Kapitel 28
Wir wollten erst Cas um Hilfe bitten, doch als wir ihn nackt in einem Bienenschwarm gefunden hatten, beließen wir es dabei und begaben uns selbst auf den Weg zu einem Grabgewölbe eines Nonnenklosters, um von dort einen Knochen eines rechschaffenden Menschens zu holen. Sam führte das Buch der Verstorbenen mit sich und las sich die Taten dieser durch, damit wir auch den richtigen Knochen mitnahmen. Letztendlich war es irgendeine Schwester Mary Constant, 38 Jahre alt und von ruhiger, engelsgleicher Güte.
Als wir den Knochen hatten, fuhren wir zurück zu Rufus Hütte und dort beschworen Crowley, doch er kam nicht.
»Kommt er mit 'nem großen Auftritt, oder was?«, fragte Dean verwundert.
»Keine Ahnung«, sagte ich. »Vielleicht ist er beschäftigt.«
»Wenn Crowley dich verarschen will, dann verarscht er dich.«
»Oder er kann nicht kommen, weil etwas schiefgelaufen ist«, warf Sam ein.
»Möglich.«
Auf einmal klopfte es an der Tür und mit erhobener Waffe lief Sam darauf zu. Er blickte durch den Spion, dann öffnere er sie.
»Kümmert ihr euch um ihn, ich kann nicht mehr«, sagte Meg, die vollkommen genervt die Hütte betrat.
»Kannst du dich 'n bisschen deutlicher ausdrücken?«, fragte Dean mit zusammengekniffenen Augen.
»Ich war gerade am anderen Ende der Welt unterwegs, da taucht wie aus dem Nichts unser Emo-Punk auf und beamt mich direkt hierher.«
»Wieso?«
»Frag ihn doch selber. Dein Freund war er zuerst.«
Dean ging nach draußen, um mit Cas zu sprechen. Nach einer Weile kam er mit dem immer noch verrückten Engel zurück.
»Ihr wisst ja, an kampfbetonten Aktivitäten bin ich nicht interessiert«, sagte er. Er blieb vor mir stehen und sah erst mich, dann Dean mit einem Lächeln an. »Ihr beide habt euer Kriegsbeil gegraben und euch endlich die Liebe bestanden. Ich bin höchst erfreut.«
Dean rollte genervt die Augen. »Okay, Cas, erzähl uns jetzt, was los ist.«
Der Engel ging zu der Schale mit dem Knochen, nahm ihn in die Hand und roch daran. »Hm, Schwester Mary Constant, gute Wahl.«
»Was wolltest du von Meg, Cas?«, fragte Dean ungeduldig.
Der Engel sah zu ihm. »Als ich euch verließ, wollt' ich nur die Blumen beobachten - und die Früchte -, Blumen natürlich in erster Linie, aber ich hab' nichts von ihnen gehört.«
Verwundert zog Sam die Stirn in Falten. »Du hast nichts gehört, von wem?«
»Der Schar.«
Unsicher blickte der Winchester zu seinem Bruder, dann wieder zu dem Engel. »Was ist passiert mit der Schar?«
»Am Ende war das Schweigen eisig, also bin ich losgegangen, um nachzusehen - in das Haus des Propheten.« Cas sah uns bedrückt an. »Ihr wisst, dass Leviathane Engel töten können ...? Einer der Gründe, weswegen mein Vater sie im Fegefeuer weggesperrt hat. Sie sind die Piranhas, die im Aquarium alles auffressen. Sie sind weg, die gesamte Schar ist tot. Wenn überhaupt noch welche übrig sind, verstecken sie sich.«
»Und wo ist Kevin? Hast du ihn gefunden?«, fragte ich.
Cas verzog nur nachdenklich das Gesicht. »Ich könnte die Affen aus ihren Käfigen befreien. Aber wo bring' ich sie hin?«
»Hey!«, rief ich mit lauter Stimme, so dass der Engel zusammenzuckte und mich ansah. »Cas, konzentrier dich und sag' mir, wo Kevin ist.«
»Ich will nicht streiten«, meinte Cas mit gesenktem Kopf.
