4. dream.

Kostas' Sicht

Ich kannte Mik schon zwei Jahre und so habe ich ihn noch nie erlebt. Er saß zusammengekauert auf seinem Fensterbrett und starrte die vorbei laufenden Menschen an. Sol hatte sich mittlerweile wieder beruhigt und somit konnte ich mich guten Gewissens Marik zu wenden. Ich ging langsam auf ihn zu und legte meine Hand auf seine Schulter um ihn zu signalisieren, dass er nicht alleine ist. Schnell wandte sich sein Blick von dem Fenster ab und er sah mir direkt in die Augen. Ich könnte dahin schmelzen. Seine Augen waren so perfekt und immer wieder verlor ich mich aufs neue in ihnen. "Alles ok Mik?", fragte ich vorsichtig, doch der werte Herr schwirrte wieder in einem parallel Universum herum. Genau wie vorhin fing er an leicht zu sabbern und ich konnte mir ein schmunzeln nicht verkneifen. "Er denkt wahrscheinlich wieder an essen", hörte ich seine Schwester hinter mir sagen. Ich seufzte. "Hat er das öfters?", fragte ich sie leicht besorgt, weil er immernoch zu der Stelle starrte, wo ich vor ein paar Minuten noch stand. "Nö. Nur wenn du das bist", haut Sol raus und fing an zu grinsen. Ich hätte ihr nie erzählen dürfen, dass ich mich in ihn verliebt habe. Zum Glück hatte er das nicht mitbekommen, sonst wäre das ziemlich peinlich gewesen. Ich schaute mir die Bilder an, die an seiner weißen Wand hingen. Ich blieb bei einem Bild hängen, auf diesen Mik und ein Mädchen zu sehen war. "Wer ist das?", fragte ich Sol und zeigte auf das Bild. Mik brauchte ich gar nicht fragen, der saß nämlich noch immer am Fensterbrett und starrte in die Leere. "Das ist Myriam..", sie wollte noch irgendetwas dazu sagen, doch verstummte. Ich nickte nur und hackte nicht weiter nach, schließlich wollte ich so etwas wie vorhin im Krankenhaus vermeiden. "Warum hingen dein Schuhe eigentlich am Baum?", fragte mich Sol und ich setzte mich wieder zu ihr. "Toby und Max hielten sich für ganz lustig und haben sie dort hin, damit ich, ich zitiere, endlich einmal darüber nachdenke, dass es falsch ist schwul zu sein."

Ich sah wie sie nickte, zu ihren Bruder sah und ich tat es ihr gleich. An was er gerade wohl dachte? Als sich nach zwei Stunden immernoch nichts getan hatte und er weiterhin vor sich hin starrte, beschloss ich Nachhause zu gehen. Sol brachte mich noch zu der Haustür und umarmte mich zum Abschied. "Sag mir bitte bescheid, wenn er wieder bei sich ist und die Starre abgelegt hat", bat ich sie noch bevor ich mich schlussendlich von dem Haus entfernte und mein Heimweg antrat.

******

Es ist mittlerweile 22:15 Uhr und Sol hatte mir noch immer nicht geschrieben.

Ob Mik noch immer vor sich hin starrte oder hatte sie es einfach vergessen?

Vielleicht hat sich mein Handy auch einfach nur aufgehängt und ich bekomme ihre Nachricht nicht. Ich schaltete also mein Handy aus und wieder ein, doch keine Spur von einer Nachricht. Ich legte mich auf mein Bett und ließ den Tag nocheinmal revue passieren. Erst musste ich eine Klasse zurückgestuft werden, da ich zuviele Fehltage hatte. Dann kamen Max und seine Idioten und klauten mir meine Schuhe. Anschließend verletzte sich Mik wegen dieser Sache, Sol wurde ausfällig, weil ich nachgefragt hatte wieso sie und Mik in einer Klasse waren, danach sperrten sie die Zimmertür zu als 'vorsichts Maßnahme' und dann diese Starre von Mik. Ich schaute auf mein Handy und freute mich wie ein kleines Kind an Weinachten, als ich das Whatsappzeichen auf meinem Display sah. Schnell entsperrte ich mein Handy und öffnete die App, doch die Freude verging genauso schnell, wie sie gekommen war. Die Nachrichten stammen von unserem Klassenchat, wo sie verzweifelt nach den Hausaufgaben fragten und von meiner Mutter, die meinte es wäre schon spät und ich sollte jetzt schlafen sonst würde sie mir das Handy wegnehmen. Ich sah auf die Uhr und musste feststellen, dass es schon 01:30 Uhr war. Da ich eh nicht schlafen konnte, schaute ich nach wann die beiden zuletzt online waren. Mik um 14:38 Uhr und Sol um 13:10 Uhr. Seufzend legte ich mein Handy weg und versuchte zu schlafen. Nach unzähligen Positionwechsel und hin und her gedrehe schliefe ich endlich ein.

