I Ain't Nobody's Bitch
Hey ihr Schönen! (:
Ihr musstest lang genug warten, deshalb ohne viel Gerede..
Viel spaß beim lesen. ❣️
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Camilla's Sicht
Mein Blick schweift von den schwitzenden Oberkörpern auf dem Spielfeld zurück in Johns Gesicht. "Zwischen uns lief nichts außer mittelklassiger Sex. Ich bin dir also keine Rechenschaft schuldig. Stell dich einfach darauf ein, dass Nolan von unserem baise après baise erfährt, denn mit Verlassen des Date's war der Deal mit Carter nichtig." Mit dieser Halbwahrheit schiebe ich mich an den Hünen vorbei und steuere Makena, die noch immer an der Seite des blonden Typen verweilt. Dass er keinerlei Interesse hat, scheint ihren Jagdinstinkt nur anzukurbeln. Fast wie es zwischenzeitlich bei mir mit John der Fall war, nur dass ich wusste, dass seine Desinteresse nur auf des dämlichen Bro-Kodexes basierte.
Ich erschrecke als ich unerwartet am Arm gepackt und umgedreht werden. Noch viel mehr aber, als ich Johns Lippen auf meinen spüre. Als wäre es das selbstverständlichste dieser Welt, legt er mir eine Hand an den Hinterkopf, die andere an die Taille, um mich noch näher an sich heran zu ziehen. Ich bin so perplex über sein Handeln, dass ich für wenige Sekunden gar nichts machen kann. Ein bisschen fühle ich mich in die Situation meines allerersten Kusses versetzt. Es war in der 6. Klasse, sein Name war Eduard. Er wechselte von einer Privat School in England zu uns ans Gymnasium, weil seine Vater eine Frau in Hamburg kennenlernte und beide ihretwegen nach Deutschland kamen. Anders als man vielleicht annehmen mag, war das Verhalten des Briten nicht sehr höflich und fernab vom Gentleman dasein. Er trug auch keinen Tweed-Anzug mit Krawatte, er gehörte eher zu einem Geezer im Jogginganzug. Ziemlich europäisch, typisch war dafür sein dunkler Wuschelkopf. Ich glaube mich daran zu erinnern, dass ein kleiner Leberfleck seinen linken äußerst prägnanten Wangenknochen zierte. Das fand ich zumindest damals ganz süß. Er lud mich damals zum Essen in einen wirklich guten Burgerladen ein und als er mich dann nach Hause brachte, küsste er mich auf die Lippen. Es war mein erstes Date - falls man dieses vollkommen unromantische Treffen überhaupt als solches bezeichnen konnte - und auch mein erster Kuss. Ich verstand mich echt gut mit ihm, aber verliebt war ich nicht. Die altbekannten Schmetterlinge, die im Bauch herum schwirren sollen, blieben also aus.
Viel besser fühlt sich das hier gerade mit John auch nicht an. Es gleicht einem Lippen aufeinander pressen
à la Camilla feat. Eduard Remake, mit dem kleinen Unterschied, dass ich dabei etwas fühle; die Blicke in meinem Rücken auf uns Gerichtet. Als mir klar wird, was John hier versucht, drücke ich ihn von mir weg und hole aus, um ihm mit meiner stärkeren Hand eine saftige Ohrfeige zu verpassen. Das Raunen und Getuschel der sonst noch Anwesenden ignorieren, drehe ich mich um und verfolge mein vorheriges Vorhaben diesen Ort zu verlassen.
"Makena, wir gehen!"
Auch an ihr laufe ich nach dieser Aufforderung stur vorbei, doch anhand ihrer Schritte im sandigen Boden erkenne ich, dass sie mir folgt. Als sie es schaffte mich einzuholen, läuft sie schweigend neben mir her. Man müsste jedoch blind sein, um nicht zu erkennen, dass es in ihr brennt mir eine Frage zu stellen. Seufzend richte ich den langen Henkel meine Tasche, damit mir das teure Stück nicht von der Schulter rutscht und Bekanntschaft mit dem dreckigen Boden macht.