Hilflos blickte ich zu Dean, der sich daraufhin an seinen Freund wandte. »Wir wollen uns auch nicht streiten. Wir machen uns Sorgen.«
»Sie haben ihn mitgenommen«, erklärte Castiel nach kurzem Zögern. »Er ist am Leben.« Er seufzte. »Ich hab' mich so verantwortlich gefühlt. Das liegt jetzt in euren Händen.«
»Warte doch mal 'ne Sekunde«, sagte Dean.
»Ich fühl' mich schon viel besser.«
»Jungs, was ist das alles?«, fragte Meg und deutete auf die Schüssel mit den Beschwörungszutaten für Crowley.
»Wir haben Crowley gerufen«, gestand Sam.
Fassungslos sah Meg uns an. »Was habt ihr getan?«
»Keine Sorge, er ist nicht erschienen«, meinte Dean locker.
»Wie meinst du das?«
»Siehst du ihn hier irgendwo? Er hat uns versetzt.«
»Tja, tur mir leid für euch, aber ich werde jetzt verschwinden. Es könnte sein -«
»- dass er doch noch auftaucht«, beendete Crowley, der in diesem Moment hinter uns erschienen war. Wir wandten uns um und er nickte Sam, Dean und mir zu. »Hallo, ihr drei. Entschuldigt die Verspätung.« Er ließ seinen Blick schweifen. »So 'ne große Auswahl hatte ich lange nicht.« Er sah zu Meg. »Du gehst nirgendwohin, klar? Es gibt für dich keinen Ausweg.«
Sie wollte gerade wegrennen, als Crowley sich vor die Tür teleportierte. »Denk' nicht mal im Traum daran, dich in Rauch aufzulösen. Ich hab' meine Augen überall.«
»Lass Meg in Ruhe«, befahl Cas, und Crowley blickte zu ihm und lief auf ihn zu.
»Castiel. Als wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, nun, da hast du mich versklavt. Ich bin verwirrt. Wieso bist du nicht tot?«
»Ich weiß es nicht ...«
»Möchtest du sterben? Ich könnte dafür sorgen.«
»Na, schön, es reicht«, ging Dean dazwischen.
»Es reicht, wenn ich es sage«, entgegnete Crowley, und ernst verschränkte ich die Arme vor meiner Brust.
»Du bist nicht unser Boss.«
»Nein, aber ihr wollt mein Blut, und dafür hintergeht ihr mich. Ihr versteckt hier einen Engel, und nicht nur irgendeinen Engel, sondern den Engel, den ich am liebsten mit meinen Zähnen zermalmen würde.«
»Oh, dann kannst du jetzt also schon Engel zermalmen, ja?«, meinte Meg spöttisch.
Langsam wandte Crowley sich ihr zu. »Du langweilst mich, weißt du das? Du hast keinen Sinn für Poesie.« Er sah wieder zu Cas. »Also, was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?«
»Na ja, ich ... ich versuch immer noch meine Kommunikationsstrategie zu verbessern«, sagte der Engel. »Ich war auch gar nicht mehr im Himmel. Ich denke immer, dass es da oben auch keine Insekten gibt.« Er lächelte begeistert und Crowley sah uns ungläubig an. »Aber hier haben wir trillionen davon, verstehst du? Und sie machen Honig und Seide und vollbringen richtige Wunder.«
»Wovon redest du da bitte?«, fragte Crowley.
»Ähm, ich ziehe die Insekten den Engel vor, schätze ich.« Er holte eine Tüte Honig aus seinem Trenchcoat und hielt es Crowley entgegen. »Hier. Ich hab' ein Geschenk für dich, wenn du möchtest. Das ist Honig. Ich hab' ihn selbst gesammelt.«
Mit hochgehobenen Augenbrauen sah Crowley ihn an. »Du hast doch 'n Knall.«
Mit einem Seufzen wandte Cas sich ab.
»Er ist durchgeknallt, keine Frage.« Der König der Hölle nahm sich das Glas Whiskey, welches auf dem Tisch stand. »Das Karma ist 'ne Schlange.«
»Könntest du uns jetzt bitte dein Blut geben?«, fragte ich ungeduldig, während der Mann an dem Alkohol roch.
