'4 Wierd Storys' von marajanewebeck

Titel

4 Wierd Storys

Autor

marajanewebeck

Genre

Kurzgeschichte(n)

***

(Irgendwann gibt's die zwei auch in schön und digital, versprochen!)

Cover

Wirkung: Ist es ansprechend?

Ob etwas ansprechend ist oder nicht, hängt auch immer mit dem zusammen, was man eigentlich sucht und inwiefern das übereinstimmt. Da dein Cover vor allem mysteriös ist, kann man gar nicht sagen, ob es übereinstimmt. Das weckt in jedem Fall Neugier. Als nächster Punkt ist es auch noch sehr gut gearbeitet. Es ist schlicht, es bleibt die Silhouette einer Person. Sie hat keine perfekt gestylten Haare und das ist auch schon alles, was man zu ihr sagen kann. Man vermutet, aufgrund der langen Haare eine Frau, aber genau sagen kann man es auch nicht. Dabei sind die Details, die Gewissheit bringen würden, nicht halbdurchsichtig oder verschleiert, sondern komplett ausgegraut. Dadurch wird sehr deutlich, dass du diese Verwirrung ganz bewusst gestiftet hast. Und es lenkt weniger ab. Man kann sich wunderbar auf den Umriss und die Schrift konzentrieren. Schönes Beispiel für "weniger ist mehr".

Kontext: Passt es zum Titel und zur Geschichte?

Zum Titel passt das Cover, das uns sehr im Ungewissen ließ, wunderbar. Wir haben vermutet, dass wir eine Welt betreten werden, in der wir hinterfragen werden müssen oder wir Gefahr laufen, dass du uns komplett im Dunkeln lässt. Ja, offene Enden sind nicht nur bei Romanen erlaubt, auch Kurzgeschichten bieten diese Möglichkeit.

Zu den meisten Geschichten passt das düstere Cover kaum. Es vermittelt einen Eindruck von Horror und Mystery und das trifft maximal auf zwei Geschichten zu. Gerade die zweite Geschichte fällt völlig aus dem Muster des Covers. Da wäre eine warme, geborgene Gestaltung deutlich angebrachter gewesen. Was Musisches, Kämpferisches. Nicht so eine Gestalt im Dunkeln. Und wirklich mysteriös ist leider keine der Geschichten. Ebensowenig wie seltsam ...

Schrift: Kann man den Titel gut erkennen?

Den Titel kann man sehr gut erkennen. Die Wahl der Schriftarten ist gut. Sie sind zwar unterschiedlich, aber weichen nicht zu sehr voneinander ab, dass es uneinheitlich wirken würde. Sie bilden zusammen ein Objekt und sind aufeinander ausgerichtet. Heißt: "Wierd Storys" ist rechtsbündig ausgerichtet und orientiert sich an der Linie der 4. Die Vier wiederum endet oben wie unten mit der Grundlinie der Schrift. So wirkt es trotz allem zusammengehörig. Lesbar ist es ohnehin. Der Kontrast von Schwarz/Weiß ist einfach unübertroffen gut. Und groß genug sind die Buchstaben auch.

Anders sieht es da bei dem Autorennamen aus. Der ist etwas klein geraten. Das die Schriftgröße nicht ausreicht, um es gut lesen zu können, liegt vor allem an der Wahl der Schrift. Es ist, wenn wir richtig liegen, dieselbe wie bei "storys". Gerade Handschriftfonts eignen sich selten für kleine Darstellungen. Die Schriftart von "Wierd" ist deutlich besser geeignet. Vermutlich kommst du da auch mit derselben Schriftgröße hin, die du jetzt bereits hast. Aber die Schrift ist einfach übersichtlicher, schnörkelloser und die Abstände zwischen den Buchstaben sind größer (wobei sich das über die meisten Grafikprogrammen anpassen lässt).

Der Titel

Kontext : Passt er zur Geschichte?

Nachdem wir die Geschichten gelesen haben, müssen wir allerdings sagen, dass sich höchstens zwei deiner Geschichten als seltsam im Sinne von mysteriös bezeichnen lassen. Das wäre zunächst die erste Geschichte und die letzte. Die anderen beiden beschreiben mehr oder weniger Alltagssituationen der jeweiligen Epoche. Zwar ist die dritte Geschichte durchaus tragisch und die Vorgehensweise mutet grausam an, aber so war das eben. Was die zweite Geschichte in dieser Sammlung zu suchen hat, wissen wir nicht. Es ist auch eine Kurzgeschichte ja, aber sie teilt sonst kein Thema mit dem Rest, geschweige denn, dass sie unter den Titel passen würde. Während die erste Geschichte entweder in Richtung Horror geht, ist die zweite Geschichte seichter Alltagskram, um dann über historische Grausamkeiten letztlich im Genre Übernatürlichem bzw. Fantasy im Lagerfeuergeschichtengewand zu enden.

Wirkung: Klingt er interessant und ansprechend?

Normalerweise schreibt man Zahlen bis zwölf ja aus. Jetzt haben wir hier ein schönes Beispiel, wo man es auch so lassen kann. Denn die nicht ausgeschriebene Zahl wird in der Liste von Geschichten durchaus Aufmerksamkeit erregen.

Zu der Sache mit der englischen Sprache: Mir der englischen Vier lässt sich ein schönes Wortspiel machen, denn gesprochen kann Four sowohl als die Zahl (Four) verstanden werden, oder als Für (for). Sollte dieses Wortspiel beabsichtigt sein, bist du die erste, die einen englischen Titel gewählt hat und dafür eine gute Berechtigung hatte. Sprich, wenn dein Plan war, dass der Titel sowohl als "Vier seltsame Geschichten" lauten sollte, wie auch eine Lanze für seltsame Kurzgeschichten ("(Ich bin) Für seltsame Kurzgeschichten") brechen sollte. Denn im Deutschen würde diese Doppeldeutigkeit nicht funktionieren. Mach dir aber klar, dass das nur von den Leuten verstanden wird, die Englisch beherrschen und dass es immer noch Personen geben kann, die aufgrund des englischen Titels weiterscrollen, weil sie eine englische Geschichte vermuten.

Nun zum eigentlichen Inhalt des Titels. Im Grunde ist es eine sehr einfache Beschreibung des Inhalts. Vier Kurzgeschichten. Das sagt nichts über den Inhalt aus - was mit dem Cover zusammen aber eine schöne nichtssagende Einheit bildet und gerade das "seltsam" Interesse weckt. Was genau ist an den Geschichten seltsam? Das möchte man ja schon erfahren.

Bis hierher lässt sich unser Gefühl beim Lesen also mehr mit Neugier beschreiben.

Der  Klappentext

Äußere Form: Wie lang bzw. kurz ist er?

Er ... er ist kurz. Aber fehlerfrei. Mehr kann man zu einem schlichten Satz nicht sagen.

Inhalt: Verrät er zu viel oder zu wenig?

Er verrät nichts. Gar nichts. Und das ist tatsächlich ein bisschen unser Problem. Der Umriss auf dem Cover ist ein Informationsschnipsel, den man nicht zu deuten weiß. Das "wierd" im Titel ist wieder so ein Punkt, der ein wenig Neugier generiert. Aber der Klappentext wiederholt einzig und allein die Informationen, die wir bereits aus dem Titel haben. Dass es sich um vier seltsame Kurzgeschichten handelt. Und dass es ein bisschen Drama geben wird. Das ... verrät einem wirklich gar nichts. Dafür ist es fast schon zu viel Text.

Wirkung: Macht er neugierig?

Ehrlich gesagt nicht, nein. Die Frage ist, ob es womöglich besser wäre, wenn du etwas mehr auf die mystische Schiene gehst. Er muss nichtmal länger werden, aber irgendwie solltest du hier nochmal einen kleinen Impuls zum Reinlesen geben.

Zudem hat das Ausrufezeichen am Ende dieser sehr nüchternen Inhaltsbeschreibung einen unangenehmen Marktschreiercharakter, der nicht ins Bild passt.

Als Beispiel noch kürzer, aber in unseren Augen zum Gesamtbild deutlich passender wäre gewesen: "Seltsam. Wirklich seltsam ..." Du gehst damit zwar wieder auf das Wort ein, das bereits im Titel das Aufsehen des Lesers einfangen sollte, aber es klingt nicht mehr nach Touristenführer ("Und auf der linken Seite sehen Sie ...")

Kleiner Merksatz für alle, die mitlesen: Wenn ihr einen Klappentext mit "Hier" beginnt und damit den Leser ansprechen wollt, löscht ihn und versucht es noch einmal. Vor allem, wenn daraufhin das Verb "findet" bzw. "findest" folgt. Das geht immer besser. Auch für Kurzgeschichten.

