'Augenfarbe' von malolarie

Titel

Augenfarbe

Autor

malolarie

Genre

Fantasy

***

Cover

Wirkung: Ist es ansprechend?

Das Cover wirkt einerseits ansprechend, da die Farben gut aufeinander abgestimmt sind. Die erdigen Rot- und Brauntöne bilden eine einerseits beruhigende Masse, andererseits pusht Rot immer ein wenig hoch, lässt den Betrachter aufdrehen, je nach Verfassung in Form von Aggressivität oder Tatendrang. Man könnte das Cover also als passiv-aggressiv bezeichnen, ohne das negativ zu meinen. Also machen wir das.

Die Maske macht neugierig. Man verbindet es mit Figuren, die sich verstecken. Entweder bewusst und gewollt, um andere zu täuschen oder weil sie vor etwas fliehen. Man weiß noch nicht, was von beidem in deinem Fall gemeint ist.

In jedem Fall lässt es sich gut ansehen, wenn es auch nicht besonders auffallend ist.

Kontext: Passt es zum Titel und zur Geschichte?

Die Verbindung zum Titel haben wir so leider kaum gesehen. Das orange-braune Wirrwarr auf dem Cover erinnert nicht einmal im entferntesten an die Struktur einer Iris, was sich bei dem Titel unglaublich gut angeboten hätte. Gleich vorweg: Wie Feuer, was es womöglich darstellen soll, sieht diese erdige Komposition auch nicht aus. Die Maske lässt zudem keinen Blick auf die Augen zu, so dass wir auf dem Cover, wo es dank des Titels mal angebracht gewesen wäre, mal keine Augen zu sehen sind. Wie gesagt: Bei dem Titel hätte es wenigstens mal gepasst. Es muss nicht gleich ein ganzes Gesicht sein, aber schon allein die Regenbogenstruktur wäre für die Farbgebung eine Idee gewesen, um den Zusammenhang zu vertiefen.

Zur Geschichte konnten wir bisher auch keinen Kontext herstellen, was aber kein Beinbruch ist. Wir haben nicht weit gelesen und nicht jedes Cover muss gleich auf den ersten Blick Sinn ergeben.

Schrift: Kann man den Titel gut erkennen?

Die Schrift lässt sich außerordentlich gut erkennen. Sie sticht hervor, zerstört das Gesamtbild trotzdem nicht und ist auch in der kleinen Fassung des Covers sehr gut lesbar. Was will man mehr? Die Großbuchstaben passen zu der ordentlichen Schrift. Bei verschnörkelter oder geschwungener Schrift wirken Großbuchstaben oft falsch und unpassend. Den Effekt haben wir hier gar nicht. Allerdings hat die Schrift auch wenig Magisches, wenig Jugendliches an sich und wir fragen uns, wie du zu der Wahl gekommen bist.

Der Titel

Kontext: Passt er zur Geschichte?

Auch, wenn wir wenig gelesen haben, ja, es besteht ein Bezug zum Inhalt. Auch wenn wir ihn recht lapidar finden. Bevor du jetzt aber fieberhaft nach einem anderen Titel suchst, sei dir gesagt, dass andere Rezensenten das ganz anders sehen und diese tödlich beleidigt sind, wenn die einen Titel nicht sofort mit der Geschichte verknüpfen können.

Uns dreien aber ist der Zusammenhang mit der Grundlage der Magie, die auf den jeweiligen Farben der Augen beruht, doch etwas zu platt. Mit den Begriffen Magie, Augen, Farben, Schicksal oder Verwandlung kann man so schöne Titel stricken, um nur die offensichtlichsten Elemente zu nennen.

Wirkung: Klingt er interessant und ansprechend?

Wie oben schon gesagt finden wir den Titel recht platt. Er bietet recht wenig Spielraum für Vermutungen, weil er aus genau einem Wort besteht, das eigentlich eine sehr eindeutige Sache definiert. Die Farbe von Augen. Für Leser, die es leid sind, sich seitenweise Beschreibungen von Augen, Iriden oder Seelenspiegeln durchzulesen, wirkt der Titel zusätzlich auch noch unglaublich abschreckend. Wenn damit beim Titel schon begonnen wird, wie soll das dann enden?

Neben dem geringen Spielraum für Gedankenexperimente fehlt uns einfach der Bezug zum Cover, um das Werk als Einheit betrachten zu können. Und dazu kommt noch, dass Augen ein wahrlich oft genutztes Motiv sind. Zusammen mit Herzen oder Seelen. Es hebt sich also auch nicht sonderlich ab. Man muss aber auch positiv sagen, dass es augenscheinlich auf WP kein anderes Werk mit demselben Titel gibt. Also trotz abgenutzter Motive kann man dir Individualität sogar bescheinigen.

Der Klappentext

Äußere Form: Wie lang bzw. kurz ist er?

Äußerlich ist dein Klappentext echt nicht schlecht. Gut, eine grammatikalische Korrektheit setzen wir inzwischen voraus und können sie daher hier nicht mehr wirklich lobend erwähnen. Wer das nicht packt, der kriegt gar keine Rezension. Aber auch die Länge ist teilweise sehr angenehm. Du hältst das Zitat am Anfang schön knapp, übertreibst es nicht mit Ausschnitten, und kommst dann zum eigentlichen Klappentext, der allerdings etwas lang geraten ist.

Formtechnisch wäre es zudem anzuraten, wenn die Bilder schon nicht von dir und nicht gemeinfrei (ohne "Copyright") sind, solltest du die Urheber mindestens nennen. Einfach zu sagen, dass man da gegen geltendes Urheberrecht verstößt und sich dem voll bewusst ist, reicht nicht. Im schlimmsten Fall wirds noch als Dreistigkeit gewertet, was im Gegensatz zu Reue nicht den besten Einfluss auf Strafmaße hat.

Neben der Tatsache, dass der Klappentext einfach sehr lang ist, irritiert uns, dass du nach jedem Satz einen Zeilenumbruch gesetzt hast. Das lässt den Flatterrand auf der rechten Seiten echt sehr zerfressen aussehen und der Text kommt nicht als Einheit rüber. Bilde Sinnabschnitte und trenne die voneinander, aber dieser Satzsalat sieht leider sehr unappetitlich und alles andere als strukturiert aus.

Die andere Sache, die dir im Klappentext immer wieder unterläuft und die ihn stilistisch unattraktiv macht, ist die schlichte Sprachstruktur, die Wiederholungen der immer gleichen Worte und Strukturen. Mal eine Anapher oder Epipher (Aufgreifen des Satzendes oder -anfangs) wirkt gut und einprägsam. Wenn du deinen Leser darin ersäufst wirkt es leider genau gegenteilig.

Inhalt: Verrät er zu viel oder zu wenig?

