Sommer, Sonne, Strand und Nein! [YoonMin]
Wieder einmal ein Beitrag zu einem Wettbewerb von WattpadFanfictionDE. Dieses Mal zum Summer of Pride. Dazu habe ich mir die Schreibvorlage 1 als Inspiration genommen.
Ich hoffe es gefällt euch. Ich würde mich sehr über Feedback und Votes freuen.
lg eure Nick [Hobi]
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Ich hatte meinen Freunden vor gut drei Monaten eine einzige Bedingung gestellt, als sie mich gefragt hatten, ob wir gemeinsam in den Urlaub fliegen wollten. Kein Meer! Doch allein der Ausblick von meinem Balkon aus, erzählte mir genau das Gegenteil. Ich meine, der Anblick von Wellen, die auf Felsen zerschlugen, war wunderschön. Das Geräusch ist unheimlich entspannend, doch die brodelnde Angst, die sich dabei in mein Unterbewusstsein schlich, versprach keinen besonders schönen Urlaub.
Was hatten sich diese Vollpfosten nur dabei gedacht, diese einzige Bitte zu ignorieren und einen Strandurlaub im Surferparadise zu buchen? Keiner von uns konnte surfen und zusätzlich waren wir irgendwo im Nirgendwo? Um uns herum war nichts, außer Sand, Wasser, Felsen, ein paar kleine Häuser, eine Surfschule und dieser Betonklotz von Hotel.
Genervt stieß ich die Luft aus und griff in meine Hosentasche, aus der ich die Schachtel Zigaretten nahm und mir eine davon zwischen die Lippen schob. Währenddessen sah ich im Augenwinkel, wie sich einer meiner Freunde wieder auf die Liege neben mir sinken ließ, ehe ich eine Hand auf meinem Rücken spürte und leise seufzte.
„Jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Es ist wunderschön hier und wenn du nicht ins Wasser willst, dann gehst du nicht", plapperte Seokjin vor sich hin und ließ seinen Blick über die wundervolle Aussicht schweifen. Er streckte dabei sein Gesicht der Sonne entgegen und lächelte, während ich ihn etwas nachdenklich, vielleicht sogar neidisch beobachtete, weil er das hier wirklich genießen konnte.
„Ich will in den nächsten Flieger und zurück nach Hause", brummte ich ungehalten und zog missmutig an dem Glimmstängel. Den Rauch stieß ich trotzig wieder aus und ließ mich zurücksinken. Mein Blick glitt starr in den strahlend blauen Himmel.
„Ach jetzt sei nicht so, Yoongi. Gib dem Ganzen wenigsten ein paar Tage, bevor du endgültig urteilst", bat Jin mich und ich seufzte erneut, sagte jedoch nichts, sondern zog an der Zigarette und richtete meinen Blick auf meine anderen beiden Freunde, die vor uns im Sand saßen und an einer Sandburg bauten. Es war nicht zu übersehen, dass sie den Strand und das Meer liebten. Sie waren der Grund, warum ich den Fakt, dass sie mich hergeschleppt hatten, halbwegs tolerierte. Ihre vor Freude funkelnden Augen und das strahlende Lächeln in ihren Gesichtern hatte so viel mehr gesagt, als es je ein Wort hätte tun können.
„Du wirst sehen. Am Ende wird es total lustig", fügte Jin noch hinzu und hielt mir einen Cocktail vor die Nase, den ich brummend annahm, nachdem ich mich wieder aufgesetzt hatte. Wenigstens einer, der wusste, wie man mich halbwegs zufrieden stimmen konnte. Ich entschied mich dazu, das Beste aus der Situation zu machen. Irgendwie würde ich das schon hinbekommen und diesen Urlaub zu meinen unvergesslichen Erinnerungen packen.
Fest entschlossen nahm ich den letzten Zug meiner Kippe, drückte sie im Sand neben mir aus und warf sie in den Plastikbecher, der mit etwas Wasser und bereits von mir gerauchten Kippen gefüllt war. Danach nahm ich einen Schluck von dem alkoholischen Gemisch. Es schmeckte im ersten Moment abartig süß, doch im Abgang brannte es ein wenig in meiner Kehle, was mich zufrieden nicken ließ. Man gönnte sich ja sonst nichts und so stieß ich mit meinem Sandkastenfreund an.
