Kapitel 26

Lorana's Sicht

„Ihr wisst wirklich nicht wer das ist?" fragte mich Arrian skeptisch. Eifrig schüttelte ich den Kopf. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit.

„Das ist Lothiriel – Prinzessin von Dol Amroth ... auf der Suche nach einem Ehemann..." Arrian musste nichts weiter sagen – sofort eilte ich auf meinem Verlobten zu. Kurz bevor ich bei ihm ankam, hielt ich inne um mich zu sammeln und nochmals tief Luft zu holen.

Bei ihm angekommen, räusperte ich mich etwas lauter, um die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Sofort verstummte die Frau und Eomer wand sich um. Er sah erschrocken und auch etwas schuldig aus. Seine Gesprächspartnerin wirkte heiter und bei bester Laune. Mein Verlobter verhielt sich enttäuschend – stumm und sich nicht einen Meter rührend verharrt er. Ich nahm also die Konversation selbst in die Hand.

„Hallo, wir wurden noch nicht einander vorgestellt. Ich bin Lorana, Prinzessin von Thal und die Verlobte von König Eomer. Ihr seid Lothiriel Prinzessin von Dol Amroth – richtig?"

In ihren Augen sah ich, dass ihr der Gedanke nicht gefiel, dass Eomer bereits vergeben war, doch ihr Lächeln blieb. „Ja, das bin ich! Wie kommt es, dass ihr meinen Namen kennt, aber ich euren nicht? Verrückt.,, Es freut mich sehr Eure Bekanntschaft zu machen." sie neigte den Kopf als Zeichen des Respekts – doch ich fürchtete, dass war eher eine Höflichkeitsfloskel ohne Ernst dahinter.

Eomer's Schockstarre löste sich und er zog mich an sich. „Lorana, ich dachte du bist bei unserem Sohn..." fragend sah er mich an. Hatte er vergessen, dass eine fähige Amme mit uns reiste?

„Feria kümmert sich um ihn. Er wird gut versorgt." versicherte ich ihm.

„Also ich würde mein Kind niemals in die Obhut einer Amme übergeben." bemerkte die Prinzessin spitz.

„Ach - wie viele Kinder habt ihr denn?" fragte ich übertrieben höflich.

Eomer hatte nun auch was zu sagen. „Ich freue mich, dass du an meiner Seite bist – Liebes." und gab mir einen Kuss auf die Wange. Siegessicher sah mich Lothiriel an. „Ich fragte Eomer, ob er mir seine Heimat einmal zeigen würde. Ich war noch nie in Rohan und zu Zeiten des Friedens und mit einem Kriegshelden als Reisegefährten, stellt das ja kein Problem dar."

Ich suchte den Blickkontakt zu Eomer ... entschuldigend sah er mich an. „Es spricht nichts dagegen ... nicht wahr Liebes."

„Sicher." sagte ich nur knapp, nahm seine Hand und deutete an zu gehen. Er folgte mir ohne weiteres.

Wir gelangten in einem Garten, da wir bewusst die Stille suchten. Mein Verlobter pflückte eine schöne Blume und steckte sie mir ins Haar.

„Es tut mir leid." sagte er sanft. Seine Hand strich über meinen Rücken und zog mich sanft zu sich heran. Meine Wut kochte über ... schon immer war ich recht temperamentvoll und schon immer eckten Eomer und ich deswegen an.

„Ich bin nicht mehr deine Schwester – Eomer! Es war damals schon unerträglich, dich mit all den Frauen, die dich anschmachteten, zu sehen. Daran hat sich nichts geändert, wie du dir vielleicht vorstellen kannst! Lothiriel hat ganz klare Absichten und dir gefällt ihre Gesellschaft. Was also soll ich deiner Meinung nach tun?"

Auch in ihm loderte es, das spürte ich, doch er beherrschte sich ... vermutlich weil ich recht hatte?!

„Du machst dir zu viele Gedanken meine Schöne! Du siehst Gespenster!"

„Tu das nicht als eine Nichtigkeit ab - Eomer! Ich bin keine deiner hörigen Bettgefährtin! Du kennst mich und es liegt an dir zu entscheiden, ob du mich so nimmst wie ich bin oder nicht! Denn wenn du nicht ohne mit anderen Frauen zu schäkern auskommst, du nicht zu mir stehst ... dann kehre ich nach Thal zurück ... wo man mich liebt, wie ich bin!"

Eomer bebte vor Zorn. „So redest du nicht mit mir Lorana! Bekomme deine grundlose Eifersucht in den Griff oder geh!"

„Grundlos?" echote ich.

Er entfernte sich von mir und starrte mich verständnislos an.

„Eomer du sahst ertappt aus, als ich mich eben zu euch gesellte. Du hast die Sprache verloren und scheinbar auch meinen Namen. Du hast dich lange mit der Hure unterhalten und du hast vergessen zu erwähnen, dass du verlobt bist und wir einen Sohn haben? Du küsst mich vor ihr als wäre ich nach wie vor deine Schwester ... also sag Eomer... habe ich nicht ein bisschen mehr Grund als du behauptest?"

Wütend wand ich mich um und stapfte wenig Damenhaft von dannen. Vor Mir traten Tränen in die Augen und meine Sicht verschwamm. Ich lief in jemanden hinein. „Kommt mit mit mir." hörte ich die Stimme von Lenya. Sie führte mich abseits des Trubels an ein Feuer, an dem soweit ich erkennen konnte ihre Schwester Arrian und die Königin Lyrann standen. Man reichte mir ein Tuch, mit denen ich meine Wangen trocknete.

Mitleidig sahen die Frauen mich an. Sie fragten nicht, ich erzählte einfach was mir auf der Seele lag.

