2 - Super Tuna
Im Wohnzimmer selbst gab es eine Treppe über die man nach oben auf eine Galerie kam, von welcher aus unsere Einzelzimmer erreichbar waren. Die 2 Schlafzimmer waren die einzigen beiden Zimmer auf der oberen Etage. Das Haus hatte eine offene Küche mit einer Essinsel, die ins Wohnzimmer überging. Somit war dies der größte Raum im Ferienhaus, mit einer Fensterfront mit Blick zum See und hoch gehend, bis zum Dach. Das großzügig geschnittene Badezimmer bot uns neben einer Eckbadewanne mit Whirlpool-Funktion sogar noch eine integrierte Sauna. Kurz gesagt: Die Hütte war der absolute Wahnsinn!
Hanna und ich beschlossen, nochmal direkt in die Vorstadt zu fahren, um uns Verpflegung für die kommende Woche zu besorgen. Der Lebensmittelladen, indem wir einkaufen gingen, bot zwar nicht das gewohnte Sortiment, doch wir fanden schnell interessante Angebote und Snacks, mit denen wir den Einkaufswagen nach und nach füllen konnten. Als wir dann wieder in der Unterkunft ankamen und alle Einkäufe verstaut und weggeräumt hatten, war es bereits 19 Uhr. Doch draußen war noch immer genügend Tageslicht und die sommerliche Wärme immer noch sehr angenehm. So beschloss Hanna, sich mit einem guten Buch auf die Veranda rauszusetzen, während ich mich dafür entschied, vor dem Abendessen noch eine Runde im See schwimmen zu gehen.
„Der eignet sich aber nicht zum Brustkraulen...", meinte Hanna, die im Türrahmen stand und mir dabei zusah, wie ich mir einen Triangel-Bikini mit dünnen Schnüren im Rücken zu einer Schleife band. Ich verdrehte spielerisch die Augen. „Ich will ja auch kein Wettschwimmen veranstalten. Ich will ganz entspannt schwimmen." „Verstehe...aber mach dir lieber eine Doppelschleife rein.", riet sie mir dann. Ich zog die einfache Schleife fest und drehte mich zu meiner Schwester um. „Hanna, alles gut. Eine normale Schleife reicht." Sie betrachtete mich noch einen Moment, zuckte dann mit den Schultern und wandte sich zum Gehen. „Gut, wie du meinst..." Genervt verdrehte ich die Augen. Hanna hatte schon immer einen Hang dazu, lieber auf Nummer sicher zu gehen – das machte es manchmal ganz schön anstrengend, irgendetwas mit ihr zusammen zu unternehmen. Sie meint es nur gut, dachte ich mir und atmete einmal tief durch, um mich zu entspannen. Dann schnappte ich mir in Vorfreude auf den See mein Handtuch, hüpfte mehr oder minder die Treppe runter ins Wohnzimmer und lief dann über die Veranda – an Hanna auf dem Liegestuhl vorbei – und runter zum Steg unseres Hauses.
Bevor ich jedoch vom Steg ins Wasser sprang, legte ich mein sorgsam gefaltetes Handtuch auf das Holz, das vom Tag immer noch angenehm warm war, setzte mich daneben und genoss für einen Moment den Blick auf den See. Von dem Ferienhaus, auf der gegenüberliegenden Seite des Sees, sah ich Rauch aufsteigen: Offenbar wurde dort heute gegrillt. Bei dem Gedanken an marinierte Steaks, Pellkartoffeln mit Quark und gegrillten Gemüsespießen, lief mir das Wasser im Mund zusammen und mein Magen knurrte. Ich ließ den Blick weiter über den See gleiten und entdeckte plötzlich ein unbemanntes Ruderboot in seiner Mitte. Schnell prüfte ich, ob irgendjemand in der Nähe herumschwamm, doch ich sah niemanden. Besorgt erhob ich mich und sprang mit einem Köpper ins Wasser.
Hoffentlich, ist alles gut, dachte ich, als ich mich im Wechsel zwischen Tauchen und Brustschwimmen dem Ruderboot näherte. Als mich nur noch knapp 5 Meter vom Boot trennten, erhob sich daraus plötzlich ein junger Mann mit schwarzen Haaren – er musste wohl gelegen haben und somit nicht für mich sichtbar gewesen sein. Suchend blickte er sich nach den planschenden Geräuschen – die ich verursachte – um, doch ich konnte noch rechtzeitig Luft holen und abtauchen, sodass er mich nicht erblicken würde. In der letzten Millisekunde Überwasser bemerkte ich noch eine arretierte Angelroute an der einen Bootspitze, dann tauchte ich auch schon unter.
