Kapitel 3

TW: Blut

Aufmerksam hatten sie Present Mics Plan zugehört. Es war ein wenig riskant und könnte auch schiefgehen, doch sie mussten es zumindest versuchen. Also stand Todoroki nun direkt vor dem größten der Trümmerstücke, während Izuku und Hitoshi sich bereit machten, ihren Lehrer nach hinten weg zu ziehen, sobald das Geröll in Bewegung kam. Bakugo würde darauf achten, dass sie nicht weiter begraben werden konnten.

Durch die vielen Übungsstunden war es für Shoto ein leichtes, seine Hitze auf einen einzigen Punkt zu bündeln. Dadurch gelang es ihm ganz einfach, wie geplant ein Loch in den großen Brocken zu schmelzen. Er hoffte, dass er nicht zu tief, und doch tief genug in das Gestein eindringen konnte, ehe er seine andere Hand hob, und schnell seine Eiskräfte einsetzte. Durch die starke Temperaturschwankung, so sah es zumindest der Plan vor, sollte das große Trümmerstück zerbersten und somit alles andere in Bewegung bringen. Sie konnten nur hoffen, dass es zum einen funktionierte und zum anderen niemand dahinter stand, der dann begraben werden konnte.

Im ersten Moment passierte jedoch gar nichts. Der Plan schien doch nicht zu funktionieren, was Yamada bereits leise seufzen ließ, da er sich etwas anderes überlegen musste, obwohl er heftige Kopfschmerzen hatte. Doch im nächsten Augenblick erklang ein knackendes Geräusch, ehe sich die Trümmer zu bewegen begannen. Rasch begannen die beiden Jugendlichen damit ihren Lehrer aus der Gefahrenzone zu ziehen, ohne ihn weiter zu verletzen.

Auch wenn sie nicht direkt frei gekommen waren, war der große Haufen, der ihnen den Weg blockierte, nun aufgelockert, sodass sie die Trümmerteile und Brocken nun endlich zur Seite bewegen konnten. Mit schnellen und gezielten Handgriffen, schafften sie es, endlich frei zu kommen. Der Anblick, der sich ihnen dahinter bot, war erschreckend. Überall lagen Betonbrocken herum, und es wirkte, als ob die restlichen Stockwerke, die sich über ihnen befunden hatten, nun nicht mehr existierten.

„Fuck, das sieht echt übel aus. Hoffentlich hat sich niemand mehr da oben aufgehalten", sprach Hitoshi das laut aus, was die anderen sich nur dachten, „hoffentlich ist Sensei ..." Der Rest des Satzes blieb ihm im Halse stecken. Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihm aus, und sein Magen zog sich zusammen. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, was mit seinem Mentor passiert sein könnte, wenn er es nicht geschafft haben sollte, sich in Sicherheit zu bringen.

Yamada, der nur wenig später mit Hilfe von Izuku auf die Beine kam und aus der Nische kletterte, sah sich ebenfalls um. „Eraserhead?", rief er laut in den Raum. Seine Augen wanderten von einem möglichen Versteck zum nächsten. Doch alle Tische schienen unter der Last des Gerölls eingebrochen und es gab keine weiteren Nischen, unter denen man sich hätte unterstellen können. „ERASER?", rief er erneut, darum bemüht, seine Macke nicht einzusetzen. Der Verletzte riss sich von Midoriya, der ihn stützte, los und stolperte nach vorne, während er den Raum absuchte, „fuck. Wo ist er nur?" Obwohl er sich mahnte, dass er ruhig bleiben musste, spürte der Blonde wie Panik in ihm aufstieg. Diese gesamte Situation wirkte so vertraut, dass es ihm kalt den Rücken hinab lief.

„Vielleicht konnte er sich zur Tür retten", merkte Todoroki an, während er sich nach dem Durchgang zu der anderen Treppe umsah. Als der Jugendliche die Trümmer bemerkte, die den Durchgang zur Treppe versperrten, legte er den Kopf leicht schief. Sein Lehrer war bestimmt durchgeschlüpft, bevor das passiert war. Nur um sicher zu gehen, schritt Shoto vorsichtig darauf zu, um durch eines der Löcher zu spähen. Auch wenn er nicht viel erkennen konnte, sah der letzte Fluchtweg, der ihnen geblieben war, ebenso verschüttet und unbrauchbar aus. Ihm wurde eiskalt bei dem Gedanken, dass jemand darunter begraben sein könnte.

Bakugo, der ihm gefolgt war und ebenso versuchte etwas zu erkennen, ehe er ein paar Brocken entfernte, grummelte leise vor sich hin. Sollte ihr Klassenlehrer es tatsächlich durch die Tür geschafft haben, dann war es bestimmt das Dümmste und Letzte, was er getan haben könnte. Da war der Aschblonde sich ziemlich sicher. Ein kurzer Blick zwischen den beiden rivalisierenden Junghelden genügte, um stillschweigend zu beschließen, kein Wort darüber zu verlieren, und die anderen erst einmal nicht weiter in Panik zu versetzen.

