6. Kapitel - Ich habe das Gerücht gehört
Drei Stunden später stand ich hinter Diego, der Grace und Fünf beobachtete. Der Roboter war wieder repariert worden und funktionierte jetzt wieder einwandfrei. Sie hatte mir geholfen Fünf zusammenzuflicken und jetzt überwachte sie ihn.
Allison kam wieder zurück. Sie hatte versucht Vanya anzurufen und als Diego nachfragte erklärte sie, dass Vanya nicht abhob und auch nicht in der Musikschule aufgetaucht war.
Ich ließ die beiden Geschwister allein und ging hinunter in die Küche. Ich hatte vorhin nach Klaus gesucht, aber der war nicht anwesend.
In der Küche angekommen, setzte ich mich an den Tisch und blätterte in der blauen Akte herum. Ich war Ärztin. Kein verdammter Detektiv. Allison und Diego kamen auch in die Küche und Diego nahm mir die Akte weg.
„Wir schauen zur Adresse, der Großmutter. Kommst du mit?", fragte Diego mich sofort. Eigentlich wollte ich ja sagen, aber ich stockte.
„Klaus ist schon wieder verschwunden. Und ich würde gerne auf Fünf achten. Ich weiß nicht wie gut Grace ist und falls es schlimmer wird, würde ich ihn ins Krankenhaus bringen", erklärte ich mich und lächelte die beiden entschuldigend an. Verstehend nickten die beiden jedoch und ich rief ihnen noch nach, dass sie vorsichtig sein sollten, bevor sie verschwanden. Ich stöhnte auf und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Mein Handy riss mich aus meinen Schlaf. Ich war anscheinend eingenickt. Verschlafen griff ich danach und drückte auf den grünen Knopf. „Stevens", sprach ich noch und unterdrückte ein Gähnen.
„Kate. Ich bins Lisa"
Ich brauchte kurz, doch sobald ich verstand, wer da mit mir sprach, war ich hellwach. „Was gibt's?"
„Ich weiß nicht, woher du das wusstest, aber ein Mann wurde vor kurzem eingeliefert. Er hat ein Auge verloren"
„Wie heißt er!", schrie ich ins Handy, entschuldigte mich dann aber sofort und wiederholte noch einmal ruhiger: „Wie heißt er?"
„Leonard Peabody"
Geschockt verarbeitete ich die Information. Fünf hatte mit den Auge recht gehabt. Er hatte tatsächlich recht. Ich hatte zwar nie daran gezweifelt, aber es war dennoch überraschend.
„Ich bin so schnell wie möglich da", erklärte ich und legte auf. Ich sprang auf und rannte aus der Academy. Doch erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich nicht so schnell zum Krankenhaus kommen würde. Diego und Allison waren weg und mein Auto befand sich Zuhause. Mein Zuhause, war zu Fuß sogar noch mehr entfernt als das Krankenhaus. Doch allein dorthin brauchte ich mindestens eine halbe Stunde. Und für einen Bus war es schon zu spät. Seufzend setzte ich mich in Bewegung und verfluchte die letzten paar Tage.
Als ich nach vierzig Minuten beim Krankenhaus ankam, stürmte ich sofort in den Unfallbereich. Ich brauchte nicht lange, um Lisa zu entdecken und rannte auf sie zu.
„Hey. Wo ist er?", fragte ich sofort und keuchte etwas.
Sie sah mich mitleidig an und sprach entschuldigend: „Es tut mir leid. Er wurde hier eingeliefert und behandelt, doch vor zehn Minuten ist er einfach gegangen"
Ich biss mir auf die Unterlippe, um meiner Kollegin nicht irgendwelche unschönen Wörter an den Kopf zu werfen. Ich mochte Lisa eigentlich ganz gerne, aber sie hatten den Auslöser der Apokalypse einfach gehen lassen. Ich atmete tief durch und wandte mich leicht von ihr ab.
„Ok. Trotzdem danke", sprach ich so ruhig wie möglich.
Sie fragte mich noch irgendwas, aber ich wandte mich schon wieder zum Gehen ab. Ich musste zu meiner Wohnung und dann zurück zur Academy. Vielleicht würden ja Allison und Diego ihn finden.
Ich verließ das Krankenhaus wieder und ging zu meiner Wohnung weiter. Als ich dort ankam, duschte ich und zog mich um. Ich war hundemüde, aber es wurde schon wieder hell, weswegen ich mich schnell wieder auf den Weg machte. Diesmal nahm ich aber mein Auto und fuhr zur Academy.
Als ich vor der Academy hielt, wartete schon Fünf auf mich. Ich stieg aus und fragte sofort: „Warum bist du nicht im Bett?"
„Wo warst du?", stellte er die Gegenfrage.
„Duschen und im Krankenhaus. Harold Jenkins hat diese Nacht ein Auge verloren", erklärte ich und sperrte meinen Wagen ab.
„Scheiße. Wir haben erfahren, dass unser Dad sich selbst umgebracht hat. Um uns wieder zusammenzuführen"
Ich hob meine Augenbrauen und seufzte. „Natürlich", murmelte ich leise und folgte Fünf in die Academy.
„Luther heult irgendwo rum, aber Klaus ist da und so wären wir wenigstens zu dritt. Weißt du wo Diego und Allison sind?"
Ich nickte leicht und erklärte Fünf, was in der Nacht noch passiert war. Fünf ging zu Klaus, während ich vor Klaus Zimmer wartete. Als die beiden rauskamen umarmte ich Klaus kurz und drehte mich dann um. Auf einmal kam jedoch Diego den Gang entlang und stürmte in sein altes Zimmer.
„Wo warst du denn?", fragte Fünf neugierig.
