2. lost.
Aus Kostas' Sicht
Während Marik uns weiterhin ignorierte, wurde er in das Behandlungszimmer gerufen. Für Sol und mich hieß das warten - unendlich langes Warten. Ich ging im Wartebereich hysterisch auf und ab. "Verdammte Scheiße, Dennis! Setzt dich jetzt hin. Du tust so als würde Mik operiert werden.", schrie Sol mich bettelnd an. Ich schaute auf den dreckigen Boden und folgte ihrer schroffen Anweisung. "Wir warten aber schon zwei Stunden Sol.. ich bin eben.. nicht gerade geduldig.", seufzte ich und lehnte mich mit meinen Kopf an die Wand. Ich will doch einfach nur wissen, wie es Mik geht. Ich mein klar, wir sind nicht gerade die engsten Freunde, aber ohne mich hätte sein Rücken nie geknackst. Okay Sol war auch an der ganzen Sache Schuld, schließlich hat sie mich erschrocken. Aufgebracht ging ich mir durch die Haare. "Und ohne dich würden wir hier nicht sitzen!", fuhr ich sie böse an. Sie schielte mich kurz erschrocken an und konterte gekonnt "Ohne deine Schuhe wären wir nicht hier! Hätten sie nicht am Baum gehangen, hätte dir Mik nie geholfen."
Ich bemerkte, dass wir beide gleich viel Schuld hatten, obwohl ich nichts dafür konnte, dass irgend solche Trottel meinten meine Schuhe am Baum aufzuhängen. Oder doch? Nein. Ich konnte nichts dafür oder nur zum Teil. Ich kann schließlich nichts dafür, dass es Leute gibt, die Menschen die anders sind nicht akzeptieren. Ich merkte wie mir Tränen die Wange herunter liefen und wischte sie mir sofort weg. Was sie wohl morgen für mich auf Lager hatten? Vielleicht sperren sie mich in einen kleinen Raum ein oder schlagen mich nieder und klauen meine Klamotten. "Alles ok? Ich meinte das nicht böse oder so Kostas..", hörte ich Sol sagen während sie mich fürsorglich in den Arm nahm. "Ja alles gut.. ich habe gerade nur an etwas.. negatives gedacht", meinte ich und löste mich aus ihrer Umarmung. Wie sie und Mik wohl darauf reagieren würden wenn sie herraus bekommen, dass ich anders bin, dass ich schwul bin?
Würden sie genauso, wie der Rest der Gesellschaft reagieren?
Würden sie mich morgen auch brutal zusammen schlagen und gemeinsam mit den anderen meine Klamotten klauen?
Nein. Die beiden dürfen dieses kleine Geheimnis von mir nicht erfahren.
Dafür muss ich sorgen. Jeder, wirklich jeder darf es wissen nur die beiden nicht. Sie sind doch die einzigen Freunde die ich hier auf der Schule habe. Ich will sie schließlich nicht verlieren. Wobei wenn sie es von anderen erfahren? Dann würde ich sie erst recht verlieren, weil ich nichts gesagt habe. Vielleicht sollte ich vorsichtig bei den beiden nachfragen, wie sie dazu stehen mit einem Freund als Vorwand oder so.
"Und an was?", fragte Sol neugierig nach und riss mich so aus meinen Gedanken. Ich schaute sie an. Lass dir eine gute Lüge einfallen Kostas! Die Geschichte des verstorbenen Opas? Nein so gut lügen, dass sie es mir abkaufen würde kann ich nicht. Ihr müsst wissen, wenn Sol merkt, dass jemand lügt hinterfragt sie alles solange, bis sie die Wahrheit kannte. Ich wechsel einfach unbemerkt das Thema, aber was? Ah genau! "Nicht so wichtig. Aber sag 'mal wieso bist du mit Mik eigentlich in der gleichen Klasse? Er ist doch drei Jahre älter als du." ich weiß nicht wie ich auf die Frage kam, aber sie scheint die eigentliche Frage zu vergessen und über meine nachzudenken. Moment sie denkt darüber nach? Das sollte man doch eigentlich wissen, ohne nachzudenken oder dachte sie darüber nach mir den Grund zu erzählen oder nicht? Ich sah, wie sie von Sekunde zu Sekunde leicht aufgewühlter wurde und bekam langsam Angst vor ihrer Antwort. Ihre Augen spiegelten Hass und Traurigkeit wieder, als sie das weinen anfing nahm ich sie in den Arm und strich ihr über ihr weiches, langes, braunes Haar um sie zu beruhigen. Ein Fehler wie sich ein paar Sekunden später zeigte. Sie stoß mich von ihr weg, stand auf und begann mich anzuschreien. "Das geht dich gar nichts an Kostas! Das ist privat! Das ist Mik's und meine Sache nicht