Kapitel 5
(Das verlinkte Lied passt sehr gut zur Stimmung des Kapitels)
Das Schluchzen verstummte seit dem Tag an den Changbin ihn damit konfrontiert hatte. Wahrscheinlich war sein/e Freund/in nach Hause gegangen. Endlich konnte er wieder schlafen und schlief seit Wochen durch. Changbin war auch wieder fitter und war auf der Arbeit konzentrierter. Langsam lebte sich Changbin ein. Mit den Nachbarn kam er gut klar. In der Zwischenzeit hatte er auch Herr Tak getroffen, der trotz dem ständigen Stress seiner Arbeit sehr höflich und nett zu ihm war. Alle waren nett zu ihm außer Herr Hwang. Nach wie vor ignorierte er ihn lieber anstatt auf seinen Begrüßungen einzugehen. Manchmal sah er ihn an, als würde er ihn am liebsten töten wollen. Changbin verstand einfach nicht wieso Herr Hwang so drauf war. Er hatte ihm nie was Böses getan aber wahrscheinlich nahm er es ihn immer noch übel, dass er sich damals bei ihm wegen der Lärmbelästigung beschwert hatte. Es konnte sein, dass Herr Hwang einfach nur sehr nachtragend sein und seine Zeit brauchte, um erst damit klar zu kommen, einen neuen Nachbarn zu haben. Trotzdem hatte er er ein mulmiges Gefühl, sobald sich ihre Wege kreuzten. Wann immer das passierte, musste er an Jeongins bescheuerten Theorien denken. Anfangs fand er sie lächerlich aber je öfters Herr Hwang sich so geheimnisvoll verhielt, desto eher dachte er, dass etwas nicht stimmte.
Heute würde er versuchen wieder mit ihm zu reden. Es kann doch nicht sein, dass ein Mensch für Wochen so nachtragend wegen einer klitzekleinen Lärmbelästigung war. Sein Vermieter hatte vielleicht aufgegeben mit ihm zu reden, aber nicht er. Schließlich lebte er mit ihm unter einem Dach und es wäre besser miteinander klar zu kommen, anstatt diese Blicke zugeworfen bekommen, die wie Eis in der Antarktis glichen. Changbin hatte sich die Arbeitszeit seines Nachbarn gemerkt. Er ging immer zwei Stunden später zur Arbeit, nachdem Changbin selber Feierabend hatte. Um die gewohnte Zeit, in den er Herr Hwang immer aus seiner Wohnung laufen sah, lief er in dessen Richtung. Dort hörte er die Türschloss und Herr Hwang huschte durch die Tür. Er schien es eilig zu haben, denn er sah gehetzt aus. „Guten Abend, Herr Hwang", begrüßte Changbin ihn. Sofort warf der rothaarige, junge Mann ihm einen wütenden Blick zu. „Was wollen Sie von mir?! Ich habe es eilig!", fauchte er und hantierte an seiner Wohnungstür herum. Dann stürmte Herr Hwang an Changbin vorbei. Changbin konnte nur noch sehen, wie die roten langen Haare des jungen Mannes aufblitzen, als er losrannte. Anders als jetzt wieder zurück seiner Wohnung zu laufen, trat er an Herr Hwangs Tür. Vorsichtig legte er die Hand auf die noch angewärmte Türklinke der Wohnung. Er machte etwas verbotenes und wenn ihn Herr Hwang erwischte, dann wäre es vorbei. Die Tür war unverschlossen. Changbin musste sich vergewissern, dass Jeogins Aussagen weiterhin nur dämlich waren und nicht der Realität entsprachen. Herr Hwang hielt hier niemanden gefangen oder desgleichen. Sein Nachbar war einfach nur jemand, der sich mit seinen Nachbarn nicht unterhalten wollte. Changbin atmete tief ein und aus, bevor er sich noch einmal umdrehte. Dann drückte er die Tür und trat rein. Das Licht im Inneren der Wohnung war angeschaltet und flackerte etwas.
Sie ließen Herr Hwangs kranke Welt aufleuchten.
Changbin spürte Panik, als er die ganzen Zeichnungen an den Wänden sah. Es waren so viele Zeichnungen, dass Changbin keinen Zentimeter der Wand mehr sehen konnte. Der schwarzhaarige junge Mann trat an die Wand, um einer der Zeichnungen zu betrachten.
Sie zeigten einen hübschen jungen Mann mit blonden Haar und Sommersprossen, der.....schwanger war. Die nächste Zeichnung zeigte das gleiche Bild. Sowie die anderen. Herr Hwang hatte immer denselben Mann gezeichnet. Als würde sein Nachbar ganz besessen davon sein. „Was zur Hölle", flüsterte er leise, als er weitere Bilder betrachtete. Das war also Herr Hwangs kleines Geheimnis. Changbin musste von hier verschwinden, bevor ihn den Wahnsinn seines Nachbars noch mehr in sich einsog aber er hatte ihn bereits angefallen. Wie ein dunkles Biest warf er ihn zu Boden und hielt ihn vom Gehen ab. Panik kroch unter seiner Haut und doch lief er den Flur weiter. Er kam an ein Wohnzimmer und da sah er, dass Jeongin, der verrückte Jeongin mit seinen verrückten Ideen, dieses Mal die Wahrheit gesagt hatte.
Sein Nachbar hielt wirklich jemanden gefangen.
Es war ein junger, sehr dünner Mann mit blonden fettigen Haaren, der wie ein Häufchen Elend auf einer Matratze lag. Changbin sah die dunklen Flecken auf der verschmutzten Matratze und bei genauerem Betrachten, erinnerte es ihn eingetrockneten Blut. Der Gefangene schien nichts anderes zu tragen als eine Boxershort und ein Croptop. Seine zarten Handgelenke steckten in Handschellen, die mit einer Kette an der Heizung verbunden waren. So hatte der Gefangen Freiraum sich auf der Matratze zu bewegen. Den weichen Untergrund konnte er allerdings nicht verlassen. Changbin trat zu ihm. „Hey.....ist alles okay?", fragte er besorgt, worauf der blonde, junge Mann den Kopf hob. Er sah leichenblass und müde aus. Changbin konnte Sommersprossen erkennen und dann wurde es ihm bewusst, wen er da vor sich hatte. Die Gesichtszüge, die Augen, die Haare und vor allem die Sommersprossen. Changbin erkannte den jungen Mann von Herr Hwangs Zeichnungen. Jenen, den er immer schwanger gezeichnet hatte.
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