv von ihm entfernt ist. Da er aber scheinbar nicht bemerkt, dass sie ihn anstarrt, ist es offenbar kein kleines, sondern sehr weitläufiges Lokal. Andererseits kann Liv ihn genaustens beschreiben - bis hin zum Amulett, das er um den Hals trägt, das sie bishin zum Schliff beschreibt. Juveliere nehmen dafür eine Lupe. Entweder das Café ist echt extrem klein und der Typ braucht einfach nur sehr lange, um sie ausfindig zu machen (Brille? Fielm...abende könnten interessant mit ihm werden) oder Liv ist näher mit Greifvögeln verwandt, als sie sollte und hat einfach extrem gute Augen.

Apropos Augen. Das Geplänkel zwischen Männlein und Weiblein zieht vorrüber, das Mädchen verfällt in Tagträumereien und ihre Freunde kommen, ohne, dass sie die weiter beachtet. Kann passieren, manchmal ist man mit den Gedanken einfach woanders. Diese Freunde lassen es sich aber drei Minuten lang gefallen, dass Liv sie ignoriert. Und zwar nicht trotzig oder beleidigt, sondern sie starrt mit glasigen Augen vor sich hin, ohne auf Ansprache zu reagieren. Erst wird diese Zeitspanne nicht benannt und wir fragten uns, ob Freunde immer so überbesorgt sind, als sie Liv, nachdem die endlich reagiert, betüddeln, aber verflucht! Die sind derbe gechillt! Drei Minuten lang reagiert jemand nicht, wenn man ihn anspricht? Schnappt euch mal jemanden, setzt den irgendwohin und sagt dem, er soll drei Minuten nicht mit euch reden. Stellt euch einen Wecker dafür. Und dann versucht ihn auf euch aufmerksam zu machen, während er euch ignoriert und stumpf in der Gegend herumstarrt. Glaubt mir, zehn Sekunden reichen völlig, um echt gruselig zu sein und einem ein verdammt schlechtes Gefühl in der Magengegend zu machen. Spätestens, wenn man jemanden berührt(!), erwartet man eine Reaktion. Wenn die nicht kommt, dann ist echt was verdammt faul. Medikamentenmissbrauch, Krampfanfall, Hirnblutung ... in dem Szenario fallen uns viele unschöne Dinge ein, die als Ursache infrage kommen.
Wenn derjenige dann, wenn er endlich mal ein Lebenszeichen von sich gibt, auch noch immer glasige Augen hat, ist das durchaus ein Grund, die Person zu einem Studierten zu schleifen und mal zu fragen, was da kaputt ist.

Und wo wir gerade bei Medikamentenmissbrauch sind! Liv, die das Geschehen um die betäubten Mädchen angeblich nicht die Bohne kümmert (so zumindest Stand Kapitel 1), ist auf dem Rückweg nach Hause plötzlich vollkommen hysterisch, sieht Gespenster an jeder Ecke und rennt völlig panisch heim. Erste Reaktion zuhause, als sie die Tür hinter sich schließt: Erstmal ne Beruhigungstablette. Spätestens an der Stelle wüssten wir gerne mal, wie alt Liv eigentlich ist. Sie lebt noch bei ihren Eltern, wir schätzen sie auf unter 18 Jahre ein und da sollten Kinder A) Medikamente noch nicht eigenständig im Zugriff haben (Notfallmedis wie Asthmaspray oder Epipen, sowie Insulin für Diabetiker oder eben Medikamente, die sie regelmäßig nehmen muss ausgenommen und auch die nur nach Training) und B) das sollte für Kinder und auch für Jugendliche nicht normal und keinesfalls die erste Wahl sein. Weder die obligatorische Aspirin bei Kopfschmerzen, noch der routinierte Griff zur Schlaftablette bei Einschlafstörungen und auch nicht eine Beruhigungstablette. Wenn man Kindern so etwas von klein auf beibringt, ist klar, wie die ganzen Leber- und Nierenschäden aufgrund von ständiger Schmerzmittelnahme bei Nichtigkeiten zustande kommen, die man durch Beseitigung der Ursache viel besser hätte bekämpfen können. Aber hey, ist doch nur Ibu oder ne Paracetamol! Und wir reden hier nicht von ständiger Schmerzmittelnahme aufgrund von chronischen Krankheiten, starken Migräneanfällen, gegen die man was verschrieben bekommt, sondern den alltäglichen Wehwehchen der Weltbevölkerung, wie ein bisschen Kopfweh, weil zu wenig Schlaf, zu wenig getrunken, Wetterfühligkeit oder nahender Infekt. Egal.
In Livs Situation wäre eine viel naheliegende Strategie gewesen, jemanden anzurufen, dem sie vertraut und dem sie von ihrer Angst erzählen kann und damit sie nicht mehr alleine damit ist. Oder auch, wenn sie zu den Nachbarn gegangen wäre. Da sie ohnehin sehr überdreht und hysterisch ist, wäre es von ihren Eltern clever gewesen, ihr Strategien zur Beruhigung an die Hand zu geben, wie (so blöd es klingt) Atemtechniken oder Entspannungsübungen. Oder eben eine Nummer einer Vertrauensperson im Kurzwahlspeicher des Handys. Aber klar, Pillen gehen auch.

Widmen wir uns mal Livs Angst, dass der Fremde ja so viel, eigentlich alles, über sie wisse. Weiß er das? Was hat sie ihm im Café erzählt? Ihren Namen und ... das wars. Mehr hat sie ihm nicht erzählt. Er hat sie zwar nach ihrer Familie gefragt, aber sie hat ihm keine Antwort geben können. Entweder, mehr interessantes als ihren Namen, gibt es über Livia nicht zu erfahren, oder aber, er weiß einfach gar nichts von ihr.

