Kapitel 21

Lange erfüllte Stille den Wagen. Ich saß hinter Dean, unüblich für mich, denn normalerweise saß ich wenn schon hinter dem Beifahrer. Aber ich konnte nicht anders, ich musste ihn sehen.
»Also Daphne ist Ihre Frau?«, fragte Dean irgendwann den Mann neben sich. Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach, doch schwieg ich - zu mehr wäre ich in diesem Moment auch nicht fähig gewesen.
»Sie hat mich gefunden und mich gepflegt«, meinte Emanuel.
»Das heißt?«
»Oh, das ist eine seltsame Geschichte. Sie würde Ihnen nicht gefallen.«
»Glauben Sie mir, das wird sie«, entgegnete Dean.
Emanuel sah ihn kurz an, dann begann er zu erzählen: »Vor einigen Monaten ist sie am Fluss spazieren gegangen und da haben wir uns getroffen. Ich war klatschnass, verwirrt und völlig unbekleidet. Ich könnte mich an nichts erinnern. Sie sagte, Gott wollte, dass sie mich findet.«
Dean erwiderte nichts, woraufhin der Mann ihn fragend anblickte. »Wer hat Sie Emanuel genannt?«, fragte der Winchester bloß.
»Lustige-Babynamen.com«, meinte Emanuel.
Dean hob eine Augenbraue und sah den Mann von der Seite an. »Na ja, das passt zu Ihnen.« Er wandte seinen Blick wieder nach vorn. »Ist sicher komisch, nicht zu wissen, wer man ist.«
»Es ist mein Leben und es ist ein gutes Leben.«
»Und was ist, wenn Sie eine Art, ich weiß nicht, Böser waren?«, fragte Dean. Augenblicklich sah ich zu seinen Beifahrer und wartete eine Reaktion ab. Der Winchester versuchte ihn an den zu erinnern, wer er wirklich war.
»Ich fühle mich nicht wie ein böser Mensch«, entgegnete Emanuel und Dean nickte nur.
Wieder erfüllte Stille den Wagen, doch war es diesmal Emanuel, der ein Gespräch begann. »Also, Ihr Bruder -«
»Sam«, half Dean ihm auf die Sprünge.
»Sam«, wiederholte Emanuel. »Wie ist seine Diagnose?«
»Na ja, es ist nicht gerade medizinisch.«
Emanuel nickte verstehend. »Dann könnte es funktionieren. Krankheiten spirituellen Ursprungs kann ich heilen.«
»Jemand hat ihm das angetan«, sagte Dean mit zusammengebissenen Zähnen.
»Sie sind wütend«, bemerkte Emanuel.
»Ja. Der Mistkerl hat meinem Bruder den Schädel gebrochen.«
»Sie meinen, er hat Sie verraten?«
Allmählich wurde mir die ganze Situation zu viel. Es war, als würde mir bei jedem Wort die Luft geraubt werden, dis Luft, die ich zum Atmen benötigte. Den Mann dort vorne neben Dean zu sehen, machte mich fertig. Es setzte mir beinahe genauso viel zu, wie, als er tot gewesen war.
»Er war Ihr Freund?«
Dean musterte den Mann kurz, dann sah er wieder nach vorn. »Egal, er ist weg.«
»Haben Sie ihn getötet?«, wollte Emanuel sofort wissen.
»Er hat sich selbst getötet«, sagte ich - das war das Erste, was ich während der gesamten Autofahrt bisher gesagt hatte, und das war auch nur ein Impuls gewesen. Ich musste mich beherrschen, nicht zu weinen, und als sich Emanuel zu mir umwandte, machte das die Sache nicht leichter. Die intensiv blauen Augen sahen mich an, und ich schnappte nach Luft, um nicht vollends den Verstand zu verlieren.
»Ehrlich gesagt, wissen wir nicht, ob er tot ist«, stand Dean mir schnell bei und Emanuel wandte sich ihm zu. »Ich weiß nur, dass diese ganze Geschichte nicht vermurkster sein könnte.« Dean schwieg kurz. »Wissen Sie, früher war ich in der Lage, solche Dinge einfach abzuschütteln. Egal, was es war. Es hat manchmal gedauert, aber ich hab' es immer geschafft. Doch was Cas getan hat ... da kann ich es nicht. Ich weiß nicht, wieso.«
Ich blickte zu Emanuel und hoffte auf eine Reaktion. Dean hatte seinen Namen gesagt, seinen wahren Namen und dennoch - der Mann schien sich nicht zu erinnern.
»Es spielt keine Rolle, wieso«, sagte er.
