Kapitel 5
Ich riss meine Hand mit der Scherbe hoch und hielt sie schützend vor mich, während wir uns hektisch umdrehten. Wir saßen wirklich in der Falle, denn gegen eine solche Menge an Cranks würden wir nicht ankommen. Nicht ohne Waffen! Newt griff nach meiner freien Hand und drückte sie. Wir klammerten uns aneinander und wechselten einen kurzen Blick. Auch in seinen Augen lag die blanke Panik. Ich schluckte und wir drehten uns gemeinsam um.
Hinter den Cranks erkannten wir Licht, das auf uns zukam. Verwirrt hielten wir alle inne, als das Auto die Cranks überfuhr und vor uns stehenblieb. Im Licht von Thomas Lampe konnte ich den blauen Lack und die Hörner vorne erkennen. Eine Person richtete sich auf und ich erkannte, dass es Brenda war, als sie ihre Waffe zückte und auf die Cranks schoss. „Los, rein hier!", schrie sie uns zu. Nun griffen auch wieder die Cranks an. Ohne zu zögern rannten wir zum Auto und sprangen in den offenen Teil.
„Fahr, Jorge, fahr!" Newt zog mich schnell rein und in dem Moment, in dem ich nicht mehr den Boden berührte, gab Jorge Gas. „Gut festhalten!", kam es von ihm, als er durch die Cranks fuhr, die zum größten Teil aus dem Weg liefen. Sie rannten hinter dem Auto her, doch zum Glück war Jorge schneller und so fuhren wir aus dem dunklen Tunnel auf den hellen Ausgang zu. Ich klammerte mich noch immer an die Stangen, als das grelle Licht von draußen mich dazu zwang die Augen zu schließen.
Jorge wurde kaum langsamer, als er den Schutz am Fenster runterklappte und grinsend zu uns sah. „Ich bin beeindruckt!", sagte er, während wir versuchten uns normal hinzusetzten. „Ihr habt fast einen ganzen Tag durchgehalten!" Thomas sah uns alle besorgt an und versicherte sich kurz, dass es uns allen gut ging. Ich lehnte mich mit dem Rücken an den Rand des Autos und versuchte meinen Atem wieder zu beruhigen. Wir hatten es geschafft!
Brenda drehte sich im Beifahrersitz um und sah Thomas vorwurfsvoll an, während sie leicht den Kopf schüttelte. Verwirrt sah ich zu Thomas, der erleichtert grinste. „Tut mir echt leid, ich wollte euch da nicht mit reinziehen!", gab er zu und sah auch zu Jorge. Dann glitt sein Blick wieder zu Brenda, die leicht grinsend zu Jorge sah, der ebenfalls leicht lächelte.
„Eigentlich will er sagen: Danke, dass ihr uns gerettet habt!", meldete sich nun Pfanne.
„Kein Problem!", sprach Brenda grinsend und drehte sich wieder nach vorne, nachdem sie Thomas nochmal einen ungläubigen Blick zuwarf. Was lief denn zwischen den beiden?! Mir wurde langsam bewusst, wie viel ich in der Zeit, in der ich bei WICKED gewesen war, verpasst hatte. Newts neuer Haarschnitt war das wohl die kleinste Sache...
„Macht euch bloß keine Hoffnung,", begann Jorge, „Der Checkpint dahinten war der letzte vor der Stadt. Wenn der überrannt wurde, dann ist es dir Stadt sehr wahrscheinlich auch." Newt sah zu mir und lächelte mich aufmunternd an, doch dann wich sein Blick hinter mich. „Es sei denn, sie haben einen anderen Weg gefunden die Cranks draußen zu behalten...", murmelte er. Verwirrt drehte ich mich auch um und konnte nicht anders, als zu staunen. Alle sahen in die Richtung und Jorge trat kurzerhand auf die Bremse, wodurch wir alle abrupt nach vorne geschleudert wurden, als er schlitternd zum Stehen kam.
Ohne zu zögern stiegen wir alle aus und starrten auf die Stadt, die sich in einiger Entfernung vor uns erstreckte. Glänzende Gebäude, die sich hoch erstreckten, stellten die Stadt dar. Doch eine große Mauer, die alle Häuser überragte, trennte die zerstörte Stadt von der noch stehenden und glänzenden Stadt. Das war also WICKEDs Hauptquartier!
