3 - Das K-Pop-Idol
Ein paar Tage später – ich befand mich gerade in mitten einer langweiligen Präsentation zu einem neuen Produkt, das versprach, die Haut um Jahre jünger zu machen – und begrüßte die willkommene Ablenkung, die fröhlich in meiner Tasche zu vibrieren begann. An jenem Tag unseres Zusammenstoßes, hatten Namjoon und ich beschlossen unsere Nummern zu tauschen, falls ich noch ein paar Ausflugtipps bräuchte und er hatte mir versprochen, sich bald bei mir zu melden. Unauffällig zog ich mein Handy hervor und schielte auf das Display.
Namjoon: Hey, wie geht's? Und – wie findest Du Seoul bislang?
Nachdenklich runzelte ich die Stirn. Viel gesehen hatte ich noch nicht wirklich. Doch die Tatsache, dass er sich auch heute wieder als erster von uns beiden gemeldet hatte, ließ mein Herz vor Freude hüpfen.
Ich: Hey! Mein Tag ist dank Deiner Nachricht um einiges aufregender geworden. :D
Namjoon: Haha, freut mich, wenn ich helfen kann. ;)
Ich: Ich freu mich schon auf den Zeitpunkt, wenn der Kongress um ist.
Namjoon: Okay, warum? Sind die Produkte nicht gut genug?
Ich: Nein, das ist es nicht... aber ich sehe gar nichts von Seoul während der Tagung. :(((
Namjoon: Oh...verstehe. Wann ist sie vorbei?
Ich: Morgen ist der letzte Tag...Namjoon?
Namjoon: Ja?
Ich hielt einen Moment inne und seufzte still in mich hinein, bevor ich ihm meine Antwort tippte.
Ich: Kann ich Dich heute Abend nach dem Kongress anrufen? Ich muss Dich unbedingt noch über ein paar Sachen ausquetschen. :P
Namjoon: Gerne ;)
Meine Augen verharrten auf dem Display. Denn auch wenn ich nur dieses eine Wort las, konnte ich dennoch seine tiefe Stimme in meinen Ohren klingen hören...
21:21 Uhr – endlich im Hotel! Erschöpft streifte ich meine Schuhe im Eingangsbereich der Suite ab, schlürfte mit dem Handy zur Couch, die auf die Fensterfront ausgerichtet war und ließ mich darauf plumpsen. „Zu viel Informationen heute...", brummte ich vor mich hin, während ich mir die Stirn massierte. Dann atmete ich einmal tief aus, bevor ich mich ein Stück gerader aufsetzte und das Handydisplay entsperrte. Unruhig schwebte mein Finger über dem Anruf-Button und ich atmete einmal tief durch, bevor ich ihn betätigte.
Er hob direkt nach dem ersten Klingeln ab. „Hallo?" Nervös biss ich mir auf die Unterlippe. „Ähm, hi, ich bins..." .... Gott, wer denn sonst? – dachte ich und schloss für einen Moment die Augen. Er hat doch Deinen Namen auf dem Display gesehen, Mädel. „Schön dich zu hören, Bonnie.", erwiderte seine warme Stimme und zauberte mir damit ein zaghaftes Lächeln auf die Lippen. „Gleichfalls..." Eine kurze Stille folgte, bevor ich meinen Mut wiederfand. „Also....!", begann ich beschwingt. „Sehenswürdigkeiten! Ich brauche unbedingt Deinen Rat hierzu. Nach dem morgigen Tag bin ich frei und habe noch sage und schreibe 11 Tage, ehe ich zurück nach Hause muss. Was kannst Du mir für Plätze und Orte hier empfehlen?"
Sofort sprudelte Namjoon vor Eifer über. Die Worte quollen nur so hervor, während er mir systematisch seine liebsten Plätze der Stadt nacheinander aufzählte. Seinen Worten lauschend, erhob ich mich lächelnd von der Couch und schritt zum Fenster hinüber. Die Licher von Gangnam funkelten zu mir herüber und der Mondschein ließ das Flusswasser glitzern. Ich drehte mich um und wollte gerade wieder die Couch ansteuern, als ich den etwas mitgenommen aussehenden Notizzettel auf dem Couchtisch entdeckte.
