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„Danke Gott, dass du da bist", flüsterte er. „Es gibt schreckliche Neuigkeiten", fügte er hinzu. Langsam löste er sich aus der Umarmung. „Komm doch rein, Schwesterherz", verkündete er laut und fröhlich.
Das tat Grace auch. Sie trat ein und sah sich um. Die Wohnung hatte sich nur kaum verändert, was Grace nicht wunderte. Robert war ein Mensch, der seinem Standart immer treu blieb. Die Landhaussofas standen immer noch in der Mitte der geräumigen Wohnküche und der Teppich war auch immer noch der selbe.
Sie konnte sich keinesfalls vorstellen, die ganze Zeit über, dieselbe Einrichtung zu haben. Grace liebte es, neue Kissenbezüge auf ihrem Sofa zu haben, oder einen anderen Teppich vor ihr Bett zu legen.
„Möchtest du etwas trinken?" Audreys Stimme riss Grace aus ihren Einrichtungs-Gedanken.
„Liebend gern", antwortete sie.
„Kaffee?"
„Natürlich, wie immer."
Sie setzte sich auf eines der Sofas, gegenüber von Robert.
„Also, was gibt es für ein Problem?", fragte sie ihn leise. Dabei lehnte sie sich leicht zu ihm herüber.
„Nicht jetzt." Forschend sah er rüber zu seiner Frau. Diese war dabei, Kaffee zu kochen. „Audrey wird heute sicherlich früh zu Bett gehen. Dann können wir reden", fügte er leise hinzu, nachdem er sich versichert hatte, außer Hörweite zu sein.
Grace nickte nur.
Bald schon kam Audrey mit einer Tasse Kaffee. „Ich weiß nicht, ob du ihn schwarz trinken willst, aber ansonsten hätten wir auch noch Zucker und Milch", erklärte diese.
„Uhm, ich denke ich nehme mit einem Schluck Milch", antwortete Grace mit einem leichten Lächeln. Danach nahm sie sich die Kanne und goss sich etwas ein. Zugegebenermaßen schmeckte der Kaffee miserabel, aber sie trank ihn trotzdem während des Gespräches aus, da sie keineswegs unhöflich werden wollte.
„Also, erzähl mal, Grace. Wie war deine Reise?", fragte Audrey sie interessiert.
„Ich habe einen alten Schulfreund getroffen", antwortete sie. „Robert, kannst du dich noch an Anthony erinnern?", fragte sie ihren Bruder begeistert.
„Ja, und wie ich das tue. Ich konnte ihn nie ausstehen, aber lass ihn das bloß nicht hören", gab der Gefragte lachend zu.
Die beiden Damen stimmten ein.
Aus dem Augenwinkel konnte Grace Audreys Blick wahrnehmen. Er war alles andere, als amüsiert, ja, fast schon angespannt.
„Ist alles in Ordnung, meine Liebe?", fragte sie ihre Schwägerin.
„Natürlich, Grace." Sie lächelte, als wäre nichts gewesen.
Merkwürdig.
Der Abend zog sich lange noch so hin. Grace erzählte etwas über ihre Ermittlungen. Natürlich nur einen Bruchteil, damit es nicht zu Problemen führen konnte.
„Ich denke ich werde nun zu Bett gehen", verkündete Audrey bald. „Eine gute Nacht euch beiden."
„Gute Nacht", murmelte Robert.
Grace nickte einmal zustimmend.
Nachdem sie gegangen war, unterhielten sich die beiden Geschwister noch kurz über belanglose Dinge, ehe Grace das Thema anschnitt.
„Also, was wolltest du mir nun erzählen?"
Robert seufzte. „Ich..." Er sah sich um. „Audrey ist zur Zeit ziemlich merkwürdig. Ich weiß nicht, was mit ihr los ist", sagte er leise.
Grace überlegte kurz. „Eigentlich, wollte ich es dir nicht erzählen, aber vorhin, als ich Anthony erwähnte, hat sie auch komisch geguckt. Sie wirkte angespannt", gab sie zu.
Robert sah seine Schwester nachdenklich an. „Ich weiß nicht, was das bedeuten könnte." Verzweifelt raufte er sich seine sonst so ordentlichen Haare.
„Ich auch nicht. Ich wünschte, ich wüsste es."
Beide saßen einfach da. Stillschweigend. Niemand vermochte ein Wort zu sagen.