Wir müssen noch einmal auf den Punkt zurückkommen, als Livia zuhause ankommt und erleichtert, unendlich dankbar, endlich zuhause zu sein, an der Tür herabsinkt. Das verdeutlicht ihre Hysterie sehr gut, aber wo wir stutzten, war, als sie sich erhebt, damit ihr nicht schwindelig wird. Da müssen wir wieder einen kurzen Exkurs machen. Diesen Schwindel, wenn man morgens aus dem Bett aufsteht, der kommt dadurch zustande, dass unsere Gefäße, wenn wir entspannt sind und uns nicht gerade sportlich betätigen, sondern faul irgendwo in der Gegend herumliegen (z. B. weil wir schlafen) sich weitstellen. Im Liegen funktioniert das super, weil das Herz das Blut ja auch nicht großartig hoch und runter pumpen muss, sondern es sich auf einer sehr begrenzter Ebene bewegt. Wenn wir stehen ist es viel anstrengender für den Herzmuskel, weil da die Schwerkraft viel mehr mit reinspielt und dagegen muss er ankämpfen und den Höhenunterschied zwischen Fuß und Kopf überwinden. Dafür verengt es normalerwiese die Blutgefäße, damit einfach schonmal weniger Platz für das Blut ist und es nicht einfach nach unten fließt (versackt). Dieser Mechanismus funktioniert nicht immer sofort nach dem Wachwerden so super.
Aber aus der Erklärung sollte deutlich werden, dass es keinen Schwindel erzeugen sollte, wenn man sich aus dem Stand hinsetzt oder -legt, weil der Bluttransport dadurch ja einfacher wird, weil: Geringerer Höhenunterschied. Dagegen wird es eher wahrscheinlicher, wenn man vom Sitzen in den Stand wechselt. Weil: Größerer Höhenunterschied. Es ist also absolut sinnlos, wenn Liv Schwindel vermeiden will, wenn sie aufsteht. Das ergibt so viel Sinn, wie später, als sie die Augen langsam öffnet um sich vor dem Licht zu schützen.

Nächste Frage, die gar nicht mal auf den Punkt Unlogik hindeutet, aber auf Gelegenheiten, zu beschreiben und deinen Figuren mehr Hintergrund zu geben. Livia ist allein zuhause, hört Geräusche und will sich bewaffnen. Sie schleicht zur Treppe und greift sich einen Golfschläger. Völlig ok, aber du hättest hier die Chance gehabt, das Hobby eines Hausbewohners zu beleuchten. Einfach nur, indem du gesagt hättest, wem der Golfschläger gehört. Erbstück des Opas? Ist der Vater Golfler? Oder hat er die Schläger nur so? Ein schöner Einwand wäre beispielsweise gewesen: "Jetzt waren die nutzlosen Dinger mal zu was gut, verstaubte das Golfset ihres Vaters doch zumeist unter der Treppe, das er nur aus Prestigezwecken besaß, aber niemals brauchte." Aus solchen Zusammenhängen kann man so viel machen! Allein das wissen, wer im Haus Golf spielt, ist eine zusätzliche Information für den Leser, um die Bewohner besser kennenzulernen. Und um zu erkären, warum es da Golfschläger gibt. So alltäglich sind die auch nicht.

Wo es in dieser Stuation innerhalb des Hauses allerdings unlogisch wurde, war einige Momente vorher. Livia bemerkt ein Geräusch, von dem sie selbst sagt, dass es von draußen kommt. Was macht sie also? Geistesgegenwärtig verschließt sie Türen und Fenster und zieht die Vorhänge zu oder macht die Rolläden runter. Nein. Sie sucht nach der Quelle des Geräuschs, nachdem sie sich bewaffnet hat. Ok, die Neugier des Menschen treibt einen manchmal zu merkwürdigen Dingen. Ja, passiert. Aber wenn man draußen ein Geräusch hört,  warum sucht man dann DRINNEN nach der Ursache? Das passt nicht. Es sei denn, Liv steht in einem Raum und das Geräusch kommt aus einem anderen Raum - also draußen = außerhalb dieses einen Raums. Das wird aber gar nicht deutlich.
Und weshalb kennt Livia nicht die Stufen, die knarren? Im eigenen Elternhaus? Entweder, es ist eine Arschlochtreppe, die einfach überall knarzt, oder das Mädel ist merkwürdig. Wie ist die denn sonst als Kind an Wochenenden heimlich früher runter geschlichen? Oder als junger Teenie heimlich nach draußen? Merkwürdige Menschen ... aber gut, scheint es zu geben.

Zu guter Letzt bleiben dann noch die Hobbyninjas, die letztlich in der Wohnung stehen und das Mädchen einkesseln. Was macht sie? Sie schmeißt mit einer Kerze nach dem Typen. Wir wissen, es sind keine Menschen. Die spitzen Ohren machen sie entweder zu einer Art Elfen oder zu Vulkaniern. Für letztere sind sie allerdings zu grobschlächtig. Sagen wir, es ist eine ganz eigene Art Wesen und die Haut dieser Wesen scheint so dünn wie Papier zu sein. Denn als die Kerze jemanden in der Tat am Kopf trifft ... fängt der an zu bluten. Setzen wir mal voraus, dass die gute Liv Profihandballerin ist und hat einfach eine Rückhand wie der Teufel. Selbst dann gibt eher die Kerze nach, als dass die Haut schaden nimmt. Wachs ist schließlich weich. Und wir gehen nicht davon aus, dass Livia eine Taufkerze nach ihm geschmissen hat, sondern eher eine handelsübliche, fingerdicke Kerze. Das gibt höchstens eine Beule.

Wie die Jugendliche in einem Himmelbett liegen eine Zimmerdecke betrachten will, haben wir schon nicht mehr hinterfragt. Insgesamt solltest du dir deine Handlung noch einmal kritisch ansehen, um die kleinen, aber zahlreichen kleinen Löcher, zu flicken. Sie schwächen die Wirkung der Geschichte ungemein, wenn gleich der Gesamtfaden erkennbar bleibt.

