Kapitel 25

Lorana's Sicht

Mit Tränen in den Augen umarmte ich zum Schluss meinen Bruder, der sich alle Mühe gab gefasst zu wirken. Einzig Eomer fiel der Abschied nicht schwer – sicher er hatte hier auch keinerlei Wurzeln, so wie ich. „Ich komme wieder!" versprach ich dem König und der Königin von Thal.

Königin Lyrann und König Thorin begleiteten uns einen Stück unseres Heimweges. Wir alle strebten das Waldlandreich an, danach würden sich auch unsere Wege trennen. Eomer erstaunte mich immer wieder – er war es, der unbedingt dort nach Legolas und Lenya, sowie ihre Schwester Arrian, sehen wollte, ehe wir geradewegs unsere Heimat aufsuchten.

Jedes mal wenn ich ihn mit seinem Sohn sah, ging mir das Herz auf. Stolz und mit purem Glück in den Augen, war er ein liebender Vater und Verlobter. Er wirkte so friedlich und ausgeglichen, dass übertrug sich direkt auf mich, obwohl ich noch ein wenig Mühe hatte mich in der Mutterrolle einzufühlen. Eomer unterstützte mich wo er nur konnte – selbst das Wickeln übernahm er. Unterwegs begleitete uns eine junge Amme, die gerne in Edoras verweilen wollte, um dort einen Mann kennenzulernen. Sie hieß Feria und war ausgesprochen freundlich zu meinem Liebsten ... ich werde das genau im Auge behalten. Glücklicherweise benahm sich Eomer unauffällig und schenkte ihr nicht sonderlich viel Beachtung, tatsächlich hatte er nur Augen für mich und Elfwine.

Wir brachen auf und ließen Thal hinter uns, den Blick gen Düsterwald gerichtet.

Mein körperlicher Zustand war nicht optimal aber machbar. Eomer musste so schnell wie möglich nach Edoras um seinen rechtmäßigen Thron zu besteigen. Mit ihm begann eine neue Herrschaftslinie und Elfwine würde als sein Erstgeborener ihm auf dem Thron folgen.

Wachen waren am Eingang von Düsterwald postiert. Doch sobald sie Lyrann und Thorin erkannten, wurde deren versteinerten Mienen freundlich und sie geleiteten uns zu den Hallen Thranduils.

Irgendwie kam mir der Düsterwald freundlicher vor als bei meinem letzten Besuch. „Etwas hat sich verändert." murmelte ich vor mir hin.

Einer der Wachen sah mich mit einem Lächeln an. „Ihr habt recht! Mit dem Ende des Krieges und dem überleben der Prinzessin Lenya verschwand die Dunkelheit und die Riesenspinnen, die uns lange Sorgen bereiteten."

Das erklärte so einiges. Erleichtert atmete mein Verlobter auf. „Sie lebt, das ist gut!"

Er erzählte mir von Legolas Verliebtheit für die Elbin namens Lenya. Es war merkwürdig von ihr berichtet zu bekommen ... immerhin war das noch gar nicht so lange her, da der Elbenprinz und ich uns in den Armen lagen. Ich würde nicht sagen, dass das merkwürdige Gefühl von Eifersucht zeugte ... es war einfach nur merkwürdig. Ich war schon sehr gespannt, seine große Liebe kennenzulernen – sie bedeutete ihm immerhin so viel, dass sein Leben davon abhing. Es war schön, dass die zwei sich fanden und unbegrenzte Lebenszeit vor sich hatten ... beneidenswert. Unsterblichkeit hat was für sich aber es kann auch zur Last werden, die man auch erst einmal ertragen musste. Immerzu den Wandel der Zeit und derWelt zu erleben, zu bewältigen ... wird man nicht eines Tages dessen müde?

Solche Gedanken waren überflüssig, würde ich doch niemals mehr als ein Leben leben. Doch ich will verdammt sein, wenn ich das eine, kostbare Leben nicht in vollen Zügen auskosten würde.

