chapter 26
Bʀʏᴀɴ
Hope zog mich mit durch die Eingangstür und ich sah sie bissig an. Ich hatte null Lust auf ein Gespräch gerade. Ich war erschöpft und wütend von mir selber, da ich meine Drogenregel wieder nicht eingehalten hatte.
Wir liefen weiter zu der großen Couch und Hope ließ sich darauf fallen. Ich setzte mich gegenüber und hob eine Augenbraue. Plötzlich änderte sich Hopes Miene schlagartig. Das Grinsen verschwand und hervor kam eine wütende Grimasse.
»Was fällt dir eigentlich ein? Dachtest du wirklich es sei eine schlaue Idee gewesen, sich in die Bar zu setzen und sich so lange zu betrinken, bekiffen und Drogen einzuflößen, bis du stirbst?! Was zum Teufel Bryan?« Ihre Stimme wurde schriller und lauter. Ich brummte nur und hielt meinen Kopf fest. Irgendwie bekam ich gerade die fettesten Kopfschmerzen.
»Ich bin deine gottverdammte Schwester, was denkst du wie viel Sorgen ich mir gemacht hatte?! Als mir gesagt wurde, dass du hättest sterben können...« Sie holte tief Luft. Hope sah gar nicht gut aus. Ihr Körper zitterte und man konnte wirklich sehen, dass es ihr nahe ging. Dabei kannten wir uns wirklich nicht so lange.
Ich wollte gerade Luft holen, um etwas zu sagen, als sie mich erneut unterbrach. »Und was denkst du eigentlich, dass du mit einem Mädchen vor Jess herumknutschen kannst?! Ein Mädchen, welche du nicht mal kennst? Was fällt dir ein!«
Sofort wurde ich blass. Ich wollte das am Abend wirklich nicht. Ich war zu betrunken und konnte nicht mehr klar denken. Ich wusste selber nicht, wie es dazu kommen konnte.
»Das kann dir egal sein«, zischte ich unter meinem zusammengepressten Kiefer. Meine Hände verkrampften und ich formte sie unbewusst zu Fäusten. Hope sah mich einfach nur ungläubig an.
»Mir egal...?«, hauchte sie. »Hör auf mit Jess Gefühlen zu spielen du Bastard!«, schrie sie mich nun an und stieß einen Glas vom Tisch, welches mit einem Klirren auf dem Boden zerbrach.
Ich starrte sie nur noch mehr angepisst an. Gut, ich weiß, dass es nicht richtig war. Das was ich an diesem Abend getan hatte war absolut schrecklich. Trotzdem provozierte mich Hope ziemlich und ließ meinen Geduldsfaden reißen.
»1. Das habe ich nie getan und 2. Woher zum Teufel weißt du davon?!«, brüllte ich nun ebenfalls und ließ meine Fingernägel in den Handballen sinken.
»Ich war dabei, du Bastard. Außerdem merkt man sowas. Vorallem bei der besten Freundin.« Ich hob nur eine Augenbraue.
»Es geht dich nichts an«, brummte ich leise. »Wie bitte?!«
»Es. Geht. Dich. Nichts. An.« Ich legte meine Augen in Schlitzen. Sie öffnete ihren Mund und schloss ihn wieder.
»Jess ist meine beste Freundin und du bist mein Bruder. Was denkst du denn?« Langsam knetete ich meine Hände um runterzukommen.
»Ihr kennt euch seit einer Woche. Und wir sind Halbgeschwister.« Hope verschränkte die Arme vor ihrer Brust und machte einen trotzigen Blick. Ich verdrehte nur die Augen und seufzte schwer.
»Weißt du was? Ich hätte nie hier her kommen sollen. Du bist ganz und gar nicht, wie ich es mir vorgestellt hatte. Du bist ein Arschloch, welches sich selbst bemitleidend zurückzieht und Drogen nimmt um auf sich selber klar zu kommen. Dabei bemerkst du gar nicht, wie du andere Leute in deinem Umfeld massiv verletzt. Ich hasse dich, Bryan. Wirklich. Du bist der letzte Dreck.«
Dies ließ das Fass ein erneutes Mal überschwappen. Ich spürte wie die Wut mich von unten überrannte. Ich war machtlos. Und trotzdem kämpfte ich dagegen an, nicht gleich alles kaputt zu boxen. Ihr nicht in die Fresse zu schlagen.
»Dann geh doch zurück zu deiner Mutter, wenn es dir so scheiße geht«, zischte ich und stand von der Couch auf. Mein Blick wanderte zu den Glasscherben, welche auf dem Boden lagen.
»Es geht nicht. Verdammt nochmal, checkst du es nicht?! Ich habe sie verlassen, für dich, da ich dachte, dass du ebenfalls seit Jahren nach mir suchen würdest. Das letzte was sie zu mir gesagt hatte war, dass ich niemals zurück kommen sollte. Sie hat dich gehasst und ich hatte dich geliebt. Ich wollte dich immer kennenlernen. Ich hatte Nächte damit verbracht, darüber nachzudenken, wie es ist einen großen Bruder zu haben. Und jetzt weiß ich, dass du dich nie um mich geschert hattest. Und dass du genauso kaputt bist wie jeder andere auf dieser verfickten Welt.«
Sie hatte angefangen zu weinen. Hope hatte angefangen zu weinen. Wegen mir. Und das schlimmste war, dass ich verstehen konnte weshalb.
Ich wusste nie über ihre Existenz. Hätte mir jemand Bescheid gesagt, dass ich eine Halbschwester hatte, hätte ich mich sofort auf die Suche gemacht. Und ich weiß nicht, wie sehr es mich zerstört hätte, wenn sie nie etwas von mir wusste.
»Hope, ich-«, setzte ich an, doch sie war ebenfalls aufgestanden und flüchtete durch die Haustür. Den letzten Satz den ich verstehen konnte, war »Fick dich, Bryan«.
Mein Kopf ratterte immer noch. Meine Hände fingen langsam an zu zittern, sowie mein Körper und ich wurde unruhig. Die Wut war immer noch dort. Und sie kam langsam schleichend nach oben.
Ich wollte meine Gefühle betäuben. Ich hatte wieder darüber nachgedacht, die schädlichen Substanzen zu mir zu nehmen. Bloß um mich besserer zu fühlen. Obwohl es im Endeffekt nie etwas gebracht hatte.
Keine Minute später befand ich mich in meinem Zimmer. Der Boxsack hing einladend von der Decke hinunter. Es schien mich fast anzulächeln.
Ich musste mich ablenken. Beruhigen. Schmerz empfinden.
Meine Hiebe waren schnell und kraftvoll, als ich gegen den Boxsack schlug. Ich spürte nicht, wie meine Handgelenke aufrissen. Ich spürte nicht den Schmerz. Nur den inneren, welcher mich zerfressen zu schien.
Ich hatte das mit Jess verkackt. Und jetzt mit Hope. Was kann ich eigentlich?
Schnaufend ließ ich mich auf den Boden sacken. Ich wollte wirklich dem Drang widersetzen. Doch ich schaffte es nicht. Nicht heute.
Mit zittrigen Händen öffnete ich die Tür zum Badezimmer und kramte das Pulver heraus.
Ich will das doch alles nicht mehr.
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