Zu viel. Eindeutig. Welche Elemente haben wir drin? Bestimmung, besondere Fähigkeit, Mentor, eine Heldenreise, Loveinterest und dass es einen Verräter in der Gruppe gibt. Klar, man soll seine Leser nicht völlig im Dunkeln tappen lassen, aber man muss sie auch nicht bis zur Erblindung blenden. Wir wissen, dass der Mittelweg wirklich nicht einfach ist, aber die Masse an Informationen ist einfach zu viel. Hier bedingt sich die Länge und der Infodump. Wenn du die Informationsmenge etwas ausdünnst, wird dein Klappentext automatisch kürzer.

Gerade den Loveinterest kannst du schön streichen. Auch, dass es einen Verräter gibt, ist für den Anfang der Geschichte völlig uninteressant. Das ergibt sich in der Handlung und bezieht sich außerdem auf eine Gruppe, die der Leser A) noch nicht kennt und B) in den ersten zwei Kapiteln auch nicht kennen lernen wird. Wozu ihn also damit zuspammen? Die Veränderungen, die das Mädel durchmacht und ihre magische Begabung sollten eigentlich reichen, um die Leser anzulocken. Nein, nicht ganz, etwas fehlt. Die Sache mit der gefährlichen Reise, die kann man noch mit reinnehmen, damit man auch eine Aufgabe hat, die die Figuren lösen müssen. Aber mehr inhaltliches braucht es wirklich nicht.

Wirkung: Macht er neugierig?

Leider nein. Von der mangelnden sprachlichen Rafinesse einmal abgesehen, schreit der Klappentext geradezu nach Klisches und Tropes. Das beginnt mit dem ersten Satz: "Manchmal gibt es Momente" ... Es löste bei uns allein einen kollektiven Seufzer auf, der sich wiederholte, als auch noch das auf den Kopf gestellte Leben im selben Satz aufgegriffen wurde. Beim ersten Mal war es innovativ. Es muss nicht immer alles innovativ sein, aber sich solcher Bausteine zu bedienen, zeugt eben auch nicht von viel Kreativität. Wie viele Klappentexte beginnen so? Wie viele Geschichten beginnen so? Wir lesen viel, aber nicht übermäßig, aber für uns lautet die Antwort auf beide Fragen: Zu viele. Lös dich von solchen Bausteinphrasen und finde etwas eigenes.

Dazu kommt noch der Geburtstag als DER wichtige Tag im Leben. Bei Harry Potter machte das Sinn. Der gute Junge bekam einen Brief zugestellt - die magischen Kräfte sind bereits im Vorfeld in ihm erwacht und immer mal wieder zum Tragen gekommen. Der Brief hingegen war ein Verwaltungsakt, der sich auch gerne an bürokratische Daten halten darf. Aber warum irgendwelche biologischen Prozesse? Die meisten Autoren hier auf Wattpad sind Mädels und die sollten doch eigentlich wissen, dass biologische Prozesse sich nicht an einen Tag binden lassen. (Jaja, Magie, bla.) Binden ist ein gutes Stichwort: Frauen bekommen doch auch nicht alle im Gleichschritt zum 14. Geburtstag ihre Tage! Und wem das doch passiert, der empfindet das keinesfalls als Grund zum Feiern, aber das ist eine andere Geschichte.

Der zweite Grund, der uns abgeschreckt hat war eben dieser Infodump. Lia wird sechszehn, sie wird sich verändern, ihre Bestimmung entdecken, auf eine gefährliche Reise gehen und neue Menschen kennenlernen, sich mit ihnen anfreunden, verbünden und zerstreiten und welche Bestimmung auch immer vermutlich erfüllen. Denn rhetorische Fragen in Klappentexten lassen sich meistens mit Ja beantworten.

Klar sind da die offenen Fragen, um welche Bestimmung es geht und wer aus der Gruppe (welche Gruppe auch immer) nun einen Verrat (welcher Art auch immer) begeht, aber es reicht nicht, um den Rest zu überdecken. Wir drei blieben mit Bauchschmerzen zurück.

Tags

Deine Tags sind zu großen Teilen mit Bedacht gewählt und sicher gut und richtig. Organisatorisch ist es clever, die Genres (abenteuer, fatansy, übernatürliches) noch einmal aufzugreifen. Gerade, weil man seit der Umstrukturierung nicht mehr genau sagen kann, ob man über die Kategorien noch überhaupt irgendwas findet. Auch der Tag 'abgeschlossen' ist nicht doof. Auch inhaltlich hast du einiges aufgegriffen, das man auf jeden Fall mit reinnehmen sollte. Die Elemente "freundschaft", "kampf", "magie", "reise" sind für deine Geschichte wirklich treffend gewählt.

Tags zu Awards bewerten wir ja normalerweise nicht, weil diese vorgegeben sind und zur Generierung der entsprechenden Leselisten notwendig sind. Aber der Tag "nava17" ist schon ziemlich unnötig, weil der Award bereits längst vorbei sein sollte. Ebenso fragwürdig ist der Tag "features". Wir hätten es sicher alle total gern, wenn es das System für deutsche Geschichten gäbe, aber der Tag dient nur englische Geschichten, um in die Vorschlagslisten von Wattpad zu gelangen. Man korrigiere uns, sollten wir da falsch liegen. Auch der Titel muss nicht unbedingt als Tag angegeben werden. Über den sollte die Geschichte auch so zu finden sein.

Was wir dir noch als zusätzliche Tags empfehlen, weil es inhaltliche Elemente sind, die noch nicht berücksichtigt wurden, die aber gesucht werden könnten, wären einmal die Aspekte des "Schicksals", Lias "Bestimmung", die mit ihrer "Gabe" einhergeht. Vielleicht kannst du auch einen Punkt aus deinem Klappentext als Tag aufnehmen, beispielsweise den "Verrat". Und "Heldenreise" ist sicherlich noch etwas, was die Reise ein wenig spezifizieren könnte.

Gute Tags: Abtenteuer, Fantasy, Übernatürliches, Freundschaft, Kampf, Magie, Reise
Zu streichende Tags: Features, Nava17, Augenfarbe
Vorgeschlagene Tags: Schicksal, Bestimmung, Verrat, Gabe, Heldenreise

Storyaufbau

Einführung: (Fühlt man sich gut von dir abgeholt oder muss man sich eher in deine Geschichte hineinquälen?)

