22. Kapitel - Die Ruhe vor dem Sturm

„Die Polizei bittet um Mithilfe bei der Identifizierung mehrerer Personen, die zum Zeitpunkt des Attentats an der Deli Plaza anwesend waren"

Wir standen oder saßen verteilt im unteren Bereich von Elliotts Wohnung. Dem Elektronikladen. Und schauten uns gemeinsam die Nachrichten an.

Zumindest die meisten von uns. Klaus hatte sich in eines der Zimmer zurückgezogen.

„Das FBI geht davon aus das diese Personen möglicherweise Komplizen des mutmaßlichen Schützen Lee Harvey Oswald waren"

Allison stand auf der Treppe und stützte sich am Geländer ab. Fünf stand unten und lehnte sich an das selbe Geländer. Luther und Vanya standen nebeneinander vor den Fernsehern und musterten diese ausdruckslos.

„Vanya Hargreeves wird gesucht, weil sie im Zusammenhang mit dem Tot mehrerer FBI Agenten im Gebäude an der Deli Plaza gebracht wird" Der Nachrichtensprecher hielt ein Bild von Vanya in die Kamera.

„Ein kubanischer Exilant. Der nur als Diego bekannt ist..."

Ich verzog mein Gesicht, als der Sprecher erklärte, dass Diego aus dem Irrenhaus ausgebrochen war. Ich saß auf der untersten Treppe und schaute kurz zu Diego hoch, der neben mir stand. Er betrachtete nur nachdenklich den Fernseher.

Diegos Bild verschwand aus dem Fernsehen und dafür tauchte jetzt ein Bild von Luther auf. Seine Verbindung zur Mafia wurde angesprochen und als sein Pseudonym genannt wurde, rollte Luther mit den Augen.

Nun tauchte ein Bild von mir auf.

„Eine Frau mit unbekanntem Namen. Sie wird mit einer lokalen Gang in Verbindung gebracht, die diese Woche brutal ermordet wurde. Falls Sie diese Frau sichten, verständigen Sie sofort die Polizei. Sie ist außerordentlich gefährlich"

Ich lachte trocken auf und schüttelte leicht den Kopf. Wenigstens war es ein hübsches Bild von mir, welches sie gezeigt hatten.

„Allison Chestnut, eine schwarze Radikale, die verantwortlich war für die Organisation und die Anstiftung zu den Unruhen vor dem Imbissrestaurant Stadtler's"

Allison warf dem Fernseher einen bösen Blick zu und wechselte dann einen Blick mit Diego, der sich zu ihr umdrehte.

„Und schließlich, Klaus"

Bei Klaus' Bild klappte mein Mund auf. Sie zeigten eine Zeichnung von ihm, die ihn wie Jesus aussehen ließ.

„Der umstrittene Sektenführer und überführte Steuerhinterzieher. Das FBI bittet alle Bürger außerdem nach diesem unbekannten Jungen Ausschau zu halten, von dem angenommen wird, dass er von der Gruppe mutmaßlicher Terroristen als Geisel gehalten wird"

Ein Bild von Fünf wurde gezeigt und ich rollte mit den Augen.

„Da hat er recht. Ich komme mir wirklich meistens wie eure Geisel vor"

„Halt die Klappe, Fünf", murmelte ich und stützte meinen Kopf mit meiner Hand auf.

Ich hatte keine Lust mehr auf seine blöden Sprüche. Wir hatten alle etwas riskiert. Und wenn ich mich recht erinnerte, hatten Diego, Allison, Klaus und ich die Welt gerettet. Also könnte er seine blöden Sprüche sein lassen. Zumindest bis wir einen Weg zurückgefunden hatten.

Diego verkündete, dass er sein Foto im Fernsehen hasste, und Allison beschwerte sich über ihre Beschreibung.

„Ok. Hört zu. Wir haben immerhin die Zeitlinie repariert und den Weltuntergang verhindert", versuchte Luther das Positive zu sehen.