Tags

In zwei Tag-Kategorien wirst du wahrscheinlich gnadenlos untergehen. "Geschichten" und "Storys". Wattpad ist eine Plattform für Geschichten. Ein Großteil des Contents sind also Erzählungen. Daneben tummeln sich zwar auch Sachtexte oder diverse Zeichenbücher, aber das meiste sind doch Geschichten. Es ist also ein recht sinnfreier Tag, der dich von anderen nicht abgrenzt.

Dagegen ist "Kurzgeschichte" eine Unterkategorie von Geschichten, die gut gewählt ist.

Anders als "vier". Oder willst du unbedingt mit den ganzen Quartett- und Elementargeschichten in einer Liste stehen? Wir nehmen an, dass du die Tags "vier", "wierd" und "storys" aufgrund deines Titels eingefügt hast. Aber auf Titel reagiert die Suche bereits. Das brauchst du nicht extra taggen.

Mit "wierd" und "mystery" (und "storys") gibt es noch ein anderes Problem. Nämlich ist es mit englischen Tags wie mit englischen Titeln. Leute, die englische Suchbegriffe verwenden, suchen meistens englische Geschichten. Bei Mystery muss man aber zugeben, dass es gleichzeitig auch ein in Deutschland gebräuchliches Genre ist, so dass das durchaus Sinne ergibt. Nur trifft es wenig zu.

Wie wäre es stattdessem mit "seltsam"? Darunter sind über 150 Geschichten gelistet. Oder orientier dich an den Kapitelnamen. "Kampf", "Herz" oder "Schuld" sind tolle Begriffe für Tags. Auch Begriffe wie Hoffnung oder Verzweiflung bieten sich sehr an. Der Mensch ist im Allgemeinen ein Gefühlswesen, wenn er nicht gerade Syd oder Kyle heißt. Oder die verlorengeglaubte Inspiration: Wie viele Leute auf Wattpad suchen nach den Begriffen "Muse" oder "Kreatief"? Es ist eine Autorenplattform! Da hat jeder hier schonmal nach gesucht. Nutz das für dich!

Fazit:
Gute Tags: Kurzgeschichte, Mystery
Überflüssig: Vier, Wierd, Storys, Geschichten, Storys
Vorgeschlagene Tags: Seltsam, Kampf, Herz, Schuld, Muse, Kreatief, Inspiration

Das sind Tags die sich allein ergeben, bevor man die Geschichte gelesen hat. Nach der Lektüre ergeben sich noch folgende Möglichkeiten und die Liste ist nicht abschließend: Tod, Krankheit, Schwäche, Musik, Liebe, Routine, Alltag, Urteil, Todesstrafe, Verließ, Gefangenschaft, hoffnungslos, Dunkelhei, Fantasy, Relikt, Dämon/Engel, Familie, Verlust, Mysterium, Angst

Storyaufbau

Einführung: (Fühlt man sich gut von dir abgeholt oder muss man sich eher in deine Geschichte hineinquälen?)

Schwieriger Punkt, da es ja nicht eine, sondern vier Geschichten sind. Aber der Einstieg fällt bei allen relativ leicht. Zumindest verhältnismäßig, wenn man zugrunde legt, dass es sich um Kurzgeschichten mit einem lyrischen Ich handelt, das aus der eigenen Perspektive berichtet. Rückblickend. Das ziehst du zumindest bei drei Geschichten konsequent durch, was es einfach macht, sich zu orientieren. Lediglich die dritte Geschichte fällt mit ihrem personellen Erzähler aus dem Raster. Auch bleibst du dem klassischen Kurzgeschichtenmotiv treu, dass man über die Protagonisten selbst sehr wenig erfährt.

Gleich aber bei der ersten Geschichte stutzten wir etwas, denn es war uns nicht klar, weshalb deine Figur überhaupt aufwacht. Durch die Angst, die sie empfindet? Aber wovor hat sie Angst? Nirgends steht, dass sie einen Albtraum hatte oder dass ein bestimmter Gedanke sie geweckt hätte. Es bleibt eine unspezifische Angst, von der wir nichtmal wissen, ob sie die womöglich erst seit dem Aufwachen empfindet. Beispielsweise wurde Syd während ihrer Prüfungsphase mal wach, weil ihr mitten in der Nacht plötzlich eingefallen war, dass irgendwo in der Dokumentation ein Datum stünde, das gar nicht in den Kontext passte. Die saß kerzengerade im Bett und hatte schlicht Panik, letztlich deshalb womöglich noch ein halbes Jahr Ausbildung dranhängen zu müssen. Aber sie wusste warum!

Die nächsten beiden Einstiege gelingen dir etwas besser, aber bei der vierten Geschichte hapert es dann auch wieder, als der Protagonist sagt, dass das Mädchen ja so viel anders sei, jedoch die Begründung, was sie so besonders macht, schlichtweg fehlt.

Insgesamt tauchst du sehr schnell in die Geschichten ein, was für Kurzgeschichten auch genau der richtige Ansatz ist, denn man will Dinge nicht in die Länge ziehen sondern schnell und gut zum Punkt kommen. Aber bei dir bleiben diese Punkte manchmal undurchsichtig, was sich nicht nur auf den Einstieg beschränkt. Daher gehen wir darauf im Rest der Bewertung ein.

Der rote Faden (Ist   die Geschicht stimmig und verfügt über einen  logischen Aufbau und ist   somit nachvollziehbar? Fühlt man sich als  Leser von dir abgeholt oder   kommt man schwer in die Geschicht rein?)

Die Nachvollziehbarkeit war leider in den meisten Geschichten nicht so sehr gegeben. Allerdings auf mehreren Ebenen. Hier werden wir auf die logischen Zusammenhänge eingehen, später noch etwas mehr auf Emotionen. Ein weiterer Punkt, den wir unter Dramaturgie besprechen, sind deine Beschreibungen, die das Einfühlen schlichtweg sehr erschwert haben.

Die erste nicht nachvollziehbare Stelle, war, nach der Frage, warum das Mädchen aus Story eins überhaupt wach geworden ist, als sie vor dem Spiegel sitzt und sieht, wie Blut ihren Mundwinkel herabtropft. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Ihre Lippe ist aufgeplatzt blutete plötzlich. Dann fehlt aber der Schmerz, der damit einhergeht. Die andere Variante ist, dass das Blut aus dem Mund kommt. Möglichkeiten wären Wunden im Mund, Blut aus der Nase, das zurückgelaufen ist, oder sie hat Blut erbrochen bzw. gehustet. All das hätte sie bemerken müssen, bevor sie es sieht. Bei allen vier Möglichkeiten: Man schmeckt Blut. Es ist metallisch im Geschmack, vielen wird davon übel. Egal wie es in ihren Mund gekommen ist, sie hätte es schmecken müssen, bevor es so viel wird, dass es sogar aus ihrem Mund herausläuft. Dass man Erbrechen oder Bluthusten bemerken sollte, ergibt sich vermutlich von selbst ... Zumal das in ihrer Verfassung ein ordentlicher Kraftakt gewesen wäre.

Was aber vor allem irriterirt ist, dass die Geschichte im Präteritum erzählt wird. Aus der Ich -Perspektive. Von wem? Einem Geist??? Sinnvolller wäre es, die ganze Geschichte ins Präsens zu setzten, sodass man als Leser dabei ist, wenn das Herz der Protagonistin verstummt.

In der zweiten Geschichte ist uns nicht viel aufgefallen. Nur, dass wir uns gefragt haben, was diese Geschichte mit dem Titel oder dem Cover verbindet. Es passiert recht wenig, daher gibt es auch wenig Punkte, die dem logischen Gefüge widersprechen könnten. Wie die Dame über die Runden kommt oder wo der Vater ihres Kindes abgeblieben ist, sind Punkte, die man in einer längeren Geschichte sicher hätte aufgreifen können, aber in der Welt der Kurzgeschichten darf man sich in der Tat mehr auf einzelne Aspekte fokussieren. Sonst wären Kurzgeschichten nicht möglich.

