Kapitel 11 - Delias Geburtstag
Der erste Gedanke den ich habe, als ich aufwache lautet, dass heute Delias Geburtstag ist. Sie wird 13 Jahre alt. An jedem Geburtstag machen wir, also Delia, Scott und ich, was zusammen. Spielen streiche, stellen irgendwas an und so ziemlich jeden geht das auf die nerven. Nur uns dreien nicht. Wir finden das witzig. Letztes Jahr, an meinem Geburtstag, haben wir in der Schule jedem klar gemacht, dass der Unterricht nach der Pause ausfällt und alle nach Hause gehen können. Die einzigen die uns geglaubt haben, war unsere eigene Klasse und zwei weitere. Nach der Pause sind diese Schüler dann natürlich nicht zum Unterricht erschienen. Das war ziemlich witzig, denn Delia, Scott und ich waren als einzige aus unserer Klasse noch da. Wir sitzen halt in unserem Klassenzimmer, als der Lehrer rein kommt und verdutzt drein schaut. Sein Gesicht war zu geil und als er uns gefragt hat wo die anderen alle sind konnten wir nicht mehr und haben angefangen zu lachen. Am Ende haben alle die gegangen sind eine Strafe bekommen. Wir zwar auch und unsere Klasse hat uns ein paar Wochen ignoriert, aber das war es wert gewesen. Traurigkeit überkommt mich, als mir einfällt das wir das vielleicht nie wieder zusammen machen können. Streiche spielen, zusammen lachen...
"Guten Morgen!", holt mich Gabe aus meinen Gedanken.
"Morgen!", geben Ana, die gerade aufgewacht ist, und ich zurück. Gabe liegt aber leider falsch. Gut ist der Morgen ganz bestimmt nicht. Der Vormittag und Nachmittag wird mit Sicherheit auch nicht gut werden und die Nacht sowieso nicht. Außer man steht darauf ewig nicht einschlafen zu können und wenn man es dann schafft, Alpträume zu haben. Seit ich hier bin plagen mich Alpträume. Meistens geht es darum das entweder Gabe oder ich oder wir beide sterben. Obwohl wir erst seit drei Tagen hier sind. Es kommt mir aber so vor, als wären wir schon eine Woche hier. Einfach schrecklich. Hier ist es einfach nur schrecklich. Ich möchte nach Hause! Jetzt reiß dich verdammt nochmal zusammen Bree! Ja, entschuldigung... Gut! Hörst du das? Was? Na, das! Und tatsächlich. Weit entfernt ist ein leises Piepen zu hören, welches immer lauter wird. Auch Gabe und Ana haben das Geräusch bemerkt und zusammen gehen wir aus der Höhle ins freie.
Als wir draußen sind blicken wir drei gen Himmel und erblicken einen kleinen Fallschirm, an dem etwas festgebunden ist, der direkt auf uns zu schwebt. Ein Sponsorengeschenk! Es landet direkt vor meinen Füßen weshalb ich annehme, das es für mich ist. Ich hebe den silbernen Fallschirm auf, an dem eine Plastikdose befestigt ist. Sie ist ziemlich groß.
"Komm beeil dich! Öffne sie", drängt mich Gabe und ich sehe ihn etwas belustigt an. Trotzdem öffne ich den Deckel und zum Vorschein kommt eine kleine Lederflasche mit einem Verschluss oben. Ist es das was ich denke, das es ist? Ich glaube schon. Hecktisch hole ich die Lederflasche raus, öffne den Verschluss und was da drin ist, ist einfach nur toll.
"Da ist Wasser drin!", ruft Ana entzückt. Obwohl ich mich frage, wie ich mir das verdient habe bin ich erleichtert. Ich war am Verdursten und ich dachte schon, wir würden an Wassermangel sterben. Etwas zu Essen habe ich ja in meinem Rucksack gehabt, aber nichts zum trinken. Gierig trinke ich und das wohltuende, kalte Wasser läuft mir angenehm die Kehle hinab. Dann reiche ich die Flasche an Gabe weiter, der ebenfalls gierig trinkt bevor er sie Ana in die Hand drückt. Zögernd, so als ob sie sich nicht sicher ist ob sie dürfte fängt sie an zu trinken. Als ich die Flasche wieder bekomme bin ich etwas erstaunt, dass noch Wasser drin ist. Aber um so besser, als wenn sie leer wäre.
"Und was machen wir jetzt?", frage ich in die Runde.
"Ich würde sagen wir gehen weiter. Vielleicht treffen wir auf den Weg auf andere, mit denen wir uns Verbünden können", schlägt Gabe vor und Ana und ich sind damit einverstanden. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob mehr Verbündete gut sind. Klar, wenn man mehr ist besteht die Chance länger zu überleben. Aber, wenn man dann nurnoch selber und seine Verbündeten übrig ist... Naja, auf jeden Fall ist das nicht so gut... Wir gehen noch schnell runter in die Höhle, holen unsere Sachen und Waffen und setzen uns dann in Bewegung.
