chapter 16

Jᴇssɪᴄᴀ

Ich wurde in der Nacht, wie fast immer, von dem Poltern meiner Mutter aufgeweckt. Es wurde so normal, dass meine Mutter betrunken in das Bett fiel. Das war echt nicht gut.

Die Scherben hatte irgendjemand in der Nacht weg getan. Wahrscheinlich Raphael oder mein Vater, sodass nicht auch noch meine Mutter sich verletzte.

Ich wachte am Nächsten Morgen mit Schmerzen an meinen Füßen auf. Ich wechselte die Verbände aus und versuchte normal zu laufen. Ich konnte es, doch ich hatte Schmerzen. Aber es war nicht so schlimm, wie gedacht.

Heute war Mittwoch und ich hatte eine Schicht im Lighthouse. Unzufrieden brummte ich. Mit den Verletzungen würde es keinen Spaß machen.

Ein Blick auf mein Handy versicherte mir, dass Veronica mir nicht nur geantwortet hatte, sondern mich komplett blockiert hatte. Ebenso mein Bruder. Seufzend machte ich mich auf den Weg zu unserem Badezimmer, um mich für die Schule fertig zu machen.

. . .

An der Schule angekommen, wusste ich erst einmal nicht, wo ich hingehen sollte. Veronica stand an ihrem neuen Platz - neben Matt. Ich hatte keine anderen Freunde in dieser Schule und somit entschied ich mich, sofort in die Schule zu laufen und vor unserem Klassenzimmer zu warten.

Die Gänge waren ziemlich leer, immerhin standen die meisten Schüler auf dem Pausenhof. Ich lief zu meinem Spind und holte mir die Bücher heraus, welche ich später brauchen würde. Mit einem Seufzen betrachtete ich die Massen an Schülern, die in die Schule strömten, als es gongte. Mit einem Knall schloss ich die Tür und lief schnurstraks zum Unterricht.

Auf dem Weg bemerkte ich, dass etwas anders war. Manche Leute, welche ich noch nie gesehen hatte, drehten sich zu mir um und rümpften mit der Nase. Andere tuschelten aufgeregt und kicherten wie eine Hühnerbande.

Ich fühlte mich sofort unwohl und griff fester nach den Büchern. Normalerweise waren nicht so viele Augen auf mich gerichtet. Normalerweise lagen sie eher auf Veronica.

Veronica.

Grimmig biss ich die Zähne aufeinander. Ich wusste, dass wenn sie jemanden hasste, es nicht gut für diese Person ausging. Aber was auch immer sie getan hatte - ich spürte die Konsequenzen meiner Aktion jetzt schon.

Oder sollte ich eher sagen ihre Aktion. Immerhin hatte sie mit meinem Bruder rumgemacht, nicht ich mit ihrem.

Doch das war ihr komplett egal. Ich grunzte bissig und starrte auf den Boden. Plötzlich knallte ich gegen eine Person. Überrascht ließ ich meine Griffe an dem Bücherstapel los. Mit einem Knall fielen alle auf den Boden. Sie verbreiteten sich alle auf dem Gang. Peinlich berührt setzte ich mich, um diese aufzuheben. Was ein Tollpatsch.

»S-sorry, i-ich wollte nicht-«, stammelte ich benommen.
»Alles gut, Jess.«
Erschrocken sah ich nach oben. Bryan lächelte mich schräg an und lehnte sich zu mir nach unten, um mir beim aufsammeln zu helfen.

Es hatte sich eine Traube um uns gebildet und jeder starrte uns nun an. Meine Wangen färbten sich rot und meine Hände zitterten, als ich ein Blockblatt aufhieb, welches schlampig mal in ein Buch reingeworfen wurde.

Diese Blicke waren unangenehm. Sie brannten sich in meinen Rücken rein und ich konnte in meinem Augenwinkel erkennen, wie jemand sogar nach seinem Handy griff, um diese Situation zu filmen. Ich biss auf die Innenseite meiner Wangen und hoffte, dass sie endlich aufhören könnten zu starren. Sie tuschelten und kicherten.