Dramaturgie (Zeichnet sich eine Spannungskurve ab? Oder neigt man dazu den Inhalt deiner Geschichte einfach zu überfliegen?)

Ein großer Kardinalsfehler, den du immer wieder im Buch machst, ist, dass du zuerst die Wirkung und dann die Ursache beschreibst und damit sehr, sehr, SEHR merkwürdige Assoziationen bei uns geweckt hast. Das hat zwar das Humorlevel unfreiwillig sehr stark angehoben, da wir diesmal das Glück hatten, das Buch wirklich zusammen zu lesen, aber das ist nicht der Effekt, den du hervorrufen wolltest. Haben wir schon Tom vorgestellt? Egal, später.

Fangen wir mit dem ersten Beispiel an, um einmal zu verdeutlichen, was wir meinen: Im Prolog, der ja voller unbeantworteter Fragen ist, benennst du ja auch das Amulett nicht. Stattdessen haben wir einen männlichen Protagonisten, der auf seine Brust starrt und ein Leuchten registriert. Lassen wir das einmal einige Sekunden wirken. Ein Typ starrt runter auf seine Brüste und stellt fest: "Das Leuchten war noch nie so stark". Lies diesen Absatz noch einmal und überlege dir, was für ein Bild da uns in den Kopf kam? Genau, ein Typ mit leuchtenden Brüsten! Die wurde er auch nicht mehr los. Das ist so ein groteskes Bild, das vergisst man einfach das ganze Buch über nicht. Du hättest das Amulett - ja, wer das Buch nicht kennt: Es ist ein Amulett, das leuchtet - zumindest andeuten können, ohne es detailiert zu beschreiben. Das hätte schon völlig genügt. Ihr müsst immer damit rechnen: Wenn ihr offene Fragen habt, versuchen die Leser, sich diese selbst zu beantworten. Und man muss ihnen so viel an die Hand geben, dass dabei kein vollkommener Stuss rauskommt! Zumindest das.

Das zweite, wo Ursache und Wirkung noch besser rauskommen, ist, als Liv über die Straße geht und sie plötzlich Schmerzen in ihrer Hüfte spürt, dann taumelt und in eine Pfütze tritt. Im Zitat: "Schmerz breitete sich in meiner Hüfte aus. Taumelnd verlor ich mein Gleichgewicht und tolkete zur Seite. Schließlich fand ich es wieder, trat dann jedoch aus Versehen in eine Pfütze." Zunächst einmal verbindet man ab da mit deiner Protagonistin eine Abneigung gegen Wasser. Als nächtes versucht man ihr Alter zu schätzen: Plötzliche Schmerzen in der Hüfte? Womöglich wegen Wetterfühligkeit? Naja, das kann ab Vierzig schon einmal hin und wieder passieren. Man wird halt nicht jünger. Da der Schmerz sie aber überrascht, scheint es das erste Mal gewesen zu sein, dass ihr so etwas passiert und dann ist die Frage, warum es sie nicht schockiert, dass sie das sogar aus dem Gleichgewicht bringt und sie erstmal zum Arzt geht. Nein, sie ärgert sich darüber, dass sie in eine Pfüte getreten ist.
Das wird erst dann sinnvoll, wenn man parallel die Ursache betrachtet, die du erst danach offenbarst. "Kein Grund sich zu entschuldigen", schrie ich wütend[] demjenigen hinterher[,] der mich anrempelte." Liv wurde angerempelt. Zunächst mal ist das Komma falsch gesetzt (Realtivsatz) und zweitens müsste "anrempelte" im Plusquamperfekt stehen, da sie bereits angerempelt worden war und nicht gerad ein diesem Moment angerempelt wird. Wie es dabei dazu kam, dass eine alte Dame mit Gehstock (ja, genau, die hat sie so brutal angerempelt - oder mit ihrem Gehstock verprügelt) ihr derartig heftige Schmerzen zufügt, dass sie gar beginnt zu taumeln, sei einmal dahingestellt, aber wenn du geschrieben hättest, dass sie von hinten angerempelt wird und dann eben den Schmerz wahrnimmt (wo auch immer der herkam), wäre das eine komplett andere Situation gewesen. Man bekommt doch mit, wenn man von hinten angerempelt oder gestoßen wird. Da solltest du in Zukunft besser drauf achten, das in der idealen Reihenfolge zu beschreiben.

Das nächste, was dein Werk unheimlich in die Länge zieht, ist das Gedankenkarussel, in dem Liv sich die ersten fünf Kapitel befindet und aus dem sie gefühlt auch nicht herauskommt. Wie oft sie denkt "So kannte ich mich gar nicht"/"Was war nur mit mir los?" (o. ä.) oder auch "Das konnte nicht sein" - wenn man all diese Gedanken streichen würde, wäre von den Kapiteln nicht mehr viel übrig. Von der Hysterie einmal ganz abgesehen, zu der wir später kommen. Versuche es auf die Stellen zu minimieren, an denen es wirklich wichtig ist. Wenn du zu oft darauf hinweist, gehst du deinen Lesern damit auf den Keks.

