6 - Dance

„Los kommt schon Leute, macht schnell!", trieb ich meine Gruppe zur Eile an. „Hopp, hopp, der Bus kommt gleich! Wir dürfen ihn nicht verpassen!" Ty und Zayn liefen neben mir her, Yuna folgte uns dicht auf Schritt und Tritt und die Zwillinge stolperten uns durch die Menge nach. Da Weihnachten unmittelbar vor der Tür stand, war das Treiben auf den Straßen und in den Geschäften enorm. Offenbar kauften 95% aller Menschen ihre Weihnachtsgeschenke erst auf den letzten Drücker. Glücklicherweise schafften meine Freunde und ich es trotz des Gedränges, rechtzeitig den Bus zu erwischen.

Schnell tippte ich eine Nachricht an Hoseok, dass wir auf dem Weg waren. Seine Antwort kam prompt und beinhaltete ein Foto von ihm, wie er lächelnd in die Kamera blickte und einen Daumen hoch zeigte. Grinsend betrachtete ich es, ehe Zayn sich zu mir herüberlehnte, um zu wissen, warum ich das tat. Er stieß einen neckischen Pfiff aus. „Unsere Frischverliebte." Spielerisch knuffte ich ihm in den Oberarm. „Ach halt die Klappe." Er lachte und stupste mich an. „Nein, es steht dir gut. Ich habe dich, glaube ich, noch nie so strahlen sehen, wenn du in Gedanken bei einer anderen Person warst. Es ist schön zu sehen, dass du happy bist." Daraufhin grinste ich gleich noch breiter und lehnte mich an ihn. „Na gut, wenn du das so sagst...Danke."


„6-mal Passivteilnehmer, bitte", orderte Ty bei der jungen Dame am Eingang der Dancebattle Classics Veranstaltung. Wir erhielten unsere neonorangen Bänder und schoben uns durch die Menge. Wieder spähte ich auf mein Handy. Hoseok hatte geschrieben, dass er und der Rest der Bangtan Boys, meine Gruppe und mich in der Nähe der Bühne erwarteten. Meine Gedanken flossen an den Tag von vor zwei Monaten zurück: Der Tag, an dem wir zum Battle angetreten waren ( diese Erkenntnis strahlte jetzt heller als alle anderen Erinnerungen ) und es war der Tag, an dem sich J-Hopes und meine Wege das erste Mal gekreuzt hatten. In Gedanken schüttelte ich den Kopf über mich selbst. Ich hatte, was das Tanzen betraf, noch so viel von Hoseok in der Zwischenzeit gelernt und dafür war ich ihm sehr dankbar. Außerdem hatte ich ihn näher kennengelernt und mich letzten Endes sogar in ihn verliebt. You're my hope, I'm your hope, I'm J-Hope war der Slogan, der ihn mit Haut und Haar für mich ausmachte. Ich war unendlich dankbar für den Tag, an dem ich ihm begegnet bin.


In der Nähe der Tanzfläche angekommen, begann ich mich unruhig suchend nach ihm umzusehen. Als sich plötzlich eine Hand von hinten auf meine Schulter und eine zweite Hand auf meine Taille legte, fiel die Anspannung von mir ab und ein breites Lächeln bahnte sich seinen Weg auf meine Lippen, ehe ich mich umdrehte. Da stand er. Vor mir. Im Schein unterschiedlichster farbenleuchtender Scheinwerfer und lächelte warm auf mich herab. „Hi.", grüßte ich und er zog mich für einen Kuss zu sich heran. „Bist du bereit für dein Outfit?" Ich nickte und ließ mich von seiner Hand durch die Menge zu den Crew-Umkleiden führen.