»Was soll ich sagen, ich bin verärgert. Ich würde gerne meinen Groll ausleben, aber was soll daran lustig sein, bei solch einem Schwachkopf da.« Er nickte Cas zu. »Schickt mir 'ne Nachricht, wenn unser Sonnenschein wieder alle beisammen hat. Bis dahin hab' ich das hier für euch.« Er holte die Phiole mit seinem Blut unter seinem Mantel hervor.
»Tatsächlich?«, fragte Sam. »Verpackt und transportfähig?«
»Ich bin bekannt für meine Effizienz.«
»Ach was?« Sam kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Wieso bist du dann so spät gekommen?«
»Dick hat mich in einer Teufelsfalle festgehalten«, erklärte Crowley, als wäre das selbstverständlich. »Er ist kein Idiot. Er weiß, worauf ihr zwei scharf seid.«
»Und was hat er dir angeboten?«
»Einen fairen Deal«, sagte Crowley, »aber dafür soll ich euch das falsche Blut geben, von einem Dämon, aber ist es meins?« Er schüttelte die Phiole. »Es ist mein Blut. Das einzig wahre.«
»Wieso sollten wir dir vertrauen?«, fragte Dean.
»Guter Gott, ihr solltet niemandem vertrauen. Diese Lektion hab' ich von meinem letzten Geschäftspartner gelernt.« Er deutete auf Cas.
»Na schön, dann gib uns das Blut.«
»Sicher doch ... Oh, der Bonus. Meg.« Crowley wandte sich an die Dämonin. »Dich schnapp' ich mir noch und nehm' dich mit nach Hause. Ich werd' dich richtig lecker rösten, aber noch nicht jetzt. Cas darf dich zuerst haben. Zum Brüllen komisch. Er schien ziemlich traurig darüber, dich zu verlieren. Und die Jungs und Cat«, er wandte sich an uns, »brauchen Cas, sonst kriegen sie Dick nicht. Ist es nicht so, Cas?«
»Oh, ich kämpfe nicht mehr«, sagte der Engel.
»Oh, ich bitte dich. In Anbetracht der Besonderheiten eures Feindes bist du leider lebenswichtig.« Ohne Vorwarnung warf Crowley Sam die Phiole zu und verschwand.
»Tja, eine Sache ist sicher - wir haben nur einen Versuch«, sagte Dean, als wir das Ritual ausführen wollten.
Sam stockte. »Denkt ihr, Crowley verarscht uns?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Nicht undenkbar.«
»Wir müssen herauskriegen, wessen Tod er sich mehr wünscht - unseren oder Dicks.« Dean warf Kevins Übersetzung auf den Stuhl.
»Wer weiß, was Dick ihm angeboten hat«, meinte Sam und kippte Crowleys Blut in die Schüssel zu dem anderen Blut. »Okay ... Und müssen wir jetzt ...?«
»Es gibt keine Zauberformel. Einfach ... gießen«, sagte Dean.
»Gut, na dann.« Sam kippte das Blut über den Knochen und gebannt wareteten wir auf eine Reaktion.
»Passiert jetzt noch irgendwas?«, fragte ich nach einigen Minuten.
»Äh ... Vielleicht hat's funktioniert«, sagte Sam zuversichtlich.
»Ein Vielleicht hilft uns nicht weiter.«
Auf einmal erklang Flügelschlag in unserem Rücken und wir zuckten vir Schreck zusammen.
»Das hier wird keinen Schaden bei euch anrichten«, erklärte Cas und deutete auf die Sandwiches in seiner Hand. »Ich hab' alles von einem kleinen Bauernhof in der Normandie - den Weizen, den Salat und die Tomaten. Und ich habe das Schwein gründlich untersucht und beruhigt, bevor ich es geschlachtet hab'. Hier. Ihr müsst stark sein.« Er reichte uns jeweils einen Teller mit dem Brot.
»Danke, Cas ...«, sagte Dean nur.
»Wieso war Crowley sich so sicher, dass du mit uns kommen musst?«, fragte Sam.
»Crowley irrt sich. Ich werde hier auf euch warten. Bitte, nehmt dieses Sandwich als Zeichen meiner Solidarität.«
Seattle, Washington
Wir hielten vor Sucrocorp, worin sich Dick Roman befinden sollte. Sam versuchte sich dort einzuhacken und die Kameras auszutauschen, während Dean und ich das Gebäude im Auge behielten.
