Kapitel 21

Eomer's Sicht

Die Erde Bebte und der Vulkan spie sein feuriges Innerstes hinaus. Frodo hatte es geschafft – er hatte uns alle gerettet. Ich schickte ein Stoßgebet an meine Vorväter, sie wachten über uns und das scheinbar sehr gut.

Freude machte sich in meinem Herzen breit, meine Gefährten überlebten, ebenso wie ich – unverletzt. Mordor brach ein und nur wenige Orks gelang die Flucht. Um diese, sowie um die übrigen Anhänger Sauron's werde ich mich kümmern, sobald ich mit Lorana und meinem Kind heimkehrte.

Merry und Pippin stürzten sich auf mich – voller überschwänglicher Freude.

„Eomer – es geht dir gut, Valar sei Dank! Kommt ihr mit mir? Ich muss so schnell wie nur möglich nach Düsterwald ... zu Lenya." drängte der Elb Legolas.

Enttäuscht blickten mich die beiden Hobbits an. Müde von den Anstrengungen lächelte ich besänftigend. Sie wollten mir das Auenland zeigen und mich dann nach Rohan begleiten... sie hatten so viele Pläne mit mir.

„Ich muss mit Legolas aufbrechen, es wird Zeit meine Geliebte nach Hause zu holen." sie verstanden meinen Einwand und ließen mich nach einer kurzen Umarmung gewähren. Aragorn selbst überreichte mir ein Pferd und wünschte mir eine gute Reise. „Ich würde mich freuen, wenn der König und die Königin Rohans meiner Krönung beiwohnen würden." sagte er zum Abschied mit einem Zwinkern. Der Elb verabschiedete sich von dem zukünftigen Herrscher Gondor's und seinem wertvollsten Freund. Sie standen sich sehr nah und der Abschied fiel ihm schwer – nur zu gern hätte er ihn auf seinem weiteren Weg zum Thron begleitet ... doch sein Herz sehnte sich ebenso wie meines nach der Frau, die er so sehr liebte.

Galoppierend eilten wir auf einem tagelangen Ritt gen Norden.

In den weiten Ländereien war es erstaunlich ruhig, doch trauen konnte ich den Frieden nicht. Saurons Anhänger würden sich zunächst verstecken, ihre Kräfte sammeln und eines Tages die im Frieden lebenden Ländereien überfallen.

Jeden Tag der verging und jeden Meter den ich Lorana näher kam, wuchs meine Sorge. Niemand wusste, ob sie lebte, niemand wusste, wie es um sie und das Kind stand. Genauso ungewiss – fand sie den endgültigen Beweis, dass wir nicht Bruder und Schwester waren?

Legolas war ein guter Wegbegleiter. Er kannte Abkürzungen, die uns schneller an unser Ziel führen würden. Genauso fand er immer die richtigen Worten um mein Gemüt zu beruhigen. Meine Miene war versteinert und verriet nichts von meinen Gefühlen, doch er musste sie erahnen.

Langsam konnte ich Lorana verstehen, weshalb sie sich an der Seite des Elben wohl und geborgen fühlte ... er war verständnisvoll und einfühlsam – all dass was nicht meine besten Eigenschaften waren. Ich hatte eine andere Art um meine Liebe zu zeigen.Würde das meiner Frau genügen?

„In wenigen Tagen werden wir den Düsterwald erreichen ... lass mich nur einmal nach meiner Liebsten schauen und ich werde dich auf direktem Wege nach Thal führen." begann der Elb das Gespräch am Feuer.

Ich musste unweigerlich laut los lachen über die Ironie.

„Sieh uns an Prinz! Wir haben Kriege und Schlachten Seite an Seite geführt und den Tot so oft in die Augen geblickt. Nichts hat uns in die Knie gezwängt, doch die Liebe einer Frau entscheidet über unser Leben oder unseren Tod...."

Mein Begleiter lachte ebenfalls laut los – scheinbar mir zustimmend. Damit fing ein Gespräch an, wo die Vergangenheit gründlich ausgewertet wurde.

Geweckt wurden wir ziemlich unsanft von einer Schar Elben die eilig zu Pferd auf uns zu galoppierten.

„Prinz Legolas!" rief eine aschblonde Elbin und sprang galant vom Pferd, noch ehe es zu stehen kam.

Mein Weggefährte sprang überrascht auf. Den Ausdruck in seinem Gesicht werde ich nie mehr vergessen – Angst, die ich noch nie bei ihm gesehen hatte - nicht einmal in den letzten Wochen.

„Arrian, ist was mit Lenya?" fragte er ernst und eindringlich.

„Sie ist schwer verletzt. Du musst zu ihr – sie braucht dich!"

Mit großen Augen sah er mich an. „Eomer, ich muss zu ihr!" verständnisvoll nickte ich und entließ ihn mit meinem Segen.

Legolas ging zu der Elbin und sprach in leisem Ton mit ihr. Es fand ein heftiger Wortwechsel statt, den der Prinz harsch beendete. Gemeinsam mit ihr kam er auf mich zu. „Eomer, das ist Arrian, sie ist die Botschafterin und reist öfter zum Erebor. Keiner kennt so gut den Weg wie sie. Sie wird dich auf dem schnellsten Wege nach Thal bringen. Ich hoffe wir sehen uns bald und wohl auf wieder, mein Freund!" Der Prinz legte eine Hand auf meine Schulter zum Abschied. Mit den Worten: „Ich hoffe dass Lenya alles übersteht und ihr eine glückliche Zukunft miteinander habt! Wir sehen uns wieder, mein Freund!"