„Ich denke ich nehme ein Bad, wenn es dir nichts ausmacht...?", meinte Grace nach Minuten, des Schweigens. Sie stand auf und sah ihren Bruder an.
„Mach das. Es wird dir guttun." Er lächelte und stand ebenfalls auf. Er nahm beide Tassen und brachte sie zur Küche. Er würde sie einfach morgen früh abspülen, denn jetzt war er erschöpft.
Grace ließ sich das Wasser ein. Sie fand ein Badesalz, welches leicht rosa aussah. Als sie es jedoch in das heiße Wasser kippte, sah es alles andere, als rosa aus. Es war blutrot und das erinnerte sie wieder an ihren Mordfall. Bevor sie einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, stieg sie in das heiße Wasser. Es brannte leicht auf ihrer Haut, da sie sehr empfindliche Haut hatte.
Anscheinend war sie tief in Gedanken. Sie überlegte fieberhaft, was es mit Anthony und Audrey auf sich haben könnte, doch sie fand nichts. Doch eines nahm sie sich vor: sie würde es auf jeden Fall in den nächsten Tagen herausfinden.
*
Audrey sah am nächsten Morgen ziemlich aufgekratzt aus. Grace wusste nicht, worum es ging, doch auch Robert sah so aus.
Am Frühstückstisch herrschte weiterhin Stille. Jeder aß still sein Essen auf.
Nach dem Frühstück beschloss Grace hinaus zu gehen. Sie musste einfach aus dieser erdrückenden Atmosphäre heraus.
Sie beobachtete die vorbeifahrenden Automobile und dachte an Anthony, als ein Chevrolet Fleetmaster vorbeisauste.
Schuldgefühle plagten sie, als sie an Henry dachte. Sie hatten sich seit dem Dinner nicht mehr wirklich gesprochen. Ein paar Male hatte er sie ansprechen wollen, doch sie lehnte zu ihrem eigenen Ärgernis ab. Jedes Mal antwortete sie mit einem einfachen „Ich habe keine Zeit" oder „Wir sprechen uns später", doch das vermeintliche 'später' hatte bis jetzt noch nicht stattgefunden.
Sie wusste nicht, was er empfand, doch es kam ihr so vor, als ob er mehr empfinden würde, als nur Freundschaft, was ihr Sorgen bereitete.
Sie war in einem kleineren Park angekommen und setzte sich dort auf eine Bank. Hier hatte sie nun endlich einen Ort zum Ausruhen gefunden. Grübeln war Grace' Leidenschaft. Sie liebte es, stundenlang alles zu reflektieren und bis ins kleinste Detail zu erforschen.
Oft kam sie zu einer Lösung, nur heute nicht. Sie hatte nicht genügend Informationen, um wenigstens ein Zwischenergebnis feststellen zu können. Also beschloss sie, zum Apartment zurückzukehren.
Elegant lief sie also wieder los. Unterwegs grüßte sie ein paar Fahrradfahrer, die es tatsächlich auch noch gab. Ihr kam es so vor, als würde es viel zu viele Automobile geben. Sie besaß selbst eins, aber dennoch bemerkte sie den Zuwachs.
Bald schon, kam sie die Tür herein. Ihr Bruder hatte ihr vorhin einen Schlüssel mitgegeben, da er arbeiten war.
„Hallo, Audrey. Ich bin wieder hier!", rief sie.
Keine Antwort.
„Hallo?" Sie hörte etwas weinen. Nein, es war jemand. Hektisch schaute sie in jeden Raum. Tatsächlich wurde sie im Schlafzimmer fündig.
Audrey lag auf dem Bett. Sie hatte ihr hellblaues Taschentuch in den Händen und ihre Augen sahen verweint aus. Leise schluchzte sie vor sich hin.
„Was ist los, Audrey? Wieso weinst du?", fragte Grace sie besorgt. Sie ging auf ihre Schwägerin zu und strich ihr über den Rücken.
„Ich habe euch reden gehört. Gestern Abend, als ihr dachtet, ich währe im Bett", antwortete sie beleidigt. Sie schlug die wärmende Hand weg. Feindselig sah sie Grace an. "Und ich werde es Robert und dir heimzahlen, wenn ich es nicht schon getan habe."
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Hey! Heute ein etwas langweiligeres Kapitel, aber das muss auch mal sein xD.
Ich hoffe wir sehen uns trotzdem beim nächsten Mal!
~Katniss
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