Kapitel 29

Eomer's Sicht

Umso näher wir Edoras kamen umso mehr machte ich mir sorgen. Lorana spürte das und versuchte meine Zweifel zu zerstreuen.

Ich kehrte zurück – als König mit seiner zukünftigen Königin... die früher seine Schwester war ... . Ich brachte nicht nur die zukünftige Königin mit, sondern auch einen Thronfolger, noch ehe der Bund der Ehe geschlossen wurde. Das Volk würde zweifeln, ob ich ein guter Herrscher für sie war ... bei all den Ungereimtheiten.

„Sie werden Fragen haben Lorana ... Die Bewohner haben uns als Bruder und Schwester aufwachsen sehen ..." Ich war gespannt was sie für eine Lösung hatte.

„Wir werden sie aufklären, warum ich fortging – um den Beweis zu finden, dass wir keine Geschwister waren. Wir werden die Wahrheit berichten Eomer, dann haben sie keinen Grund an dir zu zweifeln!"

Sie hatte recht und es war das weiseste was wir tun konnten, doch das könnte meinen Weg zum Herrscher recht holprig gestalten.

Wir erreichten die Tore Edoras und wir wurden mit einem Blumenregen begrüßt. Alle Bewohner standen Spalier und jubelten uns zu. Eowyn hatte wohl als Regentin ganze Arbeit geleistet.

Vor den Toren der goldenen Halle stieg ich vom Pferd und half Lorana runter. Sie nahm Feria Elfwine ab und Eowyn stürzte sich regelrecht auf ihn. „Er ist ja so ein schöner Junge. Das Volk wird sich über so einen stattlichen Thronfolger freuen! Wie heißt er?" Lorana übergab ihr den Jungen. „Elfwine, dass ist deine Tante Eowyn, du wirst sie verrückt machen." lachte sie herzlich. Meine Schwester hielt meinen Sohn in ihren Armen und strahlte ihn an. „Hallo Elfwine, mein wunderschöner Neffe ... Du darfst mich jederzeit verrückt machen ... mein süßer." Ich umarmte meine Schwester und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Wie hast du das geschafft, dass man uns mit solch einer Freude empfing?" fragte ich sie anerkennend. Eowyn zog mich in einem Nebenraum der goldenen Halle. „Ich habe zu den Bürgern gesprochen. Ich sagte ihnen, dass der König seine Königin abholt und mit deren gemeinsamen Kind zu uns kommt. Sie wissen, dass Lorana deine Angebetete ist. Ich sagte ihnen dass ihr schon länger wusstet, dass ihr nicht Bruder und Schwester seid und in der Heimlichkeit euch liebtet, weil König Theoden das wollte. Mehr wissen sie nicht."

Ich nickte, sie hatte die Wahrheit gesagt und alles geschickt eingefädelt.

Am nächsten Tag sprach ich im Beisein meiner Verlobten und meines Sohnes zum Volk.

„Ich danke euch für euer kommen! Lorana und ich legten einen weiten Weg zurück, um zu euch als König und Königen Heim zu kehren. Es ist wahr was meine Schwester berichtete .... Lorana und ich liebten uns im Verborgenen, da Theoden nicht wollte, dass eine Bürgerliche meine Frau wird ... er wusste, dass sie nicht meine Schwester war! Nach meiner Verbannung ging Lorana fort um zu beweisen, dass wir keine Blutsverwandten sind. Auf ihrer langen Suche bemerkte sie, dass sie mein Kind unter ihrem Herzen trug. Umso wichtiger war es den Beweis zu finden, dass wir kein Verbrechen begannen und unsere Liebe legitim ist. In Thal fand sie den Beweis und ihren Halbbruder, der das gleiche Muttermal trägt, wie sie ...- König Bard II. Lorana ist die Prinzessin von Thal und nicht meine Schwester, aber eine würdige Königin für Rohan. Sie ist gütig, stark, gerecht und wunderschön und hat mir diesen strammen Burschen vor wenigen Wochen als Thronfolger geschenkt. Elfwine."