Zugegebenermaßen waren wir von dem ersten Kapitel inhaltlich überfordert. Nicht, dass viel passiert wäre, im Gegensatz zum Klappentext geschah überraschend wenig, aber es ist nicht so leicht ersichtlich, worauf genau du hinaus willst. Du beginnst mit der Aufführung, von der man zunächst einmal nichts mitbekommt und auch zunächst keine Ahnung hat, welche Art von Turn-Aufführung es denn eigentlich gewesen ist (Tanz, Athletik, Cheerleading, Battle-Rap, Bodybuilding oder tatsächlich Boden- bzw. Geräteturnen ...), geschweigedenn, dass man überhaupt etwas von der Performance mitbekommt. Es fällt zwar der Begriff "Zirkusaufführung", aber ob der als Disphemismus gemeint ist oder wirklich das beschreibt, was dort passiert, können wir nur raten. Dann folgt ein epischer Abriss über das Duschen danach, wobei ausdrücklich ausgelassen wird, was Mädchen womöglich unter der Dusche sonst so tun (Was wäre das zum Beispiel? Wir sind neugierig. Wir duschen.) und wie angewidert dein Charakter von den sanitären Anlagen ist. Außerdem erfahren wir, dass sie ihr Shampoo liebt. Das sind jetzt keine Informationen, wegen derer wir ein Buch aufschlagen würden.

Zumal du im weiteren Kapitel auch nicht mehr darauf eingehst. Lia fährt nach Hause, zusammen mit ihrer Familie, sie fahren noch die beste Freundin des Protagonisten heim und Lia geht schlafen. Tag Ende. Der nächste Tag, ihr Geburtstag, wie du nicht müde wirst zu erwähnen, beginnt damit, dass Lia ihr(!) Blut in die Toilette spuckt, was du nicht minder häufiger erwähnst. Über diesen Punkt, der seinen Überraschungseffekt anfangs nicht verfehlt hat, kommst du irgendwie nur schwerlich hinweg. Statt Lias Emotionen, Zweifel und Ängste näher zu beleuchten und dich tatsächlich mit dieser Situation auseinander zu setzen und dem Leser dabei die Möglichkeit zu geben, mitzuleiden und der Situation ein Mindestmaß an Spannung zuzugestehen, beschreibst du lediglich das Geschehen von außen. Das Problem was wir zusätzlich dabei hatten, erörtern wir unter dem Punkt Logik.

Dass du irgendwelche Punkte immer mal wieder angerissen hast (Zirkusaufführung, beste Freundin) und sofort hast fallen lassen, half bei der Orientierung innerhalb des Plots nicht wirklich. Weder können wir die Leidenschaft für ihr Hobby noch die Zuneigung zu ihrer Freundin in irgendeiner Weise nachempfinden. Daher fanden wir die Einführung, trotz dass du immer mal wieder Informationen zu deiner Protagonistin eingeflochten hast, nicht sonderlich gelungen.

Der rote Faden (Ist die Geschicht stimmig und verfügt über einen logischen Aufbau und ist somit nachvollziehbar? Fühlt man sich als Leser von dir abgeholt oder kommt man schwer in die Geschicht rein?)

Der rote Faden ist im ersten Kapitel vermutlich die beginnende Verwandlung von Lia. Zunächst einmal ein kleiner Hinweis zu Handlungssträngen und Nebeninfos. Wenn man A sagt, muss man auch B sagen. Irgendwas als Füllmaterial mal im Nebensatz zu erwähnen und nicht hinreichend drauf einzugehen, ist kein guter Stil. Es verwirrt mehr, als es dem Leser zusätzliche Fakten vermittelt. Dass Lia beispielsweise Amateurzirkusatistin ist, (vielleicht, wir wissen es nicht) ist zwar eine nette Sache, aber dafür muss man als Leser nicht das Ende einer Vorstellung lesen und die anschließende Reiningungsaktion miterleben. So etwas hilft beim Einfinden in eine Geschichte nicht.

Hinsichtlich der Logik haben wir allerdings auch so ein paar Punkte. Fangen wir damit an, dass Lia am Morgen in der Porzelanabteilung daniederkniet und unglücklicherweise erbricht. In ihrem Erbrochenem entdeckt sie Blut. Offensichtlich reichlich, denn sie erkennt es sofort und eindeutig. [Folgender Punkt ufgrund treffender Anmerkung von IFindYourPlotholes, die ihrem Nickname hier alle Ehre gemacht hat, korrigiert] Da es geronnen ist, wirds wohl irgendwo von oben runterlaufen. Dass sie erbricht ist dann sogar logisch, weil Blut auf den Magen eine sagen wir recht ausladende Wirkung hat. Entweder also, sie hat sich, als sie zur Toilette stürzte, auf die Zunge gebissen oder ein (anderes) ernsthaftes Problem. Immerhin suppts nicht direkt in die Magensäure. [Korrektur Ende.] Ihre Mutter allerdings, reagiert, nachdem Lia betont hat, dass sie nicht zum Arzt will(!), darauf, indem sie das kleine, glückliche Geburtstagskind von hinten umarmt, während es sich die Blutbestandteile durch den Kopf gehen lässt, was für uns eine gelinde gesagt fragwürige Reaktion war.

Immerhin ihr Vater sieht ein, dass die Konsultation eines studierten Menschen (der Human- oder Tiermedizin) möglicherweise keine schlechte Idee sein könnte und besteht auf die Umsetzung dieses verrückten Einfalls. Immerhin interventiert die Mutter dabei nicht und auch die Tochter lässt sich dazu überreden. Aber nicht, ohne vorher noch einmal geduscht zu haben.

Kurzerr Exkurs zu Duschthermostaten. Ja, richtig gehört. Thermostate. Sowohl Gas- als auch Stromthermostate brauchen einen kurzen Moment - zwischen ein und zwei Minuten - bis sie Wasser auf die entsprechende Temperatur gebracht haben. Immerhin erhitzen diese Dinger Wasser im Vorbeilaufen. Deshalb heißen sie auch Durchlauferhitzer. Sofern Lias Eltern also keinen Nachspeicher haben, ist es kein Wunder, dass das Wasser zunächst nicht die gewünschte Temperatur hat. Es ist allerdings ein Wunder, dass Lia, die bekannterweise seit sechszehn Jahren in dem Haus lebt, das Prinzip noch nicht durchdrungen hat und völlig überrascht ist, dass das Wasser nicht augenblicklich die richtige Temperatur hat.

Zurück zu Lias Übelkeitsding, wie sie so treffend formuliert. Die junge Dame hat inzwischen vier Mal (oder öfter) eine ihrer Aussage nach beträchtliche Menge Blut erbrochen, rennt aber noch durchs Haus und sucht sich ihre Wohlfühlklamotten zusammen, damit ihr Vater sie zum Arzt fahren kann. Nehmen wir das mal so zur Kenntnis, auch wenn wir in der Situation deutlich andere Prioritäten gesetzt hätten.

