3. Kapitel - Verschollen
„Verdammte! Beschissene! Cops!", schrie ich in Frustration und schmiss ein Bild von meiner Mum gegen die Wand. Sie hatten mich nicht ernst genommen. Solange er nicht in drei Tagen wieder zurückkam, sollte ich mir keine Sorgen machen. Ich griff nach dem nächsten Bild und wollte es wieder gegen die Wand werfen, als meine Wohnungstür aufging, ich mich umdrehte und das Bild auf den Eindringling schoss.
Diego wich gerade noch aus und das Bild zerschellte an der Tür. „Nette Begrüßung", murmelte der.
„Wieso brichst du in meine Wohnung ein?", zischte ich.
„Um nach dir zu sehen. Du bist einfach abgehauen"
„Weil ich die Einzige bin, die sich Sorgen um Klaus macht"
Diego blickte fragend drein. „Was ist mit Klaus?"
„Er wurde von diesen Typen entführt", sprach ich aufgelöst und war schon wieder den Tränen nahe.
„Hey", sprach Diego sofort und dirigierte mich auf meine Couch. „Klaus wurde bestimmt nicht entführt. Er ist vermutlich irgendwo auf der Straße komplett high"
Ich blickte zu Diego auf und grummelte: „Selbst, wenn, muss ich nach ihm suchen"
„Wir müssen auch nach Fünf suchen. Diese Kerle waren hinter ihm her", erklärte Diego.
Ich blickte zerstreut auf meine Wand. Diese letzten Tage, waren nicht sehr angenehm.
„Wie wäre es, wenn wir gemeinsam nach beiden suchen, ok?", fragte Diego vorsichtig.
„Wieso willst du mit mir zusammenarbeiten?", fragte ich kalt.
Diego seufzte und spielte mit seinen Fingern. „Da gibt es ein paar Gründe. Erstens würde ich gerne wissen, was du mit dieser Frau gemacht hast. Zweitens suchen wir nach denselben Leuten. Drittens hätte ich gerne Gesellschaft und du bist erträglicher als der Rest meiner Familie"
Ich nickte leicht und schaute kurz zu ihm, bevor ich aufstand. „Ich bin so wie ihr. Geboren zur selben Zeit. Ich habe die Fähigkeit in die Zukunft zu blicken. Meistens habe ich aber eher einfach nur eine echt gut Intuition. Nur selten habe ich wirklich richtige Visionen. Aber ich kann auch anderen Leuten Visionen geben. Das funktioniert aber nicht besonders gut. Ich kann es nicht so richtig kontrollieren. Meistens kann ich Leuten nur einen gewissen Aspekt ihrer Zukunft zeigen. Das habe ich auch mit dieser Frau gemacht. Ich habe sie spüren lassen, was sie zu ihrem Tod empfinden wird", erklärte ich.
Diego sagte eine Zeit lang nichts, weswegen ich unsicher zu ihm blickte
„Ich... sonst kann ich nichts, also im Kampf bin ich nicht wirklich zu gebrauchen", stotterte ich weiter.
Endlich blickte Diego zu mir auf und sprach: „Dann ändern wir das"
„Was?", fragte ich verwirrt.
Diego stand auf und baute sich vor mir auf. „Wir arbeiten zusammen. Als Team. Du bist Ärztin. Allein deswegen könnten wir dich gebrauchen. Und mit deinen Fähigkeiten kannst du uns gut warnen. Wir suchen nach Fünf und Klaus. Und nebenbei bring ich dir ein bisschen das Kämpfen bei, damit du nicht komplett wehrlos bist. Einverstanden?", schlug Diego vor.
„Einverstanden!", willigte ich ein.
„Gut. Sonst hätte ich dich zwingen müssen. Ich will nicht auch noch für den Tod von Klaus bester Freundin verantwortlich sein", murmelte Diego leise.
„Was meinst du damit?"