Dann hast du noch diese Macke mit den erklärenden Rückblicken. Nehmen wir beispielsweise den Blick von Livs Freundin im Café, mit dem sie sie anschaut. Besorgt. Und um zu unterstreichen, wie besorgt die Freundin ist, wird eine Anekdote hervorgekramt. Zunächst mal: Keine schlechte Grundidee, gleich etwas Hintergrund mit der aktuellen Situation zu vermitteln. Es gibt der Freundschaft mehr Tiefe, wenn man sieht, dass die zwei sich schon seit Kindheitstagen kennen. Gut, bei Jugendlichen ist das ja noch keine so lange Zeitspanne, aber dennoch. Nur solltest du das richtige Maß wählen. Angenommen, dein Charakter steht irgendwo und sinniert über vergangene Ereignisse. Dann darfst du gerne ausführlich werden und die Erinnerungen und Gedanken deines Charakters ausschmücken. Du darfst den Leser teilhaben und ihn genau so tief versinken lassen, wie es deine eigene Figur tut. Aber wie tief versinkt man in dieser Erinnerung, wenn man sie gerade nur als Vergleich heranzieht? Genau. Kaum. Da musst du es irgendwo möglichst knapp und prägnant einflechten, damit die Handlung nicht stockt. Du bist in einem Gespräch, einer Interaktion. Da zwischendrin ein Absatz zur Erklärung oder auch als Rückblende, zieht eben das auseinander wie Kaugummi. Je weniger Zeit und Geduld deine Figur hat, desto weniger darfst du in die Vergangenheit abdriften. So zerstört es auch vollkommen die Spannung, als Liv sich während des Kampfes mit einer Überzahl an Einbrechern, daran erinnert, dass ihr Vater ja mal bei einem Selbstverteidigungskurs war. Nein. Einfach nein. Das zieht dem Leser die Spannung unter den abgekauten Fingernägeln weg.

Nächster Punkt: Du überdramatisierst. Wir wissen, du bist selbst noch nicht so alt, da wirken einfach viele Dinge unglaublich schrecklich und unfassbar. Aber mit ein paar Jahren Lebenserfahrung mehr (Wir wissen, dass du jetzt gerade die Augen verdrehst), wirken solche Sätze dann schon sehr übertrieben: "Die Kälte traf mich deshalb mit voller Wucht, wie kleine Dolche[,] die mich immer wieder stachen und sich weiter in mich [hineinbohrten]." Wo lebt Liv? Alaska? Oder was ist das für ein Winter? Kleine Dolche, die sich unter die Haut fressen, sind doch eine sehr drastische Umschreibung für kalten Wind. Feine Nadeln, ok. Aber Dolche? Aber auch das kommt nicht sofort, sondern erst, wenn sich die Kälte richtig reingefressen hat. Man hat eine kleine Wärmereserve und erst, wenn die Temperatur der unteren Hautschichten immer weiter abfällt, kommt es zu diesem Nadelstechen. Es sei denn, das ist nicht nur eine Metapher, sondern Hagel, der tut physisch weh und zwar sofort, wenn er einem ins Gesicht gefegt wird.
Die andere Sache ist diese Marotte mit dem Herzschmerz. Livs Herz zog sich schmerzhaft zusammen und so weiter und sofort. In den ersten fünf Kapiteln fünf Mal. Das ist zu viel. Das verwässert diese eigentlich sehr starke Metapher unglaublich, das sie am Ende nur noch in etwa die Bedeutung von "es tat mir leid" hat.
Der Gewöhnungseffekt ist dein größter Feind beim Dramatisieren. Wenn sich deine Leser daran gewöhnen, dass alles immer gleich megaschlimm ist und unglaublich tragisch, wird es sie kaum mehr berühren, wenn wirklich mal etwas passiert, das bedauernswert wäre. Sei also wesentlich sparsamer mit sowas.

Und dann wäre da noch der Auftritt des Love-Interesst. Es ist so vorhersehbar, was passiert und dass die beiden letztlich zueinander finden werden. Es ist sowas von 0815, dass es fast wehtut. Sie sieht ihn, beschreibt ihn schon positiv und gutaussehend, leugnet dann aber diese offensichtliche Sympathie. Dann, jeder Hoffnung zuwider, setzt er sich zu ihr hin, ignoriert ihre Abweisungen, überschreitet damit manche Grenze des kulturellen Zusammenlebens, und sie verliert sich in seinen Augen, während sie nach Gründen sucht, warum sie ihn nicht mögen sollte.
Wirklich? Ernsthaft? Dieses Schema ist sowas von ausgelutscht. Sucht euch was Neues. Warum ist der Gegenpart und romantische Kerl nicht der nette Typ, der sie vor dem aufdränglischen Arsch rettet, sich dann wieder verziehen will und dann von IHR auf einen Kaffee eingeladen wird? Warum?! Kerle haben vollkommen Recht, wenn sie sagen, sie verstehen die Weiber nicht. Wie auch? Schreien danach, dass sie einen verlässlichen, vertrauensvollen, liebevollen Partner suchen und suchen sich dann letztlich das Arschloch aus. Clever ist anders. Augenscheinlich, den Leserzahlen nach zu urteilen, such die meisten dann doch eher einen Vollpfosten, der sie kontrolliert und kleinhält. Ist ja auch einfacher, braucht und darf man sich um nix mehr kümmern als den Haushalt und das Bett. Moah, wir könnten uns so sehr darüber aufregen ...

Genrebezug? (Passt der Titel zum Inhalt? Oder brichst du ganz bewusst und gekonnt mit den Vorgaben, um etwas Neues zu wagen?)

Wir sind jetzt schon bei über 6000 Wörtern, also halten wir uns kurz. Fantasy passt, wobei wir den Ursprung der besonderen Fähigkeiten und dem glühenden Brü...illiant noch nicht gelesen haben. Da müsstest du einmal prüfen, ob Übernatürliches nicht auch passen würde. Das ist dann der Fall, wenn es sich nicht um Magie, sondern übernatürliche Phänomene (Geister, Dämonen usw.) handelt. Ansonsten kannst du das Werk auch astrein in Jugendliteratur knallen. Da passt es auch rein.

Charaktere

Charakterset: Sind sie authentisch?

Die Namenswahl ist uns ein wenig sauer aufgestoßen. Gefühlt gibt es zwei Namen für Protagonisten, neben Melody, Hope, Sky und Co. Und das sind die Namen Liv und Mia. Und beide Namen kommen bei dir in der Geschichte vor. Wozu gibt es Namenslisten? Und dann gesellen sich noch Liam und Tom dazu, die dank der FF-Szene auch sehr verbreitet sind. Aber gut, das ist nur so eine Kleineigkeit am Rande. Für seinen Namen kann niemand etwas. (Aber der Namensgeber sehr wohl!)