Den Fakt ignorierend, dass Lia augenscheinlich seit vier Jahren bei keinem Arzt gewesen ist (wir hoffen, sie hat noch nicht ihre Periode oder aber sieht Gynäkologen nicht als echte Ärzte an) fanden wir auch die Versorgung durch Dr. Smith ziemlich verstörend. Punkt für ihn: Er hat Lia direkt drangenommen und sie nicht erst im Wartezimmer versauern lassen oder sie angepampt, dass sie ja keinen Termin habe. Andererseits müssen wir uns bei seinen Fähigkeiten als Arzt fragen, ob seine restlichen Patienten womöglich größtenteils verstorben waren, sofern sie nicht mit Husten, Schnupfen, Heiserkeit bei ihm aufgelaufen sind. Entgegen der vorherigen Annahme bezweifeln wir stark, dass Dr. Smith eine Approbation der Human- oder Tiermedizin besitzt. Nicht einmal das dentistische Handwerk oder eine Heilpraktikerlizenz möchten wir ihm anvermuten. Hier entschuldigen wir uns außdrücklich bei allen Zahnärzten für diesen Vergleich. Nachdem er Lias Bauch abgetastet hat und offenbar nicht fündig geworden ist, schickt er die junge Dame ohne weitere Diagnostik nach Hause. Vielleicht ist die Entdeckung des Ultraschalls auch an ihm vorbeigegangen und es gebietet ihm irgendeine religiöse Vorstellung, ihr Fragen zu stellen. Unsere Vermutung ist, dass er seinen Doktor in Philosophie gemacht hat.

Um es noch einmal zusammen zu fassen: Logisch betrachtet weist die Geschichte einige Lücken auf, die sich durch den roten Faden leider nicht flicken lassen. Da muss noch einmal jemand überarbeiten. Leitsatz sollte sein: Wovon ich keine oder wenig Ahnung habe, das beschreibe ich nicht On-Screen, sondern handle das in einem Rückblick ab, a la "Nachdem Dr. Smith mich untersucht hatte und nichts fand ...". Oder, wenn ich mir Mühe geben will, recherchiere ich es.

Aber neben diesen Gesichtspunkten um Dr. Smitch und ihre gesundheitlichen Probleme, ist da auch noch die Situation im Unterricht. Im Schnelldurchlauf: Mathelehrer wollen Rechenwege, keine Lösungen. Dazu kommt, dass Sprinten an sich keine eigene Sportart ist, sondern Laufen. Im Sportunterricht nennt man so etwas dann zum Beispiel das Themengebiet der Bewegungsabläufe. Oder aber man behandelt es im Rahmen des Themenblocks Leichtathletik neben Weitsprung oder Weitwurf oder Kugelstoßen. Jedenfalls wird man Schüler nicht in dicken Jacken um den Block jagen, weil die sonst in ihrem Schweiß eingehen. Und auch mittels Doping sind derartige Trainingserfolge wie bei Lia, die plötzlich einen auf Speedy Gonzales macht,  innerhalb von wenigen Tagen vollkommen utopisch. Entweder die Muskeln sind da, um die Leistung zu bringen, oder nicht - dann müssen sie erst aufgebaut werden. Uns sind viele dieser kleinen und großen Logikmängel aufgefallen und sie haben es uns schier unmöglich gemacht, uns großartig auf den Inhalt zu konzentrieren.

Davon, dass Lia am Morgen völlig verschlafen sofort erkennt, dass sich in ihrem Auge ein blauer Schimmer gebildet hat (kein Veilchen) wollen wir gar nicht erst anfangen. Syd hat 14 Jahre gebraucht, um zu bemerken, dass ihre Augenfarbe je nach Jahreszeit wechselt. Den Zollbeamten ist bei Passkontrollen im Winter aber auch nicht aufgefallen, dass die im Pass verzeichnete Augenfarbe nicht korrekt war. Die werden dafür bezahlt und werfen nicht nur einen schnellen Blick in den Spiegel, um zu gucken, ob die Haare liegen. Wir hätten es verstanden, wenn die Augen plötzlich blutrot gewesen wären oder im Dunkeln grün geleuchtet hätten, aber ein blauer Schimmer? Den würden wir auf die Klamotten schieben.

Einen Punkt wollen wir hier außerdem noch anmerken: Die Zahlen, die Lia an der Tafel sieht. Wir konnten nicht umhin, uns da an Percy Jackson erinnert zu fühlen. Das ist aber nur so eine Randnotiz.

Zusammenfassend fühlten wir uns zwar abgeholt, aber kamen aufgrund der mangelnden Nachvollziehbarkeit der Handlungen und Reaktionen deiner Protagonistin nicht wirklich in die Geschichte rein. Wir fühlten uns eher wie die Beobachter eines unerklärlichen Phänomens, das uns kaum gereizt hat.

Dramaturgie (Zeichnet sich eine Spannungskurve ab? Oder neigt man dazu den Inhalt deiner Geschichte einfach zu überfliegen?)

Wie oben schon beiläufig bemerkt, springst du zwischen den einzelnen Aspekten. Und das leider nicht sehr elegant. Du solltest zukünftig darauf achten, Gedankengänge entsprechend zu verknüpfen. Das geht. Man kann von Fahrrädern in fünf Sätzen oder weniger zu Tomaten gelangen. Glaubt ihr nicht? Fahrräder sind beliebte Fortbewegungsmittel. Sie sind platzsparender als Autos und umweltschonender. Übrigens sind über 50% aller Fahrräder rot. Ebenfalls rot, aber weniger umweltschonend sind Tomaten aus Treibhäusern in Afrika. Der Begriff Treibhausgase kommt nicht von ungefähr. So kommt man von Fahrrädern über Tomaten zu Klimagasen.
Weniger zusammenhängend ist sowas: "Ich gehe in meinem Kopf alle Dinge durch, die ich gestern gegessen habe. Aber ich glaube nicht, dass mein Cornflakes, mein Apfel oder meine Lasagne giftig waren. Wahrscheinlich liegt es an der Aufregung. Ich realisiere immer noch nicht wirklich, dass ich ab heute sechszehn Jahre alt geworden bin."
Fassen wir zusammen: Sie versucht den Grund ihrer Erkrankung selbst zu ergründen und denkt plötzlich daran, nachdem sie ihr gestriges Mahl nicht nur gedanklich rekapituliert hat, dass sie ja Geburtstag hat. Solche Gedankensprünge passieren dir öfter. Eleganter wäre es hier gewesen, über die gewünschte Geburtstagstorte, die ebenfalls als Nahrungsmittel durchgeht, dann auf ihre Geburtstag zu schwenken. So etwas erleichtert das Folgen für uns als Leser doch deutlich. Uns ist bewusst, dass man solche Gedankensprünge auch gewollt als Effekt nutzen kann, aber über das erste Kapitel gesehen, greifst du, sollte es gewollt gewesen sein, zu oft auf diesen Trick zurück. Verbinde die einzelnen Sachverhalte, die du ansprechen willst, besser miteinander.