Diego stockte kurz und blickte zu Boden. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht sehen, aber seine ganze Körperhaltung sprach Trauer aus. „Meine Mum. Ich musste sie ausschalten"
„Oh Gott, Diego. Das tut mir leid", sprach ich sofort und zog ihn in eine Umarmung. Er spannte sich kurz an, bevor er die Umarmung erwiderte. „Was ist passiert?", fragte ich vorsichtig nach, nachdem ich mich wieder gelöst hatte und Diego wieder zur Couch geführt hatte.
„Ich hab sie gefunden. Sie hat nichts von der Schießerei mitbekommen. Sie hat nicht eingegriffen. Obwohl... obwohl sie so programmiert war. Und sie... sie hat sich selbst verletzt, ohne es mitzubekommen. Ich... ich..."
Ich hätte nicht gedacht, dass Diego eine Person war, die stotterte. „Alles gut. Hol tief Luft. Rede ganz langsam", versuchte ich ihn zu beruhigen.
„Ich hatte keine andere Wahl"
Ich nickte und stand auf. „Wenn du willst, kannst du heute hier schlafen. Klaus hat schon oft hier übernachtet"
„Das wäre nett. Danke", antwortete Diego vorsichtig. Ich lächelte leicht und beobachtete kurz, wie er seinen Ledergurt abschnallte.
„Aber Morgen suchen wir gleich nach Klaus und Fünf!" Diego nickte sofort und legte seinen Gurt auf meinen Couch Tisch ab. „Willst du etwas essen, oder trinken?", fragte ich vorsichtig, doch Diego verneinte. Ich ließ ihn mit den Worte, dass ich im Schlafzimmer war, falls er etwas brauchte, allein.
Ich zog mir einen langen Pyjama an und kuschelte mich in mein Bett. Es dauerte etwas, bis ich eingeschlafen war. Ich war mir sicher, dass Fünf auf sich aufpassen konnte, aber Klaus? Ich machte mir große Sorgen um ihn. Und ständig wanderten meine Gedanken zu dem Mann, der gerade auf meiner Couch lag.
Am nächsten Morgen tappte ich langsam ins Wohnzimmer. Diego lag schlafend auf der Couch und sah tatsächlich irgendwie niedlich aus. Ich war etwas überrascht, dass er tatsächlich geblieben war.
Ich fing an eine Eierspeise zu kochen und presste frischen Orangensaft. So schaffte ich es tatsächlich mich ein bisschen abzulenken. Irgendwann hörte ich Bewegungen hinter mir, weswegen ich davon ausging, dass Diego munter war.
„Guten Morgen", grüßte ich und drehte mich mit einem Lächeln zu ihm um.
Von Diego kam ein verschlafenes „Morgen" zurück, als er sich aufrichtete.
„Ich hoffe du magst Eier", schmunzelte ich, als ich seine Portion auf einen Teller gab und ihm die Portion mit einer Gabel überreichte. Ich stellte noch ein Glas Orangensaft auf den Couchtisch und setzte mich dann zu ihm.
Diego blinzelte ein paar Mal, bevor er den Teller in seiner Hand musterte. Skeptisch nahm er einen Bissen, bevor er den Teller runterschlang. Ich schmunzelte uns gab ihm noch meine restliche Portion, da ich sowieso fast nichts runterbekam.
Ich stand auf und erklärte Diego, dass ich mich kurz anziehen würde und wir dann gleich losfahren konnten. Als ich mich umgezogen hatte, ging ich wieder ins Wohnzimmer und schlüpfte in meine schwarzen Stiefletten und in meine schwarze Lederjacke und musterte Diego auffordernd.
„Bist du mit einem Auto hier, oder sollen wir meinen Wagen verwenden?", fragte ich ruhig, als wir meine Wohnung verließen.
„Ich bin mit meinen Auto da", antwortete Diego und zeigte auf seinen Wagen. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und Diego fuhr los.
„Ich kenne die Straßen, wo Klaus seine Drogen bekommt. Ich sag dir, wo du lang fahren kannst. Falls wir ihn nicht finden, schauen wir zur Academy" Diego nickte und ich lotste ihn durch die Stadt.
