+ 'Cavea' von mouranyza
Titel
Cavea
Autor
Genre
SciFi
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Die zweite Bewertung aus der Sparte #rezensionFrei! Ich muss sagen, dass mir das Bewerten wieder mehr Spaß macht, seit ich mir ab und an die Werke selbst aussuche ;-)
Also frisch ans Werk, ab 13. Dezember wird die Liste wieder länger. Bis dahin dürft ihr euch übrigens noch weiter anmelden.
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G E S A M T E I N D R U C K
Das Werk war recht kurzweilig zu lesen. Du steigst schnell in die Handlung ein, ich kam sehr gut mit. Auch hast du ein für WP verhältnismäßig breites Charakter-Setting und eine interessante Stadt erschaffen, die Neugier und Forschungswille weckt, gleichzeitig aber auch Widrigkeiten und Gefahren, die Spannung schüren, was keine schlechte Kombination ist. In der Tiefe und Differenzierung der Dinge kann ich nicht sagen, wie es sich entwickelt, aber ich hoffe doch, dass es weniger flach wird, als ich befürchte. Du startest gut! Nur merkt man auch aus deinen Antworten aus unserem Fragebogen deine Befürchtung, zu sehr vom Gewohnten abzuweichen und damit Leser zu vergraulen, was etwas schade ist. Du könntest dich mehr trauen.
L E S E E M P F E H L U N G
In der Fantasy gibt es das Subgenre Low Fantasy, was Science Fiction nicht bietet, also muss ich es umschreiben. Wer nach einem futuristischen Thriller/Actionroman mit Science-Fiction Elementen sucht, wird hier sicherlich gut bedient werden. Seitenlange Abhandlungen über technische Geniestreiche und hochmoderne Technologien sucht man hier vergebens, bekommt aber eine actionreiche Handlung geliefert, die in einer sehr düsteren Zukunft spielt.
Für sensible, harmoniebedürftige Leser ist das Buch nichts, auch wenn die grausamsten Verbrechen einzelner genannter Personen nicht explizit angesprochen, sondern bloß angedeutet werden, ist die Umgebung, in der die Protagonisten sich bewegen, sehr rau, was im Zusammenspiel mit den jungen Protagonisten ziemlich bitter ist.
Ansonsten sei noch gesagt, dass es orthografisch ziemlich gut ausgearbeitet ist, so dass sich auch anspruchsvollere Leser nicht gestört fühlen sollten, nur zu detailversessen sollten sie in Punkto Inhalt nicht sein. Gehobene Unterhaltungslektüre, deutlich über dem Schnitt vieler anderer Geschichten dieser Plattform, aber keine hyperrealistische Erzählung. Es ist nun einmal kein Polit-Thriller.
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C O V E R
Wirkung
Ich finde das Cover unheimlich gelungen. Die verwaschenen Elemente der angedeuteten Skyline machen richtig was her, es wirkt düster, zweckmäßig (im positiven Sinne), schlicht und durch den gelben Grundton vergilbt, fast schon dreckig. Meine erste Assoziation war Industriegebiet und durch die Elemente, die du nur als Schatten dargestellt hast, kommt dieses finstere Gefühl, das einen nicht an Rosermunde Pilcher denken lässt. Wenn man dazu noch weiß, dass auch Warnschilder (für radioaktive Strahlung, Hochspannung, Biogefärdung usw.) in einer ganz ähnlichen Farbe gehalten sind und Smog in der Abenddämmerung etwa so aussieht, kommen einem ziemlich dunkle Ahnungen und Assoziationen. Man ahnt, dass es in einer Stadt spielt und dass wir uns in keiner schillernden Metropole befinden werden und wenn, dann ist sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Und das alles weiß man allein durch das Cover! Die Schlieren darauf, die es so aussehen lassen, als wäre es ein altes, vergilbtes, farbstichiges Foto. Schon allein wenn ich mir das angucke, will ich wissen, was dahintersteckt und ich kann auch nichts erkennen, das in mir schlimmer Erwartungen und Befürchtungen weckt, dass diese Geschichte nicht meinen Lesevorlieben entsprechen könnte oder dass mich Dinge erwarten, die auf schlechten Stil hindeuten. Nur eine Sache macht mich misstrauisch ... dass ich weiß, dass ein gutes Cover keine Garantie ist. Das ist aber auch alles.
Was es mit dem Symbol auf sich hat, das über der Stadt schwebt, weiß man nicht, aber es macht neugierig.
Handwerk
Saubere Arbeit. Also irgendwie doch eher dreckig, wenn man sich das Ergebnis anschaut, aber toll umgesetzt. Dass du dich auf zwei Farben beschränkst, macht es übersichtlich und die Farbe trägt wie oben bereits genannt maßgeblich zu einer gewissen apokalyptischen Stimmung bei. Assoziationen sind oben ja bereits erwähnt.
Die hohe Grundlinie der Skyline nutzt du hier ziemlich clever aus, um einen neutralen Hintergrund für deine Schrift zu schaffen. Je weniger verschiedene Farben, desto weniger Stress hat man, den Kontrast dazwischen anzupassen. Ergebnis: Man hat ein breites Spektrum an Farben, die man wählen kann, ohne, dass die Schrift unleserlich wird. Auch die Aufteilung ist clever: So wie du es gemacht hast, ist oben nicht zu viel leerer Raum, da ein Teil der Gebäude bis nach oben ragt, und unten füllst du es mit Schrift.
Ein wenig dezenter könnte in meinen Augen allerdings der Rand im oberen Teil ausfallen. Entweder von den Farben her nicht so dunkel, um nur etwas nach außen hin auszublenden, oder dass es nicht so weit ins Bild hereinragt. Man könnte meinen, es ist ein zerkratztes Fenster, durch das man blickt, aber dafür ist die Form sehr unüblich. Im Falle des gedruckten Fotos, was auch sein könnte, stört mich ein wenig, dass die Kratzer und Schlieren unten im schwarzen Bereich nicht mehr vorhanden sind. Wären es derlei Beschädigungen, würde sich das auch auf die Intensität des Schwarztons auswirken und sie wären auch dort zu erkennen.
Die Schrift kann man, wie oben bereits gesagt, gut lesen, aber auch die Schriftart finde ich gut gewählt. Es ist eine stabile, robuste Blockschriftart. Nichts zartes, verspieltes, sondern wie die Überbleibsel der Stadt kommt sie zweckmäßig, durch die Struktur etwas in Mitleidenschaft gezogen, rüber, trotzt aber den Strapazen, denen sie ausgesetzt wurde.
Der Autorenname, der auf dieselbe Länge ausgelegt und direkt darunter in einer dezenteren Farbe angelegt wurde, harmoniert damit auch sehr gut.
Das rätselhafte Symbol ist, wie der Titel auch, zentriert, und gleichzeitig über den hellsten Punkt des Covers gelegt, so dass es sofort die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zieht. Man guckt also sofort auf den Titel und das Symbol und dazu diese Stadt und ... es ist echt klasse geworden. Hut ab!
T I T E L
Wirkung
Der Titel allein, ohne jeden Kontext, weckt erstmal sehr wenige Vermutungen in mir. Deuten lässt er sich alleinstehend auch nicht so einfach, selbst wenn man die gemeinte Bedeutung (Käfig) kennt. Zumindest klingt er einzigartig. Keine rhetorischen Fragen als Titel, keine nervtötenden Phrasen, die man schon eintausenddrölfmal gehört hat, keine ausgelutschten Namen, keine Signalwörter, die auf Herzschmerz und das böse, böse Schicksal hindeuten. All das vermittelt mir persönlich erstmal keinen schlechten Eindruck, auch wenn ich die Bedeutung nicht kenne.
Auf der anderen Seite ist es genau ein Wort, das sich bei genauerer Betrachtung manigfaltig deuten lässt. Ein Käfig kann als Gefängnis real existieren. Auch Mauern oder Zutrittsbeschränkungen können die eigene Bewegungsfreiheit einschränken. Das können aber auch Regeln oder sogar Erwartungen. Selbst ein Freundeskreis kann zu einem Käfig werden. Es bleibt damit die Vermutung, dass es irgendetwas gibt, dass irgendjemanden oder eine Gruppe einschränkt und diese sich ihrer Einschränkung bewusst ist und diese vermutlich versuchen wird zu überwinden - oder sich damit zu arrangieren. Das träfe auch auf jugendliche Charaktere zu, die sich ihren grausamen Eltern, die ihnen nur ein Apfeltelefon der Version 7 zum Nikolaus geschenkt haben, widersetzen und rebellieren zu, aber im Kontext erstickst du diese Befürchtung glücklicherweise im Ansatz.
Kontext
Hättest du nun auf dem Covor ein Gesicht oder eine Person abgebildet, hätte ich Cavea für einen Eigennamen gehalten. Nun ist es eine Stadt und ich halte es immer noch für einen Eigennamen. Wären es mehrere Personen gewesen, hätte ich eher in die Richtung tendiert, dass es um soziale Dynamiken geht. So aber liegt die Vermutung nahe, dass es an diesem gezeigten Ort entweder einen Käfig gibt oder dieser Ort der Käfig ist.