Was Jao aufgestossen ist, war die Art, wie du das Liederschreiben dagestellt hast. Deine Protagonistin nimmt einen Block, schreibt ein komplettes und überarbeitetes Lied und greift dann erst zur Gitarre, um es zu spielen. Nein! Einfach nein! Lieder werden komponiert. Man schreibt sie mit der Gitarre oder dem Klavier oder was auch immer.  Dabei werden Note, Akkorde und Text zusammengeführt. Es ein gemeinsamer Enstehungsprozess. Ein Lied ganz und gar auf Papier zu bannen, ohne es zu hören ... Bitte zeigt mir den Musiker, der das macht. 
Der Punkt, dass das Lied, das sie geschrieben hat kurze Zeit später genau so im Radio läuft, ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber im Rahmen von "Freiheit des Autors" begründbar. Zumal es ja auch so sein kann, dass sie das Lied irgendwo unterbewusst gehört hat und daher am Schreibtisch ihre Idee kam. Aber der "seltsame" Aspekt fehlte uns hier.

Für die dritte Geschichte ist uns hinsichtlich Logik nur eine kleine Sache aufgefallen: Wenn man Tücher um den Kopf trägt, rutschen diese zumeist nicht herunter, sondern zurück. Warum? Weil viel mehr von dem Stoff sich am Hinterkopf befindet als vorn und das Gewicht daher nach hinten zieht. Wobei es hierbei auch darauf ankommt, welches Tuch wie getragen wird. Wird es nah über den Augen getragen, verjüngt sich der Schädel nach unten (Augenhöhlen), während die Stirn nach oben breiter wird und daher würde es in der Tat nach unten rutschen. Mangels Beschreibung wissen wir leider nicht, was genau bei dir zutrifft.

Was wir allerdings zum unschuldigen Schuldigen noch anmerken müssen, ist, dass im Mittelalter kein Kammerdiener von einem eigenen Haus und Garten geträumt hat. Bei Kost und Logis haben die bei ihren Herren gelebt, irgendwo in einer Dienerkammer untergebracht. Oder in einer kleinen Behausung in der Nähe. Der Amerikanische Traum mit Frau, Auto, Haus ist dafür etwas jung. Das sind Ansprüche, die zu der Zeit niemand hatte. Wer ein eigenes Haus hatte, der galt in der Regel als reich oder die Behausung war so einfach, dass sie den Begriff heute gar nicht mehr verdient hätte.

Wir können übrigens nicht sagen, wie diese Geschichte ausgegangen ist. Natürlich darf man mit offenen Enden herumspielen, aber ob er nun hingerichtet worden ist oder die Erleicherung ihn umgebracht hat, konnten wir nicht sagen. Vielleicht ist auch gar nichts passiert. Wenn du es so offen halten wolltest, ist dir das hier geglückt.

Die vierte Geschichte können wir nur schwer nach logischen Gesichtspunkten bewerten, da sie in den Bereich Übernatürliches/Fantasy hereinreicht.
Aber ein Punkt ist uns dennoch aufgefallen, der nicht ganz logisch erscheint. Ganz egal, in welchem Genre wir uns befinden, auch im Bereich Fantasy/Übernatürliches gibt es gewisse Gesetze und Regeln, an die man sich halten muss. Die Szene von der wir sprechen, ist am Ende deiner Geschichte. Du beschreibst den Autounfall bei dem Vater und Sohn ums Leben kommen. Man lernt in der Fahrschule schon, dass ein Reifen durch einen Nagel nicht platzt, sondern dass nach und nach Luft entweicht, bis der Reifen platt ist. Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass Leute sich auf einer befahrenen (!) Straße auf die Suche nach einem Nagel machen. Geschweigedenn, dass man sich über einen Nagel wundert. Die Behauptung, dass es sonderbar sei, weil diesen Nagel dort noch niemand gesehen hat, passte zumindest zur Geschichte, weil sie seltsam war. Was hat man denn gedacht? Dass da ein Rudel Nägel (nicht) wohnt? Die Dinger können überall mal ausm Werkzeugkasten kullern, der auf irgendeiner Ladefläche steht.

Noch so eine Szene, die uns verwirrt die Stirn runzeln ließ und dafür sorgte, dass wir zumindest kurzweilig an unserem Grundwissen über alles gezweifelt haben, war jene, in der die Frau im Zug den eisernen Anhänger, der ein Herz darstellt, fallen lässt und dieser auf dem Boden klirrend zerschellt. Der Anhänger aus EISEN! Eisen ist u.a. der Bestandteil von Stahl mit dem wiederum u. a. Brücken oder Schiffe gebaut werden. Aber gut, jetzt da wir wissen, dass es so leicht zerschellen kann, wird auch deutlich klarer, weshalb die Titanic so leicht von einem Eisberg aufgeschlitzt wurde. Vermutlich hätte es eine ähnlilch verheerende Wirkung gehabt, wäre sie auf eine Sandbank gelaufen. (Zwar ist (Guß)"Eisen" mit seinem verhältnismäßig hohen Sauerstoffanteil spröder als Stahl, aber nicht derart instabil.)

Besonders nachvollziehbar fanden wir außerdem das Verhalten deiner Hauptfigur allerdings nicht. Das hat aber mehr Gründe, die wir unter Punkto Charaktere näher beleuchten wollen.

Dramaturgie (Zeichnet sich eine Spannungskurve ab? Oder neigt man dazu den Inhalt deiner Geschichte einfach zu überfliegen?)

Die Spannungskurven unterscheiden sich je nach Geschichte. Mal sind sie der Thematik angemessen gesetzt, mal weniger.

In der ersten Geschichten hast du den Fokus auf die Veränderung des Mädchens und ihr Schicksal. Das kommt sehr gut rüber und du lenkst davon auch nicht zu sehr ab. Sie ist allein in ihrem Raum, es gibt keine Personen, die da noch betrachtet werden müssten, daher passt da auch deine Art der Herangehensweise zum Umfeld. Du gibst dem Leser die Möglichkeit, die Situation zu erfassen und kommst dann zum finalen Abschluss - sowohl des Lebens der Figur als auch der Geschichte. Hier funktioniert das verhältnismäßig gut.

In der nächsten Geschichte beginnst du mit der Problematik des KreaTiefs, holst dann etwas weiter aus, um den Charakter näher zu beleuchten, um dann letztlich zur Auflösung zu kommen. Auch hier passt der Handlungsbogen eigentlich ganz gut. Wir hatten genug Möglichkeiten, die Problematik zu erfassen und entsprechend erleichtert ist man, als es sich auflöst.

Auch die dritte Geschichte ist ganz gut konstruiert. Ähnlich wie die zweite hat man eine Lage, einen Rückblick der diese Lage begründet und dann die Auflösung. Situation, Begründung, Lösung.

Kommen wir direkt zur vierten Geschichte, wo der Fokus in unseren Augen komplett abhanden gekommen ist. Etwa die Hälfte der Geschichte besteht daraus, dass deine Hauptfigur einem fremden Mädchen vertraut, das er im Zug getroffen hat. Und die er so schön findet, wie sie das weinend vor ihm sitzt! Die andere Hälfte ist eine grobe Zusammenfassung der zukünftigen(!) Ereignisse. Darunter der Tod seiner Ehefrau, seines Vaters und seines Kindes. Im Schnelldurchlauf. Das sind Punkte, die man besser nicht einfach so abfrühstückt, wenn sie nicht in der Vergangenheit liegen. Das hätte man cleverer Aufbauen können, indem du bei deinem Schema geblieben wärst. Man hätte eines der Begräbnisse oder die Szene, indem die Figur den Anhänger zerstört, als Ausgangspunkt nehmen können und dann zurückgeblicken. Bedauernd, wie es nur dazu kommen konnte. Experimente sind ja nicht verkehrt, gerade Kurzgeschichten eignen sich dafür, aber hier verschenkst du Emotionen, wie leider noch an vielen anderen Stellen.

Insgesamt neigt man zum Überfliegen, was weniger an den Handlungsbögen oder angelegten Spannungskurven liegt, sondern einem drastischen Mangel an Beschreibungen und einem Wortschatz, der sich eher platt präsentiert (wozu wir später kommen).

Als Beispiel für Beschreibungen einmal dieses Beispiel: "Seit Wochen bekam er das selbe Essen, dass das Wort Essen nicht ansatzweise verdient hatte."
Was genau an dem Essen denn nun schlecht war, das wird nirgends beschrieben. Schmeckte es fad? War es bereits schlecht? Roch es miefig? Man weiß es nicht. Vielleicht stellt der Kerl sich einfach nur an, weils keine Schrimps sind. Weiß man es? Nope. Dagegen werden daraufhin die Geräusche beschrieben, die er tagtäglich hört und zwar, oh Wunder, an Beispielen! Da sieht man also sehr stark im Kontrast eine sehr gute und eine sehr dürftige Umsetzung. Sorg dafür, dass die guten überwiegen. (Und der/die/dasselbe schreibt sich zusammen. Immer noch.)

Genrebezug? (Passt der Titel zum Inhalt? Oder brichst du ganz bewusst und gekonnt mit den Vorgaben, um etwas Neues zu wagen?)