* Traumanfang *

Ich saß mit einem braunhaarigen Mädchen auf einer Bank im Park. "Wir müssen langsam los Kostas", man hörte ihr die Traurigkeit an, doch sie versuchte es mit einem falschen Lächeln zu überspielen. Ich schüttelte nur leicht den Kopf und ihr Lächeln verblasste wieder. Heute war kein Tag zum Lächeln, es war nicht der passende Moment. "Lass es uns hinter uns bringen", sie nickte und wir standen auf. Ich würde am liebsten weg rennen, weit weg rennen. Ich will nicht zu diesem Ort, nicht heute, nicht zu diesem Anlass, doch das konnte ich ihr nicht antun. Ich konnte sie nicht auch noch alleine lassen. Langsam näherten wir uns dem Friedhof, wo alle auf uns warteten. Ich blieb vor der Kirche stehen "Geh du schon einmal rein, ich brauch gerade etwas Zeit. Ich komme dann gleich nach" sie nickte und verschwand durch die große Tür ins innere, wo alle anderen waren, wo der Sarg stand. Ich atme tief durch. Wir werden ihn heute Beerdigen. Sobald ich durch diese Tür gehe, beginnen wir und mein Blick würde die ganze Zeit auf den Sarg gerichtet sein, bis ich meine Rede halten müsste, dann wird mein Blick seinen Freunden, seinen Verwandten zugewandt sein. Ich schließe noch einmal kurz meine Augen, atme tief durch und gehe dann in die Kirche. Ich setzte mich neben das Mädchen und sah sie aufmunternd an, doch sie schaute nur das Bild von ihn an und ignorierte mich. Ich will das Bild gar nicht ansehen, sonst würde ich komplett die Fassung verlieren. Er hatte sich so gewandelt und ich bekam nichts von all dem mit. Vielleicht hätte ich ihm noch helfen können, wenn ich es früher bemerkt hätte. Ich schaute mich um, doch von seinen Eltern fehlte jede Spur. Als ich dran war, mit der Rede halten, musste ich mir wohl oder übel, dass Bild doch anschauen. Ich merkte wie mir die warmen Tränen, die Wange herunter liefen und stellte mich an das Mikro. Ich wollte diese Rede wirklich halten, dass schuldete ich ihm, aber ich bekam kein Wort heraus. Ich sah zu dem Mädchen, die mich hoffnungsvoll ansah. "Ich konnte noch nie Reden halten. In der Schule hatte ich das immer anderen überlassen.... Ich weiß, dass er es nicht gewollt hätte, dass wir hier alle in schwarzer Kleidung sitzen und uns gegenseitig mit den Reden noch mehr herunterziehen. Deshalb habe ich mich enttschlossen, nichts großartiges zu sagen und auch nicht viel. Außer die Tatsache, dass ich diesen Jungen liebe und es ihm nie erzählt habe.", den letzten Satz hat man kaum verstanden, da mir von Wort zu Wort immer mehr tränen die Wange entlang liefen. Es war zu spät. Er ist tot. Ich ging wieder zu meinen Platz und setzte mich neben Sol.

* Traumende*

Ich wurde aus diesem Albtraum vom klingeln meines Handy's geweckt. Komplett verschlafen sah ich auf das Display und erkannte Sol's Namen. Schnell nahm ich den Anruf entgegen und hörte eine schluchzende Sol "Kostas... Mik.. es ist etwas schlimmes passiert" sagen.

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Naaaa ihr?

Was denkt ihr, ist passiert? Lasst mich eure Vermutungen in den Kommentaren wissen -bin gespannt!😏

Und habt ihr Wünsche, für die nächsten Kapitel?

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