19. Die Herren Rhymer
Say can you help me, right before the fall
Take what you can and lead me to the wolves
- Seether, Words as Weapons
John Rhymers Fell hatte die Farbe von Kastanien, ebenso seine langen Haare, die im Nacken, dort, wo sich das Braun sich langsam mit dem Schwarz seiner Mähne vermischte, zusammengebunden waren. Er trug einen edlen smaragdgrünen Gehrock mit gleichfarbiger Weste, deren Farbe sich auch in dem Seidenband um seinen Zopf wiederholte, und ein schneeweißes, makelloses Hemd. Anders als die Wachen an den Docks trug er kein Schwert, sondern einen Säbel mit goldenem Heft. Edler Schmuck zierte seine langen Finger, der klirrend gegen sein Weinglas stieß, als er es vom Tisch hob und füllte. Seine Hufe flüsterten auf dem schweren Teppich.
Allein, dass er uns keinen Wein anbietet, zeigt, wie hochmütig er ist. Ravan spürte, wie es ihm in den Händen juckte, John Rhymer die Ruhe aus dem Gesicht zu prügeln.
„Einen Mörder, sagtet Ihr?", fragte er leise, als er sich wieder umdrehte. Seine Augen hatten die Farbe von sonnenbeschienenen Smaragden, und Ravan fühlte sich von ihrem stechenden Blick beinahe festgenagelt.
„Ja, ihr habt richtig verstanden", sagte der Lykaner nach einem Moment. Er sah sich leicht verwirrt um. „Sollen wir nicht noch auf euren Bruder warten?"
John lachte verächtlich. „Becca sucht nach ihm. Er ist noch in der Stadt, etwas...Geschäftliches erledigen." Seine Stimme wechselte von Verachtung zu offenem Abscheu. „Er ist kein Gentleman wie ich oder Ihr."
Bastard lächelte halb. „Sir, ich kann Euch versichern, dass wir keine Gentlemen sind. Niemals."
„In der Tat, das seid Ihr nicht. Sonst hättet Ihr Euch vorgestellt. Ihr kennt meinen Namen, schließlich ist er weithin bekannt, doch woher sollte ich die Euren kennen?"
Doppelzüngiger Hurensohn. Raybeau hatte recht, sie sind so arrogant, dass sie den Boden nicht mehr sehen können. Er kennt unsere Namen. Trotzdem zwang er sich zu einem freundlichen Lächeln. „Mr Rhymer, wie unhöflich von mir. Mein Name ist Ravan Bane, und das ist mein Begleiter Madrid Yarrow." Obwohl die beiden Männer nichts Äußerliches gemeinsam hatten, erinnerte John Rhymer ihn an Morrisome Fury. Es ist die Arroganz, und das Wissen, dass sie unersetzbar sind.
„Es ist mir eine Freude, Eure Bekanntschaft zu machen, Mr Bane." Seine Stimme war immer noch leise, mit dem Bewusstsein, dass man ihm trotzdem zuhören würde.
Bastard besaß den Anstand, zu schweigen, als er von Rhymer nicht erwähnt wurde.
„Einen Mörder sucht Ihr. Dass Ihr Euch an mich wendet, und nicht an ein Gefängnis, zeigt mir, dass Ihr nicht den Mann wollt, der vor drei Tagen den Bäcker aus der Bolt Street ermordet habt. Wenn Ihr ihn wolltet, wärt Ihr bei der Stadtwache und nicht bei mir." Er stellte das Glas ab, ohne einen Schluck daraus genommen zu haben, und legte die Hand auf den Säbelknauf. „Wisst Ihr, vor nicht allzu langer Zeit hat mein Bruder versucht, unsere Ratten geheim zu halten."
„Eure Ratten?", rutschte es Bastard heraus.
Rhymer sah ihn scharf an. „Ja, Ratten. Spione. Informanten. Stille Beobachter. Verräter. Denn es sind Ratten." Er lächelte kalt. „Jeder weiß, dass sie unter uns sind, jeder weiß, dass es sie gibt, und doch vergisst man sie schnell, weil allein der Gedanke an sie abstoßend ist. Man verdrängt sie aus den Gedanken. Sie sind überall, und wenn sie aus ihren Verstecken kriechen, wenn sie erkannt werden, wird ignoriert, dass sie so lange mit uns zusammengelebt haben, ohne, dass wir es bemerken. Wenn man sie findet, werden sie zerquetscht. Wie Ungeziefer. Ihr versteht sicher, dass ich sie unsere Ratten nenne, oder, Mr Yarrow?"
