Kapitel 31

Eomer's Sicht

Die Musik begann zu spielen und alle Augen richteten sich auf den Gang, in voller Erwartung meine wunderschöne Braut zu sehen. Meine Nervosität stieg unaufhörlich. Kriege und Schlachten habe ich ohne mit der Wimper zu zucken bewältigt. Orks und Uruks, Menschen und andere Monster starben zu hunderten an meiner Klinge. Ich war ein gnadenloser Krieger und ein nervöser Bräutigam. Das passte alles nicht unbedingt zusammen und mir gefiel das Gefühl der Unsicherheit ganz und gar nicht. Ich wartete ungeduldig auf meine Retterin. Ein raunen ging durch die Menge, mein Blick richtete sich auf und was ich sah nahm mir den Atem.

Lorana – so schön wie noch nie zuvor. Sie strahlte in ihrem weißen Kleid mit ihrem bezaubernden Lächeln heller als die Sonne. Meine Hände wurden schwitzig, meine Knie weich, mein Herz schlug wie wild. Mein Grinsen jedoch wurde immer breiter. Diese wundervolle Frau gehörte zu mir allein ... sofern sie das „Ja" Wort gab... Ich war der glücklichste Mann auf der Welt. Vor einigen Monaten schien diese Liebe aussichtslos und verboten, nun wurde sie offiziell zelebriert und wir konnten sie ausleben. Würde mein Gelübde ihr gerecht werden? Bei allem was sie durchmachen musste, hatte sie alles auf dieser Welt verdient ... eine öffentliche Liebesbekundung war das mindeste was ich ihr schuldig war.

Mit einem zaghaften Grinsen kam ich ihr ein paar Schritte entgegen und reichte der schönen Braut meine Hand. Dankbar wurde sie angenommen und fest umklammert. Sie kämpfte also auch mit ihren Gefühlen, so wie ich.

Feria saß ganz vorne mit unserem Sohn auf dem Arm, der fröhlich vor sich hin brabbelte. Lorana gab ihm einen Kuss auf die Stirn, ehe sie sich vor dem Altar aufstellte. Ich nahm ihr die Blumen ab und überreichte sie meiner einzigen Schwester – Eowyn. Im Tausch dafür gab sie mir den Ehering für meine Frau. Ich umklammerte ihn fest, die Ringe waren die Erbstücke meiner und Eowyns Eltern. Es bedeutete mir sehr viel. Meine Schwester gab mir einen Kuss auf die Wange, ebenso tat es Lorana's Bruder, der ihr den Ehering für mich überreichte.

Ich nahm ihre freie Hand und hielt sie fest während der Zeremonienmeister mit der Vermählungsprozedur begann. Der alte Mann erzählte eine Geschichte, sie handelte natürlich von der Liebe. Unserer Liebe.

„Eomer und Lorana, ihr seid als Geschwister miteinander aufgewachsen, kennt und liebt euch seit Kindestagen an. Eure wachsende Liebe brachte euch näher, da sich herausstellte, dass Lorana – Prinzessin von Thal nicht mit euch verwandt ist. Elfwine ist die Frucht der einst zarten Pflanze euer Liebe, die nun weiter ungehindert wächst und gedeiht und vielleicht weitere Früchte trägt. Eomer unser Held Rohan's, tapferer Krieger und Beschützer seines Volkes. Ab dem heutigen Tage wird es eure Aufgabe sein, Prinzessin Lorana zu lieben und ehren, zu beschützen und treue zu erweisen – in guten wie in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod euch scheidet. Seid ihr willens das auf euch zu nehmen und nur diese Frau bis ans ende eurer Tage zu lieben, so antwortet mit „Ja ich will!"

Ich sah meiner Braut tief in die Augen.

„Ich will nichts mehr als das! JA ICH WILL!" verkündete ich laut und deutlich, sodass auch in der hintersten Reihe jeder meine Antwort hörte.

Tränen der Freude kullerten über ihr Gesicht und ein Schluchzer entfloh ihr. Sie drückte meine Hand und rang um ihre Fassung. Ich legte ein Arm um ihre Taille und gab ihr den Halt den sie brauchte. Ich konzentrierte mich auf meine Kraft, um sie zu halten und konnte so meine Gefühle halbwegs beherrschen. Talua reichte meiner Frau ein Tuch, womit sie ihre Tränen trocknete. Jetzt gerade war sie meine Frau und ich ihr Verlobter. In Gedanken starte ich meine Schöne von der Seite an, nicht in der Lage den Blick von ihr abzuwenden.

„Lorana, Prinzessin von Thal. König Eomer erwählt euch als seine Gemahlin und künftige Königin von Rohan. Werdet ihr ihm als treue Gemahlin und gerechte Königin an seiner Seite stehen, ihn stützen und stärken in allen Lebenslagen? Gelobt ihr in zu Lieben, bedingungslos und für alle Ewigkeit, ihm zur Seite zu stehen, gleich Niederlage oder Siege errungen werden, in Krankheit wie in Gesundheit – bis das der Tod euch scheidet? So bitte ich euch schöne Lorana – antwortet mit „Ja ich will" und macht nicht nur einen Mann, sondern ein ganzes Land glücklich!"

Ich schluckte den größer werdenden Kloß in meinem Hals hinunter, doch konnte ich nicht vermeiden, dass sich eine Träne davon stahl. Der Zeremonienmeister war wahrlich ein Meister der Redekunst und schaffte es mich vollkommen aus der Fassung zu bringen. Doch Lorana war es, die meinen Damm an Freudentränen brach, als sie sehr laut und deutlich zu mir gewandt mit : „Ich liebe dich so sehr Eomer! JA ICH WILL!" antwortete.

