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Nachdem ich mit Chopa noch eine gefühlte Ewigkeit am Boden lag und rumalberte, stand ich endlich auf und stellte meinen Koffer in das Zimmer.

Ich packte garnicht aus, sondern tollte mit meinem Hund die Treppen nach unten und direkt in die Küche.
Meine Oma deckte schon den Tisch und ich half ihr noch bei den restlichen Sachen.

"Du hattest sehr Heimweh, hm?", fing meine Oma das Gespräch beim Esstisch an und ich nickte.
"Unter anderen", fügte ich aber noch hinzu und neugierig sah sie mich an.
"Zum Beispiel?".
Ich räusperte mich, trank kurz einen Schluck und seufzte dann.
"Gewisse Personen trieben mich in den Wahnsinn und das wollte ich nicht länger", antwortete ich nur und meine Oma sah mich mitleidig an.

"Du warst schon immer sehr sensibel, Jungkook. Aber immerhin bist du jetzt wieder in Busan. Schule fängt für dich ab nächsten Monat an, also hast du noch eine Woche frei", informierte sie mich, wechselte daher das Thema und ich war ihr dankbar dafür.

"Ich freu mich wieder hier zu sein. Ich werde nach dem Aufräumen sowieso sofort zu Mom und meinem besten Freund sehen", meinte ich und meine Oma lächelte mir gutmütig zu.

Ich half ihr schließlich noch mit dem Abspülen, schnappte mir dann eine leichte Jacke, da es draußen immer wärmer wurde und kramte auch schon nach der Leine von Chopa.

Ich verabschiedete mich und schon war ich aus dem Haus und ging Richtung Friedhof.
Zum Glück lag Yoongis Zuhause gleich auf dem Weg und somit musste ich nicht ewig herumrennen.
Mein Wohnort von Busan war relativ klein, also konnte ich Chopa auch ein paar mal von der Leine lassen, ohne Angst zu haben, dass das nächste Auto ihn überollen würde.

Ich bog zum dem bäumebedeckten Friedhof ein und war gottseidank alleine hier.
Neue Gräber waren zusehen und von Weitem erblicke ich auch schon das meiner Mutter.
Ich stand schließlich davor, bückte mich zu dem Grundstein runter und atmete die frische Luft ein.

"Hey Mom", sprach ich ganz leise und betrachtete ihr Sterbebild.
"Ich vermisse dich..", murmelte ich weiter und setzte mich nun einfach auf die Pflastersteine.
Chopa tat es mir gleich und somit starrten wir beide kurze Zeit einfach nur auf das Grab.

"Du hast sicher alles mitbekommen, was passiert ist, oder?", flüsterte ich weiter und sah dann zum Himmel hinauf.

"Findest du es schlimm, dass ich meinen Stiefbruder liebe? Findest du es schlimm, dass ich schwul bin? Ich wünschte, du könntest bei mir sein und mir helfen, denn ich kenn mich selbst kaum mehr. Ich weiß nicht, wohin mit meinen ganzen Gefühlen... Aber ich glaube, dass es gut ist, dass ich nun wieder in Busan bin. Vielleicht bekomme ich hier endlich wieder einen klaren Kopf", erzählt ich einfach vor mich hin und plötzlich nahm ich wahr, wie die Bäume über mir rauschten.

Ein warmer Windzug strich an mir vorbei und Chopa bellte einmal auf, woraufhin ich zu dem Sterbebild meiner Mutter sah.

Ich war keineswegs abergläubisch... doch irgendwie fühlte ich etwas ganz bestimmtes...

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