„Wie kommen wir da rein?", fragte Thomas erstaunt. Die Frage war definitiv berechtigt, denn es sah nicht so aus, als könnte man mal eben über diese riesige Mauer klettern. „Da fragts du den falschen, hermano. Diese Mauern da sind neu. Ich denke mal das wird wohl WICKEDs Antwort auf alles sein." Ich tauschte mit Newt einen Blick aus. Mauern bauen. Ja, das konnte WICKED wirklich gut...
„Von hier oben werden wir das nicht herausfinden!" Brenda ging zurück zum Auto. „Los geht's!" Auffordernd sah sie uns an, während sie die Tür öffnete. Pfanne stieg wieder ein und auch Jorge machte Anstalten, doch Thomas trat nur einige Schritte weiter nach vorne und ließ den Blick nicht von der Stadt. Ich starrte ebenfalls dorthin. Nun würde ich freiwillig zu dem Ort gehen, vor dem ich gerettet wurde. Das klang nicht unbedingt so, als würde ich wirklich einen großen Lebenswillen haben...
Newt trat neben Thomas und sah auch zur Stadt. „Glaubst du, er ist wirklich da drin?", fragte er und Thomas sah zu ihm. „Wir werden es herausfinden..." Nachdenklich schaute Newt Thomas an. „Du weißt, dass sie auch da sein wird." Zuerst wusste ich nicht, von wem sie sprachen, doch als ich Thomas Blick sah, wusste ich es: Teresa.
Thomas und Teresa hatten eine Beziehung, die schon vor dem Labyrinth bestand, doch seit sie uns verraten hatte, hatte ich nichts mehr für sie übrig. Thomas scheinbar schon, denn ich erkannte in seinem Blick die Zerrissenheit.
„Wenn sie dort ist, dann ist Minho auch dort!" Als das Brummen des Motors ertönte, drehte Thomas sich um und trat zurück zum Auto. Ich jedoch blieb noch stehen und starrte auf die Stadt. Minho war dort und da war ich mir sicher. Ich musste schlucken, als ich mich wieder an das letzte halbe Jahr erinnerte. Es war die reinste Folter gewesen! Immerhin war es nun ein Trost, dass ich dort nicht allein hinging, sondern Newt und Thomas mich begleiteten. Damit war aber auch eine weitere Gefahr verbunden, denn wenn wir gefasst würden, dann wären sie auch in der Gefangenschaft und ich konnte mir gut vorstellen, was Janson geplant hatte, würde er nun auch Thomas und Newt haben. Ich ballte meine Hand und in dem Moment wurde mir wieder bewusst, dass ich noch die Scherbe in der Hand hielt. Die ganze Zeit über hatte ich sie nicht losgelassen.
„Denkst du denn nicht, dass wir genug Waffen haben?", kam es plötzlich von Newt der neben mich trat. Ich zuckte erschrocken zusammen, da ich in Gedanken versunken war und nicht mitbekommen hatte, dass er noch neben mir stand. Er schenkte mir ein breites Lächeln, das ich nur schwach erwiderte. Noch immer beschäftigte mich das Bevorstehende. Newt streckte seine Hand aus und nahm mir vorsichtig die Scherbe aus der Hand. Mein Blick fiel auf das Tuch. Der Stoff war leicht zerschnitten und etwas Blut färbte ihn rot. Auch Newt schien es zu bemerken, denn er runzelte die Stirn und griff sofort nach meiner Hand. Ich ließ es ohne Widerstand zu.
„Tut es weh?", fragte er sofort, während er meine Handfläche betrachtete, auf der ein kleiner Kratzer war. Zum Glück war er weder tief noch groß. Aber Newt machte sich immer mehr Sorgen um mich als nötig...
„Nein. Nicht stark.", antwortete ich wahrheitsgemäß und er hob meine Hand noch höher, um sie besser anzusehen. Dann ließ er sie vorsichtig wieder los. „Der Schnitt scheint nicht tief zu sein.", erklärte er, dennoch zückte er ein Tuch, das er mir hinhielt. „Du solltest besser das Blut abwischen und vielleicht einmal kurz die Wunde ausspülen..." Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht. „Wer von uns beiden war denn Sani?"
„Ich glaube, das warst du, aber ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass du immer nur herumgeheult hast, dass du viel lieber ein Läufer gewesen wärst!" Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er mir zuzwinkerte und eine kleine Flasche hervorholte. Er tropfte etwas von dem Wasser auf das Tuch und tupfte damit die Wunde sauber.