Nachdem Jungkook und Taehyung beschlossen hatten, dass sie genug an ihrer Sandburg gebaut hatten und Seokjin mittlerweile echt genervt von ihnen war, entschieden sie sich ans Wasser zu gehen, da sie unbedingt Fotos machen wollten. Ich lehnte ab und blieb auf der Liege im Schatten zurück, wo ich meinen bereits zweiten Cocktail und eine weitere Zigarette genoss. Sie sollten da auch lieber auf keine dummen Ideen kommen, wenn sie noch ein langes und erfülltes Leben haben wollten. Sie wussten zwar, dass ich das Wasser nicht mochte, aber keiner von ihnen ahnte, dass ich eine scheiß Angst vor dem Meer hatte und in regelrechte Panikattacken verfiel, wenn ich nur mit dem Fuß das Salzwasser berührte. Ich mied es grundsätzlich schwimmen zu gehen, konnte es auch ehrlich gesagt nicht und hatte bisher immer die Augen vor diesem Problem verschlossen.
Die trüben Gedanken schob ich schnell wieder beiseite und widmete mich stattdessen der Entspannung, die sich nur langsam bei mir einstellen wollte. Eine Weile beobachtete ich die Jungs, wie sie sich anständig am Meer in Szene setzten, während ich meine Zigarette aufrauchte und den Cocktail zur Hälfte leerte. Erst danach griff ich in meine Tasche und zog den Roman hervor, den ich zurzeit las. Ein Thriller, der definitiv in der Lage war mich abzulenken und so vertiefte ich mich in die düstere Welt des Protagonisten.
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Das Wetter war mittlerweile etwas unbeständiger geworden, windiger. Ich hörte das Branden der Wellen deutlich und es waren noch mehr Surfer am Strand unterwegs als noch vor wenigen Stunden. Meine Freunde waren immer nicht zurückgekehrt und mittlerweile war ich bei Cocktail Nummer vier und spürte, wie mir der Alkohol langsam zu Kopf stieg. Zusätzlich zogen die Surfer immer wieder meine Aufmerksamkeit auf sich, denn ich konnte nicht leugnen, dass ich Männer in diesen hautengen Anzügen verdammt heiß fand. Vor allem wenn der Stoff ihre knackigen Hintern so herrlich in Szene setzte.
„Erwischt!", riss mich Jungkook plötzlich aus meiner Starre und schlug mit seiner flachen Hand auf meinen freien Oberschenkel. Ich zischte auf und schlug aus Reflex gegen seine Brust.
„Spinnst du?", fauchte ich ihn im selben Moment an.
„Soooorrieeeee~ Du hast dem Typen nur gerade so penetrant auf den Arsch geglotzt, dass es ein Wunder ist, dass dir deine Augen nicht rausgefallen sind und er es nicht gemerkt hat", lachte Jungkook und angelte aus meiner Tasche eine Flasche Wasser, die er mit kräftigen Zügen leerte und dann wieder aufstand.
„An deiner Stelle würde ich ihn einfach ansprechen."
„Bist du irre?", fragte ich entsetzt und schüttelte dabei energisch den Kopf. Wie bescheuert war dieser Kerl eigentlich? Ich wusste ja, dass er, wenn er wollte, jeden haben konnte und das demonstrierte er mir gerade, indem er sich lachend auf den Weg machte – mit der leeren Flasche, die er an der Dusche mit Wasser auffüllte – den sexy Arschtypen einfach anzuquatschen. Dass er sich dabei poserlike die Flasche Wasser über den Kopf auskippte und sich dann schüttelte, um dem Kerl seine tollen Muskeln zu präsentieren, fand er wohl ziemlich amüsant. Das Lachen konnte ich bis hierher hören. Es war laut und penetrant und trotzdem strahlte es eine gewisse Sympathie aus, die mich frustriert seufzen ließ. Warum war ich auch so ein Feigling?