Es sind Kurzgeschichten, das lässt sich nicht leugnen. Das passt also wunderbar.

Charaktere

Charakterset: Sind sie authentisch?

Das ist schwer zu sagen. In Kurzgeschichten (gerade den klassischen) bekommt man recht wenig vom Charakter mit. Man erlebt ihn in einer konkreten Situation. Daher ist es schwierig, die Authentizität zu bewerten.

Kommen wir gleich zur dritten Geschichten, denn in den ersten beiden gibt es kein wirkliches Charakterset. Wir haben keinen Umgang der Personen miteinander, weil es nur einzelne Personen sind, die wir erleben. Zwar besitzt die Künstlerin aus der zweiten Geschichte einen Sohn, doch dieser ist ein Off-Screen-Charakter. In der dritten Geschichte dagegen interagieren Personen miteinander. Dass ein Kammerdiener, der bei seinen ermordeten Herrn augegriffen wird, keine Chance zur Verteidigung bekommt, das ist authentisch. Passt wunderbar in das mittelalterliche Bild. Dagegen unglaublich unpassend ist der Sprachgebrauch deiner Figuren. Allem voran desjenigen, der bei der Enthauptung aus der Menge ruft. Natürlich haben die früher nicht gesprochen wie Goethe und Schiller geschrieben haben. Nein. Aber zunächst einmal haben die keine Sonderzeichen verwendet (Syd ist in den Jordan gefallen, als sie das '&' gelesen hat!) und dann hat ganz sicher niemand öffentlich zugegeben, jemanden ermordet zu haben. Das wäre ja sein eigener Tod. Das brüllt niemand einfach so über den Markplatz. Oder war das in den Gedanken der Figur? Oder hat es ihm der Henker zugeflüstert, ehe er ihn enthauptet hat? Da sind wir uns nicht sicher. Offenes Ende, okay, aber du siehst, dass es hier vielleicht etwas zu viel Interpretationsmöglichkeiten gibt.

Noch einmal zurück zum Off-Screen-Sohn. Ist dir bewusst, wie die Darstellung dieser Figur wirkt? Er wird von der Protagonistin gedanklich nur wenig erwähnt und wenn er genannt wird, meist im Zusammenhang mit Problemen. Sie muss ihn zum Kindergarten/Schule wecken, die Brotzeit fertig machen, hat für ihn den Job aufgegeben ... Das sind alles Pflichten, die sie sich teilweise selbst auferlegt hat. Nirgendswo steht, wie sie zu ihrem Kind steht. Nirgendwo wird das dementiert, das zwischen den Zeilen durchschimmert: Sie bereut es. Mache deutlich, dass die kreative Blockade sie zwar stört, aber wie steht sie damit zu ihrem Sohn? Ist es ihr das wert? Unterschwellig kam bei uns die Botschaft an: Kinder zerstören Träume. Wer ein Kind bekommt, muss sich außschließlich nur noch um den Nachwuchs kümmern und darf keine anderen Intressen oder Hobbys mehr ausleben. Zumindest Jao ist da beinahe der Kragen geplatzt.

Zu dem Herrn im vierten Kapitel/der vierten Geschichte sagten wir ja bereits oben etwas. Die Gewichtung der Textanteile lässt glauben, ein fremdes Mädchen, das plötzlich in einem Zug in Tränen ausbricht ginge ihm näher als der Tod seines Sohnes und das kann es irgendwo nicht sein. Behalte da die Relationen im Blick und überprüfe deinen Fokus. Wobei das fast schon Metaebene ist ...

Charakterdesign: Kann   man sich ein gutes Bild von ihnen machen?  (nicht nur äußerlich,  sondern  auch was ihre Eigenschaften betrifft)

Weniger. Aber im bestimmten Rahmen ist das für Kurzgeschichten in Ordnung. So haben wir an der Darstellung des Mädchens aus der ersten Geschichte wenig auszusetzen. Auch nicht an der Künsterlin aus Kapitel zwei. Ihre Sorgen/Ängste und Wünsche gehen aus ihren Handlungen hervor. Mehr dazu später. Zwar wissen wir auch sehr wenig zum Sohn der Sängerin, die für ihn ja ihren Beruf aufgegeben hat, aber das ist noch das geringere Übel.

Wo uns das Charakterdesign wirklich gestört hat, war die vierte Geschichte. Diesmal nicht wegen des trauernden Vaters, sondern wegen der Eingangsszene. Die Situation: Ein Mann und eine junge Dame sitzen in einem Zugabteil. Wir vermuten ein Abteil, weil es still ist und ein Großraumwagen nicht still sein kann. Außerdem sitzen sie sich gegenüber, was nur bei Viererplätzen sein kann und da sind wir wieder an dem Punkt, dass Großraumwagen nicht leise sind. Irgendein ach so wichtiger Manager telefoniert immer oder ein Volltrottel hat seine Musik so laut, dass man sie quer durch den halben Zug hört oder eine Seniorengruppe unterhält sich lautstark über den Besuch der Verwandschaft. Stehen, wo genau sie sitzen, tut das nirgends. Jedenfalls ist die Geschichte aus der Sicht des jungen Herrn geschrieben, der seine Mitreisende beschreibt. Als Anders. Sie war völlig anders als alle anderen. Ganz anders. Wie genau anders und was sie von anderen unterscheidet, das steht da nicht. Nur gefühlte drölf mal, wie anders sie doch wäre. Jegliche weitere Beschreibungen begrenzen sich auf das Aussehen der Person und die Tatsache, dass sie anfängt zu weinen. Wir haben hier also wieder einen recht oberflächlichen Charakter, der sich einzig und allein von der Schönheit einer Frau blenden lässt, die sich der Leser nicht einmal im Ansatz vorstellen kann. Obwohl, doch. Sie hat braune Haare und Schultern. Das könnte auch ein Mopp sein. Toll! Ein weinender Wischmopp mit Anhänger und Händen, die sich an etwas Metall festklammern. Das ist also mit den Besen aus dem Zauberlehrling passiert ... Doch, wir sehen ein, dass sie anders ist. Ganz anders ...

Auch Beschreibungen wie "Sie war nicht besonders schlank, jedoch auch nicht dick." dienen jetzt nicht wirklich dazu, dem Leser ein detailiertes Bild zu geben. Das heißt, die Figur würde vermutlich (zu Unrecht) von Heidi Klum gemobbt werden, ist aber problemlos auch aus der Ferne von einer Schwimmboje zu unterscheiden. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit. Das ist ein sehr(!) breiter Interpretationsspielraum und dafür, dass der Satz quasi nichts aussagt, ist er zu lang. Dann kann man auch schlicht von einer Durchschnittsfigur reden - wobei man da aufpassen muss, in welchem Land man sich gerade befindet. Man könnte es auch als unauffällig oder sportlich bezeichnen. Hager oder zierlich passt dann sicherlich nicht, aber wenn man bei der Figur unbedingt ins Detail gehen will, muss man das eben tun. Also: Was ist denn nicht besonders schlank? Kleines Bäuchlein? Großer Hintern? Ja, was? Wir haben damit nicht angefangen! Wenn ihr die Figur eurer Figur beschreiben wollt, tut das. Aber so, dass am Ende auch klar wird, was ihr meint.

Metaebene: Wie sind Dialoge und Emotionen beschrieben worden?

Hier wird es sehr nebulös. Denn die Gefühle deiner Charaktere greifen können wir kaum. Es wirkt alles wie durch einen dichten Nebel und zumeist liegt auch das wieder an mangelnden Um-/Beschreibungen, bzw. daran, dass die vorhandenen Erklärungen sehr flach bleiben oder unglücklich formuliert sind. Unter Ausdruck finden sich später einige Beispiele. Aber schonmal als großer Punkt, den auch du dir hinter die Ohren schreiben solltest: Show, dont tell. Wir sind am überlegen, dass Tom einfach irgendwohin zu tattoowieren, wenn wir Kyle ohnehin schon sein "Mutti ist die Beste" stechen. Wenn man schon dabei ist ...