Ich nahm meiner Zukünftigen das Kind ab. Sie hatte Tränen in den Augen und ihre Lippen bebten kaum merklich. Ich lächelte sie an und gab ihr einen flüchtigen Kuss. Er schmeckte salzige – eine Träne stahl sich hinunter.

Ich hob den Thronfolger in die Höhe und präsentierte ihn der Menge. Jubel brach aus und der Ausruf : „Lang lebe der König und die Königin." erklang immer wieder. Meine Brust schwoll vor stolz an und ich lächelte in die Menge. Die Bürger nahmen meine Worte an und akzeptierten meine Erklärung ohne weiteres.

Erst als wir uns in unsere Gemächer zurückziehen konnten, sackte ich vor Erschöpfung und Erleichterung auf unserem Bett zusammen. Lorana setzte sich zu mir und strich über mein Haar. „Du hast das wirklich großartig gemacht Eomer! Du bist der geborene König!" Sie war stolz auf mich, das konnte ich deutlich hören. In solchen Momenten stand mir besonders der Sinn nach fleischlicher Lust, doch unsere Zeit war noch nicht gekommen und ich wollte sie nicht bedrängen oder verunsichern. Schon erstaunlich wie sie mich veränderte. Früher hätte ich keine Rücksicht auf meine Partnerin genommen und mir einfach eine andere Bettgefährtin gesucht. Zugegeben konnte ich den Drang nicht gänzlich abstellen aber ich konnte warten, denn ich erinnere mich nur zu gut, wie der Beischlaf mit Lorana war. Es war eine Wucht und nichts im Vergleich zu all den anderen Frauen.

„Warum grinst du so?" wurde ich zurecht gefragt. Ich packte meine Verlobte und legte sie aufs Bett. „Ich hatte unanständige Gedanken." Ich hatte eine andere Reaktion erwartet, doch stattdessen wurde sie bleich um die Nase. Ich ahnte was der Grund dafür war. „Liebste, ich warte auf dich! Ich bin nicht mehr der Mann, den du darum bitten musst nicht wahllos sich eine Frau zu nehmen! Ich habe mich verändert ... du hast mich verändert und manchmal bin ich mir gar nicht so sicher, ob mir das gefällt..."

„Wieso?" fragte sie mich entsetzt.

Besänftigend strich ich über ihre Wange. „Du hast mich weicher werden lassen... Du bist meine große Liebe und meine größte Schwäche... irgendjemand wird das ausnutzen und dann wird es zu meinem Nachteil sein. Dazu kommt, dass Elfwine ebenfalls eine Schwachstelle von mir ist ... ich bin verwundbar geworden und das ist nicht unbedingt gut." Ich sprach die Wahrheit, auch wenn ich Gefahr lief auf Unverständnis zu stoßen.

„Ich bin stark Eomer und Elfwine wird, so wie du auch, von den Besten trainiert, sobald er dazu im Stande ist! Als Einzelner mag man schwach sein, doch zusammen sind wir stark! Elfwine und ich sind dir kein Klotz am Bein – wir stärken dich als König und Herrscher. Wir sind eine Familie ... du bist nicht mehr der einsame Wolf, der wahllos eine Hündin bespringt und seiner Wege zieht."

Starke Worte von einer beeindruckend starken Frau.

„Du wolltest wissen, warum ich so grinse... ich dachte an unseren Beischlaf und wie unglaublich sich der anfühlte und ich den nie mehr missen möchte! Keine Frau auf dieser Welt vermag mich so zu befriedigen. Du bist alles für mich und das macht mir schlichtweg angst! Ich will meinen wertvollsten Schatz nicht verlieren."

Sie küsste mich hingebungsvoll, es war ein versöhnlicher Kuss. „Hab nur noch ein wenig Geduld mein Schöner, dann beweise ich dir, dass sich das Warten lohnt." Ich glaubte ihr sofort. Doch für den Moment musste ich meine angestaute Lust selbst in die Hand nehmen. Ich entschuldigte mich und ging in das Nachbarzimmer, ich sehnte das Ende der Handarbeit herbei. Lorana gab sich größte Mühe mich zu befriedigen und es fühlte sich gut und richtig an, doch lange nicht so gut wie das vollendete Erlebnis.