Allerdings setzt du da etwas Wissen voraus, nämlich dass der Leser Cavea für sich übersetzen kann. Ich hatte es mit Achtung/Gefahr (Cave) assoziiert, auch aufgrund der Farbwahl des Covers und der allgemein bedrohlichen Atmosphäre, die darin deutlich wird. Wörterbuch sei es gedankt, dass ich es nun besser weiß. Vielleicht bleibt es ja hängen, wer weiß? Es kann auch Zuschauerraum, Zuschauer, Publikum, Theater, Höhlung oder Bienenstock bedeuten. Als Käfig bezeichnet es ferne vor allem die Käfige der Löwen (leonis) in einer Arena, was im Zusammenspiel mit dem Klappentext ein noch etwas grausameres Bild eines abgeriegelten Bereichs zeichnet, der einer Arena gleicht und für einige Zuschauer ein emsiger Zeitvertreib ist. Vielleicht ist es auch eine Art Sportart. Wie Paintball, nur in einem riesigen Industriegebiet. Oder es handelt sich um ein VR-Event und das alles ist nur ein Spiel, ein riesiges Theater. Ich hatte übrigens früher im Lateinunterricht keinen großen Spaß an solchen Deutungsaufgaben, aber inzwischen könnt ich das den ganzen Tag machen.
Neben dem Wort Käfig gäbe es carcer oder custodia, was beides so viel wie "Gefängnis" bedeutet, was aber im Zusammenhang mit der Geschichte selbst nicht so treffend wäre. Catinus dagegen wäre von der Bedeutung her treffender und würde mit der Stadt El Crisol einen wunderbaren Schulterschluss bilden, aber ... Cavea können sich die meisten dann doch eher herleiten als die lateinische Vokabel für "Schmelztiegel". Insofern ist es gut gewählt, aber du musst damit leben, dass es nicht jeder begreift. Du gibst dir aber mit den anderen Elementen viel Mühe, dass man dennoch eine Ahnung bekommt, was einen erwartet.
K L A P P E N T E X T
2048. Die Stadt El Crisol, die einst auf dem größten Erzvorkommen Nevadas lag, ist seit Jahrzehnten nur noch eine leere Hülle. Die Ressourcen sind aufgebraucht, die Gebäude verfallen langsam. Die Bewohner kämpfen in einem chaotischen Bürgerkrieg um ihre Existenz.
Mitten darin ein fünfzehnjähriges Mädchen, das nur versucht, in dieser Welt zu überleben. Doch das ist nicht möglich, ohne sich für eine der beiden Seiten zu entscheiden...
Handwerk
Zwei Absätze, zwei verschiedene Perspektiven, aber du hälst dich kurz. Auf der einen Seite beleuchtest du die Stadt, in der das Geschehen stattfindet, auf der anderen Seite deine Protagonistin, was kein schlechter Gedanke ist, jedoch auch bei dir sehr aufzählerisch klingt. Man bekommt einzelne Schnipsel, die lose miteinander zusammenhängen, vor die Füße geworfen und das alles andet dann mit einem dramatischen Satz, in dem du beleuchtest, was das für den einzelnen Menschen bedeutet. Allerdings ist es gerade so weit miteinander verknüpft, dass es dennoch verständlich bleibt. Nur ist diese Art und Weise der Klappentextschreibung ziemlich verbreitet. Vor allem im letzten Satz eine die Dramatik steigernde Wendung (Doch/Aber ...) einzubauen, was du Gott sei dank nicht mit einer rhetorischen Frage tust, ist recht gängig und wird von der Machart her niemanden mehr überraschen.
Die beiden Perspektiven trennst du sauber, auch mittels eines Absatzes, der in meinen Augen nicht notwendig gewesen wäre, da du durch das "Mitten darin" sehr gut an den vormals genannten Punkten anknüpfst und ordentlich wirkt es auch. Da du nicht groß abschweifst, ist das handwerklich auch nicht schlecht.
Inhalt
Der erste Schreck: 2048? Verflucht, da bin ich (hoffentlich) noch nicht einmal in Rente!!! Das ist doch quasi übermorgen! Und dann ist El Crisol auch schon Jahrzehnte lang tot. Also wirklich bereits seit morgen oder gestern. Das macht es noch eine Spur gruseliger, da du mit dem Thema Ressourcenknappheit auch aktuell diskutierte Themen aufgreifst und das alles noch viel näher und realer an den Leser heranrückst. Es wird schwerer, das als Fiction und Gedankenspinnerei abzutun. Es wird vielmehr zu einem Gedankenexperiment, das so unwahrscheinlich gar nicht ist und das ist unheimlicher als Mutantenaliens es je sein könnten.
Man kann sich etwas unter dem vorstellen, was du da geschrieben hast. Eine Ausgangssituation, die nicht sonderlich rosig ist. Bürgerkrieg, Ressourcenknappheit. Gewalt, Hunger, Tod - auch ohne dass es explizit genannt wird. Ich würde nicht auf die Idee kommen, nun eine hochfuturistische Utopie zu lesen zu bekommen. Täte ich das, würde ich wohl auch herbe enttäuscht werden. Der Klappentext verrät vor allem Dinge, welche die Vergangenheit der Geschichte betreffen, insofern greift er was die Stadt betrifft nicht sehr weit vor und lässt die Entwicklung völlig offen.
Das sieht bei der Protagonistin bereits etwas anders aus. Bei diesem Absatz bin ich weniger zufrieden. Zum Beispiel die Information, dass deine Protagonistin fünfzehn Jahre alt ist. Die finde ich ziemlich überflüssig. Dass sie jung ist reicht vollkommen. Eigentlich würde sogar die Formulierung Mädchen genügen, denn würde es sich um eine erwachsene Person handeln, würde man von Frauen sprechen. Das Alter explizit zu nennen, erzeugt keinen Mehrwert. Allein zu wissen, dass es sich um Jugendliche oder Kinder handelt, die im Fokus eines Bürgerkriegs handeln, ist dramatisch genug.
Dass sie fünfzehn ist, ist außerdem vermutlich nicht ihr Problem. Vielmehr dass sie selbst noch kein gefestigtes Weltbild hat, wobei sie, wenn sie die ganze Zeit in El Crisol aufgewachsen ist, den Bürgerkrieg von klein auf kennt. Und ich nehme nicht an, dass ihre Eltern irgendwann mit ihr dort hingezogen sind. Kein Elternteil sagt "Oh, komm, lass uns mit unserem Nachwuchs in ein von Krieg und Anarchie gebeuteltetes Kriesengebiet ziehen, vielleicht macht sie dort dann endlich freiwillig ihre Hausaufgaben, wenn sie sieht, wozu das alles führen kann". Warum sie da so hin und hergerissen ist und sich keine Meinung zum Konflikt gebildet hat, könnte damit zusammenhängen, dass ihre Eltern oder jemand anderes sie im Rahmen des Möglichen vor Propaganda, Hetze und den Vorgängen in der Stadt beschützt haben und sie nur einen Teil davon mitbekommen hat - nun aber gezwungen ist, sich dem zu stellen. Vielleicht, weil ihre Eltern nicht mehr da sind - was für einen Bürgerkrieg nicht unüblich wäre.
Auch ist offen, welche beiden Seiten hier gemeint sind. Die klassischen zwei Fronten eines Bürgerkrieges? Das Volk gegen die Obrigkeit? Oder gibt es Parteien, die sich untereinander bekriegen? Das ist zu schwammig, um die Konsequenzen dieser Entscheidung auch nur erahnen zu können.
Natürlich soll man nicht zu weit vorgreifen, das ist völlig richtig. Aber entweder du fasst den zweiten Absatz allgemeiner, um beispielhaft die Folgen für ein Individuum zu skizzieren, das sich dann später als deine Protagonistin herausstellt, oder aber du bringst etwas mehr Klarheit über das Dilemma das Mädchens rein. So wie er da steht, bringt er sehr wenig.
Allgemeine Beispielfassung: "In diesem Schmelztiegel aus Gewalt und Entbehrung muss jeder seinen eigenen Weg finden. Jeder tut das, was getan werden muss, um bloß zu überleben. Jeder Mann, jede Frau - und jedes Kind."
Konkretere Beispielfassung: "Weit entfernt von den Brennpunkten dieses Konflikts hoffen einige wenige wie Lyna darauf, von den schlimmsten Grausamkeiten des Krieges verschont zu bleiben - und befinden sich letztlich mittendrin. Dort, wo Moral und Überleben sich nur noch schwer vereinbaren lassen."
T A G S
Ich verliere selten ein Wort über organisatorische Tags, aber im Punkt Genre, müssen wir uns noch einmal unterhalten. Abenteuer-Action-Sci-Fi-Thriller ist doch etwas ... sperrig. Einerseits treffen sie irgendwie alle ein bisschen zu, aber du hast ja auch den Tag #liebe drin, aber nicht #romantik. Diese Angabe soll Lesern helfen, Geschichten mit dem Fokus zu finden, den sie suchen. Wenn jeder einfach alles da reinknallt, was irgendwie im Entferntesten passen könnte, hilft das dem Leser nicht, sich zurechtzufinden. Blöderweise sind Tags aber genau dafür da. Deshalb fand ich es eigentlich ganz gut, dass früher die Anzahl der Genres, die man angeben konnte, begrenzt war. Dazu aber später mehr ...
Die restlichen Tags finde ich alle gut und richtig. Sie greifen Elemente der Geschichte auf, die essenziell sind und die potenzielle Leser interessieren könnten und das ist gut. Genau so sollte das sein!