Das fängt in der ersten Geschichte und dem Mädchen an, dessen Angst man nicht begreift. Ist es nur das Gefühl der Angst oder hat es auch einen Grund? Oder geht es schlicht um die Angst vorm Sterben, die sich später aus dem Verlauf ergibt? Warum kann sie nicht schlafen? Was macht ihr so zu schaffen? Wir hören nur von Übelkeit und dass sie geschwächt ist. Aber es muss doch einen Grund geben, weshalb sie immer wieder aufwacht. Schmerzen, Unruhe, Albträume, irgendwas. Wir wachen doch nicht auf und haben grundlos Angst. Was passieren kann, dass wir einen Albtraum haben, der uns mit einer Angst konfrontiert und dieser dann mit dem Moment, als unser bewusstes Denken sich wieder einschaltet, mehr und mehr verblasst. Dann wissen wir aber, dass da was war und wir uns nur nicht mehr daran erinnern können. Genauso kann uns Unruhe überkommen, zum Beispiel weil es zu warm oder zu kalt ist oder auch, weil uns etwas beschäftigt. Aber dann manifestiert sich die Angst erst nach dem Aufwachen und gründet auf einer Problematik, bzw. muss es nichtmal Angst sein, sondern eine unbestimmte Unruhe. Das wird hier nicht so wirklich deutlich.

Auch die Gefühle der zweiten Protagonistin konnten wir nur wie durch einen dichten Schleier wahrnehmen - was leider auch für Kandidaten Nummer drei gilt. Das liegt aber nicht nur an mangelnden Beschreibungen oder Demonstrationen, sondern vermehrt am Ausdruck. Dennoch hier einmal ein Beispiel, der das Problem sehr gut skizziert.

"Und sobald ich absolut unfähig dazu war, einen brillanten Einfall zu haben[,] gab ich auf."
Komma  und Infinitivsatz, da kommen wir später zu. Aber der Satz ist einfach  ... unstimmig. In der Hinsicht, dass Stimmung da nicht rüberkommt. Es wirkt nach einer Möbelaufbau-Beschreibung. Warten Sie, bis Sie absolut unfähig dazu sind, einen brillianten Einfall zu haben und geben  Sie dann auf. Dann nehmen Sie Schraube F und Imbusschlüssel D und  beginnen Sie, ihr verdammtes TOMMY-Regal aufzubauen! Wie fühlt sich  das überhaupt an, wenn man unfähig ist, einen brillianten Einfall zu  haben? Von uns hat sich noch niemand gedacht "Boah, jetzt kann ich keine genialen Einfälle mehr haben. Geht nicht."  Vielleicht auch, weil niemand von uns den Anspruch hat, wer weiß?  Jedenfalls wissen wir eins: Die echt genialen Ideen, die kann man nicht  erzwingen. Die kommen einfach so. Und es sind Arschlöcher, die warten,  bis man irgendwo ist, wo man garantiert nichts aufschreiben kann. Unter  der Dusche. Aufm Klo wegen Montezumas Rache. Im Schwimmbad. (Syd überlegt ja gerade, ob Kleidung nicht prinzipiell Kreativität behindert. Die Frage ist allerdings, ob Naturalisten die besseren Bücher schreiben.) In einer übervollen S-Bahn.  Mit Freunden unterwegs. Bei Real anner Kasse - mit vollem Einkaufskorb. Beim Kaffeetrinken bei der Oma, wenn man sich benehmen muss. Genug von uns.
Aber  wie rettet man jetzt diesen Satz? Mach dir klar, wie sie sich fühlt,  kurz bevor sie aufgibt. Was geht ihr durch den Kopf? Wut? Angst? Macht  es sie nervös? Hat sie vielleicht schon einige Anfänge gehabt, dann aber  nicht mehr weitergewusst, weil ihr die Worte fehlten? Ist ihr die  Melodie, die ihr eingefallen war, wieder entglitten? Könnte sie den  Typen von der Telekom, der ihr am Telefon unbedingt das Sportpaket  andrehen wollte, auf der Stelle steinigen, weil sie deshalb schon wieder  keine Motivation mehr hat und plötzlich der Wikipediaartikel über  Kakteen oder den Pfandkuchenfledermausfisch plötzlich viel interessanter  ist und sie merkt, dass sie sich einfach nicht konzentrieren kann? Wenn  du das aufschreibst, und so ZEIGST, weshalb sie so unfähig ist,  irgendwas zu Papier zu bringen, dann wird der Leser auch begreifen, was  du da erzählen willst! 

Die Sinneseindrücke und die dadurch hervorgerufenen Reaktionen und Emotionen fehlen vollkommen, was auch ziemlich schade ist. Und wenn Dialoge vorkommen, dann wirken sie nicht sonderlich natürlich. Gerade das Gespräch zwischen der jungen Dame und dem Herrn im Zug (4. Geschichte) ist unglaublich hochtrabend und gestelzt. Auch der Verlauf wirkt absolut konstruiert. Sie sagt ihm, er solle ihr Leid nicht unterdrücken? Fängt dann hemmungslos an zu weinen und lehnt jede Hilfe ab, liefert aber auch keine Erklärung? Meint dann, sie bräuchte ihren Anhänger nicht? In der Nähe von Schienen und fahrenden Zügen, bevor sie dann aussteigt? Wenn jemand uns so kommen würde, fänden wir das mindestens merkwürdig. Eher würden wir den Zugchef ranpfeifen, dass der für den nächsten Bahnhof jemanden organisiert, der mal nach ihr guckt. Ganz anders der Typ, der sich Progaonist nennt. Der findet sie total anziehend und vertraut ihr vollkommen. Total normale Reaktion!

Das meiste geht aber eben bei den Beschreibungen verloren, was sehr schade ist, denn die Handlungsbögen, die du dir ausgesucht hast, bieten eine Menge Potenzial für viel Emotionen. Den Großteil versaust du dir aber im Punkto Ausdruck.

Schreibstil

Zitat eines Kommentators: "Ich bin wirklich sehr froh, dass weningstens *eine* vernünftig Kommas und Satzzeichen setzen kann"
Wir haben den Kommentar gelesen, bevor wir in das Buch geschaut haben und waren freudig überrascht. Letztlich aber leider nur eins: Herbe enttäuscht. Denn der User hatte keine Ahnung, wovon er da eigentlich redet. Bei "weningstens" hätte uns das aber eigentlich klar sein müssen.

Ausdruck: Gibt es   viele Wortwiederholungen? Verfügst du über ein  eher geringes oder über   ein weitgefechertes Vokabular? Wie sieht es  mit Bildern, Vergleichen   oder Metaphern aus? Oder greifst du immer  wieder dieselben hohlen   Phrasen auf?

Es tut uns leid, aber dein Ausdruck ist leider noch sehr laienhaft. Hier und da versuchst du daraus mal auszubrechen, indem du zu Metaphern oder sprachlichen Bildern greifst - was du auch weiter tun solltest, durch Experimente lernt man - aber ein Großteil ist leider noch sehr platt und wenig abwechslungsreich.

Das zeigen schon die Wortwiederholungen, mit denen deine Geschichten teilweise geflutet sind. Wie oft das Mädchen in der ersten Geschichte zittert haben wir nicht gezählt, aber wir wissen, dass du nicht einmal - in den gesamten vier Geschichten - ein Synonym dafür verwendet hast, obwohl dieses Wort überall vorkommt. Und in der ersten Geschichte eben mehrfach. Sehr oft. Direkt hintereinander. Das beißt sich. Ebenso wie das Wort "weiß". Ja, in dem Raum ist scheinbar alles hell. Die Wände, die Decke des Raumes, die Bettdecke, die Möbel, das Geschirr. Das ist ja ok. Aber warum muss man überall dediziert für jedes einzelne Ding dazuschreiben, dass es weiß ist? Das wirkt einfallslos.

Wir reden hier nicht von gewollter Wiederholung von Phrasen oder Wörtern, sondern Wiederholungen, die augenscheinlich darauf beruhen, dass du keine anderen Wörter dafür kanntest oder suchen wolltest.

Der Hammer an Wortwiederholungen war folgender Absatz: "Sie war ganz und gar anders  als jedes andere. Niemals hatte ich eines wie sie gesehen, denn sie war  anders.
Wir sind vorher ja schon darauf eingegangen, dass auch aus dem  Rest der Geschichte nicht hervorgeht, was deinen Protagonisten zu dieser  Annahme bewegt, aber dafür, dass er scheinbar keinerlei nennbare Motive  für diese Einschätzung hat, wiederholt er sie erstaunlich oft. Auch,  wenn man Dinge immer und immer wieder wiederholt, werden sie dadurch  nicht verständlicher. Auch nicht, wenn man das langsam und laut tut.  

Schön war auch diese Phrase, die wunderbar in den Bereich Formulierungen überleitet: "schmerzhafte Kopfschmerzen"
Von uns hatte bisher niemand wohltuenden Kopfschmerz. Dass Schmerzen schmerzhaft sind, ergibt sich eigentlich aus dem Wort selbst. Kopfschmerzen können stark sein oder erträglich, aber nervtötend. Man kann sie auch in der Art unterteilen, nach stechend, pochend oder ziehend. Sie können eine Richtung haben, ausstrahlen. Es gibt so viele Möglichkeiten! Und du schreibst, dass sie schmerzhaft sind?! Wer hätte das gedacht ... Sowas meinen wir damit, dass die Beschreibungen nicht dabei zuträglich sind, zu verstehen oder gar mitzufühlen.