Bastard lächelte falsch. „Ihr seid sicherlich ein Tierfreund, Mr Rhymer."
Rhmyers Mundwinkel zuckten. „Avory wollte unsere Ratten geheim halten. Bis wir gemerkt haben, dass es viel einfacher und ertragreicher ist, die Welt wissen zu lassen, dass es uns gibt, und dass neben Alkohol, Huren, Gasthäusern und Stadtvierteln auch Informationen zu unseren Geschäft zählen."
„Wie viel Gold hat Euch es eingebracht, frage ich mich", zischte Bastard.
Rhymer betrachtete seine Ringe. Einer von ihnen, mit einem geschliffenen Smaragd, fing das Licht der Kerzen ein und warf eine tanzende grüne Reflektion auf Bastards Brust. „Mehr, als Ihr in eintausend Jahren sehen werdet, Mr Yarrow."
Wie im Rat, wo sie sich mit Geisterzungen Beleidigungen an den Kopf werfen. „Wenn wir den Teil mit den Höflichkeiten übergehen und zum Geschäftlichen kommen könnten, wäre das reizend." Ravan verschränkte die Arme.
Rhymer drehte unmerklich den Kopf zu ihm. „Da habt Ihr recht." Er wollte fortfahren, wurde jedoch durch die Ankunft des anderen Rhymers unterbrochen.
Im Gegensatz zur kühlen Ruhe seine Bruders wirkte Avory Rhymer wie die Verkörperung des Chaos. Seinen braunen Haaren fehlte der seidige Glanz, und sie fielen ihm struppig und zerzaust ins Gesicht. Über dem bloßen Oberkörper trug er einen offenen Mantel, der wohl einst blau gewesen war und nun vor Dreck starrte. Er trabte mit stampfenden Hufen ins Zimmer, gefolgt von einer Wolke aus Gestank, nach Salz, Alkohol, Pisse, Rauch und Schweiß. An seinen Fesseln klebte der Schlamm der Straße, ebenso in seinem ungepflegten Dreitagebart, und als er strauchelte und beinahe den Tisch mit sich riss, entfuhr im ein irres Lachen mit eindeutiger betrunkener Melodie.
Bei den Geistern. Ravan zuckte zurück, als Avory die Pistole, die in seinem Gürtel klemmte, zog und damit herumwedelte. Er zeigte mit dem Lauf auf jeden der Anwesenden, mit nachdenklich zusammengezogenen Augenbrauen, als ob er seinen Bruder und die beiden Werwölfe einordnen wollte.
„Guten Abend, Avory", sagte John reserviert.
Avory zuckte zusammen. „Johnnnn...", lallte er. „Warum binnich hier? Ich sollte nich' hier sein." Er warf die Pistole nachlässig auf den Tisch. Sie schlitterte über die das polierte Holz und kam mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden auf. Er kicherte wieder. „Ich hab inner Stadt zu tun."
„Was auch immer du zu tun hattest, das hier ist wohl von größerem Interesse. Die Herren Bane und Yarrow suchen einen speziellen Mörder."
Avory wandte sich den beiden Besuchern zu. „Was sucht ihr?"
„Zuerst möchte ich feststellen, dass der Inhalt dieses Gesprächs den Raum nicht verlassen darf", begann Ravan mit unterdrückter Abneigung. Aber wenn ich Geschäfte mit einem Säufer machen muss, um mein Ziel zu erreichen, dann werde ich das tun.
„Genauso erwarten wir etwas im Gegenzug", sagte John beinahe drohend.
Avory wedelte mit der Hand. „Ja, ja. Natürlich. Worum geht's?"
„Wir suchen einen Mann, oder eine Frau, der oder die geschickt und mutig genug ist, den König von Abisyala zu ermorden. Vorzugsweise mit Erfahrung im Geschäft des Mordes an Herrschern. Kennt Ihr einen solchen?"
John verzog keine Miene bei der Erwähnung des Königs. „Habt Ihr schon an die Hexenmeister gedacht?"
Ravan seufzte. „Ja. Ich habe sogar an den Circulum Manticora gedacht, aber dazu fehlt mir das nötige Kleingeld."