Gott, zum Glück hatte er mich nicht gesehen! Wie super seltsam und peinlich wäre das bitte geworden, wenn plötzlich jemand Fremdes zu dir angetaucht kommt... so aus heiterem Himmel...! Ich tauchte unter sein Boot in Deckung, hoffend, der junge Mann würde sich gleich wieder hinlegen. Mist, durchfuhr es mich. Wohin war seine Angel ausgerichtet gewesen?! Ich konnte nicht gut genug unter Wasser erkennen, um einen Haken ausfindig zu machen. In diesem Moment spürte ich allerdings auch schon, wie sich etwas am Bruststoffs meines Bikinis verhakte. Scheiße, Scheiße, Scheiße!
Schnell begann ich an meinem Oberteil herum zu nesteln, um den Angelhaken zu entwirren, vergaß dabei jedoch, dass ich damit an der Leine zog und somit dem Angler über mir signalisierte, er hätte einen Fisch gefangen. Augenblicklich wurde der Haken zurückgezogen...und riss mein Bikinioberteil samt losgelösten Schleifen mit sich... Ich schloss die Augen. Kein Sterbenswort davon zu Hanna...niemals...
Langsam tauchte ich unter dem Boot hervor und neben der Bootswand auf – darauf bedacht, dass nur mein Kopf aus dem Wasser ragte. Ich erblickte den jungen Mann, wie er irritiert auf das Bikini-Oberteil in seiner Hand hinabsah. Ich räusperte mich. Erschrocken fuhr er zusammen und dann zu mir herum – die dunkelbraunen mandelförmigen Augen wachsam aufgerissen und den Mund mit den vollsten Lippen, die ich je gesehen hatte, leicht geöffnet.
Meine Schamesröte im Gesicht ignorierend und seinem Blick ausweichend streckte ich eine Hand nach meinem Oberteil aus. „Entschuldigung, aber dürfte ich das wohl wieder haben?" Es brauchte noch einen Augenblick, bis dieser gutaussehende junge Mann 1 & 1 zusammenzählte. „Oh...!", entfuhr es ihm, als ihn plötzlich die Erkenntnis traf und dann beeilte er sich, mir das Oberteil zurückzugeben – so schnell, dass er beim nach vorne lehnen beinahe gekentert wäre. „Entschuldigung!", sprach er und wendete sich dann mit rotglühendem Kopf ab, damit ich mir das Oberteil im Wasser wieder anziehen konnte. „Schon okay, ich bin ja selbst so dicht herangeschwommen. War mein Fehler...", stammelte ich und machte mir dieses Mal eine Doppelschleife im Rücken. „So voilà. Sitzt wieder alles da, wo es hin soll..." Jetzt drehte er sich langsam zu mir herum und musterte mein Gesicht eingehend. Dann reichte er mir einladend seine rechte Hand. „Möchtest du vielleicht einsteigen?", bot er an. Zögerlich schwamm ich noch einen Moment im Wasser. Dann ergriff ich seine Hand und zog mich mit ihrer Hilfe aus dem Wasser.
Keine zwei Sekunden nachdem ich in seinem Boot saß, reichte mir der Fremde ein Handtuch, dass ich mir dankend um die Schultern schlang. „Tut mir wirklich leid..." entschuldigte er sich erneut und verzog dabei eine zerknirschte Miene. Mit einer Handbewegung winkte ich ab. „Alles gut, halb so wild...Bin ja nicht verletzt oder so...beißt denn sonst viel an?", fragte ich dann und deutete mit einem Kopfnicken auf die Angelroute hinter ihm. Er entspannte sich daraufhin ein kleines bisschen und begann dann schelmisch zu Grinsen. „Nope...Hab damit bislang nur ein Mädchen geangelt. Ist gerade erst passiert. Hast du's gesehen?" Ich musste lachen und warf kurz den Kopf dabei zurück – eine Eigenschaft, die ich eigentlich gar nicht so sehr an mir mochte. „Und wirfst du sie zurück in den See?", fragte ich ihn dann. Mit gespielt grüblerischer Miene bedachte er mich einen Moment. „Bleibt abzuhaken..." Dann prusteten wir beide los, wobei ich feststellte, dass seine Lache wie eine Glasscheibe beim Polieren klang. Das machte die Situation für mich gleich viel entschärfender und ich entspannte ein wenig mehr.
