Mordmarsch - Yaarinchen

Achtung: Wer bezüglich dieses Werkes nicht gespoilert werde möchte, sollte meine Rezension nicht lesen.

Auschwitz Januar 1945:

Saliah und ihre Schwester Amiel gehören mit zu den letzten Häftlingen, die in der Endphase des zweiten Weltkrieges aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau fliehen müssen.

Grund dafür sind die sich immer mehr nähernde sowjetischen Truppen, sowie die westlichen Alliierten, die Deutschland von beiden Seiten einnehmen.

Dieser Todesmarsch sollte einer der letzten werden, den die deutschen Nationalsozialisten in der Hand hatten, doch bis zur Befreiung von der roten Armee und den Alliierten, vergehen Minuten, Stunden und Tage, die in Eis und Schnee schnell tödlich ausgehen. Und das erfahren die beiden Geschwister bald auch hautnah.

***

Das hier ist mein erster Versuch eine Bewertung zu schreiben. Bitte seid gnädig mit mir und gebt Tipps, was ich besser machen könnte.

Ich werde mit deiner Kurzgeschichte beginnen Yaarinchen, weil ich es geschafft habe, diese in einem Stück am Nachmittag zu lesen. Ich kenne ja deinen Schreibstil, da ich bereits in ,,Honeymilk Smell'' reingelesen und es auch weiterlesen werde, wenn ich die Zeit dazu habe. Was du meiner Meinung nach besonders gut kannst, ist bildlich zu schreiben. Du projektierst sofort mit deinen Worten ein passendes Bild in den Kopf. Du zeigst sehr gut durch die Gedanken deiner Figuren, was sie mit ihren Sinnen wahrnehmen. Ich persönlich sehe das als deine größte Stärke, was das Schreiben angeht.

Zu deinem angemeldeten Buch:

Klappentext:

Ich finde den Klappentext gut. Er enthält alle wichtigen Informationen, die man als Leser wissen sollte. Das einzige, was mich an ihm leider etwas stört, ist, dass er deiner Geschichte nicht ganz gerecht wird. Lass mich dir erklären, was ich meine. In der Story selbst beschreibst du unglaublich intensiv die Gefühle deiner Hauptprotagonistin. Genau das würde ich versuchen auch im Klappentext aufzugreifen. Das könntest du zum Beispiel durch einen passenden Textauszug machen. Ich habe mal eine Textpassage herausgesucht, die ich nehmen würde, weil ich sie sehr aussagekräftig finde:

,,Wir würden das hier überleben, weil ich so nicht aufgeben wollte. Nicht unter diesen tödlichen Bedingungen und nicht vor ihnen, dessen Plan es war uns sterben zu sehen Niemals.''

Lass den Leser ruhig mit dem Klappentext neugierig auf deine Kurzgeschichte werden. Das geht meistens am besten, wenn du in ihm direkt Emotionen weckst und ihn damit in die passende Stimmung versetzt.

Cover:

Ich mag es. Gerade, dass Saliah dort alleine zu sehen und mit Schnee bedeckt ist, finde ich super, da es zur Handlung (besonders zum Ende) wie die Faust aufs Auge passt. Es ist schlicht, aber es muss in deinem Fall auch nichts ,,extravagantes'' sein ;)

Triggerwarnung:

Ich war tatsächlich schonmal in Krakau und habe mit meiner damaligen Klasse das Auschwitz-Birkenau besucht. Ich kann dir sagen, das war absolut nichts für schwache Nerven. Mein Herz hat die ganze Zeit über geblutet und ich musste die ganze Zeit einfach nur den Kopf schütteln, weil es für mich unbegreiflich war, warum man Menschen so furchtbare Sachen antut. Daher finde ich es mega wichtig, dass man sich gerade als junger Mensch sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt. Es liegt an uns, dass so etwas nie wieder vorkommt. Meine Anmerkung für dich wäre in diesem Fall, dass es entweder am Anfang oder am Ende eine Triggerwarnung gibt, die sich der Leser anschauen kann, bevor er dein Buch liest. Man wird so oder so mit einem sehr unwohlen Gefühl in der Magengegend und Tränen in den Augen dein Werk lesen. Manchen fällt es jedoch besonders schwer, so viel Elend und Grausamkeit entsprechend zu verarbeiten und diese sollten vorgewarnt werden.

Anfang:

Ich persönlich liebe es, direkt in die Geschichte hineingeworfen zu werden. Deshalb fand ich es toll, dass du dich dafür entschieden hast, den Leser direkt in das Geschehen hineinzuwerfen.