Davon gibt es in deinen Texten eine ganze Latte. "So hell, das[s] ich heftig blinzeln musste." ist auch so ein Ding. Wir sehen jetzt mal davon ab, dass das Das in dem Satz kein Artikel oder Relativpronomen, sondern eine Konjunktion ist, die sich mit doppeltem S schreibt, dazu kommen wir später. Aber diese Formulierung ist auch logisch nicht sonderlich stimmig. Blinzelt man, wenn man plötzlich in helles Licht hereinschaut? Nein. Während unser peripheres Nervensystem so clever ist und unsere Pupillen verengt, um nur so viel Licht ins Auge zu lassen, wie zum Sehen nötig ist, kneifen wir auch instinktiv die Augen erstmal zu und öffnen sie dann genau so weit, wie es nötig ist, um etwas zu erkennen. Das ist aber kein Blinzeln. Blinzeln ist das schnelle Öffnen und Schließen der Augen. Und wer nach dem Aufstehen schonmal direkt in eine helle Lampe geguckt hat, macht die danach nicht freiwillig nochmal auf, um zu blinzeln. Zumal, wenn er in einem hellen Raum ist und das Licht von überallher reflektiert wird. Aber das ist verhältnismäßig verzeihlich.

Irritierender fanden wir "Mit zitternden Augenlidern sah ich hinab auf meinen Körper." Da haben wir kurz überlegt, ob es sich bei deiner Protagonistin womöglich um einen Geist handelt. Wie sonst sollte sie von oben auf ihren Körper hinabblicken? Die einzige Möglichkeit, die wir sterblichen haben, ist an unserem Körper herabzuschauen. Alles andere ist außerkörperliche Erfahrung.

Dann sind Synonyme auch manchmal wichtig, um unterschiedliche Dinge, die durch dieselbe Begrifflichkeit bezeichnet werden können, voneinander zu trennen. So zum Beispiel die Raumdecke wie auch die Bettdecke, die beide mit dem Wort Decke beschrieben werden können. So etwas hier verwirrt: "[...] Decke eines weißen Raumes [...]" - "Meine dünnen Beine bahnten sich einen Weg unter der weißen Decke hervor [...]"
Klar, im zweiten Satz macht nur die Bettdecke Sinn, aber dennoch stutzt man zunächst, wenn zuvor der Raum und dessen oberer Abschluss debattiert wurden.

Weniger Synonyme waren das Problem, als wir lasen: "[...] ohne es eingebildet klingen zu lassen."
Das wäre schlüssig gewesen, wenn es sich bei dem Satz, den die Erzählerin nicht eingebildet klingen lassen will, um eine verbale Äußerung gehandelt hätte. Stattdessen war es ein Gedanke, den nur sie hört. Der Leser hört ihn so in seinem Kopf, wie er ihn gerade gelesen hat, daran lässt sich im Nachhinein nichts ändern. Vor allem aber geht es vielmehr um die Intention, wie etwas klingen/verstanden werden soll. Nicht, wie man etwas klingen lassen will. Wenn man also eine Aussage in eine bestimmte Richtung abschwächen will, sagt man landläufig: "ohne eingebildet zu sein" oder "ohne es eingebildet/überheblich zu meinen". Will man das Wort Klingen unbedingt drinhaben, wird da gern der umgangssprachliche Nachsatz "Das soll jetzt nicht ausländerfeinldich oder so klingen" genutzt. Es soll nicht klingen, aber man lässt es nicht klingen.

Manchmal sind Wörter auch einfach überflüssig, aber das Problem am folgenden Satz war mehr, dass die Aussage durch die Verwendung einzelner Wörter eine komplett andere war. Es geht darum, dass die besagte Künsterlin aus der zweiten Geschichte plötzlich eine Idee hat. Beschrieben wird das mit: "[...] sprudelten die Ideen nur so aus meinem Gedächtnis heraus."
Das Heraus ist übrigens überflüssig. Es kann nicht aus dem Gedächtnis hineinsprudeln. Aber wenn etwas aus unserem Gedächtnis heraussprudelt, dann erinnern wir uns. Wir erinnern uns an etwas, das wir bereits wussten. Gut, man muss dazu sagen, dass Ideen nichts anderes sind als Verknüpfungen von bekanntem Wissen. Es ist also schon eine Art abgewandelte Erinnerung, egal, wie fantasiereich man ist. Alles, was wir erfinden, hat irgendeinen Bezug zu etwas, das wir bereits gesehen, gehört oder erlebt haben. Dennoch ist das nicht das, was wir meinen, wenn wir von unserem Gedächtnis sprechen. Wenn wir uns plötzlich erinnern, wie Funktionsgleichungen aufgebaut sind oder dass man mit drei auf eine Hummel getreten ist, dann meint man das Gedächtnis. Eine gute Idee (Glühbirne, Scrubs - wir lassen euch mit diesem Bild jetzt allein) sprudelt aus unserem Hirn (im Gesamten) oder aus dem Kopf. Immer noch ein irgendwie verstörendes, aber gebräuchliches Bild. Oder die Worte fließen auf das Papier.
Andererseits, da es das Lied schon zu geben scheint, ist Gedächtnis mit großer Wahrscheinlichkeit nicht verkehrt. Denn offenbar hat sie sich wirklich nur an ein existierendes Werk erinnert. Nur ist die Frage, ob du das so rüberbringen wolltest.

Dann helfen Kommas einfach, einen Satz besser zu arrangieren. Und weil es unglaublich verwirrt hat, kommt dieser Satz jetzt hier bei Ausdruck rein. "Ich saß einfach nur da, meine Hände ineinander verschränkt an meinem Schreibtisch."
Worauf bezieht sich "an meinem Schreibtisch"? Nicht darauf, dass sie ihre Hände verschränkt hätte. Sprich, "meine Hände ineinander verschränkt" müsste man davon abtrennen. Man kann es als eine Ergänzung zum ersten Teilsatz schreiben ("Ich saß einfach nur da, (wo genau?) an meinem Schreibtisch") und man darf auch die verschränkten Hände dazwischenschieben ("Ich saß einfach nur da, meine Hände ineinander verschränkt, an meinem Schreibtisch"), aber übersichtlicher ist es, wenn man innerhalb des Satzes nicht zwischen den Themen springt. "Ich saß einfach nur da, an meinem Schreibtisch, meine Hände ineinander verschränkt."
Es geht sogar noch einfacher, so dass man mit einem Beistrich auskommt: "Ich saß einfach nur an meinem Schreibtisch, meine Hände ineinander verschränkt."
Oder komplett ohne Komma: "Ich saß einfach nur mit verschränkten Händen an meinem Schreibtisch."
Je nach gewünschter Wirkung solltest du zusehen, die Sätze einfacher und dafür flüssiger zu halten. Aber wenn du mit Teilsätzen und Ergänzungen arbeitest, musst du sie durch Kommas gliedern, um sie übersichtlich zu halten. Und um der Grammatik zu entsprechen.

Bleibt noch der "eiserne Anhänger", den das Mädchen in der vierten Geschichte trägt. Mit der Bezeichnung "eisern" assoziieren wir sowas wie "eiserne Ketten" oder "gußeiserne Pfannen". Also schwere, unhandliche Dinge. Und eiserne Gegenstände sind auch ziemlich schwer. Auch wenn sie klein sind. Syd hat eine kleine Fibel aus Eisen, kleiner als ihre Handfläche, die wiegt doch ordentlich was. Für Schmuck werden daher andere Materialien genommen. Auch, weil Eisen mit dem hohen Sauerstoffanteil nicht schön glänzt, sondern rußschwarz ist. Wenn, ist hier wohl Stahl gemeint. Wenn man sich aber nicht sicher ist, ob es nicht doch Bronze oder Nickel ist, kann man einfach das Adjektiv "metallisch" für den Anhänger verwenden. Und um deutlich zu machen, dass sie keine Gewichtscheibe mit sich an einer Kette herumschlörrt, sollte man die Größe noch benennen.