Hoseok hatte mir ein Outfit für unsere gemeinsame Choreo zusammengestellt. Es bestand aus einem engen, trägerlosen schwarzen Oberteil, dass jedoch im Licht grün glitzerte. Dazu trug ich eine weite Baggy-Jeans und weiße Nikes. „Nicht dein Ernst?!", rief ich begeistert und drehte mich bewundernd vor dem Spiegel. „Gefällt es dir?", fragte er vorsichtig und ich drehte mich zu ihm um. „Ob es gefällt?! Pff...", ich machte eine Wischbewegung mit der Hand. „..aaaach was...hmm..lass mich überlegen...ICH LIEBE ES!", rief ich dann begeistert und auf seinem Gesicht erschien ein verschmitztes Lächeln. Er erhob sich vom Hocker und schritt lässig auf mich zu. „Gut. Sehr gut. Ich liebe es auch." Er kam vor mir zum Stehen und plötzlich wurde ich nervös. Ich blickte auf unsere Hände, als er sie ergriff und kaute einen kurzen Moment unsicher auf meiner Unterlippe. „...ich liebe Dich.", sprach ich dann mit gesenktem Blick und fühlte mich plötzlich wieder nackt. Als er nicht antwortete, hob ich den Blick und begegnete seinen warmen Augen und dem typischen Hoseok-Sonnenschein-Lächeln. „Salanghae.", entgegnete er und ich blickte ihn verwirrt an. Er lachte leise auf und jagte mir damit ein Schauern durch den Körper. „Das bedeutet: Ich liebe Dich, auf Koreanisch." Er zwinkerte, als er die Erkenntnis seiner Worte in meinem Gesicht aufblitzen sah. Langsam neigten wir uns einander zu. Der Kuss war hauchzart und verursachte eine Gänsehaut bei mir. Als Hoseok das bemerkte, schälte er sich aus seiner XL-Sweatshirt-Jacke und legte sie mir fürsorglich um die Schultern. „Danke.", murmelte ich und roch unauffällig am Kragen der Jacke. Er trat einen Schritt zurück. Meine Hand hielt er jedoch weiterhin fest. „Bereit?", fragte er und sah mich an. Ich nickte. Mit ihm an meiner Seite würde ich zu allem bereit sein.

„Da seid ihr ja", rief Namjoon erleichtert, als wir uns unseren beiden Gruppen näherten. Ed gab einen anerkennenden Laut von sich, als er mein Outfit in Augenschein nahm. „Wow, Kyla! Steht dir echt gut" „Ja!", stimmte Elli zu. „Das Outfit ist wie für dich gemacht. Du siehst umwerfend aus." Verlegen stricht ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Das habe ich Hoseok zu verdanken..." Ich beobachtete, wie Yuna Hoseoks Blick suchte, um ihm dann in einer übertriebenen Geste einen Daumen hoch zu zeigen und dabei mit einem Auge zu blinzeln. Das brachte mich zum Lachen. „Yuna..." Ich knuffte sie spielerisch in die Seite. „Hey, man darf doch wohl mal ein paar Komplimente machen.", antwortete sie lachend und nahm mich in den Arm. Da erklang plötzlich die Stimme des DJ's.

„Ladies and Gentlemen! Heute ist der Abend, auf den wir alle hin gefiebert haben! Fiiinaaaaleeee!!!" Die Menge jubelte begeistert im Chor und Hände wurden in die Luft gereckt. „Darf ich unsere Finalisten auf die Bühne bitten...?", forderte er dann die Teilnehmer auf. „Zunächst einmal die furchtlosen, die Schatten – einen großen Applaus füüüüür die Monsters!!!" Die Konkurrenten, gegen die wir im Viertelfinale verloren hatten, betraten selbstsicher die Bühne. Die Gruppe bestand aus zwei Mädels und vier Jungs. Auf der rechten Bühnenhälfte brachten sie sich in Position. „Und jetzt verehrtes Publikum: Sie sind extra aus Südkorea für euch angereist. Sie sind dynamisch, sie rauben euch den Atem! Meine Damen und Herren? Hier sind die Bangtaaaaan Boys!" Der Jubel übertönte den der Monsters, als Bangtn Boys sich auf der linken Bühnenhälfte aufstellte. Ich drängte mich in die vorderste Reihe. Hoseok stand auf einer mittleren Position. Er strahlte eine Ruhe und Selbstsicherheit aus, die wirklich inspirierend und beeindruckend war. Er blickte nochmal kurz auf und ins Publikum. Ich jubelte und feuerte an, wie ich es wahrscheinlich noch nie für eine andere Gruppe außer meiner eigenen getan hatte. Als sein Blick mich fand zwinkerte er noch einmal mit einem verschmitzten Lächeln. Dann glätteten sich seine Züge, er senkte den Blick und ich konnte erkennen, wie er noch einmal tief Luft holte. Dann setzte der Beat der Monsters ein und die Bangtan Boys blickten starr nach vorne auf ihre Konkurrenz.