Was bei dir negativ auffällt, ist das Verhältnis der Personen zueinander. So wenig, wie jemand in einer Disko jemanden anpampt, weil man ihn angerempelt hat (das passiert ständig), schimpfen Passanten, wenn man auf offener Straße, Gehsteig, stehen bleibt (wenn es nicht gerade eine befahrene Straße ist). Du lässt Personen vermutlich bewusst so unsympatisch und unempatisch handeln, um deine Charaktere als besonders positiv, als Opfer der anderen, herauszustellen. Die böse Umwelt, der deine Figuren trotzen müssen. Aber die anderen sind nicht immer böse. Die Gesellschaft ist divers. Und das solltest du auch in deinen Geschichten widerspiegeln, um die Realität nicht zu verzerren.

Charakterdesign: Kann man sich ein gutes Bild von ihnen machen? (nicht nur äußerlich, sondern auch was ihre Eigenschaften betrifft)

Beginnen wir mit deiner Protagonistin, Liv. Einerseits willst du sie als das taffe Mädel hinstellen, dem es vollkommen egal ist, dass irgendwelche Gleichaltrigen in Clubs was in ihr Getränk gemischt wurde. Sie pöbelt Leuten hinterher, die sie angerempelt haben und du versuchst sie vielleicht irgendwie selbstbewusst darzustellen. Gerade dadurch, dass sie sich aber ständig fragt, was mit ihr los ist und sie all ihre Aktionen ständig hinterfragt, wirkt sie vor allem eins: Extrem unsicher. Und das bestätigt sich spätestens, als sie völlig hysterisch nach Hause rennt. Der routinierte Griff zur Beruhigungstablette zeigt hier, dass das wohl öfter passiert. Dagegen wirkt es vollkommen unpassend, dass ausgerechnet sie, die sich mit ihren Gedanken selbst in den Wahnsinn treiben kann, auf die Suche nach Einbrechern geht. Hätte sie sich heulend in einer Ecke verkrochen, hätten wir das passender gefunden. Einbrecher im Haus sind ein sehr, sehr bedrohliches Szenario und für solch zart besaitete Seelen, die, weil sie mit einem fremden Jungen einen "Kaffee" getrunken haben, austicken, muss das die Hölle sein. Stattdessen geht sie straigt drauflos, was in unseren Augen nicht passt. Dann ist sie wieder wie gelähmt, oder auch wieder nicht und letztlich ist sie es, die sich und ihre Eltern beinahe aus der Situation rettet und die Nerven behält. Entscheide dich! Entweder, sie ist ein Nervenbündel, das sich und den Leser völlig kirre macht, oder eine starke, selbstbewusste Persönlichkeit mit einer analytischen Ader. Beides zusammen funktioniert nicht.

Dann der harte Typ, der Leuten was in ihre Getränke kippt, um herauszufinden, ob sie "die richtigen" sind. Du charaktersierst ihn sehr kompromisslos, er ist von seiner Aufgabe besessen und würde dafür so manches riskieren. Er ist sehr frosch und ja, er kommt wirklich selbstbewusst rüber. Sogar einer Spur zu sehr, als dass er wirklich sympatisch sein könnte. Aber unterm Strich wirkt er trotzdem wie ein Weichei. Warum? Nun, im Café bestellt er für sich und Liv ja ein Heißgetränk. Den Kaffee haben wir nicht umsonst oben in Anführungszeichen gesetzt. Er bestellt nämlich einen Verlängerten für sie beide. Erstmal mussten wir das googeln, weil wir alle drei nicht so die Kaffeetrinker sind. Aber als wir dann lasen, um was es sich dabei handelt, mussten wir lachen. Sagen wir es so: Syds Oma bestellt das immer mit "Kaffee, aber mit viel Heißwasser. Halb, Halb." Das, liebe Leser, ist ein Verlängerter und eine gute Alternative für Lokalitäten, die keinen entkoffeinierten Kaffee führen, falls man Kaffee trinken will, aber nicht viel Koffein verträgt.
Er hätte auch eine warme Milch bestellen können, wirklich. Kaffee Americano ist übrigens etwas anderes. Das ist ein Espresso mit heißem Wasser. Ganz andere Dröhung, kommt dem deutschen Filterkaffee, den man in Italien beispielsweise kaum kaufen kann, doch schon recht nahe (und ist aus Sicht der dort lebenden Bevölkerung vermutlich eine Todsünde).

Metaebene: Wie sind Dialoge und Emotionen beschrieben worden?

Wie oben schon beschrieben, müsstest du weniger dramatisieren, um deine Leser auch für kleine Erschütterungen zu sensibilisieren und außerdem deine Charaktere konsequenter charakteresieren, um sie nachvollziehbar zu gestalten. Damit allein würdest du die transportierten Emotionen schon extrem heben. Es ist ja nicht so, als würdest du damit sparen, aber noch wirkt es zu unstet, um sich darauf einzulassen und mitreiben zu lassen.

Dann gibt es ein ganz besonderes Verhältnis, das Charaktere zueinander haben können. Eine Eltern-Kind-Beziehung. Bitte nicht falsch verstehen, wir reden hier nicht von einer romantischen oder gar sexuellen Beziehung. Es geht nur darum, wie gehen Eltern und Kinder miteinander um, was verbindet sie und wie stehen sie zueinander. Das sind so Kleinigkeiten, wie, dass Eltern ihe Kinder nicht beim Nachnamen nennen, oder das nur in sehr seltenen Ausnahmefällen. Es wirkt kühl oder abweisend, was vermutlich nicht die Absicht war, die du verfolgt hast.
Außerdem redet Liv ihre Eltern mit Mum und Dad an. Man weiß immer noch nicht, wo die Geschichte spielt (welches Land?) und daher wirkt das in einer deutschen Geschichte einfach deplaziert. Erklären kann man es sich nur damit, dass du (und Liv?) Fans vieler amerikanischer Serien bist (seid) und diese Angewohnheit daher kommt. Sonst wirkt es einfach nur komisch und es wird einfach nicht erklärt.