Vom Adjektiv einmal abgesehen, umfasst die Figur diesen Anhänger mit beiden Händen. Die Frage ist einmal, wie der erzählende Charakter einen so kleinen Anhänger dann noch erkennen kann, wenn das Mädel da mit beiden Pfoten dran herumnestelt. Oder ist das doch ein riesiges Etwas? Und dann wirkt es zudem noch so, als hätte sie sich dort zusammengekauert. Hände/Arme nah am Oberkörper ist eine Schutz- und Verteidigungshaltung, die wir instinktiv einnehmen, wenn wir uns unwohl fühlen. Sie schafft eine Barriere zwischen uns und unserem Gegenüber. Auch so etwas sollte man im Blick haben.

Die nächste große Kategorie, die uns aufgefallen ist, sind zwar auch Formulierungen, aber es geht speziell um Wortwahl. Du neigst hin und wieder zu Platzhaltern. Worten, die bessere Entsprechungen haben. Leicht, Etwas, Versuchen. Das sind so die Beispiele, die wir bei dir gefunden haben. Frage dich bei solchen Universalwörtern immer: Gibt es ein Wort, das besser passt? Finde ich, dass das gut passt?

Zum Beispiel ist Leicht vor allem dann passend, wenn es um Gewichtsangaben geht. Oder um den Schweregrad von Aufgaben zum Beispiel. Oder Verbrennungen. Aber "Ihre braunen Haare fielen leicht von ihren Schultern." kann man so schreiben, geht aber besser. Zunächst einmal hoffen wir nicht, dass deine Figur von Haarausfall geplagt ist, sondern ihr die Haarpracht nur über die Schulter statt von der Schulter fällt. Dann aber zum eigentlichen Problem: Wie genau fallen ihre Haare? Gar nicht so einfach zu beschreiben. Also wählt man "leicht", statt zu schreiben, dass sie in Wellen fallen oder wie Seide fließen. Gut, Letzteres ist auch etwas ausgelutscht, aber das ist Leicht auch. Stattdessen kann man auch schreiben, dass sie glatte/strohige/lockige/wellige Haare hat und die ihr einfach nur über die Schulter reichen. Damit erklärt sich, wie die Haare fallen. Aber warum einfach, wenn es auch kompliziert und mit Platzhaltern geht?

Kommen wir zu Etwas. Zu was? Zu dem Wort Etwas. Will man es immer und ständig als Abschwächung anderer Wörter verwenden, sollte man seinen Gebrauch überdenken. "[E]ine etwas dickere Frau" ist beispielsweise weder bildlich noch sprachlich wertvoll. Warum nutzt man nicht gleich das treffende Adjektiv oder eine Beschreibung? Zumal "Dick" auch im Allgemeinen eher negativ gewertet wird. Die höflichere Form davon wäre Korpulent. Oder Vollschlank. Andere Worte, die weniger negativ behaftet als Dick sind, wären Stämmig oder Kräftig. Beide Begriffe verbindet man zwar mit unvorteilhaften Proportionen, aber gleichzeitig mit wehrhaften Personen, einem breiten Kreuz und ordentlich Schmackes inne Arme. Mit denen legt man sich nicht an. Dagegen wirkt Untersetzt oder Beleibt eher unsportlich und werden mit einer Vorliebe für gute Speisen verknüpft. Einen drauf setzt man noch mit Unförmig, Drall, Aufgedunsen oder, wenn man beleidigend werden will, Fett. Und unter all dem können wir uns mehr vorstellen als "etwas dicker".

Aber warum sind Versuchen und Beginnen Platzhalter? Meist sind sie schlichtweg überflüssig. Das ist viel eher das Problem. "Sein Kopf drohte zu platzen während er krampfhaft eine Lösung zu finden versuchte." heißt nichts anders, als dass jemand verzweifelt oder krampfhaft nach einer Lösung sucht. Ganz einfach. Und dann braucht man gar nicht dediziert zu schreiben, dass es sich um einen Versuch handelt, denn das impliziert ja eine Suche.

Was Stilmittel anbelangt haben wir ja bereits oben angemerkt, dass wir immer mal wieder gute Ansätze durchschimmern sehen. Gleich im ersten Kapitel, der ersten Geschichte also, ist da diese gewollte Wiederholung von Phrasen, die uns recht gut gefallen hat.

"Meine Augenlider begannen zu zittern. Ein letztes Mal.
Mein Kopf begann zu dröhnen. Ein letztes Mal.
Mein Herz begann zu rasen. Ein [allerletztes] Mal. Ehe es verstummte."

Wir persönlich hätten es schöner gefunden, wenn der Abschluss ("Ehe es verstummte.") nicht nur auf das rasende Herz bezogen worden wäre, sondern auf alles, indem du geschrieben hättest "Ehe alles verstummt." und es in eine eigene Zeile gestellt hättest. Das wäre ein noch runderer Abschluss gewesen. Aber sonst hat uns das sehr positiv überrascht und die Idee, die zuvor angesprochenen Motive noch einmal aufzugreifen, war wirklich sehr gut!

Auch die Metapher mit den verkeilten Ästen, als welche du die Finger deiner Figur beschreibst, die sich um die Räder des Rollstuhls legen, fanden wir im Ansatz nicht verkehrt. Nur wenn die Finger wie Äste sind, die sich in den Rädern verkeilen, wirkt das Bild, als würde sie sich selbige beim Losfahren brechen, weil sie sie nicht wieder herausziehen kann. Eine Beschreibung der Beschaffenheit "knochig", "knorrig" oder "spröde" wäre da in unseren Augen passender gewesen.

Insofern können wir dir da nur raten: Mach weiter, übe weiter und befasse dich kritisch mit deinen eigenen Werken.

Äußere Form:   Verwendest du Satzzeichen? Verwendest du sie  richtig? Wie steht es um   deine Rechtschreibung? Wie ist es mit der  Grammatik? Nutzt du lange   Bandwurmsätze, ungeachtet der entsprechenden  Situation, oder weißt du   damit zu spielen?

Wie eingangs schon angedeutet, sind Nebensätze und Kommasetzung echt eine deiner absoluten Schwachstellen. Der Rest sitzt im Groben ziemlich sicher, aber wir haben den Eindruck, dass du dieses bei Schreibanfängern höchst unbeliebte Zeichen mehr nach Gefühl als nach Regeln setzt. Wenn man es zu beherrschen weiß, ist es dein bester Freund, der es dir ermöglicht, Sätze über mehrere Zeilen zu schreiben, die man, trotz mehrerer inhaltlicher Punkte, dennoch problemlos versteht. Der Beistricht hilft dir dabei, Ordnung in deine Sätze zu bringen und er sorgt dafür, dass du weniger limitiert in der Komplexität deiner Sprache bist. Also: Setze dich damit auseinander.

Beginnen wir mit Inhaltssätzen, bzw. Objekt- und Subjektsätzen. Hier eine kleine Richtigstellung: In einigen vorangegangenen Rezensionen haben wir Indirekte Fragen und Inhaltssätze (freie Relativsätze) und Objekt- und Subjektivsätze gemischt erklärt. Im Grunde ist nur die Bezeichnung falsch, das Komma wird dennoch gesetzt. Und zwar vor Fragewörtern (wer, wie, was usw).

Aber los jetzt. "[...] alles was ich sah war schwarz."

Manche Nebensätze geben uns Details zu dem Wort, auf das sie sich beziehen. Hier haben wir einmal die Information, dass alles schwarz ist und dann die Zusatzinformation, was in dem "Alles" genau eingeschlossen ist. Nämlich nur das, was(!) sie sah. Was erfragen wir mit Was? Den Nominativ. Wir haben also einen Subjektsatz. Diese Zusatzinformation müssen wir als solche kennzeichnen. Der Satz kommt gut ohne sie aus und wir möchten ja, dass ersichtlich ist, was die Kernaussage ist. Nämlich, dass alles schwarz war. Korrekt sähe das so aus: "[...] alles[,] was ich sah[,] war schwarz."

Genauso verhält es sich hier: "Ganz egal[,] was es war [...]" Auch hier ein Subjektsatz.

Dann der beliebte Temporalsatz. Tempus, die Zeit. Ein Temporalsatz setzt daher Sätze in einen zeitlichen Zusammenhang. Eine Handlung findet vor, nach oder während einer zweiten Handlung statt. Beispiel: "[E]he ich vor Angst schreien konnte[,] wurde es hell."

Es wird hell und das bevor die Protagonistin schreien kann. Mit Absichten ist es nicht so schön zu erklären. Aber bei "Er zog das Schwer, bevor die ersten Hiebe auf ihn niedergingen" funktioniert nach demselben Prinzip. Erst zieht der Protagonist sein Schwer, dann gehen die Hiebe auf ihn nieder.