Orga-Tags: abenteuer, action, rezensionfrei, sci-fi, sciencefiction, thriller, wattys2018
Gute Tags: dystopie, anarchie, krieg, korruption, liebe, mord, rebellion, roboter, serienkiller, zukunft, gefahr, cyborg, cyberpunk
S T O R Y A U F B A U
Einleitung
Betrachtet man die Informationen, die man in den ersten paar Absätzen bekommt, hast du einen verdammt guten Job gemacht. Keine Infodumps, sondern du beschreibst eine Ansicht, die im Blickfeld der Protagonistin liegt, beschreibst ihre Gedanken zu dem, was sie sieht und leitest dann von den Lichtverhältnissen, die den Anblick beeinflussen, über auf die Tageszeit und eine Beschreibung des Horizonts - inklusive dem, was man vom aktuellen Ort aus dort sehen kann. Das ist schön ineinander verflochten und wunderbar flüssig. Alle Informationen, die du gibst, sind mit Dingen verknüpft, die dein Charakter tut, denkt, fühlt oder sieht, nichts davon aus der Luft gegriffen oder von der Stimme aus dem Off zusammenhangslos eingeworfen. Gleichzeitig hältst du dich nie lange mit Erklärungen auf, sondern beschränkst dich auf das Nötigste, was auch eine Falle ist, über die man gern mal in einem Vortrag über die Bauweise von Lüftungsschächten verfällt, obwohl man gerade auf dem Weg von der Wohnung auf das Dach war und es danach nie wieder um Lüftungsschächte geht. Sowas verkneifst du dir und das ist super.
Andererseits stellen sich in den ersten paar Absätzen ein paar Feinheiten dar, die sich vermutlich auch im Rest der Geschichte wiederspiegeln werden. Die ersten beiden Absätze sind vom Beginn her gleich aufgebaut. Die eisernen Streben; Das Mädchen. Das Mädchen? Welches Mädchen? Ich kann nur vermuten, dass es sich um das Mädchen aus dem Klappentext handelt, aber es wäre recht zuvorkommend, wenn du den Lesern dieses Unwissen zugestehst, den Satz umstellst, so die sehr ähnlichen Absatzanfänge ausbügelst und gleichzeitig von einem Mädchen reden kannst. Beispielsweise "Mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt saß ein Mädchen da, ihre Füße über den Rand des Geländers ..." Du könntest sogar direkt mit der Beobachtung aus der Sicht des Mädchens beginnen, so dass der bezugslose Beginn nicht mehr allein stehen würde, der später ja dann, nachdem man kurz etwas zu dem Mächen gelesen hat, noch mit ihrer Interpretation versehen wird. Es hält dich nichts davon ab, mit dem Meer und den Inseln zu beginnen und erst später aufzulösen, um was es sich wirklich handelt. So beginnt man die Geschichte in der Vorstellung des Mädchens und nicht alleingelassen mit etwas rostigem Metall.
Die andere Kleinigkeit, die auch bereits früh auffällt, sind Vermutungen, die keine sind, aber als solche dort geschrieben stehen. Dass die Wärme der Sonne von den dunklen Haaren angezogen wird, ist für das Mädchen nicht nur eine Annahme. Wer mit einem dunklen Pulli oder auch dunklen Haaren mal in der Sonne gesessen hat, weiß, dass es im Vergleich zu hellen Klamotten in der Tat wärmer wird, weil weniger Licht reflektiert wird. Es wird also wirklich warm und wenn es tatsächlich so ist, sollte man es auch so formulieren.
Sieht man davon ab, kommt man gut rein. Es ist eine ruhige, ausgeschriebene Szene, die einem die Gelegenheit bietet, Umland und Figur ein bisschen kennenzulernen und sich des Zusammenhangs mit dem Klappentext bewusst zu werden. Wir befinden uns an einem alten Industrieschornstein, es muss Wasser in Eimern gebracht werden, aber jenseits vom Stadtzentrum scheint es verhältnismäßig ruhig zu sein. Man kann ankommen und wird danach mit der nächsten Person konfrontiert. Durch den Dialog kommt man von einem verhältnismäßig ruhigen Stilleben in die Handlung rein, du verrennst dich nicht in gedanklichen Monologen, sondern es passiert was, das zum Weiterlesen motiviert. Es ist schön gemacht, geordnet, übersichtlich, aber nicht langweilig.
Handlung
Roter Faden? Check. Es beginnt mit Lyna, die wir in ihrer gewohnten Umgebung kennenlernen, den vertrauen Personen und letztlich den Überfall durch Menschenhändler, welche sie und die anderen Kinder des improvisierten Waisenhauses kidnappen und an einen ... anderen Menschen, für den mir keine straffreie Bezeichnung einfällt ... verkaufen. Lyna kann sich und ihre Freundinnen befreien und letztlich finden sie sich auf einer Irrfahrt durch die gesetzlosen Untergründe von El Crisol wieder. Das ist der Inhalt bisher, der nach wenig klingt, aber er ist in elf ziemlich ausführlichen Kapiteln beschrieben und bietet noch das ein oder andere Detail, so dass ich überhaupt gar nicht böse bin, dass es handlungstechnisch noch nicht allzu weit fortgeschritten ist.
Auch von der Logik her gab es Stellen, die du hervorragend beleuchtet hast und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hatte meinen Rotstift schon gezückt, als es hieß, Lyna könne die Wolkenkratzer der entfernten Innenstadt durch die Wolken und den Smog erkennen, aber im nächsten Satz hast du sofort deutlich gemacht, dass es sich dabei um eine Ausnahme handelt, die nur selten vorkommt, wenn die Sicht nämlich klar genug ist. Hut ab dafür, das sind kleine Details, die mir beim Lesen Freude bereiten und mich vielleicht als Kritiker auch ein ganz klein wenig traurig machen, wenn ich ganz umsonst aufgehorcht habe. Spaß beiseite, da merkt man, dass du allgemein gewillt bist, mitzudenken.
Patzer unterlaufen dir trotzdem. Es mag eher unter den Punkt "Unlogische Dinge, die Charaktere halt so tun, die aber nicht gegen die Naturgesetze verstoßen" fallen, aber ich habe mir mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen, als Lyna zu Deacon hochklettert, ihm sagt, dass er ins Gewächshaus soll, ihm vollkommen richtig einfällt, dass er den Wachposten ja nicht unbesetzt lassen kann, Lyna zur Ablösung weiterschickt und ... seinen Posten verlässt. Das Mädel wird schon rechtzeitig jemanden finden und in der Zwischenzeit passiert schon nichts. Ich meine ... keine Frage: Wäre jetzt eines der anderen Kinder von einem Müllberg in eine Forke gefallen, würden die Lebensmittelvorräte gerade abfackeln oder wär der Himmel eingestürzt, hätte man sicher das Gelände auch mal fünf Minuten unbewacht lassen können, weil Notfall. Aber Deacon rennt nicht los, um einen halbtoten Hundewelpen vor dem Ertrinken zu retten, nein ... weil am Morgen aufgefallen ist, dass zwei Tomatenpflänzchen welk geworden sind und man da mal was an der Wasserpumpe ausbessern müsste. In Punkto Verhältnismäßigkeit kann man da noch einmal nachjustieren, finde ich. Dafür lässt man kein geheimes Auffanglager für vom Staat, in dem Bürgerkriegszustände herrschen, vernachlässigten Straßenkinder unbeaufsichtigt. Nope.
Der zweite Punkt, der nicht nur mir aufgestoßen ist, für den du selbst auch keine gute Begründung hast, ist, dass es laut Lynas Aussage in ihrem Unterschlupf nicht genügend Aufgaben gibt, um die Kinder zu beschäftigen. Sie sind achtzehn Kinder, zwei Betreuer, von denen einer Wache hält und für Reperaturen zuständig ist ... glaub mir, da fällt, wenn man in diesem Unterschlupf eine ganze Gemüsefarm unterhält, eine ganze Menge Zeug an - die Frage ist, ob die Kinder darauf Lust haben. Zumal die Kinder sich ja auch beschäftigen. Sie spielen Fangen, Verstecken und ein stillgelegter Schrottplatz bietet so einies an Möglichkeiten für eigens errichtete Tunnelbauten, Abenteuerspiele, Entdeckungstouren und Schatzjagten. Gut, auf der anderen Seite auch die nicht zu verachtende Gefahr von Verletzungen durch hervorstehende Kanten, einstürzende Tunnel, scharfkantige Gegenstände, aber daran denkt man als Kind ja meist doch eher erst hinterher. Neben der Selbstbeschäftigung der Kinder scheinen sie ja auch lesen und schreiben zu lernen. Zumindest Lyna, die sich an nicht viel anderes mehr erinnern kann, kann lesen. Dann erwähnst du noch die Arbeit im Gewächshaus und in der Küche. Da kommt einiges zusammen - vermutlich mehr an Mitarbeit in dem riesigen Haushalt, als den Kindern lieb ist. Dabei könnte sich auch Lyna vorzüglich langweilen, obwohl es Beschäftigungsmöglichkeiten gibt, da sie mit den anderen Kindern ja ohnehin nicht warm wird und sich vor allen in die Dinge verrennt, die sie nicht darf - was für Kinder auch nicht untypisch ist. Da braucht es kein "weil Plot".
Das "Weil Plot"-Phänomen ist mir noch an anderer Stelle über den Weg gelaufen. Oder eher gehumpelt. Lyna verknackst sich gleich zu Beginn ihren Fuß, als sie von der Leiter des Schornsteins auf den Boden springt. Du schreibst auch, dass sie danach humpelt, hast das aber nicht durchgängig auf dem Schirm. Mal erwähnst du es wieder und auf der anderen Seite klettert sie dann völlig problemlos wieder auf das Dach zum Wachhäuschen. Zwischenzeitlich hat sie aber Probleme, überhaupt auf dem Bein zu stehen. An einer anderen Stelle wird sie in den Lieferwagen geworfen, macht sich davor noch das zweite Knie kaputt, steht aber genauso problemlos und zügig auf, um aus dem (eigentlich viel zu hohen Fenster) zu schauen. Dass das ihr Gedanke ist, schnell zu wissen, was passiert, ist verständlich, auch, dass sie nicht an ihre Verletzung denkt, aber in dem Moment, wo sie sich vor Neugier auf die Zehenspitzen stellt, wird sie ihr Fuß sie wenig nett daran erinnern. Schreibt euch auf, wenn euer Charakter eingeschränkt ist, um das nicht zu vergessen. Am besten schreibt euch auch auf, wie lange ihr das plant. Ansonsten passiert es euch, dass ihr es dann anbringt, wenn ihr es gerade braucht und ansonsten fällt es unter den Tisch.
