Neununddreißig
Taylors Stimme ließ sie zusammenzucken. Bevor sie überhaupt antworten konnte, knüllte sie die Rechnung zusammen und steckte sie in die Tasche ihres Blazers. Taylor hatte sie vorsichtig vom Boden hochgezogen und auf einen Stuhl in der Nähe gesetzt. Wortlos reichte er ihr ein Taschentuch und wandte sich dann ab. Sie war ihm dankbar für dieses Taktgefühl, es war ihr unangenehm, wenn sie beim Weinen ertappt wurde. Schnell wischte sie sich die Tränen vom Gesicht und versuchte dabei ihre Fassung zurück zu gewinnen.
„Er hat Bargeld, gefälschte Pässe und eine Waffe." Alea spürte wie ihre Stimme zitterte, als sie sich selbst hörte. Taylor jedoch drehte sich nicht herum und sah weiter auf die beiden Kisten.
„Ja, verdammte scheiße. Das wird langsam eine Nummer zu groß für uns. Ich habe ja mit allem gerechnet, aber nicht hiermit. Das...dieser Idiot, was hat er sich nur dabei gedacht."
Er fuhr sich durchs Haar und drehte sich zum ersten Mal wieder zu ihr herum. Alea spürte seinen Blick auf ihr ruhen, woraufhin sie auf den Boden sah. Ihre Augen brannten von der verlaufenen Schminke und fühlten sich verquollen an. Sie versuchte sich zu konzentrieren. Sie musste jetzt klar bleiben.
„Du willst deinen Dad anrufen?" Es war eher eine Feststellung als eine Frage, woraufhin Taylor nickte.
„Ich muss, alleine können wir nichts ausrichten. Und wenn wir eins und eins zusammenzählen, dann geht es hier wohl um einen Vermisstenfall." Er sprach nur aus, was ohnehin durch ihren Kopf geisterte und trotzdem reichte es, um die Übelkeit zurückkehren zu lassen.
„Er hat Informationen über Mädchen gesammelt", sagte Alea und Taylor nickte erneut. Als sie etwas aufsah, bemerkte sie, dass er sich mittlerweile der Wand mit den Fotos gewidmet hatte. Seine Arme hatte er in die Hüften gestützt. Sie wusste, dass auch er mit sich ringen musste.
„Ja das hat er. An sich ist das nichts Illegales, aber in Kombination mit den anderen Indizien beunruhigt es mich. Wir brauchen einfach Hilfe. Besonders, wenn wir Louisa noch lebend finden wollen." Sie spürte, wie ihre Pupillen sich weiteten. Was?
„Noch lebend?"
Sie starrte ihn an. Sie hatte gewusst, dass es nicht gut aussah, aber wieso sprach er jetzt schon vom worst case?
„Taylor, was-"
Noch während sie ihn weiter anstarrte, wurde ihr bewusst, weswegen er sich so ausgedrückt hatte. Ein Bild an der gegenüberliegenden Seite des Raumes stach ihr ins Auge. Beim Betreten des Zimmers hatte sie es gar nicht wahrgenommen, jetzt hatte Taylor sie darauf aufmerksam gemacht. Es war kaum mehr zu übersehen, unmöglich, wieder auszublenden. Langsam stand sie auf und lief auf die Wand zu. Sie kannte das Foto, zwar nicht gut, aber sie hatte es schon ein paar Mal gesehen. Auf Flugblättern, im Fernsehen, auf der Polizeistation. Nein. Bitte nicht. Es war das Bild von Ava Carter. Fassungslos blieb sie davor stehen.
„Ich ruf meinen Vater an. Ich bin sofort zurück." Mit großen Schritten lief Taylor auf die Tür zu, ohne sie noch einmal anzusehen. Sie wusste, dass er nicht nur wegen des Anrufs den Raum verlassen musste. Ihr Puls schlug mittlerweile beinahe unerträglich schnell.
„Taylor?", rief sie ihn dann zurück, nachdem er erst wenige Sekunden draußen war. Was sie sah, konnte sie auf keinen Fall alleine ertragen.
„TAYLOR!", rief sie brüchig, während sie sich bereits einige Schritte von der Wand entfernte, ohne den Blick davon zu nehmen. Sie hörte, dass er mit zügigen Schritten zurück kam. Fassungslos deutete sie auf die Wand, sobald sie ihn aus den Augenwinkeln im Türrahmen stehen sah. Direkt neben Ava hingen etwa ein Dutzend von Fotos von Louisa.
Guten Morgen ♥
Ich weiß, ein sehr kurzes Kapitel. Manchmal liegt in der Kürze die Würze- hoffe ich! Das nächste wird sicher wieder länger.
Einen wunderschönen SONNtag ♥
Mila.
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