~8~
~8~
Alles war weiss. Die Flocken rieselten unaufhörlich vom Himmel.
Grace blickte aus dem Fenster. Langsam fuhr sie mit dem Finger über die Fensterscheibe.
Gestern Abend hatte sie Audrey in Ruhe gelassen und hatte sich früh hingelegt. Nun schaute sie auf ihre Uhr. Es war zehn nach Neun. Robert musste also gerade weg sein.
Sie stand auf und ging ins Badezimmer. Ihre Haare sahen schrecklich aus, also beschloss sie, sich zu duschen.
Das heiße Wasser tat ihr unglaublich gut. Sofort bekam sie Gänsehaut. Sie blieb lange so stehen, bis sie wieder zurück in die Realität kam.
Hunger hatte sie keinen. Dazu war sie zu viel in Gedanken. Audrey war nirgendwo auffindbar. Vielleicht machte sie gerade einen Spaziergang.
Nachdem sie geduscht hatte, setzte sie sich auf ein Sofa im Wohnzimmer. Sie hatte die perfekte Aussicht auf ganz New York. Am liebsten wäre sie jetzt rausgegangen, doch sie wollte Audrey abfangen, um mit ihr zu reden.
Dass ihr nicht so langweilig wurde, schaltete sie das Radio ein. Während leise Jazzmusik lief, machte sie sich einen Kaffee. Eigentlich könnte dieser Morgen als ein entspannter durchgehen, wenn sie sich nicht so viele Sorgen machen würde.
Bald beschloss Grace doch rauszugehen. Sie zog sich einen langen, warmen Mantel drüber, sowie ein paar Handschuhe und ein wirklich edles Stirnband.
Draußen war es kalt und glatt. Sie musste wirklich aufpassen, nicht auszurutschen, aber das war es ihr Wert. Sie sah ein paar Kinder spielen, was sie nicht verwunderte, bei dem schönen Wetter.
Der Schnee knirschte unter ihren Füßen. Irgendwann sah sie, dass der Schnee rot gefärbt war. Es zeichnete sich eine Spur ab. Wenn es das war, woran sie dachte, würde sie dieser Spur lieber folgen. Sie führte sie in eine Gasse. Irgendwann endete die Spur hinter einem Müllcontainer.
„Oh mein Gott!", flüsterte sie aufgebracht. Audrey lag dort. Sie hatte die Augen geschlossen und atmete schwer. Eine große Wunde zeichnete sich auf ihrem Kopf ab. Sie hielt sich den Bauch, denn dort strömte das Blut nur so heraus.
„Was ist passiert?", fragte Grace panisch. Sie bekam keine Antwort, also kniete sie sich nieder und zog ihre Handschuhe aus. Dann nahm sie Audreys Hand weg und legte ihre drauf. „Achtung, das kann jetzt wehtun", murmelte sie und drückte auf das Loch. Es war ohne Zweifel eine Schusswunde.
Audrey öffnete vor Schmerz leicht die Augen. „G-Grace...", flüsterte sie schmerzerfüllt.
„Ja, ich passe auf dich auf. Alles gut", beruhigte Grace die Verletzte. „Ich werde Hilfe holen." Grace strahlte zwar Ruhe aus, innerlich war sie jedoch wie angefressen. „Leg deine Hand auf den Bauch und drücke fest zu, damit du nicht verblutest", riet sie ihrer Schwägerin und stand auf. Kurz nahm sie Schnee in die Hand, um das viele Blut etwas abzuwischen.
Dann rannte Grace los. Gott sei Dank, hatte sie sich heute normale Winterstiefel mit einem nur kleinen Absatz angezogen. Ihre Lunge brannte und am liebsten, wäre sie jetzt stehen geblieben, aber das konnte sie Audrey und vor allem Robert nicht antun.
Bald schon sah sie einen Polizeiwagen. „Bitte helfen Sie mir. Ich habe meine Schwägerin angeschossen aufgefunden", teilte sie den zwei Beamten keuchend mit.