Die andere Sache, sind die teils gestellten Dialoge, die einfach nicht natürlich wirken. Manchmal gelingt dir das, aber dann gibt es wieder Äußerungen wie das hier: "Sieh nur, unsere Getränke sind da." Sieh nur? Würde man die wörtliche Rede mit einem Nachsatz versehen, könnte man da ohne schlechtes Gewissen ein "frohlockte er" hinterhängen. Passt so gar nicht in diese Zeit oder zu einer jugendlichen Person. Da solltest du zukünftig drauf achten.

Schreibstil

Ausdruck: Gibt es viele Wortwiederholungen? Verfügst du über ein eher geringes oder über ein weitgefechertes Vokabular? Wie sieht es mit Bildern, Vergleichen oder Metaphern aus? Oder greifst du immer wieder dieselben hohlen Phrasen auf?

Wir werden unsere Wortmarke vermutlich reißen. Aber fangen wir an. Dein Ausdruck und deine Grammatik sind gelinde gesagt eine Herrausforderung für einen geübten Leser, der sich den Gesetzmäßigkeiten der Literatur bewusst ist.

Wir arbeiten uns von Kleinigkeiten zu den großen Fischen vor. Insgesamt muss man aber sagen, dass du noch viel Arbeit vor dir hast. Es lässt sich einfach nicht anders sagen. Wie oben schon erwähnt, war dein Text wirklich mühseelig zu lesen, was größtenteils an Worten lag, die du im falschen Kontext gebraucht hast oder grammatikalischen Unstimmigkeiten.

Deshalb ist ein "kurzes Unbehagen" etwas, das kaum ins Gewicht fällt. Aber der Vollständigkeit halber. Achte darauf, präzise zu formulieren. Kurz ist nicht präzise, sondern unglaublich unspezifisch. Das merkt man spätestens dann, wenn man zugerufen bekommt "Warte noch kurz!" und dann minutenlang stehengelassen wird. Das Wort ist wie "Gleich". Es beschreibt einen Zeitraum zwischen jetzt und irgendwann. Entweder streichen oder mit etwas passendem ersetzen. Dasselbe gilt für Leicht. Das ist eine Beschreibung für ein Gewicht. So wie Kurz am besten Längen beschreibt und keine zeitlichen Angaben. Dasselbe gilt für deren Gegensätze.

Ok, aber kommen wir zu den Formulierungen. "Auf Zehenspitzen versuchte er[,] sich einen Überblick zu erschaffen [...]" Das Komma gehört dort hin, weil es ein Infinitivsatz ist. Kommen wir später zu, viel eher stört uns das Erschaffen von Überblicken. Mit etwas Abstand fällt uns auf, dass dort auch einfach nur ein Buchstabe fehlen könnte, aber das ändert nichts ander Tatsache, dass es so, wie es da steht, merkwürdig klingt. Landläufig wäre, sich einen Überblick zu verschaffen. Mit V. Ärgerlich, auch für den Leser.

Dann haben wir bei dir noch ein Phänomen gefunden, das wir die doppelte Verneinungstäuschung nennen. Zwei Verneinungen, die in einem Satz vorkommen, aber sich nicht aufeinander beziehen. Sie sehen aus wie eine doppelte Verneinung, sind aber keine und verwirren damit extrem. "Er war hier nicht zum Vergnügen, nicht wie der Rest hier." Unnötig kompliziert und die nicht gerechtfertigte Dopplung des Nicht liest sich auch noch stockend. Versuche eine Verneinung zu umgehen, um es klarer darzustellen.

Neben sowas gibt es auch einfach Formulierungen, die ausgelutscht sind. Sowas hier: "Nein er hatte einen Auftrag und er würde ihn erfüllen." John Wayne und Schwarznegger lassen grüßen. Sowas einfließen zu lassen, wenn die Story sich schon einen Platz im Herz des Lesers erkämpft hat, ist eine komplett andere Sache. Aber gleich zu beginn? Schwierig.

Manchmal wirkt es auch einfach nur extrem unbeholfen. Die"halb in Ohnmacht [G]efallene" zum Beispiel klingt, als wäre jemand zu gemütlich gewesen, es zu umschreiben. Beispielsweise hätte man hier einfließen lassen können, woran die drohende Ohnmacht zu erkennen ist.

Teilweise waren wir uns auch nicht sicher, ob du dir der Bedeutung der Worte wirklich bewusst bist. "Trotzdem hatte ich damals alles nur belächelt und bedauerte auch aufzupassen." Zwischen beteuern und bedauern liegen leider bedeutungstechnisch Welten. So, wie der Satz da steht, macht er schlichtweg keinen Sinn.
Ebenso hier: "Ich atmete tief an [...]" Anatmen bedeutet, etwas ausversehen mit einzuatmen. Wassertropfen, Staubflocken, Insekten, kleine Vögel, was auch immer. Auf Schlau heißt das dann Aspiration und kann ein relativ gefährlicher Vorgang sein, je nachdem, wie tief das angeatmete Objekt es schafft. Jedenfalls ist das etwas vollkommen anderes, als einzuatmen.
Letztes Beispiel: "Lea zuckte beifällig mit den Schultern." Beifällig kann man klatschen. Man bejubelt so jemanden, verfällt in Beifall. Etwas ganz anderes, als etwas beiläufig, nebenher oder en passant zu tun. Es ist auch egal, ob das Autokorrektur macht und es dir hinterher nicht auffällt, oder ob das dir passiert. Am Ende sollte so etwas in einem Text nicht mehr zu finden sein. Und wenn, dann nicht in jedem dritten Satz.

