84. Das Vermächtnis
Just one more time before I go
I'll let you know
That all this time I've been afraid
Wouldn't let it show
Nobody can save me now, no
Nobody can save me now
Stars are only be visible in darkness,
Fear is ever-changing and evolving
And I, I can poison these eyes
And I, I feel so alive!
-Imagine Dragons, Battle Cry
Wen lasse ich zu mir rufen? Sie haben mir ein letztes Gespräch gewährt, bevor die mich in die Verdammnis bringen lassen... Ein letztes Wort, bevor ich vergessen werde. Ich werde in der Hitze und in der Dunkelheit verrotten, bis nur noch verbrannte Knochen an mich erinnern. Ravan versuchte nicht, die Bitterkeit in seinen Gedanken zu unterdrücken. Resigniert riss er an seinen Ketten, der Stahl klirrte leise.
Um ihn herum gähnte die Dunkelheit. Die Cerebras hatten ihn nicht zurück in die Zelle gegenüber von dem Dieb gebracht, aus der er gekommen war. Stattdessen durfte er nun in einer kleinen, finsteren Zelle, tief unter der Festung, ein finsteres Dasein fristen. Sie hatten ihn festgekettet, schwere Stahlringe um seinen Hals, seine Handgelenke und seine Fußgelenke. Die Feuchtigkeit des schmutzigen Strohs unter ihm zog in seine Knochen hinauf und erfüllte ihn mit einer widerlichen, schüttelnden Kälte, die sich tief in seiner Brust einnistete und ihn nicht mehr losließ. Das wird das Gute sein an Valur. Es ist immer warm. So warm, dass es einem das Haar von der Brust sengt, so glühend, dass man für immer tanzt, um seine Fußsohlen von dem Steinfeuer zu schützen. Das einzige Licht fiel von der schummrigen Fackel durch das winzig evergitterte Fenster hinein, und kaum jemals verirrte sich ein Wachmann dort hinab. Der Kerkermeister war mürrisch und unfreundlich, und seine einzigen Gesprächspartner waren die Mäuse, die in den dunklen Ecken hausten. Oder ich kann mit mir selbst reden. Ich gebe wenigstens intelligente Antworten. Morgen würde Sekander Castillo ihn höchstpersönlich nach Valur geleiten, damit ihn die Hitze dort auffraß.
Damit ich dort auf ewig meine Sünden bereuen kann. Welch eine altmodische Vorstellung von Bestrafung. Missmutig stach er mit seinem Finger in den undefinierbaren Matsch, der den felsigen Fußboden bedeckte. Feuchtigkeit,ewiges Schwimmen in einem Käfig im Meer, bis das Wasser einen auflöst, während die Sonne Mund und Nase mit Salz verklebt, das wäre einfallsreich. Feuer und Dunkelheit? Beinahe langweilig.
Der schwarzbraune Dreck unter seinem Fingernagel roch widerlich, und er kratzte ihn mit einem Strohhalm wieder hervor. In Valur verbrennt Scheiße bestimmt, sobald sie den Boden erreicht. Alles verbrennt, sobald es Valur betritt. Warum musste Komarov auch einen Fehler machen, einen Fehler mit solchen Folgen? Wenn er Erfolg gehabt hätte, wäre in wenigen Tagen ein Krieg ausgebrochen, gegen die die Rebellion der Menschen gegen die Elfen wie eine Schlammschlacht ausgesehen hätte. Darquir würde in Blut schwimmen, und Crusadia in Gold. Ich wäre berühmt geworden und die Anführer hätten mir den Arsch geküsst, wenn ich es von ihnen verlangt hätte. Ich wäre der König der Bruderschaft gewesen... Aber nur ein Wort zum falschen Mann, und alle Träume verschwinden wie Schnee im Sommer. So wie ich verschwinden werde.
Nacheinander ging er seine Verbündeten durch. Fury hat mich verraten, die anderen Anführer haben mich noch tiefer in den Dreck geritten, Raybeau ist tot, Komarov ebenfalls, und Bastard ist aus der Stadt verschwunden, kaum dass der Königsmörder scheiterte, so wie ich ihn kenne. Er wird nicht so dumm sein, und sich erwischt haben lassen. Alle anderen ja, aber nicht er. Und so, wie wir auseinander gegangen sind, ist es auch kein Wunder, dass er mich nicht rettet. Nun, soll er doch zu den Höllen fahren, so wie ich auch. Es gibt niemanden, mit dem ich noch reden könnte... Den ich dazu bringen könnte, mir einen letzten Gefallen zu tun...
