7. Kapitel - Training mit Folgen
Als wir bei der Academy ankamen, brachten wir Allison sofort in den OP-Raum, den ich schon vorher entdeckt hatte. Grace war sofort zur Stelle und zum Glück, konnte ich schon etwas besser hören.
„Sie hat einen tiefen Schnitt am Kehlkopf. Ohne Kate wäre sie vermutlich schon tot. Einer von euch muss Blut spenden", erklärte Grace.
Alle Jungs erklärten sich sofort bereit, was ich sehr süß fand, aber ich konnte meine Gedanken gerade nicht daran verschwenden.
„Was hat sie für eine Blutgruppe?", fragte ich vorsichtig.
„A positiv. Fünf hat nicht die selbe", erklärte der Roboter sofort.
„Ich scheide auch aus", sprach ich verbissen und half Grace den provisorischen Verband zu entfernen.
Pogo erklärte derzeit Luther, dass sein Blut so verschmutzt sei, dass er wohl eher Pogo spenden könnte, statt Allison. Als Klaus meinte, er würde es machen, da er Spritzen sowieso liebte, verneinte Pogo auch da.
„Er hat recht Klaus. Bei deinen Blut, würdest du sie an einer Überdosis umbringen", sprach ich leise.
„Geht zur Seite. Ich mach das", sprach Diego stark und stellte sich zu seiner Mum.
Die packte gerade die Nadel für die Abnahme aus und drehte sich dann zu Diego. Als der die Nadel jedoch sah, gab er ein hohes Geräusch von sich und wurde ohnmächtig.
„Oh Gott", entwich es mir und Pogo befahl Grace, Diego Blut abzunehmen. Ich schickte derweil Klaus, Fünf und Luther aus dem Raum. Ich nähte die Wunde zu und Grace sorgte für die Infusion. Mein Blick wanderte jedoch immer wieder zu Diego. Der war immer noch nicht aufgewacht und ich würde gerne seinen Kopf untersuchen.
„Ich kann den Rest machen. Sieh nach Diego", sprach Grace sanft. Ich nickte schnell und ging dann zu dem bewusstlosen Mann.
Ich fand es süß, dass er trotz seiner Angst vor Nadeln, nicht einmal gezögert hatte Allison zu helfen. Ich drehte seinen Kopf leicht zur Seite und erkannte eine leichte Beule. Jedoch nichts was zu schlimm aussah. Ich zog schnell meine Jacke aus und rollte sie zu einem Kissen. Vorsichtig legte ich seinen Kopf drauf ab und richtete mich dann wieder auf. Zum Glück war auf meiner Jacke nur ein paar Blutflecken. Mein Shirt war voll davon.
„Ich fahr kurz nach Hause und zieh mich um", sprach ich an Grace gewandt und verließ dann die Academy.
Ich brauchte nicht lange nach Hause, aber als ich in meiner Wohnung stand kam alles zurück. Die Müdigkeit. Der Stress. Die Erschöpfung. Ich brach einfach zusammen. Wenigstens weinte ich nicht. Ich streifte mir einfach mein Shirt ab und stand wieder auf. Taumelnd ging ich ins Badezimmer, wo ich schnell duschte.
Ich hatte so wenig geschlafen, da half mir auch die Dusche nichts, aber so war ich wenigstens sauber. Ich zog mir etwas Frisches an und verließ wieder mit noch nassen Haaren mein Wohnung. Ich hätte zur Academy fahren sollen. Das wusste ich! Aber ich fuhr noch einmal zu Jenkins Haus. Vielleicht befand sich Vanya dort. Vielleicht hielt Jenkins sie ja dort gefangen. Ich konnte nicht zulassen, dass Allison umsonst gerade um ihr Leben kämpfte.
Als ich vor dem Haus parkte, bemerkte ich, dass die Tür bereits offen stand. Schnell betrat ich das Haus und ging ins Wohnzimmer. Dort blickte ich mich um, doch mein Blick blieb in der Küche hängen. Dort lag er. Harold Jenkins.