Der andere Punkt ist: Mache dir bitte Gedanken, was du erzählen willst und suche dir sinnvolle Abschnitte, um davon zu berichten. Wir haben bereits angerissen, dass es nicht unbedingt besonders repräsentativ für Lias Liebe zum Turnen ist, wenn du das Ende der Veranstalltung beschreibst und auch ihr Verhältnis zu den anderen Mädels der Gruppe lässt sich eher schlecht skizzieren, wenn du sie in einzelne Duschkabinen steckst und sie einfach nichts miteinander zu tun haben. Dafür lernt man in den ersten paar Zeilen über Lia, dass sie ihr Shampoo offenbar mehr schätzt als ihre Turnkollegen. Viel krasser fanden wir allerdings den dritten Tag.

Der Tag beginnt damit, dass Lia aufsteht und duschen geht. Das Duschen wird (mal wieder) On-Screen beschrieben, obwohl nichts passiert. Keine Wassertemperaturschwankungen, nichts. Lia macht das Wasser an, geht dann wieder raus und trocknet sich ab. Dafür "verschwendest" du mehrere Zeilen. Es passiert nicht einmal etwas lustiges, es ist stilistisch nicht ansprechend geschrieben, du gehst auf keine Befürchtungen ein, keine wichtigen Gedankengänge deiner Protagonistin. Kurz: Es gibt keine Entschuldigung dafür, diesem nichtigen Ereignis mehr zu widmen als ein knappes "Ich duschte mich, glücklicherweise ohne jegliche Zwischenfälle". Mehr braucht es dafür nicht. Da ist nix Interessantes für den Leser dabei.

Nicht nur das Duschen an Tag drei ließe sich zusammenfassen, nein. Lia steht auf, geht sich duschen und danach liest man nur noch davon, dass sie sich die Haare föhnt, ihre Sachen anzieht und dann ... wieder ins Bett geht. Genau. Die geht einfach wieder schlafen. Der ganze Tag hätte also in einem Satz zusammengefasst werden können, ohne dass der Leser etwas Elementares verpasst hätte. Es wäre sogar logischer gewesen, denn da es recht nah beschrieben wird und keine einzige andere Tätigkeit auch nur angedeutet wird, hat es den Anschein, als würde Lia den ganzen Tag verpennen. Es scheint, als hättest du angefangen zu schreiben, dann gemerkt, dass es zum Sonntag nichts wichtiges zu sagen gibt und den Tag dann möglichst schnell irgendwie beendet. Bei Harvest Moon funktioniert das, wenn einem langweilig ist, schickt man den Avatar in die Falle und zack ist der nächste Tag. Aber das sollte bei einer Geschichte nicht euer Anspruch sein. Entweder, ihr strukturiert die Tage glaubhaft durch - überlegt euch, was euer Charakter an dem Tag macht und überlegt euch, ob die Figur damit tatsächlich 16 Stunden füllen kann - oder ihr macht einen Zeitsprung zum nächsten wichtigen Ereignis, zu dem ihr auch etwas schreiben könnt. Bei solchen Leertagen kommen wir uns ein wenig veralbert vor und da fragen wir uns am Ende: Wozu haben wir uns den Absatz jetzt durchgelesen? Es spricht nichts dagegen Nichtigkeiten zu beschreiben, aber man muss es irgendwie ansprechend gestalten. Entweder durch stilistische Rafinesse, Atmosphäre, Emotionen oder auch Komik. Wenn solche Elemente fehlen, dann muss der Inhalt für den Plot relevant sein. Wenn auch das nicht zutrifft: Weg damit.

Eine Spannungskurve können wir dir daher nur schwerlich bescheinigen. Die Leersätze und Themensprünge haben eine flüssige Entwicklung behindert, was uns nicht nur dazu gebracht hat, den Inhalt mehr und mehr zu überfliegen, sondern auch frühzeitig das Lesen abzubrechen.

Genrebezug? (Passt der Titel zum Inhalt? Oder brichst du ganz bewusst und gekonnt mit den Vorgaben, um etwas Neues zu wagen?)

Charaktere

Charakterset: Sind sie authentisch?

Einen Großteil der Charaktere bekommt man gar nicht mit. Das fängt bei den Mädels vom Turnen an, die augenscheinlich nicht viel mit Lia zu tun haben und aus ihrer Sicht auch wenig vertrauenserweckend sind - weil scheinbar kann man ihnen nicht einmal eine Tube Shampoo anvertrauen - und sie komische Dinge unter der Dusche machen. Von ihrer Klassengemeinschaft lernt man auch niemanden kennen. Keine Namen, keine Beschreibungen, kein Laut. Ihre Lehrer haben immer hin Namen, sind aber sonst auch eigentlich eher anonym, lästige Begleiterscheinungen der Schule und Lia offenbar auch nicht sonderlich sympathisch. Jedenfalls nicht näher erwähnenswert.

Zu ihrer Familie, die aus ihrem Vater und ihrer Mutter besteht, kann man da immer hin etwas mehr sagen. Die Mutter ist offenbar recht sorglos und besorgniserregend entspannt, während der Vater sich seine Vernunft in Teilen bewahrt hat. Sonderlich vertraulich ist das Verhältnis innerhalb der Familie allerdings auch nicht, wenn Lia derartige Beschwerden verschweigt, um ihre Mutter nicht zu belasten, und ihren Vater nicht einmal darum bitten will, einen anderen Arzt aufzusuchen.

Bleibt noch Hazel, die auch nicht viel mehr als ein besorgter, herumirrender Name ist, der regelmäßig sein Shampoo vergisst. Mehr können wir zu ihr nicht sagen. Sie ist angeblich seit Geburt die beste Freundin der Protagonstin - übrigens auch die einzige Freundin, der vielen Leute, die ihr zum Geburtstag graturlieren, die jemals auftritt.

Du merkst vielleicht, dass dein Charakterset noch ein wenig blass und undurchsichtig wirkt. Etwas mehr Farbe und eine liebevolle Gestaltung täte ihm unheimlich gut.

Charakterdesign: Kann man sich ein gutes Bild von ihnen machen? (nicht nur äußerlich, sondern auch was ihre Eigenschaften betrifft)

Unser Eindruck von Lia ist, dass sie sehr oft duscht. Nicht falsch verstehen, wir sind kein Feind der Körperhygiene und gerade Wesen, die zeitweise auf Öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind, sollten da drauf achten, aber so ausdauernd, wie du dieses tägliche Ereignis beschreibst, auch wenn an dem Tag sonst nichts passiert, ist schon auffällig. Zudem schläft Lia auch recht viel.