„Gefängnis"
Erschrocken folgte ich Diego ins Zimmer und fragte: "Und wo ist Allison?"
„Alleine und sucht Jenkins. Lange Geschichte. Wo ist Luther?"
Ich beobachtete, wie Diego sich anzog und Klaus und Fünf erklärten was mit Luther war. Diego braucht etwas Hilfe, weswegen ich schnell nach dem Ledergurt griff und ihn festzog.
„Danke", lächelte Diego mir zu. Ich nickte nur und als ich mich zu Fünf und Klaus umdrehte, starrten die uns komisch an. Diego ignorierte dies jedoch und sprach: „Wir müssen ihn finden. Allison ist in Gefahr"
„In Ordnung. Wir suchen Luther und fahren dann sofort zu der Adresse. Wir nehmen meinen Wagen", wies ich an und schritt aus der Academy. Es dauerte nicht lange, da lotste mich Klaus, durch den Verkehr, zu einer Bar, wo er Luther vermutete. „Ich warte im Wagen", erklärte ich, als der Rest ausstieg.
Ungeduldig tippte ich mit meinen Fingern auf dem Lenkrad und blickte ständig auf die Uhr. Ich schloss einmal kurz meine Augen und als ich sie wieder öffnete, sah ich die Jungs aus der Bar kommen. Schnellen Schrittes kamen sie auf mich zu. Diego warf sich sofort auf den Beifahrersitz, während der Rest sich hinten reinquetschte.
Ich startete den Motor und fuhr aus der Stadt.
„Wie lange wird das dauern?", fragte Luther ungeduldig. Ich konnte es ihm nicht übelnehmen.
„Wir werden nicht vor Abend dort ankommen", sprach ich traurig und behielt meinen Blick auf der Straße.
Nach weiteren zwei Stunden, wurde es langsam dunkel. Keiner sprach ein Wort. Die Angst um Allison war zu groß. Ich holte einmal tief Luft und schloss nur ganz kurz meine Augen.
Als ich sie wieder öffnete, peitsche mir kalter Wind entgegen und ich befand mich wieder bei diesem Haus im Wald. Die Bäume ächzten und ein schneidendes Geräusch brachte meine Ohren zum bluten. Und auf einmal wurde alles still und Blut spritzte mir entgegen.
Ein Schrei holte mich zurück in die Realität und als ich meine Augen öffnete, sah ich die Scheinwerfer, eines Autos direkt vor mir. Diego griff ins Lenkrad und zog uns noch gerade rechtzeitig zurück auf die richtige Fahrspur. Ich machte eine Vollbremsung und keuchte erschrocken.
„Was zum Teufel sollte das?", konnte ich dumpf Luther sagen hören. Nein. Er schreite. Aber ich hörte es nur dumpf.
„Kate?", hörte ich Klaus ganz leise fragen hören und ich spürte etwas mein Ohr hinabrinnen. Ich griff danach und blickte auf das Blut auf meinen Fingern. Mein Trommelfell war geplatzt.
„Katy!"
Ich nahm Klaus immer noch nicht richtig wahr, aber meine Vision sickerte langsam zu mir durch. Es war...
„Allison!", schrie ich und drückte so fest aufs Gaspedal, dass ich in den Sitz gedrückt wurde. Die aufgebrachten Fragen ignorierte ich, ich konnte sie sowieso fast nicht verstehen. Ich brach vermutlich gerade zwanzig Verkehrsgesetze, aber dies war mir egal. Wenn ich nicht schnell genug fuhr, war es vielleicht zu spät.
Die Visionen. Es war Allison. Sie war die ganze Zeit in Gefahr gewesen.
Als wir beim Haus ankamen, machte ich mir nicht einmal die Mühe, den Motor auszuschalten. Sobald das Auto stand, sprang ich hinaus und rannte die Treppen hinauf. Ich wollte mir nicht die Zeit nehmen, die Tür zu öffnen, weswegen ich einfach dagegen trat und in die Hütte stürmte.
Und da lag sie. In einer riesigen Blutlache. Ich konnte Luther hinter mir dumpf Schreien hören, doch ich gab ihn nicht die Chance sich an mir vorbeizudrängeln. Ich warf mich neben sie und griff sofort nach einem Puls.
Als ich einen schwachen fand, griff ich nach dem Messer in meiner Jackentasche und wandte mich an die Jungs. Klaus hatte die Hände vor dem Mund und Luther weinte. Nur Diego und Fünf schätzte ich im Moment als ansprechbar ein. „Ins Bad. Bringt mir Handtücher. Sofort!", kreischte ich und griff nach Allisons Arm.
Diego rannte los und ich hörte Fünf dumpf fragen: „Was machst du da?"
„Kann ich schwer erklären. Mein Trommelfell ist geplatzt, also versteh ich euch auch nicht richtig. Lasst mich einfach machen, sonst überlebt sie die Nacht nicht"
Diego kam zurück und ich zerschnitt schnell das Handtuch. Ich legte Allisons Arm nach oben, so dass er direkt neben ihren Kopf lag. Ihre Wunde war am Hals, somit konnte ich nicht einfach einen Druckverband anlegen. Ich wickelte das Handtuch um ihren Hals und Arm, so dass zwischen dem Arm und dem Hals nichts zudrückte. So sollte sie noch Luft bekommen, aber nicht zu viel weiteres Blut verlieren.
Ich wandte mich an Luther und sprach sofort: „Trag sie zum Auto und leg sie in den Kofferraum" Der nickte und ich griff nach weiteren Handtüchern. Ich ignorierte die anderen und setzte mich sofort zu Allison in den Kofferraum. Das würde eine lange Fahrt werden.
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