»Natürlich spielt es eine Rolle«, entgegnete Dean sofort.
»Nein, Sie sind keine Maschine, Dean. Sie sind ein Mensch.«
Dean schüttelte nur fassungslos den Kopf.
»Ihr Freund hieß Cas?«, fragte Emanuel. »Eigenartiger Name.«
Dean hielt beim nächsten Supermarkt und er und ich stiegen aus, während wir Emanuel anwiesen, drinnen sitzen zu bleiben. Ich schlug die Tür des Wagens zu und lief mit eiligen Schritten auf den Laden zu. Ich wollte hier weg, ich wollte weg von dem Mann, der in diesem Auto saß und sich an nichts erinnern konnte.
Kaum hatte ich den Laden erreicht, überkamen mich die Tränen. Ich versuchte sie, so gut es ging, zurückzuhalten, doch als Dean mich dann noch am Arm packte und mich in eine abgelegene Ecke zog, gab ich nach.
»Beruhige dich, verdammt«, zischte er mir leise zu. Ich wusste, dass er es nicht böse meinte. Sein Gesichtsausdruck verriet alles - er war verzweifelt.
»Ich kann nicht ... ich kann nicht ...« Unaufhörlich schüttelte ich den Kopf. »Er war tot, Dean. Er war, verdammt noch mal, tot!«
Augenblicklich packte mich der Winchester an den Schultern und zwang mich ihm in die Augen zu schauen. »Wir wissen es nicht, okay? Vielleicht wurde er wirklich an Land gespühlt und dann kam diese Frau und hat ihn gerettet.«
Die Ladenklingel leutete, als jemand den Supermarkt betrat. Ich blickte kurz an Dean vorbei. Ein Mann kam direkt auf uns zugelaufen. Seine Augen waren schwarz.
»Dean, Achtung!«, rief ich noch, doch da hatte der Winchester sich bereits umgedreht und mit dem Dämonenmesser zugestochen. Tot sank er zu Boden.
Auf einmal standen zwei weitere Dämonen vor uns und ehe Dean sich versehen hatte, war ihm das Messer aus der Hand geschlagen worden. Mit Kraft wurde der Mann durch den Laden geschleudert, und gerade als sich die beiden auf mich stürzen wollten, wurde der eine von hinten erdolcht. Ängstlich verschwand der zweite. Tot sank der Dämon zu Boden, und nun stand jemand vor uns, mit dem wir am wenigsten gerechnet hatten.
»Meg?«, fragte ich.
»Hallo, Schwester.« Die Dämonin grinste breit. »Ich glaube, ihr beide schuldet mir eine Erklärung.«
Dean drehte das Ladensschild auf »geschlossen« und zog die Gardinen runter.
»Die Gerüchteküche ist ja schon mächtig am brodeln, was diesen Emanuel angeht«, meinte Meg. »Meine Neugier ist auch schon richtig angeheizt.«
»Sag einfach, was du willst«, verlangte Dean harsch.
»Stellt euch vor, wie überrascht ich war, als ich ihn aufspüre und finde ihn bei euch im Auto wieder. Und dann ist er dem armen toten Castiel wie aus dem Gesicht geschnitten. Also, ihr beiden, was macht der arme tote Castiel in dieser Schrottkiste da draußen?«
»Weihnachtslieder singen«, meinte Dean kühl.
»Witzig. Aber wie kann es sein, dass er noch lebt? Er soll sich doch als Gott in Luft aufgelöst haben.«
»Stell dir vor, diese Frage haben wir uns auch schon gestellt.« Mit einem finsteren Funkeln in den Augen verschränkte ich die Arme vor der Brust.
»Hast du dich schon mal im Spiegel angesehen, Schätzchen?«, fragte sie mich mit hochgehobener Augenbraue. »Sahst schon mal besser aus.«
Ich blickte sie ernst an. »Pass auf, Cas kann sich an nichts erinnern, und du wirst ihn auch nicht helfen, dass er es tut.«
»Oh, soll ich das?«
»Er weiß nicht, dass er Cas ist«, sagte Dean.
»Ich weiß. Ich hab' euch stundenlang beobachtet. Ach ja, und wisst ihr noch, als das Verhältnis zwischen mir und Crowley unterkühlt war? Die Zeiten haben sich nicht geändert.«
»Schön«, meinte Dean desinteressiert.
»Das verletzt meine Gefühle. Ich war immer gut zu dir, Dean.«
»Nein, du warst gut zu dir, Schätzchen«, entgegnete der Winchester, der begann, Vorräte zusammenzusuchen.
