-два-

Du hast dich zu meinem Erstaunen tatsächlich versucht gegen mich zu wehren. Wobei es nebenbei gesagt schon lächerlich war, da du ein Häufchen Elend warst, dass nicht mal gegen ein Kind hätte standhalten können.

Dennoch hast du versucht, mit deinem gesamten Gewicht dich gegen mich zu stemmen und mich so am Gehen zu hindern. Genervt rollte ich mit den Augen und ließ dein Handgelenk los, woraufhin du nach hinten fielst und direkt auf den Hintern gelandet bist.

„Was ist dein scheiß Problem?", knurrte ich und stellte mich dabei direkt vor dich. Du sahst mit deinen rehbraunen Augen zu mir auf und schienst selbst keine Antwort auf meine Frage zu haben.

Kopfschüttelnd drehte ich mich herum und ging weiter den mit Teppich überzogenen Hotelflur entlang. „Steh auf und komm endlich!"

Es war für mich ein Rätsel, warum du dich so geziert hast. Hättest du nicht erleichtert sein und dich zumindest ein wenig freuen müssen, dass du zurück zu Sky kamst? Immerhin würde sie sich um dich kümmern und auch Yonathan stand voll und ganz unter ihrer Fuchtel, auch wenn er es nicht zugegeben hätte. Du hättest dort ein schönes Leben haben können.

Ich bog im Flur nach rechts ab, als du plötzlich nach meiner Hand gegriffen hast. „Kirill!"

Verwundert, dass du tatsächlich deine Stimme gefunden und mich direkt mit meinem Namen angesprochen hast, stoppte ich, wodurch du gegen meinen Rücken ranntest.

„Könntest du bitte ... kannst du mir kurz zuhören?", hattest du gestammelt und bist aufgrund meines strengen Blickes einen Schritt zurückgetreten. Abwartend verschränkte ich meine Arme vor der Brust und schaute direkt in dein blasses Gesicht.

„Ich würde lieber bei dir bleiben", hast du gesagt, nachdem du tief Luft geholt hattest. Für einige Sekunden starrte ich dich nur perplex an, ehe ich realisierte, was du von dir gegeben hast und ich lauthals lachen musste.

Jedoch verstummte mein Lachen, sobald ich deinen flehenden Blick begegnete.

„Du hast echt wirklich einige Schrauben zu fest sitzen, wenn du glaubst, ich würde es auch nur einen weiteren Tag mit dir aushalten, ohne dich umzubringen!"

Mit diesen Worten drehte ich mich wieder herum und führte meinen Weg fort. Innerlich lachte ich noch immer wegen deiner Bitte und konnte nicht glauben, dass du es ernst meintest.

Doch du meintest es todernst und dies sollten wir auch schon bald in Erfahrung bringen ...

Ich ging weiter durch das Hotel und mit einem Blick über die Schulter, sah ich, dass du mir gefolgt bist. An der Zimmertür von Yonathan angekommen, klopfte ich ohne Zögern und bemerkte, wie du gedankenverloren ein Loch in den Boden gestarrt hast.

Max und Dawson befanden sich neben der Zimmertür, jedoch würdigten die beiden mich keines Blickes. Nach kurzer Zeit öffnete Sky die Tür und stürmte auch augenblicklich zu dir.

„Emily, ist alles gut bei dir?", fragte sie und strich deine wild zerzausten Haare aus dem Gesicht. Du sahst mich mit einem flehenden Blick an, ehe du Sky mit einem Nicken geantwortet hast.

„Hast du geweint? Was hast du ..." Sky inspizierte dich genauestens und entdeckte natürlich auch die roten Abdrücke an deinem Hals, weshalb sie sich zu mir herumdrehte und mich voller Zorn anfunkelte.

„Ich habe dir gesagt, du rührst sie nicht an!", schrie sie mich direkt an, woraufhin ich nur mit meinen Augen rollte.

„Das hättest du lieber dem Geist sagen sollen! Die Irre hat mich einfach von oben bis unten abgeknutscht als ich geschlafen habe!", verteidigte ich mich mit erhobenen Händen. „Sorry, wenn ich das nicht besonders geil finde, so überfallen zu werden und mich dann wehre!"

Yonathan bekam die Auseinandersetzung mit und trat ebenso aus dem Zimmer heraus. Natürlich war er bereits in seinen maßgeschneiderten Anzug geschlüpft, hatte seine teure Uhr umgelegt und sah aus, als wollte er direkt auf den Laufsteg für Sesselfurzer.

„Sowas kann man auch mit Worten klären, anstatt sie direkt körperlich anzugehen!", schrie Sky mir lauthals entgegen.