Avory stellte sich schwankend neben den Tisch und schob langsam seine Hand an den Weinkrug heran. Kurz bevor er ihn erreichte, scharrte Stahl über Leder, und John schmetterte die Klinge seines Säbels auf die Platte, keinen Zentimeter von Avorys Hand entfernt. Die beiden Brüder funkelten einander an, die grünen gegen die ungleichen, Blau und Grün, und schienen einen stillen Kampf auszufechten. John gewann offensichtlich, denn Avory senkte den Blick, murmelte etwas Reumütiges und John steckte beinahe zufrieden den Säbel zurück in die Scheide.
„Ich dachte, Ihr seid reich, Mr Darnovey", sagte Avory, schlagartig nüchterner als zuvor.
„Natürlich. Aber..."
Avory unterbrach ihn mit einem verschlagenen Grinsen. „Mr Darnovey. Ich dachte Euer Name sei Bane."
Ravan stockte der Atem. Bei den Geistern, sie sind besser, als ich dachte. „Nennt mich, wie Ihr wollt. Nichts ist für euch lange ein Geheimnis, oder?", sagte er gespielt gleichgültig.
Avory schüttelte heftig den Kopf, während John träge blinzelte. „Ihr wolltet erzählen, wie reich Ihr seid."
„Ja. Ich bin reich, aber für einen Mann des Circulum und für die Hexenmeister fehlt mir leider das ein oder andere Goldstück."
„Ay, Mr Darnovey. Dann gibt es nur eine Person, die Euren Ansprüchen entspricht, und sie ist sehr weit entfernt von hier."
„Das sollte kein Problem sein." Verdammt, lasst ihn bitte nicht im Süden sein, hoffte Ravan.
„Er lebt im hohen Norden, dort, wo das Eis niemals schmilzt. Ob er wirklich lebt — ich würde es eher vegetieren nennen. Er hat eine Begabung für Brutalität, und niemand ist dort, wo er ist, so gefürchtet wie er. Wenn man von Frosteinhörnern und Eisdrachen einmal absieht", sagte Avory geheimnisvoll
„Bitte sagt mir, dass es nicht er ist", fauchte Bastard heftig.
Ravan sah ihn an. „Wer ist er?"
„Der Name des Mannes, des einzigen noch lebenden Königsmörders auf der Welt, lautet Skyoll Komarov", sagte John. „Er ist ein Eiswolf, und er tötete den Marquess von Isvangar in seiner Festung, bevor..."
Er wurde von Bastard unterbrochen. „Bevor er zwei Jahre lang über Sundarsquir floh. Ein ganzes Jahr lang war er verschwunden, und ganz Isvangar suchte nach ihm. Als Gerüchte lauter wurde, dass Komarov sich in den Bergen von Corvangar versteckt hatten, heuerten die Wölfe eine Söldnerkompanie an, die nach ihm suchen sollte. Niemals hätten die Vintas von Corvangar einen Suchtrupp der Eiswölfe auf ihrem Land geduldet, ohne sie alle zu töten und ihre Köpfe auf die Zinnen der Gjallarhorni-Feste im Grenzgebiet zu stecken." Er lachte freudlos auf. „Die Söldnerkompanie, die den Königsmörder suchen musste, waren die Fuchsbrüder."
Ravan starrte ihn an. „Das hast du mir nie erzählt. Du hast den Mörder des Marquess von Isvangar gejagt?"
„Ja. Erinnerst du dich, als ich damals im Toten König gesagt habe, dass ich einen Königsmörder kenne? Und dass ich nie wieder mit ihm etwas zu tun haben möchte? Das ist er. Das ist Komarov."
Avory lächelte. „Wenn Ihr mit ihm bekannt seid, dann wird es ja wohl kaum ein Problem darstellen, Komarov aus dem Gefängnis zu befreien."
Ravan wandte sich an den Zentauren. „Er ist im Gefängnis?" Bitte, lass es nicht das Weiße Fort sein. Wenn wir ihn da rausholen wollen, wäre das ein Himmelfahrtskommando.
Avory sah ihn an, als hätte er etwas unentschuldbar Dummes gesagt. „Natürlich ist er im Gefängnis, Mr Darnovey. Er hat den Marquess umgebracht, wo sollte er sonst sein?"
Bastard knurrte. „Er ist im Gefängnis, weil ich höchstpersönlich in hineingebracht habe!"
Drei Augenpaare sahen ihn an. „Ihr, Mr Yarrow? Traut man Euch kaum zu", sagte John kühl.
Bastard machte einen Schritt auf den Zentauren zu. „Hör mal zu, du elender..."