Handlung:

Du hast bei deiner Anmeldung geschrieben, dass ich ein Auge darauf werfen soll, ob die Umstände realistisch beschrieben wurden. Da kann ich nur auf mein Wissen aus dem Geschichtsunterricht und meinem Besuch in Birkenau zugreifen. Besonders realistisch fand ich Saliahs Fahrt im Wagon. Die Personen wurden nämlich tatsächlich vorher der größter Teil ihrer Sachen einfach weggenommen und sie wurden per Wagon zum Auschwitz/Lager transportiert. Auch lange Fußmärsche in der Eiseskälte standen durchaus an der Tagesordnung. Familienmitglieder wurden auf furchtbare Weise voneinander getrennt. Die Mehrheit der Leute starben entweder, bevor sie das Lager erreicht hatten oder im Lager selbst vor Erschöpfung, Kälte oder Hunger. Morde durch die Wachleute gab es natürlich ebenso. Sprich man musste hart darum kämpfen und viel Glück haben, dass man am Leben blieb. Diesen Aspekt hast du sehr gut umgesetzt. Etwas, was du eventuell noch aufgreifen könntest wäre, wie generell das Leben im Lager ausgesehen hat. Ich möchte aber erwähnen, dass du das im ersten Kapitel kurz angesprochen hast. Ein paar Dinge, die mir dazu sofort einfallen:

-Der Tag begann in vielen Konzentrationslagern je nach Jahreszeit zwischen vier und fünf Uhr am Morgen mit dem Wecken durch Trillerpfeifen (wurde angesprochen)

-Dann hatten die Häftlinge eine halbe Stunde Zeit, ihre "Betten" - Strohsäcke oder mit Stroh bedeckte Pritschen - nach militärischer Art herzurichten, sich zu waschen und "Frühstück" zu fassen.

-Für die vielen Tausend Häftlinge stand oft nur ein Waschraum zur Verfügung, wenn überhaupt.

-Etwa elf Stunden lang mussten die Häftlinge schwerste Arbeiten wie Straßenbau verrichten, oft ohne oder nur mit primitivsten technischen Hilfsmitteln.

-Nach der Rückkehr ins KZ diente der Abendappell offiziell dazu, die Häftlinge erneut zu zählen. Tatsächlich aber dauerten solche Appelle oft stundenlang, entweder weil tatsächlich jemand fehlte oder aber als Strafe für irgendwelche "Verstöße" gegen die Lagerordnung. Die Appelle wurden auch oft genutzt, um Prügel- und andere Terrorstrafen gegen die Häftlinge zu vollziehen, wobei zur Abschreckung das gesamte Lager anwesend sein musste.

-Ansonsten würde ich auch die Gaskammern erwähnen, in denen die Menschen auf grauenvolle Weise starben.

Es wären interessante Aspekte, die du bezüglich KZ hättest einbringen können. Aber ich verstehe natürlich, dass dein Fokus auf der Flucht lag, da wir uns zeitlich in der Endphase des zweiten Weltkriegs bewegen. Die Handlung hat aufeinander aufgebaut und der rote Faden war gegeben.

Charaktere:

Ich habe mit allen mitgefühlt. Gerade die Verbindung zwischen Saliah und Isaiah hast du wundervoll beschrieben. Sie waren sich beide in dieser schrecklichen Zeit eine wunderbare Stütze. Auch Saliahs Schwester Amiel ist mir ans Herz gewachsen. Mich hätte es an dieser Stelle interessiert wie ihr Leben aussah, bevor sie im KZ Lager waren.

Ende:

Ich hatte Tränen in den Augen und wollte Saliah ganz fest in den Arm nehmen. Meiner Ansicht hast du dieses gut gewählt. Es zeigt sehr viel Traurigkeit und bricht einem komplett das Herz aber bringt ebenso ganz viel innere Stärke rüber. Besonders den letztes Absatz möchte ich loben.

Schreibstil:

Ich denke, viele Autoren könnten sich bei dir etwas abgucken. Weißt du, es gibt viele Autoren, die viel drumherum reden und nicht zum Punkt kommen. So etwas machst du nicht. Du schreibst prägnant und benutzt die richtigen Worte. Wenn ich bei dir lese, habe ich das Gefühl in einem guten Kinofilm zu sein, der in meinem Kopf stattfindet. Den Handlungsort, die Gedanken und Gefühle der Hauptprotagonistin beschreibst du ausführlich, aber nicht zu viel (ich persönlich mag es nicht, wenn man als Leser mit zu vielen Eindrücken zu bombardiert wird).

Gesamteindruck und Fazit:

Deine Kurzgeschichte hat mir sehr viel gegeben. Ich werde den ganzen Tag noch vermutlich an dein Buch denken müssen, weil es mich so mitgenommen hat. Du weißt auf jeden Fall, was du tust, Yaara. Ich finde es sehr inspirierend, dass du dich diesem schweren Thema gewidmet hast. Ich persönlich hätte mich nicht getraut, weil ich befürchtet hätte, diesem nicht gerecht werden zu können. Du hast das wirklich toll gemacht und hast dafür meinen größten Respekt verdient <3 Meine angesprochenen Punkte zur Verbesserung waren ,,meckern'' auf hohem Niveau ;) Ich kann nur sagen, mach weiter so!

Ich hoffe, mein Feedback konnte dir helfen.

Liebe Grüße

Natalia

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