-один-

Nun weißt du im Groben, wie meine Kindheit aussah, doch ich würde vorschlagen, wir beginnen mit meiner Geschichte an dem Punkt, an dem du in mein Leben kamst.

Du warst mir vorher nie wirklich aufgefallen. Klar, du warst jeden Abend in meinem Club, aber ich hatte dich nie wirklich wahrgenommen. Dafür warst du zu unauffällig und im Allgemeinen interessierten mich die Mädchen von Artjom nicht.

Bei der Versteigerung beobachtete ich, wie du dich nur mit deinen Augen an Sky geklammert hast. Du wusstest, sie könnte dein Ticket für die Freiheit sein, wenn du nur genügend Mitleid bei ihr erregst.

Naja und was soll ich sagen? Sky ist naiv und hat dir dieses Gejammer natürlich abgekauft. Sie hatte Jascha überzeugen können, auch für dich zu bieten und natürlich konnte er seiner verzogenen Göre nichts abschlagen.

So kamst du frei. Und blöderweise zog man mich auch noch mit in die Situation, dabei wollte ich Jascha lediglich etwas nerven und keinen Job bei ihm als Babysitter!

Glaubst du an Schicksal kleiner Geist? Nein? Ich auch nicht. Zudem konnte ich Menschen schon immer gut durchschauen, doch bei dir schaute ich lediglich durch dich hindurch.

Du warst für mich das reinste Rätsel. Machtest den Anschein, als wärst du vollkommen kaputt im Kopf. Wobei du dies auch irgendwie warst...

Ja, ich habe mich vorab über dich informiert, immerhin musste ich ein Bett mit dir teilen. Daher wusste ich auch, dass du bereits als kleines Kind verhaltensauffällig warst. Du kamst aus einem reichen Elternhaus und deine sogenannten Eltern waren selbstverliebte Egoistenschweine!

Deine Mutter interessierte sich nur für ihren tadellosen Ruf in der Öffentlichkeit, schließlich war sie eine hochangesehene Person in der Politik. Dementsprechend perfekt musste auch ihre Familie nach außen hin wirken. Sie hatte allerdings auch kaum Zeit für dich, weshalb du eher von einer Nanny erzogen wurdest. Dein Vater war ein Arschloch, kaum bei seiner Familie, da er angeblich so viele Geschäftsreisen hatte. Wir wissen beide, was er wirklich tat.

Und du warst lediglich ein kleines Mädchen, das sich nach Liebe sehnte, die du aber nie erfahren solltest. In deiner Einsamkeit erfandest du schließlich imaginäre Freunde. Anfangs war es harmlos. Du veranstaltest Teepartys mit ihnen, aber irgendwann sagten dir diese Stimme in deinem Kopf andere grausame Dinge.

Die Nachbarskatze hatte dies auf schmerzlicher Weise erfahren, als du sie gequält und am Ende getötet hast. Deine Mutter versetzte es in absolute Alarmbereitschaft. Mehrere Psychologen haben sich deinen geistigen Zustand angesehen, doch keine Behandlung war erfolgreich. Als allmählich auch die Presse davon Wind bekam, dass eine der einflussreichsten Politikerinnen eine geisteskranke Tochter hat, reagierte deine Mom umgehend.

Laut Medien warst du unheilbar krank und erlagst im Alter von 8 Jahren deiner schlimmen Krankheit. Dabei wurdest du lediglich in die Geschlossene gesteckt. Es war jedoch nicht einfach eine Irrenanstalt, sondern vielmehr ein Handelsmarkt. Menschen, die ohnehin so kaputt im Kopf waren, dass sie zu nichts zu gebrauchen waren, wurden dort an andere Psychopathen verkauft.

So kamst du in den Menschenhandel und am Ende zu mir...

***

Da lagst du mit offenen Augen und hast mich angestarrt, während ich schlief. Ich muss zugeben, bei dir bekam das Wort »Unbehagen« für mich eine völlig neue Bedeutung. Nicht dass ich Angst vor dir hatte, es war eher ein beklemmendes Gefühl, da man sich nie sicher sein konnte, was du tun würdest.

Du warst abgemagert. Deine Haut wirkte durchsichtig und dein Gesicht eingefallen. Unter deinen Augen waren dunkle Ringe und deine langen schwarzen Haare waren das reinste Klettennest. Ja, du sahst eher aus, als wärst du vom Dreh eines Horrorfilms geflüchtet.

„Was stimmt mit dir nicht?", fragte ich sauer, da du mich mit großen Augen voller Erwartung ansahst.

