47. Ein neuer Weg
Yes I am prepared
To stay alive
And I won't forgive,
Vengeance is mine
And I won't give in
Because I choose to thrive
- Muse, Survival
Maries bloße Füße huschten über den kalten Steinboden, gefolgt vom leisen Klackern von Nayrakkas Krallen hinter ihr. Seit einer gefühlten Ewigkeit schlichen sie durch die dunklen Gänge des Palasts, vorbei an metallbeschlagenen roten Türen, Durchgängen, die in verwunschene Gärten leiteten, und schweigenden, maskierten Wachmännern in schwarzroten Uniformen, bewaffnet mit blitzenden Hellebarden und Schwertern.
Niemand behelligte sie, niemand sprach ein einziges Wort. Nur einmal packte Nayrakka einen Wächter am Arm und zischte ihm einen Befehl zu. Der Mann nickte knapp und rannte zurück in die Richtung, aus der er gekommen war, die, in die Marie und Nayrakka steuerten. Kerzen ließen ihre Schatten tanzen.
Schließlich erreichten sie eine gigantische zweiflügelige Tür, die Metallbeschläge kunstvoll ineinander verschlungen. Marie erkannte Drachen, Schlangen, Schiffe, Krieger und Vögel im golden glänzenden Stahl. Davor standen acht Wachmänner, die Waffen bedrohlich auf sie gerichtet.
„Wer ist sie?", knurrte einer der Männer misstrauisch.
„Sie ist die, nach der Mathocain gesucht hat", erklärte Nayrakka.
Trotz ihres bedrohlichen Tonfalls war der Wachmann nicht eingeschüchtert oder unterwürfig, als er die Tür öffnen ließ. Entweder ist er wirklich stark, oder er ist an sie gewöhnt. Marie fürchtete sich immer noch etwas vor der finsteren Gestalt der Schwarzen Hexenmeisterin.
Wir werden einmal so sein wie er, versprach die Wölfin. Ihre Berührung machte ihr Mut.
Zögernd sah sie in den Saal, der sich wie ein gähnendes Maul vor ihr auftat. Säulen aus schwarzem Gestein, durchzogen von goldenen Adern und roten Wirbeln, säumten einen Gang aus dunkelgrünem Malachitfliesen zu ihren Füßen. Es roch nach Weihrauch und Feuer, und als Marie nach den Sinnen der Wölfin griff, erkannte sie den Geruch von gebratenem Fleisch und den Duft von exotischen Blüten. Es war still wie in einem Grab, nichts bewegte sich, nur ein Feuer knisterte leise, und irgendwo wisperte der Wind.
Marie spürte einen leichten Stoß in den Rücken, und sie schlich vorwärts, immer auf den Thron am Ende des Ganges zu. Er war geformt wie ineinander verschlungene Long-Drachen, träge glänzten die Juwelen, die die Augen der Bestien darstellen sollten, fast so, als wären sie lebendig. Dahinter hing eine gigantische Flagge aus Seide an der Wand. Das Wappen darauf, goldene Krone und ein eigenartiges schwarzes Symbol, das Marie nicht kannte, hatte sie noch nie zuvor gesehen, weder in Punto Alegre noch in der Stadt Auf Dem Meer. Wenn Racheinseln eine Königin haben, sollte ihre Flaggen nicht überall in ihrem Königreich wehen?
Schwarzer Nebel wehte an Marie vorbei. Wie ein Vogelschwarm ließ er sich links neben dem Thron nieder und bildete Nayrakkas finstere Gestalt. Ihre Krallen schimmerten, und ihr Skopionsschwanz peitschte durch die Luft.
Rechts neben dem Thron stand ein Mann, gekleidet in eine dunkelrote Rüstung aus Stoff, Leder und Stahl. Er war schwer bewaffnet, Marie erkannte zwei Schwerter und diverse Dolche. Seine rechte Kopfhälfte war rasiert, auf der anderen Seite fiel ihm das schwarze Haar bis auf die Schulter. Schwarze Tätowierungen bedeckten seine Unterarme. An seinem Hals waren graugrüne Schuppen zu sehen, Marie kannte sie von den Sobekkriegern des Südens. Als er die Finger bewegte, schossen drei der Dolche aus ihren Scheiden in die Luft und verharrten dort zitternd, als würden sie auf weitere Befehle warten.
Canto. Der Rote Hexenmeister. Marie unterdrückte ein Schaudern, als sie sich der geballten Macht des Mannes und Nayrakkas gewahr wurde. Sie könnten uns nur mit einem einzigen Wort in die Höllen schicken, wenn sie es wollten.