Nach einer halben Stunde hatten wir jede Straße abgeklappert und Klaus nicht gefunden.
„Es tut mir leid, Kate. Wir müssen in der Academy nachschauen", erklärte Diego und ich nickte niedergeschlagen.
Die Zweifel nagten immer noch an mir. Ich wollte daran glauben, dass Klaus einfach irgendwo auf Drogen lag, aber ich konnte nicht. Desto mehr Zeit verging, desto mehr wusste ich, dass diese Typen ihn entführt hatten.
Diego bog ein und parkte in einer Seitengasse. Ich stieg aus und folgte ihm. Wir gingen durch den Hintereingang in die Küche und hörten schon Stimmen. Ich wurde schneller und überholte Diego, um im Wohnzimmer nachzusehen.
Klaus war nirgends zu sehen, weswegen ich schnell weiter rannte und in seinem Zimmer nachsah. Auch hier war er nicht.
„Ist er nicht da?", fragte Diego sanft und lehnte sich an den Türrahmen an. Traurig schüttelte ich mit dem Kopf und blickte mich um. „Wir finden ihn. Ich bin mir sicher, dass—" Diego stoppte als wieder Stimmen erklangen.
Ich konnte erkennen, dass es Luther und Pogo waren, die miteinander sprachen. Diego drückte sich vom Rahmen ab und ging auf die Stimmen zu. Ich holte einmal tief Luft und folgte ihm dann.
Luther redete gerade, als Diego fragte: „Was machst du hier?" Er betrat den Raum und musterte Luther mürrisch. Ich lugte hinter Diego hervor und betrachtete Luther, der vor einem Regal kniete.
Luther antwortete nicht auf Diegos Frage, sondern fragte stattdessen, ob Diego wusste, was mit ihrer Mum geschehen war. Pogo musterte mich stattdessen und ich lächelte ihm leicht zu.
„Ja. Du hast gekriegt was du wolltest. Auf die ein oder andere Art", antwortete Diego. Ich musterte ihn mitleidig und blickte mich dann im Zimmer um. Es war Fünfs Zimmer.
Luther betrachtete nun auch mich und fragte: „Verrät ihr mir, was ihr hier macht?"
„Wir wollen zu Fünf", antwortete Diego.
„Und suchen nach Klaus!", warf ich ein.
Luther ignorierte mich und sprach an Diego gewandt: „Lass mich raten. Du willst den Helden spielen"
„Ich spiele nicht. Arschloch"
Diego drehte sich wieder um und schob mich aus dem Zimmer, da sprach Luther: „Ach ja? Ich dachte du wischt Fußböden?"
Diego stoppte und sein Grinsen gefror. Diego blickte kurz zu mir und ich schüttelte mit dem Kopf, aber natürlich hörte er nicht auf mich. Diego drehte sich wieder zu Luther um und sprach: „Und was tust du? Sitzt auf dem Mond—"
Ich hörte nicht mehr zu. Ich hatte langsam verstanden, dass die beiden, keine Freunde mehr werden würden. Stattdessen blickte ich auf den Boden, wo Fünfs ehemaliges Geheimversteck war.
Ich kniete mich hin und der Einzige, der mich beachtete, war Pogo. „Was machen Sie da, Miss Kate?", fragte er neugierig und kam auf mich zu.
„Ich war als Kind oft in diesem Zimmer und Fünf hatte mir verraten, dass er mir hier immer eine Nachricht hinterlassen würde, falls er mal nicht in seinem Zimmer war. Vielleicht macht er das immer noch", erklärte ich und hob die Diele an.
Pogo blickte über meine Schulter und sprach: „Ich hatte keine Ahnung, dass Sie regelmäßig in der Academy waren"
„Die hatte keiner", antwortete ich und musterte das Loch im Boden. Alte Süßigkeiten, Muscheln, die ich ihm mal geschenkt hatte und tatsächlich... ein Zettel. Ich griff danach und öffnete ihn. Es stand nicht viel drauf, aber anscheinend, traute Fünf dem Arzt mit dem Auge nicht und observierte das Gebäude. Auf einmal hörte ich ein Poltern und als ich mich umdrehte, sah ich Luthers Arm in Fünfs Schrank stecken. Ich richtete mich langsam wieder auf und wechselte mit Pogo einen Blick.
