Freundschaft

Jungkooks geballte Faust stoppt 2 mm vor Soobins Nase, als Namjoon genau in der richtigen Sekunde vorschnellt und ihn am Handgelenk zurückhält.
,,Lass. mich. los", zischt Junkook zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, ohne den Blick von Soobin zu wenden.
Soobin hat die Luft angehalten und atmet nun langsam und zittrig aus.
,,Mach das noch einmal, Jungkook. Dann...", droht ihm Namjoon und drückt seinen Daumen in Jungkooks Handgelenk, der schließlich mit schmerzverzehrtem Gesicht zurückweicht.
Er schüttelt seine Hand und sieht mit wütendem Blick zu Namjoon.
,,Was willst du von mir?", grummelt er böse, während er sich die Stelle reibt, in der Namjoon vor ein paar Sekunden seinen Fingernagel vergraben hat.
,,Werd erwachsen, JK", spottet Namjoon nur und ich bin verwundert über seinen herablassenden Ton. ,,Soobin hat dir nichts getan."
,,Nichts getan?", lacht Jungkook verächtlich auf. ,,Das glaubst du doch selber nicht."
,,Leute, hört auf jetzt", unterbricht Yoongi die Beiden. ,,JK, sei lieb. Ich hab Hunger, setzen wir uns lieber hin und essen wir endlich was."
,,Gute Idee", murmelt Soobin hastig und zieht mir quietschend den Stuhl zurück.
Nervös und mit zittrigen Knien lasse ich mich nieder.
Ich spüre, wie Jungkook mich enttäuscht ansieht und ich halte den Kopf gesenkt.
Soobin setzt sich neben mich und Jungkook nimmt direkt gegenüber von uns Platz.
Mir wird augenblicklich heiß und meine Hände beginnen nun ebenfalls zu zittern, als ich nach der Karte greife.
Jungkook's Blick liegt nun auf Soobin, der sich von Sekunde zu Sekunde unwohler fühlt.
Kein Wunder.
Jungkook war gerade kurz davor ihm die Nase zu brechen.
,,Okaaaay", versucht Jin die Situation und Anspannung am Tisch zu entschärfen. ,,Ich würde sagen, wir nehmen heute den Hummer. Der ist wirklich köstlich."
,,Perfekt", klatscht Namjoon in die Hände und versucht ebenfalls sein Bestes die Aufmerksamkeit der Beiden auf sich zu ziehen, doch ohne großen Erfolg.
Jungkook hält sein Hummermesser fest umschlossen, sodass seine Fingerknöchel weiß hervortreten und Soobin greift sicherheitshalber zur Gabel.
,,Wollt ihr euch jetzt gleich gegenseitig aufspießen oder was wird das? Entspannt euch jetzt endlich", ermahnt sie Yoongi und sieht sie mit verschränkten Armen an.
Jungkook und Soobin wenden endlich den Blick voneinander ab und sehen verwirrt zu Yoongi.
,,Jaaah", seufzt er. ,,Namjoon hat Recht. Ihr seid 30, benehmt euch mal wie Erwachsene. Es ist 7 Jahre her, Jungkook. Was erwartest du? Dass sie dir um den Hals fällt? Ihr habt euch beide verändert und ein neues Leben begonnen. Akzeptiert es."
Von seiner Ehrlichkeit und Direktheit überrascht sehen wir Yoongi mit großen Augen an.
,,Da ist wohl nicht mehr viel hinzuzufügen", schmunzelt Jin und hebt sein Glas. ,,Stoßen wir lieber darauf an, dass wir endlich wieder alle an einem Tisch sitzen. Mit dir natürlich, Soobin."
Mit einem Zwinkern blickt er hinüber zu Soobin und prostet auch ihm zu.
Ich wiege mich noch nicht ganz in Sicherheit, aber ich glaube Yoongi's Ansage hat die Situation scheinbar wirklich etwas entspannt. Soobin und Jungkook reden zwar kein Wort miteinander und Jungkook scheint sich auch aus den anderen Gesprächen tunlichst rauszuhalten, aber immerhin starren sie sich nicht mehr an, als würde sie sich gleich gegenseitig an die Gurgel springen.