„Also wenn Du magst...ich hätte in nächster Zeit auch tatsächlich mal nichts vor. Wenn Du also jemanden brauchst, der dich ein bisschen herumführt...dann bin ich hier, wenn du magst.", schloss er gerade, als ich den Zettel auseinanderfaltete und meine Notiz las. „Das wäre super lieb, danke. Ich nehme dein Angebot auch direkt an. Lass uns doch zuerst die I'Park Mall besichtigen." „Geht klar!", kam es enthusiastisch zurück. „Du, Namjoon?" „Ja?" „Meine Freundin hat mich noch gebeten Hybe Insight für sie zu besuchen und BTS-Merch zu kaufen. Könnten wir da noch einen Abstecher vor der Mall hin machen?"
Die Stille, die darauf am anderen Ende der Leitung folgte, ließ mich nervös von einem Fuß auf den anderen wechseln und schließlich sah ich nach, ob die Leitung nicht vielleicht unterbrochen wurde. „Namjoon, hallo? ... Bist du noch dran? Hallo?" Gerade wollte ich auflegen, als ich ein ergebenes Seufzen auf der anderen Seite vernahm. „Du Bonnie... ich muss Dir da etwas sagen..." Sein Tonfall ließ mich annehmen, dass das, was nun folgen würde, ihm nicht leicht fiel es preiszugeben. Ich versuchte mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen und atmete ruhig durch, um mich auf das gefasst zu machen, was folgen würde. „Was ist denn los? Gibt es ...ein Problem?" „...möglicher Weise...", sein Unterton in der Stimme klang bedächtig. Ich hörte, wie auch er noch einmal tief Luft holte und machte mich innerlich auf das Schlimmste gefasst.
„Ich kann mit Dir dahin gehen. Aber dort wirst du überall mein Gesicht wiedererkennen." Verwirrt schüttelte ich den Kopf. „Was meinst du? Ich verstehe nicht ganz..." „Mein Stage-Name ist RM. Ich... bin..." Eine dunkle Vorahnung ergriff mich und ließ mich zu Eis erstarren. Mein Handy umklammert wartete ich darauf, dass er es aussprach, obwohl ich es nicht hören wollte. Namjoon stieß einen frustrierten Laut aus. „...ich bin einer der Bandmitglieder von BTS." Und damit sprach er meine Befürchtung aus. Ich versteinerte von einer Sekunde auf die andere komplett und starrte ins Leere – unfähig, etwas zu erwidern. Die Sekunden verstrichen und die Stille dehnte sich aus. „Oh...", brachte ich dann mit Mühe heraus. „Achso, verstehe...klar...", wie betäubt begann ich mich zu regen und fiel zum zweiten Mal an diesem Abend in die Couchkissen. Namjoons aufgeregte Worte prasselten durch die Leitung, doch die Worte flossen an mir vorbei ins Leere. Namjoon war einer der Mitglieder von BTS. Änderte diese Erkenntnis irgendetwas für mich? All seine kleinen Reaktionen auf bestimmte Auslöser hin puzzelten sich in meinem Kopf zu einem Bild zusammen: Dem Bild eines K-Pop-Idols mit Milliarden von Fans, die ihn begehrten.
Plötzlich fühlte ich mich verloren. Ich war dabei gewesen, mich in ein K-Pop-Idol zu verknallen. War alles, was ich von ihm kennengelernt hatte nur seine Persona gewesen oder hatte ich seinen wahres Ich kennengelernt. „Es tut mir leid.", rückte Namjoons Stimme wie durch Nebel wieder in meinen Vordergrund und ich blinzelte heftig. „Ähm, nein...ja...ich meine... ich..." Krampfhaft suchte ich nach den passenden Worten, während der Kloß in meinem Hals immer weiter anschwoll und seufzte schließlich.
„Namjoon?"
„Ja?"
„Danke, dass du es mir erzählt hast...aber..." Frustriert raufte ich mir die Haare und fuhr erschöpft mit der Hand über meine Stirn, hinter der sich plötzlich alles wild drehte. „...Namjoon, ich brauche etwas Zeit um das zu verarbeiten, okay?" „Okay.", er klang bedauernd und niedergeschlagen, als er das sagte und mein Herz zog sich bei seinem Tonfall unangenehm zusammen. „Ich melde mich, wenn ich soweit bin. Ich versprech's dir."
Wir legten auf und ich starrte von der Couch aus, ausdem Fenster, während stumme Tränen der Erschöpfung über meine Wangen rannen.
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