61) Erleuchtung
Achtung: Triggerwarnung
(Es wird jetzt heiß, sehr heiß. Aber eigentlich nicht so heiß, dass man sich die Finger verbrennen kann. Eher so metaphorisch heiß. Trotzdem mag es vielleicht nicht jeder lesen. Für den Fall springt bitte vor bis zu der fett markierten Stelle gegen Ende, und ansonsten viel Spaß.)
- - -
Im Eifer des Gefechts schiebe ich mein Shirt über den Kopf. Ich will Aljan spüren und da stört jedes Hindernis. Ich gewähre ihm freien Zugang zu meinem Körper und er nimmt ihn gierig an. Seine Finger streichen über meine Schultern, über die Wölbung meiner Brüste bis hinab zu meinem Bauchnabel und tiefer. Er nestelt an dem Knopf meiner Hose. Ich helfe ihm und schiebe den Reißverschluss auf, damit das Kleidungsstück ungehindert über meinen Hintern hinabrutschen und mehr Haut freilegen kann. Ich kann ihn gar nicht genug spüren.
Mir wird heiß und kalt. Ich vergesse, wo oben und unten ist. Aljan ist auf mir, das Sofa unter mir, aber wie ich dahin gekommen bin, entzieht sich meiner Erkenntnis. Seine Lippen wandern von meinem Mund, über meine Wangen bis zu dem sensiblen Punkt hinter meinem Ohr. Ich spüre seinen Atem wie eine heiße Welle an meinem Hals.
Er bringt etwas in meinem Inneren zum Klingen. Er verschließt etwas, dass wie ein offener Schlund in mir brennt und nach Linderung verlangt. Auch ich will etwas für ihn lindern und ihm etwas im Austausch geben. Meine Finger schieben sich über seinen Rücken hinab unter den Bund seiner Jeans. Auch er folgt meiner stummen Forderung und schiebt den störenden Stoff über sein Gesäß und seine Beine hinunter. Es fällt zu dem Haufen meiner Kleidung auf dem Fußboden. Auch der Rest unserer Unterwäsche findet den Weg dorthin. Nur am Rande nehme ich war, wie schön er ist. Perfekt und makellos. Jeder Muskel ausgeprägt. Ein Paradeexemplar der menschlichen Anatomie. Die Haut glatt und rein. Und ich will ihn. Hier und jetzt.
"Bist du bereit dazu?", fragt er. Seine Stimme klingt rauh. Ich nicke. Zu mehr als einem gehauchten "Ja!" bin ich nicht im Stande.
Er schiebt sich auf mich und zwei Gegenstücke, die für einander bestimmt sind, vereinen sich.
Ehe wir uns versehen, bewegen sich unsere Körper im Takt und folgen ein und demselben Rhythmus. Erst langsam und vorsichtig, dann, als keine Katastrophe eintritt, immer schneller und fordernder.
Wir erforschen jeden Zentimeter des anderen mit Zunge, Fingern und Augen, sind begierig darauf, alles voneinander zu erlangen. Mehr und immer mehr. Es gibt kein Halten. Wir sind uns verfallen. Rettungslos.
Unsere Lust sammelt sich wie Luft in einem Ballon, der gerade aufgeblasen wird, steigt immer mehr und mehr dem Punkt entgegen, an dem die Hülle platzen wird. Gemeinsam kommen wir dem Höhepunkt entgegen, dem Moment in dem sich unsere körperliche Vereinigung wie ein heißer, göttlicher Segen auf uns legt und alles in unserem Orbit in seinem Licht und Feuer verblassen lässt. In diesem Augenblick gibt es nur noch uns. Dalerana, das Erdenmädchen und Aljan, der Höllenprinz. Wo wir sind und warum, ist vergessen. Der einzige Sinn und Zweck unseres Seins ist der Körper und die Lust. Die Vereinigung der Liebe.
Eine Hitze schwillt in meinem Inneren an. Bereit, alles zu versengen.