Dann wären wir bei der doch sehr krassen Wahrnehmung deines Charakters. Situation: Lyna und Flynn sitzen im Wachhäuschen auf dem Dach. In ca. 100 Metern Entfernung bemerkt das Mädchen, als es mit der Waffe zielt, eine Bewegung. Kein Problem, keine Sorge. Aber kurz darauf ist "gut vernehmlich" das Rasseln von Ketten zu hören. Da wurde ich stutzig. Für Schall sind 100 Meter schon eine Distanz, die sich bemerkbar macht und wenn das keine Kettenglieder mit 1cm+ Durchmesser sind, hört man die ganz sicher nicht gut vernehmlich. Auch 20 Meter sind recht viel für Zimmersprechlautstärke. Da muss man die Stimme schon ein wenig anheben, damit es zweifelsfrei beim Gegenüber ankommt. Unterschätzt diese Entfernungen nicht. Im Zweifel geht mal vor die Tür und verdeutlicht euch, was eine Entfernung von 100 oder 20 Schritten heißt. Das ist nicht so wenig, wie es auf Papier klingt. Oder denkt die Entfernung mal in die Höhe, das ist meist eindrucksvoller: Wenn jemand auf dem 10 Meter Brett etwas in normaler Lautstärke vor sich hinmurmelt ... Hört man das unten am Beckenrand? Hallenbad zählt nicht, da schallt es.
Dasselbe gilt für Lynas Beobachtungsgabe. Keine Frage, sie ist clever, ja und das will ich dir auch gar nicht ausreden. Nur wenn sie gerade gekidnappt wurde, aus dem (vermutlich dreckigen) Fenster eines Lieferwagens rausschielt, sie extrem unter Stress steht, weil sie keine Ahnung hat, was gerade passiert ... da soll sie dann erkennen, dass es Glasscherben sind, die in Deacons Oberkörper, irgendwo zwischen/unter dem Stoff seines blutgetränkten Oberteils, stecken und die vom Fernglas stammen? Das kann der Erzähler wissen, aber du hast einen personalen Erzähler, der auf Lynas Wissen beschränkt sein müsste und das Mädchen kann das nicht wissen. Dass sie überhaupt die Splitter sieht, die nicht groß sein können, wenn das Ding nicht komplett aus Glas gewesen ist. Wie viel Glas ist denn in so einem kleinen Fernglas? Zwei daumennagelgroße Linsen je Sichtrohr. Und ausgerechnet die sollen durch eine Kugel ALLE kaputtgegangen sein? Wohl eher die Plastikummantlung. Jedenfalls kommt das so nicht ganz hin. Weder der Mechnismus, noch dass Lyna das Geschehen komplett erfasst.
Davon abgesehen ist mir nur noch eine Sache aufgefallen, die nicht so ganz stimmig ist. Als Lyna durch das Haus ihres neuen "Besitzers" rennt, hat sie Angst, wegen des abgetretenen Profils ihr Gleichgewicht zu verlieren. Ich bin der Überzeugung, dass das nur eine schiefe Formulierung ist und du eigentlich den Halt meinst, den sie droht zu verlieren. Würde sie den Halt verlieren, würde sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch stürzen, aber das wäre nur eine Folge davon, dass sie wegrutscht.
In der Summe kann man der Geschichte aber gut folgen, du hälst dich mit Nebenkriegsschauplätzen zurück und die Handlung ist innerhalb deines Settings schlüssig, auch wenn in den beschriebenen Kapiteln noch nicht klar wird, weshalb die Menschen in der Stadt bleiben, wenn es dort doch so schrecklich ist. Irgendwo heißt es, sie wollten die Stadt nicht aufgeben, was nobel gewesen wäre, aber von der Quarantäne, die du angesprochen hast, wird noch nichts erwähnt. Es bleibt aber dabei, dass es soweit nachvollziehbar beschrieben ist. Kleine Fehlerchen, aber weit entfernt von einer großen Katastrophe.
Dramaturgie
Hier ist es recht durchwachsen. Du hast richtig gute Szenen, die du auch atmosphärisch und detailiert ausschreibst, in denen man nah am Charakter ist und du Informationen aus der Handlung heraus an den Leser gibst, so dass er gar nicht merkt, dass er gerade einen wichtigen Hinweis bekommen hat. Und dann hast du wieder Szenen, die du rigeros zusammenfasst oder dich in langen und ausschweifenden Off-Erzähler-Erklärungen ergehst. Du kannst es also, aber dieses Wissen und Können kommt nicht so durchgängig zur Anwendung, wie es sein könnte.
Beginnen wir mit den Infodumps, die mir aufgefallen sind. Vorgwiegend in Kapitel zwei und drei. Nachdem die Handlung richtig Fahrt aufgenommen hatte, kam das auch nicht mehr vor, aber als Autor sollte man ja auch ruhigere Szenen so verpacken, dass sie sich ansprechend lesen - nicht wie ein Schulreferat. Ich weiß, wie verlockend es ist, die Informationen, die man loswerden will, dann einfach in einen langen Erklärtext zu quetschen und das schnellstmöglich hinter sich zu bringen, aber dass Lyna durch die Halle an den einzelnen "Festungen" vorbei läuft, die mit Decken verhangen sind, sich dann erst in einem Monolog über ihr eigenes Heim und dann über die anderen Kinder ergeht ... macht das Kapitel sehr langatmig. Zumal du dich in Details ergehst, wie beispielsweise einer Kette, die danach nie wieder angesprochen wird. Oder weshalb ihre eigene Festung zu den kleineren gehört. Und dass die anderen Kinder auch wenig über ihre Herkunft wissen. Du hast es im ersten Kapitel so schön gemacht: Nimm eine Beobachtung, einen Gedanken deines Charakters und lasse darüber die Informationen einfließen. Sie geht an mit Decken verhangenen Abteilen entlang. Weiß sie, wie es dahinter aussieht? Nein, weiß sie nicht, weil sie bisher in keine andere Festung eingeladen worden ist. Sie weiß nur, wie ihre eigene aussieht, vermutet aber, dass die anderen Kinder auch ein Feldbett und eine Matraze haben. Und wie es bei Flynn aussieht, der seine Festung direkt an der Küche hat. Verhaspel dich da nicht in allen Nichtigkeiten, die dir auf die Schnell einfallen. Wenn du unbedingt die Kette mit einbringen willst, weil sie Lyna so wichtig ist, rede nicht darüber, dass sie sie zum Schlafen unter ihre Matraze legt, sondern lass die Sonne sich darin spiegeln oder lass sie sie unter ihrem Oberteil verschwinden, damit die anderen Kinder sie nicht sehen. Mach etwas mit ihr, was die Abhandlung darüber und die Aufmerksamkeit rechtfertigt. Vor allem: Wenn das Ding so wichtig ist, dann binde es langfristig und konsequent(!) ein. Sie hat seit der Entführung genügend Grund, sich beschützt fühlen zu wollen, da kannst du die Kette immer und immer wieder erwähnen, sie danach greifen oder daran denken lassen, sie könnte die Kette wütend wegschmeißen, weil es ja doch nichts bringt, sie könnte mit ihr reden. Aber ... nichts! Es kommt nichts. Als habe Lyna das Teil unter ihrer Matraze vergessen.
Dasselbe im Absatz über die Arbeiten von Flynn und Deacon. Man müsste sich anstrengen, um dort mithelfen zu dürfen. Lyna aber hilft immer mit. Dass sie sich dafür bemüht oder anstrengt, liest man aus dem Text nicht. Es scheint, als wäre das bei ihr überhaupt kein Problem, obwohl sie nicht viel mehr kann, als Werkzeug anzureichen. Warum sie also ohne besondere Qualifikation trotzdem immer fest eingeplant wird, hab ich auch nicht verstanden. Aber auch hier hättest du die Informationen schöner rüberbringen können. Zum Beispiel hätte dir auf dem Weg zwei Kinder entgegenkommen können, die aus dem Gewächshaus oder der Speisekammer Essen für die Küche geholt haben. Oder die Deacon fragen, ob sie helfen dürfen. Oder die bei Mrs. Favelli etwas wegen der Zubereitung nachgefragt haben. Oder sie hätte in der Halle Kinder sehen können, die lernen - ist schließlich Science Fiction ;-) Zeigen statt erzählen. Show, don't tell. Das waren zwei Stellen, bei denen dir das nicht gelungen ist. Später, wenn man in Bereiche kommt, die Lyna fremd sind und die sie selbst entdecken muss, kein Vorwissen hat, das sie dem Leser um die Ohren hauen könnte, erledigt sich das Problem dann, wie bereits gesagt, von allein. Wenn ich böse wäre, würde ich jetzt sagen, dass das dann auch keine große Kunst mehr ist, aber im ersten Kapitel hattest du ja auch gezeigt, dass du das auch mit Vorwissen schön schreiben kannst.