Er stutzte. Es gibt doch noch jemanden... Mit einem zufriedenen Grinsen rief er nach dem Kerkermeister und nannte den Namen. Dann lehnte er sich zurück und wartete.
Ascendra Slayer schritt in die Zelle, als würde sie und die gesamte Welt ihr gehören. Sie war schlank und jung, sicher fünf Jahre jünger als Ravan, doch ihre grünen Augen, dunkel umrandet wie die Marionne Laroux', zeigten eine unheimliche Intelligenz, die ihm sagte, dass sie sich näher am Wolf befand als er, ja sogar näher als Stanraer. Ich darf sie nicht unterschätzen, niemals, dachte er, doch dann fiel ihm ein, dass es egal war, was er von ihr hielt. Er würde nicht erfahren, was sie wirklich tun würde.
Ihre dunkelbraunen Haare waren zu einem unordentlichen Knoten gebunden. Ihre Kleidung war ungewöhnlich, ein fließendes dunkles Kleid, zusammengehalten durch goldene Spangen, darüber einen dünnen seidenen Mantel in Magenta und Gold. Statt den dazu passenden Sandalen trug sie jedoch grobe Lederstiefel mit Absätzen. In ihrem linken Nasenflügel blitzte ein goldener Ring im fahlen Schein der Kerze.
„Master Darnovey", sagte sie und versank in einem tiefen Knicks. Obwohl sie sogar die Augen niederschlug, hatte die Verbeugung nicht die unterwürfige Ausstrahlung, die sie haben sollte. Ihr spöttischer Tonfall machte die Geste zunichte.
Ravan wedelte mit der Hand, die Ketten klirrten. „Miss Slayer, das ist nicht nötig. Ich sitze in einem Haufen schmutzigen Stroh und werde ab morgen die Sonne nicht mehr sehen. Von dem gefürchteten Anführer der Virrey bin ich weiter entfernt denn je."
Slayer kicherte und stellte sich gerader hin. „Ihr ließt nach mir rufen. Mir kam zu Ohren, dass Ihr einen letzten Menschen sehen könnt, bevor Ihr in die Hölle geschickt werdet, und das bin ganz offensichtlich ich. Ihr hättet nach jedem verlangen können. Nach dem König, nach einem der Anführer, nach einem Verbündeten... Warum also nach mir?" Ihr Tonfall wechselte von verspielt zu tief argwöhnisch.
Ravan war beinahe beeindruckt. Sie hat wirklich das Zeug zu einem würdigen Vermächtnis. „Miss Slayer, ihr seid eine der Alphas in meinem Kartell. Warum sollte ich Euch nicht rufen?"
Sie bedachte ihn mit einem zweifelnden Blick.
Er schnaubte und zuckte mit den Schultern. „Ihr habt recht, ich werde es Euch erklären. Wie Ihr wisst, werdet ihr zur neuen Anführerin des Kartells. Vielleicht fragt Ihr Euch auch, warum gerade Ihr und nicht Berenguar, Crownsley oder Ashmark mein Erbe antreten soll. Nun, es ist einfach. Die Anführer würden die Wahl eines neuen Anführers beeinflussen, damit genau derjenige siegt, den sie auf dem Thron der Virrey sehen wollen. Bei meinem Kartell seid Ihr es. Ebenso ist es mit Salazar, der die Nachfolge von De Oros kurzer Herrschaft antreten wird, oder Minaloa, der im Falle von Miss Ithakeas Ableben an ihre Stelle treten würde, Marecanto Falcony statt Sal und Astray statt Stanraer. Wenn Berenguar die Oberhand gewinnt, lässt Maura vielleicht einen ihrer Männer auf sein Rudel los. Wenn Crownsley die Macht gewinnt, wird er vielleicht durch Stanraers Hand sterben. Sie wollen, dass Ihr die Anführerin der Virrey werdet. Ich würde es nicht wollen."
„Warum nicht?" Ihre Stimme klang süffisant.