Oder wenn sie es wollte, flüsterte die Wölfin voller Ehrfurcht.
Marie stutzte über das Gefühl des Abgrundes. Noch nie war die Wölfin so beeindruckt gewesen. Immer verächtlich, wütend, verärgert oder ängstlich, doch niemals beeindruckt. Misstrauisch ließ sie ihren Blick zu der Person auf dem Drachenthron huschen.
Sie war definitiv weiblich. Ein schlanker Körper mit Haut so weiß wie Milch, gekleidet in ein schwarzrotes Kleid. Darüber trug sie ein Korsett aus filigranem Gold. Ihre dunklen Haare waren zu einer kunstvollen Frisur gesteckt, durchzogen von roten und schwarzen Perlen. Doch ihr Gesicht verbarg sie unter einer Maske aus Ebenholz, in der Form eines schreienden Dämons.
Schon aus der Entfernung spürte Marie ihre Macht. War Nayrakka furchteinflößend und finster, so war die Frau auf dem Thron gegen sie wie eine Tigerin verglichen mit einem Welpen. Zwar hatte sie nicht die grausame Erscheinung eines fleischgewordenen Dämonen, doch dort, wo sie saß, spürte Marie zusammen mit der Wölfin das Wesen und Wissen hunderter Kreaturen vereint.
Wozu braucht sie den Schutz dreier Hexenmeister? Selbst vereint könnten sie sie nicht besiegen, dachte Marie ängstlich und fasziniert. Schnell senkte sie den Blick wieder und widerstand tapfer dem Drang, sich der Königin der Racheinseln zu Füßen zu werfen und um Gnade zu betteln. Ich habe nichts getan. Ich habe nichts getan. Sie haben nach mir verlangt, und nicht ich nach ihnen, beruhigte sie sich. Sie griff nach dem Hochgefühl des Seewolfs in ihr und genoss die Hitze der Macht in ihres Adern. Langsam hob sie den Blick wieder und starrte auf das verzerrte schwarze Dämonengesicht der Nemesis, bis sich ihre Furcht legte. Sie sieht nicht wirklich so aus. Es ist nur eine Maske, sagte sie sich.
Vor dem Thron blieb sie stehen und versank in einem Knicks. Ich muss lächerlich aussehen. Ein halbnacktes Mädchen in einem zu weiten Mantel, schmutzig und mit zerrauften Haaren, das einen tadellosen Hofknicks vor einer Königin vollführt. Trotzdem schaffte sie es, sogar demütig den Blick niederzuschlagen. Für einen Moment überlegte sie, wie sie die Nemesis ansprechen sollte, doch sie entschloss sich, zu schweigen, bevor sie etwas Falsches sagte.
„Mylady, dies ist Marie de Tracy, vom Rudel der Crusader aus Crusadia. Sie ist die, die Mathocain als seine Nachfolgerin erkoren hat", sagte Nayrakka.
Die Nemesis schwieg und musterte Marie ausgiebig. Sie warf einen fragenden Blick zu der Schwarzen Hexenmeisterin.
Nayrakka zischte. „Sie mag nicht wie ein Wandling aussehen, doch sie beherrscht ihre Wolfgestalt. Sie ist..."
Sie wurde von einer lauten Stimme unterbrochen. „Sie beherrscht ihre zweite Natur nicht. Sie arbeitet mit ihr zusammen."
Marie widerstand dem Drang, sich umzudrehen und nach der Stimme zu schauen. Doch sie merkte, dass es nicht nötig war. Die geistige Präsenz des alten Mannes schob sich in den Raum wie Nebel, hüllte sie ein und strich wie ein Windhauch über ihr Bewusstsein. Marie biss die Zähne zusammen und griff erneut nach dem Mut der Wölfin. Ihr Knurren vibrierte in ihrem Kopf. Er ist hier. Der Mann, der uns einen neuem Weg zeigen will.
Willkommen im Palast der Nemesis. Ich muss mich entschuldigen, dass ich dich nicht selbst gefunden habe, aber mein Zustand verschlechtert sich stetig. Ich hoffe, Nayrakka hat dir nichts getan.
Marie knurrte leise. Sie wusste nicht, ob das Geräusch nur in ihrem Kopf war, oder ob es auch im Saal zu hören war. Ich habe dich schon einmal gefragt. Wer bist du? Was willst du? Grollend warf sie sich gegen den geistigen Nebel.
Der Mann schien zu stolpern, seine stählerne Verteidigung bildete sich langsamer als zuvor auf Nayrakkas Boot. Trotzdem bekam Marie keine eindeutige Antwort. Wir werden es dir erklären.