Diego und Luther stritten sich weiter, doch als Diego anfing über eine Urwald-Doku zu sprechen, griff ich nach Diegos Arm und zog ihn aus dem Zimmer. „Ok, das reicht", zischte ich und zog Diego noch weiter weg. Er wehrte sich nicht, was mich etwas wunderte.
Ich hörte, wie Pogo Luther eine Standpauke hielt und ich blieb auch stehen, um mit Diego zu reden. „Hör auf mit so einem Quatsch! Wir haben wichtigeres zu tun. Ich will Klaus finden! Und ich will Fünf helfen! Also sei entweder kooperativ, oder ich mache unseren Deal gleich wieder zunichte!"
Diego musterte mich etwas und nickte dann schuldbewusst. Verwundert musterte ich ihn. Irgendwie war Diego sehr leicht zu händeln. Da war Klaus anstrengender, und die meiste Zeit fraß Klaus mir aus der Hand.
Luther kam aus dem Zimmer und musterte uns. „Suchst du auch mit?", fragte ich ihn neutral.
„Ja"
„Gut. Ich weiß, wo wir anfangen können!", gab ich bekannt und ging wieder in die Küche und durch den Hinterausgang.
Ich beschloss zu fahren und setzte mich deswegen auf den Fahrersitz. Diego überreichte mir wortlos die Schlüssel und ich wartete kurz, bis auch Luther es ins Auto geschafft hatte. Diese Maskenkerle, waren hinter Fünf her und wenn sie wirklich Klaus hatten, konnte Fünf vielleicht wissen, wo sie waren.
Ich gab gas und hielt mich nur noch begrenzt an die Verkehrsregeln. Als wir beim Labor dieser Wissenschaftler ankamen, parkte ich schnell ein und blickte mich um.
„Da! Das ist Fünfs Van!", erklärte Luther und ging darauf zu. Diego und ich folgten ihm schnell.
Luther versuchte die Tür zu öffnen, doch sie war verschlossen. Als er Platz machte, nahm Diego seinen Platz ein und brach in den Van ein. Ich pfiff anerkennend, verdrehte aber gleich mal wieder meine Augen, da Luther und Diego sich stritten, wer zuerst in den Van durfte.
Luther drängelte sich mit den Worten „Ich bin Eins" vor und Diego warf mir einen genervten Blick zu.
Ich konnte schon verstehen, weshalb Diego Luther nicht leiden konnte. Aber Luther hatte mir in dieser einen Nacht geholfen und er motzte wenigstens nicht mehr herum, dass ich auch da war.
Diego widmete sich der zweiten Tür und knackte auch diese. Er deutete mir, dass ich zuerst rein durfte, was ich auch tat. Ich machte Platz, dass auch Diego reinkonnte und blickte mich um. Diego erkannte eine Tasche, die er auch gleich öffnete. Darin war Vanyas Buch mit jeder Menge Notizen.
Diego blätterte nach vorne und meinte, dass wir Fünf in der Bibliothek finden würden. Unsicher musterte ich das Buch. Ich konnte die Verbindung nicht sehen, aber wenn Diego sich sicher war, vertraute ich ihm einmal.
Diego war der Erste, der aus dem Van sprang. Ich folgte ihm direkt und Luther war hinter mir. Diego öffnete mir die Fahrertür, was mich zum Lächeln brachte.
„So ein Gentleman", grinste ich und setzte mich hinters Lenkrad. Diego schmiss sich grinsend auf den Beifahrersitz und Luther musterte uns schweigend von der Rückbank aus. Etwas langsamer als bei der Herfahrt, fuhr ich zur Bibliothek.