Eowyn reichte nun auch mir ein Tuch und ich tupfte meine Tränen weg während alle anwesenden laut jubelten und applaudierten.

Ich wollte sie so sehr küssen, dass ich keine Rücksicht nahm und mich einfach verleiten ließ. Lorana stimmte in den Kuss mit ein und legte beide Arme um mich. Das Volk jubelte noch lauter als zuvor und beruhigte sich erst, als sich unsere Lippen trennten.

Der alte Mann forderte uns auf, die Eheringe anzustecken und Ehegelübde vorzutragen. Langsam streifte ich meiner Frau den Ring meiner Mutter auf ihren rechten Ringfinger – er passte wie angegossen. Mit zittrigen Händen tat Lorana es mir gleich. Der Ring meines Vaters zierte meinen Ringfinger. Bald schon würde auf unsere linken Hand jeweils der Siegelring Rohan's prangen und jedem deutlich machen, dass wir den Titel König und Königin trugen.

Ich küsste ihre Hand und die Menge verstummte. Nun war es an der Zeit, ihr mein Gelübde vorzutragen ... mein Innerstes nach Außen zu kehren.

„Meine Schöne, geliebte Frau ..." meine Stimme zitterte. Ich legte eine Pause ein, um mich zu sammeln. Lorana ergriff meine Hände und drückte sie voller Zuversicht. Sie gab mir die Kraft vor all diesen Menschen mein Herz zu öffnen und meine verletzliche Seite zu offenbaren. Ich berührte ihre Kette mit dem Medallion, wo eine Strähne von mir drin war. Auch ich besaß eine von ihr, die ich stehts in meinem Lederharnisch bei mir trug.

„Lange konnte ich mit dem Begriff 'Liebe'nichts anfangen. Ich fragte mich, was das für ein Gefühl sein sollte. Ich begriff es erst als du mir genommen wurdest ... in meinem Herzen war ein Loch, was niemand, auch keine noch so vergnügliche Gesellschaft zu flicken vermochte. Erst als ich dich wieder in meinen Armen hielt fühlte ich mich vollständig. Du machst einen besseren Mann aus mir, hast mich zum Vater eines Thronerben gemacht ... du machst mich jeden Tag aufs neue glücklich. Für mich gibt es kein Leben mehr ohne dich! Ich werde dich auf Händen tragen und meiner Königin jeden Wunsch erfüllen, denn nicht weniger hast du verdient. Danke das du mir durch schwere Zeiten und Krisen geholfen hast, immer zu mir standest und danke dass du mir so einen wundervollen Sohn geschenkt hast!" Ich strich über ihr tränennasses Gesicht und küsste sie zärtlich. Schluchzend lachte sie. „Du hattest recht – dein Gelübde hat mich umgehauen!" Die versammelte Menge stimmte in ihr Lachen ein und manche 'oh'und 'ah' waren zu hören. Ich grinste sie triumphierend an. Doch auch sie war vorbereitet und ich fürchtete mich beinahe vor ihren Worten. Sie hatte weniger scheu mir ihr Herz zu öffnen – egal wer dabei zusah.

„Eomer, wir waren schon als Kinder unzertrennlich und ich möchte auch weiterhin nie wieder von dir getrennt sein! Ich liebe dich so sehr, mein Herz würde es nicht ertragen, dich nicht an meiner Seite zu wissen! Du hast mich vieles gelehrt und mich in all meinen Vorhaben unterstützt – dafür bin ich dir sehr dankbar! Du bist ein großartiger Mann, ein geschätzter Krieger, ein liebevoller Vater, ein gerechter Herrscher und du bist meine eine große Liebe! Ich freue mich auf die gemeinsame Zukunft mit dir – es können nicht genug Jahre sein, die wir gemeinsam verbringen!"

Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Vor Rührung rannen mir Tränen übers Gesicht, die meine Frau mir liebevoll wegwischte. „Danke" hauchte ich ihr zu. Lauter Applaus brach aus, als wir uns erneut küssten und umarmten.

Unser Sohn machte sich kurz bemerkbar, sicherlich weil er hunger hatte. Lorana nahm ihn auf dem Arm und ging in den verlassenen Raum der Schriften – ich folgte ihr und leistete den beiden beim Stillen gesellschaft. Ich setzte mich hinter ihr, damit sie sich an mich anlehnen konnte. „Du bist eine unglaubliche Frau." sagte ich sanft zu ihr. Sie wand den Kopf um und lächelte mich an. Ich gab ihr einen Kuss – den sie sich wahrlich verdiente. „Du bist die schönste Frau, die ich in meinem Leben je sah. Wie habe ich dich nur verdient?" Sie strahlte mich glücklich an. „Du bist der hübscheste Mann in Rohan ... ich schätze darum passen wir so gut zusammen." scherzte sie. Stolz hielt sie ihre Hand mit ihrem Ehering hoch. „Er ist wunderschön Liebster – ich fühle mich geehrt, dass ich den Ehering deiner Mutter als Zeichen unserer Liebe tragen darf!" Ich nahm ihre Hand und küsste sie. „Er steht dir hervorragend Liebes, der Ring ist für eine Königin würdig und meine Mutter wäre stolz, dass du ihn trägst. Ich kannte sie nicht, doch welche Mutter würde sich nicht dich als Schwiegertochter wünschen."

„Nun auch mein Bruder hält dich für eine gute Wahl, auch wenn er das nicht unbedingt hinausposaunt ... Wer weiß, vielleicht richtete er noch anerkennende Worte an dich."

Wir ließen uns einfach überraschen, was auf unserer Hochzeitsfeier noch auf uns zukam

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