Die Sonne drang durch das Blätterdach und machte meinem frohen Gemüt Konkurrenz. Mein Gesicht reckte sich ihr entgegen und mein Sohn, vor mir an die Brust gewickelt, tat es mir gleich. Seine blauen Augen funkelten, solange bis er sie zusammen kniff – ein Nieser. Sofort sah sein Vater nach ihm, er lachte herzhaft, als er Elfwine beobachtete, wie er sich vor seinen eigenen Geräuschen erschreckte.

„Hättest du gerne ein Mädchen gehabt?" fragte mich mein Verlobter.

„Ehrlich gesagt war es mir egal -hauptsache das Kind ist gesund."

„Nun ja... vielleicht wird sein Geschwisterchen ein Mädchen ..." kommentierte er zögerlich.

Ich schmunzelte. Eomer hatte früher einmal im Scherz gesagt, er brauche eine Frau mit gebärfreudigen Becken. Er wolle drei Kinder haben, weil wir zu dritt aufwuchsen.

„Ja vielleicht." erwiderte ich mit einem Schmunzeln und gab ihm zu verstehen, dass ich auch ein oder zwei weitere Kinder haben wollte. Mit diesen Worten machte ich ihn äußerst glücklich. Ich sah ihm das an, obwohl er versuchte sich zu beherrschen.

Endlich erreichen wir die besagten Hallen und schienen mitten in einem Treffen zu platzen.

Elben, Zwerge und Menschen waren vertreten, scheinbar die Herrscher selbst oder deren Vertreter – es war eine wichtige Versammlung.

Unter den Mengen machte ich auch meinen Freund Legolas aus, der auf mich aufmerksam wurde, da Elfwine gerade anfing zu quengeln – er hatte Hunger. Peinlich berührt versuchte ich ihn zu beruhigen, um den Rat nicht zu stören. Schnell erhob sich der Elbenprinz und führte uns Ankömmlinge in einen Nachbarraum und schloss die Tür hinter uns. Bedächtig drehte er sich um und sah mich an – Rührung lag in seinem Blick. Förmlich begrüßte er die Herrscher vom Erebor, bevor er Eomer in eine Umarmung zog und herzlich gratulierte. Lächelnd wand er sich nun zu mir und bereitete seine Arme aus. Freudig kam ich im entgegen und behutsam empfing er mich und Elfwine. Er betrachtete andächtig den jungen Prinzen. „Er ist ein strammer Bursche ... wann hast du entbunden?" fragte er erstaunt.

„Vor knapp zwei Wochen." presste ich zwischen den Zähnen hervor. Die Geburt war schmerzhaft und die Schmerzen hielten lange an ... daran erinnerte ich mich noch zu bildhaft.

Ungläubig sah Legolas erst mich an, dann meinen Verlobten. „Ein strammer Bursche ... ganz der Vater hmm..." Eomer lachte beherzt – er hatte gut Lachen... er musste Elfwine auch nicht aus sich herauspressen.

„Du hast das toll gemacht Lorana." lobte mich mein Freund und gab mit einen Kuss auf die Stirn.

„Ich kann es kaum erwarten, dir meine Verlobte Lenya vorzustellen! Ihr seid euch in vielen Dingen sehr ähnlich." seine Augen leuchteten, als er ihren Namen aussprach.

Seelig lächelte ich ihn an. „Ich freue mich schon sehr darauf." Elfwine begann nun vor Hunger zu schreien.

„Lorana, bleib doch hier mit dem Kleinen und still ihn .... Ich nehme Eomer, Lyrann und Thorin mit zur Ratsversammlung ... komm nach, wenn du soweit bist." Legolas deutete dabei auf eine bequeme Bank und scheuchte die anderen anwesenden aus dem Raum. Ich hätte mir noch einen kurzen Abschiedskuss von Eomer gewünscht, doch so ein Mann war er nicht. Damit müsste ich mich wohl oder übel genommen arrangieren.

