33. Burial
Aus Mik's Sicht
♢ 2 Monate später ♢
Heute ist es soweit; Sol wird beerdigt. Ich möchte am liebsten gar nicht hingehen, aber das bin ich ihr schuldig. Ich konnte sie schon nicht beschützen. Ich habe kläglich versagt. Mich plagt immer noch das schlechte Gewissen, wenn ich früher etwas bemerkt hätte würde sie heute noch leben.
"Mik.. du kannst nichts dafür.. hör auf dir das ein zu reden", hörte ich meinen Freund hinter mir sagen.
"Ich hätte was machen sollen..", mein Blick wandert, wie so oft bei diesem Thema, auf den Boden.
"Stelle dir vor Alex wäre heute auch hier", versuchte er mich abzulenken, doch ich winkte ab. Über ihn will ich nichts mehr hören. Er sitzt nun erstmal wegen Erpressung im Gefängnis, doch meine Schwester bringt mir das auch nicht wieder. Er trägt mit Schuld an dem Tod von Sol. Wie so oft in letzter Zeit bin ich gerade wieder auf den Weg zu Sol's Zimmer. Mum, Dad und ich haben entschlossen, dass das Zimmer so bleibt. Ich ließ mich auf ihren Bett nieder und begutachtete ihr Zimmer. Immer wieder stelle ich mir vor, was sie jetzt wohl sagen würde. Wahrscheinlich etwas wie "Mik. Mein Zimmer wird sich in 1000 Jahren auch nicht ändern. Rede mit mir!".
Wie gern ich noch einmal mit ihr reden möchte.
Wie gern ich sie noch einmal in den Arm nehmen möchte.
Wie gern ich noch einmal ihrer Stimme lauschen möchte.
Wie gern ich sie noch einmal ärgern würde.
Aber es geht nicht mehr.
Der Zug ist abgefahren.
Es wird nie wieder gehen.
Tränen fließen wieder über meine Wangen und ich versuchte es gar nicht erst sie zu unterdrücken. Ich schaute auf den Boden und sah das Szenario wieder vor mir. David, der die bewusstlose Sol im Arm hat, bis sie schlussendlich ihren letzten Atemzug in meinen Armen machte. Ich sehe vor mir, wie sie den leblosen Körper von ihr in den Leichenwagen transportieren und wie Myriam kam und mich liebevoll in den Arm nahm sowie es Kostas jetzt auch tut. Ich vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge und ließ meinen Tränen frei lauf.
"Es wird leichter damit zu leben Mik", flüstert er mir ins Ohr, während er mir beruhigend über den Rücken streicht. Leichter?
Ich will nicht das es leichter wird.
Ich will, dass es erträglicher wird.
"Lass es hinter uns bringen", meinte meine Mutter. Wir nickten ihr zu und standen auf. Ich will nicht zu diesem Ort, nicht heute, nicht zu diesem Anlass.
Wir gingen nach unten und machten uns auf den Weg zum Friedhof, wo alle auf uns warten. Vor der Kirche stockte ich kurz. Kostas machte ein Handzeichen und meine Mutter und mein Vater ging schon einmal in die Kirche.
"Was ist los Miki?", meinte mein Freund fürsorglich.
"Ich will nicht, dass sie Tot ist. Ich will, dass sie gleich um die Ecke kommt und April April ruft. Ich möchte nicht, dass sie für immer in einem Holzkasten liegt. Ich möchte, dass sie ihr leben noch leben darf. Kostas sie war gerade erst 16! Sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich. Ich will sie nicht unter die Erde bringen.. sobald sie unter der Erde ist, ist es endgültig. Ich will aus diesen bescheuerten Traum aufwachen! Sie ist gar nicht tot.", meine Augen füllten sich mit noch mehr Tränen und er nahm mich in den Arm.
Ich hatte in den letzten zwei Monaten immernoch nicht realisiert, dass Sol nicht ein paar Stunden, Tage, Wochen, Monate oder Jahre weg ist sondern für immer.
Ich werde nie wieder ihre wundervolle Stimme hören.
Nie wieder wird sie mich mit ihrer guten Laune nerven.
Nie wieder wird sie mit uns Frühstücken.
Nie wieder werden wir zusammen am See sitzen und über Kostas reden.
Nie wieder werde ich wegen ihr zu einem Termin zu spät kommen.
Nie wieder könnte ich sie mit ihren vollen Namen ärgern.
Nie wieder kann ich mitten in der Nacht in ihr Zimmer gehen und sie wecken, weil ich nicht schlafen kann.
Nie wieder wird sie lebendig in meinen Tagesablauf vorkommen.
Nie wieder ist eine ziemlich lange Zeit.
Ich atme noch einmal tief ein. Gleich gehen wir in die Kirche und dann heißt es Abschied nehmen.
"Wir können rein", Kostas sah mich fragen an und ich nickte.
"Auch zum Grab?", ich schüttelte meinen Kopf und versuchte nicht sofort wieder zum Weinen anzufangen.
Abschied nehmen - ok.
Sie los lassen - noch nicht.
Kostas nahm meine Hand, wir gingen in die Kirche und setzen uns neben Myriam und Toby. Ohne Sol wären wir nie so gut mit den beiden befreundet. Ich sah zu dem Bild, dass vor dem Sarg stand.
Es entstand letzten Sommer, als diese Geschichte begann.
"Wir wollen heute Abschied nehmen von Solara Luna Benson und bedenken, was uns mit ihr verbindet. Wer sie lieb gehabt und geachtet hat, der trage diese Liebe und Achtung weiter. Wen sie lieb gehabt hat, der danke ihr alle Liebe. Wer ihr etwas schuldig geblieben ist an solcher Liebe, in Worten und Taten, der bitte Gott um Vergebung. Und wem sie weh getan haben sollte, der verzeihe ihr, wie Gott uns vergibt, wenn wir ihn darum bitten. So nehmen wir Abschied mit Dank für alles Gewesene und im Frieden.", fing der Pfarrer an, doch ich hörte ihn nicht mehr zu. Ich vermisse meine kleine Schwester jetzt schon. Wie soll das die nächsten Jahre weiter gehen?
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Btw. Ich habe beim schreiben geweint. Wer gehört zur Wein-Armee?
AND welcome to the End! <3
Danke an alle, die für diese Geschichte abgestimmt, die sie kommentiert und gelesen haben!❤
Was war eigentlich euer Lieblingskapitel?
UNNNNND; Wer dachte, dass ich Mik oder Kostas sterben lasse?
Habt ihr noch ungeklärte Fragen? Dann ab in die Kommentare :)
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