»Hört zu, im Augenblick soll auf gar keinen Fall Wirbel um das Gerücht über diesen herumwandelnden Heiler gemacht werden. Das Problem bei der ganzen Sache ist nämlich, die Leute fangen schon an, zu bohren - sie riechen Engelsstaub.«
»Ja, sie stolpern schon übereinander, bei dem Versuch, es Crowley zu erzählen«, sagte Dean sarkastisch.
»Stell dir vor, Crowley diesen kleinen, armen Castiel mit seiner Amnesie in die Finger. Versteh mich nicht falsch, ich werde dieses kriecherisches Arschloch fertigmachen. Meine Zeit kommt noch. Aber als Einzelkämpferin habe ich in dieser Situation keine Chance. Es ist kalt hier draußen, und es ist ein Preis auf meinen Arsch ausgesetzt und ich brauch' Freunde.«
»Ja, aber das sind nicht wir«, zischte ich.
»Genau da irrst du dich, Süße. Ich bin nämlich hier, um euch zu helfen, und das macht uns zu Freunden.«
»Helfen, ja?«, fragte Dean. »Du meinst, mal sehen, ob du nicht den armen, kleinen Cas da draußen in eine gefährliche Waffe verwandeln kannst?«
»Als würdest du jetzt mit ihm Weihnachtslieder singen«, entgegnete Meg. »Und im Übrigen, willst du wirklich weitermachen, ohne jegliche Hilfe?«
»Ich hab' Cat.«
Meg sah mich an und lachte. »Sie ist ein wandelnes Wrack. Ein Engel, dem die Flügel gestutzt worden sind. Sie zerstört sich mehr bei dem Fall, als dass sie dir helfen kann.«
»Ich stehe neben dir«, erinnerte ich sauer.
Dean starrte Meg die ganze Zeit mit finsterer Miene an, dann sagte er auf einmal: »Wir fahren direkt zu Sam. Keine Umwege, klar?«
Fassungslos sah ich den Winchester an. »Das ist jetzt dein Ernst, oder?«
»Was dich betrifft, hat Meg recht«, meinte Dean nur, dann streckte er der Dämonin die Hand aus und mit einem belustigten Lächeln reichte sie ihm das Dämonenmesser.
Zusammen verließen wir den Supermarkt und liefen zum Wagen. Emanuel lehnte an diesem, den Blick starr nach vorn gerichtet. Als er uns bemerkte und Meg sah, blickte er sie entsetzt an.
»Ihr Gesicht, sie ist eine -«, begann er.
»Schon okay, uns gibt's in verschiedenen Geschmacksrichtungen«, sagte Meg locker. Anscheinend konnte der Mann die wahre Gestalt von Monstern sehen - ein wenig Engel war wohl doch noch in ihm.
»Sie ist, ähm, 'ne Freundin«, erklärte Dean, wenn auch ungern.
Die Dämonin lächelte Emanuel an. »Meg. Ich bin zur moralischen Unterstützung hier. Ich meine, immerhin kennen wir uns schon sehr lange.«
Verwirrt sah der Mann zu Dean und mir und mit einem finsteren Blick wandte der Winchester sich an Meg.
»Dean und ich«, sagte sie schnell. »Sie habe ich ja eben erst kennengelernt.« Sie trat auf den Mann zu. »Aber ich glaube, wir werden auch gute Freunde werden.«

Die folgende Autofahrt erwies sich als beinahe noch schlimmer als die davor. Meg und ich saßen hinten auf der Rückbank, Dean und Emanuel alias Cas vorne. Schweigen erfüllte den Wagen. Endloses Schweigen.
»Diese Stille ist sehr unangenehm«, sagte Emanuel irgendwann. »Gibt's da was, was ich wissen sollte?«
»Keine Ahnung«, meinte Meg. »Dean?«
»Nein. Meg hat so eine Ausstrahlung. Unangenehm, verstehen Sie?«
Emanuel wandte sich der Dämonin zu. »Das muss schwierig für Sie sein.«
»Dean macht nur einen Scherz, Emanuel«, sagte diese.
»Oh.« Der Mann lachte leise.
Noch eine Weile fuhren wir, dann erreichten wir die Anstalt. Dean parkte den Wagen auf einem Hügel, so dass wir von oben einen guten Blick auf den Eingang und die Leute, die draußen herumliefen, hatten. Es gab allerdings ein Problem - allesamt waren Dämonen.
»Wie viele von diesen Messern haben Sie?«, fragte Emanuel.
»Nur das eine«, sagte Dean.