Ich machte es mir gemütlich und gab meinen hungrigen Sohn die Brust. Gierig trank er, bis die Quelle versiegte. Als er bemerkte, dass keine Milch mehr kam, reichte ich ihm die andere Brust. Leises Klopfen ließ mich aufschauen. Schnell versuchte ich mit einem Tuch meinen Oberkörper zu bedecken. „Ja..." sagte ich zaghaft.

Feria trat ein, mit einem schönen Kleid auf dem Arm. „Oh da komme ich genau richtig. Ich habe hier was passendes zum Anlass für dich. Ich nehme dir Elfwine ab und hüte ihn, wenn du erlaubst." Ich war ihr sehr dankbar für ihre Unterstützung. Gerne wollte ich an Eomer's Seite als seine Zukünftige präsent sein.

Mein Sohn war fertig und ich machte mich geschwind daran, in das Kleid zu schlüpfen und meine Haare zu richten.

„Du siehst bezaubernd aus." sagte die junge Amme. Aufrichtigkeit lag in ihrer Stimme und ihr Lächeln wirkte echt. Frauen gaben sich doch recht selten Komplimente untereinander – viel zu selten. „Danke!"

Im aufrechten Gang folgte ich den lauten, vielen Stimmen. Die Versammlung war noch im Gange.

Neben Eomer war kein Platz mehr frei. Zur Rechten saß Thorin, zu seiner Linken eine mir unbekannte Frau. Diese Frau war jung – etwas jünger als ich, atemberaubend schön, makellose Haut, haselnussbraunes, hüftlanges Haar, rehbraune Augen. Ihr Lachen, welches ich gerade vernahm, klang melancholisch und machte sie noch schöner. Eomer hielt gerade Augenkontakt mit ihr und strahlte mit dem jungen Ding um die Wette.

Eine Elbin erhob sich, kam auf mich zu: „Zu wem gehört ihr?" fragte sie mich leise. „Ich bin Lorana und gehöre zu Eomer." Mit großen Augen sah mich die schöne Frau an. „kommt mit." und führte mich zu einem Platz neben Legolas. Sie selbst nahm neben mir platz und betrachtete mich eingehend. Ich fühlte mich allmählich unwohl... Eomer saß neben einer unbekannten Frau, mit der ich es nicht aufnehmen konnte und eine andere schöne Frau starrte mich an, als sei ich nicht von dieser Welt.

Die Versammlung wurde für beendet erklärt, nachdem geklärt wurde, welcher Herrscher wo die Ländereien von Sauronanhängern befreiet.

Ich erhob mich, mit der Absicht mich zu Eomer zu gesellen, doch Legolas hielt mich auf.

„Lorana, ich möchte dir meine Verlobte vorstellen.... Lenya" Dabei nahm er die Hand der Elbin die mich zum Platz führte. Sie lächelte mich an und neigte ihren Kopf. Perplex starrte ich sie an ... das also war die Liebe seines Lebens. Ich machte einen Schritt auf sie zu und umarmte sie einfach. Im Moment der Überraschung hielt sie inne, doch dann erwiderte sie die Umarmung. „Ich freue mich dich kennenzulernen." beteuerte ich. „Ja ich freue mich auch sehr!"

Nach anfänglicher Scheu gerieten wir in eine angenehme Plauderei. Eomer behielt ich stets im Auge... er war immer noch mit der Fremden beschäftigt.

„Ah Arrian." riss mich meine Gesprächspartnerin aus den Gedanken. Lenya winkte eine Frau zu sich, der scheinbar der Name gehörte. „Meine Schwester Arrian ... sie hat deinen Verlobten nach Thal begleitet."

Somit wusste Arrian auch gleich wer ich war. „Dann bist du Lorana. Nichts für Ungut aber dein Liebster war ... naja etwas gewöhnungsbedürftig. Doch am Ende kamen wir gut miteinander aus. Wo ist er eigentlich? Ich würde ihn gerne begrüßen." Mit einer Kopfbewegung deutete ich in die Richtung, wo er gerade stand.

„Oh."

kommentierte Arrian nur.

„Oh?" wiederholte ich.

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