Ich deutete auf Luther und gab somit meine stumme Zustimmung. Diego grummelte aber gleich, dass sie dafür Kennedy haben sterben lassen. Und Allison fügte hinzu, dass sie nun die meist gesuchtesten Verbrecher wären.

Klaus kam die Treppen runter und Vanya fragte, wo wir uns verstecken könnten.

„Ich habe ne Jurte in der Nähe von Reykjavik. Da findet uns garantiert niemand", verkündete Klaus, als er an uns vorbeiging.

Er fügte noch hinzu, dass die Leute dort zwar etwas komisch waren, aber nett.

„Hey, Dumpfbacke", unterbrach Fünf Klaus und handelte sich einen bösen Blick von mir ein. „Verstecken wird uns überhaupt nichts nützen. Die Kommission findet uns. Egal wo oder wann wir uns verstecken."

„Ja. Er hat recht. Die geben nie auf", fügte Diego leise hinzu und schaute zu Boden.

Fünf musterte ihn verwirrt und fragte Diego angriffslustig, seit wann er über die Kommission bescheid wusste.

Genervt erhob ich mich und stellte mich neben Vanya, um nicht zwischen Diego und Fünf sein zu müssen.

„Seit ich von da wieder zurück bin"

„Was?"

„Ja. Die wollten mich abwerben. Haben mir einen Job angeboten. Vollzeit mit Zulagen. Musste ich leider ablehnen"

Ich hob bei Diegos coolen Getue eine Augenbraue und wechselte einen Blick mit Klaus. Ich rollte mit den Augen, weswegen er kurz schmunzelte.

„Die wollten dich abwerben? Den Dorftrottel?", stichelte Fünf.

„Verfluchte scheiße! Ihr seid unerträglich!" Ich wandte mich von den Hargreeves ab und ging die Treppen nach oben, um mir irgendeinen Alkohol aus der Küche zu besorgen.

Als ich mit einer Flasche Tequila die Treppen wieder runterging, war die Diskussion im vollen Gange. Ich nahm mir einen Schluck, blieb neben Allison stehen und bot ihr auch einen Schluck an.

Schweigend nahm sie mir die Flasche ab und trank. Danach reichte sie mir die Flasche wieder und ich nahm noch einen Schluck. Der Alkohol brannte, aber ich trank dennoch.

Also Diego verkündete, dass er Sachen konnte, die die anderen nicht draufhatten, mischten sich auch die anderen Geschwister ein. Mein Blick fiel auf Vanya, die wieder die Treppen hinauf ging.

Ich drückte Allison die Flasche in die Hand und ging auch wieder nach oben. Vanya wählte gerade und fluchte dann, dass jemand nicht abhob. Vorsichtig ging ich auf sie zu und wollte fragen, wen sie denn anrief, als sie keuchte und das Telefon losließ.

„Vanya?", fragte ich sofort besorgt und rannte auf sie zu. Sie keuchte erneut und schaute mich dann erschrocken an.

„Was ist los?"

Ich versuchte so sanft wie möglich zu klingen und griff vorsichtig nach ihrer Schulter.

„Eine Freundin von mir. Ich glaube etwas stimmt nicht"

Sie wisperte nur und griff nach den Autoschlüsseln. Sie drehte sich zur Tür und ich wollte schon anbieten, dass ich sie begleitete, da drehte sie sich um und ging auf die Treppen zu.

Sie würde den anderen bescheid geben. Schnell folgte ich ihr nach unten und blieb hinter ihr auf den letzten Treppen stehen.

„Ich muss weg", verkündete Vanya und unterbrach somit die laufende Diskussion.

„Was?", fragte Allison fassungslos und stand wieder auf. „Wohin denn?"

„Sissis Farm. Irgendwas ist mit Harlan und ich denke ich kann ihm helfen"

Luther trat nach vorne und sprach: „Vanya. Wir müssen zusammenhalten. Jetzt mehr denn je"

„Darum sage ich es euch ja. Ich glaube ich bin verantwortlich für das was mit Harlan geschieht"

Neugierig verschränkte ich meine Arme, als Vanya erklärte, dass sie Harlan gerettet hatte und es jetzt eine Verbindung zwischen ihr und dem Jungen gab.

