Adventswettbewerb- Teil 1
Hier ist mein 1. Beitrag zum Adventswettbewerb von @Bienchen180804! Ich hab leider noch keine Idee für einen Titel, würde mich aber sehr über Vorschläge freuen.
Die 3 vorgegebenen Wörter lauten:
Tiger, Schnee, Edeka
Viel Spaß beim Lesen!
Der Winter war ab heute spürbar da. Lichterketten und Kerzen sprenkelten die Stadt mit einladendem Glanz, von etlichen Ständen auf dem Weihnachtsmarkt strömte der Duft von Glühwein und Spekulatius, in der Innenstadt wurde schon ein riesiger Adventskranz aufgestellt und natürlich auch eine Kerze pünktlich entflammt. Ich kann eigentlich nichts gegen die Weihnachtszeit haben. Habe ich auch nicht wirklich. Ich bin nur in diesem Abschnitt des Jahres immer gestresst.Wenn man Kinder hat, muss man den eigenen Urlaub nach den Schulferien der Kleinen richten. Ich habe keine Kinder. Nur leider scheint „Versicherung Hauser" sehr anziehend für Eltern sein. Also hab ich keine Chance gegen die Ausfälle in unserem Büro während der Wintermonate anzuarbeiten. Ein großer Stapel von nicht bearbeiteten Daten und Formularen blieb auf dem Schreibtisch für Morgen liegen, als ich mich fast eine Stunde nach Feierabend endlich nach Hause aufmachte. Völlig erschöpft und übermüdet ging ich den gewohnten Weg zur U-Bahn. Es war still und friedlich, der Himmel hatte schon eine dunkle Blaufärbung angenommen. Als ich um die Ecke bog und schon das Schild der Station sah, begann der erste Schnee des Jahres ruhig und glitzernd auf die ruhige Stadt nieder zu schweben. Ein Kind auf der anderen Straßenseite freute sich laut über die Flöckchen. Es war idyllisch, nahezu perfekt. Nicht für mich. Ich konnte das Ganze nicht genießen, weil sich die Hektik der Späteinkäufe nicht mit perfekter Idylle kombinieren ließ. Meine Zeit war begrenzt. Und ich hatte noch viel zu tun. Also flüchtete ich mich in den überdachten Eingang der U-Bahnstation. Ich ging meine Abendplanung nochmal durch, während ich die Stufen hinuntertippelte, die gerade zu klein waren um vernünftig darauf zu laufen und gerade zu groß um sie doppelt zu nehmen. Mein erster Halt würde Edeka sein. 15 Minuten Fahrt, 5 Minuten einkaufen. Danach müsste ich noch zu einer Freundin, meine verliehene Pfanne zurückfordern. 2 Minuten Fahrt, 7, vielleicht 8 Minuten quatschen. Je nachdem welche Anschluss-Bahn ich dann nähme, wäre ich dann zwischen 9 und 9 Uhr 20 zuhause.Unten war es laut. Ich war schon so erschöpft, dass ich es kaum noch wahrnahm. Ein Zug fuhr aus. Ein Zug fuhr ein. Leute strömen hin und her. Mittendrin stand ein Straßenmusiker und sang zur Begleitung seiner Gitarre „Stille Nacht, heilige Nacht". Er tat mir irgendwie leid, weil keiner der hastigen Pendler zuhörte. Aber ich hatte ebenfalls keine Zeit stehen zu bleiben. Also ging ich vorbei und ließ nebenbei einige Münzen in den Gitarrenkoffer auf dem Boden fallen, auf dessen roten Innenstoff schon ein paar Euros lagen. Ich sah hoch zur Anzeigetafel auf deren schwarzen Grund gelbe Lettern eine Minute Verspätung angaben. Für ein paar Sekunden atmete ich durch. Ich brauchte eine kurze Pause. „Tschuldigung?", murmelte jemand direkt neben meinem Ohr und ich drehte mich erschrocken um. Der Musiker stand da und sah mich mit einem süßen Lächeln an. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er aufgehört hatte zu spielen. Das Lied lag mir immer noch in den Ohren. „Du hast das verloren." Er streckte mir ein dünnes Goldarmband entgegen. Ich zog es mir wieder übers Handgelenk und sagte verdutzt: „Danke."„Kein Ding. Und danke dir für den Euro. Wenn du willst kannst du dir ein Lied wünschen", bot er an.Ich musterte ihn genauer. Er konnte kaum über 30 sein, jünger als ich auf jeden Fall. Seine tief braunen Augen blitzten charmant. Ich erkannte Locken unter seiner grünen Pudelmütze, so rot wie das Fell eines Tigers. „Ok, vielleicht Last Christmas?", fragte ich. Er schaute zu Boden und überlegte lächelnd. Dann sah er mir in die Augen und meinte grinsend: „Ich kann's versuchen."Ich stand da, mitten auf dem überfüllten Bahnsteig und hörte zu, wie er spielte. Die Klänge erfüllten den ganzen Bahnsteig mit ihrem winterlichem Zauber. Er schlug die Saiten mit so einer bedachten Sicherheit an, dass mir warm wurde. Der Lärm schien Platz für die Melodie gemacht zu haben, weshalb ich fast nicht bemerkte, dass meine U-Bahn einfuhr. Ich lächelte, als er das Lied beendet hatte. „Ich muss dann." „Nein warte! Darf ich dich zu einem Kakao einladen?" Ich spürte die Magie des Moments. Es war etwas Besonderes. Ihn zu treffen war kein Zufall. Ich schaute zu ihm. Ich schaute zur U-Bahn.„Tut mir leid", sagte ich, „Aber ich hab schon Pläne für heute Abend." Dann rannte ich zu den schon schließenden Türen und stieg ein. „Warte! Wie heißt du?", rief er mir traurig hinterher. Die Türen schlossen sich. Die Bahn fuhr an. Und in dem Moment bereute ich es, nicht geblieben zu sein.
Wie fandet ihr die Geschichte, falls irgendwer sich hierher verirrt hat? Danke für Kommentare und Verbesserungsvorschläge (und angemerkte Rechtschreibfehler) :))
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