Er seufzte. „Ihr seid skrupellos, habt einen Ruf zum Wahnsinn und schert Euch nicht um Verluste. Wenn ich Euch nur etwas mehr Macht einräumen würde als Euch zusteht, würdet Ihr mein Kartell unter Euer Kommando bringen. Ihr habt das, was ich habe, Charme, Schönheit und den nötigen Willen, über Leichen zu gehen, und alle, die so sind wie ich, sind eine Gefahr für mich."
Slayer starrte ihn an.
„Das war ein Kompliment."
Sie lächelte gefährlich. „Danke."
„Obwohl ich Euch nicht ausstehen kann, seid Ihr die neue Anführerin der Virrey, so ungern ich es hinnehme. Aber andererseits hat es nicht mehr zu interessieren, schließlich werde ich in der Dunkelheit verrecken."
Sie machte den Eindruck, als würde sie zu gerne zusehen, wie er am lebendigen Leibe verbrannte. Miststück. „Aber das bedeutet nicht, dass ich einfach so aufgebe. Ich habe nicht vor, einfach unterzugehen, ohne vorher den anderen das verdammte Leben zur Höllezu machen."
Ascendra schien zu ahnen, was er von ihr wollte. „Ich lasse mich nicht benutzen", sagte sie kalt.
Ravan lächelte beruhigend. „Ihr werdet nicht benutzt, wenn Ihr es auch wollt."
„Was sollte denn in unser beider Interesse sein, was den anderen schaden würde? Ich mag Euch, ich bewundere Euch und Eure Pläne. Doch das einzige, was mich etwas störte, war eure Zurückhaltung."
Ravan zog die Augenbrauen hoch. Sie ist in der Tat eine Katastrophe. Sie wird tun, was ich verlange, und es wird ihr furchtbaren Spaß machen. Gut, dass ich nicht mit den Konsequenzen ihres Handelns leben muss. „Miss Slayer, ich bin beeindruckt von Eurer Definition von Zurückhaltung."
Sie lächelte selbstgefällig. „Nicht jeder hat meine Ansicht zur Welt. Also nun, was wollt Ihr?"
Mein großer Auftritt. Ravan fühlte sich an sein Gespräch mit Bastard erinnert, damals in der Taverne in Amostown. Damals, als ich mich auf den Weg machte, um einen König zu töten. Das Schicksal hat einen Sinn für Humor und Symmetrie. „Statt mit mir werden ich die Anführer bald mit Euch herumschlagen müssen, und ich will nicht, dass sie es genießen. Nein, ich will, dass sie es bereuen." Er erhob sich langsam, die Ketten klirrten und der Stahlring um seinen Hals schabte über seine Haut. „Ich will, dass Ihr Crusadia zum brennen bringt. Ich will, dass Ihr Sal, Maura und Mackerel wehtut. Sie sollen wissen, dass es etwas kostet, mich einzusperren."
Ascendra schwieg und schien sich um einen neutralen Gesichtsausdruck zu bemühen, doch das Interesse war ihr anzusehen. Ihre Augen blitzten fasziniert.
Sie wird es tun. „Ich will, dass Ihr Crusadia niederbrennt, und sollte es mich jemals wieder dorthin verschlagen, will ich Schutt und Asche sehen, wo früher Falcony, Wildfire, Zafiro und Crusader waren, und eine leuchtende Nation aus Feuer und Blut an der Stelle des Virrey."
Ascendra bewegte die Finger, und ihre Nägel schimmerten für einen Moment wie lange, schwarze Klauen. „Feuer und Blut, sagtet Ihr. Doch die anderen Anführer werden doch sicher versuchen, mich aufzuhalten, sobald ich einen von ihnen angreife, oder nicht?"
„Ich wusste, dass Ihr danach fragen würdet." Ravan lächelte und lehnte sich kurz gegen den Halsring. Das Metallband drückte ihm die Luft ab, und er ließ sich wieder zurück ins Stroh fallen. „Nehmt mein Gold, alles, was je den Darnoveys gehörte, und seid meine Göttin der Rache."
Sie zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Euer Vermögen. Was bleibt Euch?"
„Was soll ich mit Gold? Die Dracones in Valur haben so viel Gold, dass es ihnen aus den Augen läuft. Bestechen werde ich sie kaum können. Ich werde verrotten, und ein Haufen verbrannter, schwarzer Knochen braucht keinen einzigen Kreuzer. Niemand wird mich je wieder sehen. Ich habe weder einen Bruder, noch eine Schwester, noch einen Erben. Nur ein paar anarchische Cousins, die sich nichts aus meinem Vermächtnis machen. Was soll also mit meinem Gold passieren?"