Langsam ging ich auf ihn zu und musterte verstört den Leichnam. Die Küche war komplett verwüstet und Jenkins lag auf einem zerbrochenem Esstisch. Dutzende Messer und andere spitze Gegenstände steckten in seiner Brust. Ich verschränkte meine Arme und ließ meinen Blick noch einmal über die Szene wandern.
WAS ZUM TEUFEL! Wer konnte sowas anrichten?
Ich hörte draußen einen Wagen und wollte schon eine übereilte Flucht antreten, als ich jedoch Fünf springen hörte. Ich entspannte mich wieder und wartete auf die Umbrella Academy.
„Ach du Scheiße", hörte ich Klaus hinter mir sagen. Ich drehte mich nicht um, aber ich hörte, dass noch Diego anwesend war. „Katy... willst du was beichten?", fragte mich Klaus mit großen Augen.
„Ich hab ihn so gefunden. Hab eigentlich gedacht dass er Vanya gefangen hält", erklärte ich und drehte mich nun doch zu den Jungs um.
„Sie ist nicht hier?", fragte mich Diego sofort. Ich schüttelte nur mit den Kopf. Diego seufzte und sprach: „Lasst uns abhauen, bevor die Cops auftauchen"
Alle nickten leicht und Fünf zog das Glasauge aus seiner Jackentasche. Seufzend warf er es auf die Leiche und folgte dann Klaus. Ich wollte das Haus auch gerade verlassen, da wurde ich am Handgelenk festgehalten. Überrascht drehte ich mich zu Diego um der mir ein Messer entgegenhielt.
„Es ist ja ganz nett, wenn du dich um mich kümmerst, aber lass nicht das Messer in deiner Jacke, bevor du zu einem Psychopaten nach Hause gehst", tadelte er.
Lächelnd griff ich nach dem Messer und steckte es mir wieder in die Hose. „Sorry" Diego lächelte auch und gemeinsam verließen wir das Haus. Draußen warteten Fünf und Klaus auf uns. Sie sprachen darüber, dass Jenkins Tod noch nicht das Ende sein konnte und dass wir Vanya finden mussten. Fünf sprang plötzlich davon, weswegen wir seufzten, und beschlossen bei der Academy nachzusehen.
Ich stieg in meinen Wagen und fuhr Diego hinterher. Als wir ankamen, fragte Klaus mich ruhig, ob ich vielleicht nach der gestrigen Nacht noch eine Vision hatte.
„Nein. Und tut mir leid, dass die Letzte uns fast umgebracht hat", entschuldigte ich mich.
„Kein Ding. Und hey. Dein Gehör wird wieder besser", stellte Diego lächelnd fest. Ich nickte bestätigend und betrat mal wieder die Academy. Ich war hier in dieser einen Woche öfters gewesen als Zuhause. Wir suchten die ganze Academy ab, aber Vanya war nicht hier.
„Ok. Ich hau rein", sprach Diego, was Fünf natürlich nicht passte. Diego ignorierte ihn jedoch und zog mich einfach hinter sich her.
„Was machst du?"
„Ich hab dir doch was versprochen. Ich bring dir jetzt ein bisschen was bei"
Zu überrascht, um etwas zu sagen, folgte ich Diego in einen Trainingsraum. Der Raum war recht groß und irgendwie düster. Diego zog mich in die Mitte, wo der Boden aus Matten bestand und sprach: „Das wichtigste ist ein fester Stand"
Spöttisch hob ich meine Augenbrauen, was Diego wohl nicht gefiel. Ohne Warnung schlug er zu. Jedoch konnte ich durch meine Fähigkeit perfekt ausweichen und stellte Diego ein Bein, wodurch er auf der Matte landete.
„Ich bin ziemlich gut im Ausweichen. Du solltest mir lieber andere Sachen beibringen", kicherte ich und half Diego auf die Beine.