Ich habe keine Ahnung wie lange wir schon unterwegs sind, als ich von hinten ein Knacksen wahrnehme. Auch Gabe und Ana haben es bemerkt, denn sie bleiben Zeitgleich mit mir stehen. Ganz langsam, da ich etwas Angst habe was hinter uns sein könnte, drehe ich mich um und erblicke zwei große, tiefschwarze Augen. Diese Augen gehören zu einem großen Löwen mit prächtiger Mähne, an dessen Pfoten spitze krallen herrausragen. Seine Zähne sind auch nicht normal groß, nein. Sie sind vorne sehr, sehr spitz und ragen einige Zentimeter aus dem Maul des Löwens herraus. Besonders die Vorderzähne reichen bis knapp über den Boden. Der scheuchlichste Anblick bietet aber sein Körper. Dieser ist Blutüberströmt und gewisse, eckelerregende Innerreien kleben an seinem Körper. Es sind aber definitiv nicht seine, ebenso wenig wie das Blut seins ist. Auf meine Frage wem es dann gehört bekomme ich nie eine antwort. Denn just in diesem Moment erwacht Ana aus ihrer Starre und fängt an zu schreien. Der Löwe flescht bedrohlich die Zähne und lässt ein Brüllen hören. Dieses brüllen geht mir durch Mark und Knochen und versetzt mich in Panik. Wie von der Terrantel gestochen rennen wir drei los, der Löwe uns dicht auf den Fersen. Mein Atmen geht schnell, ich keuche unentwegt, mein Herz pocht unregelmäßig schnell und ich renne wortwörtlich um mein Leben. Neben mir sehe ich Gabe und Ana und es beruhigt mich etwas, dass sie noch neben mir sind. Hinter uns hören wir den Löwen brüllen und spüren auch seine Pfoten auf dem Boden. Der ganze Erdboden vibriert und versetzt mich nurnoch mehr in Panik. Mir ist klar, das wir nicht ewig vor dem Löwen wegrennen können. Irgendwann wird uns die Puste ausgehen und wir sind gezwungen stehen zu bleibem. Dann sind wir leichtes Opfer für den Löwen. Ausgelaugt, völlig auser Atem, keuchend, voller Angst und Panik. Wir wären ihm völlig ausgeliefert. Ohne darüber nachzudenken bleibe ich stehe und drehe mich um. Der Löwe kommt direkt auf mich zu, doch ich weiche nicht zurück.
Bliztschnell zücke ich mein Messer und bücke mich. Der Löwe rennt über mir hinweg und ich strecke meinen rechten Arm in die Höhe und ramme ihm das Messer in die Haut. Da ich das Messer nicht loslasse, schneidet es eine gerade linie in die Haut des Löwen und unmengen von dickem, heißen Blut strömt heraus. Da etwas von dem Blut auf mich kommt, muss ich würgen kann mich aber zusammen reisen und kotze nicht.
"Bree!", höre ich Ana plötzlich entsetzt kreischen. Dann nochmal und man hört eine Klinge, nein zwei Aufblitzen. Als ich mich umdrehe und mich mit wackeligen Beinen wieder aufrecht hinstelle sehe ich, wie Gabe und Ana mit dem Löwen kämpfen. Ich höre wie Gabe zu Ana schreit sie solle zu mir gehen, was sie dann auch macht.
"Omg Bree das war der Wahnsinn! Geht es dir gut? Komm, wir müssen Gabe helfen", plappert sie drauf los und sieht mich mit. Dann drückt sie mir ein Schwert in die Hand und zusammen stechen wir auf den Löwen ein. Dieser heult erschreckenderweise Menschenähnlich auf und schlägt mit seinen Krallen um sich. Diese erwischen meine Backe und Gabes Bein. Ana schreit wieder entsetzt auf, als Gabe zu Boden sackt und der Löwe sich auf ihn stürzen will. Dann macht Ana etwas was mutig, selbstlos und lebensmüde zugleich ist. Sie stellt sich zwischen Gabe und dem Löwen und rettet sein Leben in dem sie ihres hergibt. Ich kann nicht sehen was der Löwe mit ihr anstellt doch ich höre ihr kreischen, vermischt mit dem meinem und Gabes. Anscheinend ist der Löwe fertig, denn er lässt von Ana ab und trottet davon. Gabe und ich stürzen uns auf Ana. Sie lebt noch, doch mir ist klar das sie gleich sterben wird.
"Ana warum um alles in der Welt hast du das getan? Du bist 14 und ich 16! Du hättest eher Leben sollen, als ich!", schreit Gabe sie verzweifelt an und fängt an zu Weinen.
"Ich hätte eh nicht überlebt... Außerdem wird mich keiner vermissen. Meine Eltern sind tot, ich habe keine Geschwister und... meine Tante hasst mich!", krächst sie und verzieht ihr Gesicht vor schmerzen. Auch ich habe angefangen zu weinen. Wir kennen sie nicht mal einen Tag und trotzdem hat sie sich für Gabe geopfert. Dafür hat sie für immer meinen Respekt.
"Ich hoffe einer von euch beiden gewinnt!", bringt Ana in ihrem letzen Atemzug hervor, bevor die Kanone ertönt. An diesem Abend weine ich mich in den Schlaf und schwöre dem Kapitol Rache. Ich weiß zwar nicht wie ich das anstellen werde, aber sie werden ihre gerechte Strafe schon noch bekommen...
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