"Frag." Fordere ich die Blondine einsilbig auf, die mich daraufhin nur ansieht als hätte ich sie gefragt ob sie mir das teuerste Kleid der Welt, nämlich eine mit diamantenbesetzte Robe für stolze 4,4 Millionen Euro kaufen könnte. "Na los, mach schon." Unsicher nimmt sie ihre Unterlippe zwischen ihre Zähne. "Bist du dir sicher? Ich mein.." -"Du hast 5 Sekunden, ehe ich es mir anders überlege." Kaum hatte ich diese nicht ganz ernst gemeinte Drohung ausgesprochen, sprudeln die Sätze nur so aus Makena heraus. "Warum hast du John geohrfeigt? Er hat dich geküsst - in aller Öffentlichkeit! Du weißt schon was das heißt oder? Für ihn das.." -"Für ihn ist das was? Ein Zugeständnis, dass ich ihm gehöre?" Während meiner aufgebrachten Worte, bin ich stehen geblieben, Makena tut es mir nach. Aus ihren großen grünen Augen, die im Sonnenlicht wie Dioptas schimmern, schaut sie wie ein verschrecktes Reh in meine düster gewordenen braunen. "Genau darum ging es ihm! Er wollte seinem Haufen Affen zeigen, dass er das ranghöchsten Männchen in der Herde ist! Ich gehöre ihm aber nicht. Ich gehöre niemanden und genau das habe ich ihm mit der mehr als verdienten Ohrfeige klar gemacht." Ohne eine weitere Reaktion ihrerseits abzuwarten, ist das knarzen des Sandes unter meinen Turnschuhen zu hören, als ich den Weg wieder aufnehme. Weit komme ich jedoch nicht, denn Makena stellt sich mir in den Weg und hindert mich so an meinem Abgang.
"Bist du wirklich so blind oder willst du es einfach nicht sehen?" Mir bleibt gerade mal Zeit die Stirn kraus zu ziehen, ehe die Blonde deutlich ruhiger fortfährt. "Siehst du denn wirklich nicht, wie er dich ansieht. Er.. er mag dich Camilla." Ein verächtliches Schnauben und ein ausweichender Blick ist meine Antwort auf ihre absurde Annahme. "Ich habe ja bereits als ich dich kennengelernt mitbekommen, dass du nicht der Typ für Beziehungen bist und das ist auch in Ordnung, aber für ihn scheint das zwischen euch mehr zu sein als nur Sex. Er.." Ich stoppe Makena's Behauptung indem mein Blick in ihre Richtung ruckt und ich ihr ins Wort falle. "Ich wusste gar nicht, dass du ihn so gut kennst, um irgendwas beurteilen zu können. Ich Frage mich gerade ernsthaft, ob ich mit ihm vögele oder du." Ihre hellen Strähnen wedeln hin und her, als sie ihren Kopf leicht schüttelt, mir aber weiterhin starr in die Augen blickt. "Zu seinem Leidwesen schläfst du mit ihm." Ich schlucke meine Fassungslosigkeit über ihre Aussage hinunter. Meine Lust hier mitten im relativ gut besuchten Park eine Szene abzuhalten hält sich nun wahrlich in Grenzen, außerdem hatte ich nicht den Eindruck als würde John nicht gefallen an unseren Schäferstündchen haben.
Makena dagegen sieht in die Richtung aus der wir gerade John und die anderen verlassen haben und anschließend mit fast schon mitleideiger Miene zurück in mein Gesicht. "Man Cami, er sieht dich an wie ich eine Pizza Prosciutto kurz bevor ich den ersten bissen nehme. Ich brauch nicht mit ihm befreundet sein, um zu wissen, dass er dabei ist sich in dich zu verlieben." Für mein Gegenüber unmöglich zu bemerken, zucke ich bei diesem Verb zusammen und versuche mir auch sonst keine Regung anmerken zu lassen. Ich bin froh, dass Makena mir in diesem Moment eine Hand auf die Schulter legt, denn sonst wäre ich wohl in tiefgehende Gedanken versunken. "Bei dir dagegen ist es unmöglich zu erkennen was du für ihn.." -"Fühlst?" Ich trete einen Schritt zurück, sodass die Hand der Blondine von mir fällt. "Das kann ich dir sagen." Meine Finger, die nur darauf warten im Nagelstudio eine gute Maniküre zu genießen, umklammern fest den Gurt meiner Kaylyn Convertible. "Nichts okay? Ich fühle rein gar nichts für John. Wie haben hin und wieder Sex miteinander, das war's! Nichts was ich nicht auch woanders bekommen könnte." Mit diesen Worten und dem gedanklichen Vorhaben Makena genau das heute Abend zu beweisen, laufe ich an ihr vorbei und strebe den Weg zur Kosmetikerin an.