„Bereust du es schon mitgekommen zu sein?" Ich wickelte mir das nasse Tuch um die Hand, damit die Wunde aufhörte zu bluten und sah ihn dann mit einem Grinsen an. „Nein. Noch nicht..." Ich sah wieder gedankenverloren zur Stadt. „Was ist?", erkundigte sich Newt neugierig. „Dort wird auch Janson sein..." Sofort bildeten sich Falten auf seiner Stirn, als ich den Namen aussprach.
„Denkst du, dass ein wenig Zeit bei Minhos Rettung dafür abfällt, dass ich ihn von der Mauer schubsen kann?" Sein Stirnrunzeln wandelte sich zu einem Lächeln, als er mir den Arm um die Schulter legte. „Bestimmt! Ich helfe dir gerne dabei!" Mit einem letzten Blick auf die Stadt drehten wir uns um und stiegen in das Auto, in dem bereits alle warteten.
Jetzt konnte Jorge endlich losfahren.
„Die Stadt hier ist ziemlich heruntergekommen!", murmelte Jorge, als wir immer weiter in die Stadt hineinliefen. Er hatte recht. So heruntergekommen sie auch war, je weiter wir hineinliefen wurde sie immer belebter. Überall auf den Straßen liefen Menschen herum, keine Cranks. Doch die Atmosphäre war alles andere als freundlich. Jeder kämpfte für sich. Das schien wohl das Motto der meisten zu sein... So verwahrlost, wie die Häuser zum Teil wirkten, war auch die Kleidung der Menschen.
Die Straße, die wir entlangliefen, war überfüllt, sodass wir immer wieder angerempelt wurden.
„Wir müssen unbedingt zusammenbleiben!", meinte Thomas und sofort griff Newt nach meiner Hand. Am Rand der Straße konnte man sehen, wie ein Wagen mit länglichen Säcken beladen wurden. Vermutlich schafften sie die Leichen weg. Womöglich auch Opfer des Virus. Schnell wandte ich den Blick ab und umklammerte Newts Hand fester. Meine Gedanken wurden jedoch durch eine Stimme unterbrochen: „Wir sind die Stimme der Sprachlosen!"
Erstaunt drehten wir uns alle zu der Geräuschquelle um. Durch den Staub in der Luft fiel es uns schwer zu sehen, wovon es kam, doch ich war mich sicher, dass wir es bald herausfinden würden, denn die Stimme wurde lauter und kam näher.
„Sie verstecken sich hinter ihrer Mauer!" Mehrere Menschen, die ebenfalls auf der Straße liefen, blieben stehen und hoben triumphierend ihre Fäuste, andere riefen zustimmende Worte.
Langsam konnte man einen Umriss ausmachen, als das große Fahrzeug aus der Staubwolke fuhr. Der Wagen fuhr direkt in der Mitte, weshalb wir, wie auch die anderen, an den Rand traten. Ganz vorne saß ein Mann, der durch einen Lautsprecher sprach, während der Wagen an uns vorbeirollte: „Denken, sie können das Heilmittel für sich behalten und zusehen, wie der Rest von uns verdorrt und verrottet!" Es saßen noch andere Männer auf dem Wagen, die bewaffnet waren. Ihre Gesichter konnte ich nicht sehen, da sie Atemmasken trugen.
„Aber wir sind bald mehr, als sie es sind!", fuhr der Mann fort, während das Auto an uns vorbeirollte. Dahinter folgten noch mehr, auf denen ebenfalls bewaffnete Gestalten saßen. Doch ich hatte beinahe das komische Gefühl beobachtet zu werden. Thomas starrte dem Wagen ebenfalls erstaunt nach, während er weiter an den Menschen vorbeifuhr, die ihm zujubelten. „Und ich sage: Wir erheben uns und holen uns zurück, was uns gehört!" Der Beifallsjubel wurde lauter, doch die Stimme leiser, während sich das Auto entfernte, doch die letzten Worte, die der Mann schrie, verstanden wir noch: „Holen wir uns den Sieg zurück!"
Auch, als sie schon ein wenig weiter waren jubelten die Leute weiterhin.
„Es scheint wohl eine Art Widerstandsgruppe zu sein.", murmelte ich nachdenklich.
„Scheint so. Es würde mich nicht wundern, wenn sich nicht eine Art Widerstand bildet, so wie WICKED handelt! Einfach eine Mauer bauen? Damit scheint niemand hier so wirklich glücklich zu sein...", gab Jorge zu bedenken und sah sich ein wenig um. In den Gesichtern der Menschen spiegelten sich die verschiedensten Emotionen, aber besonders stark: Kampeslust.
