Chapter 23

Ich begann auf meiner Unterlippe rumzukauen und spielte nervös mit meinen Händen herum. Von der jubelnden Masse vor mir, wich mein Blick immer wieder auf die schwarze und vor allem offen stehende Tasche vor mir ab. Ich merkte wie mein Herz immer schneller wurde und ich nur noch mit meinen Gedanken am Ringen war. Langsam näherte sich meine zitternde Hand dem Reißverschluss und ich sah wie sich mein Gesicht im inneren, an der glänzenden Oberfläche, widerspiegelte.

"...hamkkeramyeon urin haenael su isseo
chamgo gyeondil su isseo
Together with you and me
hamkkeramyeon urin chaeul su isseo
modu aneul su isseo
Finally happy end..."

Begannen alle im Einklang vor der Bühne zu singen und ich schreckte zurück. Ich sah wie sich die anderen an den Rand der Bühne hinsetzten und den Klängen von Taeyong und Doyoung lauschten. Dieser hatte sich freiwillig gemeldet den Gesangspart zu übernehmen, weshalb Tae sich darum keine weiteren Sorgen machen musste. Meine Augen blieben an einem Schwarzhaarigem Asiaten in der ersten Reihe hängen, welcher nicht die performenden Idole vor ihm betrachtete sondern, das unsichere Mädchen hinter dem schwarzen Vorhang. Unsere Blicke kreuzten sich und ich zog meine Hand wieder von der Tasche weg und als ich mich gerade wieder nach ihm umsah war er weg. Suchend machte ich einige Schritte vorwärts, zu dem weichen Stoff hin, welcher einen kleinen aber ausreichenden Spalt freigab.

"Was machst du denn da?!" Zischte eine leise aber dennoch tiefe Männerstimme hinter mir und ich schreckte ein weiteres Mal zurück. Ich zog den Stoff hinter mir zusammen und drehte mich um, doch er stand weit weg, sehr weit weg. "Jetzt ist die perfekte Chance, worauf wartest du denn noch?!" Meinte Youngbin und zog seine Augenbrauen in die Höhe. Meine Blickte kreisten im Raum umher und ich suchte nach etwas, was es jedoch war, wusste ich selbst nicht. "Ich..ich wollte nur..." Stotterte meine Wenigkeit dem älteren zu und endete letztendlich in einem Verstummen meinerseits. "Was wolltest du?" Fragte er mit einem warnenden Unterton in seiner Stimme. Ich ließ den Vorhang hinter mir los und setzte zu meinen nähernden Schritten an. Einmal hob ich noch mein Kopf als ich vor der Tasche ankam und schaute zu dem älteren hin, welcher nicht den Anschein vermittelte von seinem Vorhaben abzulassen. Ein kurzer Blick aus dem Augenwinkel zu der Bühne hin verbrachte ich noch und schon griff meine Hand nach dem iPhone aus Taeyong's Tasche.

Es landete in meiner Hosentasche, als gerade die ersten hinter die Bühne traten und durch den Vorhand schritten. "Huh! Geschafft." Rief Yuta und stützte sich auf seinen Oberschenkeln ab. Taeil klopfte ihm stolz auf den Rücken, als ein leises Türschließen zu vernehmen war, was jedoch von dem Japaner übertönte wurde, da er dem älteren lachend durch die Haare wuschelte. Schmunzelnd ging er an mir vorbei und griff nach einer der vollen, kühlen Wasserflaschen hinter mir. "Gute Arbeit Jungs," lächelte ich in die Runde und bekam ein glückliches Schmunzeln von Jaehyun zurück. "Dann lasst uns mal verschwinden Leute!" Schnaufte mein Bruder und griff nach der schwarzen Tasche neben mir, wobei er mich skeptisch musterte. Die anderen stimmten mit ein und drehten mir bereits den Rücken zu als ich nach der Schulter meines Bruders griff. "Hier! Vergiss dein Handy nicht." Sagte ich zu ihm und hielt ihm das silberne Smartphone entgegen. Überrascht schaute er auf das Handy, dann auf den zur Hälfte offen stehenden Reißverschluss seiner Tasche und dann wieder zu mir. Dankend nahm er es an und ließ es sobald in seiner Hose verschwinden. Was er jedoch nicht wusste, es war meins.

Die ersten machten sich auf den Weg zum Hotel, um sich abzuduschen oder einfach nur zu schlafen. "Du bist ja am zittern," meinte Jaehyun feststellend als er sich neben mich hinstellte und legte mir besorgt eine Hand auf die Schulter. Total im Gedanken versunken schaute ich auf und stimmte ihm nickend zu. "Anscheinend," murmelte ich vor mich hin und probierte meine Hände zu kontrollieren. Vergeblich. "Hier," sagte er und legte mir seine Jacke um. Überrumpelt nahm ich sie an und hielt mir mit einer Hand das viel zu große Stück Stoff am Kragen zu, um den durchdringenden Wind abzublocken. "Taemin! Kommst du mal eben?!" Schrie ein in der Ferne, mit seinen Händen wedelnder, Youngbin über den halb vollen Platz. Fragend drehten sich alle Köpfe zu mir, doch ich blendete sie aus.