Ich habe genug gewartet! Mir reicht es! Du hast mir einen Ausweg angeboten, ich ließ eine Möglichkeit, nach Hause zu segeln, verstreichen, nur, damit ich deinen Weg annehmen kann, und du gibst mir nichts als Ausreden!, schrie sie wütend. Die Wölfin knurrte in ihrem Kopf, wie ferner Donner.
Doch der Mann schwieg. Stattdessen sah Marie aus den Augenwinkeln, wie er neben sie trat. Er blickte zum Thron auf und schlug dann kurz die Augen nieder, doch er verbeugte sich nicht. Warum nicht?
Er ist krank, erinnerte die Wölfin sie. Vielleicht würde ihm der Rücken brechen, wenn er ihn beugt. Sie kicherte gehässig, und Marie bemühte sich, ihr Grinsen aus dem Gesicht zu treiben und wieder eine gleichgültige, neutrale Miene aufzusetzen.
So alt sieht er aber gar nicht aus.
Marie hatte immer angenommen, der mysteriöse Mann sei ein Mensch gewesen, ein alter Mann, auf einen Stock gestützt. Doch stattdessen hatte sie einen Löwen vor sich, einen Panthera aus Nyradon. Sein sandfarbenes Fell war durchsetzt mit dunkelgrauen Flecken, in seinem Gesicht schimmerte es stellenweise silbern. Seine wohl einst schwarze Mähne war von weißen Strähnen durchzogen, wie Silberfäden in schwarzem Stoff. Sie war in hunderte kleine Zöpfchen geflochten, die Perlen, die sie zusammenhielten, fingen das Licht und schimmerten im Licht der Kerzen. Der Löwe hielt sich unnatürlich gerade, als hätte man ihn an einen Stock genagelt, doch gleichzeitig schien es, als würde er ohne diese Stütze zusammenbrechen.
Was Marie jedoch verwunderte, war, dass nichts auf seine Macht hindeutete. Seine Kleidung war die eines gewöhnlichen Mannes: ein dunkelrotes, weites Hemd, darüber ein einfacher schwarzer Umhang, schlichte graue Hosen und Lederstiefel. Er trug keinerlei Rüstung oder Waffen bei sich. Das einzige, das auf seinen Status hindeutete, war die weiße Schärpe um seine Hüften. Anders als Nayrakka, deren schwarze Dämonensubstanz über ihre Füße floss wie Wasser, oder Canto, dessen Dolche immer noch bebend in der Luft verharrten, zeigte er seine Macht nicht.
Trotzdem, und trotz ihrem Groll, knickste Marie huldvoll, doch nicht so tief und korrekt wie vor der Nemesis.
Er neigte den Kopf vor ihr, dann wandte er sich an Nayrakka. „Ihr habt sie also gefunden." Seine Stimme war kräftig und sanft, Wissen schwang in ihr mit.
Die schwarze Hexenmeisterin peitschte mit dem Schwanz, sirrend durchschnitt der Skorpionsstachel die Luft. „Ja. Sie war in der Kampfarena von Brego dem Stier."
Nicht nur ich habe also den Eindruck, er sei ein Minotaurus ohne Hörner. Marie kämpfte gegen ihr Lächeln an, und die Wölfin kicherte.
„Ich habe gesehen, wie sie gegen ein Kriegerpferd dort gewonnen hat, und sie ist wirklich so stark, wie Ihr behauptet", fuhr Nayrakka fort.
„Das ist sie in der Tat, und nicht nur in dieser Welt", sinnierte der Löwe. Er sah Marie an. „Mein Name ist Mathocain, Weißer Wächter der Nemesis und Hexenmeister des Weißen Ordens der Zwiewelten. Es tut mir sehr leid, dass wir uns erst jetzt gegenüberstehen können, doch mein Zustand ließ es nicht zu, dass ich die Festung verlasse."
„Ich bin Marie de Tracy. Aus dem Rudel der Crusaders von Santa Cruz", stellte Marie sich steif vor.
Sein Blick wurde mild. „Ich bin froh, dass ich Euch gefunden habe."
Das ist alles schön und gut, aber... „Was genau wollt Ihr von mir? Warum genau bin ich hier?" Ich kann es mir denken, aber ich will es hören.
