𝐃𝐨𝐨𝐫 19

Danke an Kook17ji03 💕

Jimin POV

Die eisige Kälte des Kerkers kroch mir tief in die Knochen. Seit neunzehn Tagen zählte ich nun die Stunden, die an den Wänden entlangschlichen, das leise Tropfen des Wassers begleitete meine Einsamkeit.

Der Dezember war gekommen und mit ihm die dunklen, langen Nächte, die mir endlos erschienen. Heute war der 19. Dezember – der neunzehnte Tag, seit ich in diese finstere Zelle geworfen worden war.

Ich dachte an Jungkook, meinen kleinen Bruder, und fragte mich, ob er wohl ohne mich klarkam. Er war erst vier Jahre alt und immer so anhänglich, dass es mir fast das Herz zerriss, ihn so lange allein zu lassen. Wir hatten niemanden außer uns.

Unsere Eltern waren von Dieben ermordet worden, die das Haus ausrauben wollten. Seitdem hatte ich alles getan, um Jungkook zu beschützen und ihm eine Familie zu sein. Doch jetzt war ich hier eingesperrt, und er war allein.

Dann, an diesem neunzehnten Tag, änderte sich alles. Das Dröhnen von Schritten erfüllte den Gang, und bevor ich es wirklich realisieren konnte, stand ein Diener vor meiner Zelle.

Sein Blick war fest und voller Entschlossenheit, doch als sich unsere Augen trafen, schien er einen Hauch von Mitgefühl zu zeigen.

„Folge mir“, sagte er mit ruhiger Stimme und deutete mit der Hand auf die Tür, die sich langsam öffnete.

Unsicher, was mich erwartete, folgte ich ihm. Die Gänge waren schwach beleuchtet, und obwohl ich wusste, dass ich mich im Palast des Alleinherrschers von Südkorea befand, kam mir das alles so fremd und bedrohlich vor. Es war nicht mein Zuhause, und es würde es auch niemals sein.

Der Diener führte mich schließlich in einen großen, prächtigen Saal, der mit leuchtenden Kerzen und roten Stoffen geschmückt war. Es roch nach Zimt und etwas Süßem, eine Erinnerung an vergangene Winter, in denen Jungkook und ich uns in dicke Decken gewickelt und Plätzchen gebacken hatten.

Und dann sah ich ihn – Yoongi, den Alleinherrscher. Er stand am Ende des Raumes, umgeben von Wachen, und musterte mich mit einem Blick, der sowohl neugierig als auch kühl wirkte.

Seine Augen schienen alles über mich zu wissen, und doch war da ein Ausdruck in ihnen, den ich nicht ganz deuten konnte.

„Park Jimin“, begann er, und seine Stimme klang überraschend sanft, obwohl sie zugleich eine unbestreitbare Autorität besaß. „Weißt du, warum du hier bist?“

Ich schluckte und versuchte, meine Stimme ruhig zu halten. „Nein, Eure Majestät.“

Er lächelte leicht und trat näher, sodass ich fast seinen Atem spüren konnte. „Du bist anders als all die anderen“, flüsterte er, als sei dies die einzig logische Erklärung. „Du hast etwas in dir, das ich noch nie zuvor gesehen habe.“

Mein Herz begann schneller zu schlagen, und ich spürte eine Mischung aus Angst und Verwirrung. Was meinte er damit? Ich hatte ihm nie etwas angetan, war ihm nie nähergekommen, als es nötig war. Doch bevor ich etwas sagen konnte, fuhr er fort.

„Ich habe beschlossen, dich zu heiraten, Jimin. Du wirst an meiner Seite herrschen.“

Die Worte trafen mich wie ein Schlag. Ich… heiraten? Ihn? Mein Kopf drehte sich, und meine Gedanken gingen zurück zu Jungkook. Der Gedanke, ihn allein zu lassen, schmerzte mehr als die Kälte des Kerkers. Er war meine einzige Familie, und ich konnte ihn nicht zurücklassen.

„Nein“, sagte ich schließlich und sah Yoongi direkt in die Augen. „Ich kann das nicht. Mein Bruder… Jungkook… Er ist noch so klein und hat niemanden außer mir. Bitte… lasst mich gehen.“

Eine Stille breitete sich im Raum aus, und für einen Moment dachte ich, Yoongi würde zornig werden. Doch stattdessen sah ich ein kurzes Aufblitzen von etwas in seinen Augen – Bedauern? Vielleicht sogar Verständnis?

„Du bist wirklich anders“, murmelte er fast zu sich selbst. „Andere hätten sich über das Angebot gefreut, doch du…“

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Die Spannung in der Luft war greifbar, und ich spürte, dass dies der Moment war, in dem sich mein Schicksal entscheiden würde. Doch bevor ich etwas sagen konnte, nickte Yoongi und verschwand, ohne ein weiteres Wort.

