Kapitel 14
Am nächsten Morgen wachte ich alleine in meinem Bett auf und selbst in meiner ganzen Wohnung war keine Spur von Avan. Wahrscheinlich habe ich doch nur geträumt. Es wäre auch zu schön gewesen. Aber davon ließ ich mich nicht runterziehen. Nicht mehr. So tickt er halt einfach. In aller Ruhe duschte ich mich und machte mich für die Arbeit fertig. Noch in San Francisco habe ich meiner Chefin geschrieben, dass ich früher zurückkomme und auch wieder arbeiten könne, wenn sie mich braucht. Dieses Angebot nahm ich natürlich sofort an.
In der Buchhandlung war nicht sonderlich viel los, weshalb ich mich darum kümmerte die Bücher richtig und ordentlich zu sortieren. Ich hasste es, wenn ein Buch an der falschen Stelle stand. Da ging mein Perfektionismus öfters mal mit mir durch. In meiner Mittagspause Entscheid ich mich kurzerhand dazu, zu meinem Tätowierer zu gehen. Er ist ein guter Freund meines Bruders und hat mir schon zwei Tattoos gestochen. Langsam wurde es Zeit für ein drittes.
Als ich den Laden betrat, klingelten zwei Glocken an der Tür und kündigten somit mein Kommen an. Sofort nahm ich Schwung und setzte mich auf den Tresen, bevor ich mir die Ordner von Rider schnappte, um mir seine Werke anzuschauen. Sein Talent ist einfach unbeschreiblich, genau wie dieser Laden. Die ganzen Wände waren bemalt und erhaben ein riesengroßes Gemälde, auf dem eine Tätowiermaschine zusehen ist. Drumherum scheinen die Farben nur zu explodieren. Die zwei Ledersitze im Eingangsbereich machten alles noch viel gemütlicher. Endlich trat Rider aus dem Raum und kam zum Tresen.
»Lacey Hamilton. Was für eine Ehre!«, begrüßte er mich und umarmte mich kurz.
»Hi.«
Ich legte den Ordner beiseite und strahlte ihn an. Rider seufzte kurz.
»Was für ein Motiv willst du?«
»Ich möchte endlich meinen Wolf.«
Schon seit mehrere Jahren wollte ich mir mein Lieblingstier stechen lassen, jedoch habe ich mit zwei kleineren Tattoos angefangen.
»Gut. Ich könnte dir nachher eine Zeichnung machen. Wenn du Lust hast, komm heute Abend wieder. Für heute habe ich nämlich keine Termine gemacht, damit ich noch die Tattoos für andere Kunden zeichnen kann. Dann bekommst du es heute schon gestochen.«
Wie gut mich Rider doch kannte. Wenn ich mir einmal in den Kopf gesetzt habe, ein Tattoo zu wollen, kann ich es kaum abwarten und würde es am liebsten direkt haben. Mit meinem Wolf ließ er mich aber schon seit Jahren warten.
Ich sprang vom Tresen runter, um ihn umarmen zu können.
»Danke, danke, danke!«
Lachend legte Rider seine Arme um mich.
»Nichts zu danken, Lace.«
Ich warf einen kurzen Bick auf meine Uhr und verabschiedete mich gleich danach wieder von meinem Freund, der wie ein zweiter großer Bruder für mich ist.
Nach Feierabend erzählte ich Meg kurz von meinem Plan und holte für Rider und mich einen Kaffee von Starbucks. Oh Mann, ich könnte mich in diesen Kaffee hereinlegen!
Meg freute sich zwar für mich, war aber deutlich weniger begeistert, als ich. Sie findet Tattoos zwar cool, aber würde sich selbst nie eins stechen lassen.
Mit zwei Kaffeebechern in der Hand betrat ich den Laden von Rider und stellte seinen Becher auf den Tresen, während ich mich auf einen der Sessel setzte. Es dauerte nicht lange, da tauchte er auch schon am Tresen auf, schnappte sich seinen Kaffee und setzte sich auf den anderen Sessel.
»Also. Hier haben wir die Zeichnung.«
Er legte das Transparentpapier auf den kleinen runden Tisch vor uns und ich brauchte erst einen Moment, um meine Kinnlade wieder zuzuklappen. Auf dem Bild schaute mich ein wunderschöner Wolf direkt an und hinter ihm befand sich ein ebenso schöner Wald. Es sah fast magisch aus.
»Wow!«, mehr als ein Flüstern bekam ich nicht raus.
»Es wird deinen kompletten Unterarm in Anspruch nehmen. Ich nehme an, du willst das Tattoo in Schwarz und grau haben. Dann werde ich darauf achten, dass es nicht zu dunkel wird. An ein paar Stellen wird deine Haut noch durch kommen, damit es nicht so zugeklatscht aussieht, sondern, wie ein Teil von dir.«
Ich nickte kurz und schaute wieder die Zeichnung an.
