chapter 22

Bʀʏᴀɴ

»Fuck«, brummte ich und rieb mir schmerzverzerrt über den Kopf. Ich hatte die schrecklichsten Kopfschmerzen, welche höchstwahrscheinlich vom Alkohol stammten.

Alkohol.

Erschrocken setzte ich mich auf und öffnete meine Augen. Mein Gehirn war wie leer gefegt und ich hatte keine Ahnung, wo ich mich gerade befand.

Der Raum kam mir bekannt vor. Ich kannte die Zimmer und jede einzelne Ecke. Doch es sah irgendwie anders aus, als ich es wage in Erinnerung hatte.

»Bro, du bist wach!« Mir wurde auf meine Schulter geklopft, sodass ich erschrocken zusammenzuckte. »Ja...«, murmelte ich und sah zu dem Verantwortlichen hoch. Es war Matt.

Jetzt wusste ich auch, weshalb mir das Zimmer so bekannt vorkam. Ich mein, ich kannte den Raum seitdem ich ein kleines Kind war, aber ich war seit ein paar Jahre nicht mehr hier. Somit hatten sich alle Möbel verändert.

Aus dem sonst immer dagewesenen Bücherregal, wurde jetzt ein Schrank für Verpackungen für teure Sachen, welche er mal gekauft hatte. Seine blauen Wände waren nun dunkelgrau und auch sein Bett war nicht mehr das Rennautobett, sondern ein dunkles Bett mit Gittergestell. Aber die Wände waren immer noch an der gleichen Stelle.

»Was ist passiert?«, zischte ich und rieb mir weiterhin über den Kopf. Es tat wirklich abnormal weh.

»Du hattest gestern eine gute Zeit würde ich sagen.« Verwirrt starrte ich ihn an. »Was meinst du?« Er lächelte leicht und lief dann um das Bett herum, auf welchem ich gerade lag.

»Du hast dir eine hübsche Rothaarige gekrallt«, meinte er dann amüsiert. Ich erstarrte. Ich hatte was?

»Wie bitte?« Er grinste noch mehr. »Schau nicht so geschockt. Es hat dir sicher gut getan und hübsch war sie ebenfalls«

Ich sah ihn angewiedert an. Hatte ich ihm nicht vorgestern sogar gesagt, dass ich nicht bei zufälligen Mädchen betrunken landen wollte? Noch sie ins Bett zu nehmen?

»Hatte ich sie ins Bett genommen?«, fragte ich. »Ne, aber ihr habt ziemlich hart rumgemacht auf der Party. Hatte jeder gesehen.« Ich wurde etwas ruhiger. Wenigstens nur rumgemacht. Er zwinkerte mir verschmitzt zu.

»War Jess bei der Party?« Ich hoffte so sehr, dass sie nicht dort war und es nicht gesehen hatte. Ich mochte sie und wir waren auf einem guten Weg gewesen. Auch wenn sie wahrscheinlich nicht mal das gleiche fühlte wie ich.

»Wer?«, erwiederte Matt verwirrt. »Jessica. Die braunhaarige. Die ehemalige beste Freundin von Veronica.« Er schien ein bisschen zu überlegen.

»Ja, sie hatte euch gesehen. Da hattet ihr ziemlich Spaß. Du hattest sie angeschaut und einfach weitergemacht. Echt nicht nett, die arme ist dann aus der Party geflüchtet.«

Oh fuck.

»Scheiße«, murmelte ich und griff sofort nach meinem Handy. Ich wollte ihr die größte Entschuldigung schreiben, die die Welt je gesehen hatte.

»Wieso, was ist mit ihr?« Nun sah Matt mich neugierig an. Natürlich, er wusste ja auch nichts zwischen uns. Ich hatte es keinem gesagt, wenn überhaupt etwas zwischen uns war.

»Ich mochte sie, sagen wir so.«

Matt zwinkerte erneut. »Oho«, grinste er und hob die Augenbrauen. Ich schnaubte nur.

Schnell ging ich auf den Chat zwischen mir und Jess. Ihre Nummer hatte ich bei der Party letzte Woche bekommen, und seitdem mein Handy nicht mehr geöffnet.

Sie hatte auf meine Antwort mit einem 'Hey, wer ist das?' geantwortet. Und ich hatte immer noch nicht zurückgeschrieben.

Hey, Bryan hier. Ich wollte mich für gestern entschuldigen. Ich habe gehört, dass du mich gesehen hattest mit einer Rothaarigen. Ich war betrunken und verwirrt und hatte Ablenkung benötigt. Ich hoffe das beeinflusst die Beziehung zwischen uns nicht. Sorry.

Ich holte tief Luft und drückte auf den Senden-Button. Mit einem Geräusch wurde es weggeschickt.