„Hätte ich nicht bemerkt", stöhnte der und klopfte sich ab.
Ich lachte und wir fingen von vorne an. Diesmal brachte Diego mir tatsächlich was bei. Ich verstand auch die Theorie, jedoch war ich sehr schlecht darin, tatsächlich zuzuschlagen. Ich boxte wieder zu, doch Diego schnappte sich meinen Arm und zog mich zu Boden. Ich konnte mich noch drehen, wodurch ich nicht unten landete, dafür aber auf Diego.
Ich lachte wieder und erhob mich. Diego brauchte schon etwas länger, um aufzustehen, weswegen ich ihm half.
„Nochmal"
Ich stöhnte und holte wieder mit meiner Hand aus. Ein Erdbeben haute mich jedoch von den Füßen und auch Diego tat sich schwer, dass Gleichgewicht zu halten. Als es wieder stoppte, half mir Diego sofort auf und ich starrte ihn erschrocken an.
„Was war das?"
„Ich hab keine Ahnung"
Ich griff diesmal nach Diegos Handgelenk und gemeinsam rannten wir ins Foyer, wo wir auf Luther und Klaus trafen. Auch Klaus wollte wissen, was das gewesen war und Luther deutete uns nur ihm zu folgen.
Er führte uns in einen Keller und am Ende des Gangs befand sich eine große Zelle mit einer Glastüre. Als ich durch das Glas blickte, schaute ich geschockt Luther an, der etwas Seltsames erklärte.
„Du hast unsere Schwester eingesperrt, weil du denkst, dass sie Kräfte hat?", fragte Diego überrumpelt.
Auf einmal wachte Vanya auf und rannte auf die Scheibe zu. Panisch schlug sie dagegen, doch man hörte kein Wort. Luther erklärte, dass er es von Pogo wusste und Diego untersuchte die Tür.
„Wieso hört man sie nicht?", fragte ich nach und drehte mich zu Luther um.
„Es ist schalldicht"
„Das ist grausam! Jemanden in so einem Raum einzusperren ist Folter. Wir müssen sie da raus holen", stellte ich klar und Klaus nickte sofort.
„Nein! Es ist zu ihrem eigenen Schutz"
Die Jungs fingen an normal miteinander zu reden, doch ich hörte nicht zu. Ich konnte nur Vanya anstarren. Sie sah so verzweifelt aus. Ich musste ihr doch helfen.
Ich bekam mit, wie Diego und Klaus sich für Vanya einsetzten, doch Luther blockte ab. Klaus griff schon nach der Tür, aber Luther zog ihn weg.
„Selbst wenn du recht hast. Sie braucht unsere Hilfe und wir können ihr nicht helfen, solange sie da drin ist", stellte Diego klar. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus als ich Diego das sagen hörte und ich blickte hoffnungsvoll zu Luther.
Auch Klaus sprach jetzt auf Luther ein, doch alle stoppten, als wir Schritte hörten. Allison tauchte im Gang auf und schrieb auf einen Zettel, dass Luther sie gehen lassen sollte. Ich wechselte einen Blick mit Diego und schlich dann langsam zur Tür.
Luther war gerade abgelenkt, zumindest dachte ich das. Schneller als ich schauen konnte, hatte er mich gepackt und von der Zelle weggestoßen.
„Hey!", schrien Klaus und Diego sofort auf und stellten sich zwischen mich und den Riesen.
„Bleib weg von der Tür. Du bist keine von uns! Ich habe dich bis jetzt geduldet, weil du geholfen hast, aber jetzt solltest du lieber verschwinden", sprach Luther bedrohlich und ignorierte seine beiden Brüder.
Zum ersten Mal hatte ich wirklich Angst vor den Hünen. Ich blickte noch einmal zu Vanya und dann zurück zu Luther.
„Du bist ein Monster", sprach ich voller Hass und drehte mich dann um. Es tut mir leid, Vanya. Bevor Diego oder irgendjemand sonst mich einholen konnte, verließ ich die Academy und setzte mich in meinen Wagen. Voller Wut schlug ich auf mein Lenkrad und schloss dann meine Augen.