Ravan packte ihn an der Schulter. „Bastard, es reicht."
Der Söldner blieb stehen und ballte die Fäuste. „Wir waren im Grenzgebiet von Corvangar, nahe Gjallarhorni", erzählte er. „Es war so kalt, dass, wenn wir ausspuckten, nur noch ein Eisklumpen auf dem Boden aufkam. Die Schneeleoparden haben uns in der Festung aufgenommen, damit wir den Dreck, so nannten sie jeden Eiswolf, von ihrem Land entfernten. Wir konnten die Burg nicht verlassen, draußen tobte ein Schneesturm, wie es ihn seit Jahren nicht mehr gegeben hatte. Nach vier Tagen verließen wir Gjallarhorni, und fanden Komarov schließlich. Eine Woche lang jagten wir ihn durch die Gletscherberge, bis wir ihn schließlich fanden, verschanzt an einem Berghang. Er ist ein fabelhafter Schütze. Mit seiner Armbrust tötete er fast zwanzig unserer Männer, und einen weiteren mit dem Schwert, als er vorgab, sich zu ergeben. Eziel, der letzte Fuchsbruder, der durch ihn starb, war einer meiner besten Freunde gewesen."
Er bleckte wütend die Zähne. „Wir haben es ihm heimgezahlt. Wir durften ihn nicht töten, dass hatte der neue Marquess uns verboten. Aber er wird sich den Tod gewünscht haben. Wir haben ihn ins Weiße Fort gebracht, wo er seitdem ist. Seit siebzehn Jahren. Jetzt soll ich den Mann, den ich und meine Kameraden ein Jahr lang gejagt haben, aus dem Gefängnis befreien, und all den Erfolg, den neunzehn Fuchsbrüder mit dem Leben bezahlt haben, wieder zunichte machen?"
Er ist einer meiner Freunde, und er ist der beste Kämpfer, den ich habe. Es wäre eine Schande, wenn ich ihn deswegen hier zurücklassen müsste. Aber von diesem Eiswolf hängt unsere Aktion ab. Er wandte sich an John Rhymer. „Gibt es niemanden sonst, der den König töten könnte?"
John lächelte halb. „Was an nur eine Person, die euren Ansprüchen entspricht versteht Ihr nicht? Natürlich gibt es noch andere Mörder, aber sie werden wohl kaum Komarovs Geschick haben, einen Marquess zu töten und sich danach zwei Jahre lang vor den Soldaten Isvangars und einer Söldnerkompanie zu verstecken."
Gut. Dann gibt es nur eine Möglichkeit. „Bastard. Es tut mir leid, dass ich dich das fragen muss, aber wie viel Gold möchtest du dafür, dass du mir hilfst, diesen elenden Eiswolf aus seinem Gefängnis zu befreien?", fragte Ravan bemüht sachlich. Es ist wirklich das Weiße Fort. Das wird ein Höllenspaß.
Bastard spuckte auf den teuren Teppich. „Gar keins. Ich hätte dir bei allem geholfen, aber nicht dabei." Mit vier langen Schritten war er bei der Tür.
Die Wut brodelte in Ravan hoch, heiß und kochend. Unzuverlässiger Wichser. Da geht es einmal ans Eingemachte, und er zieht den Schwanz ein und läuft nach Hause zurück. „Ja, los, geh zu deinem Drachen und verpiss dich doch in den Wald, du verdammter Bastard! Gib mir wenigstens mein Gold zurück, wenn du es nicht haben willst!"
„Nein." Bastard senkte kurz den Kopf. „Wenn sie gesagt hätten, dass dein Bruder die Lösung für deine Probleme gewesen wäre, hättest du ihn auch aus dem Gefängnis befreit?"
Ravan starrte ihn an, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Ja, was wäre, wenn? Er holte Luft für eine Antwort, und atmete wieder aus, als ihm nichts einfiel, was er hätte sagen können.
„Es tut mir leid, Ravan", sagte Bastard und ging davon.
Kurz herrschte Stille, in der alle drei die Tür anstarrten, aus der der Söldner verschwunden war. Ravan riss sich als erstes los. „Nun, die Herren, gibt es noch irgendetwas, was ich wissen sollte, über das Weiße Fort oder Komarov?"
„Nein. Das wird er dir sagen, denn er wird zurückkommen", sagte Avory zuversichtlich.
„Wie bitte?"
