chapter 43

Bʀʏᴀɴ

Ich fühlte mich leer.

So verdammt leer, als ob alles keinen Sinn mehr ergeben würde. Als ob alles keinen Sinn mehr hatte.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Was ich tun sollte. Ich war schlichtweg überfordert mit der Situation, so überfordert, dass ich kaum bemerkte, wie Jess mir langsam über den Rücken streichelte, mich umarmte, leichte Küsse auf meine Schulterblätter verteilte und meine Hände drückte.

Es war, als ob meine Erkenntnis noch nicht eingesetzt hatte. Die Erkenntnis, dass meine Mutter jetzt bei der Polizei war, dass vielleicht alles gut werden könnte. Und langsam kam das Erkenntnis zu mir, langsam lösten sich die dunklen Schleier von meinen Augen.

Trotz all dem, was meine Mutter getan hatte - trotz all dem Leid, was jeder erfahren musste - liebte ich sie auf eine gewisse Art und Weise. Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, wie mein Leben weiter gehen würde.

Ob es sich positiv ändern würde, ob ich überhaupt noch einen Sinn hatte.

Ich spürte nicht, wie warme Tränen sich aus meinen Augen bannten und meine Wangen runterliefen. Ich spürte nicht, wie die Küsse aufhörten und die Hand meine Tränen wegstrich. Wie die warme Hand auf meiner Wange bleib, mir Halt gab und ihre Augen wie funkelnde Edelsteine zu mir hochschauten.

»Shhh«, flüsterte Jess und strich leicht mit ihren weichen Händen über meine Wange.

Ich fühlte, wie sich langsam meine Sicht löste, die Schleier weniger wurden und das Bild klarer.

Ich sah Jess, ihre wunderschönen Augen voller Sorge, voller Mitgefühl. Wie sie mich betrachteten. Ihre Lippen, leicht am Zittern, aber ihr Handdruck, welcher mir ausdrückte, dass sie für mich da war.

Ich lehnte mich leicht zu ihr runter, nahm ihren Kopf in eine Hand, drehte sie leicht zu mir hoch. Sie schloss die Augen, als ich ihre Lippen mit meinen streifte, ganz leicht erst, sodass es nur ein Kitzeln war.

Dann legte ich meine Lippen ganz auf ihre. Ich fühlte, wie der Kuss nicht leidenschaftlich war, nicht voller Verrücktheit nach dem anderen. Es war ein Verzweifelter Kuss, ein sehnsüchtiger Kuss, eine leichte Explosion, in die ich meine ganze Trauer reinsteckte.

Mir war es egal, ob sie fühlte, wie meine Lippen salzig waren, von dem Tränen, wie sie leicht zitterten von der Verzweiflung.

Der Kuss war so sanft, so sanft wie ein Seidentuch, welches durch den frischen Frühlingswind wehte.

Als wir uns wieder lösten, sah ich tief in ihre Augen. Mein Brustkorb hebte und senkte sich schnell, mein Atem war stockend. Ihrer ebenfalls.

Ihr Mund war immer noch leicht geöffnet, ich musste den Drang wiederstehen, meine Lippen wieder auf ihre zu setzen.

»Alles okay?«, fragte sie heiser. Ich nickte und schluckte und nahm ihre Hand wieder in meine, verschränkte meine Finger mit ihren.

»Alles okay«, versicherte ich sie und versuchte, meine Stimme auch so wirken zu lassen. Sie nickte leicht, obwohl ich wusste, dass sie mich hinterschaut hatte.

»Wir sollten Hope hinterher fahren.«

Erst jetzt bemerkte ich, dass ein Krankenwagen sich von der Szene entfernte. Große Schuldgefühle plagten mich.

Oh mein Gott, hatte ich gar nicht bemerkt, wie sie mitgenommen wurde?

»Ich bin ein schlechter Bruder«, sprach ich meine Gedanken flüsternd aus. Ich hatte es erst dazu kommen lassen, dass sie verletzt wurde.

»Nein«, meinte Jess ernst und schüttelte den Kopf. »Denk nicht so. Du bist ein wunderbarer Bruder.«

»Ich habe sie im Stich gelassen«, widersprach ich. Sie runzelte ihre Stirn in Falten.

»Hast du nicht. Du warst überfordert, das wäre jeder in deiner Situation gewesen. Was hättest du bitte tun sollen? Und was passiert ist, ist passiert. Wir können es nicht mehr rückgängig machen, nur es ins Gute rücken. Also lass uns mit ihr fahren, ihr beistehen.«

Ich nickte leicht betäumelt. Sie drückte leicht meine Hand und führte mich zum Auto. Obwohl es mein Auto war und noch kein anderer es jemals fahren durfte, setzte ich mich auf den Beifahrersitz und sie auf den Fahrersitz.

Ich merkte, wie ihre Augen leicht aufleuchteten, als sie das Gefährt betrachtete. Es war wahrscheinlich ihr erstes Mal, wo sie einen Porsche fahren würde. Ich lächelte leicht.

Sie startete das Auto, ließ den Motor aufheulen und begann, dem Straßenverlauf zu folgen, um zu dem Krankenhaus zu fahren.

Ich sah sie die ganze Zeit nur an. Meine Augen wanderten an ihrem angestrengten Gesicht hin und her, welches leicht mit Sorge geprägt war. Ich merkte, dass sie wusste, dass ich sie beobachtete, aber sie sagte kein Wort.