Ich fühle mich den ganzen Abend unwohl. Jungkook sieht mich immerzu an und ich ertappe mich dabei, wie ich ebenfalls verstohlen zu ihm hinüber schiele. Er ist angespannt und mahlt mit dem Kiefer, als sich Soobin zu mir herüber beugt und mir ein Stück Hummer vom Mundwinkel wischt.
Er hat sich verändert. Seine Haare sind länger geworden und er sieht noch besser aus als vor 7 Jahren.
Verdammt, kann er das überhaupt? Und wieso geht mir das als Erstes durch den Kopf, wenn gerade mein Ehemann neben mir sitzt und Jungkook ihm gerade fast ins Gesicht geschlagen hätte?
Ich müsste Soobin eigentlich in Schutz nehmen und nicht darüber nachdenken, wie heiß mein durchgeknallter Ex gerade aussieht.

Okay, reiß dich zusammen, Julia. Du bist mit Soobin hier. Du liebst ihn und du hast ihn geheiratet. Lass Jungkook nicht schon wieder in deinen Kopf. Raus mit ihm.
,,Alles gut mir dir?", stupst mich Tae leicht in die Seite.
Überrascht reiße ich die Augen auf und sehe ihn an.
,,J-j-ja", stammle ich und fühle mich ertappt. ,,Ich war gerade nur in Gedanken. Alles gut."
,,Mhm", zwinkert er mir zu.
,,Tae?", flüstere ich schüchtern.
,,Julia?", gibt er leise zurück und beugt sich zu mir herüber.
,,Ich freu mich so für dich", lächle ich und lege verzückt die Hände an mein Gesicht.
,,Warum?", er lehnt sich wieder zurück und sieht mich neugierig an.
,,Ich hab dich letztens in Gangnam gesehen. Mit einem kleinen Mädchen. Ist sie deine Tochter?", fahre ich fort und spüre schon wieder die Tränen in den Augen.
Je älter ich werde, desto mehr mutiere ich zur absolut unterirdischen Heulsuse.
Tae lacht auf und strahlt mich glücklich an.
,,Ja, sie heißt Ara", grinst er. ,,Sie ist jetzt 4 Jahre alt."
Ich wische mir kleine Freudenträne aus den Augen, als ich mich zu ihm hinüber lehne und ihn umarme.
,,Oh man, Tae. Das ist so schön", seufze ich leise auf.
,,Danke", gibt er zurück und tätschelt mir den Rücken. ,,Ich hab auch noch 2 Söhne."
,,WAAAAAAS?", schockiert kippe ich mit meinem Stuhl zurück und sehe ihn mit herunter geklappter Kinnlade an.
,, Oh, guckt Mal", lacht Yoongi auf und deutet grinsend zu uns. ,,Julia hat gerade von Tae's Kindern erfahren."
Ich schlage verlegen die Hände vors Gesicht und versuche meine roten Backen so gut es geht zu verstecken.
,,Und weißt du was, Julia?", hebt Jin die Hand und ich luge durch meine Finger zu ihm hinüber. ,,Ich werde auch bald Papa", verkündet er stolz und ich sacke in meinem Stuhl zusammen.
,,Das ist zu viel für mein Herz, Leute", schluchze ich mit bebenden Schultern.
Amüsiert über meinen kleinen emotionalen Gefühlsausbruch, können die anderen ihr Lachen nicht mehr zurückhalten.
,,Wann ist es bei euch soweit?", meldet sich Jungkook plötzlich zu Wort. Ich kann den Spott in seiner Stimme nicht überhören und sein Blick ist auf den Ring an meinem Finger gerichtet.
Es wird augenblicklich still und alle Augen sind auf mich gerichtet.
,,Ähhm", ich richte mich auf und streiche mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ,,Garnicht. Ich kann keine Kinder bekommen."
An seinem Blick erkenne ich sehe, wie sehr er es gerade bereut, dass er mir diese Frage gestellt hat.
Er schluckt schwer wendet sich schnell wieder seinem Glas Wein zu.
,,Das tut mir leid, Julia", sagt Jimin und greift über den Tisch nach meiner Hand. ,,Du wärst sicherlich eine tolle Mutter."
,,Danke, Jimin", gebe ich ehrlich zurück und drücke seine Hand.
,,Tut mir leid", meint Namjoon betroffen. ,,Ich bewundere deine Ehrlichkeit über so ein sensibles Thema."
,,Ich habe meinen Frieden damit geschlossen", gebe ich nur schulterzuckend zurück und greife nach meinem Wasser.
Innerlich spüre ich jedoch, wie sich das Band um mein Herz wieder ein Stück enger zuzieht.
Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als eine eigene kleine Familie.