„Der Söldner. Er wird zurückkommen. Er wird es nicht aushalten, die Möglichkeit, sich nochmal an Komarov zu rächen, zu verpassen. Dazu ist es nicht sein Stil, sich so viel Gold einfach durch die Finger gleiten zu lassen. Die Menge, die Ihr ihm versprochen habt... Für ihn ist es mehr, als er sich je erträumt hat", sagte John ohne jede Gefühlsregung.
„Ihr wisst wirklich alles, oder?", knurrte Ravan wütend.
Über Johns Gesicht zuckte ein flüchtige Lächeln. „Nein. Aber wir wissen viel über die, die sich anmaßen, aus der Menge herauszustechen."
„Und wie behaltet Ihr das alles? Habt Ihr ein Archiv, und lest vor einem Treffen alles über Euren Klienten, damit Ihr ihn mit Details über sein Leben erschrecken könnt?"
„Wenn ich Euch mit meinem Wissen erschreckt haben sollte, dann tut es mir leid." Johns Tonfall zeigte jedoch keine Anzeichen von Reue. „Unsere Methoden sind allein unsere Angelegenheit."
Ravan verzog das Gesicht. „Verstanden", sagte er langsam. „Was schulde ich Euch?"
„Einen Kreuzer."
Er grub in seiner Hosentasche und fand das vorletzte Goldstück, dass er noch bei sich hatte. Er gab es an John weiter. „Vielen Dank. Es war mir eine Ehre, mit euch Geschäfte zu machen." Er reichte ihnen nicht die Hand. Etwas Arroganz als Gegenzug können sie gebrauchen. „Und nur so aus Interesse, wie viele Könige habt Ihr geholfen zu stürzen?"
John lächelte, diesmal aufrichtig und berechnend. „Das wollt Ihr nicht wissen."
„Natürlich. Was verratet Ihr eigentlich dem Mann, der an eure Tür klopft und fragt, ob Ravan Bane Darnovey hier war und was er wollte?", hakte Ravan nach.
„Wir sagen ihm, dass er da war", erklärte John schlicht.
Ravan wollte nach dem letzten Kreuzer greifen, doch er wurde von John unterbrochen. „Wir werden nicht verraten, was Ihr wolltet, aber dass Ihr hier wart. Nicht einmal Euer ganzer Besitz in Gold könnte uns davon abhalten. Das sind die Regeln."
Der Lykaner nahm die Hand aus der Hosentasche und nickte den Zentauren zu. „Guten Abend, Mr Rhymer, Mr Rhymer." Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verließ das Herrenhaus.
Gedankenversunken ging er durch die Straßen Alpha Centauris. Bastards Worte kamen ihm wieder in den Sinn, und obwohl er sich gegen das Gefühl wehrte, empfand er ein ungewohntes Gefühl des Bedauerns. Ich hätte ihn gut gebrauchen können. Er ist ein fähiger Mann, und seine Begabungen hätte ich auf meiner Reise gut gebrauchen können. Es wird lang und gefährlich, bis wir im Eisigen Norden sind, und immer verfolgt von De Oro.
Er bog in die Straße ein, die am Rhymer Quarter entlangführte. Er roch den Gestank des Viertels, der den Geruch des Salzes beinahe vollständig überdeckte, und hörte das Gelächter und Gebrüll der Bewohner. Was würde ich tun, wenn mein Bruder der Schlüssel zu unermesslichem Reichtum wäre? Würde ich meinen Hass überwinden, und ihn aus dem Gefängnis holen, in das ich ihn selbst gesteckt habe? Er wusste, dass es nur ein Gedankenspiel war. Selbst wenn er seinen Bruder zurückholen müsste, er konnte niemanden von den Toten auferstehen lassen. Ein freudloses Lachen entfuhr ihm. Wenn ich es müsste, würde ich mich ruinieren. Nur der Circulum Manticora kann Tote wieder zum Leben erwecken, aber auch dass ist wahrscheinlich nur eine Legende.
Kurz ließ er seine Gedanken spielen. Wenn Dante der Schlüssel wäre... Kaum hatte er den Gedanken angefangen, konnte er ihn beantworten. Er lachte wieder, diesmal lauter, ehrlicher und länger. Gold, Gold und Juwelen. Das ist es, was zählt. Ich würde Dante befreien. Ich würde ihm erlauben, zu töten. Und danach würde ich ihn ohne Reue in seinem eigenen Blut ertränken.
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