»Ist ja vielleicht 'ne dumme Frage, aber was tun wir jetzt?«
»Ja, Dean, hast doch 'ne andere Ideen, außer dich durch die Dämonen durchzuprügeln?«, stichelte Meg.
Dean sah sie wütend an. »Entschuldigen Sie uns«, sagte er. »Meg?«
Er und die Dämonin entfernten sich einige Meter, um miteinander zu sprechen, während ich neben Emanuel stehenblieb, den Blick auf die Anstalt gerichtet.
»Haben Sie etwas gegen mich?«, fragte der Mann mich auf einmal.
Ich atmete tief durch. »Nein, nichts gegen Sie.«
»Aber Sie verheimlichen etwas vor mir.«
Ich sah den Mann an. »Ich denke nicht, dass wir darüber sprechen sollten.«
Emanuel erwiderte meinen Blick mit zusammengekniffenen Augen. »Ihnen geht es nicht gut. Sie haben viel durchgemacht. Ich nehme an, es hat auch etwas mit diesem Cas zu tun.«
Ich lachte leise und brach den Augenkontakt kopfschüttelnd ab. »Wenn Sie wüssten ...«
»Er könnte durchdrehen oder abhauen, wer weiß«, hörte ich Dean bis zu uns sagen.
Auf einmal wandte Emanuel sich um und ging zu dem Winchester. »Ich denke, wir kennen uns.«
Ich war ihm sofort hinterhergelaufen, und entsetzt sah ich zwischen ihm und Dean hin und her.
»Nur 'n kleines bisschen«, meinte Meg.
»Sie können es mir sagen, ich komm' damit klar.«
»Woher willst du das wissen?«, fuhr Dean ihn an - und das erste Mal sagte er Du zu ihm, was auch Emanuel bemerkte. »Du weißt ja nicht mal, wer du bist. Ich kenne dich schon seit Jahren.«
»Du bist ein Engel«, sagte Meg, ohne zu zögern.
»Äh, wie bitte?« Verwirrt starrte Emanuel uns an. »Ist das ein Flirtversuch?«
»Nein, es ist eine Spezies - und mächtig ist sie auch.«
»Halt die Klappe, Meg!«, zischte ich.
»Sie sagt die Wahrheit«, sagte Dean jedoch in diesem Moment. »Okay? Deshalb kannst du Menschen heilen. Du isst nicht. Und sicher gibt's da noch mehr.«
Emanuel war vollkommen verwirrt. »Und wieso habt ihr mir das nicht gesagt? Ein Engel zu sein, klingt erfreulich.«
»Ist es nicht, vertrau mir«, entgegnete Dean sofort. »Es ist blutig, es ist korrupt. Es ist nicht erfreulich.«
»Das weiß er auch. Ihr habt zusammen gekämpft.« Meg sah uns an. »Ihr drei. Und beste Freunde wart ihr auch.«
»Wir sind Freunde?«, wollte Emanuel verwundert wissen. Da verstand er. »Bin ich Cas?« Wir antworteten nicht. »Ich hatte keine Ahnung. Ich ... erinner mich nicht an euch, tut mir leid.« Der Mann sah uns wehleidig an, während Dean und ich seinem Blick auswichen.
»Hör zu, du hast die Kraft«, sagte Meg. »Du kannst mit Leichtigkeit jeden dieser Dämonen erledigen.«
Emanuel wandte sich ab. »Aber ich weiß nicht mehr, wie.«
Langsam trat Dean näher. »Es ist in dir. Ich bin sicher, es ist wie Fahrradfahren.«
Emanuel sah ihn an. »Wie das geht, weiß ich auch nicht.« Obwohl er Zweifel hatte, ging er zu den Dämonen. Dean und ich beobachteten mit Tränen in den Augen, wie er die schwarzäugigen Monster auslöschte - einem nach dem anderen brannte er die Augen aus, und er konnte sich sogar teleportieren. Als der letzte zu Boden fiel, liefen wir auf ihn zu.
»Das war wunderbar, Clarence«, lobte Meg grinsend.
»Cas ...«, sagte Dean leise und der Engel wandte sich uns zu.
»Ich erinner mich wieder. Ich erinner mich an alles.« Er sah zu mir. Seine Lippen bebten. »Was ich getan habe ... Was aus mir geworden ist ...« Ernst blickte er Dean an. »Wieso hast du's mir nicht gesagt?«
»Weil Sam da drin mit dem Tod ringt«, meinte dieser.