„Was bedeutet das?", fragte Luther verwirrt.

„Weiß ich nicht. Ich versteh es selbst nicht. Ich weiß nur, dass er meine Hilfe braucht. Und ich brauche eure Hilfe. Ich hab Angst und zum ersten Mal in meinem Leben möchte ich nicht allein sein. Ich möchte das meine Familie an meiner Seite ist"

Mitleidig musterte ich Vanya und stieg von der Treppe. Ich stellte mich hinter sie und legte ihr meine Hand auf die Schulter.

Diego trat auch nach vorne, aber ich hatte nicht mit seinen Worten gerechnet. „Es tut mir leid. Wir haben im Moment andere Prioritäten"

Tränen bildeten sich in Vanyas Augen und Diego blickte zu Boden. Fünf stimmte Diego auch noch zu und keiner der anderen widersprach.

„Ich begleite dich Vanya", sprach ich streng und drückte einmal ihre Schulter.

Vanya wollte mir schon danken, aber Diegos Blick schoss zu mir und er schüttelte sofort seinen Kopf. „Vergiss es!"

Ich nahm meine Hand von Vanyas Schulter und stemmte meine Hände in die Hüften. „Wie bitte?"

„Du bleibst hier!"

Ich lachte trocken auf und kniff meine Augen zusammen.

„Und wer gibt dir das Recht, dass zu bestimmen?"

Keiner der anderen sagte etwas. Sie schauten nur zwischen Diego und mir hin und her. Diego baute sich jetzt vor mir auf und drohte: „Ich. Du wirst sicher nicht auf diese Farm gehen! Du hast wohl deine Vision vergessen... du bleibst hier. Ende der Diskussion!"

„Ich habe gar nichts vergessen. Aber ich entscheide welche Risiken ich eingehe und welche nicht. Niemand anderes! Nicht einmal du. Vanya braucht Hilfe. Deswegen begleite ich sie!"

Ich drehte mich um und deutete Vanya vorauszugehen. Sie nickte und ging die Stiegen hoch. Ich wollte ihr folgen, aber Diego hielt mich an der Hand zurück.

„Das kann ich nicht zulassen, Kate"

Ich wirbelte wieder herum und schrie jetzt: „Was zum Teufel ist dein Problem? Lass mich los!"

„Mein Problem? Du bedeutest mir was und ich möchte dich nicht in deinen Tod laufen lassen!"

Ich schnaubte und baute mich vor Diego auf. „Lass mich los. Letzte Warnung"

Diego kam meinem Gesicht näher und zischte: „Vergiss es"

Dann halt die harte Tour.

Es war gar nicht mehr schwierig meine Fähigkeiten zu nutzen. Ich ahnte, dass sich meine Augen in diesem Moment weiß färbten. Ich ließ ihn das spüren, dass er in den nächsten paar Sekunden tatsächlich spüren würde.

Vor Schmerzen stöhnend, ließ er mich los und schloss seine Augen. Ich schlug zu. Nicht fest, aber fest genug. Ich traf die Stelle direkt neben seiner Wunde und Diego landete nun endgültig am Boden. Danach wirbelte ich zu Vanya herum, die mich erschrocken anblickte.

„Wir gehen. Jetzt!", verkündete ich und schob sie vor mich her.

Wir gelangten zu ihrem Auto und sie setzte sich auf den Fahrersitz. Ich stellte mich neben die Fahrertür und sprach durch das Fenster: „Ich nehme das andere Auto. Ich bin direkt hinter dir.

„Danke Kate", nuschelte sie und nickte leicht. Ich winkte ab und wollte mich aufrichten, da kam Klaus aus dem Haus, direkt auf das Auto zu und setzte sich auf den Beifahrersitz, als Vanya den Motor startete.

„So so so. Ben. Endgültig fort, oder?", war das Einzige, was er sagte und schaute dann zu Vanya.