Die Menschen, die zuvor den Rand gesäumt hatten, betraten nun wieder die Mitte der Straße und folgten ihrem Weg. Wir alle wechselten kurz einen Blick und gingen schließlich auch weiter, zur Mauer. Doch kurz hielt Thomas an, und sah nach oben, ich folgte seinen Blick. Am Himmel schwebte eine Drohe von WICKED. Natürlich überwachten sie auch die Stadt... In Thomas Augen trat ein besorgter Blick, als er schnell wider den Kopf sinken ließ.
„Keine Sorge, Thomas, sie finden uns so sicherlich nicht.", versuchte ich ihn zu beruhigen, „Es ist ja nicht so, als würden wir blinkende Schilder tragen, auf denen steht, dass wir ehemalige Probanden von WICKED sind." Mit einem aufmunternden Grinsen boxte ich ihm leicht in die Seite und folgte nun auch den anderen.
Nach einiger Zeit fanden wir einen Weg durch die Straßen und zur Mauer. Als wir aus der Gasse traten, hörten wir schon von weitem die lauten und wütenden Rufe der Menge. Überall standen Menschen, die alle zur Mauer sahen. Einige hielten sogar Schilder nach oben. Doch alle riefen sie dasselbe: „Lasst uns rein! Lasst uns rein!"
Erstaunt sah ich mich um.
„Hier ist es!", sagte Thomas laut, als er sich ebenfalls umgesehen hatte und wohl entdeckt hatte, was er suchte. „Das ist unser Weg rein!" Nur unwillig folgten wir ihm durch die wütende Menge.
Die Mauer ragte hoch über allen hinaus und jetzt wurde mir noch mehr bewusst, was WICKED überhaupt getan hatte. Unsicher folgte ich ihnen nach vorne, wobei ich es vermied gegen Leute zu rempeln, was mir sehr schwerfiel, so dicht, wie alle standen. Doch niemanden schien es großartig zu ärgern. Jeder hatte seinen wütenden Blick auf die Mauer gerichtet.
Jorge versuchte auf Thomas einzureden, die beiden waren bereits weiter vorne, doch Thomas wurde nicht langsamer. Er drängte sich immer schneller nach vorne.
„Worauf zur Hölle haben wir uns da nur eingelassen?!", fragte Pfanne entgeistert, während wir von der nach vorne strebenden Menge mitgenommen wurden. Ängstlich sah ich mich um. Desorientiert drehte ich mich im Kreis und wurde schließlich angerempelt, da ich stehengeblieben war. Die Rufe waren so laut, dass ich mir am liebsten die Ohren zugedeckt hätte, doch ich tat es nicht, denn etwas weckte meine Aufmerksamkeit. Dieselben maskierten Leute, die zuvor mit den Wagen an uns vorbeigefahren waren, standen ebenfalls bei uns. Jedoch lehnten sie nur an ihren Autos und starrten herüber. Die Gasmasken allein machten mir Angst, aber dadurch, dass ich wieder das Gefühl bekam beobachtet zu werden, erstarrte ich.
Newt!
Erneut verspürte ich den Drang nach Newts Hand zu greifen, denn es gab mir immer das Gefühl der Sicherheit, doch er war nicht mehr neben mir! Hektisch fuhr ich herum und suchte nach ihm, oder wenigstens den andern, doch ich erkannte in der Menge niemanden. Als ich blonde Haare sah, drängte ich mich an allen vorbei und griff nach dem Arm von dem Mann, der nicht Newt war, wie sich herausstellte, als er sich umdrehte. Verwirrt starrte er mich an, doch ich entschuldigte mich schnell und lief weiter. Meine Panik begann wieder zu steigen, als ich sah, wie die Menschen von den Wagen nun neben der Menge hergingen.
„Newt!" Verängstigt rief ich seinen Namen, während ich mich an den Menschen vorbeizwängte. Doch meinen Schrei würde er vermutlich nicht hören, so laut, wie der Mob rief.
Angst übermannte mich, doch bevor ich endgültig durchdrehen konnte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
Es war Newt. „Clary, alles ok?", fragte er laut. Sofort überkam mich die Erleichterung und ich nickte schnell. „Nimm meine Hand und lass nicht los!" Erneut nickte ich. Nichts lieber als das! Ich griff nach seiner Hand, klammerte mich daran, wie an ein rettendes Seil. Wir liefen weiter, vor zu den anderen, wobei mir auffiel, dass Newt sich immer wieder umsah. Ihm fielen wohl nun auch die bewaffneten Männer auf, die neben der Menge hergingen.