Ich werde direkt wieder in den Kerker geworfen.

Einige Stunden später, führte mich der selbe Diener in dasselbe prächtige Zimmer wie zuvor, und Yoongi wartete schon. Dieses Mal wirkte er entschlossener, und ich konnte spüren, dass er mir etwas Wichtiges mitteilen wollte.

„Jimin“, begann er und sah mich fest an. „Ich habe über deinen Bruder nachgedacht.“

Mein Herz setzte für einen Moment aus.

„Er könnte hier im Palast leben. An meiner Seite... an deiner Seite.“ Seine Augen musterten mich aufmerksam. „Aber“, er hielt einen Moment inne, „das wird nur geschehen, wenn du mir dein Wort gibst, dass du an meiner Seite bleibst.“ Er ließ die Worte wirken. „Wenn du dich weigerst, dann wirst du den Rest deines Lebens hier unten verbringen.“

Ein Schauder durchfuhr mich. Die Vorstellung, wieder in die Dunkelheit des Kerkers zurückzukehren, den kalten Stein und die ständige Stille – das alles war unerträglich. Und noch schlimmer war der Gedanke, dass Jungkook dort draußen ganz allein sein könnte, ohne jemanden, der ihn beschützte.

Schließlich nickte ich, mein Blick auf den Boden gerichtet. „Ich stimme zu, Eure Majestät.“

Yoongi schwieg für einen Moment, dann trat er näher und hob meine Hand. „Dann ist es beschlossen.“

Am nächsten Morgen erwachte ich in einem warmen Bett. Die Sonne schien sanft durch die Fenster, und für einen Moment dachte ich, es wäre alles nur ein Traum gewesen.

Doch als ich die schweren, reich verzierten Wände des Zimmers sah, wurde mir klar, dass dies die Realität war. Ich trug jetzt den Titel als zukünftiger Gemahl des Alleinherrschers von Südkorea – ein Gedanke, der mir fremd und doch unvermeidbar vorkam.

Ein Klopfen an der Tür ließ mich aufblicken. Ein vertrauter, leiser Ruf erklang: „Jiminie!“ Ich sprang auf, und da stand er – Jungkook, mein kleiner Bruder, mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Ohne nachzudenken, zog ich ihn in meine Arme und drückte ihn fest an mich.

„Hyung! Sie haben gesagt, du wohnst jetzt hier!“ Jungkook klammerte sich an mich, und ich konnte die Erleichterung in seinen Augen sehen.

Hinter ihm stand Yoongi, der uns mit einem schwachen Lächeln beobachtete. „Ich dachte, es wäre schön, wenn wir alle gemeinsam etwas Zeit verbringen“, sagte er ruhig. „Vielleicht... Plätzchen backen?“

Ich war überrascht, doch Jungkook klatschte freudig in die Hände. „Ja, Plätzchen!“

Und so fanden wir uns in der Küche wieder. Yoongi stand etwas steif da, als wäre ihm diese Situation fremd, doch er bemühte sich, Jungkook zu helfen, der begeistert den Teig knetete.

Ich musste mir ein Lachen verkneifen, als ich Yoongi mit Mehl auf der Nase sah – eine Seite von ihm, die ich mir nie hätte vorstellen können.

„Eure Majestät, Sie haben da...“, murmelte ich und deutete auf sein Gesicht. Yoongi blinzelte verwirrt, bevor er das Mehl entdeckte und schmunzelte.

„Nun, das passiert, wenn man ungeübt ist“, meinte er, und seine Augen funkelten kurz auf eine Weise, die mich für einen Moment alles andere vergessen ließ.

Jungkook war derweil damit beschäftigt, den Teig in verschiedenen Formen auszustechen – Sterne, Herzen und kleine Tierfiguren, die er dann eifrig mit bunten Zuckerstreuseln verzierte.

Sein Lachen erfüllte die Küche, und für einen Moment fühlte es sich an, als wären wir eine ganz normale Familie.

Wir steckten die Plätzchen in den Ofen, und während wir warteten, saßen wir zusammen an einem großen Tisch. Yoongi legte sanft eine Hand auf meine, und ich sah überrascht zu ihm auf.

Sein Blick war weich, fast zärtlich, und ich fragte mich, wer dieser Mann wirklich war, der als eiskalter Herrscher bekannt war und mir dennoch diesen Augenblick der Wärme schenkte.

„Jimin“, sagte er leise, sodass nur ich ihn hören konnte, „ich hoffe, dass dies ein Anfang für uns sein kann.

Ich wusste nicht, was die Zukunft bringen würde, aber in diesem Moment – mit Jungkook neben mir und Yoongis Hand auf meiner – fühlte ich eine Art Frieden, die ich schon lange nicht mehr gespürt hatte.



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