Hitoshi, Izuku und Mic suchten indes weiter nach dem Undergroundhero. „Eraserhead!" „Aizawa-Sensei!" Abwechselnd riefen sie nach ihm, versuchten herauszufinden, wo er hätte Zuflucht finden können. Vor allem die beiden Schüler rechnete damit, dass ihr Mentor irgendwo verschüttet war, aber unverletzt, da er ihnen nur allzu oft erklärt hatte, wie wichtig es war, nicht nur die Zivilisten zu schützen, sondern auch auf sich selbst zu achten. Vermutlich hatte er hinter ein paar Tischen Zuflucht gefunden und musste nun, genauso wie sie vorhin, einen Weg finden, frei zu kommen.

Währenddessen kreisten Yamadas Gedanken in eine andere Richtung, da er, im Gegensatz zu den anderen, Aizawa bereits länger und viel besser kannte. Jeder Versuch, seine Present-Mic-Maskerade weiter aufrecht zu halten, und sich selbst einzureden, dass er nicht zu schwarzmalerisch sein sollte, fiel ihm zunehmend schwerer. Er wollte gar nicht mehr weiter darüber nachdenken, aber sein Kopf ließ es nicht zu. Jeder Gedanke schien darum zu kreisen, wie wenig Shota auf seine eigene Sicherheit bedacht war, wenn es darum ging, andere zu beschützen. „ERASER?", rief er laut durch den Raum, ohne jedoch seine Macke zu benutzen. Jede Form der Erschütterung könnte das Gebäude weiter zum Einsturz bringen. Jiro hatte ihm zuvor mitgeteilt, in welch schlechten Verfassung die Bausubstanz sich nach den Explosionen befand. Deswegen wollte er den letzten Rettungstrupp eigentlich rausholen. Doch er war zu spät. Zu langsam.

Zentimeter um Zentimeter suchten seine grünen Augen den Raum ab, ehe sie schließlich an etwas hängen blieben. Etwas Gelbes blitzte zwischen den Trümmern hervor. Sofort setzte Mic sich in Bewegung und stürzte darauf zu. „ERASER?", wiederholte er laut und hoffnungsvoll. Endlich hatte er den Mann gefunden. Als er jedoch bei dem Fundstück angelangt war, wich jegliche Farbe aus seinem Gesicht. Neben dem markanten Gelb, das unverkennbar zu Eraserheads Schutzbrille gehörte, war da noch eine andere Farbe. Rot. „Sho...ta..." Ungewohnt leise klang die Stimme des Voiceheros. Als ob sie gebrochen und kaputt gegangen wäre. Yamada ließ sich auf die Knie fallen, begann Brocken um Brocken beiseite zu schaffen, obwohl sein verletzter Arm und seine Schulter protestierten und schmerzten.

Obwohl der Profiheld nur leise gesprochen hatte, hatte der veränderte Klang seiner Stimme die Aufmerksamkeit der Jugendlichen auf sich gelenkt. Sofort eilten die vier ebenso heran und begannen mit aller Kraft die Trümmer beiseite zu hieven, die sich vor dem Knienden aufstapelten. Auch wenn sie sich immer mehr wünschten, dass darunter niemand begraben lag, wurde ihre Hoffnung jedoch zunehmend zunichte gemacht, als immer mehr Rot zum Vorschein kam, das feucht glänzte, als ob jemand einen frischen Eimer Farbe ausgekippt hätte. Wäre es doch nur Farbe ...

Während die anderen drei versuchten, so schnell es ging alles beiseite zu schaffen, hatte Hitoshi es sich schließlich zur Aufgabe gemacht, Yamada davon abzuhalten, sich selbst weiter zu verletzen. Sein Arm war eindeutig gebrochen und die Schulter ausgekugelt. Er sollte es auf keinen Fall schlimmer machen. Der Violetthaarige war sich jedoch bewusst, dass einfache Worte dabei nicht helfen würden, weswegen er versuchte den Mann vorsichtig weg zu bugsieren, ehe er sich zwischen ihn und den Trümmerhaufen quetschte. „Sie sollten Ruhe bewahren. Alles wird gut", hörte Shinsou sich selbst sagen, auch wenn er das Gefühl hatte, dass er damit sehr falsch lag. Er hatte das Blut gesehen und war froh, dem Anblick nun den Rücken zuzukehren. Vielleicht war es gar nicht Sensei, der unter den Trümmern begraben lag. Doch ein Blick auf Yamadas Gesicht genügte ihm, zu wissen, dass sie Aizawa gefunden hatten.


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