Mein Atem ging ruhig, ich fühlte mich wieder etwas leichter als vorhin. Ich hörte nur den Motor, das Auto, wie es über die Straßen bretterte. Ich entspannte mich leicht.

Als wir am Krankenhaus angekommen waren, löste ich mein Gurt und stieg aus dem Auto. Jess tat es mir gleich und kam zu mir rüber.

Ich nahm ihre Hand, sie drückte diese leicht als Unterstützung, und dann liefen wir zusammen durch den Eingang in das Krankenhaus.

Es war riesig. Riesig und weiß, es roch leicht nach Desinfiktionsmittel. Ich kräuselte meine Nase. In dem Wartebereich saßen alte, sowohl junge Menschen. Manche saßen entspannt, andere saßen, als würden sie gleich von innen zerissen werden.

»Hallo, vor wenigen Minuten sollte hier eine Hope angekommen sein«, begann Jess, während ich mich noch still umsah.

»Sind Sie Angehörige?«, fragte die Frau am Schalter und starrte uns über ihre Brille prüfend an. Ich starrte nun auch stumm zurück und holte meinen Personalausweis heraus.

»Ich bin ihr Bruder. Sie ist ihre beste Freundin«, meinte ich und legte den Personalausweis auf den Schalter. Sie nahm diesen und betrachtete ihn eingiebig. Dann gab sie mir den wieder zurück.

»Bryan, Sie müssten auch noch einmal bei der Polizei aussagen, wurde mir bei der Ankunft mitgeteilt. Erst danach dürfen Sie Ihre Schwester sehen. Bitte gehen sie den Gang entlang und dann rechts, dort sollten die Polizisten schon auf sie warten.«

Jess drückte meine Hand noch stärker. Ich bedankte mich, packte den Ausweis wieder ein und begab mich zu dem Standort, welcher mir gesagt wurde.

Wenige Meter vor mir warteten auch schon die Polizisten. Sie starrten mich ebenfalls an, bis sich einer löste und mir die Hand gab.

»Guten Tag, ich bin Officer Loney, bitte kommen Sie doch mit.«

Ich gab Jess einen Kuss auf die Stirn und folgte dem Officer. Sie musste draußen warten, gab mir aber mit einem Blick zu verstehen, dass sie okay damit war.

Mit zittrigen Schritten lief ich zu einem Stuhl, welcher an ein Tisch gelehnt stand. Officer Loney setzte sich auf den Stuhl gegenüber von mir.

»Nun, Bryan Johnson, richtig?« Ich nickte. Der Officer fuhr fort.
»Angesichts des Geschehens von heute, muss ich Ihnen ein paar Fragen stellen. Bitte beantworten Sie wahrgetreu. Können Sie von sich selber schildern, was passiert ist?«

Ich antwortete auf die Frage. Meine Stimme zitterte, meine Hand verkrampfte und deckte meine Taschen ab. Ich verfluchte mich selber, mit Drogen in den Taschen in die Hände von Polizisten zu laufen. Ich hoffte einfach, dass sie nichts bemerkten und es auf die Aufgeregtheit schoben.

Ich antwortete ebenfalls auf die restlichen Fragen. Er stellte nicht viele, eher wenige, aber ich fühlte mich trotzdem nach dem Gespräch komplett ausgelaugt und meine Kräfte schienen immer mehr zu schwinden.

Ich hatte über alles erzählt. Über ihre Lügen, mein ganzes verwirrendes Leben, über Hope und über meinen Vater. Es tat unglaublich gut, einmal alles rauszulassen. Und zu bemerken, wie viel sich überhaupt in den letzten Wochen aufgebaut hatte, war beängstigend.

Als ich mit der letzten Frage fertig war, lächelte Officer Loney mir aufmunternd zu.

»Perfekt, dankeschön. Wir werden uns das Mal genauer anschauen müssen. Sie sind nun entlassen.«

Ich bedankte mich und trottete mit schnellen Schritten aus dem Frageraum. Meine Hände beließ ich bei meinen Taschen.

Man wusste ja nie, ob sie es merken würden. Und sicher war sicher.

- - -

oh gott, es tut mir so verdammt leid für die fehlenden updates. ich dachte ich mach dieses jahr durch und schaffe es richtig viel hochzuladen... nun ja, hier sind wir, ein viertel schon durch und so gut wie nichts neues. hoffe ihr seid mir nicht böse.

ich bin ehrlich: ich habe im geheimen ziemlich viel geschrieben. aber eben nicht an diesen beiden büchern, die ich online habe sondern an drei anderen offline büchern, welche ich mit meinem herzen liebe. vielleicht kommen die auch mal online. nachdem bryan zuende ist, natürlich.

ähm und ich muss euch leider nochmal enttäuschen: vermutlich (ich sage vermutlich, vielleicht auch nicht) kommen in den nächsten wochen/nächster monat wieder nichts. ich habe einfach so kranken stress wegen schule und so. es ist echt schlimm.

übrigens, was haltet ihr eigentlich von einer fortführung von bryan wenn es zuende ist? das wäre aber nicht mit jess und bryan sondern mit hope und lennard. eine sidestory sozusagen, welche aber im gleichen universum spielt :)

hehe etwas viel labern aber hoffe, dass euch das kapitel trotzdem gefallen hat.<3

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