Es dauerte etwas, da der Verkehr die Hölle war. Wir schwiegen während der Fahrt und auch bis wir in der Bibliothek standen, sagte keiner etwas.
Als wir vor den Treppen standen sprach Luther: „Wir teilen uns auf"
„Wow. Du bist so klug", erwiderte Diego. Ich grinste leicht und ging auf die linke Treppe zu. Ich hörte Schritte hinter mir und es dauerte tatsächlich nicht lange, bis Diego mich überholt hatte.
Wir klapperten die einzelnen Stockwerke ab, bis wir ganz oben angekommen waren.
Diego und Luther fingen an miteinander zu reden und ich entfernte mich etwas. Ich musterte gerade ein Bücherregal, als Diego seinen Redeschwall unterbrach, mich am Handgelenk packte und mit sich zog. Ich gab ein überraschtes Quietschen von mir, als Diego mich packte und Luther folgte uns verwirrt.
Vor einem schlafenden Fünf blieben wir stehen. Überrascht riss ich meine Augen auf und betrachtete ihn. Er saß dort und hatte seinen Arm um eine Schaufensterpuppe geschlungen. Die Steinwände waren mit Berechnungen vollgeschmiert und überall lagen Notizbücher. Aber zwei Vodka-Flaschen stachen besonders raus. Die eine hielt Fünf sogar immer noch in der Hand.
„Ist er?", fragte Luther vorsichtig.
„Voll wie die See", antwortete Diego grinsend.
Ich kniete mich vor Fünf und blickte zu den beiden Männern auf. „Wo sollen wir ihn hinbringen? Wenn Pogo ihn so sieht, bekommt der einen Herzinfarkt"
„Zu mir. Meine Wohnung ist hier in der Nähe", erklärte Diego und ich nickte leicht. Ich sammelte die Notizbücher auf und Luther nahm Fünf hoch.
Wir verließen die Bibliothek und ich ging auf das Auto zu, doch Diego schüttelte mit den Kopf.
„Wir gehen zu Fuß. Das geht schneller", erklärte er.
Ich zuckte mit den Schultern und folgte Diego und Luther in eine Seitengasse. Im Gehen blätterte ich durch Fünfs Notizbücher. Ich verstand so gut wie gar nichts. Es waren alles Mathe Formeln und wenn ich ein Fach in der Schule gehasst hatte, dann war es Mathe! Vermutlich waren diese Formeln wichtig und hatten mit dem Weltuntergang zu tun, aber ich verstand nichts davon.
Diego und Luther unterhielten sich vor mir und es wurde langsam dunkel, weswegen ich aufhören musste, mir die Notizen anzusehen. Fünf wachte irgendwann auf und fing an zu Rülpsen.
„Wenn du mich vollkotzt!", drohte Luther, doch Fünf ignorierte ihn.
„Weißt du was lustig ist? Ich bin in der Pubertät. Das zweite Mal"
Ich betrachtete Fünf mitleidig. Ich hoffte sehr, dass Diego etwas zum Ausnüchtern bei sich zu Hause hatte. Denn so würde ich aus Fünf nichts rausbekommen.
Fünf sprach weiter: „Ich hab die Flasche leer gemacht, oder? Was soll man tun, wenn die Welt, die man liebt, den Abgang macht. Puff! Und weg"
Beunruhigt musterte ich Fünf. Er hatte mir weder verraten, was die Apokalypse auslöste noch wann sie stattfinden würde. Aber anscheinend war er dabei aufzugeben.
„Was habt ihr da gerade besprochen?"
Luther und Diego erklärten Fünf, dass die Academy angegriffen worden war.
„Und vermutlich haben sie Klaus", warf ich ein, weswegen Fünf zum ersten Mal zu mir blickte.
„Was machst denn du hier? Bei Luther und—" Er stockte und blickte dann schräg nach vorne zu Diego. „—Diego", beendete er den Satz und fing an dumm zu grinsen.
Luther blickte auf Fünf herab und dann zu mir.