Ob ich wollte oder nicht, auf mich wartete eine menge Arbeit und das konnte nicht warten. Doch das ganze würde mit Lorana's Unterstützung deutlich besser und schneller gehen. Sie wuchs an meiner Seite wie eine adlige auf und kannte sich gut aus mit den Pflichten eines Herrscher.

„Ich brauche deine Hilfe." sagte ich zu ihr und reichte meine Hand. Erfreut nahm sie diese an und folgte mir in die goldenen Halle.

Wir arbeiteten bis spät in die Nacht und schafften einiges. „Gut ich bin damit durch... lass uns morgen weiter machen." ich massierte ihre Schultern während ich das sagte. Sie legte die Feder bei Seite und genoss die Entspannung. „Das trifft sich gut ... ich höre schon unseren hungrigen Sohn ... das hat er eindeutig von dir." scherzte sie. Ich löste ihre Verspannungen weiter während sie stillte. „Wenn du damit morgen fertig bist, habe ich eine besondere Bitte an dich." mein Tonfall war ernst aber ein schiefes Lächeln verriet mich. „Womit kann ich dir dienen?" fragte Lorana lachend.

„Plane unsere Hochzeit und die Krönungsfeier." bat ich sie.

Von dem Tag an sah ich sie nur selten und wenn dann versunken in Papieren und eingenommen von Vorbereitungen. Es fühlte sich an wie früher. Wir waren eine Einheit und dennoch hatte jeder für sich zu tun. Abends lagen wir im Bett eng aneinander, doch sie schlief sehr schnell ein.

Ich brauchte meine Freiheiten, doch auf sie wollte ich nicht verzichten .... sie fehlte mir. Ich war wirklich verweichlicht ... das ärgerte mich schon etwas. Ich beschloss an einer Trainingseinheit teilzunehmen um zu schauen in welchem Zustand meine Krieger waren. Es tat gut, wieder ein Schwert in der Hand zu halten und eins mit dem zu werden. Ich verausgabte mich körperlich, doch ich brauchte es. „Ihr habt Zuschauer..." wies mich ein Heeresführer hin. Ich sah mich unauffällig um. Es standen wie immer viele junge Frauen am Rand aber auch Lorana. Ich genoss ihre Aufmerksamkeit und wollte ihr etwas bieten. Ich rammte mein Schwert in den Boden und rief den Männern zu, dass sie sich für die nächste Runde bereit machen sollten. Mein Hemd war voller Schweiß und klebten an meinen Körper, also zog ich es aus. Mit einer Handbewegung verlangte ich nach Wasser, was mir sofort gereicht wurde. In großen Schlucken leerte ich den Humpen. Das Wasser rann mir das Kinn hinunter – auf meine Brust. Währenddessen drehte ich mich zur Menge, so konnte jeder der Anwesenden meine stählernen Muskeln betrachten. Ich beobachtete Lorana, die mich anschmachtete und regelrecht mit ihren Augen verschlang. Nicht nur sie konnte den Blick nicht abwenden, auch andere Weiber zogen mich mit ihren Blicken weiter aus, das war ein netter Nebeneffekt, doch interessierte mich nicht weiter.

Ich hatte also eine Lösung für mich gefunden... wenn ich mich nicht Manns genug fühlte, sollte ich einfach mal zum Schwert greifen, oder mir meine Frau ordentlich vornehmen – doch das war im Moment ausgeschlossen.

Ich forderte die Krieger auf, mich anzugreifen. Jeden Angriff wehrte ich erfolgreich ab und jeder Krieger bekam den kalten Stahl meiner Klinge zu spüren. Natürlich verletzte ich niemanden ernsthaft aber die ein oder andere Schramme wird den Nachwuchs an meine Lektionen erinnern. Und ich erinnerte meine Zukünftige daran, in welchen Mann sie sich verliebte.

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