Bei manchen Sätzen konnten wir uns nicht einmal herleiten, was du gemeint haben könntest. Was du mit "Geistesgegenwärtig griff ich mir ans Kinn" ausdrücken wolltest, wissen wir bis heute nicht. Vielleicht "Gedankenverloren"? Maybe. Im ersten Moment fühlten wir uns an die Denker-Pose erinnert, was wieder ein sehr amüsanter Moment war, aber leider vollkommen unbeabsichtigt und nicht zum Vorteil der Geschichte.
Auch das folgende Beispiel war nur schwer zu entziffern. "Die selbe tiefe wie zu vor Stimme zischte mir zu [...]" Da steigt man erst hinter, wenn man den orthografisch berichtigt und einmal umstellt. "[Dieselbe] tiefe [Stimme] wie [zuvor] zischte mir zu [...]" Ein falsch gesetztes Wort und schon klingt es nach Kauderwelsch. Das ist leider so.

Andere Formulierungen waren dann zwar korrekt, aber vollkommen unpassend für die Situation. Der Vergleich "Die Angst nagte an mir, wie die Maus an einem Käse." eignet sich nicht, Spannung zu erzeugen. Wirklich nicht. Das Bild einer Maus, die genüsslich ihr Stückchen Käse verspeist, ist einfach zu niedlich, um negative Emotionen zu vermitteln. Wenn es aus dem fellbewährten Tierreich kommen muss: Nimm doch das Kanninchen vor der Schlange. Hoppelhasen sind zwar auch niedlich, aber zumindest hat man dann hier eine bedrohliche Situation. Und wenn du das Nagen weiter spezifizieren willst, nimm keine Maus, sondern eine Ratte und statt dem Käse einen Kadaver. Nachts. In einer dunklen, stinkenden Seitengasse. Viel bedrohlicher und damit auch stimmiger.

Hier noch eine Sammlung einiger Exemplare: "nickte verstehend" ist zwar eine korrekte Verwendung des Partizips, kann mittels "nickte verständnisvoll" jedoch wesentlich flüssiger ausdrückt werden. Ein Armsessel heißt korrekterweise Ohrensessel. Die Wortkombination "panisch absuchen" funktioniert nich, da absuchen eine koordinierte Tätigkeit ist, was Panik(!) ausschließt. Statt "Ihre Genesung ist noch nicht vollkommen fortgeschritten" könnte man auch ganz lapidar sagen "Sie ist noch nicht (vollständig) genesen". Mindestens aber ist "vollkommen fortgeschritten" falsch, und müsste "abgeschlossen" statt "forgeschritten" heißen.

Weiter gehts mit deiner Wortwahl. "Vor lauter Eile habe ich zuhause meine Haube [...]" ist zwar auch von der Bedeutung her passend, aber die Geschichte spielt nicht im 18. Jahrhundert. Hauben haben höchstens noch alte Leute, die diese Plastikregenhauben besitzen. Der normale Mensch trägt Mützen, Kappen oder unseretwegen auch Kopfbedeckungen. Kopftücher gehen auch. Aber Hauben? Das war ja fast schon hochgestochen und unmodern, als Goethe noch Bücher geschrieben hat.

Nächste Baustelle: Wortwiederholungen. Und wir haben hier mal Beispiele rausgesucht, bei denen du dich innerhalb eines Satzes wiederholst. Dein Ziel sollte es sein, dich maximal nach 100 Worten zu wiederholen. Ist noch ein weiter Weg. Denn "mit einem luftigen Kleid bekleidet" kann man schreiben, ohne sich zu wiederholen. Genauso wie sich bei "[...] und auch jetzt fand ich es auch noch so." einfach ein Auch streichen lässt und der Satz dann tausend mal besser klingt. Weshalb du hier Adjektiv und Verb in zwei fast identisch aufgebaute Teilsätze gesteckt hast, konnten wir uns auch nicht erklären: "Ich blickte mich um und sah mich fragend um." Quintessenz des Satzes ist doch wohl, dass sie sich fragend umschaut. Zack, fertig.

Da wir mit unserer Wortgrenze am Ende angekommen sind, ab hier nur noch eine Stichpunktliste mit Zusammenfassung.

 Der Wörtlichen Rede folgt zumindest ein VERB.

Überdramatisiert, dazu haben wir ja oben schon was gesagt: "Vier weitere Männer. Sie bauten sich, bedrohlich wie ein Tornado vor mir auf."

Hier und da geraten Sätze bei die völlig aus dem Ruder, so dass man nur noch rätseln kann, was du mal gemeint hast.
"Er versperrte den Blick auf das Geschehen um im herum und zog den Fokus, durch einen hellen Lichtschein, auf das einzige wichtige nun für ihm." -> "Der Nebel verzerrte seine Sicht, wurde jedoch von einem hellen Lichtschein durchbrochen, welcher seinen Fokus auf das für ihn einzig Wichtige lenkte."
"Wie ich erklären sollte, das ich mal einfach so Kaffee trinke mit einem Fremden trank, aber erst recht nicht den plötzlichen Abgang diesens." Denk über den Satz doch noch einmal nach ...

Ich-Perspektive "und die Männer wussten dies." Wie kann Liv wissen, was die Männer wissen?

Äußere Form: Verwendest du Satzzeichen? Verwendest du sie richtig? Wie steht es um deine Rechtschreibung? Wie ist es mit der Grammatik? Nutzt du lange Bandwurmsätze, ungeachtet der entsprechenden Situation, oder weißt du damit zu spielen?

Punkt fehlt am Satzende und es kommt kein Komma. Außerdem folgt nach Noch eigentlich ein gesteigertes Adjektiv für den Vergleich (noch größer, noch besser, noch stärker etc.), sonst ist es als "zusätzlich" gemeint und sollte so eingebaut werden. "[...] und machte den schon stinkenden Raum[] noch unterträglich laut" -> "[...] und machte den schon stinkenden Raum noch unerträglich[er.]"