»Hey, es gibt nichts zum Starren, lauft weiter«, rief Bryan plötzlich. Ich erstarrte, sowie die Hälfe der Zuschauer. Danach setzten sie sich tatsächlich in Bewegung.

»Danke, das hättest du wirklich nicht tun müssen«, bedankte ich mich bei Bryan und war froh, als auch die restlichen sich abwandten.

»Für dich doch immer«, murmelte er und zwinkerte mir zu. Dann gab er mir meine Bücher, welche er aufgesammelt hatte. Ich erötete noch mehr. Ich glich bestimmt gerade einer Tomate.

Verdammt, ich musste mein Gesicht wieder abkühlen.

Plötzlich hörte ich ein Lachen von der Seite. Es war mir so bekannt, nur normalerweise klang es nicht abwertig.

Veronica stolzierte den Gang entlang. Ihre Augen funkelten vor Schadenfreude und neben ihr liefen die zwei Mädchen, welche auch immer bei Matt saßen. Ich brauchte echt Namen für sie. Bibi und Tina, entschied ich mich.

Bibi wurde die Blonde genannt, Tina die Braunhaarige. Und in der Mitte stand Veronica.

»Forrest, bist du auf dein Näschen geflogen?«, höhnte sie und ich glotzte sie überfordert an. Selbst wenn das Veronica war - es war nicht die Veronica, die ich kannte.

»Hast du deshalb Aua Aua auf deiner Hand? Soll ich pusten?«, höhnte sie weiter und ich starrte auf meine Hand. Sie war immer noch verbunden. Verbissen starrte ich wieder auf und sah in Veronicas Augen.

Langsam richtete ich mich wieder auf, wobei mein Fuß Schmerzensstiche durch meinen gesamten Körper führte. Ich biss die Zähne aufeinander. Bloß nicht schwach wirken.

»Du weißt weshalb es passiert ist«, erwiederte ich und hielt ihrem Blick stand. »Keine Ahnung«, hauchte sie und kicherte grottenhell. Ich funkelte sie wütend an. Sie funkelte mich wütend an. Wir lieferten uns ein Blickduell.

Dann sah ich meine Chance. Matt lief den Gang entlang und betrachtete uns mit einem undefinierbaren Blick. Ich lächelte leicht.

»Wenn du meinen Bruder weiterficken willst, dann mach es. Aber sag nicht, dass du nicht wüsstest wovon ich rede«, meinte ich und musste mir ein Schmunzeln vergreifen, als ich Matt's Blick sah.

Erst lachte Veronica. Sie wusste nicht wer hinter ihr stand. Sie wusste nicht, dass Matt ein geschocktes Gesicht zog. Doch als sie mich Grinsen sah, hörte sie auf. Ein Räuspern erklang von hinter ihr. Erschrocken drehte sie sich um und blickte in die Augen von Matt.

»M-Matt! Das was sie gesagt hat, war eine Lüge!«, haspelte sie und blinkerte mit ihren Wimpern. Matt sah sie erneut undefinierbar an. »Weißt du, such dir frühs einen anderen Platz beim nächsten Mal«, raunte er und Veronica öffnete geschockt ihre Augen.

Ihr erstaunter Gesichtsausdruck änderte jedoch sehr schnell in einen wütenden. Sie wirbelte zu mir herum und kam mit schnellen Schritten auf mich zu.

»Das wirst du mir büßen, Forrest!«, schrie sie und wollte gerade zur Attacke ansetzen, als sie von Matt zurückgezogen wurde. Ich zuckte erschrocken zusammen.

Ich wusste nicht, dass sie so weit gehen würde und mich wirklich verletzen würde. »Viel Spaß mit deinen nicht vorhandenen Freunden«, zischte sie, bevor sie sich aus Matt's Griff befreite und zu unserem Klassenzimmer lief.

