Kapitel 3
Silvester
Heute war es endlich so weit. Es war Silvester, und morgen begann endlich ein neues Jahr. Dachte ich mir, während ich mir wie jedes Jahr um sechs Uhr dreißig mein Silbernes Paillettenkleid anzog.
Den Gedanken daran, dass sich mein Leben im nächsten Jahr ändern würde, verlor ich bereits am Weihnachtsabend. Denn an diesem Abend bestrafte mein Vater mich mit einem Blauen Auge und einer Blutigen Nase. Ich hatte an dem Tag das Gefühl, dass sich alles ändern würde. Doch nachdem er auf mich einschlug, merkte ich schnell, dass sich nichts ändern würde. Alles würde für immer so bleiben wie es gerade war, da war ich mir sicher.
Ich zog mir anschließend meine Silbernen Ballerinas an, die mir bereits schon Zehn Nummern zu klein waren. Ich trug diese Schuhe schon seid dem ich Vier war, jedes Silvester. Anfangs liebte ich diese Schuhe, doch mittlerweile waren sie die reinste Folter für meine Füße.
Mit Schmerzenden Füßen verließ ich mein Zimmer. Vor meinem Zimmer stand wie immer meine Mutter, die mich mit ihrem Prüfenden Blick anschaute. Als sie nickte betrat ich ohne zu zögern das Bad.
Ich betrachtete mich in unserem Badezimmerspiegel.
Ich fühlte mich in meinem eigenen Leben eingeschränkt, und in keinster Weise frei. Denn ich durfte nur das Machen, was meine Eltern für mich planten. Ich hielt mich täglich an die Planungen und Regeln meiner Eltern, denn sonst würde ich bestraft werden. Ich würde alles dafür tun, um ein normales Leben zu führen. Ich war sogar dazu bereit, mein eigenes dafür zu beenden. Ich fühlte mich wie ein Nebenprodukt einer viel zu großen Herde. Meine Eltern waren dabei die Alphatiere, die alles bestimmten. Und wenn ich es nicht einhielt, wurde ich bestraft. Wie in einer echten Herde.
Damit ich mich wenigstens in meiner eigenen Haut wohlfühlte, nahm ich mir den Abdeckstift meiner Mutter, und deckte damit mein Blaues Auge ab.
Sofort fühlte ich mich wohler. Denn durch diesen Abdeckstift sah ich unverwundbar und fast perfekt aus. Ich sah mich im Spiegel nicht mehr als ein Mädchen welches sich nicht währen kann, sondern mittlerweile sah ich mich als ein starkes Mädchen.
Pünktlich um dreiviertel Sieben lief ich auf Grund der Schuhe humpelnd zu meinen Eltern. Ich hielt es in diesen verdammten Schuhen einfach nicht mehr aus. Jedoch beklagte ich mich bei meinen Eltern nicht, da ich viel zu große Angst vor den Konsequenzen hatte.
Während ich meinem Vater einen guten Morgen wünschte, brachte meine Mutter mir mein tägliches Müsli. Auch ihr wünschte ich einen guten Morgen.
Während ich wie jeden Morgen mein Müsli löffelte, räusperte sich mein Vater. Sofort blickten meine Mutter und ich zu ihm. "Was soll das?", fragte er streng. "Was soll was?", erwiderte ich seine Frage. "Stella, du weißt ganz genau was ich meine. Geh sofort ins Bad und wasch dir dieses Gemahle aus dem Gesicht", forderte er mich auf. "Dieses Gemahle nennt sich Schminke. Besser gesagt Abdeckstift", verbesserte ich ihn. "STELLA MILLER! DU WÄSCHT DIR JETZT SOFORT DIESEN ABDECKSTIFT AUS DEM GESICHT! JEDER SOLL SEHEN WIE VERLETZBAR DU BIST! JEDER SOLL DICH ANSCHAUEN UND ÜBER DICH SPOTTEN! GLAUB MIR, ICH WÜNSCHE DIR NICHTS SEHNLICHER ALS DAS. UND WENN DU JETZT NICHT SCHLEUNIGST IM BAD BIST, HABE ICH KEIN PROBLEM DAMIT, DIR NOCH EIN ZWEITES BLAUES AUGE ZU VERPASSEN!", schrie er mich an. Ohne dass ich auch noch irgendwas sagte, verließ ich Kopfschüttelnd den Esstisch und lief ins Bad.