»Wann legen wir los?«, fragte ich, nachdem ich mir alles in Ruhe angeschaut habe. Mein Herz pochte vor Freude und Aufregung doppelt so schnell.
»Geh schon mal nach hinten. Dann bereite ich schon mal alles vor.«
»Gut.«
Ich erhob mich vom Sessel, um in den hinteren Raum zu gehen. Meine Jacke hängte ich an der improvisierten Kleiderstange auf und setzte mich danach auf den schwarzen Lederstuhl. Aus den Boxen an den Wänden sang Kraftklub gerade von irgendeine Entwicklung derer Fans. Ich kenne nur ein paar Lieder von Kraftklub und bin eigentlich kein so großer Fan von ihnen, aber die paar Lieder, die ich kenne, finde ich eigentlich ganz cool.
Rider nahm auf dem Lederhocker neben mir platz und baute seine desinfizierte Tattomaschiene zusammen.
»Du kennst ja das ganze Prozedere schon. Nur dieses Mal wird es deutlich länger dauern. Wenn du also eine Pause brauchst, sag Bescheid.«
»Okay, mach ich.«
Ich beobachtet Rider dabei, wie er eine spezielle Folie um meinen rechten Oberarm legte und somit die Linien vom Tattoo auf meinen Arm brachte. Er nahm die Folie weg, um mit einem Stift noch ein etwas Freihand dazu zu malen. Wüsste ich nicht, wie mein Tattoo aussieht, hätte ich das Bild, welches der da zeichnet, nicht verstanden. Es sah eher wie ein komplettes durcheinander aus. Ich lief zum Spiegel und betrachtete meinen Arm. Das Tattoo wird wirklich riesig und geht fast zu meinen Ellbogen, aber ich liebe es jetzt schon.
Als ich wieder auf dem Stuhl saß, strahlte ich Rider an. »Dann leg mal los!«
Rider brauchte geschlagene 5 Stunden. Aber ich beklagte mich nicht, sondern konzentrierte mich auf das Geräusch der Maschine und nicht auf die Schmerzen. An manchen Stellen war es überhaupt nicht unangenehm, aber als er mit den Schattierungen anfing, musste ich mich doch ab und zu zusammenreißen. Meine Haut ist gereizt, aber noch ging es.
Als Rider endlich fertig war, stand ich auf und ging mit klopfenden Herzen zum spiegel. Ich schaute mir in die Augen und ließ meinen Blick langsam zu meinem Arm wandern. Auf der Innenseite schaute mich dieser wunderschöne Wolf an und der Wald, welcher sich hinter ihm befand, schien unendlich zu sein. Das komplette Tattoo zog mich in den Bann. Ein fettes Grinsen bildete sich auf meinen Lippen und ich musste ein paar Tränen wegblinzeln. Ich drehte mich zu Rider und umarmte ihn stürmisch. Achtete dabei aber darauf mit meinem rechten Arm nichts zu berühren.
»Danke! Es ist wunder wunder wunderschön!«
»Es freut mich, dass es dir gefällt, Lace.«
Rider lächelte mich an und wickelte meinen Arm in Folie ein.
»Willst du noch zu mir kommen? Ich habe noch Pizza im Gefrierschrank.«
Pizza klang gut in meinen Ohren und nach dieser Anstrengung hatte ich unglaublichen Hunger. Die Uhr verriet mir, dass es schon halb 2 Uhr morgens ist. Super. Morgen oder besser gesagt heute haben die Jungs ihren Auftritt und ich habe versprochen mit Meg und Mary zum Universe zu kommen. Egal, das werde ich schon irgendwie schaffen, ohne total müde zu sein. Ich habe es den ganzen Tag geschafft nicht an Avan zu denken und an das, was ich fühle und ihm gerne sagen würde. In meinem Kopf befand sich kein Durcheinander deswegen. Endlich konnte ich auch mal an etwas anderes denken. Dann werde ich jetzt auch nicht damit anfangen. Irgendwann werde ich schon noch mit ihm reden.
»Klar«
Ich bezahlte Rider für mein Tattoo und ging dann mit zu seiner Wohnung.
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Huhu ihr Lieben,
ich habe endlich wieder ein paar neue Ideen in meinem Kopf und das nächte Kapitel wird wieder ein längeres. :)
Aber nun zu Kapitel 14. Hier lernen wir eine neue Person kennen und zwar Rider. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob er demnächt öfters in meiner Geschichte drin vorkommen wird. Aber sollte ich im Laufe der Zeit eine zweite Geschichte schreiben, wird es evtl. in dieser um Rider und einem geheimnisvollen Mädchen gehen. Was würdet ihr davon halten?
Jedoch geht es vorher noch mit Lacey und Avan weiter.
Ich wünsche euch einen schönen Tag!
Eure Melina
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