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Einige Stunden später stehe ich mit schön, gepflegten Nägeln, gereinigte Haut und Eyebrows on fleek in meinem Ankleidezimmer und betrachte mich im großen Spiegel vor mir. Noch etwas unzufrieden mit meiner Frisur, schüttele ich mir die Locken nocheinmal aus in dem ich den Kopf nach vorne werfe, den Feinschliff nehme ich anschließend mit den Fingern vor. Selbstverliebt grinse ich meinem zweiten Ich entgegen und lasse meine Finger über den Glitzerstoff meines Kleides gleiten. Es ist gewagt, denn mehr als die pikantesten Stellen meines Körpers verdeckt es nicht, genau das Richtige für mein Vorhaben.
Während ich die Reihe meiner Highgeels Sammlung lang gehe, um ein passendes Paar zu finden, nutzt Makena die Chance, um sich selbst im gespiegelten Glas zu betrachten. Zum wiederholten Male trägt sie geliehene Klamotten von mir, anders als ich jedoch eine graue Jeans im leichten Used-Look, dazu eine Seidenbluse, die statt geknöpft ganz einfach vorne geknotet wird. Mit skeptischer Miene betrachtet sie ihr Ebenbild und fährt sich frustriert durch ihre offenen, langen Haare. Prustend dreht sie sich vom Spiegel weg und in meine Richtung.
"Im Gegensatz zu dir sehe ich aus wie die Unschuld vom Lande."
Ich schlüpfe in den zweiten silbernen Heel mit Glitterriemchen und schließe diesen, ehe ich mich von einem der gepolsterten Hocker erhebe und auf eine frustriert aussehende Makena zugehe.
"Kein wunder, wenn du die gute Bluse anziehst als wäre sie ein Rollkragenpullover." Mit geschickten Händen streife ich den weichen Stoff in einer fließenden Bewegung von ihrer Schulter und drehe mich zu einer Schublade herum, die unter anderem doppelseitiges Klebeband beinhalten. Dieses und eine kleine Nagelschere reiche ich der Blonden mit der Aufforderung sie solle sich das Double-sided tape an der Stelle ihres Busens befästigen, damit alles an Ort und Stelle bleibt und nichts verrutscht.
Ihr Blick in den Spiegel ist dieses Mal ein anderer. Begeistert strahlt sie erst sich selbst und dann mich an. "Du hast Recht. So kommt die Kette viel besser zur Geltung." Mein Blick fällt auf den kleinen Anhänger, zwischen ihrem Dekolleté. "Und nicht nur die." Wissend, dass ich auf ihre wirklich schönen Brüste anspiele grinst sie mir verschmitzt entgegen. "Bereit Hamburg City hart zu machen?" Ihrer gewählten Worte wegen lache ich laut auf. Ich bin ihr dankbar, dass sie nach meiner kleinen Ansage was John und mich betrifft nicht weiter nachhakte und auch, dass sie auch nach dem Kosmetiktermin das Thema nicht mehr anfing, denn wenn ich eins ganz uns gar nicht will, dann über den seltsamen Abend in seiner Wohnung nachdenken oder ob am dem was Makena vermutet etwas wahres dran sein könnte. Nein, damit verschwende ich meine Zeit nicht, denn wie mein Vater es zu sagen pflegt; Zeit ist Geld. Beides wird heute meinerseits im HALO ausgegeben.