»Meinetwegen, ich weiß. Alles meinetwegen. All diese Menschen ...« Fassungslos schüttelte er den Kopf. »Ich dürfte gar nicht hier sein.« Und dann lief er zügigen Schrittes davon.
»Cas!«, rief ich und Dean und ich folgten ihm. Er lief den Hügel hoch, ohne auch nur einmal stehenzubleiben.
»Wenn du dich erinnern kannst«, sagte Dean, »dann weißt du auch, dass du damals dein Bestes gegeben hast.«
»Verteidige mich nicht«, zischte Cas. »Habt ihr eine Ahnung von den Todesopfern im Himmel, auf der Erde?«
Ohne zu zögern, packte ich den Engel am Arm und riss ihn herum. »Cas, bitte, all das ist Vergangenheit. Man kann es nicht ungeschehen machen.«
Er entriss mir seinen Arm. »Ich hatte meinen Tod verdient.« Seine blauen Augen musterten mich eindringlich.
»Warst du es nicht immer gewesen, der mir erzählte, dass Gott Pläne mit uns hat? Dass er alles geplant hatte und alles kommen sieht?«, fragte ich. »Vielleicht will er nicht, dass du stirbst. Vielleicht spielst du noch eine große Rolle. Vielleicht ist es sein Wille, dass du am Leben bleibst.«
»Gott ist tot«, entgegnete Castiel.
»Vielleicht hat aber auch nicht«, meinte ich leise. »Wer sonst holte dich die unzähligen Male zurück?«
Der Engel antwortete nicht.
»Vielleicht bist du wieder zurück, um alles in Ordnung zu bringen«, sagte Dean. Er öffnete den Kofferraum seines Autos und holte Trenchcoat heraus, den er Cas gab.

Zusammen betraten wir die Anstalt. Mit Hilfe Cas' Spürsinn fand er Sam ziemlich schnell - er befand sich in der Gewalt eines Dämons, der ihn unter Strom gesetzt hatte. Cas befreite ihn und brachte ihn dann zurück in sein Krankenzimmer, wo der Engel Dean und mir erklärte, dass er ihm nicht helfen könnte. Die Wand war bereits vollends eingebrochen, es gab nichts, was wieder aufbauen könnte.
»Gibt es wirklich keinen Weg?«, fragte ich und sah Cas hilflos an.
Traurig schüttelte er den Kopf. »Tut mir leid. Diese Art von Problem kann ich nicht beseitigen.« Er blickte zu Sam und auf einmal hatte er eine Idee. »Aber möglicherweise kann ich's verlagern.«
»Verlagern?«, fragte Dean verwundert, doch der Engel antwortete nicht mehr, da er sich bereits zu Sam auf die Bettkante gesetzt hatte. »Warte, Cas, was hast du vor?«
»Also, Sam«, sagte Cas nur an den jüngeren Winchester gewandt. »Es wird wehtun, und sollte ich es dir nicht noch einmal sagen können - tut mir leid, dass ich dir das angetan hab'.«
»Cas?«, fragte ich vorsichtig, während mein Herz mit steigender Angst schneller schlug.
Der Engel antwortete nicht, sondern legte seine Hand auf Sams Stirn. Die Augen des Winchesters leuchteten rot auf, dann zogen sich rote Linien von seinem Kopf zu Cas' Hand in. Der Mann stöhnte vor Schmerzen, während sein Fluch wie durch Adern auf Cas verlagert wurde. Sam keuchte auf, als alles verschwunden war und Dean rannte besorgt zu ihm. Nun leuchteten Cas' Augen rot. Der Engel schwankte und ich packte ihn an der Schulter, bevor er zu Boden stürzte.
»Hey, Cas, sieh mich an«, sagte ich und versuchte einen Blickkontakt aufzubauen.
»Cas?«, fragte Sam. »Cas, bist du das?«
Cas starrte Sam entgeistert an. Er erhob sich und presste sich mit Angst im Gesicht gegen die Wand, während er Sam weiterhin anstarrte - und ich wusste, dass es nicht Sam war, den er sah.
Verzweifelt lief ich zu ihm und versuchte ihn auf mich aufmerksam zu machen. »Cas? Cas, bitte, sieh mich an.«
Der Engel erwiderte meinen Blick nicht, sondern starrte fassungslos an mir vorbei. Tränen der Verzweiflung traten in meine Augen, und auf einmal wurde mir eine Sache klar - ich hatte Cas innerhalb eines Tages zurückbekommen und wieder verloren.

2904 Wörter

Caaaaas 😭😢

Und da ist Cas weg ...

Danke für 1k Reads und euer Feedback ❤

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top