„Wo haben Sie sie gefunden?", fragte einer der beiden.
„In einer Seitenstraße. Ich zeige Ihnen wo", erwiderte sie hektisch.
Sie stiegen in das Automobil ein und Grace zeigte den beiden wo es war. Als sie ankamen, lag Audrey wie leblos da. Sie hatte die Augen geschlossen und regte sich nicht mehr. Ihr kompletter Körper war blutüberströmt.
Grace kniete sich nieder, um ihren Puls zu fühlen. „Bitte helfen Sie ihr", flüsterte sie verzweifelt und sah die Beamten mit Tränen in den Augen an.
*
„Du hattest unfassbares Glück", hauchte Robert. Er hielt Audreys Hand in seinen Händen. Man konnte Tränen in seinen Augen erkennen.
„Ja, das weiß ich", erwiderte Audrey schwach.
Grace saß neben Robert am Krankenbett. Nachdem die Polizei da gewesen war, ging alles unglaublich schnell. Sie hatten Audrey ins Krankenhaus gebracht und Grace hatte ihr Gesellschaft geleistet und ihre Hände auf die Wunde gepresst.
„Wie geht es dir?", fragte Grace besorgt.
„Nicht besonders gut. Alles schmerzt", antwortete Audrey schwach. Sie schluckte einmal und schloss die Augen.
Die Tür des Zimmers ging auf und zwei Polizisten standen in der Tür. Es waren andere als vorhin.
„Mrs. Hallington? Wir hätten da ein paar Fragen an Sie", kündigte der eine an, während er Audrey ansah. Er war blond, groß und schlank. „Wir dürfen uns doch sicherlich setzen, nicht?" Er deutete auf einen Stuhl vor dem Krankenbett.
Grace blickte einmal zu Audrey, dann zu Robert. „Uhm, sicher doch", murmelte Grace etwas besorgt.
Die beiden Beamten setzten sich. Der eine hatte einen Zettel und einen Stift in der Hand. Der andere blonde wollte anscheinend befragen. „Also. Wie kam es darum dass Sie angeschossen wurden?", fragte derjenige.
Audrey überlegte angestrengt.
„Bitte, meine Frau ist schwach. Können Sie sie denn nicht später befragen?", bat Robert. Er sah ihn flehend an.
„Nein, es tut mir leid, aber so können wir denjenigen besser finden. Nun wand er sich wieder Audrey zu. „Also?"
„I-ich kann mich daran erinnern, dass" - sie holte rasselnd Luft - „ich spazieren war. Ich wurde in eine Seitenstraße gezogen und mir wurde eine Waffe an den Kopf gehalten." Sie machte eine kurze Pause um kurz die Augen zu schließen. „Dann wurde ich bedroht. Gut, dass ich nur ungefähr 2 Dollar bei mir hatte. Die hat sie mir geklaut und mir dann in den Bauch geschossen", fuhr sie fort.
„Moment, reden wir hier von einer einzelnen Frau?", fragte der Kommissar verwundert.
„Ja, ich denke schon."
„Wie sah sie aus?"
„Uhm, ich denke schlank, hellbraune Haare und sie war sehr elegant gekleidet. Und ich denke, es war ein Revolver mit dem sie schoss. Das weiß ich aus einem Theaterstück am Broadway."
Eine kurze Pause trat ein, in der der Kommissar nachdachte. Dann wand er sich an Grace. "Dürften wir bitte mal Ihre Taschen sehen?", fragte er sie.
„Natürlich." Sie nahm alles aus ihren Taschen raus. Einen Lippenstift, einen kleinen Spiegel und einen Revolver.
„Miss Hallington, dürften wir Sie bitte mitnehmen? Wir haben da ein paar Fragen an Sie."
___
Ich bin gerade so froh, dass ich viel vorgeschrieben habe, weil ich bin krank und hatte echt keine Kraft mehr, um ein neues Kapitel zu schreiben.
Schönen Freitag!
~KatnissBlondie
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top