Schweißperlen sammeln sich auf der Haut auf seiner Brust.
Er stöhnt ein letztes Mal leise und ich folge seinem Beispiel.
Zitternd, verschwitzt und erschöpft sinken wir auf das Polster nieder. Er hält mich in seinen Armen. Seine Finger streichen über meine Haut. Er murmelt leise Worte in mein Ohr.
Ich merke nicht mehr, wie die Bewegung allmählich erstarrt und dann ganz zum Stillstand kommt. Seine Atmung beruhigt sich zu einem gleichmäßigen Auf und Ab. Meine Gedanken wirbeln wie in Watte eingelullt vor sich hin, belanglos, bedeutunglos eingefärbt in rosarote Zuckerwattewolken, bis auch sie in das unerreichbare Gefilde meines Unterbewusstseins hinabdriften und ohne mein Zutun in vagen Traumbildern weiterwirken.
Erst als es klopft, erwache ich aus einem sanften Schlummer.
Wir brauchen einen Moment, um vollständig zu Bewusstsein zu kommen und uns zu errinnern, wo wir uns befinden und warum wir nackt sind. Dann fällt mir ein, was passiert ist. Ein Grinsen huscht auf mein Gesicht, als ich sehe, dass auch Aljan dämmert, was wir getan haben.
Jemand klopft erneut energisch gegen die Tür. "Aufmachen. Ich weiß, dass ihr da drin seid", ruft eine tiefe männliche Stimme.
Aljan bückt sich nach dem verwurstelten Kleiderhaufen auf dem Boden. Mein BH, Shirt und eine hoffnungslos verdrehte Jeans landen auf meinem Schoß, während er an seinen eigenen Sachen herumfummelt.
"Sofort!", ruft er. "Einen Moment noch."
Endlich habe ich es geschafft, mein Oberteil richtig herum zu drehen.
"Wer ist das?"
Er schiebt sein Hemd über den Kopf und zuckt mit den Schultern, als er damit fertig ist.
"Wer ist da?", ruft er laut, während er aufsteht, um in seine Hosenbeine zu schlupfen.
"Ich bin Gabriel. Seht, die Zeremonie soll beginnen und ich bin geschickt, Euch zu holen."
"Ich komme", verkündet Aljan. Auf dem Weg zur Tür, bringt er seine Haare in Ordnung, streicht seine Kleidung glatt, bevor er aufmacht.
Hastig versuche ich, meine Haare glatt zu streichen und eine unschuldige Position auf der Couch zu finden. Vermutlich missglückt mir beides.
Im Türrahmen steht ein androgynes Wesen, von dem ich nicht mehr erkenne als eine leuchtende weiße Aura, die es umgibt. Es ist in ein langes weißes Gewand gekleidet und unschwer auf den ersten Blick als Engel zu erkennen. Mir verschlägt es die Sprache.
Nicht aber Aljan. "Wir werden kommen. Wir sind bereit."
Er dreht sich zu mir um und gibt mir mit einer Geste zu verstehen, dass ich aufstehen soll. Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding. Ich muss mich an der Lehne festhalten, aber dann schaffe ich es doch, mich auf den Beinen zu halten und in vorsichtigen Schritten zu Aljan zu laufen.
Er streckt die Hand nach mir aus und erleichtert klammere ich mich an seine Seite.
"Ihr habt Euch bereits körperlich vereinigt", verkündet Gabriel in monotoner Stimme. "In der Zeremonie erfolgt eure spirituelle Vereinigung. Du erhältst die Segnung mit dem göttlichen Samen, damit die Frucht des Schoßes und der Liebe empfangen werden kann. Was benötigt wird, ist Liebe, die wächst und Leben erschafft und nicht Liebe, die zerstört und fesselt. Denn mein Herr ist kein Gott von Toten, sondern von Lebenden."
Ehe Aljan etwas sagen oder sich die brennende Röte auf meinen Wangen verflüchtigen kann, dreht sich Gabriel um und verschwindet, so wie er gekommen ist.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top