„Ja. Er hat sich für mich geopfert. Und er hat nebenbei die Welt gerettet"

Klaus gab ein „Pff" von sich und betitelte Ben dann als Angeber. „Aber hat er noch irgendwas gesagt? Über mich?"

Vanya nickte leicht und Klaus runzelte die Stirn. Ich beugte mich nach vorne, um Vanyas Antwort besser zu verstehen.

„Er wollte, dass ich dir sage, dass er Angst hatte in das Licht zu gehen. Er ist nicht deinetwegen geblieben"

„Wow. Der kleine Scheißer. Und ich dachte die ganze Zeit er kommt nicht in den Himmel und ich bin schuld daran"

Klaus lachte erleichtert, aber ich konnte auch sehen, dass ihn Bens Fehlen zusetzte.

„Es tut mir leid, aber kannst du aussteigen—"

„Oh. Nein. Ich komme mit. Ich kann dich und meine beste Freundin doch nicht allein lassen. Wer weiß was euch da erwartet", grinste Klaus und sank etwas in seinem Sitz zurück.

Ich schenkte Klaus ein strahlendes Lächeln, bevor ich meine Stirn runzelte, da nun Allison und Diego aus dem Gebäude kamen. Allison setzte sich auf die Rückbank und Diego blieb neben mir stehen.

Ich wagte es nicht zu Diego zu blicken, aber Allison musterte ich neugierig.

„Ist hier noch Platz?", grinste Allison die verwirrte Vanya an.

„Was ist mit der Kommission?"

„Wir können doch noch etwas Gutes tun, bevor wir weggemetzelt werden", sprach Diego neben mir und Klaus hob jubelnd die Hände.

Ich bemerkte auch, dass jeder von ihnen, sich etwas zum Kämpfen angezogen hatte.

Klaus' Jubeln erstarb, als Fünf die Beifahrertür öffnete und sich hineinbeugte.

Vanya wollte Fünf sofort erklären, dass er nicht mitkommen musste, aber er sprach lächelnd: „Ich weiß. Du schuldest mir was" Danach schaute er zu Klaus und sprach trocken: „Kinder gehören auf den Rücksitz"

„Ja! Du hast recht", stimmte Klaus sofort zu und kletterte nach hinten, damit Fünf sich hinsetzen konnte.

Belustigt beobachtete ich die Interaktion und Vanya grinste: „Ich weiß nicht was ich sagen soll"

Auf einmal ging der Kofferraum auf und Luther kletterte hinten ins Auto. Ich sprang etwas zurück, als das Auto einsank und knarzte. Aber es hielt. Die anderen lächelten und Luther grummelte: „Wenn einer das Wort "Fett" auch nur denkt, bin ich weg"

Ich trat wieder einen Schritt auf Vanya zu und klopfte einmal auf das Dach des Autos. „Ich bin gleich hinter dir"

Sie lächelte und ich drehte mich um, um zum anderen Wagen zu gehen.

„Ich fahr bei Kate mit", verkündete Diego, weswegen ich leicht zusammenzuckte.

Das würde eine lustige Autofahrt werden.

Wir beide stiegen schweigend ein und ich startete den Motor. Ich folgte Vanya langsam und wagte es nicht zu Diego zu blicken.

Er brach aber tatsächlich zuerst die Stille. „Es tut mir leid"

Erleichtert seufzte ich und murmelte: „Mir auch". Ich bog ab und holte zu Vanya auf.

„Ich will dich einfach nicht verlieren. Also bleib bitte in meiner Nähe und halte dich von dieser Situation fern, ok?"

Ich schaute kurz zu Diego und bemerkte, dass er mich schon die ganze Zeit musterte. „Versprochen", lächelte ich und schaute wieder auf die Straße.

Nun seufzte er erleichtert. „Das war übrigens ein echt guter Schlag"

„Danke"

Ich konnte mein Grinsen nicht verhindern und schaltete. Diego legte seine Hand auf meine und ich schaltete wieder. Ich hatte ein Déjà-vu, aber es störte mich nicht.

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