„Ein stattlicher Mann wie Ihr, ohne einen Erben?" Sie sah belustigt auf ihn hinab. Ihr Blick fiel zwischen seine Beine.
Er lächelte gezwungen übertrieben. „Zieht Euer Kleid aus, befreit mich aus diesen Hosen, und Ihr wisst, was für ein stattlicher Mann ich wirklich bin. In ein paar Monaten würde ein Welpe das Licht der Welt erblicken. Vertraut mir."
Sie lachte leise. „Nur zu gern, doch wer weiß, was Ihr in dieser verzweifelten Dunkelheit schon alles getan habt." Sie scharrte den Dreck von einem Loch im Boden und grinste süffisant. „Ich würde mir nur ungern meinen machtvollen Aufstieg mit so etwas Nichtigem wie der Lustseuche verderben lassen."
„Welche Schande, Miss Slayer."
Wieder grinste sie. „All die Frauen, die Ihr mit blutigen Pranken in Eure Villa gezerrt habt?"
„Sie erfuhren alle, was ich vermag. Sowohl mit Zunge als auch Fängen."
Sie leckte sich über die Zähne. „Macht mich nicht schwach, Master Darnovey."
Er spitzte die Lippen zu einem Kuss. „Nur mit besten Absichten." Sie lachte wieder, und er klirrte mit den Ketten. „Nehmt, was Ihr braucht, und kauft Euch alles, was Ihr braucht, um die Kartelle niederzureißen."
Versonnen sah sie in die Dunkelheit, geblendet von der Vorstellung auf so viel Gold. „Und als Gegenleistung wollt Ihr nur, dass ich das Chaos des Kartells der Slayer über Crusadia hereinbrechen lasse?"
„Ein wenig Chaos muss sein. Wenn es nicht das Chaos in Darquir ist, dann wenigstens etwas in Crusadia."
„Ich denke, das hätte auch Palaimon Castillo besser gefallen."
„Aye, da habt Ihr recht. Ich wage es jedoch zu behaupten, dass es die anderen Anführer nicht allzu erfreut hätte."
„Ihnen wird auch unser Geschäft nicht gefallen."
„Was mit meinem Gold und all den schönen Dingen, die Ihr dafür erstehen könnte, jedoch ein geradezu obszön nichtiges Problem darstellen sollte." Er grinste.
Der Kerkermeister hämmerte plötzlich an die Tür, und Ascendra fuhr mit gefletschten Zähnen herum. Sie ist wahrlich eine würdige Erbin. Und sie wird alles tun, um das ich sie gebeten habe. Freiwillig. Ravan bewunderte für einen Moment ihre angriffslustige Haltung, bevor sie geschmeidig wieder eine menschlichere Figur annahm.
„Eure Zeit ist um, Miss!", grollte der Kerkermeister ruppig.
„Selbstverständlich", schnurrte Ascendra so aufreizend, dass Ravan ein Schauer über den Rücken lief.
„Ihr hättet mein Angebot annehmen sollen. Ich habe mich nie am Kellerboden vergriffen, das schwöre ich Euch", flehte er gespielt.
Sie lachte. „Gold und Blut für mich. Blut und Feuer für Crusadia. Und Feuer und Stein für Euch."
Der Kerkermeister schloss die Tür auf. „Darf ich Euch einen letzten Rat geben, den Rat eines toten Mannes?", fragte Ravan.
„Man soll die letzten Worte eines Todgeweihten stets berücksichtigen, also sprecht."
„Tötet Hector Stanraer als erstes. Findet ihn und reißt ihm alles aus seinem stinkenden, dreckigen Körper, was Ihr finden könnt. Verfüttert es an die Wölfe. Vielleicht kommt dann sogar Keraos wieder zur Vernunft. Denn sobald er jemanden in seine Fänge bekommt, wird er Euch niederschmettern. Ich weiß nicht, wie er es tut, doch es gelingt ihm schwindelerregend oft."
Ein Strahl goldenes Licht fiel in die Zelle, als der Mann die Tür aufriss und Ascendra mit einer harschen Handbewegung hinauswinkte. Sie rauschte durch den Türrahmen und wandte sich um. „Ich werde es nur für Euch tun", sagte sie mit einem Knicks.