Geschockt über die Wortwahl meines Vaters, kam ich mit Tränen in den Augen im Bad an. Jedoch ließ ich mich davon nicht unterkriegen. Ich versuchte die Sache so schnell wie möglich zu verdrängen.
Mit Tränen in den Augen lief ich wieder zu meinen Eltern. Doch die Tränen kamen nicht aufgrund meines Vaters, sondern wegen den Schuhen. Jeder Schritt in diesen Schuhen, fühlte sich wie die Reinste Folter des Mittelalters an.
Nachdem ich gegessen, und meine Eltern ihre jeweiligen Morgendlichen Getränke getrunken hatten, zogen wir uns unsere Jacken an. Denn wie jedes Jahr, gingen wir auch heute gemeinsam Einkaufen. Das war bei uns eine Art Tradition. Obwohl ich es eher als eine weitere Regel bezeichnete, die ich über alles hasste. Denn das Einkaufen mit meinen Eltern war mehr als peinlich. Meine Eltern lasen bei jedem Produkt die Inhaltsstoffe laut vor. Ihnen war ganz egal, dass der Supermarkt voll war. Für sie waren nur die Inhaltsstoffe wichtig.
Um Punkt Sieben Uhr saßen wir im Auto, auf dem weg zum Supermarkt.
Da dieser aber wie jedes Jahr erst um Acht öffnete, und wir erst Sieben Uhr Dreizehn hatten, stellten wir unser Auto am jährlichen Parkplatz ab, und warteten bis es Sieben Uhr Neunundfünfzig war.
Um Acht Uhr waren wir wie immer die ersten im Supermarkt. Was sich aber nach wenigen Minuten änderte, da immer mehr Menschen in den Supermarkt kamen.
Während meine Eltern einkauften, konnte ich die Blicke meiner Mitmenschen kaum übersehen. Sie starrten mich an. Sie starrten mein Blaues Auge an. Ich wusste genau was sie dachten. Sie dachten ich wäre schwach. Was ich auch war.
Wir kauften bis um halb Neun unser Mittag und Abendessen für Silvester ein.
Nachdem wir den Gesamten Einkauf bezahlt, und die Einkäufe im Kofferraum verstaut hatten, fuhren wir wieder zurück.
Zuhause angekommen, rannte ich in mein Zimmer, und zog mir meine Schuhe aus.
Nachdem ich meine beiden Füße verarztet hatte, rief mich meine Mutter zum Mittagessen.
Heute aßen wir Lasange. Ein Gericht, das ich über alles liebte.
Nachdem ich meiner Mutter beim abräumen des Tisches half, bat sie mich zu sich. Ihr sind die Servietten ausgegangen, und ich sollte in der Nachtbarschaft neue holen. Jedoch ohne das Es mein Vater bemerkte. Ich nickte, und schlich mich aus dem Haus.
Ich ging zu der Alten Dame, die sehr viele Enkel hatte und klingelte. Sie öffnete die Tür, und ich fragte ob sie mir weiße Servietten geben könnte. Die Frau nickte, und drückte mir eine ganze Packung in die Hand. Ich bedankte mich, und schlich mich wieder ins Haus.
Danach schaute ich wie jedes Jahr an Silvester eine Dokumentation über die Silvesterböller mit meinem Vater, während meine Mutter das Abendessen zubereitete.
Als die Dokumentation zu Ende war, rief meine Mutter uns zum Essen. Wir aßen wie jedes Silvester Ente mit Salat.
Danach schauten meine Mutter, mein Vater und ich, wie vier Filme. Bis wir um Punkt null Uhr das Jahr 2016 hinter uns ließen, und das Jahr 2017 eröffneten.
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Hallo ihr Lieben :)!
Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Habt ihr Vorschriften für das Neue Jahr? Wenn ja, welche?:)
Stellt doch mal Stella ein paar Fragen in die Kommentare, sie wird ein paar beantworten :)
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