„War Jungkook wieder schneller als du?", riss mich Seokjin aus meinen Gedanken. Ich nickte lediglich und seufzte schwer. Es war nicht das erste Mal, dass Jungkook so eine Aktion brachte und mir damit das Leben schwer machte. Er war nicht einfach zu übertreffen, vor allem, weil er eine enorme Ausstrahlung hatte, die einige Männer schwachwerden ließ. Auch mich. So hatten wir uns zumindest kennengelernt und wir hatten auch was miteinander. Es hatte sich allerdings schnell herausgestellt, dass wir besser als Freunde funktionierten.
„Warum lässt du dir das jedes Mal gefallen?", fragte Taehyung, der sich neben mich gesetzt hatte und die Szene in der Ferne beobachtete.
„Weil ich ein Feigling bin?", erwiderte ich und zuckte resigniert mit den Schultern.
„Dann sei jetzt ein Mann und stich ihn aus", schlug Seokjin vor und klopfte mir auf die Schulter, während ich ihn entsetzt ansah. Das war wohl ein schlechter Scherz. Wie sollte das gehen?
„Zeig ihm einfach, dass du mehr als Jungkook zu bieten hast."
Ich lachte hohl auf und deutete auf mich selbst.
„So?", fragte ich nüchtern und hob gleichzeitig meine Augenbraue. Ich war absolut nicht bereit dafür und ich konnte nicht mit Bauchmuskeln und gebräunter Haut punkten. Stattdessen war ich blass wie ein weißer Hai und sah in meinem kurzen Overall aus wie ein kleiner Schuljunge, der Angst hatte das etwas verrutschte.
„Na verstecken brauchst du dich jetzt wirklich nicht", meinte Taehyung auf einmal und zog im selben Moment den Reißverschluss von meinem Oberteil auf, um meine Brust freizulegen, über die er rieb. Erschrocken quiekte ich auf und rutschte von ihm ab, direkt in Seokjins Arme, der gleich noch einen drauflegte, indem er den Zipper noch weiter herunterzog. Entsetzt sprang ich auf, zog ihn wieder hoch und funkelte die beiden wütend an.
„Schnapp ihn dir, Tiger", grinste Taehyung unbeeindruckt und deutete in die Richtung in der sich die beiden befanden. Fuck! Frustriert stampfte ich auf, fluchte lautstark und tat dann doch das, wozu die beiden mich animierten. So richtete ich meinen Sonnenhut, meine Sonnenbrille und zog den Reißverschluss doch etwas herunter, ehe ich mit einem schmalen Lächeln zu den beiden trat.
„Yoongi?", fragte Jungkook überrascht, als er mich sah, grinste aber im nächsten Moment breit, „ich habe uns gerade einen exklusiven Surfkurs klargemacht. Hoseok ist Surflehrer. Ist das nicht mega cool?"
„Du hast was?", fragte ich schrill und spürte dabei deutlich, wie mein Puls in die Höhe schoss und mein Körper von einem unkontrollierten Zittern erfasst wurde.
„Wir machen einen Surfkurs", grinste Jungkook breit und zeigte mir dabei einen Daumen nach oben, ehe er sich hastig von uns abwandte, um den anderen Bescheid zu geben, oder was auch immer zu tun. Ich bekam eh nichts mehr um mich herum mit. Wie auch, wenn ich in meiner Panik versank, die meinen Körper übermannte.
„Hey? Was ist denn los?", drang nach einer gefühlten Ewigkeit eine unbekannte Stimme an mein Ohr und ich konnte auch eine Hand an meiner Wange spüren, sowie eine an meiner Schulter, die mich wohl hielt? Ich blinzelte leicht, atmete tief ein und aus und versuchte wieder Herr meiner Sinne zu werden, was sogar halbwegs gut funktioniert. So erkannte ich, dass der Surflehrer mich besorgt ansah.
„Alles in Ordnung?", fragte er mich und reichte mir einen Becher, der mit Wasser gefüllt war. Wo er den so schnell herhatte, wusste ich nicht, aber ich war dankbar für seine Hilfe. Das Wasser tat gut und ich merkte, dass ich wieder ruhiger wurde. Es war schließlich nichts passiert, nur die Aussicht darauf ins Meer gehen zu müssen – ich schüttelte den Kopf, nahm den Becher nun ganz an mich und musterte den jungen Mann einmal ausgiebig. War er es wirklich wert zu riskieren, dass meine Freunde mitbekamen was für eine Oberpflaume ich war?