Er legte eine Hand aufs Herz. „Oh, vielen Dank. Ich werde diese Geste stets..." Das Donnern der schließenden Tür schnitt ihm das Wort ab. „...im Herzen tragen." Die Zeit der Vergeltung wird anbrechen, dort in Crusadia. Mit ihr und tausend Toten, die ihren Weg pflastern werden.
Im verzweifelten Versuch, sich etwas Bequemlichkeit zu verschaffen, kehrte er das Stroh zusammen und legte sich darauf. Eine letzte Nacht vor der Hölle. Und ich bin zu müde und zu gelangweilt, um mir doch noch die Pulsadern aufzuschneiden. Nun, die Flammen werden sich meiner annehmen.
Kräftige Hände zerrten ihn aus seinem traumlosen Schlaf. Dunkelheit, noch finsterer als die Zelle, umfing ihn. Jemand riss ihn hart auf die Beine, und schleifte ihn durch steinige Gänge. Sein Fuß stieß hart auf einen Stein, und er knurrte leise.
„Es zeigen die Mündungen von vier Musketen auf deinen Rücken. Wenn du auch nur versuchst, dich zu verwandeln, erschießen wir dich, des Königs Urteil hin oder her", knurrte die raue Stimme von Sekander Castillo an seinem Ohr.
„Mylord Castillo. Welche Freude", murmelte er, doch er erhielt keine Antwort. Achtlos schoben die Cerebras ihn durch die Dunkelheit, und selbst als er den Brand der Sonne auf seinen Armen spürte, erhellte sich die Finsternis kaum. Mit einer Kapuze geblendet, gefesselt und auf einen Drachen gekettet. Wie wundervoll.
Jemand riss ihm die Kapuze vom Kopf, und das Licht stach ihm die Augen aus. Flimmernde Schemen bewegten sich vor ihm, als ein Becher an seine Lippen gerammt wurde und eine scharfe Flüssigkeit seine Kehle hinabrann. „Großartiger Schnaps. Sal, seid Ihr das?", nuschelte er, und wieder ertrank er in der Erlösung der Schatten.
Seine Augen schienen verklebt, seine Kehle trocken, und seine Arme fühlten sich weich an. Noch immer glühte die Sonne auf ihn hinab. Von allen Seiten drängte sie auf ihn ein, die Luft war heiß und stickig, als wollte sie ihn erwürgen. Schweiß rann seinen Rücken hinab, brannte in den Schürfwunden, die seine Gelenke und seinen Hals verunzierten, und brachte doch keine Erlösung von der sengenden Hitze. Um ihn herum grollte es, wie das Knurren eines riesigen Drachen, dahinter zischten und flüsterten hunderte Stimmen. Das Atmen fiel ihm schwer, als säße ein gewaltiges Tier auf seinen Lungen, und als er heftig nach Luft schnappte, schmeckte er Rauch und Asche und Feuer.
Altarris. Wir müssen schon über Subat sein. Bei allen Geistern, was braut Sal dort auf seiner Insel, dass es mich über einen Tag außer Gefecht setzt? Nun bezweifle ich, dass Ascendra eine Chance gegen ihn hat. Nimm niemals Alkohol von den Falconys an, Süße. Er hob den Arm, und kein Metall hinderte ihn daran, sich die Augen zu reiben. Er riss sie auf, so weit er konnte, und Rauch biss in ihnen, sodass ihm die Tränen über die Wangen liefen, in dem verzweifelten Versuch, die Asche wegzuspülen.
Er hielt sich nicht damit auf, sie fortzuwischen, als er sich umsah. Die Sonne war längst fort. Ihre Wärme war abgelöst worden von den feurigen Tiefen Valurs. Gitter aus Stahl und Stein grenzten einen gewaltigen Raum ab, so groß und mächtig wie der Thronsaal von Caldera. Wabernde Pfützen aus Lava glühten unheilvoll und verbreiteten ein schummriges Licht. In den Schatten drückten sich hunderte Krieger, halb kahle Pantheras mit fleckigem Fell, Minotauren mit abgebrochenen Hörnern, halb gehäutete Kriegerpferde mit schwärenden Wunden und Cerebras mit strähnigen Mähnen, dürre Zentauren mit gierigen Augen, Dracones mit gebrochenen Flügeln und ohne Flügelhaut. Ihre misstrauischen Augen schimmerten in der Glut, der Hunger stand ihnen in den Gesichtern. Waffen blitzten in manchen Händen, selbstgebaute Messer, Dolche aus abgebrochenen Schwertern, aus geschärften Knochen und Kiefer voller scharfer Zähne in den Fingern jener, die ihre Besitzer getötet hatten. Ein paar griffen nach Steinen, als Ravan sich langsam im Kreis drehte. Fell wellte sich über seine Haut.