Das tat weh. Alles an mir tat weh. Meine Beine, meine Hand und mein Herz. Ich wusste doch, dass ich nun niemanden hatte. Dass ich nun selbst von Veronica schlecht behandelt werden würde. Das machte mir so Angst.

Ich fing an zu zittern. Meine Hände lösten sich von den Fäusten und eine Träne strömte über mein Gesicht. Gott, ich hatte alles vermasselt. Ich hätte das nicht sagen dürfen. Ich hätte sie gestern nicht anschreien dürfen. Ich hätte es nicht sehen dürfen.

Verzweifelt wischte ich meine Träne von meiner Wange. Ich kniff meine Lippen zu und drehte mich um, auf dem Weg zu den Mädchentoiletten.

Bryan und Matt sahen mir einfach nur nach. Bryan's Blick war besorgt und Matt stand dort wie eine Salzsäule. Ich lief einfach an ihnen vorbei.

Ich sah, wie Bryan was sagen wollte, doch dann von Matt unterbrochen wurde. Was sie sagten, hörte ich gar nicht. An dem Moment war schon die Tür zu den Toiletten zugefallen.

Ein Schluchzen entrannte aus meinem Mund. Ich hielt erschrocken meine Hand davor. Mit einem Blick versicherte ich mir, dass keiner mit mir auf dem Klo war. Zum Glück war das keiner.

Eine weitere Träne rannte mein Gesicht herunter. Ich ließ sie einfach fließen und sah im Spiegel zu, wie sie eine glitzernde Spur hinterließ.

Mein Gesicht war zu einer traurigen Fratze verzogen. Meine Augen strahlten mich voller Schmerz an. Erneut schluchzte ich.

Es war meine Schuld, nur meine Schuld. Ich hätte das alles verhindern können. Gott, wie war ich nur so dumm.

Ich warf einen Blick auf meine Hand. Ich wünschte ich könnte einfach dieses Verband abrollen, sodass es mich nicht jedes einzelne Mal daran erinnerte, was mit meinem Leben gerade passiert.

Meine Mutter trinkt täglich Alkohol, mein Vater will sich scheiden lassen, mein Bruder und meine beste Freundin hassen mich.

Plötzlich öffnete sich die Tür neben mir. Erschrocken wischte ich die Tränen aus meinem Gesicht und verzog mein Gesicht zu einem Lächeln. Es war zwar eindeutig, dass ich geweint hatte, aber hey, ein Versuch war es wert.

»Jess? Ist alles okay?«, fragte mich eine besorgte, tiefe Stimme. Tief... Oh.

Ich starrte die Person an dem Türrahmen an, welche nun in das Mädchenklo lief. »D-das ist das Mädchenklo, Bryan«, wies ich den Jungen zurecht, welcher nur schief lächelte.

»Ist mir schon klar. Aber ich will ja auch nicht auf Klo gehen, sondern mich versichern, dass es dir gut geht«, grinste er und schloss die Tür hinter uns.

»Mir geht es super, du kannst jetzt wieder gehen«, log ich und versuchte ebenfalls zu lächeln.

»Nein, Jess, ich sehe dir an, dass es dir nicht gut geht«, meinte er. Ich biss nur meine Lippen aufeinander und antwortete nicht.

Er sah mich mit seinen besorgten, braunen Augen an. Sein Kopf war leicht schief gebeugt und er kam mir ein bisschen näher. Mein Atem ging flacher und mein Herz raste. Was sollte das werden?

»W-wirklich... Mir geht es gut«, flüsterte ich und meine Stimme zitterte.

»Du weißt selber, dass das nicht wahr ist«, hauchte er und war mir nun so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Ich hielt meine Luft an, als er langsam seine Hand hob, um mir eine Strähne hinter mein Ohr zu packen.

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Absolut langes kapitel heilige.

Anyways, wie geht es euch?

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