Dazu kommt, dass Lia sich mit den Veränderungen ziemlich schnell zufrieden gibt. Bei den Verbesserungen in der Schule können wir das sogar gut nachvollziehen. Das ist wohl nichts, was jemand unbedingt wieder loswerden will. Bei Bluterbrechen und Stimmen, die man hört, sieht das anders aus. Da hatten wir etwas mehr Gegenwehr erwartet. Wirklich ein Bild von ihr machen, konnten wir uns nicht. Du sagst, sie sei gut in Mathe, andererseits pfeift der Lehrer sie zurück, als die Stunde beendet ist und lobt ihre Beteiligung, während er sie ermahnt, das Leistungsniveau nicht wieder einbrechen zu lassen. Solche Widersprüche machen es schwer, sie zu verstehen.

Charaktereigenschaften können wir ihr kaum zusprechen. Vor allem deshalb, weil du Dinge mehr beschreibst, als auf das Innenleben einzugehen. Wir können nicht genau sagen, wie Lia die Dinge erlebt und auffasst. Wir wissen, wenn sie heißes Wasser berührt, tut es ihr weh. Mehr als ein halbwegs intaktes Schmerzempfinden sagt das über sie aber nicht aus. Darüber hinaus fehlt alles weitere. Darauf gehen wir näher im Punkt Metaebene ein. Aber dir sei schon einmal gesagt, dass Show don't tell etwas ist, das du dir noch einmal ansehen solltest.

Zu Hazel, der besten Freundin, haben wir oben schon angemerkt, dass wir auch zu ihr nichts sagen können. Was positiv zu erwähnen ist, ist dass sie sich zumindest Sorgen macht. Zugegebenermaßen mehr um die veränderte Augenfarbe als das Bluterbrechen, das vor allem in ihren Augen eine Gefahr für die Fußbodendekoration darstellt, aber immer hin etwas.

Metaebene: Wie sind Dialoge und Emotionen beschrieben worden?

Show don't tell. So lässt sich unser Verbesserungsvorschlag wohl am besten ausdrücken. Nehmen wir das Bluterbrechen einmal heran, um das zu verdeutlichen. Du beschreibst weder das Übelkeitsgefühl, das Lia dazu veranlasst, morgens die Toilette aufzusuchen, noch gehst du auf die körperlichen Reaktionen ein. Nicht, dass wir das unbedingt so bildhaft haben wollen, aber wenn man es thematisiert, sollte man es auch entsprechend greifen. Von dem sicht-, riech- und schmeckbaren einmal abgesehen, passiert da ja mehr mit einem. Man wird unruhig, Schweiß steht auf der Stirn, der Magen rebelliert, man beginnt zu zittern, der Puls geht in die Höhe. Alles Dinge, die man einbringen könnte, wenn man denn wollte. Genauso wie Gedanken dazu. Vielleicht anfängliche Zweifel, Probleme, die Situation einzuordnen und später die Angst, wenn Lia sieht, was genau sie dort erbrochen hat. Es ist ja nicht einfach nur ihr Abendessen, sondern Blut. Ihr eigenes Blut. Ein Anblick bei dem so mancher auch schon einmal panisch wird. Wie viele Menschen werden schon panisch, wenn sie sich mal in den Finger geschnitten haben und ein paar Milliliter davon auf den Boden tropfen? Dazwischen liegt noch der Kraftakt an sich, denn genau so etwas ist Erbrechen. Es kostet enorme Kraft, ist anstrengend und die wenigsten empfinden es in irgendeiner Art als angenehm. Vom Geruch oder Geschmack einmal ganz abgesehen, den du erst sehr spät erwähnst, als du auf den metallischen Blutgeschmack eingehst und dabei die bittere Galle und die Säure völlig vergisst. Lia sieht es, begreift es und - nimmt es hin. Kein Zweifeln, kein Hadern, kein Unglaube, kein Verleugnen. Es ist kein Prozess, sondern ein leider sehr liebloses Aneinanderreihen von Fakten. So entsteht keine wirkliche Metaebene. Das ist etwas, das du noch weiter ausarbeiten solltest. Auch in anderen Punkten. Wie fühlt sich Lia in Gegenwahrt der veraschiedenen Figuren? Was denkt sie in den Situationen? Wie denkt sie über die Situationen? Das sind einfach Fragen, die du dir noch nicht zu stellen scheinst. Wir jedenfalls können sie nicht beantworten.

Schreibstil

Ausdruck: Gibt es viele Wortwiederholungen? Verfügst du über ein eher geringes oder über ein weitgefechertes Vokabular? Wie sieht es mit Bildern, Vergleichen oder Metaphern aus? Oder greifst du immer wieder dieselben hohlen Phrasen auf?

Insgesamt hast du kein allzu eng gefasstes Vokabular. Du könntest also wesentlich mehr aus deinem Text herausholen. Warum gleich dieser negative Beginn? Nun, der Ausdruck war mit einer der Punkte, die uns beim Lesen am meisten zugesetzt haben. Neben dem fehlenden "Show, don't tell" und den Problemen, die wir hinsichtlich der Nachvollziehbarkeit hatten, sind uns vor allem die Wiederholungen ins Auge gefallen.

Dabei meinen wir nicht unbedingt die Wortwiederholungen, wie das von dir oft verwendete Murmeln, sondern Wiederholung ganzer Phrasen oder Sätze. Manche Absätze erschienen uns, als hättest du mit Textbausteinen gearbeitet, da du dieselben Umstände immer wieder gleich geschildert hast. Beispielsweise beschreibst du Lias Bluterbrechen immer gleich. Immer heißt es, "Ich/[...] und spucke mein Blut in die Kloschüssel/Toilette". Selbst, wenn du da mit Synonymen für die einzelnen Begrifflichkeiten arbeitest bleibt die Struktur immer dieselbe, was auf Dauer echt langweilt. Auch bei anderen wiederkehrenden Handlungen variierst du kaum, so dass man wirklich das Gefühl bekommt, einen Serienbrief aus Textbausteinen vor sich zu haben. So etwas vermittelt uns den Eindruck, dass du einfach nur platt runterschreiben willst, was passiert ist, aber dir um die Gestaltung sehr wenige Gedanken machst. So liest es sich für uns. Das reicht allenfalls für die Bezeichnung einer Skizze, eines Rohentwurfs.

Im übrigen neigst du auch dazu, immer ein und dieselbe Satzstruktur über den gesamten Text hinweg beizubehalten. Subjekt - Prädikat - Objekt. In einer Geschichte mit Ich-Erzähler läuft es dann darauf hinaus, dass die Sätze zu 50% mit Ich beginnen, 30% mit irgendeinem Namen oder einer Beschreibung wie "Meine Mutter" und der Rest ist entweder wörtliche Rede oder da wird tatsächlich mal variiert. Da solltest du zukünftig drauf achten, etwas mehr Abwechslung reinzubringen. Abwechslung ist ohnehin so ein Punkt, der wichtig ist.