Ein Panthera, dessen rechte Gesichtshälfte eine einzige zerrissene Fläche aus zermalmten Knochen und verbranntem Fleisch war, trat auf ihn zu, eine Rippe fest in der Hand. „Bist du das Frischfleisch?", flüsterte er heiser.
„Nein. Ihr seid mein Frischfleisch. Obwohl es scheint, dass ich kaum einen verbrannten Brocken bekommen werde", fauchte Ravan undeutlich. Hinter seiner Stirn heulte es.
Die verwahrlosten Krieger raunten. Der Panthera kratzte an seiner verbrannten Kopfseite und riss ein weiteres Loch in sein Fleisch. Schwarzes Blut rann seinen Kopf hinab, doch er merkte es nicht. „Stirb, Fremder", keuchte er, und stürzte sich auf Ravan.
Er dachte nicht, sondern fiel. Der Abgrund umfing ihn, der schneidende Schmerz der Verwandlung nur ein schnelles Peitschen, und der Gestank nach Rauch und Tod und verkohlten Körpern wurde unerträglich. Als der Wolf, der er war, aus dem Abgrund hervorschoss, und den Panthera vor ihm tötete, wusste er, dass auch der Mensch nicht überleben würde. Keine Spiele benötigten die Vernunft, keine Berechnung, nur das Überleben brauchte puren, blutgierigen Instinkt.
Mit dem Haupt des Panthera zwischen seinen Zähnen wandte er sich um, blitzend erwiderten die Waffen den Blick seiner Augen. Der Kopf fiel aus seinen Fängen und kam mit einem feuchten, dumpfen Geräusch auf dem Fels auf.
Er legte den Kopf in den Nacken und heulte, laut, rau und brennend, eine Erinnerung an eine Festung in der Kälte, an Wind, Wellen und dem Gestank von Tod in weißem Fell, an Feuer und den Geschmack von Blut, und seine Herausforderung ließ Valur erbeben.
~ ~ ~
0!!!!!
Das war's.
Was ein Ritt. Ich hoffe, es hat euch gefallen... Der zweite Teil schlummert bereits als Idee hinter meiner Stirn, doch vorerst wird es eine Liebesgeschichte aus meinen Tasten geben, weil ich finde, dass ich mit Liebe und schlüpfrigen Szenen so meine Probleme habe. Und da der zweite Teil auch Marie und Lilyah enthalten wird, werde ich wohl kaum darum herum kommen. Welche Schande. Und dann existiert ja noch die Idee namens Starfighter...
Sprecht mit mir! Wie fandet ihr es? Wen mochtet ihr am allerliebsten? Wen habt ihr so sehr gehasst, dass ihr jeden Abend vor dem einschlafen seinen Namen flüstert? Wenn hättet ihr am liebsten neben euch in eurem Bett? Von wem hättet ihr gern mehr gesehen? Welchen Ort würdet ihr gerne besuchen? Sagt mir Namen, Gegebenheiten, Städte...
Und über wen oder was sollte ich mal eine Kurzgeschichte (vgl. Biest) schreiben? Denn leider streiken im Moment sowohl Inspiration als auch Zeit, und ich brauche beides für ein so großes Projekt, wie Zeit der Jagd es war. Deswegen... bitte, grämt euch nicht, wenn es erst mal etwas ruhiger um mich und meinen Account wird. Bleibt bei mir! Ich werde nicht aufhören, keine Panik!
Was jetzt noch passiert? Ich werde dieses Buch überarbeiten, Charaktere ändern, anders benennen, Formulierungen und Rechtschreibung ausbügeln und dann... schicke ich das Ganze an einen Verlag. Wünscht mir Glück, meine lieben Freunde.
Nette Bildchen und Zitate hierzu findet ihr auf meinem Instagram-Account (ja, ich habe so etwas auch), der in meiner Bio zu finden ist.
*elegante Verbeugung* Farewell und bis bald mal!
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