„Also konzentrier dich! Was wollten die?", fragte Diego und lenkte so zum Glück Fünf ab.
„Hazel und Cha Cha", nuschelte Fünf. „Die Besten der Besten. Nach mir natürlich", lachte Fünf. Luther wollte mehr Infos, aber Fünf schweifte ab und erklärte, wie die Schaufensterpuppe es hasste, wenn Fünf trank.
„Hey! Du sollst dich konzentrieren!", schrie Diego und drehte sich zu Fünf um. „Was wollen Hazel und Cha Cha von uns?", fragte Diego bestimmt. Fünf grinste Diego blöd an und Diego fügte sanft hinzu: „Wir wollen dich doch nur beschützen"
„Ihr beschützt mich? Ich brauche doch von euch keinen Schutz. Ich habe mehr Leute umgebracht als ich zählen kann. Ich bin der verkackte Sensenmann und die Apokalypse kommt. Und—" Fünf stoppte als er sich nach hinten drehte und den Boden vollkotzte.
Angeekelt trat ich etwas von Luther und Fünf weg. Danach wurde Fünf bewusstlos und wir gingen weiter.
„Was meint er mit Apokalypse?", fragte Luther verwirrt.
„Er redet wirres Zeug", antwortete Diego.
Ich biss mir auf die Unterlippe und schwieg. Fünf wollte nicht, dass Klaus oder ich etwas verrieten. Wir kamen zu einem Boxstudio, was ziemlich schäbig aussah. Abschätzig musterte ich das Gebäude und folgte Diego hinein. Er führte uns bis in den Heizungskeller, wo ich überrascht feststellte, dass hier anscheinend Diego wohnte.
„Nette Wohnung", sprach ich aus Höflichkeit. Wenn Diego hier glücklich war, freute mich das natürlich, aber ich würde hier nicht wohnen wollen.
„Danke, fürs Lügen", lächelte Diego und ich wurde leicht rot und schaute weg.
Ich legte die Notizbücher auf einen Tisch und Luther legte Fünf in Diegos Bett ab. Diego stellte derweil die Schaufensterpuppe auf einen Sessel. Danach ging Diego zu Luther und betrachtete seinen Bruder. Auch ich stellte mich zu den Männern und betrachtete ihn.
„Witzig. Wenn ich nicht wüsste, dass er so ein Arsch ist, würde ich sagen, er sieht niedlich aus" Ich kicherte leicht und nickte.
„Keine Sorge. Wenn er wieder nüchtern ist, wird er wieder so unangenehm wie vorher"
Diego und Luther wandten sich ab, aber ich betrachtete Fünf noch etwas länger. Er sah tatsächlich niedlich aus.
„So lange kann ich nicht warten. Ich will wissen, was diese Verrückten von ihm wollten, bevor noch jemand stirbt"
Bei Diegos Satz zuckte ich zusammen und musste sofort an Klaus denken. Luther fing an etwas zu sagen, da hörten wir Schritte vor der Tür.
Diego deutete Luther leise zu sein und zog sein Messer. Er ging zur Tür und deutete mir und Luther bei Fünf zu bleiben.
Als Diego die Tür öffnete, wollte er schon das Messer werfen, als ein alter Mann schrie: „Wenn du noch ein einziges von deinen gottverdammten Messern nach mir wirfst, verklage ich dich"
Diego beruhigte sich wieder und ich musste lächeln. Diego öffnete die Tür ganz und fragte: „Was willst du, Al?"
Al kam rein und sprach: „Ich bin nicht deine Sekretärin. Eine Frau hat angerufen. Sagt sie braucht deine Hilfe"
Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus, jedoch verdrängte ich es sofort wieder. Wieso war ich eifersüchtig?
„Ja und wie heißt sie?", fragte Diego uninteressiert nach.
„Keine Ahnung. War ein Detektive. Sie hieß irgendwas mit Batsch oder so", erklärte der Mann.
„Patch?", fragte Diego nach und Al zuckte mit den Schultern. „Sie braucht meine Hilfe", lächelte Diego und ging zu Al.