»Hast du grad ernsthaft ne Entschuldigung an sie geschickt? Bro, ich dachte du wärst wieder der Alte und könntest mit mehreren girls ne Nacht verbringen.«

Ich sah Matt angepisst an. »Ich bin nicht der alte«, zischte ich und er hob unschuldig die Hände. »Sorry.«

Ich sah erneut auf mein Handy. Hoffnungsvoll starrte ich Jess Namensleiste an. Offline.

Ich brummte und knackste mit meinem Fingern. Online. Sofort färbten sich die zwei grauen Haken blau.

Ich hoffte so sehr, sie würde mir verzeihen. Ich wusste nicht mal etwas von dieser Rothaarigen, ich hatte ein kompletten Riss in den Erinnerungen. Kein Name, nichts. Nicht mal ein Gesicht tauchte auf.

Und dabei wollte ich einfach nur ein mal auf eine Party. Aber nein, Bryan betrank sich natürlich wieder und machte alles kaputt, indem er vor dem Mädchen, welches er mochte, mit einem anderen rummachte.

Stöhnend rieb ich mir über die Stirn, als ich eine Nachricht empfing.

Lass mich einfach in Ruhe.

»Alles okay, Bro?«

Ich schüttelte verzweifelt den Kopf und zeigte ihm den Chatverlauf. Er laß sich die Nachricht durch und seufzte dann.

»Ich vermute mal, sie braucht Zeit. Tut mir Leid wegen vorhin, ich wusste nicht, dass du wirklich was für sie empfindest«, murmelte dann Matt und gab mir das Handy zurück. Ich zuckte nur kraftlos mit den Schultern.

»Ich hab alles kaputt gemacht.« Er schüttelte den Kopf. »Nein Bro, nicht alles.«

Ich blickte erneut auf mein Handy und sah, dass sie mich komplett blockiert hatte.

. . .

Ich wünschte, ich wäre nicht abgehauen und würde noch bei Matt auf dem Bett sitzen. Aber die Frust hatte mich wieder an den Ort vertrieben, zu dem ich nicht wollte.

Die Bar.

Grummelnd zog ich ein weiteres Mal an meiner Zigarette und pustete die schädlichen Stoffe aus meinem Körper.

Ich sollte um diese Uhrzeit nicht mal hier sein. Ich sollte gar nicht hier sein. Es war erst 17 Uhr und die Bar war nur leicht gefüllt. Und doch tanzten mal wieder Frauen leicht bekleidet zu den Männern.

Ich winkte jedes Mal sie ab, wenn sie es bei mir versuchten. Doch langsam bemerkte ich, wie mich der Alkohol immer mehr einlullte und mich in die Lust trieb, etwas zu machen.

Sei es auch nur Küssen. Ich brauchte irgendwie Ablenkung von meinen Problemen. Aber Probleme mit dem selben Probem lösen? So dumm war ich nun auch wieder nicht.

Erneut winkte ich höflich die eine Blondhaarige ab, welche zu meinem Stuhl angehüpft kam und mit ihren Wimpern klimperte. Enttäuscht ging sie weiter.

Sie war mindestens fünf Jahre älter als ich. Sie sollte sich nicht mal an mich ranmachen - immerhin sollte sie sehen, dass ich noch in der Highschool war.

Seufzend zuckte ich mit den Schultern und stand torkelnd auf. Ich musste mich an dem Tisch festhalten, um nicht umzukippen. Ups.

Die Musik hallte in meinen Ohren und ließ mich taub machen. Der Alkohol hinterließ eine bittere Spur in meinem Mund. Mir ging es nicht gut. Und ich brauchte Ablenkung.

Das mit den Drogen absetzen konnte ich sofort vergessen. Ich merkte, wie schwer es war und wie oft ich es schon versucht hatte. Und langsam hatte ich keinen Nerv mehr, einen erneuten Versuch einzulegen. Außerdem, wieso sollte ich aufhören, wenn ich die beste Zeit meines Lebens haben könnte?

Ich torkelte zum Badezimmer und schnappte mein Päckchen aus meiner Hosentasche. Innerhalb von wenigen Sekunden war die Wirkung der Droge auch schon in meinem Körper zu spüren. Erfrischt atmete ich einmal tief ein.

Ich fühlte mich schwerelos. Ich hatte keine Gefühle mehr. Kein Trauer, kein Schmerz aber auch keine Glücklichkeit... Irgendetwas war anders. Irgendetwas stimmte gewaltig nicht.

Das war der Moment, als ich merkte, dass meine Knie nachlassten und ich wie ein Sack auf den Boden fiel. Meine Sicht färbte sich schwarz und ich wurde ohnmächtig.

Oh Bryan.

- - -

Keine Drogen nehmen, Kinder:)

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