„Ich erahne wie du dich fühlst! Ich habe mich immer vor dem Tag gefürchtet, an dem ich dir begegnen würde..." fragend sah ich Lenya an.

„Ich hatte Angst, dass er mehr für dich empfindet als für mich.... er hatte immer in den höchsten Tönen von dir gesprochen. Da wurde ich eifersüchtig ohne dich zu kennen. Doch ich hatte mehr Glück als du. Du bist eine wunderbare Frau und ich verstehe, warum Legolas in Freundschaft mit dir so verbunden ist. Anders als die Geschichte mit Tauriel ..."

Gerührt von ihren Worten umarmte ich sie fest. „Du bist die perfekte Frau für Legolas und seine einzig wahre Liebe! Du wirst niemals Konkurrenz haben!" beteuerte ich.

Nun begannen alle Frauen in der Runde zu berichten, dass sie alle ähnliche Erfahrungen machen mussten wie ich. Lyrann's Mann schenkte einer alten Freundin sehr viel Aufmerksamkeit, was Lyrann verständlicherweise missfiel. Sie bewältigte diese Hürde mit Stolz und Anmut. Arrian hatte einen ähnlichen Fall, doch sie klärte das mit dem Schwert. Lenya kam am glimpflichsten davon.

Es tat so gut, sich im Kreise von Gleichgesinnten auszutauschen. Arrian wurde ernster und begann ausführlicher von ihrer Reise mit Eomer zu berichten. „Ich habe seinen Schmerz gesehen Lorana. Niemand empfindet so, außer er ist unsterblich verliebt!"

„Sie hat recht!" ertönte Eomer's Stimme aus dem Hintergrund. Erschrocken fuhr ich herum und stand ihm gegenüber. „Ihr entschuldigt ... ich habe mit Lorana noch was vor."

Er nahm meine Hand und führte mich von der Gruppe weg. Er geleitete mich in den Saal und steuerte auf den Ersten, der in unserer Nähe stand zu. Er fügte sich gekonnt in das Gespräch ein und stellte mich als seine Verlobte und zukünftige Königin vor und erzählte stolz von seinem Thronfolger, dem ich ihm gebar. Diesen Prozess wiederholte er bei ausnahmslos jedem der von hohen Rang war. Was wollte er damit bezwecken?

„So nun kennt jeder der Rang und Namen hat in Mittelerde deinen Namen und weiß, dass du zu mir gehörst! Weißt du auch, dass du zu mir gehörst?"

Meine Kehle wurde trocken und ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

„Ich liebe dich Lorana! Du bist die schönste, klügste, humorvollste, kämpferischste, liebevollste Frau auf dieser Welt! Du bist mein Leben Lorana!" Seine Worte besiegelte er mit einem Kuss auf meinen Lippen – einen wahrhaftigen Kuss, keinen flüchtigen – bedeutungslosen.

„Ich liebe dich auch Eomer!" erwiderte ich.

„Deswegen tut es so weh dich mit anderen, schönen Frauen schäkern zu sehen. Du weißt wie es sich anfühlt..." Meine Augen wanderten zu Legolas. Eomer folgte meinem Blick. „Ja ... es hat mich zerrissen!" bestätigte er.

„Ich wollte dir nicht weh tun! Schon gar nicht verleugnen! Ich war einfach so eingenommen von ihr, dass ich mich wie ein Idiot aufgeführt habe. Dafür entschuldige ich mich Lorana!"

Geschlagen und erschöpft von dem Gefühlschaos schmiegte ich mich an seine Brust. Ihm so nah zu sein, war nahezu heilend. Niemals würde ich ihn kampflos aufgeben.

„Nimm sie nicht mit." flehte ich leise. Mein Verlobter drückte mich fester an sich. „Wenn du das so wünscht! Du bist meine Königin, dir werde ich keinen Wunsch abschlagen!"

Eomer versprach Lothiriel in Kenntnis zu setzen, sobald er sie sehen würde.

Gemeinsam und versöhnt gingen wir in unser Gemach, wo Elfwine tief und fest schlief. Feria wachte über ihn. „Danke, du kannst dich ausruhen, wir werden zu Bett gehen. Wir reisen in zwei Tagen ab – nimm dir den Tag morgen frei und sammle deine Kräfte." sagte ich wohlwollend zu ihr. Dankend nahm sie das an, verneigte sich und ging in ihr eigenes Gemach.

Eomer entkleidete sich gänzlich, wie zu jeder Nachtruhe. Ich tat es ihm gleich und schmiegte meinen müden Körper an ihn. Genüsslich grunzte er, als er meinen nackten Körper in seinen Armen hielt. „Das ist das Schönste am ganzen Tag ... dich so nah bei mir zu haben ... deine Nähe tut so gut Liebes." Er sog tief meinen Geruch ein und schloss die Augen. Frech stupste ich in an. Er grinste, denn er wusste ganz genau, was ich von ihm wollte. Er neigte seinen Kopf und küsste mich ausführlich, so wie ich es mochte. „Es ist so schwer dir zu widerstehen...." raunte er und presste sein Becken an meinen Körper. Ich spürte deutlich seine Erregung. Ich war nach wie vor noch nicht in der Verfassung, mit ihm den Beischlaf zu vollziehen und hoffte auf seine Geduld. Eomer erleichterte sich manchmal in meinem Beisein und beteuerte immer wieder, dass er so lange warten würde, bis ich soweit war.

Schnell schlief ich mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Doch dieser Frieden war schnell vorbei als ich bei Sonnenaufgang von Elfwine geweckt wurde und ganz allein im Bett lag.

Wo war Eomer?

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