1 - Dancebattle Classics
„Kyla, komm! Der Bus fährt gleich, wir müssen uns beeilen!", drängte mich Yuna und zog mich am Ellenbogen mit sich, während ich noch mit den Händen in meiner Sporttasche steckte – auf der Suche nach meinem Portmonaie. „Ja, ja, ja...! Ist ja gut." „Wir dürfen nicht zu spät kommen! Nicht heute! Dafür haben wir zu hart trainiert!" Die Sorge und Hektik in ihrer Stimme ließen meine eigene Nervosität vor dem heutigen Abend weiter ansteigen. Wir hetzten durch die Menschen auf dem Gehweg entlang, die Bushaltestelle vor uns im Blick. Meine Lungen begannen allmählich zu brennen, doch ich durfte nicht nachlassen. Denn der Bus erreichte gerade seine Haltestelle. „Oh fuck, verdammt!", rief ich keuchend und versuchte mit der Sporttasche noch ein wenig schneller zu rennen. „Los, Yuna!" Als uns nur noch 20 Meter von der Haltestelle trennten sah ich hilflos zu, wie sich die Türen des Busses schlossen. „Nein!", rief ich frustriert. Yunas und meine Schritte verlangsamten sich hoffnungslos. Doch scheinbar hatte uns der Busfahrer noch bemerkt, denn plötzlich glitten die vorderen Türen wieder auf und er winkte uns ungeduldig zu. Yuna und ich rannten die letzten Meter, bis wir endlich den Bus erreichten.
„Vielen Dank!", japste Yuna, als sie am Fahrer vorbeilief. „Danke sehr!", keuchte ich und nickte ihm zu, woraufhin er zurücknickte. Völlig aus der Puste und mit Seitenstechen beim Atmen ließen Yuna und ich uns auf die hinterste Sitzbank mit unseren Taschen fallen. „Boah, das war sau knapp.", stellte sie fest. „Allerdings", pflichtete ich ihr bei und warf einen Blick aus dem Fenster. Der Bus setzte sich in Bewegung und im dämmrigen Abendlicht, sah ich die hell erleuchteten Schilder der Haltestelle an uns vorbeiziehen. „Ty, Ed und Elli schreiben, sie steigen in ein paar Haltestellen dazu.", meldete sich Yuna neben mir und ich drehte mich zu ihr herum. Meine Hand landete auf ihrer Schulter und dann wartete ich, bis sie mich ansah. „Yuna?" Fragend hoben sich ihre Augenbrauen. Als sich ein Grinsen auf mein Gesicht stahl, erschien auch eins auf ihrem. „Heute Abend ist es soweit!", quietschte ich aufgeregt und sie fiel in den Jubel ein. „Dancebattle Classics, Baby! Woo!"
Die Dancebattle Classics waren das Highlight des Spät-Herbsts. Alle möglichen Tanzgruppen unterschiedlicher Größe und Konstellation trafen hier in einem Duell um die besten Tänzer aufeinander. Dem Gewinner des Events – dass sich bis zum Finale über 2 Monate hinweg ziehen würde – winkte ein Preisgeld von 50.000 Dollar. Seit Monaten hatten Yuna, Ed, Ty, Ella, Zayn und ich uns auf dieses Ereignis mit unterschiedlichen Choreografien, Duetts, Trios und Solos vorbereitet und heute Abend durften wir endlich zeigen, was in uns steckte.
„Hast du auch unsere Mixtapes eingepackt?" fragte Yuna plötzlich und zur Antwort fischte ich die gebrannte CD aus der Sporttasche. „Check. Hast du dich um unsere Shirts gekümmert?" Yuna winkte ab. „Pff, schon vor zwei Wochen." „Dann kann jetzt hoffentlich nichts mehr schief gehen." Beruhigt ließ ich mich in den Sitz fallen und beobachtete die vorbeiziehenden Neonreklametafeln, von denen nun immer mehr leuchteten.
Tatsächlich stiegen Ty, Ed und Elli nach drei weiteren Bushaltestellen hinzu und setzten sich zu uns. Wir alle waren aufgrund des bevorstehenden Auftritts ziemlich aufgekratzt. Jetzt wäre es gut gewesen, Zayn bereits mit an Bord gehabt zu haben, doch dieser würde erst am Ort des Geschehens auf uns treffen, da er noch seine kleine Schwester bei einer ihrer Freundin abladen musste. Ed und Elli waren Zwillinge. Das konnte man den beiden allerdings nur sehr schwer ansehen. Im Ernst jetzt: unterschiedlicher hätten Zwillinge nicht sein können. Äußerlich unterschieden sie sich gewaltig. Elli war klein und zierlich, Ed groß und nur ein wenig schlaksig, ansonsten gut gebaut. Sie beeindruckte jeden, den sie traf, mit braunen Locken und braunen Augen, während er dagegen schon beinahe von Natur aus glatte weißblonde Haare und grüne Augen dazu hatte.
„Leute, heute wird es ernst.", setzte Ty an und kratzte sich dabei am Nacken. Ed nickte bestätigend. „Ich kann nicht glauben, dass es wirklich schon heute Abend soweit ist." „Überlegt mal", setzte Yuna an. „...es kommen Menschen von überall her um das Event live mit anzusehen oder selbst mitzutanzen. Das ist der Wahnsinn!"
Ruhig hörte ich den anderen zu und versuchte damit meine Aufregung unter Kontrolle zu bringen. Versagen kam heute nicht in Frage. Von meinen Eltern wurde ich damals immer belächelt, als ich ihnen sagte, ich wollte mir mit Tanzen meinen Lebensunterhalt verdienen. Heute wusste ich warum. Dennoch hatte ich mich nie davon abbringen lassen, zumindest als Hobby eine Gruppe zu suchen und mit ihnen das zu tun, wofür wir alle brannten: Das Tanzen.
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