Nur ein Gesicht verließ meine Gedanken nicht mehr, und zwar das unsichere und unwissende Gesicht von WinWin, welcher seinen Mund gehalten hatte. Tatsächlich war ich ihm dankbar dafür, jedoch auch etwas frustriert. Seine Loyalität war unumstritten, doch etwas in mir war auch enttäuscht darüber wie sehr man ihm anscheinend vertrauen konnte. "Da bist du ja...hast du es?" Fragte der Schwarzhaarige mich, nachdem er uns zusammen hinter den Stand zog. Mit immer noch zittrigen Händen zog ich das Handy aus meiner Hosentasche und hielt es ihm hin. Ein breites Grinsen machte sich in Youngbin's Gesicht breit und er drückte es gegen mich. "Nah dann, leg los!" Meinte er und schubste mich wieder etwas um den Stand herum. Zögernd entsperrte ich es, ging auf die App und richtete die Kamera auf mich selbst. Nervös streckte ich meinen Arm aus und probierte nicht gleich wieder abzubrechen. Mein gesamter Körper stand unter Hochspannung, so etwas hatte ich noch nie zuvor erlebt. Es fiel mir schwer diesen elektronischen Kasten in meiner Hand festzuhalten, da meine gesamten Handflächen von Angstschweiß überseht waren. Einige Zentimeter trennten mich noch von dem Live Button, als mir das Handy fast aus der Hand rutschte. Mit meiner anderen Hand fing ich es jedoch noch gerade so auf, was Jaehyun's Jacke aber zu Boden fallen ließ.

"Ya! Albere nicht rum!" Pöbelte Youngbin hinter mir herum. Ich richtete es wieder auf mich und betrachtete mich auf dem Display der Innenkamera. Was ich dort sah frustrierte mich, denn es war nicht das starke Mädchen, was ich immer probierte zu sein. Was ich den Leuten probierte vorzumachen. Es war meine innere Angst, die ich immer versucht hatte zu verstecken und zu unterdrücken, denn ich wollte es niemandem zeigen. Niemandem zeigen, wie schwach ich in Wirklichkeit war. Nur noch einige Millimeter trennten mich von dem blauen Button als mich etwas unterbrach.

Dieses 'etwas' war ein jemand, besser gesagt, es war Taeyong der zu mir sprach. "Taemin nicht!" Rief er und rannte zusammen mit WinWin zu mir hin. Er griff nach seinem Handy und schaute mir in die Augen. Braune Augen trafen auf noch dunklere. Seine gaben mir nicht den geringsten Funken an Emotion, geschweige denn Auskunft über die Gedanken die nun in seinem Kopf herrschten. Er drehte sich zu dem Jungen hinter mir um und dann konnte ich es plötzlich doch, ich konnte seine Emotionen deuten. Es war Wut, er war wütend, blinde, nicht einschätzbare Wut durchlief ihn. "Was suchst du denn hier?" Hauchte Younbin ungläubig vor sich hin und setzte einen Schritt zurück. "Hätte WinWin nicht mit der Sprache rausgerückt, würde ich jetzt garnicht hier stehen." Redete mein Bruder wild drauf los und kam dem, seinerseits, jüngeren näher. Geistesgegenwärtig drehte ich abrupt mein Kopf zu dem Chinesen um, welcher kurz mit seinem Kopf nickte und dann sich wieder dem Geschehen zudrehte. Ein leichtes, kaum sehbares Lächeln huschte über meine Lippen und das nur, wegen dieser unbedeutenden Geste des einpaar Monate jüngeren. "Du suchst dir wohl lieber schnell eine andere Beschäftigung Kang Youngbin. Oder dich wird eine Anzeige wegen Belästigung, Anstiftung, Erpressung..und was du nicht sonst noch alles gemacht hast erwarten, hast du mich da verstanden?" Zischte der Pinkhaarige und trat gefährlich nahe an den Schwarzhaarigen heran. Dieser nickte und taumelte daraufhin weitere Schritte nach hinten. "Nah gut, dann...verschwinde!" Rief Taeyong und wir schauten dem rennenden Asiaten hinterher.

Mein Bruder drehte sich wieder zu uns um und dann war seine Miene plötzlich eine andere. Wieder nicht einzuordnen. "Ich glaube, dass gehört dir," meinte er und hielt mir mein Handy hin. Still nahm ich es an und verbeugte mich vor den beiden. Der Älteste drehte sich zu seinem Freund/Kollegen hin und legte ihm eine Hand auf seine Schulter. "Hey, geh bitte schonmal zu den anderen und sag ihnen, dass alles in Ordnung sei. Ich möchte noch kurz etwas mit Frau.Lee besprechen." Der Jüngere nickte und war daraufhin auch schon verschwunden. Ängstlich wandte ich mich dem größeren zu und wagte es nicht einmal mein Kopf zu heben. "Schau mich bitte an Taemin," sprach mein Gegenüber und ich hob mein Blick. "F-Frau. Lee?" Stotterte ich enttäuscht und unterdrückte mir eine Träne. Weshalb ich weinen wollte wusste ich nicht. Es lag höchstwahrscheinlich an der Gesamtsituation, durch die unerwartete Hilfe meines Bruder, der Loyalität von Si Cheng, einfach wegen meiner eigenen Dummheit. Und größtenteils wegen meiner Unfähigkeit, mit anderen über meine Problem zu sprechen, dadurch hätte ich fast einen riesigen Fehler begangen, welchen ich nicht mehr hätte rückgängig machen können.

"Taemin willst du mit mir darüber reden?" Fragte Taeyong sanft und legte seine Hand an meinen äußeren Oberarm. Ich schüttelte mein Kopf. Ein lauter Seufzer verließ die Kehle meines Bruders und er schloss seine Augen. "Verzeih mir bitte." Flüsterte ich nicht verständlich und senkte meinen Blick wieder auf meine Hände. Seine Lider öffneten sich schlagartig und eine zweite Hand legte sich an meinen anderen Arm. Er zog mich ein kleinen wenig zu ihm hin und dann sog ich sofortig Luft durch meinen Mund ein. Ein hauchzarter und kaum spürbarer Kuss landete auf meinem Haaransatz und ein weiterer, noch viel leiserer, Seufzer verließ meinen Bruder. Eine Träne tropfte zu Boden.

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