Neben den Infodumps neigst du auch dazu, Dinge zu erklären, die in meinen Augen nicht erklärt werden müssen oder Beobachtungen als Vermutungen zu schreiben, die so offensichtlich sind, dass es witzlos ist, das zu tun. "Offenbar trug sie gerade Wasser ins Haus, denn sie hatte einen Eimer in der Hand, in dem es leise plätscherte." Detektivische Meisterleistung. "Aus dem schweren Eimer, den sie in der Hand hielt, drang ein leises Plätschern." Meinetwegen kann man jetzt noch dazuschreiben, dass Mrs. Favelli Wasser holen war, für diejenigen, die sich unsicher sind, was es damit auf sich hat, aber umständlich erst die Erklärung und dann die Herleitung zu präsentieren, das macht bei derlei Nichtigkeiten keinen Spaß zu lesen. Ich komme mir bei sowas immer doof vor, weil der Autor glaubt, mir das erklären zu müssen. Auf der anderen Seite verspielst du damit auch das Show, don't tell, weil du daraus "Tell and Show" machst, also gleich beides lieferst; erst in einfach und dann so, wie man es sollte. "Sie wirkten beide geschockt, starrten mit ausdruckslosen Gesichtern ins Leere." Warum erst die Erklärung, statt zu schreiben, was Lyna sieht? Dass sie mit ausdruckslosen, bleichen Gesichtern ins Leere starren, macht doch bereits sehr deutlich, dass sie neben sich stehen. Das macht, dass sie geschockt wirken. Dass sie das tun, braucht man nicht mehr hinschreiben.
Wo dir das dagegen sehr gelungen ist, ist später im Lieferwagen. "Ihre Schultern zuckten." Sehr gut! Lynas Beobachtung. Keine Erklärung, kein Vorwegnehmen der Auflösung. Man erlebt mit, wie Lyna zu der Erkenntnis gelangt, dass Clara stumm weint. Man sieht, was Lyna sieht und kann daraus seine Schlüsse ziehen und mühelos der Handlung folgen. So wird das gemacht - und du kannst das. Also tu es auch.
Eine Formulierung, an der du das auch üben könntest, wäre "Schmerz zuckte durch ihr linkes Bein, als ihr Fuß umknickte." Da hast du erst ihr Empfinden, dann die Erklärung, was geschehen ist. Im Ansatz schon gut, aber sehr knapp gefasst und im Zweifel bemerkt man vorher, dass man falsch aufgekommen ist, aber gerade bei einem Sprung, hat man natürlich keine Chance mehr, dem Schmerz zu entgehen, der dann aber gar nicht so unvermittelt kommt. Man ärgert sich quasi schon eine Femtosekunde früher. Überleg dir immer, in welcher Reihenfolge die Geschehnisse passieren und arbeite sie Schritt für Schritt ab. Je näher der Leser am Charakter und der Handlung sein soll, desto mehr musst du dich an diese Reihenfolge halten, damit der Leser die Informationen exakt so bekommt, wie die Figur.
Dann streckst du an gewissen Stellen den Text durch sehr umständliche, hölzerne Formulierungen, die glücklicherweise nicht die Regel sind. Aber am Anfang kommt das gehäuft vor. Sowas wie "Eine bedauernde Miene auf dem Gesicht tragend [...]" Den Partizip in allen Ehren, man kann tolle Sachen damit machen, aber hier ... nicht einmal Erzähler sagen sowas. Genauso wie "Lyna stand im Eingang, die Tür mit der Hand festhaltend, ihr Körpergewicht auf den nicht verletzten Fuß verlagert". In hektischen Situationen, mit denen die Figur überfordert ist und in der tausende Eindrücke auf sie einströmen, darf man sich bis zum Erbrechen in Hypotaxen ergehen und Infos in einen Satz quetschen, so dass die Situation dem Leser ähnlich unübersichtlich wie der Figur vorkommt. Hier aber ... steht Lyna in einem Türrahmen. Das darf man so schlicht formulieren wie es ist. "Im Eingang hielt Lyna sich mit einer Hand am Türrahmen fest und verlagerte ihr Gewicht auf den unverletzten Fuß." Da muss man sich nicht mit Partizip und Ergänzungssätzen einen abbrechen. Echt nicht. Heb dir sowas für Textstellen auf, in denen du sowas brauchen wirst.
Das ist aber nicht immer so krass. Manchmal machst du es dir auch nur ganz einfach schwerer, als es ist. "[...] sagte sie ermahnend." ist ein ziemlich süßes Beispiel. Ein konkreteres Synonym für (in Ermahnendem Ton) Sagen ist zum Beispiel ... "ermahnen". Nur so als Tipp. Genauso wie schnell laufen im Endeffekt nichts anderes als Rennen ist. Du erzielst damit eine völlig andere Wirkung. Später "gehen" fremde Leute, die auf das Gelände gewaltsam eingedrungen sind, auf Mrs. Favelli zu. Das ist was vollkommen anderes, als würden sie auf sie zustürmen, marschieren oder betont lässig schlendern. Auch Handlungen, die du in zwei Hauptsätzen umständlich erklärst, lassen sich zusammenfassen. "[...] nahm seine Flinte und zog sich den Trageriemen über den Kopf [...]" ist im Grunde nichts anderes als "[...] zog den Tragriemen seiner Flinte über den Kopf". In dem Punkt ist weniger meistens mehr.
Über die Menge an Informationen haben wir ja bereits geredet, aber was dir manchmal auch passiert, ist, dass du die Gelegenheit, sie sinnvoll anzubringen, total verpasst. Als Lyna auf dem Schornstein sitzt oder zu Deacon hochklettert, erfährt man nichts über das Dach und wie die kleine Wachhütte aussieht. Das erfährt man später, wenn sie mit Flynn da raufturnt. Dabei hätte man es super beim ersten Mal beschreiben können. Generell, immer wenn neue Dinge auftauchen, die der Leser oder eure Figur noch nicht kennt, sofort beschreiben, was euer Charakter sieht und was wichtig für den Leser ist, um sich ein Bild zu machen. Die Schwierigkeit dabei ist natürlich, nicht wieder ins Schwafeln zu kommen. Aber niemand hat gesagt, schreiben wäre leicht.
Und du solltest dir immer bewusst sein, aus wessen Sicht du schreibst. Als Deacon und Blake verbal aneinandergeraten, liest man davon sehr viel und erfährt danach(!), dass Lyna währenddessen zum Wagen gezerrt worden ist. Nope. Das geht in der personalen Erzählperspektive nicht. Erschrickt sie gar nicht, wenn sie gebannt die Diskussion verfolgt und sie plötzlich jemand auf die (verletzten) Beine zerrt? Wehrt sie sich nicht? Nichtmal halbherzig? Geht sie einfach mit, ohne es zu merken? Da bitte immer ein Auge drauf haben, dass der Charakter, dessen Perspektive ihr einnehmt, niemals in den Hintergrund rücken darf, wenn er nicht gerade unbeteiligter Beobachter außerhalb der Handlung ist.
Bleibt noch eine Kleinigkeit, die mich schmunzeln ließ. Lyna beschreibt in einem der beiden Erzählblobs, dass Mrs. Favelli darauf besteht, geduzt zu werden. Das macht Lyna auch in der wörtlichen Rede ... aber im Erzähltext, der ja aus Lynas Perspektive geschrieben ist, wird die gute Frau durchgehend gesiezt, was zur Folge hatte, dass ich keine Ahnung mehr habe, wie sie mit Vornamen heißt, weil Lyna sie glaube ich genau einmal angesprochen hat. Nutze die Anrede, die deine Figur auch nutzen würde. So kommt es rüber, als duze Lyna die Frau nicht gerne und würde sie viel lieber siezen. Zu dem doch herzlichen Verhältnis, was die beiden haben, passt das nicht so recht.
Die meisten Patzer sind mir in den ruhigen Kapiteln aufgefallen. Später, sobald du in die Handlung einsteigst, erübrigt sich fast alles automatisch. Du bist dann im Plot drin, es passieren neue Dinge und Lyna selbst muss sich erst einmal zurecht finden, so dass du automatisch alles so gestaltest, dass auch der Leser sich zurechtfinden kann. Lediglich wenige Szenen gab es, die ich gerne ausgeschrieben gelesen hätte. Zum Beispiel, wie die Maverick-Frau der Admins die Vorräte plündert, Lyna einfach stehen lässt und geht. Oder wie sie das letzte Verließ aufschließen und bemerken, dass die Sawano-Zwillinge fehlen. Das wären Schlüsselszenen gewesen, bei denen ich etwas traurig war, dass du sie so schnell als Rückblick abgehandelt hast. Es waren aber keine Szenen dabei, die ich als unwichtig und zu detailiert empfunden habe. Insofern war die Szenenwahl schon stimmig, da du die wichtigsten Meilensteine herausgegriffen hast. Der ruhige Eingang, zum Ankommen; die Wache, während der die Mädchen entführt werden; die Ankunft in Subtercy, Lynas Flucht aus dem Verließ und wie sie ihren Besitzer überwältigt; das Zusammenfinden der Gruppe und der Aufbruch an die Oberfläche. Gut gewählt und auch recht gut geschrieben.