»Da haben wir ihn«, sagte Sam und die Kamera vom Konferenzsaal, in welchem Dick mit den anderen Köpfen der Leviathane saß, erschien auf dem Bildschirm. »Das verdanken wir dir, Charlie, wo auch immer du bist.«
»Ich hab' dich, Dick«, murmelte Deam zufrieden.
»Ja, das ist das zweite Stockwerk.« Sam drückte einen Knopf und das Bild änderte sich. »Und das ist ...« Er stockte. »Was ist das?«
»Na, super, der Typ hat sich geklont«, sagte ich mit einem Blick auf dem am Tisch sitzenden Dick.
Sam wechselte noch einmal die Kamera und auch dort lief ein Dick herum.
»Dieser Mistkerl«, fluchte Dean.
Ein Auto näherte sich dem Firmengebäude und Sam hob sein Fernglas hoch. »Das Zimmermädchen aus dem Hotel«, sagte er, als eine Frau aus dem Wagen ausstieg und nun auf das Gebäude zulief.
»Welchem Hotel?«, fragte Dean.
»Oh, nein, nein, nein ... Oh, Bobby, was machst du da?«
»Willst du etwa sagen, das ist Bobby?«, fragte ich an Sam gewandt.
»Okay, ihr wartet hier.« Er wollte aussteigen, doch Dean hielt ihn zurück.
»Hast du den Verstand verloren?«, fuhr er seinen Bruder an.
»Ihr habt die Waffe und behaltet die ganzen Dicks im Auge. Ich klär' das mit Bobby.«
»Sam, hey!«
»Halt die Klappe.« Der Winchester schlug die Tür zu und rannte dem Zimmermädchen, welches von Bobbys Geist besessen war, hinterher.
»Soll ich ihn begleiten?«, fragte ich.
»Nein, nein ...« Dean fuhr sich verzweifelt übers Gesicht. »Wir müssen herausfinden, wer der richtige Dick ist.«
Whitefish, Montana
Wir waren zurück zu Rufus Hütte gefahren, als Sam die Frau von Bobby gerettet und wir sie ins Krankenhaus gefahren hatten. Wir mussten zunächst einen Kriegsrat abhalten und unseren Plan durchgehen. Dort erklärten wir Cas und Meg was vorgefallen war - Meg nahm unseren Rückzieher verständnislos auf, während Cas wieder einmal nur wirres Zeug sprach.
»Brauchen wir eine Katze?«, fragte der Engel, während er das Geschirr abtrocknete. »Fehlt es hier nicht an einer Spezies, was sagt ihr?«
»Hast du irgendwas zu dem Thema Dick zu sagen?«, verlangte Dean ernst zu wissen. »Crowley war sich sicher, dass du helfen kannst -«
»Ich kann nicht helfen, versteht ihr? Ich kann nicht. Ich habe schon mal alles zerstört und ich werde wieder alles zerstören. Können wir's bitte dabei belassen?«
»Nein.« Dean erhob sich vom Sessel. »Nein, können wir nicht.«
»Dean ...«, mahnte ich.
»Nein, wir können es nicht dabei belassen.« Finster sah er Cas an. »Du hast diese Dinger reingelassen. Deshalb machst du hier auch keine Sandwiches und du kriegst auch sicher keine verdammte Katze. Niemand will wissen, dass du am Ende bist, Cas. Bring deinen Mist in Ordnung.«
Eingeschüchtert sah der Engel ihn an und langsam legte er den Teller weg. »Wisst ihr«, er trat auf uns zu, »auf Twisterspielen hätte ich Lust.«
Fassungslos sahen wir ihn an und da verschwand er.
»Na, toll, du hast die einzige Hoffnung des Imperiums verscheucht«, bemerkte Meg spöttisch.
»Wie bitte?«, fuhr Dean sie an.
»Schon mal daran gedacht, dass jedes dieser Dinger in Cas dringesteckt hat? Er kennt sie. Er kann durch ihre Fleischanzüge hindurchsehen.«
»Das heißt, er erkennt den wahren oder den falschen Dick Roman«, sagte Sam.
»Gut erkannt, Blitzmerker«, bemerkte Meg. »Wenn er nicht einen Dachschaden hätte, hättet ihr vielleicht eine Chance.«
Der Engel war wieder zurück und spielte nun auf dem Boden Twister.