„Geht schon – danke...", murmelte ich, da ich nicht als undankbares Arschloch abgestempelt werden wollte und tapste zurück durch den Sand zu meinen Freunden. Dort ließ ich mich auf meine Sonnenliege sinken und sah zu Seokjin, dessen besorgten Blick ich auf mir spüren konnte.
„Du bist noch blasser als sonst. Ist alles in Ordnung?", fragte er und legte jetzt auch eine Hand auf meinen Oberschenkel, die ich sofort wieder beiseiteschob.
„Er hat doch nur die Hosen voll, weil er Angst hat, sich vor Hoseok zu blamieren", stichelte Jungkook, der noch nie ein besonders gutes Taktgefühl besessen hatte, geschweige denn ein Auge dafür, wann er über die Stränge schlug. Das Blöde an der ganzen Sache war, dass es mich tatsächlich triggerte und ich angriffslustig zu ihm sah.
„Du bist der Einzige, der sich vor ihm blamieren wird, du Waschlappen", fauchte ich und ballte meine Hände zu Fäusten. Der konnte mich mal! Warum war ich mit diesem Scheißkerl eigentlich befreundet?
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Letztendlich zog ich es tatsächlich durch und stand mit den anderen drei Jungs in hautengen Neoprenanzügen im Sand im Schatten. Die Soft-Top Surfboards standen gegen den großen Felsen gelehnt, der den Bereich in ein schattiges Plätzchen verwandelte. Nachdem Hoseok uns jedem eine Broschüre in die Hand gedrückt hatte, begann er die Sicherheitshinweise zu erklären und machte dabei auch viele Beispiele, sodass es einfacher war sich etwas darunter vorzustellen. Danach folgten die Theorie und einige Trockenübungen, die wir auf den Surfbrettern im Sand liegend ausführen sollten. Es sollte uns ein erstes Gefühl für die Dinger geben und doch war ich mehr damit beschäftigt unserem Surflehrer schöne Augen zu machen, was ihn gefühlt überhaupt nicht interessierte. Allerdings war er zu meiner Freude auch nicht an Jungkook interessiert – zumindest nicht, während dem Kurs, weswegen ich mich fragte, warum ich mir das Ganze hier überhaupt antat.
Nach dem Aufwärmen trat ich einige Schritte beiseite, griff nach meiner Flasche Wasser und nahm einige Schlucke, ehe ich mich auf die Toilette verabschiedete. Es war die perfekte Ausrede, um nicht mit ins Wasser zu müssen. Doch ich rechnete nicht damit, dass die Jungs auf mich warten würden.
„Da bist du ja endlich wieder. Ich wollte schon eine Vermisstenanzeige aufgeben", feixte Jungkook und schlug mir zwischen die Schulterblätter. Ich lachte gequält auf und zeigte ihm meinen Mittelfinger, bevor ich mich umwandte und direkt zu Hoseok sah, der mich mit einem argwöhnischen Blick bedachte. Was schaute er denn so komisch?
„Na dann können wir ja jetzt endlich ins Wasser", verkündete Hoseok und klatschte einmal in die Hände. Sofort ging ein Schauer durch meinen Körper und ließ mich erstarren. Allein die Aussicht mit solch einer Wassermenge in Berührung zu kommen, löste in mir ein so großes Unbehagen aus, dass ich mich am liebsten in Luft aufgelöst hätte.
„Das Wasser hat heute 26 Grad und – ", mehr hörte ich gar nicht mehr, da es in meinen Ohren so laut zu Rauschen begonnen hatte, dass ich so gut wie gar nichts mehr um mich herum vernahm. Genauso wenig, wie ich realisierte, dass ich kraftlos auf den Boden sank, meine Finger in den Sand grub und wie verrückt zitterte. Ich bemerkte nicht einmal, wie meine Freunde wie Hühner um mich herumsprangen, oder wie sie versuchten, mich anzusprechen und schließlich von Hoseok verscheucht wurden. Ich war völlig apathisch und die Angst stand im Vordergrund. Der Versuch sie wieder unter Kontrolle zu bekommen, scheiterte. Erst als ich gepackt wurde und eindringlich auf mich eingesprochen wurde, kam ich zumindest halbwegs wieder zu mir.