Schließlich griff er hinter sich, um eine Flasche Mogu Mogu aus seiner Tasche zu holen und reichte sie mir. „Willst du?" Dankend nahm ich die Flasche entgegen und öffnete den versiegelten Verschluss. „Wie heißt du?", fragte ich dann und führte die Flaschenöffnung zu meinen Lippen. „Ich...heiße Kim Seok-jin." Abwartend und mit prüfendem Blick sah er mich an. Ich grinste und begann dann die Stirn zu runzeln. „Ist Kim etwa dein Vorname?" Ich kannte damals ein Mädchen in meiner Schule, die Kim hieß, weswegen es mich nun verwirrte, einen Mann vor mir sitzen zu haben, der so heißen sollte. Wobei... „Nein...", unterbrach Kim Seok-jin meine Gedankengänge. „Kim ist mein Familienname." ...Oh. „Achso, verstehe." Verlegen sah ich zur Seite übers Wasser. Von meiner Schwester auf der Veranda war nichts mehr zu sehen. Dafür leuchtete das Licht im Haus gerade in der Dämmerung auf. „Nenn mich einfach Jin, okay?", lenkte er meine Aufmerksamkeit wieder auf sich zurück. Ich lächelte ihn an und nickte. „okay...einfach Jin", auf diese Antwort hin verschluckte sich Jin fast an seinem eigenen Mogu Mogu.
Als er den Deckel wieder zudrehte, fragte er scheinbar beiläufig: „Und wie ist dein Name?" „Oh, entschuldige, wie unhöflich von mir... Ich bin Emmi" „Emmi...", wiederholte er, während er mir durchdringend in die Augen sah. „Klingt schön." Ich lächelte verlegen. „Ähm, danke." Sein Lächeln wurde warm und ließ mein Herz damit ein klein wenig stolpern. Doch dann warf er einen Blick über seine Schulter und seufzte. „Hach... ich muss jetzt langsam zu meinen Jungs zurück – sonst essen die das ganze Essen noch ohne mich auf." Wie ein Kind schmollend, schob er seine Unterlippe vor und brachte mich damit zum Lächeln. „Seid ihr die, mit dem Grill?", fragte ich und deutete auf das Haus, dass ich vorhin gesehen hatte. Er nickte, dann suchte er wieder meinen Blick. Die untergehende Sonne in seinem Rücken ließ seine Haare ein wenig braun im Licht scheinen. „In welchem Haus wohnst du hier?", wollte er wissen und ich deutete mit dem Zeigefinger auf den Steg. „Da hinten" „Komm...ich bring dich hin.", sagte er dann und griff entschlossen nach den Paddeln.
Während wir über den See ruderten, begannen wir ein Gespräch zum Thema essen. Offenbar liebte Jin es, zu kochen. Doch am Ende blieben wirbei Sushi hängen. „Oh mein Gott, ich liebe Sushi!", rief ich und unterstrichden Satz, indem ich meine Hand auf meine Brust auflegte und gespielt die Augenrollte. „Am besten ist alles, was mit Thunfisch ist" „Du isst Thunfisch?",entgegnete er aufgeregt und ich sah ihn ungläubig an. „Sag bloß, du auch.",rief ich und riss begeistert die Augen auf. „Ich glaub's nicht...wahnsinn! Okay Emmi...lass uns Team Super Tuna ins Leben rufen...dein Code Name lautet little Fishy oder kurz auch einfach nur Fishy.", witzelte er dann, wobei seine Augen belustigt funkelten. Ich lachte und wir besiegelten es mit einem Händedruck. Schließlich kamen wir am Steg des Ferienhauses an. Umständlich versuchte ich aus dem Boot zu klettern, wobei ich beinahe ins Wasser gefallen wäre, wenn Jin mich nicht mit starken Armen festgehalten hätte – erstaunlich starken Armen. Wir verabredeten uns für die kommenden Tage und dann verabschiedete er sich mit einem Handkuss. „Werte Dame...", grüßte er zum Abschied, wendete das Boot und fuhr davon. Ich blickte ihm noch eine Weile nach, nachdem er Kurs auf sein Ferienhaus genommen hatteund nun in dem Boot über den See hinüberglitt. Bis bald...Jin...
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