Dazu gesellen sich diverse Formulierungen, die so nicht passen. Begonnen bei der oben genannten Beispielformulierung, die du uns diverse Male um die Ohren gehauen hast. Sicherlich ist Spucken ein Synonym für Erbrechen, aber die Ausdrucksweise ist platt und von jeglicher Emotion oder bildlichen Schilderung befreit. Das beginnt damit, dass Spucken entweder recht lapidar oder förmlich/höflich klingt, keinesfalls aber rüberbringt, was das für den Betroffenen - der hier dummerweise der Erzähler in Personalunion ist - bedeutet. Das machen die meisten Synonyme auch nicht besser, auch wenn Kotzen oder Brechen beispielsweise schon deutlich unangenehmere Assoziationen weckt und der Realität ein wenig näher kommt. Welchen Grund hätte Lia, in dieser Situation hier irgendetwas zu beschönigen? Am besten kommt man hier mit Umschreibungen zurande, wenn man nämlich anfängt zu beschreiben, wie das aufsteigende Gefühl der Übelkeit sie plötzlich überkommt, sich ihr Magen, ihr gesamter Bauch krampfartig zusammenzieht und der Würgreiz ihr erst den Atem raubt und dann der Geschmack von Magensäure und Galle das Plätschern untermalt, sie im Anschluss gierig und erschöpft nach Luft ringt, bevor sie abermals der Brechreiz überkommt, die Mühe aber völlig umsonst ist und das widerliche Gefühl endlich abflaut, so dass sie sich endlich zitternd über die verquollenen Augen wischen kann und dann erschrocken sieht, dass ihr vorverdautes Mahl statt in vergänglichem beige-gelb in einem dunklem Blutrot daherkommt und ihr die Angst bei dem Anblick als Schauer über den Rücken läuft. Klar, defintiv nicht schön, aber wir haben uns das Thema nicht ausgesucht und wenn, dann bitte richtig. So, wie es da noch vergleichsweise grob beschrieben steht, braucht man dann auch nicht ständig zu erwähnen, dass es sich um Lias Blut handelt. Es reicht, wenn man den Besitzer erwähnt, sollte der nicht mehr mit Lia identisch sein. Wenn sie anfängt des Hamsters Blut zu brechen oder so, dann kann man auf die Erwähnung zurückgreifen.

Was wir uns auch gefragt haben: Wie schlürft man in ein Bad? Wir hoffen einfach mal, dass es sich um einen Tippfehler handelt, denn schlürfen tut man Cocktails oder Suppe, wenn die Mitessenden nichts dagegen haben, aber niemals einen Weg oder gar ein Badezimmer, was in so vielerlei Hinsicht unappetitlich wäre, dass wir hier auf Schilderungen besser verzichten. (Lebt mit den Bildern in eurem Kopf, die eure Fantasie euch malt. Wir mussten das auch!) Aus dem Wortbild Gehen stammt allerdings das Wort Schlurfen. Schlurfen kann man auch einen Weg, zum Beispiel ins Bad.

Des Weiteren fielen uns zeitweise sehr verkopfte Sätze auf, bei denen die Wahl der Worte nicht sonderlich liebevoll auf uns gewirkt hat. Zum Beispiel "Irgendwann, kaum hörbar, merke ich, dass jemand an meiner wie immer angelehnten Tür stehen bleibt."
Merken ist eine Art des Wahrnehmens, die wir vor allem mit visueller oder taktiler Wahrnehmung assoziieren. Wir merken (spüren) Regentropfen auf unserer Haut. Wir (be)merken (hören) Stimmen in der Nähe. In jedem Fall ist Merken aber sehr generisch, wenn man damit nicht sagen will, dass man sich etwas merkt (i. S. v. Einprägen). Hier hättest du dir Gedanken darüber machen können, wie Lia das (be)merkt. Wenn jemand stehen bleibt, hört man das sowieso nicht. Man hört die Schritte, bevor derjenige stehen bleibt. Vergegenwärtige dir diesen Prozess: Lia hört Geräusche, bemerkt, dass es Schritte sind, die näher kommen, und plötzlich, als sie auf Höhe ihrer Tür sind, die sie nur angelehnt hat, verstummen sie. Nimm nicht so viel vorwegs, sondern lass den Leser diese Beobachtungen miterleben, statt dafür irgendwelche Duschsessions in epischer Breite zu erläutern.

Das gilt auch für die korrekte Bezeichnung der Zimmer bei Dr. Smith. Wir hoffen, dass er Lia nicht in seinem Arbeitszimmer untersucht hat, denn im Allgemeinen haben auch Hausärzte dafür Behandlungszimmer. Mit einem Arbeitszimmer verbinden Menschen, die sowas schon einmal benutzen mussten, ein Zimmer mit einem Schreibtisch, einem Computer, vielen Akten und Büchern, in denen das erledigt wird, das niemand, wirklich kaum ein Mensch auf diesem Planeten, als Arbeit und nicht als Berufung oder Passion bezeichnet: Büroarbeit. Schreibkram. Dokumentation. Dieser Appendix jeder Freude am Arbeitsleben. Das macht man in einem Arbeitszimmer. Auch, wenn das, was in einem Behandlungszimmer so passieren kann sicher kein Garant für Freude und Erfüllung ist, besteht hier doch deutlich häufiger die Chance, dass die Motivation, mit der man sich einst für das Studium eingeschrieben hat, deckungsgleich mit der realen Beschäftigung ist.

Auch die Augenfarbenumwandlung fanden wir doch etwas umständlich und unpassend. Es gibt sicher nicht viele Möglichkeiten, das viel eleganter in ein Wort zu pressen, aber lieber nimmt man dann zwei, anstatt so ein Monster zu erschaffen. Augenfarbenwandel wär schon etwas besser, Farbwechsel der Augen ist dem in unseren Augen (...) aber trotzdem überlegen.

Kommen wir zum letzten Punkt, den Platzhaltern. Die drei Platzhalter, die wir am meisten gefunden hatten, waren "kurz", "leicht" und "schnell". Auch, wenn schnell meist im korrekten Zusammenhang der Beschreibung von Geschwindigkeiten genutzt wird und bei dir auch wurde, lohnt sich auch dort der Blick, ob man wirklich nur die Geschwindigkeit umreißen will, oder konkretere Beschreibungen wie hastig, flüchtig, scheu wenden will, die auch auf die Art der Durchführung schließen lassen. Dasselbe gilt für den Kameraden "kurz". Nur noch deutlicher, weil er eigentlich vor allem für Distanzen oder Längen angewendet werden sollte und eben nicht für die geringe Dauer von Zeitintervallen. Bleibt noch leicht, das sich eigentlich nur auf Gewicht beziehen sollte. Tut es aber leider nicht immer.
"Ich trockne mich ab und suche unseren Föhn, um meine leicht nassen Haare zu trocknen."
Entweder die Haare sind nass, oder sie sind es nicht. Wenn sie nicht mehr ganz nass sind, dann sind sie feucht oder klamm. Schreibt unserethalber nässlich, aber lasst das verdammt leicht da weg! Die deutsche Sprache hat mehr als genug Wörter, um das in einem treffend zu beschreiben. Nutzt die.