Noch ein Beispiel aus dem Text: "Ehe ich mich wundern konnte[,] sah ich, das[s] auf dem Tisch bereits [...]" Hier möchten wir positiv anmerken, dass das Komma vor dem Das(s) bereits vorhanden war!

Aber das bringt uns auch zum nächsten Punkt. Den Konjunktionen. Es gibt Wörter, die schreien nur so nach "Komma". Und außer Und und Oder sind das fast alle Konjunktionen, also Wörter, die Teilsätze miteinander verknüpfen. Dass ist so ein Zauberwort.

Das kann ein Artikel sein und ein Substantiv bezeichnen. Das/Jenes Haus. Lässt sich IMMER mit Jenes ersetzen. (Bitte nur zu Testzwecken, wenn ihr keine historischen Romane schreibt.) Genausogut kann Das ein Realtivpronomen sein und einen Realtivsatz einleiten. Dann bezieht es sich aber dennoch auf ein Substantiv. "Ein Haus, das/welches ich auch gerne hätte." Dieses Das lässt sich IMMER mit Welches ersetzen. Kann man es nicht mit Jener/Welches ersetzen und bezieht es sich auf kein Substantiv, handelt es sich um eine Konjunktion, die/welche sich mit doppeltem S schreibt. "So hell, das[s] ich heftig blinzeln musste." (Auch hier war das Komma schon da!)

"[...] wobei ich wusste[,] (welches? jenes? Nein, klingt doof.) dass es immer und immer wieder kam." (Hier leider nicht ...)

Und dann gibts noch die Feld-und-Wiesen-Konjunktionen, die man immer mal wieder nutzt. Aber, Jedoch, Doch und viele mehr. Gerade, wenn die beiden Teilsätze sich nicht ergänzen, in Teilen das vorher gesagt widerrufen. So hier: "Anfangs erschrak ich mich vor mir selbst[,] doch je mehr mich die Krankheit quälte [...]" Aussage: Anfangs erschreckt sie sich vor sich selbst. Einschränkung: Je mehr sie die Krankheit quält ändert sich das.

Auch die indirekte Rede sollte für Autoren kein Buch mit sieben Siegeln sein. Geben wir die verbalen Äußerungen indirekt wieder - also nicht in der wörtlichen Rede - trennen wir das von einleitenden Worten ab. In diesem Fall haben wir sogar eine (echte) indirekte Frage: "Mit gefühlskalter Stimme fragte er[,] ob jemand da sei[,] doch niemand antwortete ihm." Und dazu noch eine Feld-und-Wiesen-Konjunktion ...

Zu Relativsätzen haben wir ja schon viel gesagt, aber neben den normalen Relativsätzen, die dir auch auf die Füße fallen, gibts noch den Realtivsatz mit Konjunktion. "Was ich sah, war die Decke eines weißen Raumes[,] in dem(/welchem) nichts als ein Bett und ein kleiner Tisch stand." Der ist etwas kniffliger, aber auch kein Hexenwerk, wenn man einmal weiß, wie es gemacht wird. Man hat den weißen Raum und dann die Zusatzinformation, was darin enthalten ist.
Dafür ist der einleitende Subjektsatz ("Was ich sah") vollkommen richtig abgetrennt gewesen.

Bleibt die scheinbare Königsdisziplin der Zeichensetzung: Der Infinitivsatz. "Ich hörte mein Herz, wie es immer schneller schlug[,] um Sekunden später wieder langsam und leise zu werden."
Es gibt hier sogar zwei Gründe, das Komma zu setzen. Einmal ist "wie es immer schneller schlug" eine Zusatzinformation der Art und Weise des Herzschlags der Figur und muss VORN wie HINTEN mit einem Komma begonnen bzw. abgeschlossen werden. Und dann haben wir den Infinitiv "werden" und die Präposition Zu - damit einen vollwertigen erweiterten Infinitiv, der sogar noch mit einem Um eingeleitet wird. Der komplette Infinitivsatz: "Um Sekunden später wieder langsam und leise zu werden." Mehr Erklärungen findet man in anderen Rezensionen. Oder fragt nach.

Bei den Zeiten bist du größtenteils sicher, aber ab und an ist es ungenau an der Grammatik zu erkennen, wann welche Handlung denn nun erfolgt ist und welche noch bis heute andauert.
Nehmen wir "Der Moment, an dem sein Schicksal besiegel war."
Das heißt, der Umstand, dass das Schicksal besiegelt ist, liegt in der Vergangenheit. Sein Schicksal wäre damit aktuell nicht mehr besiegelt. Dabei möchtest du einen Zeitpunkt festlegen, seit dem sein Schicksal besiegelt ist oder an dem sein Schicksal besiegelt worden war. Wenn ein Schicksal besiegelt wird, ist das eine Handlung. Ein Schicksal, das besiegelt ist, ist ein Zustand. Liegt der Zustand in der Vergangenheit, herrscht er aktuell nicht mehr vor. Besteht er seitdem, ist das anders. So wie, wenn man sagt, dass man krank war - dann ist man es aktuell (vermutlich) nicht mehr. Es sei denn, man sagt, man sei seit letztem Montag krank. Anders ist es bei Handlungen bzw. Ereignissen. Wenn man krank geworden ist, sagt das nur etwas darüber aus, dass der Beginn der Krankheit in der Vergangenheit liegt, sagt aber über den jetzigen Zustand nichts aus.

Anders bei diesem Beispiel, wo du dich in der Zeit vertan hast: "Und das tat er nur, weil er nichts davon jemals hatte." Problem ist: Du schreibst bereits deine Geschichte im Präteritum. Die dazugehörige Vergangenheit ist das Plusquamperfekt. Richtig müsste es heißen, dass er nichts davon jemals gehabt hatte.

Zu guter Letzt ist uns noch ein Artikelpatzer aufgefallen: "Er nickte dem Wachen, der vor der Tür postiert war freundlich zu." So, wie es da steht, nickt deine Figur jemandem zu, der wach ist. Wenn jemand neben einer Tür steht, gehen wir davon aus, dass er nicht schläft. Was du vermutlich sagen wolltest, war, dass er der Wache zunickt. Es gibt nur sehr wenige Substantive, die sich eigentlich auf männliche Subjekte beziehen, aber weibliche Artikel haben. Andersrum ist es deutlich häufiger der Fall. Die wenigen, die es gibt, sollte man zu schätzen wissen.

Sonst war deine Rechtschreibung, sprich die reine Schreibung von Wörtern, zumeist korrekt, was uns sehr erfreut hat. Aber du siehst, dass damit allein noch nicht alles getan ist.

Der Gesamteindruck

Wir haben das Gefühl, dass du ein Schreiberling mit vielen Ideen im Kopf bist, deren Grundgedanken und Ansätze nicht schlecht sind! Aber du stehst noch am Anfang. Du weißt noch nicht so recht, wie du deinen Leser mit Worten wirklich erreichen, ja sogar manipulieren kannst, wie du mit Formulierungen spielen und mit Worten malen sollst. Du hast einen soliden Werkzeugkasten, in dem leider nur der Schraubenschlüssel für die Kommasetzung fehlt, um dir ein kleinens Haus zu bauen. Aber dir fehlt das Künstlerset, um es auch gemütlich einzurichten. Aber das ist kein Weltuntergang, denn die Farbplaette die du dafür brauchst, kannst du dir ganz alleine erarbeiten. Nach und nach. Mit viel Mühe. Aber wenn du das wirklich willst, dann wird es dir letztlich sogar Spaß machen, insbesondre dann, wenn du merkst, dass du besser wirst und deine eigenen Erfolge erkennst.

Um dort hinzukommen, empfehlen wir dir zum Einen in unsere Leseliste "Gute Schule(n)" reinzuschauen und dir einige dieser Werke zu Gemüte zu führen und zum Anderen die Seite im Duden für Kommaregeln zu deinem Begeleiter zu machen. Übe weiter, experimentiere weiter, denn nur so lernt man. Vielleicht schnappst du dir sogar nochmal diese Geschichten und überlegst, welche Stellen du verbessern kannst und pfeilst sie aus. Was auch immer hilfreich ist: Sich mit anderen austauschen und offen Fragen zu stellen. Doch Achtung! Wie man an dem Kommentar in deinem Buch sehen kann: Nicht jeder, der meint zu wissen, weiß auch. Orientiere dich wirklich an jenen, bei denen ersichtlich ist, dass sie wissen, was sie tun.

Aber, und das ist der wichtigste Rat von allen, mach weiter! Steck den Kopf nicht in den Sand, sondern gehe die Arbeit an und verpasse dir selbst Feinschliff! Wir wünschen dir dabei jedenfalls viel Erfolg und auch jede Menge Spaß!

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