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Es dauert nicht lange bis Makena und ich uns kurz nach Ankunft in dem reichlich besuchten Club gut angetrunken auf der Tanzfläche wieder finden. Während sie ihre hellen Haare wild hin und her wedeln lässt und ihre Arme dabei in die Luft reißt, bewege ich mich rhythmisch zum Beat von irgendeinem Remix eines Songs der mir nicht bekannt ist. Alles in allem sieht es von außen betrachtet sicherlich gekonnter als bei meinem Gegenüber aus. Vielleicht liegt das an den Ballettstunden, die ich damals auf Mutters Wunsch hin nahm.
Als der Song wechselt beginnt die Mehrzahl der Gäste plötzlich an zu grölen und zu kreischen. Zweiteres ist den Frauen zuzuschreiben. Mich nicht weiter darum kümmern, bewege ich weiterhin meine Hüften zu den Klängen der Musik.
"Hey Cami, ist der Balkon nicht voll mit Hoes?"
"WAS?"
Makena's stimme reicht gerade so über den lauten Bass in diesem Raum, deshalb bin ich mir ziemlich sicher mich verhört zu haben. Die Blonde stoppt ihr rumgehampel und nähert sich mir, damit ich sie beim zweiten Versuch besser verstehen kann.
"Ist der Song nicht von Bonez?" Nach dieser Frage halte auch ich inne, um genauer auf das laufenden Lied zu achten.
"Komm, wir treff'n uns auf dem Karneval
Hier gibt es leichte Frauen, schwere Waffen und Drinks.."
Genervt rolle ich mit den Augen als ich tatsächlich die tiefe Stimme von John erkenne. Eigentlich will ich Makena bescheid sagen, dass ich mir an der Bar noch was zu trinken bestellen werde, weil mir das tanzen mit einem Mal vergangen ist, da nähert sich ihr gerade ein Kerl mit langen, braunen Haaren, die zu einem Dutt auf seinem Kopf zusammengebunden sind und spricht sie an. Kurz beobachte ich das Szenario, um sicherzugehen, dass Makena auch Interesse an dem Typen hat, aber nach zwei Sätzen beginnen sie sich gemeinsam der Musik hinzugeben. Somit mache ich mich seufzend auf den Weg zur Theke und ordere mir dort einen Vodka Sour an. Während dieser zubereitet wird, lasse ich meinen Blick durch den gefüllten Club schweifen. Bisher kam keiner der Anwesenden dafür in Frage diese Location mit mir zusammen zu verlassen, denn obwohl ich diese Person nach dem was ich anstrebe sowieso nie wieder sehen werde, habe auch ich meine gewissen Ansprüche und Vorlieben.
"Ey Kleine, dein Getränk!"
Schnell drehe ich mich in die Richtig des Barkeepers und nehme mein Glas entgegen, bevor ich einen 20 Euro Schein aus meinem kleinen Ausgeh- Portmonee nehme, um es dem Kerl hinter der Theke zu reichen. Bevor es der schlacksige Arbeiter entgegen nehmen kann, taucht neben meiner Hand eine weitere auf. Zwischen Zeige- und Mittelfinger einen Hunderter.
"Ich mach das schon."
Nicht sicher, welches Geld der Kellner nun nehmen soll blickt er zwischen mir und der Person neben mir hin und her. Auch mein Blick schweift nach rechts, zeitgleich ziehe ich unbewusst meine Hand mit dem Bargeld zurück. Es beeindruckt mich nicht, dass er viel mehr als nötig gewesen wäre zahlt. Mich beeindruckt auch die Tatsache, dass er mir meinen Vodka ausgibt nicht. Sein Aussehen dagegen weckt zumindest meine Interesse. Seine Locken sind kurzgeschnitten und stehen ihm somit leicht vom Kopf ab. Die bunten Lichter, die im Club von einer zur anderen Seite schwenken färben seine dunkle Haut in den verschiedensten Farben. Ein Grinsen ziert seine Lippen, die von einem akkurat gestutzten Bart umrahmt werden als der Typ hinter der Theke das Geld entgegen nimmt und wegsteckt.
"Yo, mach mir mal Old-Fashioned bitte."