Davon abgesehen war die Ausdrucksweise ok. Sie hat uns nicht vom Hocker gehauen, war nicht besonders trickreich, aber man hat zumeist verstanden, was du meintest. Zwar hätten wir hinsichtlich der Formulierungen noch einige Beispiele gehabt, aber das hätte den Rahmen gesprengt. Wir können dir da nur empfehlen, dir mal einen kritischen Leser zu suchen und das alles mit ihm durchzugehen.

Äußere Form: Verwendest du Satzzeichen? Verwendest du sie richtig? Wie steht es um deine Rechtschreibung? Wie ist es mit der Grammatik? Nutzt du lange Bandwurmsätze, ungeachtet der entsprechenden Situation, oder weißt du damit zu spielen?

Wir haben ja inzwischen die Fehlerquote, die du auch mit großer Wahrscheinlichkeit nicht überschritten hast. Grammatikalisch und der Rechtschreibung betreffend war es also in einem annehmbaren Rahmen. Zu den Nebensätzen lässt sich sagen, dass sogar die Infinitivsätze, die länger als drei Worte sind, fast immer korrekt gesetzt sind. Was Kommasetzung anbelangt bist du also wirklich auf einem wirklich sehr, sehr guten Stand. Für diesen Punkt wirklich ein ganz, ganz großes Danke an dich! Wir hätten nicht gedacht, dass uns das mal passiert.

Auf Zeichensetzung müssen wir allerdings dennoch eingehen, wenn es auch mal andere Feinheiten sind. Das beginnt bei den Auslassungspunkten, die du gerne mal in unbestimmter Menge züchtest. Artgerecht ist jedoch nur eine Haltung von drei Individuen, nicht mehr und nicht weniger.

Dagegen ist das Einzelexemplare des gemeinen Punkts in der wörtlichen Rede absolut abkömmlich, wenn der wörtlichen Rede ein Begleitsatz folgt. Andere Satzzeichen (? und !) werden selbstverständlich weiter genutzt, aber der Punkt wird nur dann gesetzt, wenn eben dieser Begleitsatz nicht folgt und die wörtliche Rede damit alleine am Ende des Satzes steht. Du setzt den Punkt konsequent, was nicht mehr zeitgemäß ist.
Ab und zu passiert es dir auch, dass du den Nachsatz danach groß beginnst, was ebenfalls falsch ist. Da solltest du drauf achten, dass dir sowas "'Was für eine Überraschung?', Frage ich erstaunt." nicht passiert.

Die einzigen beiden Punkte, die dir wirklich Schwierigekeiten zu bereiten scheinen, sind einmal die Groß/Kleinschreibung von Worten und das Trennen bzw. Zusammenschreiben eben jener. Beispielsweise ist die Standardsdusche ein Wort. Ein Wortkompositum. So oder so wird standard niemals klein geschrieben, da es nur als Nomen exisitert.Ein Adjektiv wäre standartisiert oder als Verb: Standartisieren. Aber der Standard ist immer groß zu schreiben.

Tageszeiten sind so ein Punkt, der Syd auch eine ganze Weile sehr schwer gefallen ist. Am Abend beispielsweiße schreibt man groß. Will man aber sagen, dass etwas abends stattgefunden hat, wird es klein geschrieben, weil nicht der Abend gemeint ist, sondern die zeitliche Eigenschaft "abends", die hier als beschreibendes Adjektiv eingesetzt wird.

Das war es zu diesem Punkt auch bereits. Von den Grundwerkzeugen her bist du also echt nicht schlecht aufgestellt, es jetzt jetzt nur noch die Übung die dir fehlt, um das Gesamtwerk auf ein ansprechendes Level zu heben. Solche Dinge wie Plot und Ausschmückung, World Building und Spannungsaufbau. Da liegen deine Defizite eher als in diesem Bereich hier. Wie gesagt, für die korrekt gekennzeichneten Nebensätze verdienst du echt Respekt. Da bist du eine der ganz wenigen hier, die sich nicht um dieses Buch mit Sieben Siegeln gedrückt hat.

Der Gesamteindruck

Der Eindruck den wir hatten, war, dass es dir vor allem an Erfahrung mangelt, die nun einmal nicht vom Himmel fällt. Es ist also mehr die Übung als das Können. Im Zweifel kann man auch von Erfahrungen anderer Personen profitieren, in dem man diese als Testleser drüberschauen lässt und sich mit ihnen auseinandersetzt, mit ihnen diskutiert, hinterfragt und dadurch lernt, sich selbst neue Sichtweisen und Blickwinkel erarbeitet. Du bist noch recht jung, es ist völlig normal, dass die Palette noch nicht so breit ist. Dennoch haben wir uns dazu entschieden, diese Bewertung so zu schreiben, wie wir sie geschrieben haben. Es ist nicht viel Positives dabei, weil es eben noch viele Baustellen gibt, die es zu kitten gilt, aber wir finden, es hätte auch nichts gebracht, dir das zu verschweigen. Wenn du aus dem, was du bisher hast, eine wirklich tolle Geschichte machen willst, solltest du einen kritischeren Blick auf dein Werk bekommen und lernen, zu hinterfragen. Vielleicht auch mit Hilfe anderer. Aber das wäre auf jeden Fall notwendig, wenn du den Sprung von "Ortographisch großteils korrekter Text" zu "mitreißende Geschichte" schaffen willst.

 * * * * *

Hinweis in eigener Sache: Eigentlich wäre der nächste auf der Warteliste nicht Roiben mit "Lavýrinthos", aber wir haben uns mal wieder Leseurlaub verordnet. Der letzte ist eine ganze Weile her. Neben der Tatsache, dass wir das vorzustellende Werk schätzen, finden wir auch dass man die Leistung eines Rezensionskollegen durchaus auf diese Weise würdigen kann und soll. Zumal wenn dieser es schafft, auch ohne Erinnerung alle Kriterien des Bewertungsbuch zu erfüllen und das betroffene Werk dann noch Rohfassung nennt. Wer jetzt aufschreien will wegen Vetternwirtschaft, Bevorteilung oder Kummelei, der möge sich bitte einen Termin für das Jahr 2266 geben lassen und in einem beliebigen anderen Bewertungsbuch zum Warten Platz nehmen. Der Rest darf sich auf eine weitere konstruktive Kritik freuen, die hoffentlich schneller kommt als die letzte. Danke.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top