Metaebene
Da die Handlung noch nicht sehr weit fortgeschritten ist, lässt sich noch keine allgemeingültige Botschaft erkennen. Es spielt in einer Stadt, die einst große Erzvorkommen besaß und nun keine Wirtschaftsgrundlage mehr besitzt. Jetzt komme ich aus dem Ruhrgebiet, in dem auch kaum noch Kohle abgebaut wird und weiß, dass das durchaus anders laufen kann, wenn man entsprechend früh andere Wirtschaftszweige entstehen lässt, aber natürlich kann das auch gehörig schiefgehen, was der fiktive Fall von El Crisol sehr drastisch aufzeigt, wo die Menschen nun entweder in Fabriken geknechtet werden oder ihr Leben als Söldner und Kriminelle im Untergrund fristen. Jeder für sich, alle für keinen, der Stärkere gewinnt. Ein ziemliches Horrorszenario, in dem die Elite verantwortlich gemacht wird. Das ist ehrlich gesagt ein Punkt, der mir persönlich nicht gefällt, da ein Staatssystem oder die Führungsriege allein diese Macht normalerweise nicht haben, etwas so grandios in die Scheiße zu reiten, denn je beschissener es wird, desto unzufriedener werden die Menschen und das wird irgendwann dafür sorgen, dass sich etwas ändert (was nicht heißt, dass es besser werden muss, wie das Jahr 1933 gezeigt hat). In einer Demokratie hat das Volk immer die Möglichkeit der Einflussnahme, was in solchen Dystopien gerne mal unter den Tisch gekehrt und stattdessen die komplette Schuld dem Regime zugesprochen wird. Bei Diktaturen sieht das anders aus und es ist schwer, ohne den genauen Hergang dieser Entwicklung zu kennen, zu sagen, ob es logisch oder zu kurz gedacht ist, aber im jetzigen Stadium macht es auf mich leider einen ziemlich eindimensionalen Eindruck. Selbst in einem Horrorszenario wie dem dritten Reich brauchen wir eine große Gruppe, die mit der Führung symathisiert oder sie zumindest duldet. Es braucht genügend Leute, die mitziehen. Ohne die lassen sich irgendwelche Allmachtsfantasien nicht umsetzen. Wir haben den Widerstand und die Elite. Die im Klappentext erwähnten zwei Seiten. Die Elite sind natürlich die bösen und der Widerstand natürlich die Guten. So stellt es sich bisher dar. Sollte das noch differenzierter werden, wäre das sehr wünschenswert. Sonst ist es halt das altbewährte Schema "Priviligierte gegen das Proletariat" ... was ich allmälich leid bin. Natürlich ist Lobbyismus Mist, denn in einer Demokratie sollte jede Stimme gleichviel wert sein; natürlich ist es wichtiger, von Armut bedrohte Menschen zu unterstützen, als den Reichen das Mehren ihres Reichtums leichter zu machen; Natürlich sind Menschen mehr als nur Arbeitskraft, sondern eigenständige Individuen, die neben ihren Pflichten Rechte haben, die geachtet werden müssen. Das alles aber ständig und immer als das personifizierte Böse darzustellen, finde ich inzwischen langweilig, weil die Welt nicht so einfach ist und es in jedem Lager Idioten und Genies gibt.
Darüberhinaus weiß ich jetzt, aber nicht aus der Geschichte, dass El Crisol außerdem zum Sperrgebiet erklärt worden ist und die Menschen dort gegen ihren Willen festgehalten werden, als eine Art Sozialexperiment und zur Belustigung der Reichen, der Elite. So hab ich die Zusatzinfos mal interpretiert, ich hoffe, das kommt so in etwa hin. Da frage ich mich, wieso man das tun sollte. Wer sich so etwas zur Belustigung anschaut, wie Kinder an Pädophile verkauft werden; wie Raub, Mord und Totschlag zum Alltag werden; wie Menschen sich zu Tode schuften ... bei dem kann doch was nicht richtig sein. Das sind ja keine Spielfilme, die die Leute sich da reinziehen, sondern reale Geschehnisse. Das zeichnet das Bild einer extrem perversen Oberschicht, ähnlich wie bei den Tributen von Panem, bei denen die Hungerspiele wenigstens eine Scheinrechtfertigung hatten. Ansonsten wie bei Divergent, weil sie unverändertes Genmaterial bewahren wollten.
Als Sci-Fi-Abenteuersetting ist das aber auch kein schlechter Plot, das will ich damit gar nicht sagen. Man kann Dinge ja durchaus überzeichnen, um sie zu verdeutlichen. Für Leute, die aber gern differenzierte Ansichten lesen, macht es die Geschichte unattraktiver.
Der Punkt Emotionen dagegen kommt besser weg, als du vielleicht erwartet hast. Zwar nennst du nicht ständig und immer die Gemütslage deiner Protagonistin, aber sie lässt sich doch erschließen, durch die Art wie sie denkt und handelt. Auch die unausgesprochenen Gedanken und Befürchtungen anderer Charaktere bringst du sehr gut über die Handlung rüber. Ob nun Claras stummes Schluchzen, Mrs. Favellis Ermahnungen oder Fionas Wutausbruch in der Zelle. An diesem Punkt kann man sich in meinen Augen absolut nicht beschweren, sieht man von den angesprochenen Stellen, die zu erklärend geraten sind, ab. Man kann sich erstaunlich gut in die Personen hineinversetzen und die Geschichte miterleben.
Auch die Dialoge gefallen mir persönlich sehr gut. Sie wirken authentisch und entwickeln sich natürlich, statt aufgesetzt und erzwungen. Du unterscheidest auch in der Wortwahl zwischen den Personen, was die Unterschiede der Personen noch einmal gut unterstreicht.
Genre
Ja, in welchem Genre bewegen wir uns hier? Sci-Fi? Es spielt in der Zukunft, was aber für Science Fiction kein abschließendes Kriterium ist. Den Tags zufolge werden auch Roboter und Cyborgs eine Rolle spielen, womit wir technisch/(pseudo)wissenschaftliche Modifaktionen der Umwelt inbegriffen haben, was Sci-Fi kennzeichnet. Wo Fantasy Magie bemüht, versuchen sich die Sci-Fi-Autoren an naturwissenschaftlichen Erklärungen. Da technische Neuerungen und Vergangenheit ohne Zeitreisen so schwer unter einen Hut zu bekommen sind, spielen deshalb die meisten Science Fiction Romane in der Zukunft. Pflicht ist das aber nicht.
Ist es ein Abenteuerroman, wie die Tags versprechen? Wir lesen die Erlebnisse eines Mädchens, das entführt wird und eine Gruppe anderer Mädchen an die Oberfläche zurückführen muss. Irgendwie ist das auch Abenteuer, klar. Der Konflikt wird höher als die Darstellung von Gewalt oder Zerstörung gewertet, was es zu Horror oder Action abgrenzt. WP nennt als Beispiel die Abenteuer des Huckleberry Finn, die auch ohne exessive Gewaltdarstellung funktioniert. Das täte deine Geschichte auch irgendwie, andererseits lebt sie auch von den drastischen Vorkommnissen, der gewaltsamen Entführung und der tiefschwarzen Finsternis ihres Peinigers, der auch vor der Vergewaltigung kleiner Mädchen, die er für Geld von Söldnern ersteht, nicht zurückschreckt.
Wir befinden uns also wenn dann eher im Bereich Action, wobei du ja auch ein generelles, großes Problem hast und keine sinnlosen Verfolgungsjagten, an deren Ende fünf Autos explodieren und niemand mehr sagen kann, wieso. In die Mühlsteine eben dieses Konflikts gerät Lyna und das spricht für einen Thriller. Gefährliche Situationen, während der Hauptcharakter versucht, ein schwerwiegendes Problem (unter Zeitdruck) zu lösen. Herzlichen Glückwunsch zu deinem SciFi-Thriller, auch wenn derzeit die SciFi-Elemente noch nicht dominieren, für den übrigens Show, don't tell das A und O ist, um die Spannung möglichst gut modulieren zu können. Das unbedingt weiter üben und verfeinern.
W O R L D B U I L D I N G
Welt
Zwar spielt die Geschichte in der Zukunft und in einer fiktiven Stadt, ist aber dennoch in unsere bekannte Erde eingeflochten und hält sich an die bekannten Gesetzmäßigkeiten wie Schwerkraft oder Wetter.
Die aktuelle Lage der Umgebung hast du gut rübergebracht und wüsste ich nicht mehr zu der Welt, als in dem Buch steht, würde mir vermutlich nichts fehlen. Aber weshalb hast du den Quarantäne-Status der Stadt bisher komplett unter den Tisch fallen gelassen? Weiß Lyna es nicht? Wird dieser Umstand geheimgehalten? Sie muss sich doch fragen, warum die Menschen nicht einfach fliehen, wenn es doch in El Crisol so schrecklich ist. Wissen sie nicht, dass es womöglich woanders besser ist? Haben sie keine Hoffnung mehr? Diese Gedanken der Bevölkerung, im Umgang mit der Situation, die fehlen mir. Warum Mrs. Favelli bleibt, weiß ich. Sie hat sich der verwarlosten Straßenkinder angenommen und fühlt sich ihnen gegenüber verantwortlich. Aber was ist mit den Fabrikarbeitern, die Lyna auf dem Weg nach Subtercy sieht und von denen sie bereits gehört hat? Was ist mit den Opfern der alltäglichen Gewaltdelikte? Schon Kinder, selbst Tiere, laufen weg, wenn es ihnen an einem Ort zu viel wird oder es ihnen dort nicht gefällt und sie ahnen, dass es woanders besser ist und sie die Chance dazu bekommen. Kein Mensch und kein Tier setzt sich freiwillig und gern solchen Bedingungen aus, sondern wird nach Möglichkeiten suchen, seine Situation zu verbessern. Das geht aber schon zu sehr in den nächsten Punkt über, vorwiegend frage ich mich, weshalb diese Informationen noch nicht gefallen sind.