„Ich weiß, es ist einfacher sich in die Angst fallen zu lassen, aber du musst dagegen ankämpfen. Ich bin bei dir und helfe dir", hörte ich eine leise, aber eindringliche Stimme. Sie war mir fremd, aber ich fühlte mich sofort geborgen und lehnte mich in die Umarmung, die mir geschenkt wurde. Es war egal, dass ich diesen Menschen nicht kannte. Er gab den Halt, den ich gerade so dringend brauchte. So schlang ich selbst meine Arme um ihn und klammerte mich an den starken Körper.
„Sht... alles wird gut. Niemand zwingt dich diese Dinge zu tun oder dort hinzugehen. Du bist in Sicherheit. Dir kann nichts passieren", sprach die Person weiter auf mich ein, während ich spürte, wie mein Körper gänzlich auf ihn ansprang. Ich begann ihm zu vertrauen, presste meine Gesicht gegen seine Brust und schloss meine Augen.
„So ist es gut", wieder die Stimme und jetzt spürte ich zusätzlich, wie er mir durch mein Haar strich und mich enger an sich drückte. Er gab mir Zeit, sprach aber weiter aufbauende Worte zu mir, die mir halfen zurück in die Realität zu gelangen. Es dauerte noch einen Moment, doch dann löste ich mich von dem Fremden und erhob mich langsam. Schnell wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und trat einige Schritte von ihm weg. Erst da wagte ich einen Blick auf meinen Retter, der mir ein Lächeln schenkte.
„Geht es wieder?", fragte er und erhob sich ebenfalls.
„Ja... danke", murmelte ich und fuhr mir noch einmal über die Augen. Danach sah ich mich kurz um und erblickte meine Freunde im Wasser. Ihre Aufmerksamkeit lag auf Hoseok, der ihnen vormachte, was sie tun sollten. Wieder wurde mir ganz mulmig zumute und ich konnte meinen Blick erst abwenden, als ich erneut eine Hand auf meiner Schulter spürte.
„Hey. Yoongi, richtig?"
Ich nickte.
„Yoongi du musst nicht mitmachen. Wollen wir uns vielleicht lieber an die Bar setzen? Was denkst du?", schlug er vor und nahm seine Hand wieder herunter.
„Ja... okay. Ich brauch eine Kippe" Mit den Worten begaben wir uns zu den Umkleiden, wo ich mich umzog und anschließend setzten wir uns an einen der Tische, die um die Bar herumstanden. Mein Lebensretter hatte uns Getränke besorgt und reichte mir einen der Becher, so wie einen Aschenbecher. Kurz linste ich hinein und lächelte, als ich realisierte, dass es kein Wasser war. Es musste etwas Alkoholisches sein, von dem ich einen kleinen Schluck nahm.
„Danke", bedankte ich mich noch einmal bei dem blonden Mann, der sich mir schließlich als Jimin vorstellte.
„Warum hast du mir geholfen?", fragte ich nach einer Weile des schweigsamen Rauchens.
„Hobi – also Hoseok", korrigierte er sich selbst und sprach dann weiter: „Er hat mir vorhin geschrieben, dass er einen Extrakurs für euch geben möchte und hat gefragt, ob ich ihm helfe, sobald er mit der Einweisung durch ist. Wir geben die Kurse zusammen, weil einer allein das gar nicht stemmen kann."
„Ah, verstehe. Du hast mir also geholfen, weil es deine Pflicht ist?", schlussfolgerte ich und beobachtete ihn dabei, wie er seinen Blick auf seinen eigenen Becher senkte. Er befeuchtete sich kurz seine Lippen, ehe er wieder zu mir aufblickte.