Seine dunkle Stimme klingt fordernd, aber nicht unfreundlich. Ich behaupte einen Amerikanischen Akzent herauszuhören, sicher bin ich mir aber nicht und im Grunde ist es mir auch egal wo er herkommt, viel wichtiger ist wo er landen wird.
Nachdem der Barkeeper auch seine Bestellung zur Kenntnis nahm und sich daran machte dieses zuzubereiten, dreht sich der Kopf meines Gegenübers zu mir herum und offenbart einen kleinen silbernen Ring in seinem linken Nasenflügel. Passend dazu funkelt ein Diamant an seinem Ohr. Seine markanten Wangenknochen zucken amüsiert, als er zu bemerken scheint, dass ich mir seine Frontansicht genauer ansehe, beinahe schon abscanne. Seine dunkelbraunen Augen gleiten über meinen Körper, oben wieder angekommen finden sie meine.
"Nishan."
Kein seltsam wirkender Händedruck. Keine lange Begrüßungsrede. Kurz und knackig, genau wie ich es bevorzuge meine Bettbekanntschaften kennenzulernen.
"Camilla."
Mit gespitzten Lippen umschließe ich den Anfang des Strohalms und nehme ohne Nishan aus den Augen zu lassen einen Schluck von meinem Getränk. Dieser nimmt - ebenfalls ohne seinen Blick abzuwenden - seinen Whiskey Cocktail entgegen und tut es mir gleich.
"Du bist allein hier?"
"Nein, mit einer Freundin." Mit meinen Augen suche ich die nahegelegene Tanzfläche ab, bis ich den Blonden Haarschopf knutschend mit Tarzan für arme erblicke. "Sie ist aber gerade beschäftigt." Der Dunkelhäutige scheint meinem Blick gefolgt zu sein, wissend grinst er mich an und entblößt weiße, gerade Zähne, die jedem Darsteller aus einer Zahnpastawerbung Konkurrenz machen könnten. "Und du? Willst du auch beschäftigt sein?" Unsere Blicke kreuzen sich nach seiner scheinheilig gestellten Frage.
Mein Mund öffnet sich bereit dazu etwas zu antworten, doch da erregt plötzlich etwas hinter Nishan meine Aufmerksamkeit. Mein Blick schweift ab. Ohne etwas zu sagen stelle ich mein gerade mal zur Hälfte ausgetrunkenes Glas auf die Theke und greife beim runterrutschen des Barhockers nach der Hand meines Gegenübers. Dieser schafft es gerade so noch seinen Drink ebenfalls auf die hölzerne Oberfläche abzustellen ohne sein weißes Shirt zu bekleckern und strauchelt mir hinterher. Zumindest solange bis wir uns in einer ruhigeren Ecke des Clubs befinden und er mich mit einem Ruck zu sich herumdreht. Durch den Schwung stehe ich ihm so nahe, dass sich unsere Oberkörper berühren.
"Wohin so eilig, Süße?" Sanft schiebt er mir eine dunkle Locke hinter mein Ohr und lässt bei Gelegenheit seine Hand gleich an meinem Gesicht liegen. Die andere umfasst meine Taille. Mir meine Nervosität gemischt mit einem Seufzend wegen des Kosenamens nicht nach außen bringend, lege ich eine Hand an seine stoppelinge Wange. "Naja ich dachte, wir fahren zu dir, um uns zu beschäftigen." Säusele ich ihm willig entgegen, damit wir diesen Ort so schnell wie möglich verlassen können. "Du kannst es wohl kaum erwarten, mh? Bist du immer so ungeduldig?"
"Ist sie!"
Zeitgleich rucken unsere Köpfe in die Richtung aus der die mir nur zu altbekannte Stimme kommt. Der rosafarbene Nike Pullover in Kombination mit der ebenfalls rosanen Shorts und den hohen Socken fällt es mir schwer seine gereizte Miene auch tatsächlich ernstzunehmem.
"Yo und du bist?"
Offenbar irritiert davon, dass der ach so berühmte Bonez nicht sofort von jedem erkannt wird, wandern seine funkelnden Augen von mir zu dem für ihn Fremden und auf seine Hand, die noch immer auf meiner Hüfte platziert ist. Sein Blick wirkt beinahe angeekelt, doch ohne etwas zu erwidern, richtet er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich.