Ansonsten finde ich El Crisol eine sehr spannende Erfindung von dir. Gerade der unterirdische Stadtteil hat es mir sehr angetan, auch wenn er sehr heruntergekommen ist und vor Kriminalität trieft. Die Idee, eine Stadt, oder teile einer Stadt, unter die Erde zu verlagern, finde ich sehr spannend. Auch, dass die Häuser dort anders gebaut sind und gleichzeitig als tragende Elemente dienen, ist sehr findig gemacht.
Den Namen der Stadt hätte ich sogar für echt gehalten, wenn bei der Google-Suche nicht stattdessen eine spanische Telenovela und Cremetiegel vorgeschlagen worden wären. Die Benennung der einzelnen Stadtteile ist pragmatisch, aber passend und nicht unkreativ. Export für das Industrieviertel, Subtercy für den Untergrund. Die Namen haben eine Bedeutung oder Herkunft, teils arbeitest du mit Spitznamen für die einzelnen Teile, das gefiel mir sehr gut.
Auch die Unterbringung des Waisenhauses fand ich ungewöhnlich. Allerdings hab ich hier auch so meine Bedenken, da es zwischen Schrottplatz und Müllverbrennungsanlage doch einen deutlichen Unterschied gibt. In der Halle wird angeblich ja noch Unrat gelagert und nach jahrelanger Lagerung wird der Geruch davon nur bedingt angenehmer. Das gärt und verwest ja weiter vor sich hin. Auch an Verpackungsmüll kleben noch Reste, viele bekommen das mit der Mülltrennung nicht hin. Es kommen dann noch die Schädlinge dazu, die darin wohnen. Glassplitter zersetzen sich gar nicht, sondern überdauern die Jahre. Dass so eine Halle irgendwann einmal bewohnbar wird, ist ein netter Gedanke, aber solang das Zeug da noch drin rumliegt, stelle ich mir das sehr schwer vor, wenn es sich nicht ausschließlich um Industriemüll handelt, der keine verwesenden Komponenten enthält. Oder Sperrmüll beispielsweise. In einer Verbrennungsanlage allerdings landet am Ende alles, was sich nicht anderweitig verwerten lässt. Auf jeden Fall eine richtig gute Idee, ein altes Industriegebäude umzuwidmen, aber wie die das mit dem Müll und der Bewohnbarkeit hinbekommen haben, wüsst ich schon noch einmal ganz gerne.
Was ich dagegen wirklich schade fand, war, dass es Rollenklischees bis in deine Zeit geschafft haben. Es werden für die Wache nur Männer eingeteilt und auch nur Jungs interessieren sich für die technischen Arbeiten, mit Ausnahme von Lyna. Nicht mal in dem Punkt ist man weitergekommen. Dystopisch auf allen Ebenen. Auf der anderen Seite bewahrt man so zumindest einen Teil der Minderjährigen davor, Dienst an einer Waffe tun zu müssen, aber in meinen Augen sollten auch Jungs nicht im Alter von sechszehn Jahren in der Verlegenheit gebracht werden, mit einer scharfen Waffe auf Menschen zu zielen oder gar zu schießen. Da allerdings in El Crisol Bürgerkrieg herrscht, bleibt ihnen leider keine andere Wahl.
Deine Welt fügt sich insgesamt zu einem sehr finsteren Gesamtbild, nimmt man die Elite dazu, die sich an dem Schauspiel vermutlich ergözt und die Menschen dort leiden lässt. Für sonderlich realistisch halte ich dieses Horrorszenario, dass sich eine zivilierte Stadt in ein derartiges Moloch verwandelt, nicht, aber den Anspruch hat SciFi auch nicht unbedingt. An Gotham mäkelt ja auch niemand herum.
Figuren
Anfangs war ich da sehr zwiegespalten, da du die Beziehung zu Deacon oder Mrs. Favelli gut dargestellt und gezeichnet, aber dafür das Zusammenspiel der Kinder untereinander schlicht heruntergerattert hast. Man kann also sagen: Mal so mal so. Es wird zwar klar, dass Lyna keinen richtigen Anschluss findet, aber es wäre schöner, wenn man es einmal exemplarisch sehen würde, wie die anderen ihr im normalen Umfeld begegnen. Auch, dass die Kinder später ihr gegenüber ängstlich und zurückhaltend, fast ein wenig bewundernd, reagieren, solltest du lieber aufzeigen, statt es in der Rückblende abzuhandeln. Das Vertrauensverhältnis zu Flynn, Deacon, Mrs. Favelli und auch die unterschwellige Rivalität zu Jade dagegen ist super gemacht. Diesen Personen lassen sich auch deutlichere Wesenszüge zuordnen als den anderen Mädchen, bei denen es mir schwer fällt, die Namen auf die Kette zu bekommen.
Beginnen wir doch einfach mal mit Lyna. Ein aufgewecktes, neugieriges Mädchen. Sie ist vierzehn Jahre alt, wird aber in wenigen Tagen fünfzehn, worauf sie auch besteht. Ihre kleinen Trotzeinlagen passen ziemlich gut zu dem Alter, sind allerdings auch nicht zu häufig, als dass sie mir auf die Nerven gehen würden. Sie kann sich wenig für ihre Mitinsassen begeistern, sieht man von den älteren, Flynn und Deacon, oder den Sawano-Zwillingen ab. Sie ist lieber für sich, klettert auf den Schornstein, obwohl ihr das verboten ist, oder hilft bei Reparaturarbeiten. Bis dahin hätte ich sie für eigenbrödlerisch gehalten. Ein wenig überheblich, trotzig und ich-bin-ja-ach-so-erwachsen, wie es sich für Teenies gehört, aber sonst nicht auf den Kopf gefallen und im Grunde unsicher und interessiert. Dass man sie nie in die anderen Festungen eingeladen hat, beschäftigt sie ja doch, obwohl sie meint, das wäre ihr egal. Und auch darüber, dass sie mit den anderen keine gemeinsame Basis findet, denkt sie nach. Trotzdem sitzt sie deshalb nicht weinend in ihrer Festung, sondern lebt ihr Leben und arragniert sich damit. Von einer kalten Art gegenüber den anderen aber bemerkt man nichts. Deacon fleht sie beinahe an, auch endlich einmal Wache stehen zu dürfen, was absolut nicht kalt oder sachlich erscheint. Sie bekommt glänzende Augen, als Flynn ihr erlaubt, das Gewehr zu halten und quillt vor Dankbarkeit über, als er Deacon für sie um Erlaubnis bittet. Sie empfindet Dankbarkeit gegenüber Mrs. Favelli. Sie hat Angst um Deacon und Flynn, als sie bedroht werden. Sie ist die erste, die bemerkt, dass Clara weint und sie tröstet. Sprich: Sie ist meilenweit entfernt von einem gefühlskalten Eisklotz, sondern ein ganz normales, aufmerksames Mädchen mit einem Faible, aber keiner Begabung für Technik. Ein Grund, weshalb sie ausgeschlossen wird, mag genannt werden, aber sehen tu ich ihn nicht. Entgegen deiner Befürchtung ist Lyna nicht zu emotionslos, sondern viel zu normal, um dieses Verhalten ihrer Umwelt zu rechtfertigen. Ich lehn mich mal so weit aus dem Fenster zu behaupten, dass sie für einen Soziapathen, als der sie von dir geplant worden ist, viel zu mitfühlend und interessiert ist.
Deacon und Flynn gehören zu der Belegschaft des Waisenhauses, wobei Flynn noch eine Art Azubi ist, der gerade für die Wache angelernt wird. Er sieht zu Deacon auf, von dem man nicht viel weiß, der aber so etwas wie Mrs. Favellis rechte Hand ist. Sie sind beide in Gegenwart von Lyna wie große Geschwister, wobei Deacon der strengere von beiden ist. Flynn dagegen erlaubt ihr auch mal, die Waffe auf dem Wachposten zu halten und Lyna weiß ganz genau, dass sie eher ihn als Deacon um den Finger wickeln kann.
Mrs. Favelli kommt gar nicht so oft vor. Man erfährt eher von Lyna, wie sie ist. Sie kümmert sich um die Waisen, erledigt einen Großteil der Arbeiten selbst, betreibt außerdem noch ein Gemüsegewächshaus und schafft es, das alles unter einen Hut zu bringen und dabei die Gelassenheit in Person zu bleiben. Eben eine gute Seele.
Dann blieben da noch die Mädels, mit denen Lyna im Waisenhaus ist. Zu den Jungs erfährt man so gut wie gar nichts und zu den Mädchen auch erst, nachdem sie gekidnappt wurden. Da Mädchen und Jungen getrennt verkauft werden, verschwinden die Jungs bis dato vollkommen von der Bildfläche, aber auch der Rest bleibt grau. Clara scheint die Entführung besonders mitzunehmen, Robyn will sich nicht damit abfinden, dass sie noch eine weitere Person in ihre Gruppe mit aufnehmen und Fiona dreht bei den Aussichten, den die fremde Jade ihnen in der Zelle präsentiert, verständlicherweise total am Rad. Aber sonst? Man erlebt die Mädchen kaum, bekommt die Ereignisse und Gespräche von Lyna präsentiert, weiß, dass sie mit den Sawano-Zwillingen, die verschwunden sind, am besten klargekommen ist, aber darüber hinaus bleibt es sehr ... karg. Am besten ist noch Robyn präsentiert, die einfach schnell nach Hause will und nicht sonderlich gewillt ist, sich die Anführerrolle streitig machen zu lassen, die sie dann aber letztlich doch verliert, weil der Rest ihr in einer Abstimmung über Jades Verbleib die Gefolgschaft kündigt. Mehr erfahren wir aber auch hier nicht. Ob jemand besonders zickig, besonder zurückhaltend oder ängstlich ist ...? Ich weiß es nicht. Vielleicht ist jemand eine Frohnatur, hat einen Hang zu Witzen in den falschen Augenblicken oder ist wegen der Ereignisse völlig neben der Spur, aber ich bekomme es nicht mit. Da könntest du noch dran arbeiten und diesen Personen mehr Farbe verleihen. Ich weiß, dass das nicht einfach ist, je größer das Setting wird, niemanden zu vergessen, aber es lohnt sich, weil man mit den Dynamiken, die dabei entstehen, wundervolle Szenen stricken kann. Immerhin hast du ja schon einmal ein Setting, das über zwei Personen hinausgeht und betrachtest die Tatsache, dass deine Figuren irgendwo herkommen müssen und eine Vergangenheit haben. Das ist schon einmal sehr gut. Viele hätten es sich einfach gemacht und Lyna bei der erstbesten Gelegenheit vom Rest abgespalten, um sich bloß nicht mit sowas herumschlagen zu müssen. Dabei ist es eine großartige Gelegenheit, die man nutzen sollte.