„Ich kann nicht schlafen", hattest du geantwortet, weshalb ich mir ein genervtes Seufzen unterdrücken musste. Zu dieser einfallsreichen Erkenntnis wäre ich auch ohne deine Hilfe gekommen.

„Ich dank dir auch nicht mehr", brummte ich unzufrieden. Ich hatte keine Ahnung, was du dir erhofft hast und deine rehbraunen Augen machten mich zunehmend wütender.

„Pass mal auf. Ich habe keine Ahnung, was in deinem kaputten Kopf abgeht, aber ich bin keineswegs einer von den Guten. Also gebe ich dir jetzt einen gut gemeinten Rat. Dreh dich von mir weg, sprich mich nicht an und schau mich nicht an, denn dein Leben könnte mir nicht gleichgültiger sein."

Du hast nur ein Mal geblinzelt, ehe sich deine Mundwinkel nach oben verzogen. „Dann haben wir etwas gemeinsam."

Völlig perplex von deinen so direkten Worten, drehte ich mich herum und schüttelte kaum merklich meinen Kopf. Irgendwie lösten deine Worte allerdings auch etwas in mir aus. Wenn es dir so gleichgültig war, ob du lebst oder tot wärst, warum hattest du dein Schicksal nicht selbst in die Hand genommen?

Ich schloss erneut meine Augen und wollte mir nun wirklich keine Gedanken darüber machen. Mein Motto war: Leben und leben lassen. Alles andere ging mir ohnehin kreuzweise am Arsch vorbei.

Schnell fand ich auch zurück in meinen Schlaf und das nächste Mal, als ich wach wurde, spürte ich einen feuchten und warmen Atem auf meinem Rücken. Du hauchtest mir aus unerklärlichen Gründen Küsse auf die Haut.

Einzig mein Überlebensinstinkt funktionierte, denn geistig war ich noch vollkommen woanders. Daher schlug ich ein Bein um deinen Körper und drehte mich ruckartig herum, sodass du gleich darauf keuchend unter mir lagst.

Meine Hand drückte dir jegliche Luft zum Atmen ab und ich hatte nicht vor meinen Griff zu lockern. Ich spürte deinen Puls an meiner Hand und drückte dir nicht nur die Luft ab, sondern auch beide Halsschlagadern.

„Anscheinend war meine Warnung nicht deutlich genug", knurrte ich voller Hass, während ich noch immer die Spuren deiner Lippen auf meinem Rücken spürte. Ein angeekelter Schauer lief mir über die Wirbelsäule und sorgte dafür, dass mein Griff noch fester wurde. Nach kurzer Zeit wurde deine durchsichtige Haut blau und deine Lider flimmerten unkontrolliert.

Du hast dich nicht gewehrt, denn vermutlich wolltest du, dass ich das erledigte, wozu du allem Anschein nach nicht in der Lage warst. Deine Lippen verzogen sich erneut zu einem irren Grinsen, während du wegen des Sauerstoffmangels bereits kurz vor der Ohnmacht standest. Jedoch wollte ich dir diesen Gefallen nicht tun.

Ich ließ deinen Hals los und stieg schnell von dir herunter, um mir eilig ein T-Shirt überzuziehen. Ein Röcheln und Husten war das einzige, wozu du in der Lage warst, ehe du dich auf die Seite gedreht und stumm zu weinen anfingst.

„Nur so zu deiner Info. Andere leben auch mit ihren Narben", sagte ich, um gleich darauf meine Hose anzuziehen und dich an einem Arm aus dem Bett zu ziehen.

„Ich bringe dich jetzt zu Sky, bevor ich mich vergesse und wirklich noch etwas Blödes anstelle!"

Du warst vollkommen neben der Spur und wegen des Sauerstoffmangels noch völlig desorientiert, aber mich juckte es herzlich wenig. Sollte Yonathan deswegen sauer sein. Es hätte mir nicht egaler sein können.

Hauptsache ich wurde dich irgendwie wieder los!

Ich denke, ihr wisst bereits auf was das ganze hinausführen wird 😂

Aber ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass diese Nebengeschichte nicht gelesen werden muss! Es werden viele Kapitel mit sensiblen Inhalt und das Lesen ist in diesem Falle wirklich auf eigene Gefahr ⚠️😂

Zudem muss ich auch das Alter von Emily ändern 🫣 bei Rescued Princess hatte ich geschrieben sie sei 16, doch laut Wattpad Richtlinien dürfte ich so natürlich keine Erwachseneninhalte schreiben, daher werde ich das noch einmal ändern, sodass sie schon 18 ist 😂

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