Verzweifelt setzte Dean sich an den Tisch und starrte hilflos den Bildschirm des Laptops an. »Es hat doch keinen Sinn, nach etwas zu suchen, was sie verrät. Die ticken doch alle mit dem gleichen Hirn.«
»Dann sollten wir uns vielleicht die Frage stellen, was der wahre Dick jetzt tun würde«, meinte Sam.
»Mehr fällt euch nicht dazu ein?«, erklang auf einmal Bobbys Stimme. »Idioten.«
»Wir wussten nicht, dass du -«, begann ich.
»Ist besser so«, unterbrach er mich. »Ihr habt den Flachmann. Ihr hättet ihn gleich verbrennen sollen.«
»Bobby -«, setzte Dean an.
»Ich bin ganz wild darauf, wieder zurückzugehen, mir so'n armes Schwein zu schnappen und mich kamikaziemäßig auf Dick zu stürzen.« Er hielt sich den Arm. »Es ist wirklich schlimm.« Er sah uns traurig an. »Seien wir doch ehrlich, ich hätte dich beinahe umgebracht, Sam, und die Frau auch.«
»Das war nicht deine Schuld, Bobby«, entgegnete Sam mit Tränen in den Augen, »nicht wirklich.«
»Ja, klar. Das war nur der Geist, in den ich mich verwandelt habe«, meinte Bobby sarkastisch. »Ich hätte wetten können, dass ich das alles kontrollieren kann ...«
»Wie fühlt sich das an?«, fragte Dean leise.
»Was? Rachsüchtig zu werden?« Der alte Mann atmete tief durch. »Es ist wie ein Jucken, was man nicht loswird. Versteht doch, ich bin erledigt. Geht und holt euch Dick, aber macht es nicht, weil ihr denkt, dann würde es nicht mehr jucken. Macht es, weil es euer Job ist.«
»Bobby ...«, flüsterte ich mit Tränen in den Augen.
»Ihr wisst, was ihr jetzt tun müsst. Lasst los.«
Wir zündeten ein Feuer an und blickte schweren Herzens zu Bobby.
»Irgendwann sehen wir uns auf der anderen Seite wieder«, sagte er. »Doch das eilt nicht, okay?«
Ich hielt Deans freie Hand, als er den Flachmann ins Feuer warf. Wir sahen zu, wie das Metall schmolz und wie Bobby in Flammen aufging. Er schrie nicht - anscheinend hatte er schon losgelassen. Mit Tränen in den Augen standen wir im Keller. Das Feuer brannte heiß und hell. Dean legte seinen Arm um mich und ich lehnte meinen Kopf gegen seine Brust, den Blick auf die Flammen gerichet. Bobby war fort - und das nun für immer.
Dean hatte es irgendwie geschafft, Cas zum Mitkommen überzeugen zu können, und wir hatten den Impala wieder - unsere Mission konnte doch nur noch gut werden. Da Dick wusste, dass wir kamen, kündigten wir unser Kommen auch dementsprechend an. Während Meg durch die Vordertür mit dem Impala kam und ihn auffälliger als auffällig durch eines der Schilder rasen ließ.
Wir nutzten die Ablenkung und schlichen uns durch die Hintertür rein und teilten uns auf. Dean und Cas, Sam und ich. Wir suchten den Raum, in welchem Kevin sich befinden sollte, und nach einer Weile fanden wir ihn. Der Junge saß gefesselt auf einem Stuhl und hastig befreiten wir ihn.
»Wir müssen abhauen«, sagte ich. »Schnell.«
»Warten Sie, wir können noch nicht weg«, meinte Kevin.
»Oh doch, wir müssen los. Sofort.«
Kevin schüttelte den Kopf. »Sie begreifen nicht. Dick hat Kaffeesahne in seinem Labor. Damit tötet er alle dünnen Menschen!«
»Warte, warte. Langsam!«, versuchte Sam ihm zu beruhigen.