Genauso wie an das Ende eines Satzes übrigens der Punkt gehört, kommt da auch ein Fragezeichen hin, wenn es sich um eine Frage handelt. "Dieser leichte Stoß." (FRAGE) -> "Dieser leichte Stoß[?]"

Verben, vor denen ein (versteckter) Artikel steht (der/die/das/dem/zum usw.) werden groß geschrieben. "zum kotzen" (Nominalisierung) -> "zum [K]otzen"

Das Selbe schreibt sich inzwischen dasselbe. Also zusammen.

Mit den Fällen (speziell Akkusativ und Dativ) tust du dich sehr schwer. Da vertauschst du die Anwendung immer mal wieder. "Ein Ruck durchfuhr ihm und brachte ihn zum straucheln." (Kasus, Nominalisierung) -> "Ein Ruck durchfuhr [ihn] und brachte ihn zum [Straucheln]." Bzw. "Ein Ruck [] brachte ihn zum [Straucheln]."
"Wussten nichts neben der Welt neben ihren." (Kasus, Wortwiederholung) -> "Wussten nichts [von] der Welt neben [ihrer]."

Mit Grennt/Zusammenschreibung bist du auch auf dem Kriegsfuß. Die Regeln solltest du dir unbedingt zu Gemüte führen. Ganz zu schweigen von der Kommasetzung. Wir haben hier einen Nebensatz, der beschreibt, was er fühlt. Zudem müsste der Vergleich im Konjunktiv stehen. "Er fühlte[,] wie sich sein Herz [zusammenzog], als [umfasse] eine kalte Hand es und [drücke] zu."
"[...] beobachtete das auf und ab wippen ihrer Haare als sie sich durch die Menschenmasse bahnte." (Nominalisierung, Getrenntschreibung, Temporalsätze) -> "[...] beobachtete das [Auf- und Abwippen] ihrer Haare[,] als sie sich durch die Menschenmasse bahnte."

Am schlimmsten sind aber, neben den Wortwahlpatzern, deine Sprünge in der Zeit. Da haben wir hier ein paar Beispiele, um dir das zu verdeutlichen. "Schmerzlich ist er sich auch dem Gefühl bekannt, dass kam nach dem die Vorfreude schwand." (Zeitsprünge, Temporalsatz, Worttrennung, Wortwahl) -> "Schmerzlich [war] er sich [] dem Gefühl [bewusst], dass kam[, nachdem] die Vorfreude [verschwunden war]."

"So oft war es schon da." (Müsste im Plusquamperfekt stehen, da es sich auf einen vorherigen Zeitpunkt bezieht, an dem er schon dagewesen war) -> "So oft war es schon da[gewesen]."

"Lang war es her, das er auf der Erde war." (Konjunktion, Zeit) -> "Lang war es her, das[s] er auf der Erde [gewesen] war."

"Er wich einer Gruppe tanzender Menschen aus und dachte sein Herz wird ihm aus dem Leib gerissen." (indirekter Nebensatz, Zeitsprung) -> "Er wich einer Gruppe tanzender Menschen aus und dachte[,] sein Herz [würde] ihm aus dem Leib gerissen [werden]."

"Aufgebracht ist sie danach in die Küche gerauscht und hatte mir einen Zeitungsarikel vorgelesen, der über die Gesprächstthematik der Stadt handelte." -> "Aufgebracht war sie danach in die Küche gerauscht und hatte mir einen Zeitungsartikel vorgelesen, der über die Gesprächsthematik der Stadt [gehandelt hatte]."

"Der rote Stein, der zu einem wunderschönem Stern geschliffen wurde, schien zu leuchten." (Zeiten, oder wird der gerade in dem Moment geschliffen?) -> "Der rote Stein, der zu einem wunderschönen Stern geschliffen [worden war], schien zu leuchten."

"Wenn man bedenkt was in letzter Zeit noch alles in unserer Stadt passierte." -> "Wenn man [bedachte,] was in letzter Zeit noch alles in unserer Stadt passierte."

Der Gesamteindruck

Da liegt noch eine Menge Arbeit vor dir. Willst du die massigen Fehler wirklich bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag da drin lassen? Man macht dich seit dem September des vergangenen Jahres darauf aufmerksam. Mag daran liegen, dass wir desillusioniert sind, aber wenn man das in den Kommentaren liest, glaubt man nicht mehr daran, dass du dich jemals da dransetzen wirst. Du wirst dich über das Lob freuen und Kritik weiter mit "Irgendwann überarbeite ich das" ignorieren. Falls nicht, beweis uns das Gegenteil.

Vielleicht hat deine Geschichte einen Intessanten Kern, für den es sich lohnt, sich bis dahin vorzuarbeiten. Aber bisher sind die Hürden zu hoch, um sich das anzutuen. Es passiert in den ersten fünf Kapiteln gefühlt nichts und das wenige was passiert, ist nicht so geschrieben, dass es ehrlich mitreißt. Dazu die Fehler, die das Eintauchen einfach vollständig verhindern und die merkwürdigen Assoziationen, die wirre Andeutungen hervorrufen, formen einfach kein rundes Bild. Aber vielleicht gelingt dir das, wenn du etwas mehr Arbeit investierst.

* * *

Oh, übrigens, das ist Tom. Unser Maskottchen. Er hat nichts mit dem Charakter aus Lorania zutun, der ebenfalls Tom heißt. Der kleine Kerl passt ab heute darauf auf, dass wir unsere selbstauferlegte 8000-Wörter-Grenze halten und gibt uns einen nassen Schlag in den Nacken, wenn wir Dinge mal unter den Tisch fallen lassen wollen sollten. Und er hört uns zu, wenn wir jammern, dass wir schon wieder über dieselben Fehler stolpern, damit ihr nicht die volle Ladung Unverständnis abbekommt. Kurzum: Tom ist euer bester Freund, falls ihr noch auf eure Rezi wartet.

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