deine! Kehr vor deiner eigenen Tür!". Ich schaute sie erschrocken an, nickte nur und blieb still sowie starr sitzen. Was war das? Wieso flippte sie bei einer normalen Frage so aus? Ich merkte, wie sie sich wieder auf den Platz neben mich setzte. Sol wirkte zwar wieder friedlich, doch sprach ich nichts mehr - ob aus Angst oder Respekt lässt sich streiten. Selbst wenn ich es wollte, könnte ich es nicht ein mal. Mein Mund fühlte sich wie zugenäht an. Ich hatte bei ihr anscheinend einen wunden Punkt getroffen und das tat mir mehr als nur leid. In meinem Kopf spielte sich das Szenario von eben immer wieder ab. War der Grund wieso er und sie in der selben Klasse sind der Auslöser ihres kleinen Ausrasters oder meine Aussage, dass sie jünger ist? Mich quälten Fragen über Fragen, doch mein Mund blieb verschlossen. Wir sitzen jetzt schon seit zwei Stunden so da und von Mik fehlt immer noch jede Spur. Ich schaue immer wieder zu Sol hinüber, die seit einer Stunde an ihrem Handy war. Der Hass aus ihren Augen ist verschwunden, genauso wie ihre Tränen und die Traurigkeit, trotzdem sprach ich sie nicht mehr an. In mir brodelte langsam aber sicher die Sorge um Marik über. Wieso ist er so lange verschwunden?
Aus Sol's Sicht
Ich starrte auf mein Handy, um Kostas blicken auszuweichen. Ich merkte, wie er immer wieder zu mir schaute wahrscheinlich um zu gucken, ob ich noch sauer war. Entweder dachte er, ich wäre es oder er hatte inzwischen Angst vor mir und blieb deshalb still. Ich fühlte mich miserabel, schließlich kann Kostas nichts dafür und trotzdem hatte ich meine ganze Wut, meinen ganzen Hass auf meine Eltern an ihm ausgelassen und jetzt? Jetzt hatte ich den Mumm nicht dazu, um die erdrückende Stille zu unterbrechen. Ich schaute lieber auf mein Handy um die Zeit, die immer mehr verstrich, an zu starren.
Es ist mittlerweile 16:43 Uhr und von meinem Bruder kam immernoch kein Lebenszeichen. So schlimm konnte die Verletzung an seinem Rücken doch nicht sein, oder doch?
Ich wandte den Blick von meinem Handy ab und schaute Dennis an. "Ich wollte nicht so laut werden.. es.. es tut mir Leid.", unterbrach ich schlussendlich doch die Stille, die sich langsam angeschlichen und uns beide halb erwürgt hat.
Er sah mich überrascht an und flüsterte mir ein sehr schwaches "Schon gut" zu.
Seine Stimme klang besorgt und sein Blick richtete sich intensiv auf den hellen Linoleum Boden. Ich würde Dennis am liebsten in meine Tasche packen und mit ihm aus dem Krankenhaus gehen. Das funktioniert aber nicht weil er A zu groß für meine Tasche ist und B wir hier auf Marik warten.
Die Autorin hätte sich hier ruhig mal ein wenig Drama einfallen lassen können, aber nein. Sie verschwendet ihre Zeit lieber mit unrealistischer Realistischer scheiße - wenn das überhaupt geht.
Back to the Story.
Ich hab mein Zeitgefühl mittlerweile verloren, aus diesem Grund kann ich euch nicht sagen wie lange ich schon die Wand gegenüber von mir anstarrte. Was ich euch aber berichten kann ist, dass die Wand weiß, mit einem dünnen, blauen Streifen so ca. etwas über der Hälfte ist. Ich studierte gerade die Broschüren, die am 'schwarzen Brett' hängen als ein Arzt auf mich und Kostas zu kam. Ich bemerkte das erst, als mich Kostas am Ärmel zog und neben sich stellte. Ist das jetzt ein gutes Zeichen, dass der Arzt zu uns kam? Unsicher schaute ich ihn an. Ihm stand das Mitleid förmlich im Gesicht geschrieben. Er will uns doch jetzt nicht sagen, dass Mik tot ist. Ich sah im Augenwinkel, dass auch Kostas anfing nachzudenken. "Es tut mir leid Ihnen das Mitteilen zu müssen, aber wir haben ihren Bruder leider verloren..", wandte der Mann im weißen Kittel mir zu.
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Ich weiß, dass ist ein mieser Cut, aber mir gefällt er.😏
Na? Was denkt ihr ist Mik tot oder nicht?
Und wie gefällt euch das Kapitel?
P.s Danke Maeybaell, dass du das Kapitel "überarbeitet" hast.🙈
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