»Wir müssen das Labor in die Luft jagen. Bitte!«
Sam und ich sahen uns verzweifelt an, doch dann nickten wir. »Okay, los. Aber schnell!«
Wir rannten los. Der Weg war schlecht ausgeschildert, aber noch einer Weile hatten wir das Labor gefunden. Sam stieß die Tür auf und schwer atmend stolperte ich in den Raum. Dean und Cas hatten Dick Roman bereits überwältigt, in dem Hals des Leviathans steckte der Blut getränkte Knochen. Er riss den Kopf auf, so dass seine spitzen Zähnen hervorstachen, dann blickte er wieder normal. Schwarze Schmiere verließ seinen Körper aus allen Poren, und auf einmal strahlte er kleine unsichtbare Wellen aus, die wie im Rhythmus eines pochendes Herzens schlugen.
»Dean!«, schrie ich und wollte auf ihn zurennen, doch hielt Sam mich fest. Entsetzt starrte ich Dick Roman an, dann zogen sich die Wellen zurück. Der Leviathan lachte böse, und bevor ich sehen konnte, was geschah, stellte Sam sich schützend vor Kevin und mich. Eine Explosion ertönte und als der Winchester seine Arme sinken ließ, sah ich, dass überall verteilt die schwarze Schmiere klebte - und Cas und Dean, samt Dicks Leiche waren verschwunden.
»Sam, Cat, wir sollten gehen«, meinte Kevin.
»Was zur Hölle ...«, setzte Sam an.
»Bestimmt kommen gleich noch mehr von diesen Fressköpfen.«
»Sam, sag mir bitte nicht ...« Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Sam, sag nicht, dass Cas und Dean ...«
»Keine Sorge.« Crowley war neben uns erschienen. »Ich hab' eine kleine Armee von Dämonen, die draußen wartet. Die werden ihnen die Köpfe abschlagen und dann werden wir sie alle zappeln sehen. Stellt euch vor, ihr hättet nur einen König gehabt, schon vor dem ersten Sonnenaufgang, du wärst auch verstört gewesen.«
»Das ist das, was du immer wolltest«, meinte Sam, der weiterhin fassungslos nach Luft schnappte.
»Du doch auch«, gab Crowley zurück. »Ohne einen Masterplan sind die Leviathane einfach nur Monster - schwer niederzumachen, sicher. Aber ihr liebt die Herausforderung. Euer Job ist es, zu verhindern, dass sie sich organisieren.«
»Wo ist Dean?«, verlangte Sam zu wissen.
Crowley sog scharf die Luft ein. »Dieser Menschenknochen hat 'ne ziemliche Wirkung. Ist oft so bei göttlichen Waffen. Es sollte davor gewarnt werden ...«
»Wo sind sie, Crowley?«, rief Sam laut.
»Da kann ich dir nicht helfen.« Er schnippste und zwei Dämonen erschienen neben Kevin. »Tut mir leid, Sam, der Prophet gehört mir.« Er schnippste wieder und Kevin und die Dämonen waren verschwunden. »Ihr habt, was ihr wolltet. Dick ist tot, die Welt isg gerettet - also will ich den kleinen Propheten. Dumm gelaufen. Ich wünschte, ich könnte helfen. Du hast im Augenblick echt 'ne Menge Probleme. Abgesehen von unserer Catherine hier, die nun wahrlich ein zerstörtes Wrack ist.«
Schwach war ich auf die Knie gesunken. Ich hatte Crowleys Stimme nur noch unterbewusst mitbekommen. Das Einzige, was ich tat, war, auf die Stelle zu starren, an der Dean verschwunden war. Meine Tränen tropften schwer zu Boden. Es schien, als würden sie die Musik in diesem Raum spielen. Meine Hand ruhte auf meinem Herzen - der Teil, der gebrochen war.
Crowley erschien vor mir, doch ich blickte nicht auf. »Ich kann dir den Schmerz nehmen, Catherine. Du musst nur mit mir mitkommen«, erklang seine durchdringende Stimme.
»Geh weg von ihr, Crowley!«, zischte der letzte Winchester.
»Ich will ihr nur helfen«, rechtfertigre Crowley sich.
»Es ist okay, Sam«, murmelte ich leise. »Es ist okay ...« Langsam blickte ich auf, die Tränen tropften schwer zu Boden, und Crowley lächelte.
3231 Wörter
Welchen Weg wird Cat jetzt einschlagen?
Das war das letzte Kapi - die Danksagung wird folgen :)
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