S C H R E I B S T I L
Ausdruck
Auch hier merkt man dir die Unsicherheiten der ersten Zeilen an. Einerseits scheinst du extrem motiviert gewesen zu sein und hast versucht, möglichst malerisch zu formulieren, was die Rost-Landkarte in den ersten Absätzen beweist, die ein schönes Bild geformt hat, aber andererseits merkt man, dass du in dem Projekt noch keine Schreibroutine hattest. Wie will man die auch am Anfang haben? Man hat ja gerade erst angefangen. Deshalb ist die Überarbeitung der ersten Kapitel, in denen man sich quasi erst warmgeschrieben hat, so unendlich mühselig und deprimierend. Es gibt Autoren, die empfehlen, sich das erst gar nicht zu geben und stattdessen die ersten ein bis fünf Absätze jedes Kapitels rigeros zu streichen und zu prüfen, ob das Kapitel sich so nicht besser lesen lässt. Bring ich nicht übers Herz und viele andere auch nicht, deshalb versuch ich mal die Schwachstellen, die mir so aufgefallen sind, aufzudröseln.
Das beginnt mit den Anfängen deiner Absätze. Im ersten Kapitel sind sie wirklich fast ausnahmslos nach Schema F aufgebaut: Entweder, sie beginnen mit einer Person (Sie/Deacon/Lyna/Das Mädchen) oder wörtlicher Rede. Achte darauf, auch satzübergreifend zu variieren, denn sonst liest es sich so geleiert.
Wenn wir schon bei Absätzen sind, solltest du dir auch darüber Gedanken machen, wann du sie setzt. Im Allgemeinen machst du Sinnabschnitte, was wichtig ist, und Absätze, sobald eine wörtliche Rede folgt und der Redner sich unterscheidet. Es bietet sich allerdings an, nicht erst zu wechseln, wenn eine andere Person spricht, sondern bereits, wenn die Handlung einer anderen Figur als zuvor im Vordergrund steht. Das löst teilweise auch dein Problem mit den Absatzanfängen. Ich hab mal ein Beispiel rausgesucht.
"'Oh, okay', antwortete Lyna ratlos. 'Was soll ich tun?'"
Mrs. Favelli lachte, als sie den Eimer neben der Tür abstellte.
'Deavon finden und ihm sagen, dass er sich darum kümmern soll.'"
Dass du hier alles, was Lyna sagt, in einem Absatz zusammenfasst, ist gut und richtig. Es wäre blöd, da wegen einer neuen wörtlichen Rede einen Absatz zu machen, weil es ja alles zusammengehört. Dass du Mrs. Favellis Handlung aber direkt darunterkleisterst und ihre wörtliche Rede so hart von ihrer Handlung abtrennst ist ungeschickt. Besser wäre (wenn man auch mal einen anderen Absatzanfang wählen will):
"'Oh, okay', antwortete Lyna ratlos. 'Was soll ich tun?'"
Lachend stellte Mrs. Favelli ihren Eimer vor der Tür ab. 'Deavon finden und ihm sagen, dass er sich darum kümmern soll.'"
Seit ich Formulierungen mehr und mehr unter dramaturgischen Gesichtspunkten abhandle, wird dieser Punkt hier immer kürzer. Die nächste Baustelle, die aber nicht sonderlich ausgeprägt ist, sind Platzhalter. "humpelte leicht" oder "schnaubte kurz" hab ich mir hier notiert. Während man ersteres noch durchgehen lassen kann, ist das Kurz beim zweiten Beispiel ziemlich sinnlos. Man schnaubt ja normalerweise nicht minutenlang, sondern diese Lautäußerung ist ohnehin kurz. Beim Humpeln ist die Frage, ob man es schnell erkennt oder es vielmehr darum geht, deutlich zu machen, dass sie Schmerzen beim Laufen hat und versucht, das Bein nicht zu belasten. Wenn es um letzteres geht, würd ich da das Empfinden des Charakters hernehmen, statt das Aussehen der Tätigkeit zu beschreiben.
Dann bist du ein welche(r|s)-Fan. Die Nutzung dieser Relativpronomen in einem eigentlich alltagssprachlichen Text, kommt nicht immer so gut an. Auf mich wirken solche Texte immer so, als habe der Autor sich bemüht, besonders professionell zu klingen. Und jeder, der schon einmal was zu Arbeitszeugnissen gehört hat, weiß, dass Bemüht in dem Zusammenhang keine gute Vokabel ist. Heißt nix anderes als "gewollt, aber nicht gekonnt". Der Text soll sich natürlich und leichtfüßig lesen lassen, nicht nach mittelalterlicher Minnesängerei klingen. Reduziert das auf ein Minimum. Ab und an kann man es nutzen, um Abwechslung reinzubringen - aber wenn einem selbst die Eintönigkeit der eigenen Reltivsätze auffällt, sollte man sich fragen, ob man nicht ein paar Relativsätze streicht und die Informationen anders formuliert.
Trotzdem ließ sich der Text gut lesen, es war wirklich entspannt und angenehm. Keine Sinnsprünge, die mich verwirrt hätten, das Geschriebene hat Sinn ergeben und ich konnte mir meist unter den Beschreibungen etwas vorstellen, du hast einen breiten Wortschatz und vermeidest großteils Wortwiederholungen und formulierst inhaltlich sehr abwechslungsreich. Hat mir sehr gut gefallen.
Orthografie
Auch dieser Absatz wird recht kurz. Rechtschreibfehler im Sinne von falschgeschriebenen Worten sind mir gar keine untergekommen. Dafür schon einmal Hut ab. Auch Zeichensetzungsfehler habe ich auf meinem Notizzettel gar keine stehen. Nicht einmal einen verlausten Infinitivsatz, die wörtliche Rede ist korrekt gekennzeichnet und ich habe auch keinen verdrehten Kasus gefunden. Dafür erst einmal Hut ab.
Einzig die Sache mit dem Getrennt/Zusammenschreiben solltest du dir noch einmal ansehen. Tomaten sind über den Sommer "hoch gewachsen", aber wenn man beschreiben will, dass jemand groß ist, ist er hochgewachsen. Der Duden hilft bei Unsicherheit gerne weiter. Manche Worte kann man auch getrennt UND zusammenschreiben, aber dann steht da eine Empfehlung, wie man es schreiben sollte. Das hilft mir immer weiter.
Bleibt nur noch die Sache mit den verschiedenen Zeiten und dem Konjunktiv. "Und selbst wenn dieses Glas nicht wäre, stand da noch Blake."
"[...] wenn das Glas nicht wäre [...]" ist Gegenwart. Du schreibst aber in der Vergangenheit und das bedeutet, es müsste heißen "Und selbst wenn dieses Glas nicht gewesen wäre [...]". Aber im Zusammenspiel mit den Möglichkeitsformen kommen da viele durcheinander. Trotzdem zukünftig besser drauf achten.
Beim Rest ... weiter so!
S C H L U S S W O R T
Es ist ein tolles Projekt, eine Bewertung die mir viel Spaß bereitet hat, an dem man sicher noch feilen kann, aber das sich schon jetzt ganz gut lesen lässt. Man merkt dir die Startschwierigkeiten an und dass du allgemein mit ruhigeren Szenen so deine Probleme hast, was du üben solltest, und du solltest dir beim Schreiben weniger versuchen, möglichst viele Informationen kompakt in einem Satz unterzubringen - so verlockend das auch ist. Wenn du stattdessen auf konkretere Worte zurückgreifst, hast du hinterher vermutlich einen verständlicheren, ansprechenderen Text, der nicht länger ist als das, was du bisher hast. Nicht, dass ich den Tipp selbst mal öfter beherzigen könnte, aber ich kann dir sagen, es lohnt sich. Mir persönlich würdest du eine große Freude machen, wenn du die politischen Verflechtungen im weiteren Verlauf nicht schwarz/weiß, sondern vielfältig gestalten würdest, mit verschiedenen Strömungen innerhalb der einzelnen Konfliktparteien und du die Menschen selbst auch etwas mehr Verantwortung tragen lässt. Die böse, böse Regierung ist ... für Unterhaltungslektüre völlig in Ordnung. Wer aber dagegen als Leser hinterher zwischen Parteien wiederfindet, deren beider Standpunkt er nachvollziehen kann und sich dennoch entscheiden muss, der wird mehr gefordert und gerade für die älteren ist das häufig interessanter. Da ich nur eine grobe Vorstellung habe, wie du den Plot weiter geplant hast, weiß ich nicht, wie sehr das für dich wichtig ist, aber das wäre das, was ich persönlich als Leser mir wünschen würde.
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