Tatsächlich verpatzten die Monsters zwei Moves und einer von ihnen kam unglücklich aus dem Takt. Jetzt hoffte ich mehr als inständig, dass die Bangtan Boys den Sieg nach Hause tragen würden. Respektvoll klatschte ich nach der Vorstellung der Monsters und dann richtete sich die gesamte Aufmerksamkeit im Raum auf die Bangtan Boys. Die Scheinwerfer zuckten zur Mitte und für einen kurzen Moment hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Dann setzte der Beat eines ihrer eigenen Songs ein und mit ihm begannen die Jungs sich in perfekter Synchronisation zu bewegen. Hier lief alles glatt. Jeder Move saß und wurde perfekt ausgeführt. Als J-Hopes Solo-Part an der Reihe war, sprang er kraftvoll über Suga hinweg an die Spitze der Choreographie und in den Gesichtern der Gegner sah man nur noch neidvolle Blässe und zusammengepresste Lippen. Ja genau, das ist mein Freund! Dachte ich stolz während ich Hoseok beobachtete und die Show genoss. Der Song endete und die Bangtan Boys nahmen ihre letzte Pose ein. Den Monsters entgleisten jegliche Gesichtszüge während das Publikum in tosenden Applaus und Jubel ausbrach.

Die Jungs strahlten und ich nahm am Rande war, wie Elli mich am Arm rüttelte. „Oh mein Gott, Kyla! Die sind der Wahnsinn! Damit haben sie den Sieg sicher in der Tasche!" Aber sowas von, dachte ich im Stillen und grinste breit von einem Ohr zum anderen. Da zogen sich auf einmal alle Bangtan Mitglieder bis auf Hoseok von der Tanzfläche zurück. Hobi suchte meinen Blick und streckte dann die Hand nach mir aus, als er mich in der Menge gefunden hatte. „Wie es scheint, fehlt hier noch jemandem einem Tanz...", kommentierte dieser, mich langsam nervende, DJ von seinem Pult aus. Ich ignorierte ihn. Ich konzentrierte mich nur noch auf Hoseok, der mit einem Sonnenschein-Lächeln auf den Lippen geduldig auf mich wartete. Als ich ihn erreichte, ergriff ich seine warme Hand und ließ mich einmal von ihm ein- und ausdrehen. Dann nahmen wir unsere Startpositionen ein.

„We're now going to progress to some steps which are a bit more difficult. Ready, set, and begin" Der Beat setzte ein. „Big Hit exclusive..." und dann lief alles wie automatisch. Synchron bewegten Hoseok und ich uns durch die Bewegungsabläufe hindurch. Ich nahm nichts außer ihm und der Musik wahr. Die Welt um uns herum versank in bunten Farben und sonst nichts. Die Melodie und der Rhythmus trugen uns wie auf Wellen aufeinander zu und wieder auseinander. Wir drehten uns und kamen uns wieder nah. Hin und wieder nahm ich seinen angenehmen Geruch wahr, als wir aneinander in der Choreo kreuzten. Es fühlte sich einfach nur Wahnsinn an, diesen Moment zusammen mit Hobi zu erleben. Gemeinsam.


Die Musik endete und Hoseok und ich hielten abrupt nach der letzten Figur inne: Die Gesichter Zentimeter voneinander entfernt, sodass einer den Atem des anderen auf der Wange kitzeln spüren konnte, eine Hand dem jeweils anderem um die Taille gelegt und die andere Hand gegen die des anderen gepresst. Ein Lachen der Erleichterung entwich mir und Hoseok tat es mir gleich. Dann hypnotisierten seine Augen meine. Und während der nicht zu stoppendende Jubel um uns herum den Höhepunkt erreichte, schloss sich die kleine Lücke zwischen uns und der Kuss der darauffolgte, war die Besiegelung meines vollkommenden Glücks: Hoseok.






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