Nach meiner so offenen Ehrlichkeit werden die Gespräche schnell wieder aufgenommen und ich wende mich erneut an Tae.
,,Tae. Ich hab so viele Fragen", beginne ich langsam. ,,Ich meine. Wie? Und wer? Und wann? Warst du nicht im Militär?"
Tae lacht auf, als ihn meine ungebremste Neugierde wie eine Lokomotive überrollt.
,,Zuerst kam Ara. Dann bin ich ins Militär gegangen und als ich zurück war, wurde Sora mit den Zwillingen schwanger", sagt er stolz.
,,WAAAAAS? SORA?", ich schlage mir die Hand vor den Mund, um einen kleinen Freudenschrei zu unterdrücken.
,,Ja", grinst Tae. ,,Wir wollen bald heiraten. Zur gleichen Zeit wie JK und Danbi."
Das Stück Hummer, dass ich mir ein paar Minuten zuvor in den Mund geschoben habe, bahnt sich gerade wieder seinen Weg nach oben, als ich überrascht hüstle.
,,Das wusste sie bis jetzt noch nicht", höre ich Jungkook über den Tisch hinweg sagen. Er hat uns offenbar zugehört und ich traue mich nicht ihn anzusehen.
Der Schock über ihn und Danbi sitzt immer noch so tief, dass jetzt ihre anstehende Hochzeit nur die Spitze des Eisberges ist.
Aber was soll ich dagegen sagen? Ich habe Soobin geheiratet. Denjenigen, der Jungkook damals die Freundin ausgespannt habe.
Ich glaube ich bin in unserem Fall wirklich kein Stück besser.

Ich beruhige mich wieder und unterhalte mich eine ganze Weile mit Hobi und Jimin. Sie erzählen mir angeregt über ihre Zeit im Militär. Ich überlege, ob ich sie fragen soll, ob sie auch irgendwelche Geheimnisse in Form von Freundinnen oder vielleicht sogar Kindern haben. Aber ich verkneife es mir dann doch, weil ich es nicht als Maßstab für sie setzen möchte.
Plötzlich erhebt sich Jungkook und verlässt den Tisch.
Sein Handy vibriert und er muss scheinbar einen Anruf entgegen nehmen.
Ich atme erleichtert aus und genieße die paar Minuten in denen er nicht am Tisch sitzt.
Er kommt jedoch nicht zurück und ich werde irgendwie unruhig.
Warum eigentlich?
Es hat mich nicht zu interessieren wo er ist und was er tut. Vielleicht ist er ja auch einfach gegangen, ohne sich zu verabschieden.
Das traue ich ihm schon zu.
,,Ich geh mal kurz frische Luft schnappen", sage ich zu Jin, der mir grad stolz die Bilder seiner schwangeren Frau zeigt, und erhebe mich langsam vom Stuhl.
Genug von Babys und Kindern, ich muss einfach kurz raus.
,,Soll ich mitkommen?", fragt Soobin besorgt. Er weiß, dass ich bei dem Thema sehr empfindlich und emotional sein kann.
,,Nein, nein. Bleib ruhig hier. Du unterhältst dich gerade so gut mit den anderen", gebe ich seufzend zurück und lege ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter.
,,Ich liebe dich", füge ich leise hinzu und drücke ihm einen kurzen Kuss auf die Wange, bevor ich meine Jacke vom Hacken nehme und durch die Tür ins Freie trete.