Der Prinz stieg auf sein Ross und eilte von dannen zur Rettung seiner Geliebten – wie in einem Märchen. Doch keiner liest zwischen den Zeilen bei den Märchen, wie viel Kummer und Leid die Figuren ertragen mussten, bis sie dann vielleicht ein glückliches Ende hatten ...

„Herr Eomer brechen wir auf?" fragte mich Arrian ein wenig mürrisch. Ich nickte und fragte beiläufig: „Was ist mit Lenya?"

Sie saß auf ihr Pferd auf. „Meine Schwester rettete mir das Leben und ist nun dem Tode näher als dem Leben...." Tränen stiegen in ihre Augen und sie verstummte.

Eine Weile ritten wir so nebenher. Ich war nicht geschickt was trösten anging und so beließ ich es beim Schweigen.

„Was führt euch nach Thal?" fragte mich meine neue Begleiterin. Ich biss die Zähne zusammen. Sie war eine Fremde und ich hatte nicht das Bedürfnis sie über meine und Lorana's Verhältnisse aufzuklären. „Persönliche Angelegenheit! Wie lange brauchen wir noch bis nach Thal?"

„In dem Tempo – 3 Tage." bekam ich als knappe Antwort.

„Dann sollten wir schneller reiten – ich habe es eilig!"

„Das soll mir recht sein, umso schneller komme ich wieder nach Hause, zu meiner Schwester und meinem Mann!" raunte sie rüber und spornte ihr Pferd an.

Solange wir den Weg vor uns erkennen konnten, ritten wir weiter gen Thal. Die Elbin war hart im Nehmen, jammerte nicht und hielt durch ohne mit der Wimper zu zucken.

Erschöpft ruhten wir uns aus, aßen und schliefen am Feuer.

„Aufstehen, wir brechen auf!" weckte mich die Stimmer von Arrian. Es verfehlte seine Wirkung nicht – ich war hellwach. Verwirrt schaute ich um mich – es war noch dunkel.

„Wir essen, machen die Pferde fertig und dann wird auch schon die Sonne aufgehen. Ihr habt es doch eilig – oder nicht?" Zustimmend nickte ich und machte mich fertig um ihr bei den Vorbereitungen zu helfen.

Lange folgten wir einen Weg, doch an einer Gabelung schlug Arrian den unwegsamen Pfad ein. Sie schien meinen fragenden Blick zu bemerken: „Das ist eine Abkürzung." sagte sie knapp.

Wir ritten den ganzen Tag bis Sonnenuntergang, ohne Pause und schweigend. Erneut am Feuer sitzend brach ich das Schweigen und erzählte meiner Begleitung den Grund meiner weiten Reise.

Aufmerksam hörte Arrian mir zu und ließ mich ohne Unterbrechung berichten. Frauen waren wohl im allgemeinen neugierige Wesen, egal ob Mensch oder Elb. Doch sie schienen auch sehr redselig zu sein. Ohne dass ich sie fragte, schüttete sie mir ihr Herz aus, als meine Geschichte endete.

„Mein Mann und ich waren mit Lenya gerade auf dem Weg zum Düsterwald... Haldir und ich hatten in Lothlorien geheiratet nachdem er verwundet von der Schlacht um Helms Klamm wiederkam und wollten zurück zum Düsterwald. Meine Schwester und ich durften Herrführer Legolas nur bis Lothlorien begleiten ... er hatte wohl zu viel Angst um Lenya ... nach der Geschichte mit dem Balrok...."

Arrian war nicht mehr zu bremsen, sie erzählte mir so gut wie alles von dem Ringkrieg wie sie ihn erlebte, von ihrem Mann Haldir und ihrer Schwester.

Scheinbar wurden die drei auf dem Weg zum Düsterwald von Sauronanhänger aus dem Hinterhalt überfallen. Lenya wehrte einen hinterlistigen Angriff auf ihre Schwester ab und wurde dabei selbst schwer verletzt. Die Wunde selbst war nicht das Problem, sondern das Gift an der Klinge. Da es schlecht um sie stand, entschied sich Arrian - Legolas zu holen, seine Liebe zu ihr würde Lenya stärken und hoffentlich überleben lassen.

„Morgen werden wir in Thal ankommen ... Sorge steht in euer Gesicht Hauptmann!" bemerkte meine Begleitung abschließend. Stumm nickte ich und wand ihr den Rücken zu, um zu schlafen. Lange mied mich der Schlaf, stattdessen kreisten meine Gedanken um Lorana. Irgendwann schlief ich vor Erschöpfung ein und träumte merkwürdiges ... meine Träume zeigten meine Vergangenheit ... wie ich mit meinen Schwestern spielte. Ich war ein richtiger Lausebub, bewarf die Mädchen mit Dreck und hänselte sie. Dann blieb Lorana stehen, starrte mir mit ihren schönen blauen Augen direkt in meine Seele. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als der Traum abrupt endete.

Mein Herz schlug wild, auf dem letzten Ritt nach Thal ... endlich würde ich sie wiedersehen, es wird Zeit ... ich werde noch verrückt ohne sie.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top