Je weiter wir nach vorne kamen, desto enger wurde es. Doch ich ließ Newts Hand noch immer nicht los und ließ mich von ihm zu Thomas ziehen, der ganz vorne stand. Wobei 'ganz vorne' bedeutete, dass er ganz vorne an der Absperrung war, nicht an der großen Mauer. Zu der Mauer waren es bestimmt noch mehrere hundert Meter, doch dort war kein Mensch, stattdessen Einöde, die niemand betreten wollte, denn selbst als eine Frau ausrutschte, als sie etwas nach vorne schleuderte und versehentlich an den provisorisch aufgebauten Absperrungen vorbeirutschte, hetzte sie schnell wieder zurück.
„Hey Leute, wir müssen hier sofort weg!" Die Beunruhigung, die Newt auf dem Weg nur ausgestrahlt hatte, schwang nun in seiner Stimme mit. „Seht ihr das?" Wir folgten seinem Blick, wo sich diese maskierten Menschen durch die Menge drängten, ihren Blick auf uns gerichtet. Von allen Seiten kamen sie und nun bemerkte auch Jorge die Bedrohung. Schnell zog er seine Waffe und hielt sie unauffällig in der Hand, bereit sich zu wehren. Doch soweit kam es nicht, denn ein merkwürdiges Geräusch ließ alle innehalten. Es kam von der Mauer. Verwirrt drehten wir uns um, da nun auch die protestierenden Menschen verstummten.
Ganz oben auf den Wachtürmen richteten sich riesige Geräte aus, die auf den ersten Blick wirkte wie Lampen. Doch es waren keine, wie wir wenig später feststellten, als die Menge panisch schreiend auseinanderstrebte. Alle liefen sie weg, weshalb auch Pfanne sich ihnen anschloss. „Wir müssen weg hier!", rief er und drehte sich um. Wir wollten schon weglaufen, doch in dem Moment trafen Geschosse auf den Boden ein. In dem Moment wurden die Schreie noch lauter und auch Thomas drehte sich nun hektisch um. Die gewaltigen Einschläge kamen uns immer näher und überquerten auch bald die Absperrung und traf Menschen. Sie gingen zu Boden, während manche noch versuchten zu fliehen.
Mit meinen Händen schützte ich meinen Kopf und folgte derweil den anderen. Eine Frau stolperte direkt neben mir, da sie von der Wucht des Einschlags getroffen wurde. Schnell half ich ihr wieder auf die Beine, doch es blieb keine Zeit dafür, dass sie sich bedankte, denn wir mussten weiterlaufen. Die Waffen schossen weiterhin auf uns.
Wir rannten in die Gasse, aus der wir gekommen waren, um uns vor den Schüssen in Sicherheit zu bringen, und das auch nicht zu knapp. Denn genau in dem Moment, in dem ich einbog, traf ein Geschoss unmittelbar an der Stelle ein, an der ich eben noch gestanden hatte. Durch die Wucht des Einschlags wurde ich an die Wand geschleudert und begann zu husten, als ich den Staub einatmete.
„Komm schon!", rief Thomas und kam wieder zu mir zurück. Er half mir auf die Beine und zog mich weiter, den anderen hinterher. Noch immer geschockt sah ich hinter mich, wo die Menschen schreiend um ihr Leben rannten und der Lärm der Gewehre noch immer zu hören war, doch schon im nächsten Moment prallte ich gegen etwas Hartes. Es war nicht die Wand, wie ich feststellte. Stattdessen war es einer der Typen mit den Gasmasken. Er griff nach meinen Armen, damit ich mich nicht wehren konnte und auch von den anderen kamen abwehrende Rufe. Ängstlich starrte ich auf das spiegelnde Glas der Maske und wurde schon im nächsten Moment von der Person zu dem Wagen gezogen. Ich versuchte mich zu wehren, doch er war einfach zu stak und warf mich beinahe hinein, als würde ich nichts wiegen. Ich knallte gegen die Wand und bevor ich mich richtig aufrichten konnte, folgten Thomas und Brenda.
Schon im nächsten Moment wurde die Wagentür zugeschlagen und wir saßen in der Falle, denn das Auto fuhr los.
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