„Ich bin nun schon viele Jahre im Dienst der Nemesis. Sehr viele. Doch auch Hexenmeister sind gegen die Spuren der Zeit nicht gewappnet." Marie hörte Nayrakka spöttisch zischen. Mathocain lächelte. „Die Schwarzen natürlich schon, mit den Dämonen in ihrer Seele. Doch wir, die Weißen und die Roten, sind nur gewöhnliche Lebewesen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, und wie alles Gewöhnliche leben und sterben wir. So auch ich. Vor langer Zeit reiste ich nach Manticora und ließ mir meine Zukunft voraussehen. Es kostete mich all mein Gold, das ich in meinem Leben angesammelt hatte. Weder meine Fähigkeiten noch die Androhung der Macht der Nemesis ließ sie von ihren Forderungen ablassen, sie sind so stark und stur wie Schwarze Jäger."
Marie nahm sich vor, niemals die Dienste der mysteriösen Brüder des Circulum Manticora zu verlangen. Sie wusste nicht viel über sie, doch was man hörte, war beunruhigend. Mit Mantikorengift, Zaubersprüchen und Drogen konnten sie in die Zukunft sehen, und sie sahen jeden Weg, den eine Person einschlagen konnte - und seine Auswirkungen.
„Was haben sie gesehen?", fragte sie misstrauisch.
„Sie sahen, dass ich krank werden würde, und dass ich daran kurze Zeit später sterben würde. Sie sagten mir, dass nichts, was ich tun würde, diesen Weg ändern könnte, und dass mein schmerzhaftes Ende unvermeidlich sei. Natürlich glaubte ich nicht daran. Ich war jung und vertraute meinen Fähigkeiten. Jahre vergingen, und fast vergaß ich die Prophezeiung, doch als mich die ersten Schmerzen erreichten, wusste ich, dass sie die Wahrheit gesagt hatten. Ich begann, mich nach einem Nachfolger umzusehen. Ich streckte meinen Geist aus, horchte in alle Richtungen, doch niemand hatte die Macht und den Willen, mich zu ersetzen. Dann, vor einigen Monaten, spürte ich in Crusadia die merkwürdige Anwesenheit zweier Wesen in einem Körper, und anders als bei anderen Lykaner war der Wolf in dieser Person so rachsüchtig, listig und intelligent wie ihre menschliche Gestalt."
Nur vor einigen Monaten? Ich lebe doch schon seit über zwanzig Jahren, flüsterte Marie der Wölfin zu.
Aber erst seit wenigen Monaten sind wir eins, mit den gleichen Zielen. Du kämpfst nicht mehr krampfhaft gegen mich, sondern nimmst mich auf als einen Teil von dir. Die Stimme der Wölfin klang wie ein Lied.
„Ich beschloss, Euch zu finden. Doch meine Krankheit schien meine Pläne zu spüren, und beschloss, mein Rückgrat anzugreifen." Er lächelte traurig. „Ich fiel ins Delirium, als die Schmerzen zu schlimm wurden, als dass ich sie mit meinen Fähigkeiten von mir abschirmen konnte. Sie waren wie Lava gegen den Stahl meines Geistes. Ich konnte nichts tun." Er schauderte. „Schließlich fand ich Euch. Ihr wart zu einem Wesen verschmolzen, und Euer Bewusstsein glühte wie ein Leuchtfeuer. Ich musste Euch überzeugen, mir zu folgen, und konnte einige wenige Wort an Euch richten, bevor Ihr wieder verschwandet. Meine Hoffnung stärkte mich, und meine Schmerzen ließen etwas nach. Ich spürte, wie Ihr immer näher kamt, und als Ihr Port Vengeance schließlich erreichtet, wurde ich erneut von meiner Krankheit niedergestreckt. Ich gab Nayrakka den Auftrag, nach Euch zu suchen, und sie fand Euch. Jetzt seid Ihr hier."
Marie spürte, wie ihr Groll verflog. Er konnte mir keine Antworten geben, wenn er im Sterben lag. Doch jetzt weiß ich alles, was ich wissen will.
Er will uns als seinen Nachfolger. Die Wölfin klang aufgeregt.
Aber was wird aus Roxane? Die Ausbildung zum Weißen Hexenmeister dauert sicher Jahre! Bis dahin kann sie längst tot sein!
Denk daran, du bist nicht allein, summte die Wölfin, ihr Bewusstsein strich sanft um Maries. Mit mir wirst du die Ausbildung meistern. Du hast Übung, du kannst mich beherrschen, so leicht, wie du in andere Kleidung schlüpfst. Ein paar Andere zu kontrollieren wird da kaum schwerer sein.
Aber danach haben wir Pflichten! Wir müssen die Nemesis beschützen!
Warum solltest du jemanden, den du weder kennst, noch liebst, beschützen? Du bist eine Schwester des Lykaon. Du willst Macht. Du willst tun, was du willst, und das wirst du auch. Wenn wir die Ausbildung abgeschlossen haben, verschwinden wir. Wir gehen und retten Roxane.