„Ja und nein. Also natürlich ist es meine Pflicht den Teilnehmern bei Problemen zu helfen, aber vor allem, weil ich mich mit solchen Phobien auskenne. Ich habe selbst große Angst vor dem Wasser gehabt und weiß daher, wie man mit solch einer Situation umzugehen hat. Also mehr oder weniger. Ich bin natürlich kein Therapeut", erklärte Jimin, was mich verstehend nicken ließ. Er wusste also wie es mir in diesem Moment ergangen war.
„Ich bin extra wegen meiner Thalassophobie hierhergekommen und seitdem komme ich jedes Jahr wieder. Das Surfen hat mir wahnsinnig dabei geholfen und jetzt möchte ich gerne etwas davon zurückgeben. Natürlich habe ich klein angefangen. Also wenn du möchtest, kann ich dir helfen mit deiner Angst besser klarzukommen. Sie wird vermutlich niemals ganz verschwinden, aber du wirst damit umgehen lernen. Was denkst du, Yoongi?", erzählte er seine Geschichte.
„Ich weiß nicht, ob ich dafür bereit bin", gab ich zu und nahm den letzten Schluck aus meinem Becher, den ich die ganze Zeit zwischen meinen Händen hin - und hergeschoben und immer wieder daraus getrunken hatte.
„Überleg es dir einfach. Ich bin noch eine Weile hier."
„Okay... könnte ich vielleicht. Also ich meine...", stammelte ich unbeholfen und fluchte im nächsten Moment. Das durfte doch nicht wahr sein. War es denn wirklich so schwer einen Typen nach seiner Nummer zu fragen? Natürlich nur damit ich seine Hilfe in Anspruch nehmen konnte, wenn ich mich dafür bereitfühlte.
„Fragst du mich gerade nach meiner Handynummer?", nahm Jimin mir die Frage ab, was mich augenblicklich rot werden ließ. Wie peinlich. Und trotzdem nickte ich.
„Klar. Warum auch nicht?", lächelte er.
„Danke...", nuschelte ich unbeholfen und reichte ihm schließlich mein entsperrtes Telefon. Sofort nahm er es entgegen und tippte darauf herum. Dabei fielen mir seine kleinen Hände auf, die ihn in meinen Augen attraktiv machten, weil ich das an Männern sehr mochte. Kurz darauf gab er es mir wieder und ich warf einen Blick auf die eingespeicherte Nummer und den dazugehörigen Namen. Augenblicklich wurde mir warm. Das konnte er doch nicht ernst meinen. Warum speicherte er sich bitte als ‚der süße Surfboy' ein? Oh Gott. Hatte er bemerkt, wie ich ihn angestarrt hatte? Oder noch schlimmer! Hatte ich gesabbert? Schnell fuhr ich mir über den Mund, sah aber im nächsten Moment zu Jimin auf, als dieser herzhaft zu lachen begann.
„Du bist süß. Das ist echt erfrischend", erklärte er sich und legte seine Hand an meine. Sofort begann die Stelle zu kribbeln. „Mach dir keinen Kopf. Ich mag das und ich würde mich wirklich freuen, wenn wir uns noch öfter sehen könnten. Egal ob zum Schwimmen, oder einfach zum Reden. Ganz wie du möchtest und wozu du bereit bist."
Erleichterung machte sich in mir breit und ich begann sein Lächeln zu erwidern. Ich war froh darüber, dass er nicht zu denken schien, dass ich ein Vollversager sei, auch wenn die Betitelung ‚süß' schon extrem an meinem Ego kratzte. Aber vielleicht hatte ich so ja tatsächlich einen Vorteil gegenüber Jungkook und er würde mir diesen Mann nicht ausspannen.