Al erklärte, dass Patch Diego in irgendeinem Hotel schon vor einer halben Stunde erwartete. „Sie hat wohl deinen Bruder gefunden", sprach Al noch, bevor er ging.
„Klaus!", schrie ich sofort und sprintete zu Diego.
„Nein! Vergiss es! Du bleibst hier bei Luther", widersprach Diego.
Ich stellte mich vor ihm auf und zischte: „Ich war die Einzige, die überhaupt mitbekommen hat, dass Klaus fehlt! Und ich bin die Einzige, die sich tatsächlich um ihn kümmert. Also entweder ich komme mit, oder ich sorge dafür, dass du wimmernd hier am Boden liegst, während ich alleine gehe. Such es dir aus!" Ich ließ meine Augen weiß werden und Diego seufzte ergeben.
„Gut!" Er griff nach meiner Hand und rannte los ohne Luther noch irgendetwas zu sagen.
Wir rannten zur Bibliothek zurück und sprangen ins Auto. Diesmal fuhr Diego.
„Woher kennst du sie?", fragte ich Diego vorsichtig.
„Ich war auch einmal auf der Polizeiakademie. Dort lernten wir uns kennen. Sie ist meine Exfreundin" Ich nickte langsam.
„Magst du sie noch?", nuschelte ich irgendwann.
„Ja. Natürlich. Ich meine... Ich liebe sie nicht mehr, aber ich mag sie noch. Sie mich nur nicht mehr", gab er zu.
Ich nickte wieder und starrte aus dem Fenster. Als wir bei einer Ampel standen, zog Diego ein Messer aus seinem Gurt und streckte es mir entgegen.
„Ich weiß, ich hab dir noch nichts beigebracht, aber du solltest trotzdem irgendwas zur Verteidigung haben. Du bist Ärztin. Du weißt, wo du zustechen musst, oder?" Ich nickte langsam und griff nach dem Messer. „Pass drauf auf, das ist mein Lieblingsmesser"
„Mach ich"
Ich steckte mir das Messer in meine Jackentasche und starrte aus dem Fenster. Ungeduldig wippte ich mit dem Fuß auf und ab und starrte die ganze Zeit auf die Uhr. Diego fuhr eh extrem schnell, aber wir konnten auch nicht einfach andere Leute überfahren.
Irgendwann legte Diego eine Vollbremsung vor dem Motel hin und sprang aus dem Auto. Er blickte sich schnell unten um und rannte dann die Stiegen hinauf. Ich folgte ihm etwas langsamer und sah nur, wie er in ein Motel-Zimmer rannte.
Als ich in der Tür stehen blieb sah ich Diego über einer toten Frau knien. Ich riss meine Augen auf und sah mich um, aber sonst war hier keiner.
Diego bettelte die Frau an, wieder aufzuwachen und sagte die ganze Zeit ihren Namen.
Ich wusste nicht was ich machen sollte, als ich auf einmal Blaulicht und Sirenen wahrnahm. „Diego, wir müssen hier weg", sprach ich sanft.
Diego richtete sich langsam auf und ich sammelte schnell die Messer und Handschuhe von Diego auf. Ich griff sanft nach seinen Arm und wollte ihn aus dem Zimmer ziehen, da griff er noch einmal nach etwas, was auf der Theke lag.
Danach rannten wir aus dem Zimmer und zurück zum Auto. Ich verfrachtete Diego auf den Beifahrersitz und fuhr dann schnell davon.
„Es tut mir leid", sprach ich vorsichtig, doch Diego reagierte nicht. Ich schluckte und legte meine Hand auf die Kupplung. Ich erschrak etwas, als Diego seine Hand auf meine legte. Ich schaute kurz zu ihm, aber er starrte nur auf die Messer in seiner anderen Hand. Ich fing langsam an mit meinen Daumen über seinen Handrücken zu streicheln und stoppte nur zwischendurch, falls ich kuppeln musste.
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