Marie wollte widersprechen, doch sie schwieg. Du hast recht. Die Nemesis bedeutet mir nichts, Roxane dagegen schon. Warum sollte ich eine Möglichkeit auf mehr Macht verstreichen lassen, obwohl es mir helfen könnte, sie zu retten?
Sie wandte sich an Mathocain. „Ihr wollt mich als Euren Nachfolger", stellte sie laut fest. Es laut auszusprechen, ließ sein Gesuch realer erscheinen.
Mathocain nickte steif, doch seine grauen Augen leuchteten erwartungsvoll. „Ja. Ihr müsst nicht annehmen, doch es würde mein altes Herz unendlich erleichtern, wenn Ihr es tätet."
„Wenn ich es nicht täte, würdet Ihr mich mit Euren Kräften dazu zwingen?", fragte sie herausfordernd.
Er seufzte. „Ich weiß nicht warum, doch mein Geist vermag nicht, in Euren einzudringen. Ihr habt... eine natürliche Mauer um Euren Geist, so unzerstörbar wie ein Gebirge. Ich kann Euch zu nichts zwingen, es ist allein Eure Entscheidung."
Canto mischte sich ein. „Fünf Minuten mit mir und meinen Messern, und Ihr würdet zustimmen, ob Ihr wolltet oder nicht", sagte der Rote Hexenmeister amüsiert.
„Doch es würde mir und ihr nichts nützen, wenn sie verletzt und voller Zorn gegen ihren Willen zu einer Ausbildung des Willens gezwungen wird", entgegnete Mathocain freundlich. „Was ist Eure Antwort, Miss de Tracy?"
Marie straffte die Schultern. „Ich nehme Euer Angebot an. Macht mich zu Eurer Nachfolgerin." Und ich werde die Macht einer Göttin haben, dachte sie, als sie sich an das Gefühl der Stärke des Seewolfs erinnerte. Zusammen mit der Fähigkeit, Gedanken zu manipulieren... Kurz versank sie in der Vorstellung.
Sie sah auf, als sich die Nemesis mit raschelnden Gewändern erhob. Das polierte Holz der Dämonenmaske schimmerte, die flackernden Schatten des Feuers ließen sie lebendig erscheinen. Marie hatte erwartet, die Stimme der Nemesis würde dunkel und mystisch klingen, wie aus einer anderen Welt, so wie Nayrakkas, doch sie war klar wie Sternenlicht, selbst hinter der Maske. „Dann heiße ich dich willkommen, Marie de Tracy. Ich freue mich, dass Mathocain einen so würdigen Nachfolger finden konnte."
Maries Herz setzte einen Schlag aus. Sie ist kaum so alt wie ich. Vielleicht jünger. Und ihre Stimme klingt wie...
Wie Roxane.
„Danke, Mylady. Ich... freue mich ebenfalls, auf alle Erfahrungen, die ich hier machen werde", brachte sie hervor.
Sie konnte zwar das Gesicht der Nemesis nicht sehen, doch in ihrer Stimme schwang ein Lächeln mit. „Viel Glück", sang sie, dann wandte sie sich an ihre Wächter. „Ihr könnt gehen. Nayrakka, gib den Dienern den Auftrag, Miss de Tracy ihr Zimmer zu zeigen. Ihr alle seid entlassen."
Irgendwo erklang ein Gong, der Schlag wummerte durch den Saal. Er war noch nicht ganz verklungen, da verwandelte sich die Nemesis. Ihre Kleider fielen in sich zusammen, die Maske kam mit einem leisen Klappern auf dem Boden auf, das goldene Gitterkorsett klirrte, als es gegen den Drachenthron stieß.
Ein kleiner blauer Vogel löste sich aus der Seide und schoss in die Dunkelheit über dem Thron, bevor er sich in einen Falken verwandelte und aus dem Saal segelte. Sein Kreischen verhallte.
Marie starrte dem Vogel wie verzaubert nach, und obwohl sich ihr Herz nach Roxane sehnte, wusste sie, dass sie diese Nemesis der Racheinseln wiedersehen musste.
* * *
Meine lieben Freunde, in den nächsten drei bis vier Wochen wird es leider keine Updates geben. Ich bin im Urlaub, und da habe ich leider keine Zeit zum schreiben, und meistens wird mir auch das Internet zum Update fehlen. Den erzählesuns Wettbewerb kann ich auch vergessen... das schaffe ich nicht mehr bis zur Deadline. Leider. Vielleicht schaffe ich es nächstes Jahr ;)
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