"Was machst du hier? Lässt du dich jetzt schon mitten im Club von irgendwelchen Spinnern ficken?"
Nishan kommt mir mit einer Antwort zuvor. Normalerweise stehe ich viel lieber für mich selbst ein, aber in diesem Fall ist es mir sogar ganz Recht, denn seit langer Zeit habe ich tatsächlich das Gefühl jemanden Rechenschaft ablegen zu müssen.
"Ey Bro, pass auf was du sagst." Obwohl der Mann, der größentechnisch mit John mithalten kann mit breitem Rücken auf eben diesem zugeht, schenkt dieser ihm keinerlei Beachtung, stattdessen lässt er Nishan stehen indem er sich an ihm mit einem abfälligen Geräusch vorbeischiebt.
"Sag mal diggi, hast du vor dich von ihm vögeln zu lassen nachdem du nur eine Nacht zuvor in meinem Bett lagst?"
John blieb so nahe vor mir stehen, dass ich seinen betörenden Geruch riechen kann. Ich erwische mich dabei mich gedanklich zu ermahnen diesen unverkennbaren Duft aus Weed, Schweiß und seinem Parfum nicht zu inhalieren. Um mich davon abzulenken, lege ich meinen Kopf in den Nacken und starre stur in die blauen Augen vor mir.
"Mich geküsst hast?"
Bei Erwähnung des Kusses durchfährt mich ein unerklärliches Gefühl. Es war kein Kuss, der die Intention hatte danach Sex zu haben. Es war auch kein überschwenglicher Kuss. Es war die Art Kuss, von dem ich das Gefühl hatte ihn in diesem Moment zu brauchen. Es fühlte sich richtig in an. Nur für diese wenigen Sekunden habe ich.. gefühlt. Gleich danach bereute ich diese unbedachte Aktion auch schon. Wieso hatte ich das getan? Wieso hatte ich ihn geküsst und in der selben Nacht zu ihm ins Bett gelegt. Neben ihm geschlafen. Mich sicher und geborgen gefühlt wie lange nicht mehr und wieso plagte mich ein schlechtes Gewissen als ich ohne eine Nachricht zu hinterlassen einfach abgehauen bin, obwohl ich das schon hunderte Male zuvor gemacht habe? Wieso habe ich jetzt das Gefühl von ihm erwischt worden zu sein, obwohl ich ihm gegenüber keine Verpflichtungen habe?
All diese Gedanken von mir abschüttelnd, straffe ich meine Schultern und richte meinen Blick, der zwischenzeitlich unsicher abschweifte und auf der eigentlich hellen, durch das gedämmte Licht im Eingangsbereich jedoch rötlichgefärbten Wand lag auf John.
"Das.hatte.nichts.zu.bedeuten!"
Es ärgert mich, dass es mich mehr Anstrengung kostet als es sollte diesen Satz langsam, Wort für Wort, vor allem aber überzeugend und nicht heiser klingen zu lassen auszusprechen. Schnell drehe ich mich zum Ausgang und stöckele den langen Weg bis zur Jackenausgabe entlang. Dort bleibe ich stehen und meinen Kopf über die Schulter.
"Nishan, kommst du?"
Der Angesprochene stößt sich breit grinsend von der Wand an die er abwartend lehnte während John und ich uns mit Blicken duellierten ab und läuft mit einem aufmunternden Schultersruck an dem Hünen vor ihm vorbei. John schüttelt die Hand ab grob von sich, hält sich sonst aber mit sichtbarer Mühe zurück.
Nachdem Nishan bei mir angekommen ist, legt dieser wie selbstverständlich seine Arm um meine Schultern. Johns Blick liegt noch immer auf mir und dem Geschehen, welches sich vor ihm abspielt. Auch ich sehe ihn an bis er mit einem verächtlichen Schnaufen und einem Blick der mir wie Nadelstiche unter die Haut geht ins Clubinnere abwendet, während ich gemeinsam mit Nishan die Location verlasse.
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Keine Fragen, aber schreibt mir sehr gern eure Meinung! (:
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