„Du hast Line, oder?", fragte ich jetzt und als er meine Frage bejahte, suchte ich ihn dort, um ihm eine Nachricht zu schreiben. Danach verstaute ich mein Handy wieder und erhob mich, um uns neue Getränke zu besorgen. Ich wollte noch nicht, dass unsere Unterhaltung beendet war. Stattdessen nutzte ich die Zeit mit ihm voll aus. Wir redeten über Gott und die Welt, was unglaublich schön war. Ich fühlte mich wohl und das obwohl er mich nicht nur einmal in Verlegenheit brachte. Jimin war ein sehr offener und herzlicher Mensch. Im Grunde genau das Gegenteil von mir. Ich focht meine Kämpfe meistens mit mir selbst aus und war oft mies gelaunt. Viele hielten mich für unfreundlich, dabei konnte ich auch ganz anders. Jimin brachte genau diese Charakterzüge in mir hervor und das bemerkten wohl auch meine Freunde, als wir uns am Abend gemeinsam an die Hotelbar begaben.
„Was war eigentlich heute Mittag mit dir los, Yoons? Hoseok hat uns einfach von dir weggescheucht und uns gebeten, dass wir dich in Jimins Obhut lassen sollen", fragte Jungkook, nachdem wir uns schon eine Weile unterhalten hatten. Es war genau die Frage, vor der ich mich schon den ganzen Tag gefürchtet hatte, doch Jimin hatte mir immerzu Mut zugesprochen. So auch jetzt, denn er griff nach meiner Hand und strich mit seinem Daumen sanft über meinen Handrücken.
„Ach... da war doch nichts", wiegelte ich ab, doch jetzt hatte ich auch die Aufmerksamkeit der anderen, die mich eingehend musterten.
„Yoongi? Du weißt, dass du mit uns über alles reden kannst", versuchte Seokjin mich dazu zu bewegen, offen über meine offensichtlichen Probleme zu sprechen. Es ließ mich schwer schlucken, denn ich wusste, dass er recht hatte. Trotzdem kostete es mich eine menge Überwindung den Jungs endlich reinen Wein einzuschenken.
„Also schön...", brummte ich, griff nach meinem Glas und leerte es in einem Zug, ehe ich mir eine Kippe zwischen die Lippen schob. Nachdem ich sie angezündet und die ersten zwei tiefen Züge genommen hatte, sah ich einen nach dem anderen an. Mein Blick stoppte bei Jimin, der mich zuversichtlich ansah.
„Ich kann nicht schwimmen... und... ich habe eine scheiß Angst vor Wasser."
Die entsetzten Blicke meiner Freunde sprachen Bände. Am liebsten hätte ich meine Worte sofort wieder zurückgenommen, doch jetzt war es zu spät. War es eh schon gewesen, weil sie gesehen hatten in was für einer Panik ich versunken war.
„Warum hast du nicht eher etwas gesagt?", warf Jungkook ein, wurde im nächsten Moment aber von Taehyung gegen die Brust geschlagen.
„Das ist doch offensichtlich, du Idiot!", fauchte dieser und schüttelte den Kopf. Erst danach wandte er seinen Blick wieder mir zu und schenkte mir ein aufbauendes Lächeln.
„Seit wann?", fragte Seokjin nach einem Moment der Stille. Ich zuckte mit den Schultern und wandte meinen Blick Richtung Himmel ab.
„Ich glaube, er will nicht weiter darüber reden", hörte ich Taehyung zu Seokjin murmeln und ich war froh, als sie das Thema tatsächlich sein ließen und sich amüsanteren widmeten. So wie Jungkook damit aufziehen, dass Hoseok ihm die kalte Schulter zeigte und das, obwohl jeder am Tisch sah, dass dieser Interesse an ihm hatte. Jimin verriet mir flüsternd, dass Hoseok nicht leicht zu haben sei. Jungkook würde sich also ordentlich anstrengen müssen, um eine reelle Chance zu haben. Das geschah ihm ganz recht, so kam er wenigstens mal von seinem hohen Ross herunter.
Ich hingegen hatte deutlich bessere Chancen bei meiner neuen Bekanntschaft. Jimin war mir sehr zugetan und er suchte immer wieder meine Nähe, was mir nicht selten einen eifersüchtigen Seitenblick von Jungkook einbrachte. Es amüsierte mich und ich fühlte mich gut, weswegen ich mich dazu entschloss, so viel Zeit wie möglich mit Jimin zu verbringen und sein Angebot anzunehmen. Ich würde keine Gelegenheit auslassen und diesen Urlaub zu meinem persönlichen Paradise machen.
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