Seit einer Woche umgab ich mich mit dieser chaotischen Familie und jetzt... jetzt war ich zu tief drinnen, um einfach wieder zu gehen.
Ein Poltern ließ mich aufblicken. Die Academy bebte und ohne nachzudenken, stieg ich aus und rannte wieder in das Gebäude. Alles zerbrach langsam, aber ich machte mir Sorgen. Ich hörte Klaus und Diego nach ihrer Mum rufen, weswegen ich den Stimmen nach oben folgte. Ich sah Klaus und Diego in einem Durchgang liegen. Klaus war wach, aber Diego schien bewusstlos zu sein. Klaus versuchte verzweifelt Diego aufzuwecken, da die Decke über ihnen zusammenbrechen würde. Ich rannte auf die beiden zu, doch war ich nie im Leben schnell genug. Auf einmal machte Diego jedoch einen Ruck nach vorne, wie als würde jemand unsichtbares ihn ziehen. Klaus robbte auch in Sicherheit und die beiden wurden gerade so verschont. Ich blieb vor ihnen stehen und starrte die Stelle Luft an, die auch Klaus die ganze Zeit beobachtete.
Ich musste nicht lange überlegen, wer wohl Diego in Sicherheit gezogen hatte. Jedoch wusste ich nicht, dass Ben sowas konnte. „Alles in Ordnung?", fragte ich rasch und Klaus nickte. Ich half Klaus Diego zu stützen und gemeinsam brachten wir ihn aus der Academy. Draußen angekommen, war Diego wieder voll bei Bewusstsein und er warf sich dankbar in Klaus Arme. Er dachte wohl, dass Klaus ihm das Leben gerettet hatte. Ich ließ die Jungs alleine und rannte um die Academy herum. Die anderen mussten es doch auch rausgeschafft haben.
Erschrocken blieb ich stehen, als wirklich die ganze Academy zusammenbrach und Vanya wie ein Geist verschwand. Ich hätte ihr folgen sollen, doch ich wollte nicht wie die Academy enden. Leise machte ich mich auf den Weg zurück, wo ich auch Allison und Luther fand.
Der erklärte auch gerade, dass Vanya Pogo ermordet hatte. Geschockt setzte ich mich auf einen Trümmerhaufen und Diego setzte sich zu mir.
Wie aus dem Nichts tauchte Fünf auf, der jetzt auch noch behauptete, dass die Apokalypse doch kam. Ein unguter Gedanke flog mir durch den Kopf. Dann sollte sie doch kommen. Ich war müde und erschöpft. Ich hatte seit Ewigkeiten nicht mehr richtig geschlafen und es war einfach alles zu viel.
Was zum Teufel hatte ich hier eigentlich zu suchen. Ich sollte im Krankenhaus sein und mir keine Sorgen um sowas machen müssen.
Ich hörte Fünf nur halbherzig zu. Vanya ist die Bombe.
„Wir müssen sie finden", sprach Luther, wodurch mir der Kragen platzte.
„Und dann was? Sie wieder einsperren? Sie töten? Egal was ihr versuchen werdet, es wird nicht klappen. Es ist unausweichlich", schrie ich, als ich aufstand.
„Das darfst du nicht sagen. Wir haben noch eine Chance—", fing Fünf an, aber ich unterbrach ihn.
„Eine Chance? Nicht Harold Jenkins hat das alles ausgelöst... sondern ihr. Ihr alle. Und euer Dad. Pogo. Sogar eure Mum. Ihr habt sie alle zu dem gemacht. Manche vielleicht mehr als andere, aber wenn ihr wirklich etwas ändern wollt, müsstet ihr in die verdammte Vergangenheit reisen und alles wieder gut machen. Und ich wünsche euch viel Spaß dabei"
Nach meiner Rede ging ich davon. Keiner hielt mich auf.
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