Ich atme ein paar Mal tief durch und schließe für einen Moment die Augen. Ich spüre die Anspannung, die Jungkooks Anwesenheit in mir auslöst und versuche einen Augenblick einfach mal an nichts zu denken.
Nicht an ihn. Nicht an seine dunklen Haare und seine unergründlichen Augen und erst Recht nicht an seine Tattoos.
Mist, jetzt denke ich schon wieder an ihn.
Er hat etwas an sich, dass mich damals schon angezogen hat und jetzt noch viel mysteriöser auf mich wirkt.
Er hat irgendein Geheimnis und obwohl es mich eigentlich nichts angehen sollte, spüre ich, dass ich es herausfinden will.

,,Hey", höre ich eine vertraute Stimme in der Dunkelheit und zucke erschrocken zusammen. Ein Schatten löst sich aus der Schwärze der Nacht und kommt langsam auf mich zu, bis er schließlich direkt vor mir steht.
Er sieht mich ruhig an und legt den Kopf etwas schief.
,,H-h-hey", stottere ich und senke den Blick.
,,Es tut mir leid", sagt er leise und ich muss mich konzentrieren nicht gleich etwas Dummes anzustellen.
,,Was?", frage ich, hebe den Blick und sehe ihn an.
,,Das ich das vorhin gefragt habe. Ich weiß wie sehr du dir Kinder wünscht", seine Augen sind leer und ausdruckslos und dunkle Schatten liegen unter ihnen, als hätte er schon ewig nicht mehr richtig geschlafen.
,,Schon gut", murmle ich und trete einen Schritt zurück, um etwas Abstand zu ihm zu bekommen.
Seine Nähe und die Wärme, die sein Körper ausstrahlt, sind für mich unerträglich.
Mein Magen zieht sich zusammen und ein Kribbeln durchfährt meinen Körper, als sich unsere Blicke erneut treffen.
Ich spüre, was mir die ganzen letzten Jahre über gefehlt hat.
Die Sicherheit und das Gefühl von Zuhause, das er mir gibt.
Einfach nur er.

,,Lass uns Freunde sein", unterbricht Jungkook meine Gedanken und ich sehe ihn mit großen Augen an. ,,Wir werden uns hier noch ein paar Mal mehr über den Weg laufen. Und Yoongi hat Recht. Wir sollten es akzeptieren, dass wir beide nun unsere eigene Leben führen. Wir waren einfach nicht füreinander bestimmt. Ich kann zwar rein gar nicht verstehen, warum du ausgerechnet Soobin genommen hast, aber was kann ich schon tun dagegen?"
Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter und ich werde nervös, als er wieder einen Schritt auf mich zugeht.
Gleichzeitig durchfährt ein Stich mein Herz.
Warum tut es mir so weh, dass er das so locker daher sagt?

,,Okay", flüstere ich schließlich und halte ihm meine Hand hin. ,,Freunde?"
Er sieht mich einen Moment zögerlich an, als er schließlich einschlägt und mich leicht anlächelt.
,,Freunde."
Was tue ich da nur?
Man kann mit der Liebe seines Lebens nicht einfach nur befreundet sein.
Oder vielleicht doch?



Hmm, was meint ihr? 🤔🤔
Kann man mit der Liebe seines Lebens befreundet sein?

Und natürlich hattet ihr Recht.
Tae, war der, den sie mit dem Mädchen gesehen hat 🥹
Ihr kleinen Detektive habt es rausgefunden😏Nicht schlecht 😝
Ich dachte mir, er wünscht sich irgendwann mal 5 Kinder...dann bekommt er in meiner Geschichte wenigstens schonmal drei 💜

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