„Jascha, schneid deiner Wildkatze doch mal die Krallen", meinte ich genervt und wandte mich Yonathan zu. „Oder kürze ihre Stimmbänder."

Warum mussten Weiber auch immer in einem solch grausamen hohen Ton schreien, als wollten sie, dass unser Trommelfell direkt platzt?

„Du solltest lieber nicht so respektlos gegenüber meines Mädchens sein, sonst kürze ich dir etwas", erwiderte Yonathan mit zusammengepressten Zähnen.

„Viel Erfolg. Ich wollte dir eh nur dein Eigentum zurückbringen", zuckte ich mit den Schultern. Beim Herumdrehen begegnete ich deinem Blick. Und dieser verschaffte mir absolut unangenehme Gefühle.

„Du bist jetzt in Sicherheit, Süße. Der Spinner wird dir nichts mehr tun", quasselte Sky auf dich ein. Mich brachte es zum Schmunzeln, denn Blondchen verstand ganz eindeutig nicht, dass eher du die Gefahr warst und nicht ich.

„Es ist alles gut. Er hat ja nichts getan, was ihm nicht zustand", sagtest du mit einer deutlichen Abwehr gegenüber Sky. Sie strich dir durch die Haare und ihr mitleidiger Blick schien dich noch kleiner zu machen, als du es ohnehin schon warst.

„Kirill sagte, du bräuchtest einen Arzt. Ich habe bereits mit einem telefoniert und er würde in einer Stunde hierherkommen, um deine Verletzungen anzusehen", sprach auch noch Yonathan auf dich ein.

Für mich war meine Aufgabe damit erledigt. Du hast die Nacht einigermaßen gut überstanden, warst noch immer da und ich konnte nun endlich zu meinem Alltag zurückkehren.

„Und wenn so weit alles gut ist, fliegen wir danach nach Boston. Da kannst du dein neues Zuhause kennenlernen und ich bin mir sicher, dir wird es dort gefallen."

„Ich glaube nicht, dass ich das möchte", hat du gemurmelt, während die beiden einfach nicht verstanden, was du wirklich wolltest.

„Doch klar. Wir richten dein Zimmer schön ein und du bekommst natürlich neue Klamotten", meinte Sky, woraufhin du mit gerunzelter Stirn zu ihr sahst.

Herrje, die hörten gar nicht auf zu reden. Und in dem Moment, als ich nochmals über meine Schulter sah, erkannte ich, deinen gequälten Gesichtsausdruck. Du wolltest diese Fürsorge eindeutig nicht und erst da begriff ich auch erst, warum du den Wunsch hattest bei mir zu bleiben.

„Ich will aber nicht mit euch mit", sagtest du mit fester Stimme.

„Emily, Süße. Glaub mir, dir wird es bei uns an nichts fehlen."

„Halt endlich dein gottloses Maul!", hast du vollkommen unerwartet geschrien und damit eindeutig nicht nur mich schockiert. Als ich mich abermals herumdrehte, sah ich, dass du eine Pistole in der Hand gehalten und diese an Sky's Stirn gehalten hast.

Oh fuck!

„Von wem hat sie die Waffe?", brüllte nun auch Yonathan, während Sky überfordert ihre Hände hochhielt. Ich griff nach hinten zu meinem Hosenbund und stellte dabei fest, dass meine Waffe weg war. Kleines Miststück...

Du musstest mir diese entwendet haben, als wir die Auseinandersetzung im Flur hatten und du mich gebeten hast, bei mir zu bleiben.

„Es ist meine", seufzte ich und ging die wenigen Schritte wieder zurück und auf dich zu. Du hast keine Ahnung, wie gern ich dir in diesem Moment selbst eine Kugel durchs Gehirn geschossen hätte. Wie gern ich dabei zugesehen hätte, wie das Blut deine blasse Haut etwas Farbe verliehen hätte.

„Emily, was soll das? Warum tust du das?", fragte Sky dich mit zittriger Stimme. Du hast ihr nicht geantwortet, stattdessen nur mich angesehen, als wäre dies Erklärung genug.

„Sie will unbedingt bei mir bleiben", erklärte ich und stieß genervt meine Luft aus.

„Warum?", platzte es aus Sky heraus, bevor ich es hätte weiter erklären können. Den Grund für dein Verhalten konnte ich bereits erahnen.

Aber ich musste dich enttäuschen, kleiner Geist. Von mir würdest du keine Erlösung bekommen!

Ob Kirill sie wirklich so leicht los wird? 🤣

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